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Orbase
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Beiträge: 10

New PostErstellt: 27.11.05, 00:44     Betreff: Re: Botschaften in Goethes Faust

SALVE Hmr,

hier die von dir zitierte Stelle im Zusammenhang:

"MEPHISTOPHELES:
Mein Freund, nun sprichst du wieder klug!
Dich zu verjüngen, gibt's auch ein natürlich Mittel;
Allein es steht in einem andern Buch,
Und ist ein wunderlich Kapitel.

FAUST:
Ich will es wissen.
MEPHISTOPHELES:
Gut! Ein Mittel, ohne Geld Und Arzt und Zauberei zu haben:
Begib dich gleich hinaus aufs Feld,
Fang an zu hacken und zu graben
Erhalte dich und deinen Sinn
In einem ganz beschränkten Kreise,
Ernähre dich mit ungemischter Speise,
Leb mit dem Vieh als Vieh, und acht es nicht für Raub,
Den Acker, den du erntest, selbst zu düngen;
Das ist das beste Mittel, glaub,
Auf achtzig Jahr dich zu verjüngen!

FAUST:
Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen,
Den Spaten in die Hand zu nehmen.
Das enge Leben steht mir gar nicht an.
MEPHISTOPHELES:
So muß denn doch die Hexe dran."

Es ist also von einem Buch die Rede. Von welchem Buch denn wohl?
Ich verrate es dir:

"Bibel
Psalmen
Kapitel 90

1Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes. Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. 2Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. 3Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! 4Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. 5Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sproßt, 6das am Morgen blüht und sproßt und des Abends welkt und verdorrt.
7Das macht dein Zorn, daß wir so vergehen, und dein Grimm, daß wir so plötzlich dahin müssen. 8Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. 9Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. 10Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.
11Wer glaubt's aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm? 12Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.
13HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! 14Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. 15Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. 16Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. 17Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!"

Lieber HmR, hast du Humor? Falls ja dann such doch mal den Witz in der Aussage Mephistos (oben)!

Faust hat ihn jedenfalls verstanden und lehnt ab.
...So muss denn doch die Hexe dran...

Übrigens ist die andere Stelle die du hier aufbringst genauso mit Witz versehen.

"MEPHISTOPHELES:
...
Hier sitz ich wie der König auf dem Throne,
Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone.
DIE TIERE (welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durcheinander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit großem Geschrei):
O sei doch so gut,
Mit Schweiß und mit Blut
Die Krone zu leimen!
(Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei Stücke, mit welchen sie herumspringen.)
Nun ist es geschehn!
Wir reden und sehn,
Wir hören und reimen-
...
MEPHISTOPHELES (auf die Tiere deutend):
Nun fängt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken.
DIE TIERE:
Und wenn es uns glückt,
Und wenn es sich schickt,
So sind es Gedanken!
...
MEPHISTOPHELES (in obiger Stellung):
Nun, wenigstens muß man bekennen,
Daß es aufrichtige Poeten sind.
(Der Kessel, welchen die Katzin bisher außer acht gelassen, fängt an überzulaufen, es entsteht eine große Flamme, welche zum Schornstein hinaus schlägt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit entsetzlichem Geschrei herunter gefahren.)..."

Der Satan auf dem Throne, herrscht über die Welt der Polarität, in der es "Gut und Böse" gibt. Die Krone der Einheit ist zerbrochen und aller Schweiss und Blutvergiessen kann die Krone nicht leimen! Wenn Satan regiert kocht der Kessel über.
Die Tiere wissen ganz genau, dass er die Krone nicht leimen kann, deswegen bitten sie ihn zuerst darum und zerbrechen die Krone anschliessend. Darauf fängt Mephisto (auf die Tiere deutend) an der Kopf zu schwanken und er versucht letztlich der ganzen Sache doch etwas Gutes abzugewinnen, obwohl die Tiere ihn auf die Schippe genommen haben und sagt: Immerhin sind es aufrichtige Poeten.

Nun sage mir bitte keiner, dass das nicht witzig ist und auch nicht so gemeint ist. Natürlich kann man alles noch viel ausführlicher betrachten und man bemerkt, dass es tief in die Mythologie geht.
Immer mit einer witzigen, meist hämischen Note. Man könnte es auch als Mythologie & Geheimwissen kontra christlicher Glaube des Mittelalters ansehen.

Goethe hatte Witz und beschwerte sich nicht zu unrecht darüber, dass sein Publikum ihn nicht versteht und überall latente Botschaften sucht.

So einfach kann es sein. Dazu muss man auch kein „Goethe-Experte“ sein, was ich mir auch niemals anmassen würde. Mir reicht Witz und Verstand vollkommen aus. Ich wünsche viel Spass beim Goethe-Lesen.

Eins noch: Versteckte Botschaften im Faust, ja oder nein? Durchaus sind sie vorhanden, aber dazu gehört eine Kunst, dessen Anleitung man bestimmt nicht im Sinn der Worte findet. Und ganz gewiss auch nicht in "Fehlern", die gar keine sind!

„So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narrn befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“

byebye


[editiert: 27.11.05, 01:01 von Orbase]
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