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ACASHA
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Beiträge: 382


New PostErstellt: 20.03.05, 21:16     Betreff: Re: Der absolut konstante Blödsinn

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(Teil5)


Gotthard Barth: Ja das ist wieder eine zweite Sache. Der erste Gedanke in diese Richtung kam von dem großen Mathematiker Friedrich Gauß. Er war ein einmaliges Genie als Mathematiker, das bezweifelt ja niemand. Er war außerdem ein außerordentlich anständiger Mensch, und er war außerordentlich vorsichtig. Gauß hat magnetische Messungen gemacht. Bei diesen magnetischen Messungen ist die Wirkung von zwei Polen zueinander nach der klassischen Physik vom Quadrat der Entfernung abhängig. Und jetzt hat er überlegt, was geschieht denn, wenn sich diese Entfernung ändert, dann muß sich ja auch die Wirkung ändern. Natürlich, wenn der Abstand größer ist, so wird sie kleiner. Aber während dieser Bewegung, da muß auch irgendein Einfluß auf die Geschwindigkeit sein. Und da kommt er zu dem Ergebnis, daß die Wirkung zweier Körper nicht nur von der Entfernung abhängig ist, sondern auch von der Veränderung der Entfernung. Die Veränderung der Entfernung ist die Geschwindigkeit, mathematisch ist das das erste Differential, die erste Ableitung der Entfernung nach der Zeit, und dann geht er noch einen Schritt weiter, daß die Wirkung zweier Körper zueinander auch von der Änderung der Entfernung abhänge.

Kawi Schneider: Von der Beschleunigung also.

Gotthard Barth: Von der Beschleunigung. Das ist dann das zweite Differential des Weges nach der Zeit. Das war eine rein mathematische, eine rein theoretische Überlegung.

Kawi Schneider: Und die Änderung von was, von der Gravitation?

Gotthard Barth: Die Änderung der Wirkung zweier Körper zueinander. Da gibt es verschiedene Wirkungen. Gauß hat die magnetischen Wirkungen untersucht. Sein Freund Weber, der ja auch dort an der Universität war, hat dann die elektrischen Wirkungen untersucht, die elektrischen Ladungen. Und dann später der Zöllner, das war ein Astronom, der besonders durch seine Überlegungen zur vierten Dimension bekannt geworden ist, der hat dann diese Formel von Gauß auch auf die Gravitation angewendet. Und mit dieser Überlegung hat dann kurz nachher Gerber das Merkurperihel berechnet, was dann auch Einstein zugeschrieben wurde.

Kawi Schneider: Was hat man denn da festgestellt, gibt es eine Geschwindigkeit oder eine Beschleunigung oder eine Entfernung von zwei Gegenständen, wo die Wechselwirkung aufhört?

Gotthard Barth: Ja, es ging um die Grenzgeschwindigkeit, bei der Körper nicht mehr aufeinander wirken können. Gauß suchte eine mathematische Funktion. Max Planck, der durchaus nicht für Gauß war, hat das abgelehnt. Planck stellte fest, daß Gauß in der Formulierung des Gesetzes die Krönung seines Lebenswerkes gesehen hat. Und er hat gesucht und gesucht nach der richtigen Formel. Sein Freund, der Wilhelm Weber, war weniger vorsichtig und hat eine Formel publiziert, die Gauß jedenfalls gekannt hat. Aber Gauß war immer vorsichtig und hat gespürt, daß da irgend etwas nicht stimmt.

Hätte Gauß diese Formel publiziert, dann wäre das eine ganz berühmte Sache, und die wäre nicht untergegangen. Aber Webers Formel ist falsch. Es ist nämlich das Quadrat dieser berühmten relativistischen Wurzel. Also die Kosinusfunktion von Bradley von 1728, das ist die berühmte relativistische Wurzel, der Lorentzfaktor, der in der Relativitätstheorie eine so große Rolle spielt. Der bestimmt die Abnahme der Wirkung zweier Körper in Abhängigkeit von der Fluchtgeschwindigkeit.

Wir können das nur so interpretieren: Wenn zwei Körper aufeinander wirken, und sie fliehen auseinander, so geht bei der Grenzgeschwindigkeit c, das hat Weber 1842 ausgesprochen, die Wirkung gegen Null. Und jetzt ist von England her eine andere Meinung hereingekommen, die Sache mit der Masse. Man unterscheidet, gerade auch im Zusammenhang mit der Maxwellschen Theorie, mit der Entwicklung der Elektrizität zwischen der rein mechanischen Masse und einer zusätzlichen elektrischen Masse, die irgendwie von den Feldern abhängig sei. Und da ist der Gedanke reingekommen, daß man zumindest einen Teil der Masse relativieren kann. Nach Gauß geht das nicht, für Gauß sind die Masse, die Länge und die Zeit die Elementareinheiten, die wir aus Zweckmäßigkeitsgründen, aus Gründen der historischen Entwicklung auch, als Grundeinheiten festgesetzt haben. Und natürlich kann man nicht irgendeine Messung machen, wenn man nicht irgendwelche Grundeinheiten festhält.

Kawi Schneider: Und die Grenzgeschwindigkeit c ist ja die Lichtgeschwindigkeit.

Gotthard Barth: Ja, das haben Gauß und Weber noch nicht gewußt, aber zwei, drei Jahre später hat Gauß diese Größe berechnet aus Experimenten mit Weber/Kohlrausch, das wird wohl auch in Göttingen gewesen sein. Er hat nämlich Kondensatoren, statische Elektrizität, über einen nassen Seidenfaden entladen lassen, und daraus hat er dann die elektromagnetische Kraft gemessen, und die elektrostatische hat er gekannt, und diese Verhältniszahl zwischen ruhender Elektrizität und galvanischer Elektrizität, fließender Elektrizität, diese Verhältniszahl ist c mit der Dimension einer Geschwindigkeit und in der Größenordnung der Lichtgeschwindigkeit.

Er hat gewußt, daß da eine Geschwindigkeit ist, eine Grenzgeschwindigkeit: c ist die Grenzgeschwindigkeit. Er hat diese Dinge in Erwägung gezogen, natürlich auch mit seinem Freund darüber gesprochen, aber er hatte irgendwelche Bedenken dagegen. Der Freund, Wilhelm Weber, war nicht so vorsichtig, und hat die Formel veröffentlicht, das sogenannte Webersche Potential, das um die Jahrhundertwende noch für jeden theoretischen Physiker eine Selbstverständlichkeit war.

Und jetzt kommt von der anderen Seite her die relative Masse. Die Engländer haben überlegt, wohl im Zusammenhang mit dem Maxwellschen System und auch mit dem Aufkommen der Elektrizitätslehre, daß die Masse vielleicht aus zwei Teilen besteht, aus einem elektrischen Teil, der von der Umgebung, vom elektrischen Feld abhängig ist, also ein Teil der Masse wird relativiert.

Kawi Schneider: Aber nur ein Teil.

Gotthard Barth: Nur ein Teil, aber das ist zunächst nur ein Vorschlag, aber dann kommen natürlich andere, die machen die ganze Masse relativ. Für Gauß war das unmöglich. Gauß hatte als Grundgrößen die Masse, die Länge und die Zeit eingeführt. Es ist klar, daß wir sagen können, das ist willkürlich. Heute wird einfach gesagt: Die Längen und die Zeiten lassen wir - wir relativieren die Masse, wir relativieren die Längen, wir relativieren die Zeiten.

Der große englische Mathematiker Whitehead, der zusammen mit Bertrand Russel die Principia Mathematica geschrieben hat, der sagt: Es ist mir unvorstellbar, wie man Messungen durchführt, wenn man nicht die Meßeinheiten konstant hält. Er kritisiert damit die Relativitätstheorie. Also die Relativisten relativieren alles, alle Grundeinheiten.

Kawi Schneider: Außer der Lichtgeschwindigkeit.

Gotthard Barth: Die einzige Konstante ist die Lichtgeschwindigkeit.

Kawi Schneider: Und die soll nicht nur konstant sein, sondern sogar eine absolute Größe. Es ist ein Unterschied, absolut und konstant.

Gotthard Barth: Ja, das ist eine Sache, die ich sehr lange betont habe, weil die Leute sagen, die Lichtgeschwindigkeit ist konstant - das ist ja selbstverständlich, daß sie konstant ist, daß sie am Montag nicht anders ist als am Donnerstag, und nicht nach links anders ist als nach rechts; sie ist "absolut konstant", das heißt, sie ist überhaupt vollkommen unveränderlich.

(Fortsetzung nächster Post)



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