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Guten Abend,
ich klinke mich hier mal ein ... als gebürtige Thüringerin, seit 1,5 Jahren aber in den alten Bundesländern lebend, aber auch als Exfrau und Zweitfrau.
Und ich fange mit dem Satz an: "damals im Osten war vieles besser" ... jedenfalls die Kinderbetreuung. Die Erziehung war eine andere, die Mädchen mussten von Anfang an mit anpacken. Die Frauen hatten alle eine Berufsausbildung und einen Job und es gab in jedem kleinen Ort Kindergärten (viele davon Betriebskindergärten), Kinderkrippen für die ganz Kleinen und in der Schule eine Übermittagsbetreuung im Schulhort, ja sogar eine Ferienbetreuung. Und das war alles bezahlbar, soweit ich mich erinnern kann zahlte man nur das Essensgeld. Für die Frauen war es gang und gebe, wenn sie ein Kind bekommen hatten, spätestens dann, wenn das Kind 3 Jahre alt war (meistens schon eher), wieder arbeiten zu gehen. Es war einfach selbstverständlich !
Mein Großer wurde schon mit 9 Monaten fremdbetreut und er ist heute ein glücklicher zufriedener völlig normaler 15jähriger :-)
Das nur mal so als kleiner Exkurs in die Vergangenheit, wie ich sie kenne ...
Auch jetzt funktioniert das noch im Osten, zwar nicht mehr so günstig und nicht mehr so flächendeckend. Mein Sohnemann kam mit 2,5 Jahren (im Jahr 2002) in den Kindergarten, zuerst halbtags zur Eingewöhnung. Dann begann ich eine Fortbildung und konnte meinen Sohn morgens 6 Uhr zum Kiga bringen und nachmittags 16:45 Uhr wieder abholen.
Nach meinem Umzug in die alten Bundesländer hatte ich erstmal zu tun überhaupt einen Kiga-Platz zu bekommen. Nach 3 Monaten Suche hatte ich Glück. Betreuungszeiten von 7:30 bis 16:00 Uhr, mittwochs nur bis 13:30 Uhr. Nun erklär mir mal einer wie man da als Frau in Vollzeit arbeiten soll ... Achso, ich wohne in einer Stadt mit 50.000 Einwohnern und es gibt definitiv nicht genug Betreuungsmöglichkeiten für ab 3jährige. Die einzigste Kindergrippe in der Stadt, wo Kinder ab 1 Jahren hingehen können, hat glaube ich, 15 Plätze und ist auch nur von 7:30 bis 13:30 Uhr geöffnet.
Ich denke das erfordert ein Umdenken in der Gesellschaft ! Sobald die Kinder in den Kindergarten gehen, kann eine Frau auch wieder arbeiten gehen. Unser Kleiner ist jetzt gerade 11 Monate, seit April arbeite ich wieder - leider nur auf 400 Euro Basis und nur am Wochenende weil es eben keine Betreuungsmöglichkeiten gibt. Und weil ich keinen EU von meinem ExMann haben möchte (Trennung von Tisch und Bett UND vom Geldbeutel) - was meines Erachtens auch viel mit der Erziehung in der DDR zu tun hat ... Selbständigkeit, Eigenverantwortung usw. Und wenn ich dann die Ex meines LG sehe, die sich lieber finanzieren lässt und Teilzeit arbeitet, weil der 11jährige Sohn ja noch betreut werden muß ...
Ich bin jedenfalls stolz, das ich da anders denke ...
Achja, letztens war ich auf dem Jugendamt und es lagen Flyer rum mit dem Motto "Kindergartenplätze jetzt schon für 2jährige" ... es ging um die flächendeckende Kinderbetreuung auch für Kleinkinder ... HALLO, das gabs doch schon mal ... aber lang lang ist´s her ...
Grüße und Euch allen einen schönen Abend
lilli