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Hierzu noch zwei kleine Anekdoten, euridike (Was macht eigentlich Orpheus? Treibt er sich immer noch in der Unterwelt herum?)
Mein Vater machte eine landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Bauernhof.
Er erzählte gern eine Geschichte, die ihn sehr beeindruckt hatte.
Eines Tages mußte er zum Nachbarhof, etwas besorgen. Dort traf er die Bäuerin vor dem Gebäude beim Brennholz hacken an. Sie sah etwas elend aus, und auf seine Frage sagte sie, daß sie gerade entbunden hatte und nun sich einen Kaffee machen wolle, weil ihr etwas maddelig (schwach) auf den Beinen sei. Diese Frau konnte sich nicht für ein paar Jahre auf die faule Haut legen, weil ihre eigene Existenz von ihrer Mitarbeit auf dem Hof abhing. Und es funktionierte.
Meine Mutter dagegen erzählte, als wir Kinder schon groß waren, immer noch empört, daß die Mütter bis in die 70er hinein, nach der Entbindung zu zwei Wochen strenger Bettruhe gezwungen wurden, obwohl sie sich teilweise voll fit und gesund fühlten (was sie ja auch waren).
Den Mutterkult gibt es in Deutschland schon seit über hundert Jahren. Er wurde im III. Reich am intensivsten kultiviert, aber in den Notzeiten, z.B. nach den Kriegen, schlagartig vergessen, um dann immer wieder in den Wohlstandszeiten in voller Blüte zu erstrahlen. Bemerkenswert hierbei ist, daß das "Mütterwohl" immer von Leuten definiert wurde, die selbst mit Mutterschaft nix am Hut haben.
Und da diese Leute es üblicherweise auch besser wissen, lassen sie sich von den wirklichen Müttern auch nur ungern dreinreden.
Das Ergebnis ist ein einzigartig hohes Kindergeld, das aber die Kosten der Kinder nicht auffangen kann, und das Recht, bis in die Rente zuhause bleiben zu dürfen.
Gruß
Carsten