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Hallo Carsten,
bis auf den letzten Satz, stimme ich Dir zu. Nur von was leben diese
Frauen wenn sie in Rente sind? Einbezahlt haben sie ja fast nichts.
Seit einigen Jahren gibt es die so genannte Grundsicherung – ich bin
aber nicht überzeugt davon, dass es diese noch gibt wenn ich ins
Rentenalter komme – und bei mir ist das gar nicht mehr so lange hin. Die
Grundsicherung muss sich der Staat nämlich auch dauerhaft leisten
können. In den nächsten Jahren kommen immer mehr „Scheidungswitwen“ ins
Rentenalter. Also werden die Beträge, die der Staat für die
Grundsicherung aufbringen muss, immens steigen. Somit wird die
öffentliche Hand diese Grundsicherung bald wieder zurückfahren – ähnlich
wie bei der Pflegeversicherung und den Rentenprozenten.
Wer darf dann das jahrelange Nichtstun dieser Frauen bezahlen? Richtig:
die Kinder und der geschiedene Ehemann.
Gruß
Ingrid
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Carsten Blicke [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Freitag, 2. September 2005 19:10
An: Elternforum des Väteraufbruchs - Unterhalt
Betreff: [Elternforum] Re: Erwerbsobliegenheit bei Kleinkinderbetreuung
in sich veraendernder Gesellschaft
Hierzu noch zwei kleine Anekdoten, euridike (Was macht eigentlich
Orpheus? Treibt er sich immer noch in der Unterwelt herum?)
Mein Vater machte eine landwirtschaftliche Ausbildung auf einem
Bauernhof.
Er erzählte gern eine Geschichte, die ihn sehr beeindruckt hatte.
Eines Tages mußte er zum Nachbarhof, etwas besorgen. Dort traf er die
Bäuerin vor dem Gebäude beim Brennholz hacken an. Sie sah etwas elend
aus, und auf seine Frage sagte sie, daß sie gerade entbunden hatte und
nun sich einen Kaffee machen wolle, weil ihr etwas maddelig (schwach)
auf den Beinen sei. Diese Frau konnte sich nicht für ein paar Jahre auf
die faule Haut legen, weil ihre eigene Existenz von ihrer Mitarbeit auf
dem Hof abhing. Und es funktionierte.
Meine Mutter dagegen erzählte, als wir Kinder schon groß waren, immer
noch empört, daß die Mütter bis in die 70er hinein, nach der Entbindung
zu zwei Wochen strenger Bettruhe gezwungen wurden, obwohl sie sich
teilweise voll fit und gesund fühlten (was sie ja auch waren).
Den Mutterkult gibt es in Deutschland schon seit über hundert Jahren. Er
wurde im III. Reich am intensivsten kultiviert, aber in den Notzeiten,
z.B. nach den Kriegen, schlagartig vergessen, um dann immer wieder in
den Wohlstandszeiten in voller Blüte zu erstrahlen. Bemerkenswert
hierbei ist, daß das "Mütterwohl" immer von Leuten definiert wurde, die
selbst mit Mutterschaft nix am Hut haben.
Und da diese Leute es üblicherweise auch besser wissen, lassen sie sich
von den wirklichen Müttern auch nur ungern dreinreden.
Das Ergebnis ist ein einzigartig hohes Kindergeld, das aber die Kosten
der Kinder nicht auffangen kann, und das Recht, bis in die Rente zuhause
bleiben zu dürfen.
Gruß
Carsten
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Unser Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können