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Hallo Jack,
ganz zufällig habe ich heute in unserer Tageszeitung (Fränkischer Tag)
folgenden Artikel gefunden:
Pilotprojekt gescheitert: Kein Interesse an Kinderbetreuung von früh bis
spät
Für 20 Betreuungsplätze nur drei Kinder angemeldet – Fehlende Betreuung
nur ein Vorwand?
Fürth: Die bayernweit einzige Kindertagesstätte mit extrem ausgedehnten
Betreuungszeiten ist am Donnerstag nach dreieinhalb Monaten wieder
geschlossen worden. Grund dafür sei die mangelnde Nachfrage nach dem
ungewöhnlich elternfreundlichen Angebot, teilte die Leiterin Erika
Sauskojus der dpa mit. Das Kinderhaut bot Betreuung von morgens 6.30 Uhr
bis abend 21.30 Uhr und war für Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu
zwölf Jahren entwickelt worden.
Zielgruppe waren Betroffene der Hartz-IV-Arbeitsmarktreform, denen damit
der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert werden sollte. Unterstützt
wurde das Projekt „Kinderbetreuung zu außergewöhnlichen Zeiten“ (Kauz)
von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft der Bundesagentur für Arbeit
(BA). Träger war die Organisation „Kinderarche“ Fürth.
Für die 20 Betreuungsplätze seien zuletzt nur drei Kinder angemeldet
gewesen; damit sei der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten, sagte
Sauskojus. Die Eltern hätten für die Betreuung, die auch die Mahlzeiten
mit einschloss, Zuschüsse erhalten, so dass es nicht am Geld gescheitert
sein könnte. Der Verdacht liegt nahe, dass Eltern die fehlende Betreuung
nur als Vorwand benutzten, um keine Arbeit annehmen zu müssen.
Info von mir: Fürth hat etwa 100.000 Einwohner und grenzt unmittelbar
(ist total zusammengewachsen) an Nürnberg mit mehr als 450.000 Einwohner
und liegt sehr nah an Erlangen auch etwa 100.000 Einwohner.
Als mein Sohn drei Jahre alt gewesen war (war 1978) ging er den ganzen
Tag in den Kindergarten und ich arbeiten. Mein Vollzeitjob war aber nur
möglich gewesen, weil ich eine nette Nachbarin und einen Lebengefährten
hatte, die um 16.30 Uhr das Kind abholten und versorgten. Längere
Öffnungszeiten vom Kindergarten gab es nicht – mein Job dauerte aber bis
mindestens 18.00 Uhr (Überstunden waren an der Tagesordnung).
Viele Frauen machen aber einen Fehler. Sobald sie wegen des Kindes
aufhören in ihrem Beruf zu arbeiten, blenden sie die kompletten Belange
hierfür aus. Nach drei, fünf oder noch mehr Jahren „raus aus dem Job“
hat man es besonders schwer wieder in den Job einzusteigen. Bei vielen
Berufen hat sich die Technik/Arbeitsmittel/Mode usw. in der Zeit so
stark geändert, dass die Frauen schlicht und einfach den Anschluss
verpasst haben.
Dabei ist es gar nicht schwer, auch als Alleinerziehende, auf dem
Laufenden zu bleiben. Mal Urlaubsvertretung (in der alten Firma) machen
und das Kind in der Zeit beim Papa deponieren. Wenn der nicht kann, das
Kind zu Omas und Tanten geben.
Auch kann man sich in dieser Zeit fortbilden. Ich finanzierte mir (von
meinem mehr als spärlichen Geld) in den drei Wartejahren die Fortbildung
vom Großhandelskaufmann zum Handelsfachwirt. Ähnliche
Fortbildungsmaßnahmen gibt es in vielen Berufen.
Als Arbeitgeber stelle ich lieber eine Frau ein, die in der
Betreuungszeit, organisatorisch in der Lage gewesen ist, sich selbst
auch beruflich auf dem Laufenden zu halten, die umschult oder aber sich
weiterbildet, als eine, die lieber vorm Fernseher „ihre Zeit absitzt“.
In zwanzig oder dreißig Jahren löffeln die Kinder die Suppe aus, die
ihnen ihre eigene Mutter eingebrockt hat. Da Mama nicht genug Rente
angespart hat, die Grundsicherung bei Krankheit/Pflegefall evtl. nicht
ausreicht, werden die Kinder mit dem „Elternunterhalt“ zur Kasse
gebeten.
Grüßle
Ingrid
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Jack Rhod [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Freitag, 2. September 2005 18:39
An: Elternforum des Väteraufbruchs - Unterhalt
Betreff: [Elternforum] Re: Erwerbsobliegenheit bei Kleinkinderbetreuung
in sich veraendernder Gesellschaft
Hallo Euridike,
schön, dass Du das ansprichst.
Die Politik macht rein gar nix daran, weil das nämlich unter anderem die
Anzahl der
Arbeitslosen in der Statistik erhöhen würde.
Stell Dir mal vor, was passieren würde, wenn sich plötzlich alle
Hausfrauen
arbeitssuchend melden würden ? Wieviel Millionen Arbeitslosen hätten wir
denn dann ?
Einer der Gründe, warum die Arbeitslosenzahl in den neuen BL höher ist,
ist ja der, dass dort auch ganz viele Frauen Arbeit suchen.
Gruß, Jack
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Unser Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können