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Jan
Administrator

Beiträge: 8969


New PostErstellt: 23.12.10, 23:20     Betreff: Wie der Weihnachtszwerg zu uns kam

 



Liebe Zeichenfreunde,
auch ich wünsche allen "Weiße Weihnachten". Als kleinen Weihnachtsgruß hier der Anfang einer Schilderung, wie ich vor knapp 20 Jahren als Weihnachtszwerg ein Jugenderholungsheim bescheren sollte.

Wie der Weihnachtszwerg zu uns kam

So was habe ich noch nie erlebt. Nicht der Weihnachtsmann kam zur Bescherung, sondern ein Zwerg! Als er ins Zimmer trat, wuchs er vor aller Augen langsam bis auf Menschengröße heran. Nein, das ist kein Märchen! Es geschah tatsächlich! Und zwar am Spätnachmittag des 18. Dezember 1991 im Jugend-Erholungs-Zentrum Wendisch-Rietz am Scharmützelsee in der Mark-Brandenburg, keine hundert Kilometer südlich von Berlin. Bei Kaffee, Kuchen und Kerzenschein saßen wir am großen Tisch und sangen „Süßer die Glocken nie klingen“, da hörten wir Wiehern und Schnauben, Pferdegetrappel und Glockenrasseln, dann Türenknarren am Eingang und Schritte im Flur. Zaghaft kratzte es an der Tür, die Klinke wurde langsam herunterdrückt, und durch den Türspalt lugte unterhalb der Klinke ein schräg gestelltes Köpfchen mit weißem Bart und roter Kapuze. Ein riesiger Briefumschlag erschien unterm Bart, und eine kratzige Fistelstimme fragte:
„Wo find ich denn das JEZ im HIR:
Milchmeer null, eins, zwo, drei, vier,
südliche Milchstraße hundertzwölf,
dritter Trabant von Sonne elf,
nördliche Breite fünf zwo drei,
östliche Länge vierzehn zwei ...?“
„Verkehrt“, rief Susi, „so was hammer hier nich.“ 
Unschlüssig stand der Zwerg im Türspalt, dann las er weiter:
„ ... Süd-Seespitze vom Scharmützel,
HIR im JEZ ...“
„Jot-E-Zet!“ verbesserte Susi, „Jugend-Erholungs-Zentrum. Das ist richtig.“
                        „... Is richtig? Hei!“
Seine Augenbrauen flackerten, die Augen leuchteten, er atmete erleichtert auf und kam schüchtern in die Stube getippelt, auf dem Rücken einen schweren, prall gefüllten Sack, fast doppelt so groß wie er selbst. Unterm Arm schleppte er ein riesiges Buch, das er zusammen mit dem Briefumschlag an die Wand lehnte. Er reckte seine Nase bis auf Stuhlhöhe und sagte:
„Ich will nämlich achtzehn Gören
was zu Weihnachten bescheren.
Alle Seelen, die auf Erden
hier zu Menschenkindern werden,
sind am Anfang winzig klein.
Doch dann wachsen sie und wachsen,
machen pflichtbewusste Faxen ...“
Er hielt inne, sah sich seine Zuhörer an, und seine Augen wurden größer und größer. 
„Was ist denn mit diesen los!?
Mensch, ihr seid ja riesengroß!
Und ich Wicht bin nichtig klein!
Da kann was nicht richtig sein!“
Er holte tief Luft, um sich aufzublasen, reckte bei jedem Atemzug seine Nase höher und stellte sich auf die Zehenspitzen, als wollte er auf Menschengröße wachsen. Da pfiff der Wind im Kamin, das hintere Klappfenster flog auf, ein eisiger Lufthauch fegte durchs Zimmer, und „Puuhhh!“ waren alle Kerzen ausgepustet. Der Zwerg erstarrte und lugte zum offenen Fenster. Am anderen Seeufer hob sich schwarzbraun der Schattenriss der Bäume gegen den rötlichen Himmel, dann verschwand das Abendrot, und dichter Nebel legte sich vor die Scheiben. Der Zwerg machte mit seinem Sack hastig auf dem Absatz kehrt und schlug – bautz! – die Türe zu. Draußen hörten wir ihn rufen:
„Auf, auf, ihr Schimmel, zurück zum Himmel!
Zurück zum Mond, wo das Mondkalb wohnt!“
Wir hörten Schnauben, Hufschlag und Glockengeläut. Neugierig liefen alle ans Fenster und drückten die Nase gegen die kalte Scheibe. Aus dem Bodennebel im Garten ragten weiße Tannenspitzen, und dazwischen, halb durchsichtig und verschwommen, waren dampfende Nüstern zu sehen, wehende Mähnen, grauweiße Schimmelrücken und ein mächtig geschwungener Schlitten, der durch den Nebel schwebte. Nur für einen Augenblick war dieses Bild zu erkennen, dann sah man bloß noch den Nebelschweif im Winde ziehen. Im Zimmer war es kalt geworden, eine grünliche, nach Schwefel riechende Nebelschwade hatte sich über die Möbel gelegt.
Tante Ilse trat ans Hinterfenster, verschloss sorgfältig die Klappe und zündete die Kerzen wieder an. Alle setzten sich eng zusammen um den großen Tisch, und wer die Nase nicht selber an die Scheibe gedrückt und in den Nebel geschaut hatte, der meinte, alles sei nur Einbildung gewesen. 

 ... Forts. folgt



Jan

Lernmethode, Kursbeschreibung, Preise und Anmeldung über: http://www.genial-zeichnen-lernen.de


[editiert: 09.06.17, 18:32 von Jan]
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