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Jan
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Erstellt: 24.12.10, 17:37 Betreff: Wie der Weihnachtszwerg wuchs |
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Wie der Weihnachtszwerg wuchs
Jetzt erst bemerkten wir, dass der Zwerg den Briefumschlag und sein riesiges Buch neben der Tür stehengelassen hatte. Liane trat näher heran und beäugte beides. Einer nach dem anderen rückte heran, bis Buch und Umschlag von allen Seiten umringt waren. Aus dem Buch stieg dünner, weißlicher Nebel, es glänzte wie mit Zuckerguss überzogen und war mit einem von Rauhreif grau überzogenen Gürtel verschnürt, auf dem in goldener Schrift zu lesen war: „Sesam, Sesam, schließe dich.“ Der Buchtitel wurde vom Gürtel verdeckt, man sah nur das Titelbild, das die Erde im Morgenrot zeigte. Uta wollte das Buch öffnen und griff an den Gürtel, ließ ihre Hand aber mit einem „Autsch!“ zurückzucken. „Das ist ja eisekalt!“ rief sie. „Entweder kommt es direkt aus Wolkenkuckucksheim oder aus der Tiefkühltruhe.“ Neugierig betupften andere den Gürtel, zogen ihre Finger aber schnell zurück. Der Gürtel war steif gefroren und ließ sich nicht bewegen. Ratlos blickten alle auf Tante Ilse. Sicher brauchte man einen Zauberspruch, um das Buch zu öffnen. Tante Ilse meinte nur: „Der Briefumschlag sieht nicht gefroren aus. Schaut doch mal nach dem Absender.“ Doris drehte den Umschlag um und las: „Geschichten vom Weihnachtszwerg für alle“. Ein Lebkuchen war als Siegel aufgedrückt, das schnell erbrochen war. Doris leerte den Umschlag aus, und lauter kleinere Umschläge fielen heraus. „Lustpostbriefe“, rief sie, nahm einen in die Hand, sah Christine an und rief: „Flöckchen Kristalla. Eine Geschichte für Christine. Fang!“ Und schon segelte der Umschlag durch die Luft. Sie hielt den nächsten Umschlag in die Höhe: „Eine Geschichte für Fridolin.“ Bald hatte jeder seinen Luftpostbrief gefangen. Renate war besonders neugierig, denn auf ihrem Umschlag stand: „Die Geschichte vom Weihnachtszwerg“. „Da steht sicher drin, wie sich das Buch öffnen lässt“, meinte sie. Aber im Umschlag lag nur ein Zettel, auf dem stand: „Liebe Renate, diese Geschichte ist leider noch nicht zu Ende. Immer kommt was dazwischen. Wir stecken erst auf Seite Sechseinhalb. Ich hoffe aber, dass es diesmal klappt. Wenn Ihr mir helft, die Geschichte zu Ende zu bringen, schenke ich Euch das Buch. Bis gleich! Euer Weihnachtszwerg.“ „Aha“, meinte Liane, „er kommt also wieder. Der weiß sicher, wie die Schnalle aufgeht.“ Tante Ilse schlug vor, das Warten mit einem Lied zu verkürzen, und dann ertönte aus achtzehn Kehlen das Lied
Klingelingeling Herein! „Heute kommt der Weihnachtsmann mit den grauen Schimmeln, kommt aus seinem Schlitten an aus den blauen Himmeln. Klingelingeling, klingelingeling, klingelingeling klang-glori, Klingelingeling, klingelingeling, klingelingeling tripp-trapp! Durch das weiße Wolkenmeer kommen sie geritten, bringen uns die Gaben her auf dem Wolkenschlitten. Klingelingeling ... Hoch vom Himmel gleiten sie auf dem Regenbogen. Hier auf Erden reiten sie durch die Nebelwogen. Klingelingeling ... Glöckchen rasseln vor dem Haus. Horch, die Schimmel schnauben. Schau nur aus dem Fenster raus! Es ist kaum zu glauben. Klingelingeling ... Siehst du sie im Nebel stehn bei den Tannenspitzen? Wie sie ihre Nüstern blähn, wie die Glocken blitzen. Klingelingeling ... Hörst du, wie das Gatter kracht? Schwer sind seine Schritte. Was hat er uns mitgebracht von dem Wolkenritte? Klingelingeling ... Jetzt klopft’s an die Türe an. Sag, wer mag das sein? Bitte, lieber Weihnachtsmann, tritt herein. – Herein!!!“ • • • • • • •
„Klingelingeling!“, echote es fröhlich von draußen. Dann klopfte es an die Tür, und alle riefen wie aus einem Mund: „Herein!“ Diesmal wurde die Klinke zügig heruntergedrückt, und der Zwerg lugte durch den Türspalt. Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, sah das große Buch und atmete auf. Wieder rüttelte der Wind am Fenster. Aber Tante Ilse hatte es gut verriegelt. Vor dem Fenster rumorte es, als stürzten dicke Felsbrocken vom Gebirge ins Tal. Der Zwerg holte mehrmals tief Luft, und bei jedem Atemzug wuchs sein Kopf höher und höher, bis er in voller Menschengröße ins Zimmer trat, mit dem Sack auf dem Rücken und einem urwüchsigen Ast in der Hand, größer als der Knüppel vom Rübezahl.
Jan
Lernmethode, Kursbeschreibung, Preise und Anmeldung über: http://www.genial-zeichnen-lernen.de
[editiert: 27.12.10, 15:52 von Jan]
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