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Jan
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Erstellt: 26.12.10, 21:33 Betreff: Wie uns der Weihnachtszwerg bescherte |
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Wie uns der Weihnachtszwerg bescherte
„Vom Himmel hoch, da komm ich her, dort wird der Gabensack nie leer, des Himmels Schatz – das seht ihr gleich – macht euch in Leib und Seele reich. Ich lese jetzt aus diesem Buch für jeden einen Rätselspruch, Ihr sagt, an wen ihr dabei denkt, und der kriegt was von mir geschenkt.“
Er nahm eines der Päckchen, die er aus dem Sack geschüttelt hatte, in die Hand und sprach:
„Stöckelt piekfein durch den Wald, denn ihr Prinz entdeckt sie bald.“
Alle lachten und riefen „Röschen!“, denn Röschen wohnte hinterm Dorf drau- ßen im Wald und lief immer mit Stöckelschuhen und aufgetakelt herum in der Hoffnung, dass sich jemand in sie verliebte. Der Weihnachtszwerg reichte ihr das Geschenk und sagte:
„Röschen, du kriegst was geschenkt, was seine Blicke auf dich lenkt.“
Während Röschen ihr Geschenk auspackte, nahm der Weihnachtszwerg das nächste Päckchen in die Hand und rief:
„Auf Sauberkeit und Ordnung sehn und dreimal jeden Groschen drehn.“
Sofort drehten sich alle nach Tante Ilse um.
„Is das nicht die Tante Ilse? Hier ist was, genau das willse.“
Er reichte ihr das Päckchen, und so ging es weiter, bis jeder sein Geschenk bekommen hatte. Nur Martina hatte noch nichts. Der Weihnachtszwerg nahm ein längliches Paket, hielt es in die Höhe und rief:
„Hier hat man für teures Geld, extra was für wen bestellt.“
In der Ecke fing jemand an zu kichern und deutete auf Martina.
„Tja, Martina, meine Gute, du kriegst leider nur die Rute.“
Martina wehrte sich aber und meinte, die Rute solle er ruhig wieder mitneh- men. Er schaute noch einmal aufs weiße Tuch und fand zwischen Nüssen, Äpfeln und Mandarinen versteckt ein winziges, kostbar eingewickeltes Päckchen.
„Ach, da war noch mehr bestellt. Na, wenn das nicht doppelt zählt!“
Er reichte ihr das Päckchen, klappte das Buch zu, murmelte „Sesam, Sesam, schließe dich“ und schnallte den Gürtel wieder ums Buch.
„So, das wäre das Bescheren. Damit endet mein Besuch. Jetzt will ich nicht weiter stören. Also Tschüss, ihr lieben Gören.“
Er stand auf, schritt zur Tür, drückte die Klinke herunter, drehte er sich um und fragte:
"Oder wollt ihr noch was hören aus dem dicken Märchenbuch?"
„Du wolltest uns doch das Buch schenken", rief Susi, "wenn die Geschich- te heute fertig wird.“ „Ist sie denn schon zu Ende? Wir stecken doch noch mittendrin.“ Seine Augen strahlten, als er das Buch wieder absetzte und fragte: „Wo ist eigentlich der Umschlag geblieben, den ich vorhin an die Wand gestellt hatte?“ Doris lief puterrot an. „Den habe ich aufgemacht und die Geschichten verteilt.“ „Aha! Habt ihr die Geschichten schon ausgepackt?“ „Wann denn? Wir hatten ja gar keine Zeit.“ „Na dann packt doch mal aus“, meinte der Weihnachtszwerg. So fing das Auspacken an. Ich will nicht vorgreifen, aber als Röschen ihre Ge- schichte aus dem Umschlag zog, sah man den Schattenriss eines Prinzen und ei- ner Prinzessin auf dem Titelbild, und die Prinzessin lag schlafend im Schloss, und zwischen ihnen waren dicke Dornenhecken. Ratet mal, wie die Geschichte hieß. Ja, das Rätselraten nahm an diesem Abend kein Ende. Und auch meine Geschichte fände kein Ende, wenn ich alles erzählen wollte, was in dieser langen Winternacht geschah. Immer neue Geschichten wurden ausgepackt, und je später der Abend, desto märchenhafter wurden sie. Bald saßen alle achtzehn Gören im großen Büh- nensaal vom Jugend-Erholungs-Zentrum, Röschen hatte eine Krone und Sterne im Haar und tanzte in goldenen Schuhen auf der Bühne, Uta schnitt Kulissen aus Pappe zurecht, Hörnchen verteilte Plätzchen und Schokolade, und wenn Tante Ilse nicht ständig für Ordnung gesorgt und alles an Ort und Stelle gerückt hät- te, wäre der Kamm bald in der Butter und der Tuschepinsel im Kaffeepott gelandet.
Die Eichhörnchen kletterten über die Fensterbank und holten sich Nüsse, die Feldmäuse knabberten am Stollen, aber niemand verjagte sie. Auch sie sollten feiern! Als die Feier zu Ende ging, schlief Utas Hund eingerollt im Körbchen, auf seinem Rücken saß die Katze von Doris, auf der Katze stand Lianes Hahn, und als der Hahn zum drittenmal krähte, purzelte der Hamster, der im Gefieder des Hahns geschlafen hatte, herunter und weckte den Hund. Als der Hund anfing zu bellen, mahnte ihn Uta zur Ruhe, und alle anderen fuhren Uta an, sie solle still sein, und bald war ein höllisches Geschnatter im Raum, das erst aufhörte, als der Zwerg den Finger an die Lippen hielt und sagte: „Schschsch!“ Da gingen alle nach Hause und schliefen bis in die Puppen, und der Zwerg fuhr zurück zum Himmel. Nur das große Buch hat er bei uns auf der Erde gelassen. Darin findet ihr alle Geschichten, die an diesem Abend erzählt, gespielt und vorgelesen wurden.
Jan
Lernmethode, Kursbeschreibung, Preise und Anmeldung über: http://www.genial-zeichnen-lernen.de
[editiert: 26.12.10, 22:26 von Jan]
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