genial zeichnen lernen

Aurelia · Mitglied Beiträge: 4

vielen Dank für deine Rückmeldung.
Du hast Recht, ich habe auch, wenn ich den Bleistift zur Hand nehme,
immer das Gefühl eine "schöne Zeichnung" hinbekommen zu müssen.
Ich werde deinen Ratschlag beherzigen und das weisse Blatt mal beschmutzen.

Wenn ich mit Acrylfarbe arbeite, ist meine Einstellung, die Herangehensweise eine ganz andere.

Vielen Dank für deinen konstruktiven Ratschlag.
Liebe Grüße
Aurelia

Jan · Administrator Beiträge: 8969 Ort: Oebisfelde

und zeig die "beschmutzten blätter" ruhig vor.

für gestikstudien ist eine übung zum beispiel die blitzgestik: schaue irgendein motiv an und versuche in windeseile durch impulsive handbewegug die gestik zu erfassen, die innere motivation, die absicht des motivs, ohne auf die äußere form zu achten.

ein sessel könnte dann aussehen wie eine schale, in die man sich gemütlich fallen lassen kann, eine berglandschaft kann aussehen wie eine treppe, die man erklimmen will. das wichtigste ist nur der innere geist und nicht die äußere form. und die schnelligkeit der handbewegung verhindert, dass dein verstand sich einmischt und alles genau so zeichnen will, wie es aussieht.

wenn du dann in einer halben stunde auf diese weise 30 blätter bechmutzt hast mit immer demselben motiv, schaust du deine blätter durch und merkst, dass vielleicht das zwanzigste blatt den geist der sache wunderbar eingefangen hat. und dieses blatt ist es wert, den anderen gezeigt zu werden oder gerahmt hinter glas im wohnzimmer zu hängen. entstanden aber ist es in zehn sekunden, als dein stift auf einmal richtig in schwung gekommen war und tanzen gelernt hatte.

Jan

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Jan · Administrator Beiträge: 8969 Ort: Oebisfelde

ps: siehe dazu auch:
Vom Augenblick des Hahns
Zu einem japanischen Meister der Tusche kam ein Mann und wünschte sich die Tusche eines Hahns. Der Meister nahm den Auftrag an und sagte: „Kommt in drei Monaten wieder.“
Nach drei Monaten klopfte der Mann: „Meister, wie steht’s mit dem Hahn?“
„Ist noch nicht fertig. Ich arbeite dran. Kommt in drei Monaten wieder.“
Nach drei Monaten fragte er wieder: „Meister, wie steht’s mit dem Hahn?“
„Noch nicht fertig. Komm in drei Monaten.“
Der Mann kam wieder: „Meister, mein Hahn?“
„Setzt Euch, ich hole ihn.“ Der Meister verschwand in der Klause und kam nach wenigen Augenblicken zurück. „Hier! Euer Hahn. Frisch aus dem Pinsel getropft.“
Die Züge des Mannes glätteten sich, als er die frische, noch tropfnasse Tusche erblickte. „Meisterhaft! Genau so habe ich mir das Bild meines Hahnes gedacht. Unübertrefflich! Was kostet die Tusche?“
„Siebzigtausend.“
„Wie bitte?“
„Siebzigtausend. Nicht mehr und nicht weniger.“
„Siebzigtausend? Aber Ihr habt den Hahn doch eben erst hin geklatscht, als Ihr in die Klause gingt, um ihn zu holen. Die Tusche ist ja noch feucht. Ihr habt nur einen Augenblick gebraucht.“
„Ja, einen Augenblick, auf den wir beide neun Monate warten mussten.“

Jan

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