Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen
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Anmerkungen zum Opielka-Artikel

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Autor Beitrag
Wolfgang Schlenzig

Beiträge: 24
Ort: Berlin


New PostErstellt: 07.09.04, 12:35  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Hier meldet sich noch mal Wolfgang Schlenzig
Das GE ist absolut bedingundslos.
Jeglicher bürokratischer Eingriff ist verschwunden.
Kein nur halb und eventuell später umwandeln.
Schluss damit!
----- Original Message -----
From: Michael Opielka
To:
Sent: Tuesday, September 07, 2004 10:35 AM
Subject: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel


Manuel Franzmanns Antwort ist leider nicht korrekt:



Im Modell einer "Grundeinkommmensversicherung" verschuldet sich der
Arbeitslose, der sich für den Arbeitsmarkt bereit hält, überhaupt nicht. Er
erhält - angelehnt das Modell der Schweizer Grundrente AHV - in jedem Fall
ein Grundeinkommen und zwar ohne zeitliche Begrenzung. Wer sich aber nicht
für den Arbeitsmarkt bereit halten möchte - und erst dann kann man von einem
"bedingungslosen" Grundeinkommen sprechen - erhält faktisch ein "partielles"
Grundeinkommen, ein "Bafög für alle", bei dem die Hälfte des Grundeinkommens
auf Darlehensbasis gezahlt wird. Der Darlehensanteil wird jedoch in einen
Zuschuss umgewandelt, wenn man für gemeinnützige Zwecke tätig ist. Genauer
kann man das in dem Papier zur "Grundeinkommensversicherung" nachlesen, das
sich im Download-Bereich des Mailforums befindet (- allerdings habe ich
unterdessen am Konzept einige Änderungen vorgenommen).



Auch der Begriff "bedingungslos" bezieht sich in der
Grundeinkommensdiskussion durchgängig auf die Entkopplung vom Arbeitsmarkt.
Sonstige Geld- und Vermögenseinkommen bzw. -werte werden in jedem Steuer-
und Abgabensystem der Welt herangezogen. Eine "reine" "Bedingungslosigkeit"
kann deshalb nicht existieren, weil jeder Wohlfahrtsstaat, der Geldansprüche
befriedigt, die Mittel von derselben Bevölkerung erheben muss.





prof. dr. michael opielka

institut für sozialökologie (isö)

support@isoeorg

www.isoe.org

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Von: Manuel Franzmann [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Dienstag, 7. September 2004 10:15
An: support@isoeorg
Betreff: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel

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Wolfgang Strengmann

Beiträge: 82
Ort: Frankfurt am Main


New PostErstellt: 07.09.04, 12:40  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Lieber Manuel, lieber Michael, liebe MitstreiterInnen,

Am 7 Sep 2004 um 12:05 hat Manuel Franzmann geschrieben:
> Wenn ich es richtig verstehe, besteht Dein Vorschlag im Hinblick auf
> Arbeitslose aus zwei Komponenten. 1.) einem "Grundeinkommen" ohne
> zeitliche Begrenzung unter der Bedingung der Arbeitsbereitschaft. Das
> wäre doch dann in etwa mit der Sozialhilfe bzw. mit dem zukünftigen
> Arbeitslosengeld II zu vergleichen. Oder?

Nein, nach Michael's Vorschlag ist das ein verändertes Arbeitslosengeld 1 !
Es ist eine Versicherungsleistung, die weitgehend vom vorherigen Lohn bzw. den
vorherigen Beitragszahlungen abhaengig ist.

Unterschiede zu dem heutigen Arbeitslosengeld sind:
1) es wird unbegrenzt gezahlt - es gibt also kein Arbeitslosengeld 2 !
2) es beinhaltet eine individuelle Grundsicherung, auf das keine anderen
Einkommen angerechnet werden !
3) es gibt eine Obergrenze (doppelt so hoch wie die Grundsicherung)


> 2.) einem "Grundeinkommen",
> das auch bei Nicht-Arbeitsbereitschaft gezahlt wird, dann allerdings
> hälftig als Darlehen. Man würde also als Arbeitsloser nicht
> zwangsläufig in die Verschuldungsspirale getrieben, die mit einem
> längeren Verbleib in Komponente II verbunden ist. Man hätte statt
> dessen die Alternative, Arbeitsbereitschaft zu zeigen und auf dieser
> Basis ein "Grundeinkommen" ohne Darlehen zu erhalten.

Ja, so ist das wohl gedacht.

> Bei der ersten
> Komponente kann ich im Moment keinen nennenswerten Unterschied zur
> Sozialhilfe bzw. zum Arbeitslosengeld II erkennen.

s.o.

> Bei der zweiten
> Komponente bliebe doch das Problem, daß sie für viele Bürger aufgrund
> der Verschuldungsproblematik höchstens kurzfristig infrage käme.

Das sehe ich auch so und habe mir deshalb auch noch kein abschliessendes Urteil
gebildet. Andererseits bietet es ueberhaupt erst einmal die Moeglichkeit, sich nicht
dem Arbeitsmarkt zur Verfuegung zu stellen und trotzdem eine staatliche Leistung
zu erhalten, was es heute noch nicht gibt. Deshalb waere das auf jeden Fall ein
großer Fortschritt, ist aber wegen der immer noch vorhandenen schwaecheren
Anbindung an den Arbeitsmarkt vielleicht eher durchsetzbar. Michael schreibt
selber, dass langfristig bei entsprechenden gesellschaftlichen und oekonomischen
Veraenderungen sein Darlehensmodell in ein echtes Grundeinkommen veraendert
werden koennte.

"Erwerbsarbeit als Normalmodell" ist so in den Koepfen der Leute verankert, dass
sich das meines Erachtens nur schrittweise veraendern laesst. Grundeinkommen,
auch und gerade ein "partielles" - was auch immer partiell ist - ist ein Mittel dazu.
Darueber hinaus ist aber auch wichtig - und darin findest du, Manuel, meine volle
Unterstuetzung - dieses Erwerbsarbeitsmodell auch ganz grundsaetzlich in Frage
zu stellen. Das klingt vielleicht widerspruechlich, aber ich glaube, dass sich dieser
Widerspruch nicht aufloesen laesst, und wir mit dieser Spannung, die sich auch an
anderen Stellen in aehnlicher Weise zeigt (z.B. Höhe des GE) umgehen muessen.

Schoene Gruesse
Wolfgang
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Manuel Franzmann
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New PostErstellt: 07.09.04, 14:20  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Lieber Wolfgang,

danke für Deine hilfreichen Klarstellungen. Wenn ich Dich richtig verstehe,
würde Michaels Modell in seiner ersten Komponente gewissermaßen eine
Kombination von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld: die individuelle
Grundsicherung würde gewissermaßen bei Arbeitslosen die Funktion der
bisherigen Sozialhilfe übernehmen, eine Mindestsicherung bereitzustellen,
die unabhängig von der vorausgehenden Erwerbsarbeitsbiographie ist. Und
darüber hinaus würde wie beim Arbeitslosengeld die Absicherung in
Abhängigkeit von der vorausgehenden Zahlung von Beiträgen steigen. Diese
Komponente ginge also, wenn ich das richtig verstehe, für sich genommen
nicht wesentlich über die bisherigen Regelungen hinaus. Ihr Hauptvorteil
läge eher darin, die Entwicklung hin zu Hartz IV wieder zurückzunehmen. Und
das eigentlich Neue wäre dann die zweite Komponente mit der Möglichkeit zur
freiwilligen Nicht-Erwerbstätigkeit auf Basis eines Grundeinkommens, das zur
Hälfte als Darlehen ausgezahlt wird. Das wäre unbestreitbar eine Erweiterung
gegenüber den bisherigen Regelungen, was ich nicht gering schätzen möchte.
Es erlaubte einen größeren Spielraum beim Händeln von Übergangsproblemen und
bei der Überbrückung von Durststrecken. Das wäre sicherlich schon mal ein
Fortschritt. Was es aber natürlich nicht lösen würde, wäre das vor allem von
den Ostdeutschen der Montagsdemonstrationen zur Zeit zurecht beklagte
Problem, daß von Ihnen erwartet wird, daß sie erwerbstätig sind, aber zur
Einlösung dieser Erwartung schlicht und einfach nicht genügend Arbeitsplätze
da sind und die Aussichten auf genügend Arbeitsplätze mehr als vage sind.
Außerdem frage ich mich, aus welchem Grund die Politiker die Idee einer
Grundeinkommensversicherung übernehmen und damit von ihrer Hartz IV Politik
der zunehmenden Gängelung und Unterdrucksetzung der Arbeitslosen abrücken
sollten, wenn die Grundeinkommensversicherung zu einem wesentlichen Teil
gewissermaßen eine Rückkehr zu der alten Regelung darstellt und darüber
hinaus als Innovation lediglich eine gewisse Milderung bzw.
Flexibilitätsgewinn durch die Konstruktion der zweiten Komponenten
verspricht, nicht aber eine grundsätzliche Lösung der Krise der
Arbeitsgesellschaft. Im Moment sehe ich nicht so recht, warum es im Hinblick
auf die politische Durchsetzbarkeit von Vorteil sein sollte, ein Modell
vorzuschlagen, daß eine grundsätzliche Lösung ausspart. Wie soll ein solches
Modell die nötige Attraktivität entfalten, die benötigt wird, um sich als
Gegenmodell zu Hartz IV behaupten zu können?

Außerdem bietet das Modell einer Grundeinkommensversicherung in den Punkten,
in denen es an das Bürgerarbeitsmodell von Ulrich Beck anknüpft, in meinen
Augen auch problematische Aspekte und führte nicht nur zu Verbesserungen.

Mit besten Grüßen
Manuel Franzmann
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Michael Opielka
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New PostErstellt: 07.09.04, 14:35  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Lieber Herr Schlenzig,

das klingt heroisch. Aber woher kommt das Geld?

Beste Grüße

Michael Opielka



prof. dr. michael opielka

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Von: Wolfgang Schlenzig [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Dienstag, 7. September 2004 12:35
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Betreff: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel



Hier meldet sich noch mal Wolfgang Schlenzig
Das GE ist absolut bedingundslos.
Jeglicher bürokratischer Eingriff ist verschwunden.
Kein nur halb und eventuell später umwandeln.
Schluss damit!
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From: Michael Opielka
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Michael Opielka
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New PostErstellt: 07.09.04, 14:50  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Lieber Manuel,



ich behaupte keineswegs, dass mein Vorschlag alle Probleme löst. Es bleibt
das grundsätzliche Dilemma an der Nahtstelle von Arbeitsmarkt- und
Sozialpolitik, das innerhalb des Arbeitslosengeldes der
Grundeinkommensversicherung nach wie vor auftritt: dass nämlich die
Bereitschaft zur Übernahme angebotener Jobs eine bürokratische Engstelle
bildet, die - je nach Praxis - eine Förderung bedeutet oder Zumutungen. Ich
sehe aber nicht, wie man dieses Problem überhaupt lösen kann, im
internationalen Vergleich gibt es auch keine m.E. überzeugende Lösung. Das
einzige, was hilft, sind relativ liberale und klare Rahmenbedingungen.



Die Forderung nach einem „bedingungslosen“ Grundeinkommen, die sich um
sonstige sozialrechtlichen und ökonomischen Fragen nicht schert, aber mit
revolutionärem Pathos eine Existenzsicherung in Richtung
Durchschnittseinkommen reklamiert, kann man weitere 20 Jahre erheben und
sich dabei gut fühlen. Ohne Brückenkonzepte ist m.E. die Idee des
Grundeinkommens letztlich akademisch-philosophisch, aber nicht politisch.
Brückenkonzepte müssen jedoch die Leitidee enthalten, sonst sind sie
reformistisch im schlechten Sinn.



Dein Einwand, dass die Grundeinkommensversicherung in den Regionen - vor
allem Ostdeutschlands - wenig bringt, wo es hohe Arbeitslosigkeit gibt,
erscheint mir unzutreffend: wie Wolfgang Strengmann-Kuhn herausgearbeitet
hat, geht es mir darum, die Grenze zwischen Arbeitsmarktorientierung und
Entkopplung politisch deutlicher heraus zu arbeiten -- und dabei für die
Entkopplung zu werben. Im Osten würden Personen, die sich arbeitslos melden
und vermittlungsbereit sind, in einer Grundeinkommensversicherung ein
bedarfsunabhängiges Einkommen in Höhe des Grundeinkommens bis maximal zur
doppelten Höhe erhalten. Das Problem ist die Zumutbarkeit. Ich schrieb in
meinem Konzept, dass allein das Nettoeinkommen des neuen Jobs entscheidend
sein soll, kein Berufsschutz - das ist schon praktisch geltende Praxis nach
6 Monaten Arbeitslosigkeit und v.a. für Akademiker, Künstler usf. ein hohes
Risiko, weil ihnen dadurch eine qualifikationsschützende
Sucharbeitslosigkeit verwehrt wird. Andererseits können diese Gruppen auch
mit später höheren Einkommen rechnen, so dass das partielle Grundeinkommen
in vielen Fällen zumutbar ist.



Über diese Fragen werden wir spätestens auch auf unserem nächsten Treffen am
11./12.12. in Berlin diskutieren müssen. Dazu ergeht im Newsletter ein call
for papers.



Schöne Grüße

Michael Opielka



prof. dr. michael opielka

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www.isoe.org

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Von: Manuel Franzmann [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Dienstag, 7. September 2004 14:20
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Betreff: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel
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Michael Opielka
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New PostErstellt: 07.09.04, 15:05  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Eine interessante Bemerkung fand ich auf einer Homepage einer noch immer
existierenden „revolutionären“ Gruppen einer imaginären „IV.
Internationalen“:

http://www.rsb4.de/adi2004/avanti0904/grundeinkommen-fuer-alle.php



Da sich ein solches bedingungsloses, garantiertes und ausreichendes
Grundeinkommen schwerlich in unserer Gesellschaft verwirklichen lässt, regt
diese Forderung Diskussionen über menschliche Alternativen zum
kapitalistischen Gesellschaftsmodell an. Und solche haben wir wirklich
nötig.



Wenn die Autorin („Larissa“) recht hätte, dann wäre die
Grundeinkommens-Forderung nur in Kombination mit einer Revolution
chancenreich. Nur: was nach der erschwärmten Revolution kommt, ist auch bei
den Kollegen/Genossen der „Frankfurter Aktionskonferenz“ - für die mit o.g.
Homepage geworben wird - nebulös. Die Mehrheit der Deutschen - mich
eingeschlossen - ist an Revolutionen nicht interessiert. Diese endeten im
20. Jahrhundert durchgängig in Blutbädern.



Das entwertet überhaupt nicht die Intention der Autorin, nämlich die Suche
nach „menschlichen Alternativen“, im Gegenteil: sie sind nur nicht so billig
zu haben, weil die Welt - wie wir Schwaben sagen - saumäßig kompliziert ist.



prof. dr. michael opielka

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Von: Manuel Franzmann [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Dienstag, 7. September 2004 12:05
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Betreff: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel
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Wolfgang Schlenzig

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New PostErstellt: 07.09.04, 20:10  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Lieber Herr Opielka!
Erstmal muss ein menschenwürdiges GE ein gerade noch Auskömmliches sein.
Das ist die Grundprämisse!
Das würde bedeuten: Mindestens das aktuell errechnete Existenzminimum von ca. 830 Euro + die zu zahlende KV von ca. 10%. Also doch gegen 1000.- Euro etwa.
Nun gab die BRD schon 2002 schon 610 MiaEuro an direkten Sozialleistungen aus + 74 Mia Euro indirekte Leistungen.
Ziehen wir die weiteren begleitenden Maßnahmen hinzu wie
- Bundeswehrreduzierung
- eine KV und Beiträge ohne Bemessungsgrenze
- Auflösung von BfA und LVA
- dramatische Reduzierung von Finanzämtern und Krankenversichungen
- Einführung der TOBIN-Steuer
- Einführung einer einfachen aber wirksamen Rohertragssteuer
- und sicher perspektivisch als EU-Angleichung unvermeidlich: Umsatzsteuer auf min. 20%
Dann ist mehr Geld da als die bisher für das GE errechneten 960 MiaEuro/a.
Wenn man sich auf 900.- Euro/Erwachsener x Monat einigt, sind es ca. 80 MiaEuro/a weniger.
Wolfgang Schlenzig


[editiert: 07.09.04, 21:48 von Manuel Franzmann]
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Manuel Franzmann
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New PostErstellt: 07.09.04, 21:50  Betreff: Re: Anmerkungen zum Opielka-Artikel  drucken  weiterempfehlen

Lieber Michael,

nur noch ganz kurz, weil ich gerade wenig Zeit habe.

" ich behaupte keineswegs, dass mein Vorschlag alle Probleme löst. Es
bleibt
das grundsätzliche Dilemma an der Nahtstelle von Arbeitsmarkt- und
Sozialpolitik, das innerhalb des Arbeitslosengeldes der
Grundeinkommensversicherung nach wie vor auftritt: dass nämlich die
Bereitschaft zur Übernahme angebotener Jobs eine bürokratische Engstelle
bildet, die - je nach Praxis - eine Förderung bedeutet oder Zumutungen. Ich
sehe aber nicht, wie man dieses Problem überhaupt lösen kann, im
internationalen Vergleich gibt es auch keine m.E. überzeugende Lösung."
Natürlich wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen ein Lösungsansatz, der
diese Probleme im Grundsatz lösen würde. Aber ich gehe davon aus, daß Du das
nicht bestreitest, sondern lediglich die Finanzierung eines bedingungslosen
Grundeinkommens nicht für möglich hältst und deswegen das bed.
Grundeinkommen auch nicht als Lösung begreifen kannst. Darauf komme ich auch
deswegen, weil ich mich an eine solche Bemerkung von Dir zu erinnern glaube.


Zu einem solchen Einwand gegen das bedingungslose Grundeinkommen möchte an
dieser Stelle mal folgendes sagen. Aus meiner Sicht haben wir alle das
Problem, daß es in Deutschland zur Zeit keine verläßlichen
volkswirtschaftlichen Berechnungen von Seiten der für diese Frage primär
zuständigen Wirtschaftswissenschaften zu einem bedingungslosen
Grundeinkommen gibt. Zumindest sind mir solche Berechnungen nicht bekannt.
Man begegnet zwar immer wieder beiläufigen Bemerkungen zur angeblichen
Nicht-Finanzierbarkeit wie auch zur angeblichen Finanzierbarkeit. Aber ein
umfassender Berechnungsversuch von deutschen Volkswirten zur
Finanzierbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens, der veröffentlicht
und daher auch in seinem Vorgehen überprüfbar ist, existiert meines Wissens
nicht. Und solange das nicht der Fall ist, möchte ich die angebliche
Nicht-Finanzierbarkeit nicht gerne als Einwand gegen den Vorschlag eines
bedingungslosen Grundeinkommens gelten lassen, weil der Grundansatz eines
bed. Grundeinkommens der einzige Ansatz ist, der von Grund auf das Problem
der strukturellen Massenarbeitslosigkeit zu lösen verspricht. Ich finde auch
nicht, daß nur diejenigen in der Pflicht sind, eine solche
Finanzierungsrechnung zu beschaffen, die ein bed. Grundeinkommen
propagieren. Wenn man zeigen kann, daß ein bed. Grundeinkommen grundlegende
Probleme der gegenwärtigen Krise lösen würde, sofern es finanzierbar ist,
dann reicht das m.E. aus, daß alle daran interessiert sein müßten und im
Rahmen ihrer Möglichkeit einen Beitrag dazu leisten müssen, daß eine
umfassende Finanzierungsrechnung vorgenommen wird.
Ich möchte mal zur Veranschaulichung ein Beispiel bringen, was mich bei den
häufigen beiläufigen Bemerkungen zur Finanzierungsfrage skeptisch sein läßt.
Der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler Richard Hauser etwa setzt sich in
einem Aufsatz mit der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens im Hinblick
auf dessen Wirkungen für Familien auseinander, dies offenkundig vor dem
Hintergrund eines Interesse für die katholische Soziallehre und einer
entsprechenden Wertbindung. Seine Beurteilung dieser Wirkungen fällt
durchweg sehr positiv aus, aber er erledigt das bedingungslose
Grundeinkommen auch in wenigen Sätzen (!), in dem er behauptet, ein
bedingungsloses Grundeinkommen sei nicht finanzierbar, nicht zuletzt weil es
auf dem Arbeitsmarkt - wenn ich mich recht erinnere - eine Dynamik in Gang
setzte, die dazu führte, daß zusätzlich zu den bisherigen Arbeitslosen noch
eine erhebliche Menge von Menschen freiwillig aus der Erwerbsarbeit
ausscheiden würden, so daß die Zahl der Netto-Grundeinkommensbezieher
riesengroß wäre. Ich halte diese Annahme für sehr fragwürdig. Der Anreiz,
sein Einkommen durch Erwerbsarbeit zu vergrößern und damit seinen Wohlstand,
der immer auch mehr Handlungsmöglichkeiten und Autonomie bedeutet, zu heben,
bleibt grundsätzlich ja bestehen. Man kann an dem Beispiel Hauser auch sehr
schön ein grundlegendes Problem der Finanzierungsrechnung aufzeigen. Es
reicht ja nicht, von der Zahl der jetzigen Transferempfänger auszugehen und
dann auszurechnen, wie sich ein bed. Grundeinkommen rechnen würde. Man muß
eben auch eine Prognose darüber treffen, welche wirtschaftliche und
gesellschaftliche Dynamik ein bed. Grundeinkommen in Gang setzte. Und diese
Frage ist von Ökonomen alleine gar nicht seriös zu beantworten. Dazu braucht
man mindestens auch die Soziologen (wenn man sich hier mal der Einfachheit
halber auf die Wissenschaften beschränkt), die wiederum für eine seriöse
Finanzierungsrechnung nicht kompetent sind. Also müßte man eine seriöse
Finanzierungsrechnung im Dialog zwischen Volkswirtschaftslehre und
Soziologie durchführen, und wo wird das bislang praktiziert? Das ist
wirklich noch eine Terra incognita. Und ich kann diejenigen, die aus den
Mängeln der bisherigen Finanzierungsrechnungen für ein bed. Grundeinkommen
einen Einwand gegen letzteres machen, nur immer wieder auffordern, selbst
nach Möglichkeit einen Beitrag dazu zu leisten, daß wir in Zukunft eine
seriösere Berechnung auf die Reihe kriegen. Wenn dabei dann herauskommt, daß
das bed. Grundeinkommen nicht finanzierbar ist, dann haben davon alles etwas
davon. Ich bin im übrigen aus diesem Grunde auch sehr daran interessiert,
daß wir noch mehr Leute aus den Wirtschaftswissenschaften zur Mitarbeit im
Netzwerk Grundeinkommen gewinnen.

Mit besten Grüßen
Manuel Franzmann
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Muslix

Beiträge: 78
Ort: Montabaur


New PostErstellt: 07.09.04, 23:45  Betreff: Grundeinkommen - Wirtschaftswissenschaftler  drucken  weiterempfehlen

......... Ich bin im übrigen aus diesem Grunde auch sehr daran interessiert,
daß wir noch mehr Leute aus den Wirtschaftswissenschaften zur Mitarbeit im
Netzwerk Grundeinkommen gewinnen.

********************

sehr fraglich, ob von diesen "geprägten" Blindgängern außer
"Wachstumsgesülze" konkrete Beiträge zu erwarten sind.

Muslix
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Manuel Franzmann
(Administrator)

Beiträge: 132
Ort: Frankfurt am Main


New PostErstellt: 08.09.04, 00:05  Betreff: Re: Grundeinkommen - Wirtschaftswissenschaftler  drucken  weiterempfehlen

Also was mich betrifft, so können Sie sich solch überhebliche und
verachtende Äußerungen ohne ein einziges Argument zur Sache sparen. Außerdem
sollten Sie, wenn Sie den Wirtschaftswissenschaftlern schon etwas ad hominem
vorzuwerfen haben, sich an diese wenden und uns hier nicht damit behelligen.
Was sollte uns das interessieren?

Manuel Franzmann


[editiert: 08.09.04, 10:17 von Manuel Franzmann]
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