Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Autor Beitrag
LOthar Samuel Tesche

Beiträge: 267

New PostErstellt: 02.11.04, 15:13     Betreff: Re: Stil...Lieber Peter Scharl

Lieber Peter,

es ist schon putzig, wie manche hier versuchen den Herrn Professor Opielka zu verteidigen, so als waere er dazu nicht selbst in der Lage.

Wer wurde denn hier w i e persoenlich beleidigt, lieber Peter?

Und was das demokratische System anbelangt: Genau ein solches System wuensche ich mir (ich bin mit Herz und Seele Demokrat)! Demokratie bedeutet Herrschaft der Mehrheit. Wo aber bitteschoen herrscht in Deutschland die Mehrheit? Ist es nicht vielmehr so, dass eine Minderheit ueber die Mehrheit herrscht, die der Mehrheit lediglich gestattet, alle vier (bzw 5) Jahre ein Kreuzchen zu machen (was die Herrschaft der Mehrheit vorspiegeln soll)?!
Koennte es vielleicht sein, dass D U im Begriff bist, den Boden der Demokratie zu verlassen, zumal Du sie ja selbst „momentan als aeusserst unbefriedigt“ bezeichnest? Das klingt jetzt eine Spur ironisch, ich weiß….ich will damit nur sagen, dass sich Demokratie eben nicht dichotom erklaeren laesst (ausserdem sollte man sich nie zu weit aus dem dem Fenster lehnen). Aber vielleicht ist es das Beste, Du erklaerst mir und allen anderen hier mal, was genau D U unter Demokratie verstehst.
Was die Hoehe des BEG anbelangt, so wuerde ich sagen, dass wir gerade dabei sind, diese gemeinsam zu erarbeiten, oder sehe ich das falsch?
Zu guter Letzt noch einmal das, was ich unter Demokratie verstehe (falls Du es nicht vor etwa einem Monat schon gelesen hast). Damals hat uebrigens niemand meinen Ansichten widersprochen, im Gegenteil….

Liebe Hella,

Es ist ein Trugschluß, zu glauben, die politischen Strukturen und Machtverhältnisse
der sogenannten demokratischen Welt ließen sich kurzfristig verändern oder gar beseitigen.
Das Weltwirtschaftssystem, das in jedem Staat der Erde wirksam ist, hat weltweit alle demokratischen Strukturen an sich gerissen, um sie in seinen Dienst zu stellen.
Diese so entstandene kapitalistische Demokratie ist sicherlich die perfekteste Herrschaftsform, die es je gab. In ihr sind alle bisherigen Herrschaftsverhältnisse in idealer Weise zusammengeknüpft: Sklaverei, Feudalismus, Königtum, Kaisertum, Faschismus, Sozialismus, Kommunismus und Militärdiktatur. Fanden beispielsweise in all diesen Herrschaftsverhältnissen Folterungen statt, so kann die kapitalistische Demokratie stolz erhobenen Hauptes behaupten, daß Folterungen in ihrem Herrschaftsbereich nicht existieren. Sollte es dennoch dazu kommen, war das nicht Schuld der Politiker oder der Finanziers, sondern immer Schuld einiger irregeleiteter Individuen, die sich nicht an demokratischen Regeln gehalten haben.
Möglich ist allerdings auch eine demokratische Verfügung, die Folter einzuführen(Israel).

Überall dort, wo kapitalistische Demokratie sich in seiner Existenz bedroht fühlt, wird sie mit einer großen Palette von Gegenmaßnahmen reagieren (stets mit der moralischen Rechtfertigung, die Demokratie erhalten und schützen zu wollen), wobei das Spektrum von Sanftmut bis Folter und Mord reicht.
Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien; ich glaube nicht, daß es auch nur einen einzigen Politiker oder Kapitalisten gibt, der bewußt der Menschheit Böses antun will. Überhaupt glaube ich, daß sich kein Mensch für böse hält. Jeder rechtfertigt sein Handeln als eine gute und notwendige Tat. So fand ich es auch geradezu rührend, mit welch schönen Worten Tobias Teez Politiker beschreibt: „Im Prinzip haben die meisten Politiker recht ähnliche Ziele, sie wollen, daß zunächst die Bevölkerung zufrieden und glücklich ist“.
Etwas anderes ist es, daß jeder Mensch bewußt eine böse Tat vollbringen kann. Es gibt dazu eine „schöne“ Definition: Ein Mensch läuft auf einem Waldweg daher und bemerkt neben sich einen krabbelnden Käfer. Wenn er nun bewußt einen Schritt zur Seite geht, um den Käfer totzutreten, hat er eine böse Tat begangen.
Untersucht man indes die Psychostrukturen von Politikern und Finanziers (ich will die Kapitalisten nicht immer Kapitalisten nennen…), so wird man sehr häufig feststellen, daß es sich um Menschen handelt, die ihre Gefühle von ihren bewussten Handlungen abgespalten haben. Da sie diese Abspaltung nicht als Leidensdruck empfinden, sind sie in der Lage, sich Gefühle auszudenken, die sie gar nicht haben (man kann das sehr gut im Fernsehen beobachen, wenn ein Politiker spricht. Man braucht nur den Ton abzuschalten und dessen Bewegungen zu beobachten: Alles wirkt aufgesetzt und gekünstelt).
Menschen, die Politiker werden und diesen Leidensdruck empfinden, steigen in der Regel aus der Politik aus.
In extrem gesteigerter Form kann diese Abspaltung zu einer psychopathischen Persönlichkeitsstruktur führen (ein Bild dazu: Dieser Mensch hackt einer Katze die Pfote ab und beweint kurz darauf seine Tat, sein Schicksal und das der Katze).
Kurzum: Die Herrschenden haben gar keine andere Möglichkeit des Handelns. Sie sind Sklaven der Sachzwänge, die ihnen die politischen und wirtschaftlichen Strukturen auferlegen. Deshalb sollte man sie auch nicht als Feinde betrachten, sondern als lernfähige Menschen.
Die Beschäftigung mit dem Grundeinkommen ist eine gute Schule zur Schärfung der politischen „Sinne“ Deshalb ist auch die Debatte um das Grundeinkommen nicht verfrüht, wie du meinst.
Wir alle, die wir uns damit befassen, werden schon bald darauf gestoßen werden, daß eine Umsetzung nicht möglich ist; denn immer mehr Dinge (unterschiedlichste Steuergesetzgebungsparameter, Statistiken, Zahlen usw.) werden auftauchen, die berücksichtigt werden müssen. Das wird zu einem unüberschaubarem Regelwerk führen, das an seiner eigenen Schwere krankt und nicht mal mehr von Spezialisten durchschaut werden kann. Von dieser Unüberschaubarkeit werden wir uns aber nicht lösen können, weil unsere Welt eben nicht einfach gestrickt ist.
Aber wie auch immer: Aus welchem guten Grund sollten die machthabenden Gesetzgeber etwas zu ihrer eigenen Sache machen, das ihr System (dem sie dienen und das ihnen dient) in den Grundfesten zutiefst erschüttert und in Frage stellt?
Ich wüsste keinen.
Hinzu kommt, daß wir all das, was hier, wo wir leben, geschieht, nicht losgelöst von der übrigen Welt in Augenschein nehmen können….
Die Machthaber der hochindustrialisierten Welt stecken in einer Zwickmühle. Ihnen ist sehr wohl bewußt, daß einer der wichtigsten Rohstoffe sehr schnell zur Neige geht: Das Rohöl (innerhalb der nächsten 20 Jahre benötigt China 40% der Rohölförderung eines Jahres…und nicht vergessen: Nur 10% des gesamten Rohöls wird zu Benzin, Kerosin und leichtem Heizöl raffiniert; der Rest wird zur Produktion von Kunststoffen genutzt!)
Das stellt sie vor ein unlösbares Problem: Es existiert für sie keine Möglichkeit (vorausgesetzt sie wollen die existierende Geldwirtschaft beibehalten - abschaffen können sie sie aber nicht, weil dann ihre Herrschaft überflüssig werden würde), die Welt in eine lebenswerte Welt umzubauen. Diese Kosten wären unerschwinglich hoch ( Umstellung auf wasserstoffangetriebene Fahrzeuge, Umstellung auf Reaktoren die Wasserstoff in Helium umwandeln - das würde alle Energieprobleme schlagartig lösen - Trinkwasseraufbereitung und Bau der Kanalisation (Abwasser) Zurücksetzung der Städte ins Hinterland wegen steigendem Meeresspiegel ).
Andererseits ist ihnen bewußt, daß sie keine großen, Vieles zerstörende Kriege mehr führen können, weil sie genau wissen, daß solche unwiderruflich ihre eigene Existenz gefährden.
– Mit großen Kriegen haben sie ja stets ihre großen Krisen meistern können -
Und der Versuch, die Menschheit aus unterirdischen Bunkern zu regieren, auch nicht gerade großen Spaß bereitet. Was bleibt ihnen zu tun? Sie investieren ungeheuere Summen in das Militär, um sich und ihre Welt vor Feinden zu schützen. Sie werden sehr viel Geld in die Fahrt zum Mars und dessen Besiedlung stecken (warum sie das tun, überlasse ich Deiner Fantasie).
Ich hoffe nicht, daß es zu großen Kriegen kommen wird, wenngleich große Kriege wegen der letzten Erdölquellen innerhalb der nächsten 40 Jahre durchaus möglich sind (zwischen Russland mit China gemeinsam gegen Amerika. Wenn Europa klug ist, lässt es sich nicht in diese Auseinandersetzung hineinziehen; denn schließlich wird es bald eine gemeinsame Grenze mit dem Irak haben).
Kommt es in den nächsten vierzig, fünfzig Jahren zu keinen großen weltweiten Kriegen, werden auf der Erde immer mehr Zonen entstehen, in denen kein Recht mehr herrscht und keine Gesetze mehr greifen (Faustrecht). Die Herrschenden werden dann nur noch in streng bewachten Ghettos leben und sich gegenseitig mit Panzereskorten Besuche abstatten können (was sie teilweise schon heute praktizieren).
Kommt es aber zu großen Kriegen, werden in 100 bis 140 Jahren drei Milliarden Menschen auf diesem Planeten leben..
Was können wir tun? Wir können schon heute Gedankensamen ausstreuen für eine andere Welt. Einer Welt, in der jeder Mensch ein Dach über dem Kopf, genügend Nahrung, eine Schulbildung bis zum 18. Lebensjahr und Beschäftigungen haben wird. - - Denn so gewiß der Tod ist, der jeden von uns eines Tages ereilen wird, so gewiß ist es, daß unsere Gedanken, einmal in die Welt gesetzt, Unsterblichkeit erlangen.
Es kommt darauf an, den Herrschenden sozusagen unsere Demokratie zu entwinden, das heißt, daß es nicht darum geht, einem Menschen unsere Stimme zu geben, auf daß er in unsrem Namen spreche, sondern, daß wir unsere Stimme behalten, um mit ihr selbst sprechen zu können.
Kein Mensch soll über den anderen Menschen herrschen! Das soll der Sinn einer Demokratie sein, die es noch nie gab.
Es widerspricht gewiß nicht unserer Diskussion um das Grundeinkommen, diese Dinge im Hinterkopf zu behalten.

Mit lieben Grüßen an Dich und alle

Soweit der Beitrag zu meinem Demokratieverstaendnis.
Herzliche Gruesse

Lothar Samuel Tesche (New York City)

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