Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Tobias Teetz

Beiträge: 97

New PostErstellt: 15.06.05, 20:43     Betreff: Re: Gefahren, Aufgaben, und eine Chance

Lieber Bernd,

Zum Konflikt: Naturwissenschaft, Sozialwissenschaft, Religion.

Im alten Testament beginnt die "Ursünde" damit, dass Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis pflückt. Das göttliche Verbot diesen Baum nicht anzurühren wurde nicht beachtet.
Adam und Eva, die das Erkenntnisverbot überschritten hatten, wurden aus dem sorgenfreien Paradies vertrieben.

In der griechischen Mythologie beginnt die "Ursünde" des Prometheus (der die Menschen aus Lehm erschaffen hat) damit, dass er den Menschen das Feuer (Licht, aber von Menschenhand geschaffen, welches Wärme in der Dunkelheit gibt, die Dunkelheit der Nacht verscheucht, ein mythologisches Symbol von Erkenntnis, welches zu technischen Verfahren bei der Metallverarbeitung,führte und Maschinen und die gesamte Technik erst möglich gemacht hat). Durch das Feuer wurde die Technik und Bequemlichkeit vorangetrieben.
Auch der göttliche Prometheus übertrat in seiner Schenkungsfreude das göttliche Gebot von Zeus.
Ein gottähnlicher Mensch war nicht erwünscht.
Zur Strafe wurde er an einen Fels gebunden und ein Adler fraß ihm regelmäßig die nachwachsende Leber weg.

Es war das Ziel nahezu aller menschlichen Kulturen, der Technik und der Wissenschaft das Leben für die Mitmenschen glücklicher, schöner, vielfältiger, sorgenfreier, sicherer, länger, schmerzfreier, bequemer zu gestalten. Durch die Technik und die Maschinen sollte der Mensch von der Lebenszeit verringernden, mühsamen und gefährlichen Arbeit befreit werden. Das Ziel der Technik und Wissenschaft war es, paradisische Zustände für Menschen zu schaffen. Durch jede Sekunde, jede Stunde, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr nähert sich der Mensch dem Alter und dem Tode. Lebenszeit, die nicht zum eigenen zukünftigen Glück und zum zukünftigen Lebensglück von uns geliebten Menschen genutzt wird, vermindert unser Wohlbefinden.
Arbeitslosigkeit, die verhindert, dass andere Menschen an der gesellschaftlichen Wohlstandsförderung beteiligt werden und sich nicht mehr eingebunden fühlen und die mit erheblicher Einkommensarmut einhergeht, ist für ein Gemeinwesen schädlich. Das Gefühl in einem Gemeinwesen überflüssig, nutzlos zu sein, ist für den Arbeitslosen halt schlimm.
In einer Vollbeschäftigungsgesellschaft, mit sinnvoller Arbeit, die der Wohlfahrt von anderen Menschen dient, bekamen Bürger die menschliche Anerkennung und dadurch eine Teilhabeberechtigung am gesellschaftlichen Wohlstand. Durch das (Arbeits-)Einkommen wird die Höhe der gesellschaftlichen Anerkennung geregelt.
Durch Technik, Rationalisierung von Produktionsabläufen, die globalen Handelsströme werden jedoch Arbeitnehmer von ihren alten Arbeitsplätzen verdrängt und in exsistentielle Nöte geworfen. Die Lebenszeit dient dann nicht mehr dazu, dass der Bürger seine Fähigkeiten zum Wohle des Gemeinwohls einsetzen kann und häufig aus seinem Sozialgefüge herausgerissen wird.
Der Maßstab für den Arbeitslohn und Leistungen für das Gemeinwesen ist verlorengegangen, da Maschinen und Automaten in Fabriken effektiver und schneller als Menschen geworden sind.
Erhebliche innergesellschaftliche Ungleichheit kann nicht Ziel eines Gemeinwesens sein, da durch den Mangel an sozialen und gesellschaftlichen Teilhabegerechtigkeit die Spannungen in der eigenen Gesellschaft zunehmen werden. Solche Spannungen können später auch zu nachteiligen Wechselwirkungen in zwischenstaatlichen Handelsbeziehungen führen. Nur durch eine gleichmäßigere innergesellschaftliche Wohlstandsentwicklung können auch globale Verbesserungen der Lebensverhältnisse möglich werden.

Technik kann vielleicht tatsächlich das menschliche Empfinden abstumpfen. Technik und Wissenschaft bergen unbestreitbar auch Gefahren für die Menschheit.
Die Fabrikbetreiber von dampfgetriebenen Webmaschinen (in beginnenden 19. Jahrhundert) in England kümmerten sich herzlich wenig um das Schicksal der arbeitslosen Handweber.
Auch in der Kriegstechnik wurden Verfahren entwickelt, damit Soldaten, Piloten, U-Bootkapitäne nicht mehr unmittelbar den zu tötenden Menschen in die Augen sehen mußten. Aus der Ferne etwas zu tun, ist einfacher.
Mit Atomraketen könnten Städte, Länder und möglicherweise das gesamte menschliche Leben dieses Planeten ausgelöscht werden.
Die Angst vor den Gefahren der Gentechnik ist vielschichtig. Anfang der Achtziger befürchteten Wissenschaftler, dass möglicherweise ein verändertes E-coli-Bakterium, E-coli ist das Arbeitstier aller Gentechniker aber auch im menschlichen Darm das wichtigste Bakterium, durch Unachtsamkeit ein Genlabor verlassen könnte. Aufgrund der sehr hohen Vermehrungsrate von Bakterien könnte sich solch ein Bakterium schnell alle Därme der Erdenbewohner verbreiten. Was passiert, wenn die bösartigen Folgen nicht sofort, sondern erst nach 1-5 Jahren zu Milliarden menschlichen Darmkrebsfällen führen ? Einer Latenzzeit ähnlich dem Aidsvirus, mit dem Unterschied, dass die Übertragungsart bei jedem Händeschütteln denkbar wäre.
Wer möchte dann noch dem anderen die Hand schütteln ?
Mit der Gentechnik könnten sich vielleicht zukünftig Intelligenzbestien züchten lassen, die tausendfach schneller lernen, denken können. Vielleicht müssen dann auch noch Unsterblichkeitsgene - die aber nur für einen ausgesuchten Kundenkreis in Frage kommen, weil die Erde begrenzt ist - gezüchtet werden ?
Wollen wir so etwas ?

Eine SF-Kurzschichte (vermutlich aus den 50ziger Jahren des 20 Jahrhunderts) von Ray Bradbury "Der Mörder" faßt die Stimmungslage eines Terroristen gegen Überkonsum, eines Mörders an elektronischen Gerätschaften (der Fernsehapparate erschoß, Radios zerstörte, Interkoms zerbiss und bei Meinungsumfragen des Armbandsenders:`Hier ist die Volksumfrage Nummer neun. Was haben sie heute zu Mittag gegessen ?` das Gerät zertrat ) wie folgt zusammen:
"Das braucht natürlich seine Zeit. Zuerst war alles herrlich. Allein die Vorstellung von diesen Dingen, von dem praktischen Nutzen, den sie brachten, schien wunderbar. Sie waren beinahe wie Spielsachen, mit denen man spielte, aber die Leute ließen sich allzu intensiv damit ein, sie trieben es zu weit, sie wurden abhängig von einer sozialen Verhaltensweise und konnten sich nicht wieder davon befreien und konnten nicht einmal mehr zugeben, dass sie sich verrannt hatten. So fanden sie irgendeine Erklärung für ihre schwachen Nerven wie für alles andere. `Unsere moderne Zeit`, sagten sie. `Die Umstände`, sagten sie. `Die ständige Anspannung`, sagten sie...."

Ob unsere Form von Wirtschaftswachstum, unsere Form von Konsumsteigerung, unsere Form der Einkommensverteilung nicht auch negative Folgen für unser Gemeinwesen und die religiösen Wurzeln dieses Gemeinwesens haben kann ?

Erhält ein Bürger kein oder nur ein sehr geringes Einkommen, suchte er nach anderen Arbeitsmöglichkeiten.
Die Höhe des Einkommens war in der früheren Arbeitsgesellschaft abhängig von dem Erfolg der Arbeitsleistung in bezug darauf, die Bedürfnisse der anderen Menschen zu erfüllen. Die Unternehmer machten sich Gedanken, welche Bedürfnisse vorrangig für die Gesellschaft zu erfüllen sind. Ein Unternehmer mußte also Mitarbeiter und zukünftige Kunden vom Vorteil seiner Güter und Dienstleistungen überzeugen. Nur wenn diese Überzeugungsarbeit positiv verlief war ein Unternehmen erfolgreich.
Die gerechte Wohlstandsverteilung in einem Staat kann nur funktionieren, wenn Unternehmer, Arbeitnehmer, Bürger und der Staat sinnvoll zusammenwirken.

Alle Regeln, Gesetze, Gefühle, Interessen, Handlungen sind mit der Vergangenheit verkettet. Ein Mensch kann sich nicht aus den Verkettungen von geschichtlichen Zufällen und Denkweisen lösen.
Dies gilt für die historischen Greueltaten von vorangegangenen Generationen in Deutschland wie auch bei unseren gegenwärtigen Schwierigkeiten gerne osteuropäischen Ländern helfen zu wollen, ohne genau zu wissen, wie eine Hilfestellung auf Grund der derzeitigen Entwicklungen im gegenseitigem Vertrauen auf eine bessere Zukunft der Beziehungen am besten realisiert werden könnte.
Dies gilt auch für Investitionen im In- und Ausland, für Vertragsbeziehungen, Produktlizenzen, Patenten und manchmal auch für die Einkommensformen in der Gesellschaft. Hoffentlich gilt dies nicht für ein Grundeinkommen.
Der englische Imperialismus führte zu einer Ausbeutung von menschlichen Arbeitssklaven. Anderseits kam es durch Wechselwirkungen zu Wissens- und Kapitaltransfers in den Kolonien. Manche Wohlstandsverbesserung in den Kolonien ist vielleicht erst durch Großbritannien möglich geworden.

Vorausgegangen war eine Leben der Ungleichheit und Ausbeutung des Menschen, aber auch die Hoffnung, dass künftige Generationen weniger Hass, Kriege, Entbehrungen, Armut und Not haben sollten und auch ein besseres, wohlstandsförderndes Verhältnis zu anderen Nationen möglich sein könnte.


Mit freundlichen Grüßen

Tobias Teetz

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