KOMPARSE.DE - Portal für Komparsen u. Kleindarst.

Amme · Gast

Hallo Theo!
Ich nehme Dich jetzt mal beim Wort, habe diverse Fragen zum Schnitt und hoffe, daß Du diesen Thread auch findest.
Andere dürfen natürlich auch antworten, sofern dieses etwas mit dem Thema zu tun hat.
Aus aktuellem Anlass möchte ich jetzt einfach mal fragen, wovon es abhängt, ob eine Szene nicht passt und geschnitten wird.
Ist es die Unfähigkeit des Komparsen (Theaterschauspielerin) die "Wiederholbarkeit" korrekt nachzuvollziehen o. wäre eine in geplanter Zeitlupe Sequenz zu lang geworden und damit langweilig,
irgendwo ein übersehener Schatten aufgetreten den man rausschneidet u. deswegen passt das Folgende nicht mehr usw.
Habe nämlich gerade auch im Movie College Forum die schon etwas ältere Frage gelesen, warum Cutter eine so große künstlerische Freiheit haben, der Regisseur läßt sich im Schneideraum wohl gar nicht blicken.
Ich frage deshalb, weil ich letztes Jahr einen super Dreh hatte. Als ich jedoch den fertigen Film sah, mußte ich erkennen, daß ich zwar immernoch "drinn" bin, aber die "aktionsreichen" Sequenzen die sehr viel Spaß gemacht und den ganzen Drehtag einnahmen inclusive Nachvertonung rausgeschnitten wurden.
Natürlich bin ich darüber jetzt schon etwas enttäuscht.
Und komm mir jetzt nicht mit "Kill your Darlings" ;-))
Wenn es am Darsteller liegt heißt daß, ich müßte weiter an mir arbeiten (was man natürlich immer tut), wenn nicht, wäre es ein netter Trost ;-)

Liebe Grüße
Das Ammchen

Gast · Erstellt: 08.03.07, 20:51 Betreff: Re: Bildschnitt

Hallo Amme,
dies hat nichts mit Unfähigkeit des Komparsen zu tun in Deinen Falle. Auch ist es nicht ein übersehener Schatten, da ist man schon am Set wie pinklich, deshalb dauert alles sol lang.
Dies hat schlichtweg damit zu tun, ich muss einen Film abliefern, der nur 90 Minuten lang sein darf. Nun habe ich den Film geschnitten, dieser Film ist 100 Minuten lang, was mache ich, ich fange an, radikal aus den Film in einzelnen Szenen zu kürzen, dass ich genau auf die 90 Minuten komme.
Als Beispiel solltest Du Dir mal die 2 Filme von einen Filmer aus Düren reinziehen.
Mit Film 1 ist der genannte Filmer nicht disqualifiziert wurden, da dieser Film die Zeitvorgaben (5 Minuten) einhält).
Im Vergleich dazu Film 2, damit wäre der Filmer aus Düren disqualifiziert wurden, da der Film deutlich über 5 Minuten zu lang ist.
Schau an, welche Szenen geschnitten sind.

Theo · Mitglied Beiträge: 181

Moin Amme!
Nein, es liegt (nicht immer) am Darsteller. manche Szenen sehen im Drehbuch toll aus, werden dann auch gedreht und passen dann doch nicht zum fertigen Film. Ich kenne das von meinen eigenen Büchern, später frage ich mich am Schnittplatz, wieso ich soviel Zeit bei Dreh mit dieser Szene verschwendet habe. Anschlußfehler sind natürlich auch ein Problem.
Es ist wirklich eine Frage von "Look&Feel". Ich hab mich schon um einzelne Frames mit meinen Leuten gefetzt. (Meistens setzte ich mich dann doch durch) Und die Frage, die sich bei jeder Szene stellt ist "Wie wichtig ist die Szene für den Film?" Gerade wenn man Zeit sparen muß, stellt man sich die Frage "Bringt diese Szene den Film voran, oder ist sie nur schön anzusehen?" Und diese Entscheidung fällt eben schwer. Und "allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die keiner kann". Deswegen ist diese Szene für dich subjektiv wichtig, aber objektiv unnütz, also wird sie geschnitten.

Meine Sicht der Dinge...
Theo

P.S.: Ich drehe No/Low Budget mit kleiner Crew und bin mein eigener Editor, deswegen fällt bei mir weniger unter den Tisch. Bei größeren Produktionen ist das wieder anders. Alles ne Geldfrage.

Lou_Ziffer · Gast

Hallo Amme!

Wenn der Darsteller schlecht war, merkt man das beim Dreh. Und reagiert entsprechend.
Bleibt diese Reaktion aus, brauchst du nicht an dir zu zweifeln.
(Klar, verbessern kann man sich trotzdem immer...)

Viele Sachen sieht man wirklich erst beim Schnitt. Wir sagen besser "Editing" ab jetzt, ok? Mit Schnitt hat es nicht mehr viel zu tun.

Erst dann hat mal ALLE Bänder von verschiedenen, oft zeitlich und örtlich weit auseinanderliegenden Drehs komplett zusammen, erst dann erschließt sich der Überblick über das, was einmal werden soll.

Das komplexe beim Editing ist, daß nun die Geschichte tatsächlich noch einmal (zum dritten Mal!) erzählt wird. (Das erste Mal ist das Drehbuch, das zweite mal der Dreh selbst.)

Doch jetzt erst ist alles zusammen da. Jetzt geht man hin und nimmt eine Prise hiervon, ein wenig davon, da noch ein Zwischenbild.... man komponiert quasi eine Sinfonie und manche Noten passen nicht mehr, obwohl sie auf dem Notenblatt und bei der Probe so schön klangen...

Z.B.: hier brauchen wir eine Sekunde länger. Da wieder kürzer, die Musik passt sonst nicht. Hier ist der Anschluß falsch, da stimmt die Blickrichtung nicht, die gesamte Sequenz muß schneller werden, die andere muß komplett raus, weil sie den Zuschauer verwirrt.... undsoweiter undsofort.

Wirklich ein extrem komplexer und vielschichtiger Vorgang. Und wer mit einem 100-Euro-Schnittprogramm drüber eiert, ist noch lange kein Cutter (=Editor)!

Ein Editor braucht künstlerisches Verständnis, Kenntnisse der Filmsprache, mathematisch-logisches Verständnis, ein gutes Auge, ausgeprägte Musikalität, hohe Technik-Affinität und außerordentlich gute Kenntnisse von extrem komplizierten Programmen wie AVID oder Final Cut um nur mal die gebräuchlichsten zu nennen...

Langes Posting. Kurz gesagt: Es ist so gut wie nie deine Schuld, wenn was wegfällt. Beim Dreh kann man unmöglich genau vorhersehen, ob das was man dreht auch drinbleibt... und das passiert auch guten Regisseuren, also Kopp hoch!

Gast · Erstellt: 08.03.07, 22:27 Betreff: Re: Bildschnitt

@Lou_Ziffer,
hast Du schon mal mit PowerDirector Pro geschnitten? Ist ein kostenloses Beigabeprogramm zum Camcorder Aiptek, mit den der Filmer den Film Fein geschnitten hat.
Man, ich hasse dieses PowerDirector Pro, damit habe ich den Vorschnitt gemacht.
Der Film ist mit miniDV auf Panasonic 180 gedreht, und nicht mit Aiptek.

Lou_Ziffer · Gast

Hab nicht mal ne Ahnung, was PowerDirector sein soll? Vermutlich irgend so ein Consumerschrott. Ist mir aber egal.
Ich arbeite mit AVID.
Schon mal gehört?

Gast · Erstellt: 08.03.07, 23:28 Betreff: Re: Bildschnitt

Genau, Power Director ist so ein Consumerschrott. Und der Filmer ist auch begeistert vom kostenlosen Schnittprogramm Virtual Dub, komme ich auch nicht zurecht.
Ich schneide mit den Testsieger-Programm!

niemand · Gast

am schlimmsten sind die "effekte" bei den consumerprogrammen,
aber amme hat mit einem clip (werbung oder musik egal) die härteste aller möglichen visuellen darstellungen erwischt, beim kurzfilm wäre
mehr spielraum, noch mehr bei 90-minütern und am meisten bei serien,
bei letzteren wäre es oft besser, man würde rausgeschnitten *g*

Theo · Mitglied Beiträge: 181

Zitat: Lou_Ziffer

Ich arbeite mit AVID.
Schon mal gehört?

Jupp, aber nix gutes.... *lol*
Viva Las VEGAS und bleibt mir mit Adobe-Sachen von Hof.... Und wenn ich irgendwann mal zuviel Geld hab, denke ich über AVID nach und steige auf FCP um....

Zitat: Lou_Ziffer

Ein Editor braucht künstlerisches Verständnis, Kenntnisse der Filmsprache, mathematisch-logisches Verständnis, ein gutes Auge, ausgeprägte Musikalität, hohe Technik-Affinität und außerordentlich gute Kenntnisse von extrem komplizierten Programmen wie AVID oder Final Cut um nur mal die gebräuchlichsten zu nennen...

Upps, da trifft ja nix von auf mich zu.... Ich denke, ich bleibe bei meinem Hauptberuf.... Und ich weiß, das AVID nicht von Adobe kommt (oder mittlerweile doch?)

Gast · Erstellt: 09.03.07, 15:38 Betreff: Re: Bildschnitt

Zitat: niemand

am schlimmsten sind die "effekte" bei den consumerprogrammen,

Allerdings, die Vogelstimmen am Anfang des Filmes, wo die junge Frau fröhlich angehopft kommt, die waren so leise, dies hat mein Feincutter, der den Feinschnitt gemacht hat, ebenfalls mit einen kostenlosen Programm rausgeholt.