Melanies FanficForum

Willkommen auf meinem Buffy und Angel Fanfiction Forum. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern. Viele Grüße Mel:))
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks
Halloween: Märchenwelt

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 31.10.07, 18:56  Betreff: Halloween: Märchenwelt  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Autor: Cimmeria
Titel: Märchenwelt
Altersfreigabe: ab 12
Teil: 1/5
Inhalt: Märchen sind harmlos und frei erfunden. Aber gilt das auch am Höllenschlund? Und zu Halloween?
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Buffy/Giles/Spike/Willow/Xander
Disclaimer: Die Jungs gehören Joss Whedon, ich habe sie mir nur ausgeliehen...

Märchenwelt

„Spike, mach irgendwas!“, brüllte Buffy, während sie versuchte, dem flammenden Atem des Drachen auszuweichen.
„Was denn?“, brüllte der Vampir zurück, „ich bin auch nicht feuerfest!“
Trotzdem versuchte er todesmutig, den Kopf des gewaltigen Ungeheuers herumzureißen, bevor Xander und Willow, die wie erstarrt dastanden, gegrillt wurden.
Der Drache schüttelte nur unwillig den Kopf und Spike flog in hohem Bogen zur Seite.
„Willow, zaubere das Vieh kleiner oder am besten ganz weg.“
Ich… ich kann nicht“, stotterte Willow, die ihren Angreifer mit Schreckgeweiteten Augen anstarrte.
„Okay, dann soll Giles… Verdammt, wo ist Giles?“
Buffy wich einer langen Feuerlanze aus und sah sich um. Der Drache drehte den Kopf in ihre Richtung und fauchte.
„Hey, du Monster, ich bin auch noch da!“
Spike versuchte erneut, den Drachen von seinen menschlichen Opfern abzulenken, aber der beachtete ihn nicht. Er starrte nur Buffy intensiv an und fauchte.
„Der steht wohl auf dich“, lästerte Spike, bevor er wieder versuchte, auf dem schuppigen Rücken Halt zu finden.
„Verdammt, warum können Drachen kein Fell haben, daran kann man sich leichter festhalten“, schimpfte er.
Wieder schüttelte der Drache ihn ab wie eine lästige Fliege, bevor er einen halben Schritt auf Buffy zumachte.
„Verschwindet!“, schrie Buffy ihre Freunde an, bevor sie in die Entgegengesetzte Richtung rannte. Der Drache folgte ihr schwerfällig.
Er spie kein Feuer mehr, dafür fauchte er von Zeit zu Zeit. Sie hoffte, dass das ein gutes Zeichen war. Vielleicht konnte sie ihn so lange aufhalten, bis Willow einen Zauber fand, der sie zurück nach Sunnydale brachte. Oder bis Giles wieder auftauchte und für ihre Rückkehr sorgte. Obwohl sie insgeheim befürchtete, das der Drache ihn bereits getötet hatte.
Die Wut über Giles Tod gab ihr neue Kraft.
„Du hast jemand getötet, den ich sehr mochte“, sagte sie drohend. „Giles war nicht nur mein Wächter, sondern auch ein guter Freund. Und für seinen Tod wirst du büßen!“
Wieder schnaubte der Drache, wenn auch leiser als zuvor. Seine harten, spitzen Krallen scharten im Sand.
Seine Augen richteten sich auf Buffy, während er scheinbar ein Muster in den Boden ritzte.
Buffy war zu sehr damit beschäftigt, nach einer Waffe zu suchen, deshalb bemerkte sie es nicht gleich. Schließlich gab sie die Suche auf. Außer Sand gab es weit und breit nichts.
„Okay, ich bin schon mit ganz anderen Gegnern fertig geworden.“

„Hey, Buffy, fang!“
Spikes Ruf lenkte sie kurz ab.
Der Vampir tauchte hinter dem Drachen auf und warf ihr etwas Längliches zu, das in der Sonne glänzte.
Erst als sie es auffing merkte sie, worum es sich handelte.
„Wo hast du den Dolch her?“
Spike zuckte etwas verlegen die Schultern.
„Den hatte ich im Stiefel. Du weißt schon, falls man plötzlich eine Waffe braucht…“
„Und das fällt dir jetzt erst ein, dass du so was mit hast?“, zischte sie.
„Na ja, ich hatte es eben vergessen.“ Dann grinste er wieder. „Okay, du Monster, das war’s dann. Kriege ich das halbe Königreich und die Jungfrau, wenn ich den Drachen töte?“
Buffy verdreht die Augen. „Wenn deine blöden Sprüche tödlich wären, würde das Vieh jetzt tot umfallen.“
Der Drache bedachte Spike mit einem unwilligen Blick und schickte einen kurzen Feuerstoß in seine Richtung, bevor er wieder Buffy ansah. Spike sprang fluchend zur Seite.
„Verdammt, er kann dich wirklich besser leiden als mich. Warum kaufst du ihm nicht eine Leine und bringst ihm bei, deine Freunde nicht zu grillen?“
„Gute Idee“, murmelte Buffy, „vielleicht kann ich ihn ja gegen Vampire einsetzen?“ Was ihr einen entrüsteten Blick von Spike eintrug.
Der Drache schnaubte wieder und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Okay, bringen wir es hinter uns.“
Während sie am Körper des Drachen nach einer günstigen Stelle suchte, wo sie die dicken Hornplatten durchdringen konnte, amüsierte sich Spike über die in den Boden gekratzten Linien.
„So wie es aussieht, ist das ein gebildetes Exemplar seiner Art. Vielleicht sollten wir es mit Verhandlungen versuchen.“
„Spike, halt die Klappe!“
„Doch wirklich. Wenn er schreiben kann, kann er sicher auch sprechen.“
„Schreiben?“
Buffy ließ den hoch erhobenen Dolch wieder sinken und starrte verblüfft die Linien im Sand an.
„SELIG?“ Sie sah Spike an. „Soll das heißen, der Drache hat eine Seele?“
Spike, der inzwischen neben ihr stand, schüttelte den Kopf. „Glaube ich nicht. Wer hat schon von einem Drachen mit Seele gehört?“
„Wer hat schon von einem Vampir mit Seele gehört?“, gab sie zurück.
Der Drache stieß einen klagenden Laut aus und bewegte sich etwas zur Seite.
Als er Buffy und Spike näher kam, machten diese ebenfalls einige Schritte in die Gegenrichtung. Das ging solange, bis sie ihre Positionen gewechselt hatten.
„Und wozu war das jetzt gut?“
Keine Ahnung“, musste Buffy zugeben. Wieder sah sie die Schrift am Boden an, dann bekam sie große Augen.
„Lies mal, was da steht!“, drängte sie Spike.
„Das kennen wir doch schon, da steht… Giles?“
Er starrt die Linien verständnislos an. „Was hat denn Giles damit zu tun? Oder soll das heißen, unser schuppiger Freund hört auf den Namen Giles?“ Er lachte leise. „Ist doch nett, wenn du mit ihm spazieren gehst. Komm, Giles…“ Weiter kam er nicht. Der Drache fauchte und Spike sprang schnell zur Seite, falls eine Flamme folgte.
„Böses Hündchen! Bring das Vieh endlich um.“
Buffy reagierte nicht, sie kaute nur nachdenklich an ihrer Unterlippe. Der Dolch lag vergessen neben ihr.
„Woher weiß er von Giles?“
„Weil er ihn gefressen hat?!“
„Spike!“
„War ja nur so’ne Idee“, verteidigte sich der blonde Vampir.
„Du bist… äh, Sie sind… Giles?“, fragte Buffy leise und sah dem Drachen intensiv in die Augen.
Ein leises Schnauben antwortete.
„Warten Sie, ich holen Willow, ihr wird bestimmt was einfallen, wie wir Sie… zurückzaubern können.“
Sie wollte loslaufen, dann drehte sie sich noch einmal zu Spike um.
„Das ist wirklich Giles, ich sehe es in seinen Augen… Nein, Spike!“
Sie schrie auf, aber es war schon zu spät.
Spike hatte den Dolch aufgehoben. „Jetzt reicht es. Wenn du keine Drachen töten kannst, ich habe damit keine Probleme. Vielleicht kommen wir dann endlich hier weg, wenn das Mistvieh erledigt ist!“
Bevor Buffy ihn daran hindern konnte, stürmte er dem Dachen entgegen. Der reagierte mit Schnauben und Feuer, aber der Vampir wich geschickt aus und rammte ihm den Dolch tief in den Hals.
Er rutschte zwar an einer der harten Schuppen ab, bohrte sich aber zwischen dieser und der Schuppe daneben in die darunter liegende Haut. Aus der Wunde spritzte das Blut.
Spike zerrte den Dolch triumphierend heraus, um noch einmal zuzustoßen. Aber dazu kam er nicht.

Die Luft um sie herum flimmerte und flirte plötzlich.
Bevor sie sich darauf einstellen konnten, verschwand der Drache. Und mit ihm seine Umgebung.
Einen Lidschlag später fanden sie sich in einer völlig anderen Landschaft wieder.
Statt Sand und endloser Weite standen hohe dunkle Bäume um sie herum, ein schier undurchdringlicher Wald, bis auf die kleine Lichtung, auf der sie sich befanden.
Am tiefschwarzen Himmel hing ein riesiger, bleicher Vollmond.
Niemand sagte etwas, alle schwiegen und lauschten, bis ein Stöhnen die Stille durchbrach.
„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, Spike!“
Alle starrten entsetzt auf Giles, der etwas abseits saß und die Hand auf eine blutende Wunde am Hals presste.

Buffy erholte sich als erste von ihrem Schock. Sie stürzte zu ihrem Wächter und zog vorsichtig die Hand von der Wunde.
Es war eine Stichwunde, die zum Glück nicht allzu tief war. Aber in Anbetracht dessen, das sie nichts zum verbinden hatte, immer noch schlimm genug.
Panisch sah sie sich um.
Xander fing ihren Blick auf und fing an, einen Streifen aus seinem T-Shirt zu reißen. Das heißt, er versucht es. Leider erfolglos.
„Im Film geht das immer so leicht“, keucht er.
Spike beachtete ihn nicht. Er sah sich um und runzelte die Stirn. Schließlich ging er einige Schritte bis zum Waldrand und dann daran entlang.
„Spike, wir sollten zusammen bleiben“, rief Buffy ihm zu, bevor sie wieder Giles ansah, der erneut die Hand auf seine Wunde presste.
„Auf ihn können wir gut verzichten“, murmelte Giles und warf ihm einen bösen Blick zu. Dann griff er in die Tasche und zog ein Stofftaschentuch hervor.
„Nimm das.“
Buffy legte das Taschentuch gefaltet über die Wunde und band es mit einigen Gashalmen, die Xander ihr hinhielt, um Giles’ Hals.
Nachdem Giles versorgt war, wandte sich Buffy wieder den anderen zu.
„Ist mit euch alles in Ordnung?“
Xander nickte, bevor er fragte: „Wo sind wir hier?“
Buffy zuckte nur die Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht hat Willow eine Idee. Willow?“
Keine Antwort. Auch Xander rief jetzt nach ihr, bis Spike ihn grob anfauchte. „Sie ist nicht hier!“
„Sie muss hier sein“, beharrte Xander und lief ein Stück in den Wald hinein.
Spike war mit einem Satz bei ihm und zerrte ihn auf die Lichtung zurück. „Bleib hier, sonst müssen wir dich auch noch suchen!“
Xander schüttelte ihn wütend ab. „Lass mich in Ruhe. Auf jemand wie dich, der wahllos Leute niedersticht können wir gut verzichten. Warum haust du nicht ab, und dafür kriegen wir Willow wieder?“, schrie er in den Wald und schüttelte drohend die Fäuste.
Spike schlug ihm ins Gesicht. „Werde jetzt nicht hysterisch“, mahnte er. „Ich wusste nicht das der Drache… Giles ist.“
„Ha ha“, machte Xander nur.
Buffy ging dazwischen, bevor sie sich prügelten.
„Wir müssen Willow finden“, sagte sie streng. „Giles?“
Der Wächter stand langsam auf. „Buffy hat Recht“, sagte er zu Xander und Spike, „wir müssen sie finden, bevor…“
„Brennt es?“, fragte Xander plötzlich und krauste die Nase.
Auch Buffy und Spike rochen jetzt den Rauch.
„So etwas habe ich befürchtet“, sagte Giles leise, gab aber keine weiteren Erklärungen ab. Stattdessen zeigte er auf einen schmalen Pfad, der von der Lichtung wegführte.
„Nehmen wir den Weg dort.“
E ging los, Buffy und Xander folgten ihm. Nur Spike blieb noch stehen und starrte den Pfad mit zusammengekniffenen Augen entlang.
„Der war doch eben noch nicht da“, murmelte er verblüfft.
Noch einmal drehte er sich um seine eigene Achse und musterte den Waldrand misstrauisch, dann folgte er in einigem Abstand Giles und den anderen.

Nach wenigen Minuten erreichten sie eine weitere Lichtung. Diese war im Gegensatz zur ersten nicht leer, sondern es stand ein Haus darauf.
Xander blieb stehen und Spike, der sich noch einmal umgesehen hatte, prallte gegen ihn.
„Was ist jetzt schon wieder?“, knurrte Spike.
„Hast du das gesehen?“, flüsterte Xander und seine Augen glänzten.
„Was?“ Spike versuchte, an Xander vorbei zu sehen.
„Das Haus! Hast du die ganzen Süßigkeiten gesehen? Das Ding scheint nur aus Süßigkeiten zu bestehen!“
Blind für alles stürzte er vor und an Giles und Buffy vorbei, die noch abwartend dastanden.
Bevor ihn jemand daran hindern konnte, brach er einen Keks von einer Hausecke ab und steckte ihn sich zur Hälfte in den Mund. „Hm, ist das gut“, sagte er mit vollem Mund.
Schon griff er nach einem Stück Schokolade, dass ein Stückchen aus der Mauer hervorstand.
„Ihr müsst das unbedingt probieren“, nuschelte er.
„Äh, ich wäre da vorsichtig“, warf Giles ein, aber Xander ignorierte ihn.
In beiden Händen hielt er inzwischen Süßigkeiten, die er auch Buffy anbot.
Erst zögernd, dann begeistert, probierte sie sich mit ihm die Hauswand entlang. „Hm, Marshmallows“, schwärmte sie und hielt Giles ein riesiges, flauschig weißes Gebilde hin.
Der nahm zögernd an.
Auch wenn seine Befürchtungen geweckt waren, so ließ Geruch nach Kuchen und Schokolade seinen Magen knurren. Der einzige, der gegen die Verlockungen immun schien, war Spike. Er winkte nur ab, als Xander ihm etwas anbieten wollte.
„Sag mir Bescheid, wenn irgendwo eine Blutquelle sprudelt“, sagte er nur.
Sein Wunsch wurde erfüllt, als er um die nächste Ecke bog.
Spikes Nasenflügel weiteten sich.
Aus einem dünnen Rohrchen in der Wand floss ein rotes Rinnsal in ein kunstvoll verziertes Becken.
Spike verzog etwas das Gesicht, als sich die Verzierungen als kleine, dicke Engelchen, die auf Wolken thronten, entpuppten.
Er hielt die Hand wenige Zentimeter neben die rote Flüssigkeit, bevor er sie mit zusammengebissenen Zähnen hindurch zog.
Tropfen fielen zu Boden und zerplatzen träge.
Immer noch mit äußerster Vorsicht näherte er sich seinen Fingern mit der Zunge und leckte darüber.
„Das ist wirklich Blut“, flüsterte er schließlich.
Xander erbleichte und machte einen Schritt rückwärts. „Igitt“, stieß er hervor.
Spike beachtete ihn nicht.
Er schöpfte eine Hand voll Blut aus dem Becken und trank gierig. Unbewusst hatte er sich verwandelt, was Buffy und Xander veranlasste, noch etwas mehr Abstand zu halten.
Lediglich Giles kam neugierig näher und tauchte auch einen Finger in das Blut. Er leckte ihn jedoch nicht ab, sondern roch nur daran.
„Wirklich Blut“, murmelte er erstaunt. „Aber das kommt doch gar nicht vor, oder doch?“ Er krauste nachdenklich die Stirn.
Lautes Knarren schreckte alle auf.
Eine Tür, die ihnen bislang nicht aufgefallen war, öffnete sich. Und Willow stand vor ihnen.
Oder zumindest eine Gestalt, die Willow entfern ähnlich sah. Denn bis auf die wundervollen roten Haare war es eine alte, hässliche Frau, gebeugt und mit einer schwarzen Katze auf der linken Schulter.
„Ich habe euch schon erwartet“, sagte die Hexe und lächelte böse ein zahnloses Lächeln.



____________________
Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
silverbird
Gast
New PostErstellt: 01.11.07, 13:15  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Es ist schon lange her, dass ich auf dieser Seite war, doch heute zog es mich her. Zum Glück, denn so konnte ich deine neue Story lesen und da ich Märchen liebe und deinen Schreibstil schätze, hoffe ich, dass du recht bald weiterschreibst.
Lg. silver
nach oben
Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 02.11.07, 19:48  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

„Ähm, wir wollten gerade wieder gehen“, sagte Giles schnell und zerrte an Xanders Arm.
„Oh, ich habe hier drinnen noch viel mehr Süßigkeiten“, krächzte die Hexe.
„Wirklich? Wo?“, fragte Xander begierig und schüttelte Giles Griff ab. „Nur eine Minute noch, Giles!“
„Nein, Xander, wir müssen jetzt wirklich gehen!“
Doch Xander war der Hexe bereits neugierig gefolgt. Wenn sie ihn nicht alleine zurück lassen wollten blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
„Das gibt Ärger“, stöhnte Giles entmutigt.
„Sehe ich auch so“, sagte Spike sarkastisch, „ich warte dann draußen auf euch. Auf die Überlebenden.“ Er drehte sich um und wollte das Hexenhaus verlassen.

Die Hexe kicherte leise und hob die Hand.
Direkt vor Spikes Nase schlug die Tür zu. Und blieb zu, wie er, nach mehreren vergeblichen Versuchen sie zu öffnen, frustriert feststellte.
Inzwischen wirklich sauer drehte der Vampir sich um.
„Normalerweise töte ich ja keine Menschen mehr“, sagte er und fletschte die Zähne, „aber in diesem Fall mache ich gerne eine Ausnahme. Außerdem bin ich nicht sicher, das du noch unter die Kategorie Mensch fällst.“
„Lass es Spike, du siehst lächerlich aus“, sagte Buffy genervt.
„Lächerlich?“, knurrte der Vampir.
„Lächerlich“, bestätige Buffy. „Außerdem kannst du mit diesem Gebiss niemand töten. Du kriegst höchstens Zahnschmerzen.“
„Ich habe schon zwei Jägerinnen gekillt. Willst du die dritte werden?“, fragte Spike höchst aufgebracht.
Giles, der sich nach einer Fluchtmöglichkeit umgesehen hatte, streifte ihn mit einem erstaunten Blick, sagt aber nichts. Und auch Xander schien von seiner Drohung nicht beeindruckt zu sein.
Spike stieß ein wütendes Grollen aus, bevor er sich auf Xander stürzte und die Zähne in seinen Hals bohrte.
Aber irgendwas stimmte nicht.
„Hör auf, mich abzuknutschen!“ Xander schubste ihn nur weg, aber er schrie nicht auf und er blutete auch nicht.
Verwirrt fasste sich Spike an den Mund. Er fühlte stumpfe, menschliche Zähne. Auch sein Gesicht fühlte sich furchtbar menschlich an.
Mit einem bösen Schnauben leitete er seine Verwandlung ein, wobei er Xander unverwandt ansah.
Als dieser immer noch kein Erschrecken zeigte, überprüfte Spike vorsichtshalber seine Zähne mit dem Finger, bevor er zubiss.

Er konnte es nicht fassen. Egal, wie sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, in sein dämonisches Aussehen zu wechseln. Als ob jemand seinen inneren Dämon ausgeschaltet hätte.
Selbst wenn er wollte war es ihm nicht möglich, jemand auf Vampirart zu töten.
„Hast du Probleme, Blondie?“, erkundigte sich Xander hämisch.
Spike erwog einen Augenblick lang, ihm einfach das Genick zu brechen oder ihn zu erwürgen, aber er vermutete, das das eine so wenig möglich war wie das andere. In dieser Welt, wo immer sie waren, galten andere Gesetze.
So wie ihn die Sonne über der endlosen Ebene, wo sie gegen den Drachen gekämpft hatten – der sich dann als Giles entpuppte – nicht verletzt oder getötet hatte, sowenig funktionierten seine dämonischen Kräfte in diesem Haus.
Egal, er tat die Sache mit einem Schulterzucken ab und lehnte sich gegen die Wand. Und wartete ab, wie es weiter ging.

Die Hexe, die ihn die ganze Zeit neugierig beobachtet hatte, kicherte. Dann winkte sie ihn mit einer Krümmung des Zeigefingers zu sich. Ihn und die anderen.
Wieder hatte Spike den Eindruck, dass er keine willentliche Kontrolle über sein Tun hatte. Er bewegte sich wie an Schnüren gezogen.
Der nachdenkliche Blick von Giles bestätigte ihm seinen Eindruck. Trotzdem liefen sie brav wie Lämmer auf dem Weg zu Schlachtbank weiter, bis sie sich in einem Käfig aus kreuz und quer verlaufenden, rotweiß gestreiften Zuckerstangen befanden.
Mit einem lauten Lachen schloss die Hexe hinter ihnen die Tür des Käfigs.
Das war der Moment, in dem alle aus ihrer seltsamen Abwesenheit erwachten.
Mit vereinten Kräften gelang es Spike und Buffy, ein Stück aus den ungewöhnlichen Gitterstäben heraus zu brechen. Leider schloss sich die Lücke sofort wieder mit nachwachsendem Zuckerwerk. Sie versuchten es noch einige Mal, aber immer mit demselben Ergebnis.
„So wird das nichts“, keuchte Buffy schließlich. Sie sah Giles hilfesuchend an. „Haben Sie eine Idee, wie wir hier rauskommen?“
Giles lächelte schmal. „Wenn ich mich richtig erinnere wird sie uns irgendwann braten wollen“, sagte er leise.
„Wäh.“ Xander schüttelte sich. Dann stand er auf und trat ans Gitter. „Willow, hör auf mit dem Quatsch, du bist keine Hexe. Na gut, vielleicht schon eine Hexe, aber keine Böse. Also lass uns frei und wir verschwinden hier.“

Die Hexe, die ihnen bisher den Rücken gekehrt und in einem Topf herumgerührt hatte, wandte sich langsam um. Dann nahm sie den Topf vom Ofen und kam damit langsam näher.
Sie musterte Xander kritisch.
„Du siehst gut genährt aus“, sagte sie, „nicht wie die andere, die sind noch zu mager.“
„Ähm, ja…“, war alles, was Xander darauf erwidern konnte. „Lässt du uns jetzt raus?“, fragte er dann.
Die Hexe legte den Kopf schief und überlegte. „Nein. Ich werde euch als Wintervorrat behalten. Bis dahin sind auch die anderen schön fett.“
„Verdammt, Willow, das ist kein Spaß mehr“, explodierte Xander. Er wollte noch etwas anderes sagen, als sein Blick auf den achtlos abgestellten Kochtopf fiel. Und das, was er beinhaltete.
Ist… ist das eine… Hand?“, stotterte er entsetzt. „Oh mein Gott, Giles, da ist eine abgetrennte Hand im Kochtopf!“
Auch Giles sah jetzt genauer hin.
„Vermutlich von ihrem letzten, äh… Opfer“, sagte er dann.
Xander schluckte krampfhaft.
„Das ist nur eine Nachbildung, oder?“, flüsterte er dann.
„Glaube ich nicht, für mich sieht sie echt aus“, erwiderte Spike seelenruhig.
„Dich hat aber niemand gefragt!“, fuhr Xander ihn an.
Spike ging nicht darauf ein sondern verzog sich in eine Ecke, wo er seine Manteltaschen nach Zigaretten abklopfte.
Erstaunlicherweise funktionierte sein Feuerzeug einwandfrei und es kam auch niemand auf die Idee, ihm das Rauchen zu verbieten oder ihn mit irgendwelchem Mist über die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens Vollzulabern.
Entspannt schloss er die Augen und dachte daran, wie alles angefangen hatte:

„Seht mal, was ich alles gefunden habe!“ Xander kam mit dem Arm voller undefinierbarem Gerümpel die Treppe herunter. „Giles, warum haben Sie uns nie gesagt, das es auf dem Dachboden solche Schätze gibt.“
Giles sah ihn mit seinem üblichen genervten Blick an, bevor er antwortete. „Ich wusste nicht mal, dass es hier einen Dachboden gibt.“
„Ach was, sie wollten nur nicht, das wir zuviel dort herumstöbern“, grinste Xander und ließ seine Ausbeute fallen.
Eine Stauwolke stieg auf und reizte alle zum niesen.
„Hey, der war eindeutig zu lange dort oben.“ Spike zerrte an einer Knochenhand, die sich nach und nach als vollständiges Gerippe entpuppte.
„Kennst du ihn vielleicht?“, lästerte Xander.
„Wieso, du hast ihn doch mitgebracht“, gab der blonde Vampir zurück.
Inzwischen kramten alle in dem Haufen herum, bis auf Giles, der immer noch rätselte, wieso ihm nie aufgefallen war, dass es in diesem Haus einen Dachboden gab.
„Xander, wie bist du eigentlich dort hin gekommen?“ Er wies gegen die Decke.
Xander lächelte mitleidig. So wie es aussah litt Giles an fortschreitendem Alzheimer.
„Durch die Tür. Und dann die Treppe hinauf.“
Giles sah die besagte Tür an und nahm dann seine Brille ab, um sie energisch zu putzen. Als er sie wieder aufsetzte, war die Tür immer noch da.
„Da war nie eine Tür“, murmelte er verblüfft.
„Sie haben sie bisher einfach übersehen“, meinte Buffy gleichgültig, die neben ihn getreten war. „Hey Leute, wie weit seid ihr mit den Kürbissen?“
„Fertig“, verkündete Spike stolz und hielt sein Exemplar hoch.
Buffy betrachtete es kritisch.
„Was ist das?“, fragte sie dann.
„Äh, was ist was?“, fragte Spike verständnislos zurück.
„Dieser… Mund, was sind das für spitze Dinger an den Mundwinkeln?“
„Zähne! Hast du noch nie Zähne gesehen?“
Igitt, soll das etwa ein Vampirkürbis sein?“
„Genau!“
„So was gibt es nicht!“
„Jetzt schon.“ Spike war nicht bereit, klein beizugeben. Wenn Buffy ihm seinen wohlverdienten freien Tag nicht gönnte und ihn zum Kürbisschnitzen verdonnerte, konnte er sich das Motiv ja wohl immer noch aussuchen.

Xander kramte immer noch herum und bemerkte daher nicht, wie sich Spike leise anschlich.
„Buh!“
Mit einem Aufschrei ließ er eine besonders scheußliche Halloweenmaske fallen und drehte sich um. Dabei verhedderte er sich und fiel rücklings auf den Haufen. Spike, an dem er sich im letzten Moment festhalten wollte, riss er dabei mit.
„Hör auf, mich anzutatschen“, knurrte Spike während er versuchte, wieder auf die Füße zu kommen.
„Du wärst echt das letzte, das ich antatschen wollte“, erwiderte Xander schlagfertig. Beide tauschten ein paar giftige Blicke, aber bevor sie aufeinander losgehen konnten, ging Buffy dazwischen.
„Vertragt euch, wenigstens heute“, sagte sie bestimmt.
„Der hat angefangen!“ Xander zeigte anklagend auf den Vampir.
„Stimmt ja gar nicht. Wenn er nicht aufpasst, wo er hin tritt ist das doch nicht mein Problem. Dummheit ist auch eine natürliche Begabung.“
Xander holte tief Luft, um sich aufzuplustern, aber Giles kam ihm zuvor.
„Xander, räum endlich den Krempel hier weg! Am besten, du bringst ihn dahin zurück, wo du ihn her hast!“
„Schon gut“, maulte Xander, „Hauptsache, eurem blonden Liebling passiert nichts!“
Er raffte alle zusammen, bis auf das Skelett, das Spike an sich nahm. „Das können wir noch brauchen.“
„Genau, also gib es her, das ist meins!“ fauchte Xander.
„Ich hab’s aber zuerst gesehen“, konterte Spike, während beide an dem Skelett zogen und zerrten, bis es kaputt ging.

„Sie wird das doch wohl nicht… essen wollen?“
Xanders entsetzte Bemerkung riss Spike aus seinen Gedanken.
Er stellte sich neben Xander, der immer noch entsetzt in den Kochtopf sah.
Sein Gesicht hatte inzwischen etwa dieselbe Farbe angenommen wie die abgetrennte Hand, ein bleiches Grün.
„Wieso nicht, sieht doch lecker aus“, stichelte Spike, nur um erfreut zu sehen, wie Xander noch etwas grüner wurde.
„Das… das ist eklig“, brachte Xander schließlich heraus.
„Ach was, du siehst das viel zu eng. Irgendwann wirst du, oder ein Teil von dir, dort liegen“, Spike deutete mit dem Zeigefinger auf den Kochtopf, „und dann macht es dir nichts mehr aus.“
Xander würgte nur.
„Hört endlich auf damit. Lasst euch lieber was einfallen, wie wir hier raus kommen“, schimpfte Buffy.
„Wir müssten Willow, ich meine die Hexe, dazu kriegen, dass sie den Käfig öffnet“, überlegte Giles laut.
Kein Problem“, entgegnete Spike prompt. Er fasste Xander fest im Genick und zerrt ihn mit zur Käfigtür.
„Hey, Alte, warum lässt du die magere Hand nicht stehen und nimmst erst mal den hier? Ist doch viel mehr dran und frischer ist er auch!“
Xander kreischte entsetzt, konnte aber gegen den festen Griff des Vampirs nichts ausrichten.
Die Hexe, die bisher das Feuer im Ofen angefacht hatte, drehte sich langsam um. Ihre Augen glitzerten tückisch, dann nickte sie langsam.
„Warum eigentlich nicht? Schließlich habe ich noch euch andere als Vorrat. Und der Bursche wird ein vortreffliches Festmahl abgeben.“ Sie kicherte und rieb sich die Hände.
Noch einmal versuchte Xander, sich loszureißen. „Ich will nicht sterben!“, heulte er auf.
„Du wirst nicht sterben“, flüsterte Buffy ihm zu, aber hörte es nicht.

Auf eine Handbewegung der Hexe hin öffnete sich die Käfigtür und sie griff hinein, um Xander herauszuziehen.
Auf diese Gelegenheit hatten die anderen nur gewartet.
Xander wurde durch einen Stoß in den Rücken nach vorne geworfen und Spike und Buffy stürzten sich auf die verdutzte Hexe.
„Schnell, Giles!“
Der Wächter riss die Ofenklappe auf, hinter der das Feuer loderte. „Jetzt!“
Die Hexe flog schwungvoll ins Feuer, bevor sie sich magisch davor schützen konnte.
Ebenso schnell, wie er sie geöffnet hatte, verschloss Giles den Ofen wieder.
Erst jetzt begriff Xander, was geschehen war.
„Aber… ihr könnt doch nicht Willow töten!“, schrie er auf.
„Wäre es dir lieber, die tötet dich? Und isst dich?“, fragte Spike.
„Nein, natürlich nicht, aber…“ Xander start noch immer die Ofenklappe an und alle hörten dass wütende Gehämmer aus dem Inneren.
„Wir müssen sie befreien!“
„Vergiss es.“
Das Hämmern wurde leiser und verstummte schließlich ganz.
„Willow ist tot“, schluchzte Xander und sah seine Freunde anklagend an.

In diesem Moment explodierte die Welt um sie herum in einem gleißenden Licht.
Als sie wieder etwas sehen konnten hatte sich ihre Umgebung verändert.
Der Platz, an dem sie standen war von Dornenhecken und Blütenüberladenen Rosenbüschen gesäumt. Die Luft war schwer vom Duft.
Und in einiger Entfernung erhob sich dunkel und drohend eine mit Zinnen, Türmen und Schießscharten versehene Burg.
„Wo sind wir denn jetzt gelandet?“, fragte Buffy und sah sich um.
„Wonach sieht es denn aus?“, fragte Giles zurück.
Buffy wollte antworten, aber Willow kam ihr zuvor. „Spike fehlt!“


____________________
Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
silverbird
Gast
New PostErstellt: 03.11.07, 21:00  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hi Cimmeria,
auch wenn ich deine Story natürlich schon kenne, macht es einfach Spass sie hier nocheinmal zu lesen.
Schön, dass du Mels Forum immer noch nützt.
Wir lesen uns nach dem nächsten Teil.
Lg. silver
nach oben
Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 08.11.07, 23:35  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Ob Spike da war oder fehlte, interessierte Xander in diesem Moment herzlich wenig. Für ihn war nur wichtig, dass Willow gesund und unverletzt vor ihm stand.
„Ich dachte, du bist verbrannt“, stammelte er, während er sie umarmte und nicht wieder loslassen wollte.
„Du wolltest uns umbringen. Und essen. Und …“
„Ich weiß, ich erinnere mich. An alles. Und ich kriege keine Luft“, keuchte Willow schließlich.
Endlich ließ Xander sie los, sodass auch Buffy und Giles, der dabei etwas verlegen wirkte, sie umarmen konnte.
„Giles“, sprudelte sie dann hervor, „jetzt weiß ich, was passiert ist. Wir sind in …“
„Xanders Märchenbuch gelandet, ich weiß“, beendete Giles den Satz.
Willow sah ihn enttäuscht an, dann lächelte sie. „Halloween in Sunnydale ist nie langweilig.“
„Meinetwegen könnte es ruhig weniger aufregend sein“, maulte Xander. „Übrigens, es ist nicht mein Märchenbuch!“
„Du hast es aber gefunden“, bemerkte Buffy. „Okay, Giles, in welchen Märchen sind wir jetzt?“
Willow sah ihre Freundin sprachlos an. „Weißt du das wirklich nicht?“, fragte sie verwundet.
„Würde ich sonst fragen?“
Auch Xander zuckte nur ratlos die Schultern. „Ich weiß es auch nicht, Märchen waren nie mein Ding. Wären wir in Metropolis oder Gotham City gelandet, wäre das was anderes.“
Jetzt war es an Willow und Giles, ratlos auszusehen.
„Superman“, grinste Xander, „und Batman. Leute, das ist ein Mangel an Allgemeinbildung, das nicht zu wissen!“
Giles enthielt sich einer Antwort, er verdrehte nur die Augen, was Xander zum Glück nicht sah.
„Verratet ihr uns jetzt, welches Märchen es ist?“, erinnerte ihn Buffy genervt. „Und auch gleich, was wir tun müssen, um hier wegzukommen!“
„Dornröschen“, rief Willow aufgeregt, „das war immer mein Lieblingsmärchen“, fügte sie errötend hinzu. „Das schlafende Dornröschen muss vom Prinzen wachgeküsst werden.“
„Na gut, das ist eine Aufgabe für euch“, Buffy grinste Xander und Giles an. „Wer will den Prinzen spielen?“
„Kommt drauf an, wer Dornröschen spielt“, grinste Xander zurück. Im Gegensatz zu ihren anderen Abenteuern war das hier ein Spaziergang.
Giles war sich nicht so sicher, das Verschwinden dass Vampirs beunruhigte ihn. War Spike der Prinz oder verkörperte er einen dunklen, bösen Charakter? Aber wen? Außer der bösen Fee fiel Giles niemand ein.
Er seufzte leise. Sie würden es herausfinden. Schweigend machten sie sich auf den Weg zur Burg.
Der Weg war gesäumt von Rosen, die in allen Farben blühten. Aber auch über tückische Dornen verfügte, wie Giles feststellte, als er versuchsweise die Hand danach ausstreckte. Sein schwacher Gedanke, ihrem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und zu flüchten war damit hinfällig.
Sie mussten auch dieses Märchen bis zum üblichen Schluss durchleben.

Der Eingang zur Burg wurde ihnen durch riesige geschlossene Tore verwehrt, die sich aber bei ihrer Annäherung einladend, wenngleich auch mit lautem Knarren, öffneten.
Die dahinter liegende Halle war düster und ungastlich.
Unmittelbar hinter dem Eingang blieben sie stehen, um ihre Augen an das Dämmerlicht zu gewöhnen.
Endlich konnten sie etwas erkennen. Eine nach oben schmaler werdende Treppe, die auf eine rundum laufende Empore führte.
„So wie es aussieht, geht es da weiter.“ Giles ging vor.
Als er am Fuß der Treppe stand, flammten Kerzen auf, die alle Paar Stufen in an der Wand hängenden Kerzenleuchtern steckten.
„Immerhin gibt es Beleuchtung, wir müssen also nicht jede Stufe ertasten“, bemerkte Xander sarkastisch.
Dann verfielen erneut alle in Schweigen, während sie Giles auf die Empore folgten.

Die vor ihnen aufflammenden Kerzen wiesen den Weg bis in ein Zimmer.
Niemand war überrascht, dort ein riesiges Himmelbett mit einer schlafenden Gestalt darauf vorzufinden.
Was sie überraschte war, wer dort lag und anscheinend friedlich schlief.
„Das kann nicht sein!“, bemerkte Buffy entschieden.
Eine Meinung, die auch Willow und Xander teilten.
Giles nahm seine Brille ab, putze sie energisch und sah noch einmal hin, aber es ändert nichts.
„Ich fürchte, er ist es“, sagte er dann leise.
„Ich weigere mich, das zu glauben. Oh mein Gott, ist das wirklich Spike?“ Buffy schüttelte nur den Kopf.
Der lange Ledermantel des Vampirs hatte sich in ein Kleid verwandelt, das bis zu den Füßen reichte. Der großzügige Ausschnitt ließ die Schultern frei, die sich weiß vom Schwarz des Kleides abhoben. In der Taille schmiegte es sich eng an den Körper, um dann in einen weit auseinanderfallenden Rock überzugehen.
Lediglich die Schuhe hatten die Verwandlung nicht mitgemacht. Spikes Füße steckten immer noch in seinen üblichen Boots.
„Wenn ich Sie recht verstanden habe, ist Dornröschen weiblich.“ Wieder sah Buffy zum Bett hinüber. „Aber er ist definitiv ein Mann, das könnt ihr mir glauben!“
„Woher bist du dir so sicher?“, rutschte es Willow heraus. „Oh, ähm, du hast …“
Sie wandte sich ab, damit niemand sah, wie sie über und über Rot wurde.
„Klar, du weißt es, weil du mit ihm …“ Xander biss sich auf die Zunge und starrte Buffy empört an. „Du hast doch nicht wirklich mit ihm, oder? Ich meine, er ist ein Vampir. Er ist tot. Na ja, untot, aber immerhin … “
Es reicht, Xander“, wies ihn Buffy zurecht. „es ist wirklich nicht erforderlich, jetzt mein Liebesl… äh ich meine, mein Leben durchzudiskutieren. Vor allem nicht vor ihm!“
„Er schläft, also kriegt er nichts mit“, trumpfte Xander auf.
„Ich meinte auch ihn.“ Buffy zeigte auf Giles.
„Sosehr ich Xander auch recht geben muss – mein Gott, er hätte dich töten können, davor oder danach … oder dabei – aber wir haben jetzt wirklich andere Sorgen. Wenn Spike Dornröschen ist, wer ist dann der Prinz?“
„Mir egal“, sagte Xander plötzlich und grinste breit. „Wir verschwinden und lassen unser Blondköpfchen in Ruhe schlafen. Ich freue mich jetzt schon auf ein Spike freies Sunnydale!“
„Ob das wirklich so einfach ist?“
Giles sah nicht sehr zuversichtlich aus, aber Xander stürmte schon hinaus und Willow folgte ihm, wenn auch langsamer. Buffy zuckte nur die Schultern.
„Einen Versuch ist es wert.“ Nach einem letzten Blick auf Spike, der immer noch schlief, verließ auch Giles das Zimmer.
Im Innenhof trafen sie wieder zusammen. Xander sprühte vor Begeisterung. Der Gedanke, dass Spike endlich verschwand, löste beinahe euphorische Gefühle in ihm aus.

Eine oder mehrere Stunden später, genau konnte das keiner von ihnen sagen, mussten sie einsehen, dass es nicht so einfach war, von dort zu entkommen. Die Rosenhecke war zwar schön anzusehen, aber leider undurchdringlich.
Ohne entsprechendes Werkzeug hatten sie keine Aussicht, die dicken Ranken zu durchtrennen. Am Armen und Beinen lief das Blut aus zahlreichen Kratzern und ihre Kleidung war zerrissen.
„Es muss doch einen Weg geben“, schimpfte Xander, der seine Chancen, Spike loszuwerden, erschreckend schnell schwinden sah.
„Nur den üblichen Weg“, sagte Giles erschöpft.
„Den üblichen Weg?“ Xander sah ihn verständnislos an.
„Wir müssen das Märchen beenden. Und zwar so, wie es niedergeschrieben wurde.“
„Wer hat bloß so einen Blödsinn geschrieben“, maulte Xander.
„Die Brüder Grimm, zum Beispiel.“
„Nie von denen gehört“, mischte sich jetzt auch Buffy ein. „Und ich lege auch wenig Wert darauf, sie jetzt kenne zu lernen“, fügte sie hinzu, um Giles von weitschweifigen Erklärungen abzuhalten. Aber es war bereits zu spät.
Der Wächter sah die einmalige Gelegenheit, seinem ehemaligen Schützling etwas Kultur beizubringen.
„Auch die Gebrüder Grimm gehörten dem Rat der Wächter an.“
Sechs Augenpaare sahen ihn fragend und ungläubig an.
„Waren die beiden wirklich Wächter?“, fragte Willow schließlich.
Giles schüttelte den Kopf.
„Aber Sie haben doch gesagt …“
„Ich sagte, sie gehörten zum Rat, aber sie waren keine Wächter, mehr Beobachter. Sie reisten durch die Gegend und schrieben die Begegnungen mit Dämonen auf, von denen man ihnen erzählte.
„Ja, sie haben Märchen gesammelt“, warf Willow eifrig ein, aber Giles schüttelte den Kopf.
„Es waren keine Märchen, jedenfalls ursprünglich nicht. Was sie hörten und notierten, waren reale Begebenheiten. Aber die Grimms haben sie als Märchen verschlüsselt, sodass jeder sie lesen konnte. Nur die Eingeweihten wussten, dass mehr dahinter steckte.“
„Und nur, weil zwei alte Knacker es mal so aufgeschrieben haben, muss jetzt einer von uns mit Spike rumknutschen?“, fragt Buffy uninteressiert.
„Ähm.. ja, so ungefähr“, beendete Giles seinen Vortrag.
„Dann ist alles klar. Buffy knutscht Spike ab, sie hat ja Übung darin und zack“, Xander klatschte in die Hände, „sind wir wieder zu Hause.“
Buffy war ihm einen vernichtenden Blick zu, sagte aber nichts.
Wieder marschierten sie hintereinander die Treppe hinauf und in das Zimmer, in dem Spike noch immer schlief, hinein.
Xander stupste ihn an, um sicher zu gehen, dass er nicht nur so tat und sich über sie lustig machte. Er traute Spike so ziemlich alles zu.
Aber der Vampir regte sich nicht, nicht einmal, als Xander ihm nicht gerade sanft ins Gesicht schlug.
„Okay, Xander, das reicht“, sagte Buffy schließlich. Mit enttäuschter Miene ließ Xander von Spike ab.
„Er gehört dir. Aber nur küssen, nicht mehr“, fügte er spitz hinzu.
Buffy sah ihn nachdenklich an. „Manchmal habe ich wirklich Lust, dich zu verprügeln.“ Xander wurde bleich und hob abwehrend die Hände.
„Schon gut, es ist meine Aufgabe, die Welt vor Dämonen zu retten und nicht vor Leuten, die dummes Zeug quatschen.“
Willow sah sie strafend an und Buffy seufzte.
„Tut mir Leid, Xander, war nicht so gemeint. Das Ganze hier geht mir auf die Nerven. So habe ich mir Halloween nicht vorgestellt!“
„Wer hat das schon“, murmelt Giles.
Buffy grinste gequält. „Bringen wir es hinter uns.“ Sie beugte sich über Spike und küsste ihn schnell auf den Mund.
Dann warteten alle atemlos ab.

Nichts geschah.
Weder erwachte der Vampir, noch veränderte sich ihre Umgebung.
Giles war der Erste, der etwas sagte.
„Das hat nicht geklappt.“
„Vielleicht war der Kuss nicht nachdrücklich genug“, mutmaßte Xander. „Versuch es noch mal!“
Unwillig beugte sich Buffy über den Schlummernden und küsst ihn noch einmal. Sie presste ihre Lippen fest auf seine und wartete einen Moment ab, bevor sie sich wieder aufrichtete.
Erneut blieb der Erfolg aus, Spike schlief weiter.
Buffy zuckte ratlos die Schultern.
„Jetzt ist jemand anders dran.“
Xander und Giles sahen automatisch Willow an.
„Ich soll … Spike küssen?“, fragte sie entsetzt.
Einhelliges Nicken.
„Aber ich … will doch gar nichts von ihm. Was ist, wenn er denkt, ich will mit ihm …“, sie verstummte entsetzt und sah Buffy aus großen Augen an.
„Schon gut, ich habe keine Probleme damit, zwischen ihm und mir ist nichts mehr“, versuchte ihre Freundin, sie zu beruhigen.
„Das meinte ich nicht. Ich … mache mir nichts aus Vampiren!“ Willow war so weit zurückgewichen, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß. Sie streckte abwehrend die Hände aus. „Nein, ich küsse keinen Vampir!“
„Du musst aber. Bei mir hat es nicht gewirkt. Außerdem willst du doch auch hier weg.“ Buffy redete beruhigend auf sie ein und Willow entspannte sich langsam.
„Aber nur, damit wir nach Hause kommen“, sagte sie schließlich.
Sie beugte sich mit geschlossenen Augen über Spike und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ein richtiger Kuss, Willow, auf den Mund“, erinnerte sie Buffy leise.
Willow seufzte leise, bevor sie den Kuss wiederholte.
Alle hielten erwartungsvoll den Atem an.
Und wieder passierte … nichts.

„Das war’s dann. Wir werden bis in alle Ewigkeit hier festsitzen“, sagte Xander resignierend.
Buffy und Giles nickten, nur Willow kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe.
„Der Kuss des Prinzen hat Dornröschen geweckt“, murmelte sie.
„In diesem Fall nicht“, kommentierte Xander müde.
„Es war ja auch kein Prinz“, verfolgte Willow ihren Gedanken weiter.
„Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir jemand mit blauem Blut mitgenommen“, bemerkte Xander genervt.
Auch Buffy und Giles verstanden nicht, worauf Willow hinaus wollte.
„Ein Prinz“, erklärte sie nachdrücklich, „ein Mann!“
Buffy grinste, aber Giles und Xander sahen sich entsetzt an, als ihnen klar wurde, was das bedeutete.
„Oh nein, das werde ich nicht tun, niemals! Ich küsse den Kerl nicht!“
„Einer von euch muss es tun“, sagte Buffy pragmatisch.
„Aber nicht ich!“, trumpfte Xander auf. Er sah zu Giles hinüber. „Soll er das machen, er ist so alt wie Spike.“
„Ganz so alt nun auch wieder nicht“, murmelte Giles gekränkt. Dann grinste er schief. „Aber wenn es uns hier wegbringt.“
Entschlossen, bevor sich wieder anders überlegte, küsst er Spike. Dann trat er schnell einen Schritt vom Bett zurück. „Ich bin gespannt, ob wir endlich wieder in Sunnydale landen“, sagte er nachdenklich, während er sich auf den unvermeidlichen Ortswechsel einstellte.

„Ähm, ich will ja nicht drängeln, aber sollte nicht langsam was passieren?“, sagte Buffy schließlich.
Auch Xander und Willow sahen sich neugierig um, aber sie waren immer noch in dem Zimmer.
Nachdem sie noch eine ganze Weile gewartet und auch unruhig umhergegangen waren, mussten sie einsehen, dass auch dieser Versuch gescheitert war.
„Giles war nicht der Prinz“, stellte Buffy schließlich fest und sah Xander an.
Es dauerte etwas, bis der die Bedeutung ihrer Bemerkung und ihres Blicks begriff.
„Oh nein, ich habe gesagt, ich mache das nicht!“
„Sonst ist niemand mehr da!“
Xander sah sich hektisch um. „Es muss noch eine andere Lösung geben“, beharrte er.
„Es gibt keine andere“, erwiderte Buffy.
Xanders Blick huschte zu Spike, der von alledem nichts mitbekam.
„Ich küsse keine Männer, das könnt ich nicht verlangen“, bettelte er verzweifelt.
„Keine Männer, nur Spike. Und nur einmal, das reicht“, versuchte ihn Buffy zu überreden. Wir kommen nach Hause.“
Xanders Widerstand erlahmte. Er wog die Aussicht, auf ewig in dieser Märchenwelt gefangen zu sein dagegen ab, einen Vampir zu küssen.
Endlich nickte er. „Gut, aber nur einmal!“
Willow tätschelte ihm aufmunternd den Rücken. „Es ist nicht so schlimm, er hat schöne weiche Lippen“, sagte sie.
Xander durchbohrte sie mit Blicken.
„Mach es einfach“, sagt sie hastig.

Xander war sich der auf ihn gerichteten Blicke sehr wohl bewusst.
Immer noch widerstrebend beugte er sich herunter und zwang sich, die kühlen Lippen des Vampirs mit seinen zu berühren. In Gedanken zählte er bis zehn, bevor er sich hastig weder aufrichtete und sich hektisch den Mund abwischte.
Wieder machte sich atemlose Spannung breit, die schnell in Enttäuschung umschlug.
„Wieder nichts.“ Xander sprach aus, was alle dachten.
In diesem Augenblick schlug Spike die Augen auf und sah sich verwundert um.
„Warum zum Teufel schlabbert ihr alle an mir rum, habt ihr nichts Besseres zu tun?“ Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen.
„Buffy und Willow waren ja noch okay, aber auf den Rest hätte ich gut verzichten können.“ Er setzte sich auf und musterte Xander. „Oder hat es dir gefallen? Schließlich bekommst du so eine Gelegenheit nie wieder!“
„Es war das Widerlichste, das ich je gemacht habe“, schoss Xander zurück, aber bevor sie handgreiflich werden konnten, lösten sich das Zimmer und die Burg um sie herum auf.
Und sie fanden sich in einer neuen Umgebung wieder.


____________________
Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 12.11.07, 22:21  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

„Endlich, das ist … nicht die Magic Box. Und vermutlich auch nicht Sunnydale.“ Xanders Freude verging so schnell, wie sie gekommen war. „Sind wir etwa immer noch in dieser blöden Burg?“
„Das glaube ich kaum“, sagte Giles müde. „Okay, wer fehlt diesmal?“
„Niemand“, grinste Xander, „diesmal haben wir das Schicksal oder was immer uns hierher verschlagen hat, überlistet, nicht wahr, Buffy? Buffy?“
Er schnellte herum. „Buffy, wo steckst du? Verdammt, das ist nicht lustig!“
„Hör auf rumzuschreien“, fauchte ihn Spike an. „Diesmal hat es sie erwischt.“
„Du hast mir gar nichts vorzuschreiben, Blondie. Wir hätten dich da lassen sollen!“
„Ging aber nicht“, erwiderte Spike hämisch. „Alle gehen oder keiner!“
„Woher weißt du das so genau?“ Xander sah den Vampir aus schmalen Augen an. „Doch nur deshalb, weil du das bewirkt hast, wie auch immer.“
Spike verdrehte die Augen. „Sag mir nur einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle töten soll! Nur einen einzigen Grund …“
„Wenn Xander tot ist, sind wir für immer hier gefangen“, sagte Giles an seiner Stelle, „fürchte ich jedenfalls.“
„Es gibt nur ein Problem, das schwieriger ist, als Freunde zu finden. Sie wieder loszuwerden“, murmelte Spike verdrießlich.
Es war dann Willow, die dem Streit, wenigstens vorläufig, ein Ende machte.
„Wir müssen uns um Buffy kümmern“, sagt sie drängend. „Wer weiß, in was sie verwandelt wurde.“

„Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfen“, hörten sie leisen Singsang.
„Das hört sich nach …“
„Cinderella an“, vervollständigte Giles ihren angefangenen Satz.
„Oh nein, nicht auch das noch“, stöhnte Spike, während Xander wie üblich nichts begriff.
„Armes Mädchen, böse Stiefmutter, Mäuse, Kürbisse, Blut im Schuh.“
„Na dann bist du ja genau richtig, Blut ist doch dein Stichwort“, lästerte Xander, aber Spike warf ihm nur einen vernichtenden Blick zu.
„Ich bevorzuge mein Blut in gepflegterer Gesellschaft als deiner!“
„Natürlich, ich vergaß, dass du Stammgast bei Willy’s bist.“
„Hört auf, beide!“, schrie Willow entnervt. „Wir müssen Buffy retten!“
„Willow hat Recht“, stimmte Giles zu, „streiten könnt ich euch auch … später.“

Sie fanden Buffy schließlich inmitten einer Schar von Mäusen auf dem Boden sitzend vor.
„Ihhh!“
Willow schrie unwillkürlich auf, als eine Maus neugierig auf sie zulief und an ihrem Bein hochkletterte. „Xander, Giles, macht sie ab!“
Es war dann Spike, der zugriff und sie von dem Nager befreite. Willow lächelte dankbar, aber ihr Lächeln gefror, als er die Maus ohne Umschweife in den Mund steckte und seine Zähne hineinschlug. Mit einem leisen Schmatzen saugte er ihr das Blut aus, bevor er den Kadaver achtlos fallen ließ.
„Ihhhgittt!“
Willow sah angeekelt auf die tote Maus.
„Das kommt davon, wenn man sich mit Vampiren abgibt“, murmelte Xander abfällig.
Spike behielt noch einen Moment sein vampirisches Aussehen bei.
„Der Geschmack war nicht so überwältigend“, sagte er dann, „aber ich sollte noch eine andere probieren.“
„Nein!“, kreischte Willow.
„Spike, lass das“, rügte ihn Giles.
Spike grinste breit, dann zuckte er die Schultern. „Sie können einem aber auch jeden Spaß verderben. Okay schnappen wir uns Buffy und hauen ab. Ich kann es kaum erwarten, endlich in meine Gruft zurückzukommen und die Tür zu verrammeln. Von innen, zwischen euch und mir!“, fügte er noch hinzu, damit niemand auf falsche Gedanken kam.
Währenddessen kniete Willow neben ihrer Freundin und redete auf sie ein.
Buffy hörte höflich zu, reagierte aber nicht weiter. Willow sah verzweifelt zu Giles auf.
„Sie erkennt mich nicht“, klagte sie.
Der Wächter nickt. „Sie steht unter einem Zauber, der erst aufgehoben wird, wenn das Märchen zu Ende ist.“
„Aber das heißt, sie muss zu dem Ball und ihren Schuh verlieren und …“
„Langsam, Willow“, Giles legte ihr die Hand auf den Arm. „Jedes Märchen wich bisher vom Original ab. Und auch hier stimmt nicht alles. Es müssten Tauben sein, keine Mäuse.“ Er sah sie fragend an und Willow nickte eifrig.
„Stimmt.“
„Also müssen wir abwarten, wie es weitergeht.“

Giles steuerte eine Bank an und setze sich hin. Willow und Xander setzten sich daneben, nur Spike lehnte sich ein wenig entfernt gegen die Wand. Er hielt es inzwischen für angebracht zu demonstrieren, dass er nicht dazu gehörte und nur zufällig dabei war.
Vielleicht würden die Mächte, die sie dort festhielten, ihn dann gehen lassen. Sollten sie sich doch mit Buffy und ihren Freunden vergnügen.
„Wenn wir Buffy helfen geht, es vielleicht schneller“, meinte Willow plötzlich, aber Giles schüttelte den Kopf.
„Wie denn?“, fragte er sarkastisch, „indem wir ihr helfen, die Körner zu sortieren? Dann wüsste ich nur gerne, nach welchen Kriterien.“
Alle starrten daraufhin die durcheinander wuselnden Mäuse an. Flink schleppten sie Körnchen um Körnchen weg, und es kamen immer Neue.
Ganz langsam leerte sich der Boden. Bis nur noch weit verstreut einige Körner herumlagen.
Die Mäuse trugen auch diese in ihre Verstecke, bevor sie selber in Löchern und Spalten in den Wänden verschwanden.
„Und jetzt?“, fragte Spike gelangweilt und warf seinen Zigarettenstummel weg.
Buffy stand auf und klopfte sich den Staub von ihrem Kleid, dann sah sie ihre Freunde mit einem leeren Lächeln an.
„Kein Krümel ist mehr zu seh’n, jetzt kann auch ich zum Tanzen geh’n.“
„Na endlich, es geht voran“, bemerkte Giles trocken.

Im Gänsemarsch folgten sie Buffy hinaus in den Garten, wo sie unter einem Haselnussbaum stehen blieb und nach oben in die Krone schaute.
„Was wird denn das jetzt?“, stöhnte Spike, „will sie Nüsse pflücken?“
„Woher weißt du, wie ein Nussbaum aussieht?“, fragte Xander neugierig.
Spike sah ihn nur vernichtend an. „Nicht jeder ist so unbedarft wie du!“
„Hört auf euch zu streiten“, sagte Giles mechanisch. Willow stand neben ihm und klammert sich so fest an seinen Arm, dass es wehtat, aber er beachtete den Schmerz nicht, sondern kramte in seiner Erinnerung, wie das Märchen weiterging.
„Gold und Silber“, murmelte er dann.
„Was haben Sie gesagt?“
Er schüttelte nur den Kopf.
„Bäumchen, rüttel’ dich und schüttel’ dich, wirf Gold und Silber über mich“, rief Buffy und rüttelte am Stamm.
„Hä, was heißt denn das jetzt wieder?“, fragte Xander. „Ist das die Märchenvariante vom Sechser im Lotto?“
Willow kicherte. „Nicht so ganz. Es geht dabei mehr um ein Kleid. Und Schuhe.“
„Klar, Weiber und Klamotten“, stöhnten Xander und Spike gleichzeitig. Trotzdem bekamen sie große Augen, als gleich darauf ein gold- und silberfarbenes Ballkleid zusammen mit passenden Schuhen herabschwebte.
„Tolle Methode, einzukaufen“, flüsterte Willow sehnsüchtig.
Buffy hob das Kleid auf und hielt es bewundernd vor ihren Körper, bevor sie es vorsichtig über einen Ast hängte und ihr altes Kleid auszog.
„Hey, dreht euch gefälligst um“, schimpfte Willow, als die Männer Stielaugen bekamen.
„Ähm, ich bin ihr Wächter, ich muss aufpassen, dass ihr nichts zustößt“, verteidigte sich Giles hastig.
„Hab dich nicht so, ich habe schon mehr von Buffy gesehen“, sagte Spike nur, der sich ebenso wenig von der Stelle rührte wie Giles oder Xander.
Xander gab überhaupt keine Erklärung, er starrte nur.
„Ihr seid unmöglich, alle!“, schimpfte Willow weiter. „Giles, sie sind doch wirklich zu alt für solche Sachen. Und du Spike, Buffy hat uns erzählt, dass sie mit dir … geschlafen hat. Aber das gibt dir kein Recht …“
Sie boxte Xander empört in die Seite. „Xander LaVelle, was glaubst du, was sie macht, wenn ich ihr erzähle, wie du, ihr, sie angestarrt habt?“
Das wirkte schlagartig ernüchternd auf die drei Männer. Folgsam drehten sie Buffy den Rücken zu, auch wenn Giles murmelte: „So alt bin ich ja auch nicht. Wofür hält sie mich, für Methusalem?“
„Mindestens“, grinste Spike und Giles nahm sich fest vor, nach diesem Abenteuer einen Zauber ausfindig zu machen, der diesen aufsässigen Vampir auf eine Größe von fünf Zentimetern mit Hut reduzierte, maximal! Und wenn er schon dabei war, seinen Lieblingsfeind Xander gleich mit.

„Okay, ich könnt euch wieder umdrehen!“
Buffy trug jetzt das glänzende Ballkleid und Spike stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Sie dankte ihm knicksend.
Xander war weniger begeistert. „Das ist doch unpraktisch“, rügte er, „wie soll sie in dem Fummel Vampire jagen?“
Giles atmet tief ein und aus, bevor er etwas dazu sagte. „Es gibt hier keine Vampire, wir sind in einem Märchen.“
„Und was ist mit ihm?“, fragte Xander sofort und zeigte auf Spike. „Ist er etwa kein Vampir?“
„Er gehört zu uns.“ Giles war langsam am Ende seiner Geduld.
Doch bevor Xander sie weiter strapazieren konnte, wurde er abgelenkt.
Eine Kutsche erschien, die alle nur mit offenem Mund anstarrten.
Ein Kürbis in XXL-Format, gezogen von vier weißen Mäusen, die ebenfalls überdimensioniert waren.
Anstelle eines Gesichts waren Fenster und eine Tür hineingeschnitzt.
Willow sucht vorsichtshalber Schutz hinter Giles, aber auch die anderen machten einen Schritt rückwärts, als die Mäuse sie aus roten Augen tückisch ansahen.
Lediglich Buffy ging ohne zu zögern darauf zu und stieg hinein, nachdem sich die Tür lautlos geöffnet hatte.
Giles räusperte sich. „Wir sollten auch einsteigen.“
Keiner bewegte sich von der Stelle.
„Und wenn wir es nicht tun?“, fragte Xander schließlich.
„Werden wir von ihr getrennt. Ich weiß nicht, was dann passiert.“
Aber Giles Tonfall besagt, dass er es sich durchaus vorstellen konnte. Ihre Chancen, die Märchenwelt zu verlassen, würden sicher nicht besser werden, ganz im Gegenteil.
Die Mäuse tänzelten ungeduldig auf der Stelle und warfen ihnen von Zeit zu Zeit ungeduldige Blicke zu. Lange würden sie nicht mehr stehen bleiben.
„Wir können doch … hinterher laufen“, schlug Willow schließlich vor.
Spike lachte nur abfällig. „Bitte, es wird mir ein Vergnügen sie, euch mit raushängender Zunge hinterher traben zu sehen. Ich fahre lieber.“
Er stieg zu Buffy in de Kutsche.
„Wir sehen uns dann am Zielpunkt, wo immer das ist.“ Er winkte ironisch.
Giles packte Willows Handgelenk. „So ungern ich das auch sage, aber Spike hat Recht. Wir wissen nicht, wie lang der Weg ist. Um Buffy nicht zu verlieren, müssen wir mitfahren. Komm, Xander.“

Die Mäuse hatten inzwischen endgültig genug und machten die ersten Schritte vorwärts, so dass sie rennen mussten, um noch mitzukommen.
Spike grinste, als sie sich völlig außer Atem auf die Sitzbänke fallen ließen und die Tür zuzogen.
Es gab einen kräftigen Ruck und die Kutsche schoss davon.
Wenig später zeigte das Gerüttel und Geschüttel erste Wirkung.
„Ich glaube, ich werde seekrank“, stöhnte Xander, der abwechselnd grün und bleich wurde. „Wie hält man das verdammte Ding an?“
„Gar nicht“, grinste Spike, dem das Ganze nichts auszumachen schien.
„Ich will aussteigen, mir ist schlecht!“ Er presste die Hand auf den Mund.
„Wehe du kotzt hier alles voll“, warnte ihn Spike, „dann schmeiße ich dich bei voller Fahrt raus.“
Xander würgte.
„Halt den Kopf aus dem Fenster, dann bekommst du frische Luft“, riet ihm Willow, die es selber so machte.
„Die heutige Jugend hält nichts mehr aus.“ Spike grinste Giles an, dem das Ganze ebenso wenig auszumachen schien wie ihm. Auch Buffy saß völlig ruhig und gelassen da, als ob sie nie mit etwas anderem als einer rumpelnden Kutsche unterwegs gewesen war.

Gerade als Xander sich schwor, für den Rest seines Lebens auf Schokolade und andere Süßigkeiten zu verzichten, wenn er dafür von dieser grässlichen Schaukelei erlöst wurde, gab es einen scharfen Ruck, der sich von den Sitzen purzeln ließ.
Xander betrachtete es als ausgleichende Gerechtigkeit, das Spike dabei mit dem Kopf gegen sein Knie stieß und fürchterlich fluchte.
„Dummheit ist auch eine natürliche Begabung“, zitierte er einen von Spikes Lieblingssprüchen, den dieser mit Vorliebe auf ihn anwandte.
Spike warf ihm nur einen vernichtenden Blick zu, enthielt sich aber einer Antwort.
Giles war derweil schon ausgestiegen und half Buffy und Willow galant aus der Kutsche, wobei diese über die beiden anderen Männer hinwegsteigen mussten.
Damm musterte er Xander und Spike spöttisch. „Braucht ihr auch Hilfe beim Aussteigen oder schafft ihr das alleine?“
In seltener Einigkeit versuchten daraufhin beide, ihn mit Blicken zu töten.

„Warum habt ihr so lange gebraucht?“, fuhr Willow sie an, als sie sich endlich bei ihr einfanden.
Sie wartete am Eingang des Ballsaals, den Buffy bereits betreten hatte.
Schnell, bevor wir sie verlieren … oh.“ Willow starrte mit großen Augen in den Ballsaal, der voller Leute war.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte sie kläglich.
Es wimmelte geradezu von Frauen, die gold- oder silberfarbene Kleider trugen und nicht wenige von ihnen waren blond.
Buffy in der Menschenmenge ausfindig zu machen würde fast unmöglich sein.
Dazu kam noch ein anderes Problem. Die Zeit.

„Seht mal, die Uhr.“ Willow zeigte aufgeregt auf eine riesige Wanduhr auf der gegenüberliegenden Seite, deren Zeiger auf zehn Minuten vor Mitternacht standen.
Sie hatten also nur noch zehn Minuten, Buffy ausfindig zu machen und ihr bei ihrer Flucht aus dem Ballsaal zu folgen.
„Wir teilen uns auf“, entschied Giles schließlich. „Einer von uns wird sie schon entdecken und kann dann den anderen Bescheid geben.“
„Und was ist, wenn wir sie nicht finden?“, fragte Xander zweifelnd, angesichts der Menge.
Giles polierte wortlos seine Brille, wie er es immer tat, wenn er unsicher war.
„Dann müssen wir es eben morgen noch einmal versuchen. Wenn ich mich recht erinnere, geht diese Veranstaltung hier drei Tage. Wir haben also maximal drei Versuche.“
„Drei Tage?“, mischte sich Spike entsetzt ein, „ihr meint, ich soll das noch drei Tage hier aushalten? Mit euch? Nein Danke, ich finde die Jägerin!“
Bevor ihn jemand zurückhalten konnte, stürzte er sich ins Getümmel. Giles sah, wie er immer wieder blonde Frauen rüde herumriss, um ihnen ins Gesicht schauen zu können.
„Wenn das Mal gut geht“, sagte er halblaut.
Xander sah das Ganze wesentlich sachlicher. „Was kann ihm schon passieren, er ist ein Vampir. Töten kann ihn kaum einer und wenn doch …“, er zuckt die Schultern.
Willow sah ihn entsetzt an. „Wie kannst du so was sagen. Spike ist unser Freund.“
„Meiner nicht. Ich bin nicht mit jemand befreundet, der mich als potenziellen Imbiss sieht. Das ist ja so, als ob ich eine freundschaftliche Beziehung den Hühnern hätte, die als Chicken Wings auf meinem Teller landen. Apropos Chicken Wings, ich habe Hunger. Glaubt ihr, dass die hier was zu futtern haben?“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Giles legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte ihn herunter.
„Das hat Zeit, jetzt geht es um Buffy. Willow, du gehst links herum, ich nehme die rechte Richtung. Und du den Weg geradeaus. Wenn wir Buffy nicht finden, treffen wir uns unter der Uhr!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er los.


Spike stemmte die Fäuste in die Hüften und überlegte, in welche Richtung er sich wenden sollte.
„Wenn wir wieder in Sunnydale sind, werde ich ihr eine Haarfärbung vorschlagen. Irgendwas, das man gut sieht. Neongrün oder so.“
Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass sie wenige als fünf Minuten bis Mitternacht hatten.
Leise knurrend stürzte er sich auf die nächste Blondine, als er abgelenkt wurde.
Aus dem Augenwinkel hatte er etwa wahrgenommen, eine Gestalt, eine Bewegung, die ihm vertraut war.
Als er bewusst in diese Richtung sah, fiel ihm ein tanzendes Paar auf. Ein großer, dunkelhaariger Mann, der mit einer blonden Frau tanzte.
„Angel?“, murmelte er fassungslos. Das konnte doch nicht wahr sein, das Angel dort war. Xanders Anwesenheit war schlimm genug, aber Angel, der sowieso immer versucht hatte, ihm die Mädchen auszuspannen, das brachte das Fass zum Überlaufen.
Mit einem wütenden Schrei, der von den Wänden widerhallte, stürzte er sich auf das Paar.

Nicht nur Giles zuckte zusammen, auch die anderen Personen blieben einen Moment stehen und sahen sich erschrocken um. Selbst die Musiker verstummten einen Augenblick.
Entweder er hat sie gefunden oder … - Giles wollte sich nicht ausmalen, was Spikes Aufschrei sonnst bedeuten könnte. Ob jemand, der in dieser Märchenwelt starb auch in der Realität tot war?
Dann fiel ihm Willow wieder ein, die ja in der Gestalt der bösen Hexe verbrannt, aber im nächsten Märchen wieder quicklebendig war. Und auch er war, als Drache, nicht an dem Dolchstoß gestorben.
Auch wenn der Vampir nicht gerade zu seinen Freunden zählte - er war vorlaut, arrogant, besserwisserisch und meistens schlicht unerträglich – musste Giles doch zugeben, das er im Kap gegen das Böse ein wichtiger Verbündeter war. Erstaunt stellte er fest, dass ihm Spike tatsächlich fehlen würde.
Diese Erkenntnis war es dann auch, die ihn bewog, sich zur Quelle des Aufschreis durchzukämpfen.

Dort bot sich ihm nicht das erwartete Bild. Spike war keineswegs in Gefahr, eher sein Gegner.
Der lag auf dem Boden, während der Vampir dabei war, ihn in den Fußboden einzuarbeiten, jedenfalls schienen seine wuchtigen Schläge darauf abzuzielen. Dabei schrie er ihn immer wieder an: „Ich sag es dir jetzt zum letzten Mal, Finger weg von meinem Mädchen, Angel!“
Angel? Giles stutzte und fragte sich, wie zum Teufel Angel in diese Märchenwelt geraten war. Bisher war er davon ausgegangen, dass nur diejenigen betroffen waren, die Kontakt mit dem Märchenbuch gehabt hatten.
Dann sah er Buffy, die wie gelähmt danebenstand. Aber bevor er sie ansprechen oder festhalten konnte, schlug die riesige Uhr.
Zwölf dumpfe Schläge.
Buffy warf einen letzen Blick auf die kämpfenden Männer, bevor sie zum Ausgang rannte.

Giles war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihr zu folgen und dem Verlangen, die Kämpfenden zu trennen.
So wie es aussah, würde Spike erst aufhören, wenn sein Rivale tot war. Und das hatte dann eventuell doch Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Märchens. Und damit auf ihr Leben.
Er zerrte also Spike hoch und drehte ihm gewaltsam einen Arm auf den Rücken.
„Wenn du dich wehrst, breche ich dir den Arm“, keuchte er, den es kostete ihn alle Kraft, den wütenden Vampir im Griff zu behalten.
„Und anschließend kriegst du einen Pflock ins Herz!“, fügte er hinzu, als Spike nur: „Mach doch“ knurrte.
Das ernüchterte Spike ein wenig.
Trotzdem zeigte er anklagend auf den Mann am Boden, der sich jetzt benommen und blutend aufsetzt.
„Angelus, dieser Mistkerl, mischt sich überall ein.“
„Das ist nicht Angelus.“
„Dann eben Angel“, beharrte Spike, immer noch wütend.
Sein Feind war inzwischen, mit Unterstützung, wieder auf die Beine gekommen und starrte Spike jetzt eisig an. „Wer immer Ihr seid, ich verlange Revanche“, sagte er näselnd, was an seiner blutigen und geschwollenen Lippe liegen mochte.
„Ich fordere Euch zum Duell, morgen bei Sonnenaufgang!“
Spike fuhr herum. „Ah ja und mit welchen Waffen? Klauen und Zähne?“
Die Leute um ihn herum schrien auf, als er sie mit gefletschten Zähnen und aus gelben Augen ansah.
Dann rief jemand entsetzt: „Das ist ein Vampir!“ und allgemeine Panik setzt ein.

„Wir müssen Buffy suchen“, rief Gils über den allgemeinen Lärm hinweg Willow und Xander zu, die es endlich geschafft hatten, zu ihnen durchzukommen.
„Sie ist rausgerannt!“
Sofort stürmt Xander zum Ausgang, steckt aber bald in der Menschenmenge fest. „Lasst mich durch, das ist ein Notfall“, brüllte er, aber erfolglos. Er musste sich wohl oder übel mit dem Strom treiben lassen.
Willow, Giles und Spike folgten weiter hinten, wobei Giles seine Hand fest um Spikes Handgelenk hielt.
„Sie stehen wohl auf Händchenhalten“, lästerte der Vampir frech, aber Giles ignorierte es. Wichtig war jetzt nur, dass sie heil aus dem Ballsaal herauskamen und Buffy fanden.
Endlich wurden sie durch die Engstelle geschoben, draußen verlief sich die Masse schnell, und entdecken bald auch Xander, der sich suchend umsah.
„Habt ihr Buffy gesehen?“
Alle schüttelten den Kopf.
„Und was machen wir jetzt?“
Willow und Giles sahen sich an und lächelten. „Der Schuh“, sagten beide zugleich.
„Der Schuh?“ Xander runzelte die Stirn. „Muss ich das verstehen?“
Spike gab ihm genervt einen Klaps auf den Hinterkopf. „Streng dein bisschen Gehirn an, Blödmann“, grollt er.
Xander schnellte herum und schlug Spike mit der Faust ins Gesicht. „Wenn du nicht angefangen hättest, Leute zu verprügeln, hätten wir Buffy nicht verloren“, fauchte er.
Giles verdrehte die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Ihm tat es bereit wieder leid, dass er sich Sorgen um Spike gemacht hatte. Vielleicht wären sie ohne diesen heißblütigen Vampir doch besser dran ...
„Ihr seid nicht im Kindergarten“, tadelte er sie zornig, „Spike, du kannst nicht auf jden einschlagen, der dir nicht gefällt.“
„Halten Sie sich aus meinen Angelegenheiten raus, Giles!“
Erneut tat ein gelber Schimmer in die Augen des Vampirs.
Giles riss der Geduldsfaden. Er packte mit beiden Händen Spikes Mantelaufschläge.
„Zum letzten Mal, Spike, nimm dich zusammen oder du bleibst hier, für immer. Als ein Häufchen Staub!“
Der Vampir konnte ja nicht wissen, dass er nur bluffte. Giles war überzeugt, dass sie nur alle zusammen in ihre Welt zurückkehren konnten.
Aber die Drohung wirkte.
Spike biss zwar die Zähne zusammen, dass seine Kiefermuskeln hervortaten, aber dann nickte er schließlich.
Giles starrte ihm noch einen Moment ins Gesicht, dann fuhr er zu Xander herum, der wie erwartet siegessicher grinste.
„Das gilt auch für dich, Xander. Und bevor du fragst, ich habe keine Hemmungen dich zu töten oder wenigstens in eine Kröte zu verwandeln.“
„O - okay“, stotterte Xander nur bleich.
„Hüpf, hüpf“, murmelt Spike, frech wie immer, woraufhin Giles ihn drohend ansah.
Dann tippt ihm jemand auf die Schulter.

„Was ist?“
Giles Gesichtsausdruck hätte es an Grimmigkeit jederzeit mit dem eines Vampirs aufnehmen können.
Willow sah auch entsprechend erschreckt aus.
„Ich … ich habe ihn“, stotterte sie, den Tränen nah.
„Was?“, fauchte Giles, immer noch unfreundlich.
„Den … Schuh.“ Sie hielt ein goldenes Teil hoch, das Giles erst nach einigem Überlegen als Schuh identifizierte.
Er rieb sich die Schläfen.
Das war langsam mehr, als er ertragen konnte. Er hatte Halloween und Halloweenscherze schon immer gehasst, aber in dieser Form noch viel mehr.
Und wie es aussah, wurden auch alle anderen immer dünnhäutiger. Er nahm Willow den Schuh ab und umarmte sie tröstend. „Wenigstens eine von uns, die vernünftig ist. Ich wollte dich nicht anschreien.“
Willow lächelte bereits wieder.
„Was machen wir jetzt?“, fragte sie.
Wir schnappen uns Buffy, ziehen ihr den verdammten Schuh an und verschwinden hier“, antwortete Spike düster. „Ich bin es leid mich mit Kerlen rumzuschlagen, die eigentlich gar nicht hier sein dürften.“
„Du meinst den Prinzen?“, entgegnete Willow verwundet, „aber der gehört doch in dieses Märchen.“
Spike knurrte nur leise.
„Ich fand, er sah ein bisschen wie Angel aus“, plapperte sie unbedacht weiter.
Spikes Knurren wurde lauter. „Erwähn diesen Namen nie wieder, wenn dir dein Leben lieb ist!“


____________________
Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 18.11.07, 01:14  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

„Wie weit ist es noch?“, fragte Xander leidend, „mir tun die Füße weh und ich hab Blasen.“
Giles sparte sich eine Antwort. Dasselbe hatte Xander schon vor fünf Minuten gesagt, und auch fünf Minuten davor.
Spike war da nicht so zurückhaltend. „Auf dem Hinweg hast du dich über die Kutsche beschwert, also halt jetzt die Klappe.“ Er grinste boshaft. „Oder wird dir vom Laufen auch schlecht?“
„Nur, wenn ich dich dabei ansehe!“, schoss Xander zurück.
Giles, der vorausging, hatte die Vision, wie beide mit gebrochenem Genick am Straßenrand lagen und himmlische Ruhe herrschte.
Entsetzt verdrängte er den Gedanken. Trotzdem hätte er sich gerne die Finger in die Ohren gesteckt, um das ewige Gestreite nicht zu hören.
Während sein Blick über die kahlen Felder rechts und links der staubigen Straße glitt, fragte er sich, warum manche Dinge in Märchen so ausführlich beschrieben war und andere fast überhaupt nicht.
Auch war es viel zu hell für die geschätzte Tageszeit, die irgendwo zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang liegen musste. Trotzdem war in dem diffusen Grau das sie umgab, alles deutlich zu erkennen.
Genauso wie die graubraunen Mauern, die in einiger Entfernung vor ihnen aufragten.
Giles blinzelte. Eben waren sie noch nicht da gewesen, jetzt erkannte er, dass es sich nicht nur um Mauern, sondern um ein Haus handelte. Wie es aussah, hatten sie ihr Ziel erreicht.

Xander ließ sich erschöpft auf eine Bank fallen. „Ich gehe keinen Schritt weiter“, verkündete er.
„Sehr gut, dann bist du wenigstens nicht im Wege.“
Spike warte nicht ab, ob Xander eine Antwort einfiel.
„Ihr wartet hier und ich hole unser Prinzesschen!“
Giles nickte nur müde. Langsam glaubt er nicht mehr daran, dass sie sich aus dem Märchenland befreien konnten. Wahrscheinlich würden sie für alle Zeit darin gefangen sein und von einem Märchen ins nächste stolpern.
Aber als Willow genau diese Befürchtung laut aussprach zwang er sich zu einem beruhigenden Lächeln.
„Keine Angst, auch eine Halloweennacht dauert nicht ewig“, sagte er mit gespielter Zuversicht.
Dann kreischte jemand in höchster Angst.
Gleich darauf hörten sie Spikes wütende Stimme. „Hör auf damit, Jägerin! Verdammt, ich sagte, lass das!“
Einen Moment war Stille, dann schrie Spike auf. „Nein, nicht dahin, wenn du schon treten musst, bitte nicht dahin, das tut ganz gemein weh. Miststück!“
Ein lautes Jaulen folgte und Xander grinste verklärt. „Das ist unsere Buffy. Jede Wette, dass sie Blondie gerade in die Eier getreten hat? Ah wie schön, das ich das noch erlebe!“
Giles fand die Vorstellung offenbar wesentlich weniger angenehm. Und auch Willow verzog mitfühlend das Gesicht.

Endlich erschien Spike wieder, mit einer tobenden und wild um sich schlagende Buffy, die er wie einen Sack über die Schulter geworfen hatte.
Ihre Fäuste trommelten auf seinen Rücken und ihr Füße gegen seine Vorderseite.
Spike hielt seine Hand zum Schutz über sein bestes Stück, aber so trafen ihre Füße seinen Handrücken und seine Oberschenkel.
„Das bekommst du wieder“, grollte er, „jeden blauen Fleck werde ich dir heimzahlen, das verspreche ich!“
Er ließ sie Giles vor die Füße fallen, was dazu führte, das sie nur noch lauter schrie.
„Verdammt, sei endlich ruhig!“
Spike presste ihr die Hand auf den Mund – und riss sie gleich wieder weg.
„Jetzt hat sie mich auch noch gebissen!“
Er sah Giles grimmig an. „Warum muss ich mir das antun?“
„Weil du der einzige bist, der gegen ihre Jägerinnenkräfte ankommt.“
Spike grinste ironisch. „Soll das etwa heißen, ihr braucht mich?“
Giles nickte widerwillig.
„Okay, ich halte Cindy fest und Sie ziehen ihr den Schuh an“, bot ihm Spike zufrieden an.
Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, Buffy den verlorenen Schuh anzuziehen.

Kaum saß der Schuh an ihrem Fuß, verblasste er, genauso wie ihr graues geflicktes Kleid und darunter schimmerten Jeans und T-Shirt durch.
Giles atmet erleichtert auf, als die Welt um sie herum die Zweidimensionalität gemalter Kulissenwände annahmen, und schließlich zerbröselte.
Für einen Moment standen sie in einer grauen, völlig leeren Umgebung, dann wurde es tiefschwarz um sie herum.

Das erste, was sie sahen, als es wieder hell wurde, war ein riesiges Kürbisfeld, wobei jeder Kürbis ein geschnitztes Gesicht aufwies.
Zwischen ihnen steckten Schilder mit der Aufschrift: „Freiheit für die Kürbisse!“
Und genau in der Mitte stand eine Vogelscheuche, der das Stroh aus Ärmeln und Hosenbeinen quoll und die einen Kürbis als Kopf trug.
„Ich fürchte, wir sind in der Kürbishölle gelandet“, war der einzige Kommentar, den Giles dazu gab.
Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die Strohpuppe, auf deren ausgebreiteten Armen jetzt zwei Krähen saßen.
Einen Moment später flogen sie auf, als die Vogelscheuche heftig mit den Armen ruderte.
Willow stieß einen erschreckten Laut aus.
„Oh Gott, ich glaube, das ist…“
„Xander“, vollendete Giles den Satz tonlos.

Unterdrücktes Kichern durchbrach das entsetzte Schweigen, das sich schnell zu lautem Lachen steigerte.
„Das ist doch genau die richtige Beschäftigung für ihn“, prustete Spike. „Ein Hohlkopf war er ja schon immer.“
Buffy stieß ihm mahnend den Ellenbogen in die Rippen.
„Das ist nicht lustig!“
„Für mich schon.“ Nur unter Schwierigkeiten gelang es ihm, sich wieder zu beruhigen.
„Wir müssen ihn da runter holen.“
Willow bahnte sich bereits einen Weg durch das Kürbisfeld, wobei die Kürbisköpfe schimpften und sich bitter beschwerten, wenn sie getreten wurden, was bei der Enge unvermeidlich war.
Dann stand sie ratlos vor dem Gerüst, das die Vogelscheuche hielt.
„Wie müssen das Ding, an dem er hängt, umkippen“, sagte Buffy, die inzwischen neben ihr stand.
Die Kürbisköpfe am Boden fingen wieder lautstark an, zu zetern.
Gemeinsam mit Spike schaffte sie es schließlich. Das Gerüst lockert sich und kippte schließlich um. Xander landete im Feld und loses Stroh flog durch die Gegend.

Benommen setzte er sich auf und betastete seinen Kopf.
„Ich habe rasende Kopfschmerzen. Hat jemand daran gedacht, Aspirin mitzunehmen?“, sagte er, wobei die Worte seltsam hallten. „Mein Kopf fühlt sich an wie eine Bowlingkugel.“
„Leider nicht“, meinte Willow bedauernd, während Spike grinste: „Eher wie ein Kürbis, würde ich sagen.“
„Was?“, fragte Xander, dann starrte er seine Hände an.
„Oh Gott, das kann doch nicht wahr sein“, keuchte er entsetzt. „Sag mir, dass das nicht wahr ist, Willow!“
„Na ja“, druckste sie herum, „du bist…“
„Eine Vogelscheuche“, sagte Giles gelassen. Er fand, das Xander es im Gegensatz zu ihm ganz gut getroffen hatte.
Niemand würde auf die Idee kommen, eine Vogelscheuche umbringen zu wollen. Bei einem Drachen war das ganz was anderes.
Leider sah Xander das entschieden anders.
Er sprang auf und rannte zu einer Pfütze, in der er sein Spiegelbild sehen konnte.
Dabei beugte er sich zu weit vor. Sein Kürbiskopf gehorchte den Gesetzen der Schwerkraft – und fiel in die Pfütze.

Spike lachte sich schlapp.
Noch mehr, als Xander seinen triefenden Kopf aufhob und dann ratlos dastand.
„Es sieht irgendwie gruselig aus, wie er seinen Kopf hält“, sagt Buffy schaudernd.
Willow nickte und sah angestrengt in eine andere Richtung.
Lediglich Giles unternahm etwas. Er nahm Xander den Kürbiskopf aus der Hand und steckte ihn wieder auf die Stange, die oben aus der Jacke herausragte.
Aber selbst er konnte ein Schaudern nicht ganz unterdrücken.
„So, das müsst jetzt halten“, bemerkte er schließlich.
Xander wackelte probehalber mit dem Kopf hin und her. „Hält wieder.“
Dann sah er Giles entsetzt an. „Wie haben Sie meinen Kopf wieder festgemacht?“
„Ich glaube, das willst du gar nicht wissen.“
Xander fragte nicht weiter, er hatte längst ein neues Problem. „Warum sehen meine Hände und“, er sah auf seine Füße, „meine Füße so komisch aus?“
„Weil das Stroh, das du vorher im Kopf hattest jetzt an anderen Stellen sitzt“, gab Spike boshaft zu Antwort. Er fasste nach Xanders „Hand“ und zupft daran. Einzelne Strohhalme lösten sich und Xander kreischte.
„Lass, das, ich löse mich auf!“

Willow stellte sich schützend vor Xander und funkelte den Vampir böse an. „Hör auf, Xander weh zu tun, er hat dir nichts getan. Was kann er dafür, das er zur Vogelscheuche geworden ist!“
„Er lebt, damit tut er seiner Umgebung genug an“, maulte Spike verdrießlich und holte sein Feuerzeug heraus. „Ob das Stroh brennt?“
Doch bevor er es testen konnte, schlug ihm Buffy das Feuerzeug aus der Hand.
„Lass den Quatsch. Wir wollen alle nach Hause, und alle heil und gesund. Und hör endlich auf, Xander anzumachen. Man könnte meinen, du stehst auf ihn. Was sich liebt, das neckt sich!“
Spike erstarrte.
Nur ein kurzes gelbes Flimmern seiner Augen zeigte seine grenzenlose Wut über Buffys Bemerkung. Dann hob er wortlos sein Feuerzeug auf und ging los. Einfach stur geradeaus, ohne sich umzusehen.

Giles sah ihm besorgt hinterher.
„War das wirklich klug?“, fragte er Buffy leise.
Sie zuckte nur die Schultern.
„Weiß nicht“, gab sie zu. „Aber seitdem wir hier sind provoziert er Xander, und umgekehrt.“
Sie lächelte lustlos. „Er will auch hier weg. Also wird er schon dafür sorgen, dass er nicht den Anschluss verliert. Er braucht uns genauso, wie wir ihn, oder?“ Sie sah Giles fragend an.
Jetzt zuckte er nur die Schultern. „Ich hoffe es.“
Er wandte sich Willow zu. „Hast du eine Ahnung, wo wir sind? Kürbisse und Vogelscheuchen sagen mir überhaupt nichts.“
„Mir auch nicht“, gab Willow zu, „aber mit Vogelsheuchen war irgendwas, ich komme nur nicht drauf.“
„Der Zauberer von Oz“, sagte Buffy plötzlich.
Alle sahen sie verdutzt an.
„Lesen ist nicht unbedingt deine Lieblingsbeschäftigung“, bemerkte Giles schließlich taktvoll. „Bist du dir wirklich sicher?“
„Doch, doch, die dumme Vogelscheuche“, Xanders Mundwinkel gingen nach unten, „es gab da noch mehr so komische Figuren.“
Sie krauste nachdenklich die Stirn. „So einen Kerl aus Metall und ein feiger Tiger? Nein, irgendeine andere große Katze. Na egal. Eine Vogelscheuche kam jedenfalls vor.“ Sie sah verwirrt auf Xanders Kopf und auf das Kürbisfeld. „Aber Kürbisse glaube ich nicht!“
„Genau“, rief Willow aufgeregt. „Der Zauberer von Oz! Die dumme Vogelscheuche entschuldige Xander der Blechmann und der feige Löwe. Das ich nicht gleich darauf gekommen bin!“
„Hm“, Giles putzte seine Brille. „Und was müssen wir tun, um dieses dämliche Märchen zu beenden?“
„Ganz einfach“, antwortete Buffy. „Wir gehen in die Smaragdstadt, finden den Zauberer und bitten ihn, uns zurück nach Sunnydale zu bringen!“
„Ganz einfach?“ Giles konnte einen ungläubigen Tonfall nicht unterdrücken. In dieser Welt gab es nichts, das ganz einfach war.

Spikes Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt.
Soeben hatte er gemerkt, dass seine Zigaretten alle waren. Wütend hatte er das leere Päckchen zusammengeknüllt und weggeworfen. Nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, trotzig mit dem Fuß aufzustampfen.
Dafür schwor er sich dem nächsten, der ihm dämlich kam, ohne Vorwarnung den Kopf abzureißen.
„Ich hätte sie damals bei unserem ersten Treffen töten sollen, dann wäre mir vieles erspart geblieben“, grummelte er. „Aber nein, gutmütiger Trottel, der ich bin, helfe ich ihr auch noch mit Angelus fertig zu werden.“ Er schüttelte zornig die Faust gegen Himmel. „Verdammt, nur ihretwegen habe ich wieder eine Seele! Hoffentlich sehe ich sie nie wieder. Sie und die ganze Gruppe von… Dummköpfen.“
Er ging wütend weiter und kickte Steinchen vor sich her.
„Warum habe ich mich nur jemals mit ihnen eingelassen? Ich könnte jetzt gemütlich in meiner Gruft sitzen und mir das Halloweenprogramm im Fernsehen ansehen. Und was mache ich stattdessen? Latsche hier im weiß-Gott-wo rum. Aber eins weiß ich, was immer die Jägerin je wieder von mir will, die Antwort ist nein!“

Giles war immer noch nicht überzeugt.
Aber mangels einer besseren Lösung war er bereit, in die geheimnisvolle Smaragdstadt zu gehen und den nicht minder geheimnisvollen Zauberer zu suchen.
Die Frage war nur, in welche Richtung sie gehen mussten.
„Die Straße entlang“, sagte Willow selbstbewusst und deutete in die Richtung, in der Spike verschwunden war.
„Und wenn es die andere Richtung ist?“, fragte Giles zweifelnd, aber Willow schüttelte nur entschieden den Kopf. „Es gibt keine andere Richtung. Die Straße fängt hier an, dahinter liegen nur Felder.“ Sie grinste spitzbübisch. „Alle Wege führen nach Rom. Oder in diesem Fall in die Smaragdstadt.“
Giles lächelte schmallippig. Und fragte sich, ob Willow schon immer so altklug gewesen war und es ihm nur nie aufgefallen war. Er trauerte den alten Zeiten nach, als sie noch voller Bewunderung seinen Worten gelauscht hatte.
Als einzige aus der Gruppe.

Spike wurde langsam warm. Die Sonne brannte auf seinen schwarzen Ledermantel und selbst wenn sie ihn nicht tötete, verursachte sie ihm doch Unbehagen.
Daher dachte er auch erst, er hätte bereits einen Sonnestich, als am Horizont etwas grün Glänzendes auftauchte.
Er blieb stehen und kniff die Augen zu, um besser zu sehen.
„Das gibt’s doch gar nicht“, murmelte er.
Langsam schälten sich aus der einheitlich grünen Masse bizarre Gebäude und schlanke Türme. Die meisten Türme waren von kegelförmigen Hüten gekrönt.
„Wer immer dort lebt hat ’ne Grünmacke.“
Trotzdem ging er weiter. Und wenn nur, weil es die einzige Richtung war. Zurück wäre er unweigerlich wieder auf Buffy und die anderen getroffen. Und das wollte Spike unbedingt vermeiden.
Je näher er heran kam, umso mehr Einzelheiten erkannte er.
Häuser und Türme waren mit Ornamenten und filigranen Mustern verziert.
Wäre Xander hier, würde er das vermutlich für Gebäck mit grünem Zuckerguss halten, dachte Spike grinsend.
Und Giles würde seine Allwissenheit unter Beweis stellen und einen endlosen Vortrag über den Ort halten.

„Bist du sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“, fragte Giles und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Natürlich“, antwortete Willow, aber es klang schon nicht mehr so überzeugt wie am Anfang.
„Was machen wir, wenn ich mich geirrt habe?“, fragte sie einige Zeit später ängstlich.
Giles lächelte ihr aufmunternd zu. „Du hast dich nicht geirrt.“ – Hoffe ich jedenfalls, aber das sprach er nicht aus. Wenn sie diese Stadt und damit den Zauberer nicht fanden, mussten sie sich eben was anderes einfallen lassen.
Ein wütender Aufschrei hinter sich brachte ihm wieder in Erinnerung, dass sie noch ein anderes Problem hatten, als die Smaragdstadt zu erreichen: Xanders Verwandlung!
So wie es aussah hatte Xander als Vogelscheuche seinen Lebensinhalt gefunden.
Immer wieder lief er auf die Felder hinaus, um dort die Vögel zu verscheuchen. Und ließ sich nur mit viel gutem Zureden und manchmal auch nur mit Gewalt zum Weitergehen bewegen.
„Ich muss die Vögel vertreiben, sie fressen die Samen“, wiederholte er immer. „Ich bin eine Vogelscheuche.“
Buffy verdrehte die Augen und zerrte ihn zurück auf die Straße, wobei sie eine Spur von losem Stroh hinter sich herzogen. Nicht nur sie befürchtete, das er sich über kurz oder lang auflösen würde.
„Willow, pass mal auf ihn auf!“
Sie lief vor zu Giles.
„Er löst sich immer weiter auf“, sagte sie leise und besorgt.
Ich weiß“, entgegnete Giles ebenso leise.
„Ich habe Angst, dass er stirbt. Giles, kann ein Mensch in dieser Welt sterben?“
Giles zuckte nur hilflos die Schultern. „Willow ist nicht gestorben. Und ich auch nicht.“
„Aber Sie wissen es nicht genau“, bohrte Buffy weiter.
Giles Schweigen sagte alles.
„Wenn einer meiner Freunde stirbt, weil wir in dieser blöden Märchenwelt gefangen sind, wird jemand dafür büßen“, stieß sie düster hervor.
Sie ging zurück zu Xander und packte seinen Jackenärmel. „Los, beeil dich, wir müssen diesen Zauberer finden, damit wir nachhause nach Sunnydale kommen.“

Spike hatte inzwischen die Stadt erreicht. Die Gebäude versprachen etwas Schatten und damit Kühle.
Doch erst einmal musste er durch das Stadttor und an den unfreundlich blickenden Wachen vorbei.
Geistig bereite sich Spike schon auf einen Kampf vor. Aber er hatte nicht die Absicht, sich von irgendwelchen Torwächtern abweisen zu lassen.
Aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht verstand, war es wichtig, dass er in die Stadt kam. Dort würde sich sein weiteres Schicksal erfüllen.
Zu seinem grenzenlosen Erstaunen hinderte ihn aber niemand am betreten der Stadt. Ganz im Gegenteil, die zuvor noch grimmigen Wachen lächelten ihm freundlich zu und wünschten ihm einen angenehmen Aufenthalt.
Als er an ihnen vorbei ging fragte sich Spike, ob sie ihn wohl auch so freundlich begrüßt hätten, wenn sie ihn als Vampir erkannt hätten. Aber er hatte irgendwie keine Lust, es darauf ankommen zu lassen.
Jetzt schlenderte er durch die Stadt, die in verschiedenen Grüntönen schimmerte und genoss die verhältnismäßige Kühle.
Der Anblick eines kleinen Ladens, der Zauberartikel anpries, brachte ihn auf eine Idee. Spontan ging er hinein.

Der Verkäufer begrüßte ihn ebenso zuvorkommend wie die Stadtwachen.
Spike grinste. Er überlegte, ob sie sich wohl auch so freundlich und zuvorkommend als Opfer anbieten würden.
„Bitte beißen Sie jetzt. Wir wünschen guten Appetit!“
Er musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzulachen.
„Ich brauch die Zutaten für einen Dimensionszauber“, sagte er laut.
Der Verkäufer behielt sein professionelles Lächeln bei.
„So etwas haben wir leider nicht“, bedauerte er.
Spike starrte ihn an. „Das ist ein Zauberladen, richtig?“
Der Verkäufer nickte.
„Dann sind die Sachen nur gerade ausverkauft, aber Sie kriegen sie doch wieder rein“, fragte Spike weiter, „wann?“
Diesmal schüttelte der Verkäufer den Kopf. „Wir führen so etwas nicht“, sagte er schließlich.
Spike seufzte. Dieser Zauberladen erinnerte ihn fatal an die Magic Box, genauso schlecht organisiert.
„Okay, gibt es hier noch andere Zauberläden?“
„Oh ja, viele“, der Verkäufer strahlte wieder, „aber es gibt da ein kleines Problem. Niemand führt Dinge, mit denen man einen Dimensionszauber durchführen kann, weil...“
„Weil was?“, fragte Spike ungeduldig.
„Weil solche Zauber nur vom großen Zauberer persönlich durchgeführt werden dürfen.“
Bevor Spike erneut genervt fragen konnte fischte der Verkäufer ein Blatt mit einer Stadtskizze aus der Luft. „Der Weg zum großen Zauberer ist eingezeichnet. Ich wünsche noch einen schönen Tag in der Smaragdstadt.“

Genauso wie Spike vor ihnen blieben sie staunend stehen, als die Stadt vor ihnen auftauchte.
„Ich habe es Ihnen ja gesagt, es ist der richtige Weg“, freute sich Willow, der unterwegs bereits erhebliche Zweifel gekommen waren.
„Ich habe nie daran gezweifelt“, log Giles.
„Spike müsste auch hier irgendwo sein“, sagte Buffy nachdenklich, die immer noch Xander am Ärmel festhielt, damit er nicht versuchte, seiner Bestimmung als Vogelscheuche nachzukommen.
Irgendwie fehlte ihr der Vampir. Sosehr sie das ständige Gezanke zwischen ihm und Xander auch genervt hatte, hatte es sie doch davon abgehalten, allzu viel über ihre Situation nachzudenken.
Aber jetzt grübelte sie nicht nur, ob und wie sie es schafften, diese Welt endlich zu verlassen, sie dachte auch darüber nach, warum Spike auf einen kleinen Scherz so unverhältnismäßig reagiert hatte.
Waren da doch Gefühle für Xander im Spiel, die er nicht einmal sich selber eingestehen wollte, geschweige denn jemand anders?
Sie würde es vielleicht nie erfahren. Aber immerhin bestand jetzt die Aussicht, Spike wieder zu finden. Und, wenn Willow Recht hatte und es diesen Zauberer gab, die Möglichkeit dort wegzukommen. Ohne in einem anderen Märchen zu landen.
Sie schöpfte wieder neue Hoffnung.

Spike drehte den Lageplan hin und her und fluchte verhalten. Von Straßenschildern und Hausnummern hatte hier wohl noch niemand gehört.
Wie sollte er jetzt unter den strahlenförmig von diesem Platz abgehenden Straßen die richtige finden?
Im Uhrzeigersinn die vierte Straße von der, aus der er gekommen war. Dummerweise wusste er nicht mehr, welche das war, sie sahen alle gleich aus.
Und jede Straße wurde an ihrer Einmündung auf den Platz von zwei hübschen Türmchen flankiert. Die leider auch alle gleich aussahen.
Fluchend zerknüllte er den Zettel und wollte ihn zerreißen, besann sich dann aber anders und glättete ihn wieder. Danach hielt er Ausschau nach jemand, den er nach dem Weg fragen konnte.
Während er wartete wurde die Gier nach einer Zigarette übermächtig.
Verzweifelt durchwühlte er seine Taschen in der Hoffnung, noch eine vergessene Zigarette zu finden, aber umsonst. Alles, was er fand war sein Feuerzeug, das er erbost zurück in die Hosentasche stopfte.

Wie zuvor Spike erlebten auch Giles, Buffy und Willow – die jetzt Kindermädchen spielte – die Torwächter als ungemein zuvorkommend.
Sie schienen es auch nicht im Geringsten sonderbar zu finden, dass jemand eine Vogelscheuche mit Kürbiskopf hinter sich herzerrte.
Freundlich wünschten sie ihnen einen schönen Tag und gaben ihnen eine Stadtskizze mit. Darauf prangte ein großes rotes Kreuz und der Hinweis „großer Zauberer“.
Der Weg war in grün eingezeichnet.
Giles starrte verblüfft auf die Zeichnung. Sein Kopf war völlig leer.
„Bekommt das jeder Tourist?“, fragte er schließlich.
„Natürlich nicht“, entgegnete der Wächter entrüstet. „Übrigens, was sind Touristen?“
„Besucher, Zeitreisende oder wie auch immer“, antwortete Giles ausweichend. „Einen Band von „per Anhalter durch die Galaxis“ haben Sie nicht zufällig zur Hand? Wir haben unseren leider zuhause vergessen. Der Aufbruch war etwas überstürzt!“
Der Wachposten rieb sich nachdenklich die Nase, während sein Kollege Löcher in die Luft starte.
„Ich glaube nicht, dass wir so etwas haben“, sagte er dann schließlich. „Aber der große Zauberer weiß das sicher.“
Er klopfte Giles freundlich auf die Schulter. „Er erwartet euch schon.“
„Wer?“, fragt Giles abwesend, während er immer noch Wegbeschreibung anstarrte.
„Der große Zauberer, natürlich“, erwiderte der Torwächter mit unendlicher Geduld. „Schließlich hat er uns aufgetragen, nach euch Ausschau zu halten. Drei Sterbliche, eine Vogelscheuche und ein Vampir. Der Vampir ist schon früher hier durchgekommen. Einen schönen Aufenthalt noch.“

Spike kam langsam zu dem Schluss, dass die ganze Stadt unbewohnt war. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass er in der ganzen Zeit außer den Wachen am Stadttor und dem Verkäufer im Zauberladen niemand getroffen hatte.
Aber vielleicht waren die ja auch nicht wirklich vorhanden sondern nur eine Illusion.
Und auch der Platz war menschen-, dämonen- und sonstiger Lebewesen leer.
Er umrundete den Platz und warf einen Blick in jede davon abgehende Straße. Auch dort sah er niemand, dem er nach dm Weg fragen konnte.
Als er wieder an seinem Ausgangspunkt ankam, beschloss er, einfach auf gut Glück irgendeine Straße zu nehmen. Schlimmstenfalls kam er an ein Stadttor, aber dann konnte er immer noch umkehren und es mit einer anderen Route versuchen.

Giles blieb stehen und kratze sich am Kopf. „Sind wir schon dreimal rechts abgebogen oder erst zweimal?“, fragte er.
Dreimal“, sagte Buffy überzeugt.
„Zweimal“, kam von Willow.
Giles grinste schief. „Entscheidet euch mal“, brummte er.
„Es gibt hier keine Felder. Mir gefällt es hier nicht“, meinte Xander zusammenhanglos.
Sein Kürbiskopf war etwas eingedrückt, seit er bei dem Versuch, Vögel zu verscheuchen gestolpert und hingefallen war.
Buffy und Willow erschauderten jedes Mal, wenn sie ihn ansahen. Außerdem schien er bei dem Sturz auch sein letzte bisschen Verstand eingebüßt zu haben.
„Okay, wir gehen nach rechts“, bestimmte Giles schließlich, da er Willows Richtungssinn mehr traute als Buffys.
„Dann laufen wir im Kreis“, kam es auch gleich empört von Buffy.
Womit wir schlimmstenfalls an unseren Ausgangspunkt zurückkommen.“ Giles ging einfach weiter, ohne sich um das empörte Gemurmel hinter sich zu kümmern.

Spike hatte endgültig genug.
Irgendwie war es ihn tatsächlich gelungen, im Kreis zu gehen.
Wieder fand er sich auf dem Platz ein, den er erst vor kurzem verlassen hatte.
Der Plan in seiner Hand schien nur einen einzigen Zweck zu dienen: Ihn in den Wahnsinn zu treiben. Da hatte er sich von Buffy und ihren Freunden getrennt, um diesem Schicksal zu entgehen und jetzt das.
Erst mit Verspätung merkt er, dass er nicht mehr alleine war.
Dort, wo er vorher gestanden und gewartet hatte, stand jetzt jemand anders.
Eine Gestalt in einem lange schwarzen Gewand, die Arme überkreuzt und die Hände in die Ärmel geschoben.
Auf dem Kopf ein spitz zulaufender Hut, der Mund umrahmt von einem langen weißen Bart.
So stellt sich jeder Trottel den Zauberer im Märchen vor, dachte Spike sarkastisch.
Besagter Zauberer nickte zustimmend.
„Ich freue mich, dich zu sehen, Spike“, sagte er und lächelte ihm zu.
„Okay, du weißt also wer ich bin“, antwortet Spike scharf, „und wer bist du?“
„Der große Zauberer. Du wolltest doch zu mir.“ Er schnippte kurz mit den Fingern. „Ich glaube, das ist deine Marke?“
Spike starrte verblüfft und sprachlos auf die Zigaretten, die der Zauberer ihm hinhielt. Wenn er bislang noch daran gezweifelt hatte, dass sein Gegenüber magische Fähigkeiten hatte, waren sie spätestens jetzt verschwunden.
Jeder, der Zigaretten aus dem Nichts holen konnte, verdiente in Spikes Augen die Bezeichnung großer Zauber.
Als in der anderen Hand des Zauberers noch ein Glas Whisky erschien betrachtete ihn Spike als guten Freund.

„Also langsam glaube ich doch, wir haben uns verlaufen“, murmelte Giles, als Willow plötzlich aufschrie und nach vorne zeigte.
„Da ist Spike!“
Giles blieb so abrupt stehen, das Buffy und Xander gegen ihn prallten.
„Und wer ist das neben ihm?“ Giles blinzelte. Spike schien sich ausnehmend gut zu unterhalten, wenn er die Zigarette in der einen und das Glas in der andern Hand richtig deutete.
Erst jetzt merkte er, wie durstig er war.
„Was zu trinken wäre schön“, sagte Willow sehnsüchtig, die es wohl auch gesehen hatte.
„Aber nicht das, was er da hat“, sagte Buffy naserümpfend. „Wahrscheinlich warmes Blut oder so. Bäh!“
Spikes Begleiter winkt sie heran, aber Spike selber drehte ihnen demonstrativ den Rücken zu.
„Wenn das da dieser Zauberer ist den wir suchen, werde ich ihn fragen, ob er Spike in irgendwas Kleines, Handliches verwandeln kann“, sagte Buffy erbost. Ihre Erleichterung das dm Vampir nichts zugestoßen war verwandelt sich gerade ins Gegenteil. „Vielleicht in einen kleinen weißen Pudel.“
„Lieber nicht.“
Giles grinst bei der Vorstellung eines winzigen, Weißgelockten Pudels, der auf den Namen Spike hört. Oder besser gesagt nicht hörte, was wahrscheinlicher war. „Der wurde nur jeden beißen.“
Auch Willow kicherte. „Außerdem müsstest du dich ständig um ihn kümmern.“
„Von wegen. Ich würde ihn zum Tierheim bringen und behaupten, er ist mir zugelaufen“, flachste Buffy vergnügt.

Spike ahnte nicht, dass gerade Pläne für seine weitere Existenz in leicht veränderter Form gemacht wurden.
Erst als die anderen dicht hinter ihm standen, drehte er sich mit einem Ausdruck höchsten Erstaunens um.
„Was denn, ihr seid auch schon da?“
Er nahm einen Schluck von seinem Whisky, dann pustet er Xander Zigarettenrauch ins Gesicht.
„Tolle Gläser haben die hier, werden nie leer.“
„Na dann bist du ja genau richtig hier, willst du nicht bleiben?“, fauchte ihn Buffy an.
„Nur mit dir zusammen, Liebes“, gab Spike boshaft zurück.
Der Zauberer hob beschwichtigend die Hand.
„So gerne ich euch auch noch hier behalten würde, vor allem dich, Willow“, er lächelte Willow charmant zu, „und natürlich auch dich, Rupert. Es wäre mir ein Vergnügen, mich mit so kundigen Kollegen zu unterhalten.“
Er seufzte tief.
„Aber leider, leider ist dafür keine Zeit. Meine Aufgabe ist es, euch wieder in eure Welt zurück zu bringen.“

Er machte einige schnelle Handbewegung und alle fanden sich in einem Gebäude wieder.
De Zauber lächelte entschuldigend. „Ich hätte euch gerne noch einige Sehenswürdigkeiten gezeigt, aber die Zeit drängt.“
Giles murmelte nur, das sie bereits mehr von der Stadt gesehen hätten, als sie vorgehabt hatten, als Spike kurz und hart auflachte.
„Wisst ihr, was mir gefällt“, sagte er dann, „das dieser Idiot Angel immer noch in diesem blöden Märchen feststeckt!“
Buffys Augen schossen Blitze. „Lass Angel in Ruhe, er hat dir nichts getan!“
„Er hat mir mehr angetan, als du dir je vorstellen kannst“, brummte Spike düster.
„Angel ist längst wieder in seiner Welt“, mischte sich der Zauberer ein.
Buffy und Spike hörten auf, sich grimmig anzustarren und wandten sich dem Zauberer zu.
„Für Angel war das nur ein Traum.“
Wieder lächelte er. „Er war nur da, weil Buffy es sich gewünscht hat.“
Sein Gesicht wurde ernst. „Ihr habt es immer noch nicht verstanden, oder?“, sagte er dann. „Welche Bedeutung eure Verwandlungen hatten?“
Alle zuckten mehr oder weniger verwirrt die Schultern.
„Gut, ein Paar Minuten haben wir noch“, sagte der Zauberer.
„Willow, du willst eine anerkannte Hexe sein. Gib Acht, das deine Macht nicht auf schwarzer Magie gründet.“
Er wandte sich Giles zu. „Du wünschst dir, unbesiegbar zu sein. Aber unter deiner harten Schale bist du verletzlich. Das ist es, was dich menschlich macht, in jeder Gestalt. Xander sehnt sich danach, eine festgelegte Aufgabe zu haben, und nicht immer herumgeschubst und gezerrt zu werden.“ Er streichelte sanft über Xanders Kürbiskopf.

„Kommen wir zu euch beiden, Buffy und Spike. Du möchtest ganz normal leben, mit dem Mann deiner Träume, Buffy“, sie errötete und sah zu Boden, während Spike feixte. „Aber das bist leider nicht du, Spike.“
Er sah Spike aufmerksam an. „Und was dich betrifft“, der Zauberer zwinkerte verschwörerisch, „du willst…“
„Sprich es nicht aus!“, knurrte Spike mit gelb blitzenden Augen, „oder die brauchen hier einen neuen Zauberer!“
Der Zauberer grinste nur, die Drohung des Vampirs schreckte ihn nicht. Er wusste, früher oder später würde der Vampir sein Geheimnis preisgeben, wenngleich auch unfreiwillig.
Und bis dahin sollten seine Freunde ruhig rätseln, warum er zu Dornröschen geworden war. Und nur Xander ihn wecken konnte.
Doch jetzt musste er sie zurückschicken, das Zeittor blieb nicht mehr lange offen.

Er hob dramatisch die Arme, eine gute Show gehörte seiner Meinung nach allemal dazu, wenn ein Zauber gelingen sollte und rezitierte den Spruch:

„Ein Wunsch, voller Unbedacht,
geäußert in dieser Nacht, hat Unwirkliches wahr gemacht.
Blut ist rot,
Neugier der Katze Tod.
Von dem Fluch seid ihr jetzt frei,
Halloween ist für dies Jahr vorbei.“

„Dieser Spruch ist der blödeste…“
Spike stolpert über einen Stuhl und fiel der Länge nach hin.
„… den ich je gehört habe“, vollendete er seinen Satz, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte.
Alle sahen sich verstört um. Erst langsam wurde ihnen bewusst, dass sie tatsächlich wieder in Sunnydale waren. Und in der Magic Box.
Das Märchenbuch lag immer noch aufgeschlagen auf dem Tisch, alles war wie sie es verlassen hatten. Mit einem Unterschied.
Die Seiten in dem Buch waren leer.

„Waren wir in dem Buch?“, fragte Buffy schließlich entsetzt. „Aber wie sind wir da hinein gekommen?“
Alle Augen richteten sich auf Giles, der die Blicke nur hilflos erwiderte.
„Ob wieder jemand gezaubert hat, so wie Ethan Raine damals?“, sagte Willow plötzlich.
Alle sahen sie erstaunt an und sie errötete. „Also, ich war es nicht. Giles hat mir verboten, an Halloween zu zaubern. Und ich halte mich daran“, fügte sie trotzig hinzu.
„Es war Xanders Schuld“, sagte Spike boshaft. „wenn er dieses blöde Buch nicht angeschleppt hätte, wäre nichts passiert.“
Xander wollte sich daraufhin auf den Vampir stürzen, wurde aber von Buffy zurück gehalten.
„Wir sind hier am Höllenschlund, hat wirklich einer von euch erwartet, das Hallloween normal und friedlich verläuft? Und das unser einziges Problem darin besteht, das uns von zuviel Süßem schlecht wird?“
Willow nickt zu dieser Bemerkung eifrig. Und Xander steckte einen Rest Zuckerstange, der noch aus dem Hexenhaus stammte, schnell in die Tasche zurück.
„Keiner von uns ist schuld, es liegt am Höllenschlund“, sagte Buffy noch einmal.
Giles räusperte sich. „Ähm, ich fürchte…“, sagte er langsam und nahm seine Bille ab, „ich habe es verursacht.“
Jeder starrte ihn an.
„Sie?“, fragte Buffy dann verblüfft.
Giles nickte knapp und begann, seine Brille zu polieren.
„Ich habe mir etwas gewünscht…“
Er hob die Hand, um eventuellen Einwänden zuvor zu kommen. „Ich habe mir ein friedliches Halloween gewünscht, mit Geschichten und Märchen erzählen und so. Eben das, was man hier normalerweise nicht hat. Aber von selbst miterleben war keine Rede“, fügte er nachdrücklich hinzu.
„Sie, Giles?“ Willow konnte es nicht glauben. „Gerade Sie sollten doch wissen, wie gefährlich es ist, sich hier am Höllenschlund etwas zu wünschen!“
„Gerade an Halloween“, fügte Buffy vorwurfsvoll hinzu.
„Also, mir gefällt’s.“
Xander grinste, bis ihn Buffy und Willow streng ansahen. „Ich meine nicht, dass er sich ein langweiliges Halloween gewünscht hat – das wäre ja entsetzlich öde – sondern dass mal jemand anders schuld ist als ich.“
Spike verdrehte die Augen. „Ihr seid ja alle krank. Ich verschwinde lieber, falls das ansteckend ist.“

Er rannte die Straße entlang.
Bis zum Sonnenaufgang waren es nur noch wenige Minuten.
Als Spike endlich seine Gruft erreichte, schoben sich die ersten Strahlen über den Horizont. Gerade noch rechtzeitig schlug er die schwere Tür hinter sich zu, die den Sonneschein aussperrte.
„Nie wieder“, schwor er sich, „nie wieder verbringe ich Halloween mit diesen Irren.“
Nach einigem suchen fand er in einem seiner Verstecke tatsächlich noch eine Packung Zigaretten und eine halbvolle Flasche Whisky.
Behaglich inhalierte er den Rauch in tiefen Zügen. Dann zog er mit den Zähnen den Korken aus der Flasche und genehmigte sich einen großen Schluck.
Jetzt hatte er die Ruhe, über ihre Abenteuer nachzudenken.
Giles als Drache und Willow als Hexe. Xander, der sich in eine Vogelscheuche verwandelt hatte, Buffy als Cinderella - mit Angel, als ihrem Prinzen - und er selbst er schauderte bei der Erinnerung, als schlafendes Dornröschen.
So etwas konnte einem wohl auch nur am Höllenschlund passieren.

Alle anderen, die immer noch in der Magic Box waren, starrten das angekohlte Buch an.
„Was wird jetzt damit?“, fragte Willow schließlich.
„Ich würde es ja auf den Dachboden zurückbringen“, schlug Xander vor, „wenn es ihn noch gäbe.“
Dort, wo zuvor die Tür zum Dachboden war, befand sich eine massive Wand.
Offenbar war auch der Dachboden nur eine Halloweenerscheinung gewesen. Nur das Buch war scheußlich real.
„Damit wirst du wohl bis zum nächsten Jahr warten müssen“, meinte Willow.
„Ja, aber vielleicht öffnet sich dann ein Keller…
„Die Magic Box hat einen Keller“, warf Giles genervt ein.
„… unter dem Keller“, grinste Xander.
„Das hoffe ich nicht. Ich hab genug von Räumen, die es nur zu Halloween gibt. Und von seltsamen Dingen, die dort gelagert werden“, beendete Giles die Diskussion.
„Ich werde es morgen verbrennen.“
„Das war’s dann wohl endgültig“, sagte Buffy schließlich. „Hoffe ich jedenfalls.“
Willow und Xander sahen sich zweifelnd an und Giles trat ans Fenster. Er sah hinaus, dann drehte er sich lächelnd um.
„Die Sonne geht auf. Halloween ist vorbei. Bis zum nächsten Jahr.“

ENDE


____________________
Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
silverbird
Gast
New PostErstellt: 25.11.07, 06:39  Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hallo Cimmeria,
erst mal sorry dass ich erst jetzt kommentiere, aber ich kam in letzter Zeit nicht zum Lesen.
Doch nun zu deiner Story. Spike als Dornröschen, im Kleid und seinen Boots, das Bild werde ich wohl lange in meinem Kopf behalten. *ggg*
Und die Gebrüder Grimm gehörten dem Rat an? Daher hatten sie ihre Märchen – Ideen. Du hast die beiden durchschaut. ;) Zudem finde ich es klasse, dass Xander der „Erwecker“ Spikes war, aber das kannst du dir vermutlich denken. *g *
Die Streitgespräche zwischen Spike und Xander könnten viele Seiten füllen ohne das ich davon genug kriege.
Schön dass auch Angel einen Gastauftritt hatte, du hast niemanden vergessen. Aber Giles tut mir langsam leid. Der arme Wächter, seine „Kinder“ rauben ihm noch den letzten Nerv.
Xander als Vogelscheuche konnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Ebenso, dass sich Spikes Wunsch erfüllt. ;)
Fazit; ein tolles Märchen. Danke schön dafür.
Lg. silver
nach oben
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © Karl Tauber