Internationale und zwischengesellschaftliche Beziehungen:
Auch in Bezug auf die innergesellschaftlichen Beziehungen zwischen verschiedenen Staaten und Religionen lehrt der Heilige Qur-ân Frieden. Sind Muslime in irgendeinem Staat an der Macht, so ermahnt sie der Qur-ân:
Und wenn ihr herrscht über Menschen, herrscht mit absoluter Gerechtigkeit. Allah ermahnt euch nachdrücklich dazu. Allah ist allhörend, allsehend. (an-Nisaa 4:59)
Und:
Und es sollte euch die Feindschaft eines Volkes nicht dazu verleiten die Gerechtigkeit aus der Hand zu geben. Seid absolut gerecht! Dies ist der Gottesfurcht am nächsten. Und fürchtet Allah, sicherlich ist Allah in Kenntnis darüber was ihr tut. (al-Maaidah 5:9)
Islam, verehrte Zuhörer, ist eine vollkommene und praktische Religion, die auch für die nicht immer idealen Situationen im Leben Leitung und Ermahnung für die Menschen enthält. Sollte es aus irgendeinem Grund zu Auseinandersetzungen kommen, so ermahnt Qur-ân die Muslime:
Und wenn sie (die Angreifer) die Hand zum Frieden ausstrecken, dann gehe auch du auf sie zu. (al-Anfaal 8:62)
Sollte der Feind Frieden schließen wollen, so sagt Qur-ân:
Sollten sie euch nicht bekämpfen, und euch den Frieden anbieten, dann hat Allah euch keinen Weg gegen sie erlaubt. (an-Nisaa 4:91)
Sollte jemand Frieden anbieten, so dürfen Muslime dies nicht wegen religiöser Differenzen ablehnen:
Und sagt nicht zu dem, der euch den Frieden anbietet: „Du bist kein Gläubiger.“ (an-Nisaa 4:95)
Verehrte Zuhörer, ist denn irgendeine Form der Gewalt und Ungerechtigkeit im Lichte dieser Verse des Heiligen Qur-ân überhaupt noch möglich? Sicherlich nicht !! Wir haben gesehen, dass sowohl Gewalt im alltäglichem Leben, als auch in der Gesellschaft und zwischen den Staaten nach dem Heiligen Qur-ân verboten ist. Und der Heilige Qur-ân in alle drei Bereiche Frieden lehrt. Nun wende ich mich dem zweiten Teil meiner Rede zu, nämlich den Vorwurf der Befürwortung von Gewalt im Qur-ân.
Ich sehe immer wieder mit Erstaunen, wie sowohl die unseriösen Presse, die nur auf eine Steigerung ihrer Auflagen aus ist und sich dabei in keiner Weise der Wahrheit verbunden fühlt, als aber leider auch Persönlichkeiten wie der Herr Kardinal Meisner, die gemein hin als seriös gelten, dem Qur-ân eine Befürwortung von Gewalt vorwerfen.
Obwohl das, was ich bisher dargelegt habe, eigentlich ausreicht um zu beweisen, dass Islam die Religion des Friedens ist, so möchte ich dennoch auf diesen Vorwurf eingehen, damit Sie nicht glauben, dass ich nur eine Seite der Medaille gezeigt und die andere absichtlich verschwiegen habe.
Sehr geehrte Zuhörer, wie Sie bereits wissen, hat der Heilige Prophet (sas) im Jahre 610 seine Berufung zum Propheten erhalten hat. Danach haben er selbst und seine Gefährten 13 Jahre lang die schlimmsten Verfolgungen der Mekkaner ertragen. In dieser Zeit sehen wir, wie Muslime gebunden auf heißem Sand gelegt wurden. Dann wurden große und schwere Steine auf ihre Brust gelegt und sie wurden zusätzlich noch ausgepeitscht, um sie von ihrem Glauben abzubringen.
Wir sehen wie Frauen so lange geschlagen wurden bis sie starben, und Männer die zum Islam übertraten auf glühende Kohlen gelegt bis die Kohlen sich in ihrem Rücken hinein brannten. Dann wurden die Muslime für 3 Jahre an einen Ort außerhalb der Stadt verbannt und es wurde entschieden, dass niemand ihnen etwas verkaufen durfte so, dass diese frühen Muslime, wie die Sahaba ra berichten, anfingen in ihrem Hunger die Blätter von den Bäumen zu essen.
Selbst als die Muslime nach Medina auswanderten, ließen die Mekkaner sie nicht in Ruhe. Über 300 km ist der Abstand zwischen Mekka und Medina, aber wir sehen nur wenige Monate nach der Auswanderung, ein mekkanisches Heer vor Medina stehen ! Es ist dieser Hintergrund, in welchem der Heilige Qur-ân den Muslimen sagt:
Erlaubnis wird denen gegeben, die (1.) bekämpft und (2.) verfolgt wurden. (Aber nicht nur einfach weil sie bekämpft wurden.) Und Allah hat die Macht ihnen zu helfen. Jene, die (3.) aus ihren Häusern vertrieben wurden (4.) ohne Recht (5.) aus keinem anderen Grund außer sie sagten „Allah ist unser Herr“. Und würde Allah nicht manche Menschen durch andere im Zaum halten, (und hören sie bitte genau zu) so würden (1.) Klöster und (2.) Kirchen und (3.) Synagogen und (4.) Moscheen zerstört, in denen viel an Allah erinnert wird. Und Allah hilft wem er helfen möchte und Allah ist gewaltig, allmächtig. (al-Haj 22:40-41)
Es ist völlig klar und deutlich ersichtlich, dass die Erlaubnis zum Kampf nur als Mittel zur Verteidigung geben worden ist. Und nur aus dem Grund, dass manchmal in der nicht idealen Welt, in der wir Leben, unter Umständen, die der Heilige Qur-ân deutlich genannt hat, die Verteidigung zum Wiederherstellen des Friedens notwendig wird. Und dennoch sind auch für diesen Verteidigungsfall viele Vorbedingungen gestellt worden. Nicht nur hat der Heilige Qur-ân strikte Bedingungen für diesen Verteidigungsfall festgelegt, sondern ich bin mir sicher, Sie werden es zu schätzen wissen, dass vor 1400 Jahren der Heilige Qur-ân beispiellose Toleranz gegenüber anderen Religionen gezeigt und selbst die Klöster der Christen und die Synagogen der Juden in Schutz genommen hat ! Eine Toleranz die auch Heute kaum zu finden ist, wie vor kurzem die Ereignisse in Indien uns noch einmal deutlich vor Augen geführt haben.
Islam, verehrte Zuhörer, erhebt im Gegensatz zu anderen Religionen eben nicht den Anspruch der alleinigen Wahrheit und auch nicht den Anspruch der einzige Weg zum Paradies zu sein. Islam versteht alle große Religionen als von einem einzigen Gott stammende Wahrheiten, auch wenn sie sich selbst mit der Zeit manchmal bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. Es heißt:
Jene die glauben (also die Muslime) und die Juden und die Sabäer und die Christen die an Allah und den jüngsten Tag glauben und gute Taten verrichten, für sie ist weder Angst noch werden sie traurig sein. (al-Maaidah 5:70)
In jener Zeit des Hasses und der Dunkelheit, als jeder gegen jeden kämpfte, geht der Heilige Qur-ân sogar einen Schritt weiter und Predigt nicht nur Toleranz, sondern unterstreicht die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und fordert, die Gemeinsamkeiten zu betonen. Es heißt:
Sag: O ihr Leute des Buches, kommt zu dem, was zwischen uns und euch gemeinsam ist! Nämlich, dass wir niemand anbeten außer Allah und Ihm niemand zur Seite stellen und keiner von uns anderen zum Herren nimmt außer Allah. (Al-Imran 3:65)
Nun wende ich mich der einzelnen Verse zu. Sie werden sehen dass der heilige Qur-ân immer jede Form von Auseinandersetzung nur als Mittel zur Verteidigung und zur Erhaltung des Lebens erlaubt. Und auch dann wiederholt zur Zurückhaltung ermahnt. Interessanterweise werden sie sehen, dass an allen Stellen der Kontext die Wahrheit ans Licht bringt und völlig ausreicht jeglichen Vorwurf zu entkräften.
1. Ein oft zitiertes Ayat ist:
Und bekämpft sie, bis es keinen Unfrieden mehr gibt und der Glaube an Allah frei ist! (al-Baqarah 2:194)
Es wird behauptet, dass „der Glaube an Allah frei ist“ bedeutet „bis alle zum Islam übertreten“. Dies sei also eine Aufforderung zum Zwangskonvertierung! Die erste Antwort ist im „kein Zwang im Glauben“ eben gegeben worden, aber ich rezitiere zusätzlich nur die vorangehende Ayat:
Und bekämpft auf dem Weg Allahs jene, die euch bekämpfen! (Also immer noch bekämpfen, die zuerst angefangen haben anzugreifen, Kampf gegen den Angreifer ist Verteidigung, und dennoch ermahnt der Heilige Qur-ân) Und überschreitet das Maß nicht. Denn Allah liebt nicht die Maßlosen!! (Dann heißt es weiter) Unfriede ist schlimmer als das Töten, … und sollen sie aufhören dann wisset! Allah ist vergebungsvoll und barmherzig. (al-Baqara 2:191-193)
Es wird aus dem Kontext deutlich, dass es sich hierbei um jene handelt, die zuerst die Muslime angegriffen hatten. Nur gegen sie ist hier die Erlaubnis zur Selbstverteidigung gegeben worden. Und auch dann ermahnt der Qur-ân, das Maß nicht zu überschreiten. Dies ist selbst in den heutigen sogenannten „zivilisierten“ und „präzisen“ Kriegen nicht der Fall.
Was den Teil „Und die Religion ist frei für Allah“ betrifft, so möchte ich darauf hinweisen, dass hier nur die Religion im Allgemeinen und nicht der Islam genannt oder gemeint ist. Beweis dafür ist die Tatsache, dass wäre dies eine Anweisung zum Unterwerfen anders denkender gewesen, so hätte der Qur-ân niemals gesagt: „Und sollen sie aufhören, dann wisset Allah ist vergebungsvoll und barmherzig“. Der Heilige Prophet (sas) und seine Gefährten haben nie diese Ayat so ausgelegt, wie die Gegner des Islam uns vorwerfen. Die Friedensverträge der Muslime sind ein Beweis hierfür wie wir auch gleich sehen werden.
2. Ein weiteres Ayat ist:
Und falls du im Krieg auf sie triffst, dann flöße durch sie auch ihren Hintermännern Angst ein! Vielleicht werden sie sich dann nachdenklich zeigen. (al-Anfaal 8:58)
Dieser Vers wird zum Anlass genommen zu sagen, der Qur-ân lehre Terrorismus! (Das ist die Interpretation von „Angst einflößen“) Wieder verweise ich auf den Kontext:
Jene, (Bedenken Sie, dass es um bestimmte Personen geht) mit denen du einen Vertrag geschlossen hast, und dann brechen sie den Vertrag jedes Mal erneut, (es handelt sich also um Leute die den Friedensvertrag mehr als einmal und immer wieder brechen) und fürchten sich nicht (also vor Vertragsbruch. Für diese sagt der Qur-ân) Und Falls du im Krieg auf sie triffst, dann flöße durch sie auch ihren Hintermännern Angst ein! Vielleicht werden sie sich dann nachdenklich zeigen. (al-Anfaal 8:57-58)
Wie in dem ersten Fall, handelt es sich also um eine Anweisung, die eine bestimmte Gruppe von Leuten trifft, nämlich denen, die immer wieder den Friedensvertrag brechen, und als Strafe dafür wird den Muslimen die Erlaubnis gegeben, härter gegen sie vorzugehen. Aber wieder mit dem Ziel „Vielleicht werden Sie sich nachdenklich zeigen“, also um Friedensverträge zu bewahren.
3. Dann gibt es den Einwand:
Und wenn ihr auf diejenigen stoßt, die Ungläubige sind, dann schlagt auf die Nacken! (Muhammad 47:5)
Dies wird als ein weiterer Beweis für die Förderung von Gewalt im Qur-ân angeführt. Liest man aber den ganzen Vers:
Und wenn ihr auf die stoßt, die ungläubig sind, trefft (ihre) Nacken; und wenn ihr sie so überwältigt habt, dann schnürt die Bande fest. (Und nun, verehrte Zuhörer kommt des Rätsels Lösung!!) Hernach sind dann entweder Gnade oder Lösegeld, bis der Krieg seine Waffen niederlegt.
Wieder einmal zeigt der Kontext, dass es sich um die Anweisung für die schon im Krieg befindenden und zuerst Angegriffenen Muslime handelt, aber eine Anweisung, die mit der Bedingung „bis der Krieg seine Waffen niederlegt“ zeitlich begrenzt worden ist und darüber hinaus mit der Anweisung „Hernach Gnade oder Lösegeld“ lehrt der Heilige Qur-ân eindeutig nicht das Töten sondern Erbarmen.
4.
Sie wünschen, dass auch ihr Ungläubige werdet, wie sie es sind! Damit Ihr alle gleich seid. Also nehmt euch unter ihnen keine engen Freunde, bis sie zu Auswanderern auf dem Wege Allahs geworden sind und sollten sie umkehren dann nehmt und tötet sie, wo ihr sie trefft und nehmt euch von ihnen niemanden zu engen Freunden und Helfern. (an-Nisaa 4:90)
Liest man diesen Vers allein, ohne Zusammenhang, was die Presse gerne tut so erweckt man den Eindruck, dass hier Gewalt pur gegen die Heuchler gelehrt wird. Aber es heißt weiter:
Außer jenen, (1) die mit einem eurer Vertragspartner verbunden sind oder sie erreichen, oder (2) (sogar jene) die sich in ihrem Herzen nicht wohl fühlten euch zu bekämpfen! … (Es heißt weiter) sollten sie nicht gegen euch kämpfen und euch Frieden anbieten, so hat Allah euch ihnen gegenüber keinen Weg gelassen. (an-Nisaa 4:91)
Es handelt sich also um jene Abtrünnigen, die offen gegen die Muslime kämpften. Wenn es nicht erlaubt wäre, gegen solche Angreifer in Selbstverteidigung zu kämpfen, was dann sonst ?
5. Als letzte Stelle betrachten wir Sura al-Taubah (9). Es gibt in dieser Sura mehrere Ayat, die gerne von den Gegnern des Islam zitiert werden. Als stellvertretend nenne ich den folgenden:
Und wenn die geheiligten Monate vorbei sind, dann kämpft gegen die Götzendiener wo ihr sie auch findet. Und nehmt sie gefangen und belagert sie, und sucht sie, und sollten sie Reue zeigen und das Gebet verrichten und Almosen zahlen, dann kommt ihnen nicht in die Quere. Sicherlich ist Allah vergebend, barmherzig. (Al-Taubah 9:5)
Diese Ayaat stammen aus der Zeit nach der Eroberung von Mekka. Und werden auch als Beweis für eine andere These zitiert. Nämlich „Islam predigt Frieden nur dann und dort, wenn er schwach ist.“ Leute wie Kardinal Meisner rufen dann lautstark aus, „Islam predigt die Vernichtung der Besiegten!“
Wie ich bereits gesagt habe, hatten die Muslime unter den schlimmsten Verfolgungen durch die Mekkaner zu leiden, und schließlich, als die Muslime wider Erwarten doch siegreich wurden, hatten sie die Aufgabe im Land Frieden herzustellen und die einzelnen Lauerstellen der Beduinen unter Kontrolle zu bringen, damit vollständiger Frieden gewährt werden kann. In diesem Zusammenhang sagt dieselbe Sura einen Ayat vorher:
Jene von den Götzendienern mit denen ihr Verträge geschlossen habt, sind ausgenommen, falls sie den Vertrag nicht brechen und andere nicht gegen euch unterstützen. So erfüllt euren Vertrag bis zum Ende der Vertragsdauer, Allah liebt die Gottesfürchtigen. (Al-Taubah 9:4)
Es heißt weiter im darauf folgenden Vers:
Und sollte einer der Götzendiener euch um Schutz bitten, dann gewährt ihm Schutz! Bis er Allahs Wort hört. Dann bring ihn zu einem für ihn sicheren Ort. (Al-Taubah 9:6)
Weiter erläutert der Heilige Qur-ân selbst, warum er diesen Befehl zur Bekämpfung gegeben hat:
Die Situation ist die, dass, falls sie die Überhand über euch gewinnen, sie dann weder ihrer Pflichten noch der Verträge gedenken! Sie versuchen euch mit ihrer Rede zufrieden stellen und ihre Herzen leugnen es. Und die meisten von ihnen sind Übeltäter. (Al-Taubah 9:8)
Nun, es wird klar, dass auch hier der Heilige Qur-ân nur von jenen Menschen spricht, die wiederholt durch ihr Verhalten bewiesen hatten, dass sie sich nicht um die Verträge mit den Muslimen kümmern und Unheil stiften. Aber dennoch bietet der Qur-ân ihnen Schutz falls sie darum bitten, und mahnt vom Kampf ab, falls sie die Hand zum Frieden ausstrecken.