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Don Abi & Adé Bantu

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Jenny

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Ort: Schwabenländle


New PostErstellt: 02.02.06, 23:54  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

noch ein paar weitere neue Termine:
03.6 Prag, Respect Festival
09.6-09.7 Fussball WM, NRW und anderswo
10.6 Eichstätt, Open Air am Berg
14.-16.7 Köln, Summerjam
25.-27.8 Chiemsee Reggae Summer (wenn alles gut geht bin ich dort dieses Jahr auch *freu*)

Im übrigen lohnt sich ein Besuch auf www.bantucrew.com Da ist wieder upgedated worden mit vielen neuen Infos :)



Metaphern, Metaphern....ÜBERALL Metaphern!





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Irina

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Ort: Erbach


New PostErstellt: 03.02.06, 21:01  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

Jaja immer schön weit weg vom Odenwald **grrr**



Hör nicht auf für das zu Leben an was Du glaubst - Glaub an Dich!
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Jenny

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New PostErstellt: 27.02.06, 19:02  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

So sieht ein glücklicher Kora-Award Gewinner aus....





Ein bisschen Gott in deinem Leben ist besser als gar nichts, aber Jesus als zentraler Bestandteil deines Lebens ist das Beste überhaupt - Michael Herberger
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Filia_Caeli
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Beiträge: 6


New PostErstellt: 28.02.06, 18:59  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

Irgendwie sind die beiden süß ... wusste gar net, dass die Brothers Keepers so interessante Mitglieder ham *sichschämentut*



♥♥♥Sie ist nicht von dieser Welt. Die Liebe, die mich am Leben hält. Ohne DICH wär es schlecht um mich bestellt.♥♥♥
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Jenny

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New PostErstellt: 01.04.06, 02:11  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

Zum Gig bei Africa Festival Würzburg am 28.05 ist jetzt ein bisserl mehr bekannt gegeben worden:
16.30 Uhr BANTU& AFROBEAT ACADEMY (Fuji and Afrobeat from Nigeria) an der Offenen Bühne



Ein bisschen Gott in deinem Leben ist besser als gar nichts, aber Jesus als zentraler Bestandteil deines Lebens ist das Beste überhaupt - Michael Herberger
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Jenny

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New PostErstellt: 24.04.06, 00:15  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

Interview: Das extremste Deutschsein ist Afro-Deutsch-Sein

In den USA ist der Februar "Black History Month". Gegründet 1926 vom afro-amerikanischen Historiker Carter G. Woodson sollen in dieser Zeit nicht die Leiden der Afro-Amerikaner im Vordergrund stehen, sondern mit Aktionen und Festivals das Selbstwertgefühl gestärkt und die Errungenschaften gefeiert werden. Von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) initiiert, wird der "Black History Monat" seit 1990 auch in Deutschland begangen.

Adé Bantu (34), Musiker und Gründer von Brothers Keepers, lebt in Lagos und Köln. Wir sprachen mit ihm über die Situation der Afro-Deutschen und den Sinn solcher Veranstaltungen.

Hältst du den „Black History Monat“ in Deutschland für eine sinnvolle Veranstaltung?
Veranstaltungen wie diese sind sehr, sehr wichtig für beide Zielgruppen: sowohl für die Menschen, die die Mehrheit der Gesellschaft darstellen als auch für die Diaspora-Community, also Menschen afrikanischer Herkunft, die außerhalb des Kontinents in einer eurozentrischen Umgebung leben. Es geht um Austausch, darum, Stereotypen und Vorurteile abzubauen.

Das Selbstbewusstsein und die Würdigung von Errungenschaften sind ein wichtiger Bestandteil des BHM. Was würdest du gerne in das öffentliche Bewusstsein rücken?
Es geht mir um das Bild des schwarzen Mannes, der schwarzen Frau und um den afrikanischen Kontinent im Ganzen. Afrika besteht nicht nur aus Hilfs- und Spendenempfängern, wir haben es immerhin mit 53 Ländern zu tun und darunter gibt es viele Erfolgsmodelle. Erfolgsmodelle und Erfinder sollen mehr Aufmerksamkeit bekommen: eine so alltägliche Sache wie die Ampelanlage wurde zum Beispiel von einem Schwarzen erfunden, die Glühbirne hat Edison patentiert, aber die Nachbesserungen wurden ebenfalls von Afroamerikanern entwickelt.
Es geht uns darum, Sachverhalte klarzustellen: Es gibt viele Menschen afrikanischer Herkunft, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Zum Beispiel Kofi Annan oder der allgegenwärtige Nelson Mandela. Aber es geht auch darum, Mythen wegzufegen.

Wie kann das gehen?
Indem man Situationen schafft, in denen Leute weitergebildet werden, entdeckt man Gemeinsamkeiten und die Wichtigkeit, dass ein Kulturerbe als solches angesehen wird.
Für uns Afro-Deutsche geht es bei solchen Veranstaltungen um Networking. Viele Afro-Deutsche haben keinen direkten Zugang zu Afrika, die sollen aber auch teilhaben können am Gefühl der Community. Das Gefühl, ein Sonderling zu sein, erfährt man täglich in Deutschland und da tun solche Treffen gut, wenn man dieses Gefühl eben plötzlich nicht mehr hat. Da bilden sich Freundschaften und Interessensgemeinschaften.

Gibt es so etwas wie eine gemeinsame Identität der Schwarzen in Deutschland?
Ich glaube, die afro-deutsche Community ist keine homogene Gruppe. Das muss sie auch gar nicht sein, wir brauchen nur gemeinsame Nenner und gemeinsame Formulierungen.
Uns ist gemeinsam, dass wir eine Minderheit bilden und von offizieller Seite keinen Schutz bekommen. Wir müssen das dementsprechend formulieren und der deutschen Gesellschaft klar machen, dass dieses Land in Europa sehr divers ist. Deutschland ist eben nicht nur blauäugig und weiß, sondern hat mehr anzubieten. Das extremste Deutschsein ist Afro-Deutsch-Sein. Ich denke auch, das verbindende Element der afro-deutschen Community ist viel mehr das Deutschsein als das afrikanische. Immerhin kennen die meisten Deutschland viel besser als Afrika. Und trotzdem lässt uns die Gesellschaft keine Ruhe.


Du bezeichnest dich selbst als „Afro-Europäer“. Was heißt das?
Ich bin einfach einen Schritt weitergegangen. Ich nenne mich einen europäischen Afrikaner, weil ich mich im europäischen Kontext sehe. Und ich will damit eine Vision vorantreiben. Die Klassifizierung von Menschen ist eine sehr europäische Sache und mit dieser Begrifflichkeit, die ich selbst ausgewählt habe, will ich die Begegnung Afrika-Europa forcieren, die ja schon sehr, sehr lange andauert, allerdings bisher nur von einer Seite dominiert, der europäischen.

Du bist sehr engagiert, wie ist es dazu gekommen?
Ich bin ein radikaler Humanist, ein „radical human“. Ich trete für alles ein, was das Menschenleben noch lebenswerter wird. Ich habe „Brothers Keepers“ gegründet, weil ich die Bedingungen, die ich vorgefunden habe, nicht akzeptieren wollte.
Ich bin Deutsch-Nigerianer und in Nigeria aufgewachsen. Dort habe ich nie eine Marginalisierung erfahren. Erst als ich nach Deutschland gekommen bin, musste ich mich plötzlich ständig rechtfertigen. Nach dem Motto: „Woher kommst du und wann gehst du wieder dorthin zurück?“ Ich konnte es nicht akzeptieren, dass Menschen, die hier geboren sind, sich ständig rechtfertigen müssen. Ich war also nicht zufrieden mit diesen Erlebnissen und dann kam der traurige Anlass hinzu: Dass Amadeu ermordet wurde. Ich wollte, dass wir unsere Stimme als Deutsche erheben, als Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt hier haben.

Mit dem Projekt „Brothers Keepers“ gehst du auch in Schulen und leistest Aufklärungsarbeit. Hast du den Eindruck, die Dinge verändern sich?
Es verändert sich was. Jemand wie Xavier Naidoo ist der erfolgreichste deutscher Act. Gerald Asamoah spielt in der deutschen Nationalmannschaft. Das ist toll. Die Leute klassifizieren nicht mehr nur aufgrund der Hautfarbe. Ich habe nur ein Problem damit, dass man nicht einen Schritt weiter denkt. Assamoa wird zum Beispiel nicht geschützt. Es gibt Homepages, auf denen er bedroht wird, es gibt Fans, die ihn beschimpfen.
Aber ich kann mich über ein Problem nicht nur beschweren, das reicht nicht. Ich muss auch etwas tun, Austausch betreiben. Wenn ich dann merke: das funktioniert nicht, dann kann ich mir ein Urteil bilden. Vorher ist es nur ein Vorurteil.
“Brothers Keepers“ hat mir viel Mut gemacht. Wenn ich in die Schulen gehe, merke ich: da kommt etwas an, die denken über bestimmte Sachen nach. Und auch das Interesse, die Unterstützung bei „Brothers Keepers“ hat deutlich gemacht: dieses Land will sich mit dem Problem auseinandersetzen und ist empfangsbereit – im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich und England. Da wurde das Problem jahrzehnte unter den Teppich gekehrt und dann brennen die Autos in Paris.

Quelle: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/274576



Ein bisschen Gott in deinem Leben ist besser als gar nichts, aber Jesus als zentraler Bestandteil deines Lebens ist das Beste überhaupt - Michael Herberger
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Jenny

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New PostErstellt: 24.04.06, 00:29  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

Ich habs bis jetzt nur überflogen aber es scheint ein sehr interessantes Interview zu sein und gelegentlich auch sehr witzig....



MKZWO: Du kommst gerade zurück aus Afrika...
Adé:
Ja.

MKZWO: Wo warst du denn da?
Adé:
Ich war in Nigeria, in Lagos. Ich bin mit einigen deutschen Journalisten dorthin gefahren für ein Projekt namens „Lagos stori plenti“. So wird die Platte heißen. Es ist eine Compilation von moderner, aktueller nigerianischer Musik, also HipHop, Dancehall, ein bisschen Afrobeat ... also das, was gerade bei den jungen Leuten aktuell ist. Es waren ein Journalist von der „Zeit“, zwei-drei Musikjournalisten und eine Journalistin von „Arte“ dabei.

MKZWO: Das wird deine neue Platte?
Adé: Das wird unter anderem meine neue Platte sein. Das ist eine Compilation, die ich zusammen mit Jay Rutledge zusammengestellt habe. Die wird von seinem Label, Out Here Rec., herausgebracht.

MKZWO: Was ist mit einer Tournee?
Adé:
Die wird auch von Out Here Rec. Ende März veranstaltet. Einige dieser Künstler werden dann in Deutschland unterwegs sein. Die Tournee geht durch fünf Städte in Deutschland: Leipzig, Hamburg, Köln, München und Berlin.

MKZWO: Zurück nach Afrika ... bist du dort auch getourt?
Adé:
Ich habe dort gespielt. Ich war mit Fela Kutis Band und seinem jüngsten Sohn unterwegs. Dabei war auch ein anderer, sehr bekannter Afrobeat Künstler, Dede, eine ziemliche Größe in Nigeria. Wir haben fünf Gigs gehabt.

MKZWO: Nur getourt...?
Adé:
Und dann habe ich noch nebenbei den wichtigsten Musikpreis Afrikas gewonnen.

MKZWO: Erzähl uns mehr...
Adé:
Der Preis nennt sich Kora Awards. Es ist so etwas Ähnliches wie der Grammy. Kora Awards gibt es schon seit zehn Jahren. Er wird in verschiedenen Kategorien verliehen. Ich darf mich jetzt als Beste Gruppe Afrikas und Beste Gruppe Westafrikas bezeichnen.

MKZWO: Du bist ja aber nicht allein eine Gruppe ... wer spielt noch mit?
Adé:
Bantu ist meine Gruppe. Es ist mein Brainchild. Ich bin das Mastermind dahinter. Und dann gibt es natürlich einen Haufen sehr, sehr begabter Musiker. Das Kollektiv – und das ist wirklich ein Kollektiv – besteht auf der Bühne aus 10 bis 14 Leuten, je nachdem. Mein Bruder ist dabei, Don Abi, Musiker aus den USA, Kuba, Ghana, Nigeria. Es ist also eine bunte Truppe ... Mad Crew ... Mad Mad Crew.

MKZWO: Du hast angedeutet, dass auch ein Film von dir kommt ...
Adé:
Genau. Der Arbeitstitel heißt „Fremd im eigenen Land“ und es ist ein Dokumentarfilm. Es geht um drei Protagonisten aus dem Brothers Keepers Umfeld, D-Flame, Mamadi, und meine Wenigkeit. Wir geben Einblicke in unser Leben und was uns zu dem gemacht hat, was wir jetzt sind. Mamadi singt auch bei Gentleman. Sie ist mit ihm seit Jahren live unterwegs und hat jetzt glaube ich einige Solo Lieder rausgebracht. ....

MKZWO: Wann kommt der Film in die Kinos?
Adé:
Er soll in Cannes aufgeführt werden und dann läuft er bundesweit in den Programmkinos. Ein Verleiher ist schon gefunden, es stecken Leute von Wüstefilm & Filmtank dahinter. Wüstefilm haben auch „Crossing the Bridge“ von Fatih Akin gemacht, wo es um Istanbul geht. Sie sind renommiert für Dokumentarfilme. Ich bin mit dem, was zusamengestellt wurde, sehr zufrieden. Ich denke, es ist sehr intim und es lohnt sich, es anzuschauen. Es ist ein sehr bewegender, toller Film geworden. Schöner Dokumentarfilm.

MKZWO: Gefilmt in...?
Adé:
Es wurde an verschiedenen Orten gedreht. Man hat mich nach Nigeria begleitet und versucht, mein Leben dort einzufangen, meine Dualität zu zeigen...

MKZWO: Dualität?
Adé:
Im Sinne von ... ich bin in Nigeria aufgewachsen, meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Nigerianer. Ich bin in beiden Länder zu Hause, wobei mein Herz mehr und mehr in Richtung Nigeria tendiert. Die Erinnerungen malen ja mit einem goldenen Pinsel. Wenn man seine prägendsten Jahre in einem Land verbringt, dann prägt es einen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nigeria ist auch ein großer Teil von mir. Nichtsdestotrotz ist Deutschland auch meine Heimat. Ich habe zwei Heimaten.

MKZWO: Machst du viel mit Künstlern aus Nigeria?
Adé:
Ja, mache ich. Ich habe mittlerweile mit so ziemlich jedem aus der nigerianischen Musikszene, im Sinne der aktuellen Szene, HipHop oder Dancehall, schon mal zu tun gehabt und durfte mit einigen von denen auch ins Studio gehen und Aufnahmen machen. Ich stelle das gerade alles zusammen und es wird wahrscheinlich erst eine EP rauskommen und dann ein Album, je nach Tagesform. Das soll als Überbrückung dienen, weil meine Plattenfirma Angst hat, dass ich ein zu schnelles Output habe. Deshalb wird es wahrscheinlich dieses Jahr erscheinen, bevor meine vierte Platte nächstes Jahr erscheint. Ich habe das Glück, mit sehr guten Musikern arbeiten zu dürfen. Das führt dazu, dass man immer Ideen hat, die man schnell realisieren kann. Und dementsprechend hat man dann Output.

MKZWO: Mit welchen Künstlern hast du in Deutschland gearbeitet?
Adé:
Ich hatte die Ehre, mit so ziemlich jedem aus der deutschen urbanen Musik Szene zusammen arbeiten zu dürfen, mit Leuten so unterschiedlich wie Xavier Naidoo, Gentleman, Seeed, Joachim Deutschland... Alle haben sich bereit erklärt, bei dem Projekt, das ich initiiert habe - Brothers Keepers, mitzuwirken. Die Liste ist elend lang. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass man mit Musik etwas bewegen kann und dass es gleich gesinnte Kolleginnen und Kollegen gibt. Das erleichtert das Arbeiten und man kommt schneller ans Ziel ... Der Weg ist eigentlich das, was für mich am entscheidend ist ... die Rückschläge, aber trotzdem die Erfolge, die man letztendlich gemeinsam erzielt. Wir haben einiges mit Brothers Keepers erreicht.

MKZWO: Mit wem würdest du gern arbeiten, wenn es keine Zeit- und Raumbegrenzungen gäbe?
Adé:
Was das Kompositorische angeht, würde ich definitiv Miles Davis sagen, weil er das repräsentiert, woran ich glaube; dass man immer wieder aufs Neue etwas dazulernen kann, sich als Musiker immer öffnen muss, sich immer neuen Herausforderungen stellen sollte ... und das hat er immer gemacht. Er ist von Epoche zu Epoche mitgegangen und hat immer seinen sehr wichtigen Beitrag geleistet, sei es von Cool Jazz bis in die elektronische Phase, sogar bis hin zu HipHop. Er hat nicht nur eine Interaktion angeregt, er hat den Dialog auch weiter geführt, als manch andere Künstler. Er war immer bereit, sich neu zu definieren. Da müsste ich auch Jimmy Hendrix sagen, weil ich ihn total unglaublich finde, als Gitarrist und als Mensch ... Es ist schwierig zu sagen.

MKZWO: Sind das gleich deine Vorbilder?
Adé:
Vorbilder, nein ... das sind eher Inspirationen ...Vorbild heißt, etwas Vollkommenes. Ein volles Bild. Daran glaube ich nicht, weil das Menschen sind und das ist das, was ich in Anführungsstrichen „das Jesus-Syndrom“ nenne. Perfektion gibt es nicht im Leben. Die Natur ist nicht perfekt. Wieso soll der Mensch perfekt sein? Von daher, neee, Vorbilder ... das wäre zu naiv, weil man meistens enttäuscht wird, wenn man seinen so genannten Vorbildern irgendwann physisch begegnet. Das sind ja auch nur Menschen, auch wenn sie so berühmt sind. Dieser berühmte Satz: „Das sind ja auch nur Menschen“, bewahrheitet sich immer wieder. Für mich geht es darum, was die Menschen aus Schicksalsschlägen machen und was sie aus Herausforderungen schmieden. Darum geht es mir.

MKZWO: Das klang sehr spirituell ... du hast mit Xavier gearbeitet. Er hat seine eigene spirituelle Einstellung ... was ist mit dir?
Adé:
Ich respektiere Xavier und finde es mutig, wie er seine Spiritualität offen legt. Das ist ein Mann, den ich sehr respektiere. Ich durfte mit ihm arbeiten und durfte auch sehen, dass das, was er von sich gibt, auch echt ist. Das siehst du den Menschen an, wenn du mit ihnen auf engstem Raum zusammenarbeitest oder einige Tage mit ihnen unterwegs bist. Ich finde es sehr, sehr schön, dass er das hier macht, in einem Land, wo man ein Problem damit hat, sich zu einer Religion zu bekennen oder zu sagen, „Ich bin gläubig“. Für mich selbst ist die Spiritualität die Quelle meines Daseins, meiner Kraft. Ich habe das Glück, dass ich aus einem Kulturkreis komme und in einem Kulturkreis aufgewachsen bin, wo die nicht-institutionelle Spiritualität eine sehr große Rolle gespielt hat. Das reflektiert sich, glaube ich, in meiner Haltung meiner Umwelt gegenüber und wie ich das Leben allgemein nehme. Ich fühle mich einfach verantwortlich für mein Leben und bin der Meinung, dass ich mein Schicksal selbst gewählt habe, bevor ich auf diesen Planeten kam und dementsprechend gestalte ich mein Leben, um letztendlich etwas zu hinterlassen. Es geht mir nicht um Himmel oder Hölle, es geht mir um jetzt und um das, was ich jetzt bewirken kann.

MKZWO: Du hast einiges bewirkt, bist mit Brothers Keepers im Rahmen eines Projekts in ostdeutsche Schulen gegangen und hast mit den Schülern gesprochen. Ist weiterhin etwas in dieser Richtung geplant?
Adé:
Ja, doch. Es ist gut, dass du es ansprichst. Wir haben vor, mit dem Film und definitiv auch mit dem Nigeria Projekt in die Schulen zu gehen. Im Rahmen der Tour besuchen wir fünf Schulen. Wir werden mit jungen Leuten über Afrika und insbesondere über Nigeria sprechen. Sie haben das erste Mal die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen, oder mit Leuten, mit denen sie sich einigermaßen aufgrund der Musik identifizieren können, ein anderes, ein urbanes Afrika kennen zu lernen. Auf diese Interaktion freue ich mich. Gleichzeitig arbeite ich mit dem Goethe Institut in Nigeria, werde vor Ort und auch in Deutschland einige kreative Rap-Workshops leiten. Für mich ist es wichtig, mit jungen Leuten zu arbeiten, weil ich sehr viel von denen lernen kann und immer noch lerne. Gleichzeitig hoffe ich, ihnen etwas geben zu können, weil sie nicht nur mein Klientel sind, sondern auch die Leute, die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin. Sie tragen zu meinem Erfolg und dem Erfolg der Projekte, die ich immer wieder mache, bei. Das ist ein gutes Gefühl. Ich glaube, auf diese Symbiose kommt es an. Ich bin einfach jemand, der glaubt, dass er seiner Community, seiner Gesellschaft, etwas zurück geben muss und nicht nur nehmen, nehmen, oder kritisieren, kritisieren. Das, was ich aktiv leisten kann, tue ich zu einem bescheidenen Teil, in der Hoffnung, dass vielleicht andere Leute sich davon angeregt oder angesprochen fühlen, um Gleiches oder noch Besseres zu tun.

MKZWO: Du hast Brothers Keepers nach dem Anschlag auf Adriano gestartet. Gibt es in deinem Freundeskreis Beispiele, denen es genau so wie Adriano ging?
Adé:
Ich denke, beim Rassismus geht es nicht um die extremen Gewalttaten, die letztendlich dazu führen, dass Menschen ihr Leben verlieren. Das ist eine ganz große Tragödie, das will ich nicht klein reden. Im Falle von Adriano war das ein riesiges Desaster. Eines von über 140 Opfern, die seit der Wiedervereinigung in Deutschland gestorben sind. Adriano ist nur Stellvertreter für diese zahllosen Menschen, die einfach bestialisch ermordet worden sind. Für mich ist auch dieser alltägliche Rassismus entscheidend. Wenn man in einer Bahn sitzt, und dann kommen Polizeibeamte auf einen zu und fragen ganz dreist nach Passports. Man fühlt sich so ausgeliefert, man fühlt sich nicht geschützt. Die anderen Mitreisenden werden auch nicht nach ihren Ausweisen gefragt. Man wird ausgesondert. Oder auch bei der Wohnungssuche, aufgrund meines Nachnamens, noch nicht mal aufgrund meines Akzents, sagt man mir, „Sie haben keine Berechtigung diese Wohnung zu bekommen.“, beziehungsweise man lehnt mich ab. Ich glaube, das sind die Probleme. Das sind eher die Erfahrungen, die einen nicht nur misstrauisch gegenüber dieser Gesellschaft machen, sondern die einen frustrieren. Denn das sind Momente, in denen man sich einfach machtlos und hilflos fühlt. Das sind die Sachen, die mich nicht nur auf die Palme bringen, sondern die hier geändert werden müssten. Das sind jetzt nur kleine Beispiele. Oder du hast ein Kind, es ist im Kindergarten und sie spielen „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann“ und dein Kind soll den schwarzen Mann spielen. Auf einmal wird dein Kind mit Rassismus im ganz jungen Kindergartenalter konfrontiert und du weißt nicht, wie du dein Kind vor dem schützt, wie die Gesellschaft mit dem Thema umgeht, nämlich nicht sensibel genug. Oder bestimmte Witze, oder bestimmte Bilder von Afrika ... AIDS, Hunger, Tod, das war’s ... diese ganzen Bilder, bei denen man das Gefühl hat, man kontrolliert nicht das, was gezeigt wird, das, was gesagt wird, das, was geschieht. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das, glaube ich, ist ganz gefährlich. Für beide Parteien – sowohl für die Leute, die es wissend oder unwissend tun, als auch für die Leute, gegen die sich das Ganze richtet. Oder für die Leute, die es verletzt. Das ist Rassismus. Das bringt es auf einen Nenner und darum geht es letztendlich - dass es extreme Gewalttaten, oder dass es Nationalsozialismus in einer perversen Reinkarnation 60 Jahre später gibt. Darüber kann man diskutieren und darüber sollte man diskutieren, aber der alltägliche Rassismus, der zermürbt einen.

MKZWO: Und jetzt ganz konkret ein Beispiel für Gewalt gegen dich oder einen Freund von dir...?
Adé:
Gewalt gegen mich...

MKZWO: ...nicht verbale Gewalt...
Adé:
Nee nee, im Rahmen meiner Schultour durch die neuen Bundesländer zu fahren und in der ersten Etage schlafen zu müssen, aufgrund der Angst vor Brandstiftung ... oder, wir waren in der Schule in Pirna und da haben sich 20 Skinheads vor der Schule versammelt und haben den Hitlergruß gezeigt. Nicht nur das, sie haben Musik gehört und haben uns und auch mich bedroht. Ich stehe auch gewissermaßen unter Polizeischutz, ich weiß das mein Leben in Gefahr ist, dass man schon Morddrohungen gegen meine Person ausgesprochen hat und dementsprechend nehme ich diese Drohungen auch ernst, weil ich weiß, es gibt Spinner - überall. Aber das hält mich nicht von dem ab, was ich tue, weil ich daran glaube, dass ich meinen Beitrag leisten muss, um eine multikulturelle Gesellschaft, die meine Realität schon längst ist, auch als solche zu verteidigen. Denn sie ist eine Realität dieser Bundesrepublik, inmitten von Europa, wo Migration und dementsprechend eine Vielfältigkeit des Deutsch-Seins eine Selbstverständlichkeit sein müsste. Es ist traurig, dass wir 2006 immer noch bestimmte Stereotypen bedient sehen. Man geht von einem bestimmten nordischen, arischen Typus bei den Deutschen aus, alles andere ist „Ausländer“. Das ist das größte Hirngespinst des Jahrtausends. Aber leider Gottes gibt es Menschen, die Rattenfänger spielen und Menschen, die für ganz einfache Lösungen empfänglich sind.

MKZWO: ...und jetzt ganz konkret ein Beispiel?
Adé:
Ich bin schon mal am Bahnhof mit dem Messer angegriffen worden, nur weil jemand ein Problem damit hatte, dass ich schwarz bin. Aber letztendlich konnte ich mich zur Wehr setzen. Aber es war kein angenehmes Gefühl. Das ist es ja, ich komme gerade zurück aus Nigeria und sehe schon wieder in den Nachrichten einen 12-jährigen Jungen, der verprügelt wurde in Sachsen, wenn ich recht liege. Dann frage ich mich – hört es jemals auf?

MKZWO: Du hast uns erzählt, dass du Musik mit Künstlern aus vielen Ländern machst. Globalisierung wird immer mehr ein Thema. Wie siehst du das?
Adé:
Die Globalisierung war schon immer da. Das Problem ist, dass die Europäer, oder die Amerikaner, leider Gottes alles diktieren. Sie diktieren, wann irgendwas Mode sein darf, wann nicht. Wenn wir jetzt bei Musik bleiben, dann ist das einzig Unverschämte, dass sie Begriffe wie „World Music“ benutzen, für das, was nicht unter ihre Klassifizierungen „Pop“, „Klassik“ oder „Urban Music“ passt. Alles andere ist „World Music“, als könnte man Rai Musik mit Balkan Pop oder Afro Beat einfach unter einen Hut bringen. Die Globalisierung ist in vollem Gange, nur stehe ich ihr skeptisch gegenüber insofern, als dass ich denke, man kreiert nur neue Märkte, damit man seine Produkte los wird - die komplette Amerikanisierung der Gesellschaft ... Ich bin ein globalisierungskritischer Mensch, aber ich bin kein Gegner dessen, weil ich in einer urbanen Umwelt aufgewachsen bin, die sehr dynamisch war – Lagos. Denn da strömen Einflüsse aus Westen, Osten, Afrika selbst, zusammen; alles mischt sich bunt. Es ist, zusammen mit Mexiko-City, eine Megalopolis, eine der größten Städte der Welt. In Lagos wohnen über 20 Millionen Menschen. Und dementsprechend geht es richtig dynamisch und heiß her. Ich denke, es hat seine Vorteile, wenn man alle Kulturen, alle Musikformen und -richtungen für sich beanspruchen kann ... schöne Sache. Die Welt beinhaltet diese Komplexität, als Mensch in einer solchen Umwelt aufzuwachsen, in der alle Einflüsse wie selbstverständlich aus allen Richtungen strömen. Die Frage ist nur, ob ein Mensch mit dieser Komplexität auch klarkommt. Das ist die große Frage. Manchmal denke ich mir, dass die Leute Angst davor haben, weil sie die Komplexität nicht begreifen können, weil sie auf einmal merken, dass die Kategorisierung und Klassifizierung von Musik nicht funktionieren kann und es auch als solche nicht sollte. Das Archivieren von Sounds und Gefühlen ist ein sehr europäisches Konzept. Das geht halt nicht. Du kannst nicht sagen, wenn es so und so klingt, ist es Pop, wenn es so und so klingt, ist es HipHop, wenn es so und so klingt ist es Reggae. Deshalb haben die Leute ein Problem, das was ich mache, in eine Schublade zu stecken. Ich sage einfach, ich mache Musik und ich hoffe, dass man irgendwann begreift, dass es gute und schlechte Musik gibt. Und es geht um Musik und es geht darum, dass die Leute entscheiden, ob dass, was einer gerade hört, einen rührt oder nicht. Darum geht’s doch. Das ist genau wie Kunst – berührt es mich oder nicht? Dementsprechend klassifiziere ich dann gute oder schlechte Kunst. Ganz einfach.

MKZWO: Du hast den Begriff „Fuji Music“ in Deutschland eingeführt und prägst ihn stark. Erzähl uns mehr darüber.
Adé:
Die Kultur, aus der ich komme, die Yoruba Kultur, ist eine der ältesten Afrikas. Sie kann ihre Wurzeln zurück bis zu den Nubiern verfolgen, zu den nubischen Glanzzeiten, aus denen das antike Ägypten herstammte. Die Yorubas können ihre Entstehungsgeschichte bis zu dieser Epoche zurückverfolgen. Sie haben eine Sprache, die sehr komplex und tonal ist. Sie wird durch ein Instrument, das einmalig ist, wiedergegeben: die Talking Drum, die sprechende Trommel. Diese Trommel kann, wenn man die entsprechenden Schläge macht und sie richtig beherrscht, Vokale sprechen und diese tonale Sprache der Yorubas wiedergeben. Ich habe gemerkt, dass diese Kultur wegen der Urbanisierung langsam ausstirbt. Die Leute verlieren ihre alten Werte, ihre Traditionen. Sie werden umgebuddelt, es entstehen neue Formen. Dabei lässt man das Alte links liegen und will sich nicht damit auseinander setzen. Für mich stellte sich die Frage – wie kann ich sie authentisch und respektvoll in das neue Jahrtausend rüberhieven, ohne sie wie in einer maroden Museumsvitrine auszustellen? Wie kann ich vermeiden, dass ich sie da verkommen lasse? Deshalb war das eine große Herausforderung, die ich dann letztendlich, glaube ich, gemeistert habe, indem ich Drum Computer mit Talking Drums verbunden habe und eine Band dazu brachte. Da hat sich das Ganze entwickelt und ich habe die modernste Technologie angewendet, um den besten und optimalen Sound heraus zu bekommen, damit diese Musik neben 50 Cent oder Dr. Dre oder was auch immer läuft, bestehen kann und man sagt – „Hey, cooler sound! Schön. Interessant.“ Darum geht’s mir – dass sie einfach in die Clubs laufen und dass die Leute sagen „Wow! Es pumpt.“ Und ich glaube, das ist uns gelungen. Wir wollen an diese Idee anknüpfen, weil meine Hoffnung ist, als Vermittler zwischen den Kulturen den Leuten diese Kultur, die so weit weg ist, irgendwo in Afrika, vermittelbar zu machen, und gleichzeitig zu schaffen, dass die Leute einen bestimmten Respekt entwickeln. Wenn ich jemanden als gleichgestellt sehe, jemandem respektvoll begegne, dann findet ein ehrlicher Dialog statt. Für mich ist Musik der beste Weg, um Leute zusammenzubringen. Gute Musik. Alles andere führt zum Ausschalten.

MKZWO: Was hörst du zur Zeit?
Adé:
Wow, das ist eine sehr schwere Frage ... um dir das zu verdeutlichen, ich höre zur Zeit Balkan Musik neben indischen Soundtracks, viel Hi-Life, dann stehe ich total auf Kanye West, die neue Platte finde ich unglaublich. Irgendwann stehe ich auf, gehe durch meine alten Soul- und Discoplatten und stelle fest, dass Michael Jacksons “Off the Wall“ eine unglaubliche Scheibe ist. Es ist so schwer festzulegen bei mir ... ich merke selbst, ich habe eine sehr umfangreiche CD- und Plattensammlung und dementsprechend wechselt es die ganze Zeit. Ich bin ein neugieriger Mensch, ich will einfach immer dazu lernen und das führt dazu, dass ich immer wieder Neues in die Hand gedrückt bekomme oder Neues entdecke.

MKZWO: Die Schäl Sick Fans fragen, ob du mit denen demnächst wieder etwas machst.
Adé:
Ich bin immer auf allen Schäl Sick Brass Band Platten zu hören. Ich war jahrelang mit denen unterwegs. Das ist eine Band, die ich einfach liebe, abgöttisch liebe. Ich finde es einfach genial, dass es so was gibt. Wir arbeiten die ganze Zeit zusammen. Wir sind eine große Familie, ich gehöre zur Schäl Sick Truppe. Sie spielen zum Beispiel jedes Jahr, seit 10, 12 Jahren, immer bei der Kölner Alternativkarnevalsparty, die sich Humba nennt. Sie haben mittlerweile vier Platten rausgebracht und sie sind eine Institution in dieser Alternativkarnevalsgemeinde. Sie laden Künstler aus der ganzen Welt, z.B. Guinea Bissau, Balkan, usw, ein, die auf die Bühne gehen und spielen. Ich repräsentiere Afrika. Die Truppe ist einfach unglaublich. Die Truppe hat mir auch geholfen, zu verstehen, dass Musik keine Grenzen kennt. Sie sagen ja, „Global denken, lokal blasen“. Und so machen sie ihre Brass Musik. Ich finde es genial. Das ist so eine „Fuck-it-all-attitude“, das ist schon Punk und ich liebe das. Das ist so, nicht großartig nachdenken, und „wir schmieden jetzt irgendwas, und bringen das zusammen, bla bla ...“, nicht so hochphilosophisch, man macht es einfach. Und dann wird man selbst immer wieder geschockt. „Wow, was ist daraus entstanden!“ So ist das, als würde man in eine Riesenküche gehen und alle Zutaten zusammenwerfen und sagen „Wow, die Soße schmeckt!“ Nach was? Kann man nicht definieren. Es schmeckt aber sehr lecker.

MKZWO: Was hälst du von deinen etwas jüngeren Kollegen, die jetzt auf dem Markt sind, z.B. Tokyo Hotel oder solche Nachwuchskünstler?
Adé:
Es ist ein großer Hype. Man kann nur hoffen, dass sie nicht alle irgendwann wie Michael Jackson enden, diese jungen Leute. Verwirrt und leider Gottes von den Medien komplett missbraucht. Musik ist letztendlich so vollkommen, aber vieles hat leider keinen Inhalt und keine Werte, und es ist schade. Es kommt jetzt darauf an, dass die Medien und die Leute, die sie unterstützen und auch kaufen, sagen: wollen sie uns für dumm verkaufen, und dann ist die Frage, wollen wir uns als dumm hergeben, oder wollen wir denen sagen, wir machen dieses Spiel nicht mit. Für mich ist das Internet gerade das Aufregendste. Wenn man die Verkaufszahlen im Allgemeinen betrachtet, stellt man fest, dass man nicht so viele Platten zu verkaufen braucht, um in die deutsche Top Ten zu kommen. Das kannst du ohne großen Aufwand auch manipulieren, sage ich mal ganz krass, weil wenn du einige tausend Stück verkaufst, bist du ein Top Ten Chart Entry. Ich will den Leuten nicht unterstellen, dass sie alle den Weg von diesem komischen deutschen Produzenten gehen, den sie mit einem Kofferraum voller CDs unterwegs erwischt haben. Was ich damit sagen will, ist, dass es ein Alternativmedium gibt, das Internet, und es ist spannend zu sehen, was da passiert. Bands, von denen ich noch nie in meinem Leben gehört habe, die dann in I-Tunes Charts auftauchen oder in myspace.com. Eine unglaubliche Sache, die gerade läuft, bei der man sieht, was für enormes Potenzial und Talent es da draußen gibt. Darauf kommt’s an. Ich glaube, es gab noch nie so eine spannende Zeit, in der man so viel Schönes hatte und so viel Schlechtes natürlich, aber in der man als Zuhörer die einmalige Gelegenheit hat, sich selbst auszusuchen, was man will. Eine auf mein individuelles Bedürfnis und Musikgeschmack zugeschnittene Musik-Library. So was gab es früher überhaupt nicht und das gibt es jetzt. Ich glaube, das ist das Spannende. Kommerz wird immer langweiliger, weil es den Leuten an Ideen fehlt. Mittlerweile gibt es Songs, die gerade mal drei oder vier Jahre alt sind und jetzt gecovert werden. Nicht nur von einer, sondern direkt von fünf Gruppen. Den kommerziellen Künstlern mangelt’s an Ideen und Einfallsreichtum und viele Leute recyclen sich selbst. Aber es gibt wiederum eine Alternative, es ist ein Ying und Yang und deswegen sehe ich das Ganze nicht als eine große Katastrophe.

MKZWO: Was hälst du von den Charts?
Adé:
Ich halte nicht viel von den Charts, ich denke, dass ist alles überholt. Viel interessanter ist das, was mit I-Tunes passiert, wo du die Möglichkeit hast, das zusammenzustellen, was deinen persönlichen Bedürfnissen entspricht. Vielleicht wird es dann nur persönliche Charts geben, aus deren Auswertung man die meist gespielten CDs und Songs ermittelt. Ich glaube, das wäre eher realistisch und das ist auch machbar, wenn man Subscribers von I-Tunes nehmen würde. Allerdings werde ich nicht von I-Tunes oder Apple Macintosh endorsed. Also, bitte, missversteh mich da nicht! Man könnte auch Napster sagen, oder Music Downloads. Es gibt mittlerweile download Charts. Nur ich denke, diese Klingeltonkultur ist der absolute Untergang der Menschheit. Wenn ein furzender Frosch zum Hit wird, dann weiß ich, dass Techno nur der Anfang war. Es geht richtig bergab.

MKZWO: Jetzt schlagen wir vielleicht einen Bogen zwischen Musik und den ganzen Sachen, die du gegen die braune Kultur machst – was hältst du von Aggro Berlin?
Adé:
Es ist schade, dass junge Leute von Plattenfirmen manipuliert werden, und dass man Leuten, die nichts zu sagen haben, ein Podium gibt. Es ist schade, dass man eine ganze Generation verdummen lässt. Es ist schade, dass den Leuten, die sich ihrer Rolle als Meinungsmacher nicht bewusst sind, eine Verantwortung gegenüber der neueren deutschen Geschichte gegeben wird. Wenn du nur negative Stereotypen bedienst, dann wird das irgendwann nicht nur Kunst, nicht nur Entertainment, irgendwann lebst du es auch. Und irgendwann wird man zum Pausenclown. Und irgendwann lebt man das Clown-Sein nur noch aus. Und irgendwann wird man einfach nur noch ein vollkommener Clown. Das haben wir jetzt. Mittlerweile kann ich sie alle nicht mehr ernst nehmen. Ein 20-jähriger, der meint, dass er Meinungsbilder ist ... da muss ich lachen, weißt du. Wie gesagt, es ist schade, dass man denen überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenkt. Aber sie werden irgendwann den Preis bezahlen. Denn wer nur Negatives verbreitet, wird auch Negatives zurückbekommen. Ich sehe sie alle als Jungs ... Jungs spielen mit Spielzeugen, und „mhhh, ich will meine Milch haben“, wie ein Baby, und „komm, hier ist Brust“. Aber ein Mann ist sich seiner Verantwortung bewusst und baut etwas für die Ewigkeit. Da muss sich jeder entscheiden, bin ich ein Junge, oder ein Baby sogar, oder bin ich ein Mann. Und ich glaube, man wird uns alle an dem messen, was wir hinterlassen. Und darauf kommt’s an. Es wird immer Negatives geben, aber zum Glück gibt es auch viel Positives, was man als Alternative promoten sollte.

MKZWO: Kennst du die Jungs von Aggro Berlin?
Adé:
Ja, ich habe schon hier und dort irgendwelche gesehen, aber wenn man 2006 mit Nazi-Symbolik kokettiert, dann habe ich ein großes Problem damit und habe kein Verständnis dafür. Wenn man Sprüche von Adolf Hitler zu Werbeslogans herunterzuspielen versucht, dann habe ich ein ganz großes Problem damit. Dementsprechend ist das nicht nur naiv, da kann man nicht mehr nur von Naivität sprechen, sondern es ist sehr respektlos gegenüber dem, was vielen Menschen an Leid zugefügt worden ist und es ist an der Zeit, dass man das unterbindet, indem man einfach sagt „Das geht nicht! Das kann, darf nicht im Fernsehen laufen!“ Und damit sagt man, dass es Gift ist. Und als solches soll man das nicht dulden. Da kenne ich kein Pardon.

MKZWO: Würdest du mit denen etwas machen?
Adé:
Nie im Leben, weil ich nicht zu provozieren brauche. Ich finde es nicht cool. Das ist destruktiv. Wie gesagt, ich gehöre zu einer Generation, die von Männern erzogen worden ist. Als ich HipHop gehört habe, Grand Master Flash, Melly Mel, als ich Reggae gehört habe, Bob Marley, oder solche Leute. Oder Fella Kuti und Afrobeat. Das waren Leute, die bereit waren, ihren Beitrag zu leisten. Das waren Leute, die nicht nur geredet oder gesungen haben, sondern ihre Gesellschaft dementsprechend geprägt und beeinflusst haben. Sie waren sich ihrer Rolle bewusst. Und das kannst du nicht vergleichen mit irgendwelchen jungen Männern, die die ganze Zeit nur herumprotzen, wie viele Frauen sie schon in ihren Betten hatten und so weiter. Das ist Testosterongequatsche. Dafür habe ich keine Zeit. Ich bin ein Mann. Und Männer spielen nicht mit Jungs.


MKZWO: Du bist dir also deiner Vorbilderrolle durchaus bewusst...
Adé:
Ja, sobald du in die Öffentlichkeit gehst, solltest du dir dieser Rolle bewusst sein. Das heißt aber nicht, dass ich vollkommen bin. Ich habe sehr viele Fehler, aber ich bin bereit, daran zu arbeiten und ich bin bereit, zu lernen. Ich sehe mich nämlich als Lehrling des Lebens. Und als Lehrling werde ich immer Fehler machen, aber ich werde auch immer wieder dazu lernen.

MKZWO: In deiner ganzen Karriere, was ist dein Lieblingslied?
Adé:
Oh Gott, das ist die schwierigste Frage ... “Omowale“ ist eines meiner Lieblingslieder ... Ich habe gerade einen Song aufgenommen, “Odolaye“, das ist auch ein Lieblingssong von mir. Es ist schwierig zu sagen, denn es ist wie einen Vater oder eine Mutter von mehr als einem Kind zu fragen, wer ist dein Lieblingskind. Das geht nicht, weil jeder Song seine Geschichte und seine kleinen Nuancen hat. Natürlich gibt es Songs von denen man aufgrund von irgendwelchen Sachen sagt: ich habe sie ein bisschen lieber. Aber das sind doch schon einige, die gleichwertig sind. Meistens sind es meine Singles, von denen ich sage, das ist es. Auf meinem letzen Album, “Fuji Satisfaction“, ist sogar das gleichnamige Lied, “Fuji Satisfaction“ ein Lieblingslied von mir. Außerdem „Oya“ ... es ist eine lange Liste. Man darf nicht vergessen, dass ich bis jetzt drei Alben mit Bantu und schon vier Alben mit anderen Gruppen gemacht habe, sieben Alben insgesamt. Dazu noch Brothers Keepers, wo ich mitgewirkt habe. Dann wird es schwierig zu entscheiden, welcher mein absoluter Lieblingssong ist. Ich fühle mich einfach nur geehrt, dass ich kreativ sein darf.

MKZWO: Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?
Adé:
Per Zufall. Ich wollte eigentlich studieren und ein normales Leben führen. Ich würde noch nicht mal sagen langweilig. Es gibt Leute, die fühlen sich in ihrem Bürodasein erfüllt. Die beneide ich aber nicht. Ich kam nach Deutschland und man hat mir gesagt, oder man meinte, zu wissen, dass man, wenn man Schwarz ist, Rhythmus hat und automatisch Feeling für Musik. Also musste ich musikalisch sein. Man hat mich eingeladen, bei einem Projekt mitzuwirken. Bevor ich es wusste, hat es mir Spaß gemacht. Ich konnte das Klischee nicht ganz bedienen, da ich vorher keine normale musikalische Laufbahn und kein musikalisches Training hatte. Über die Jahre habe ich mich entwickelt, bin zu dem geworden, was ich jetzt bin. Es war also ein kleiner Umweg...

MKZWO: Probst du regelmäßig?
Adé:
Ich probe regelmäßig, ich lese regelmäßig, ich habe regelmäßig Sex, ich habe keine Darmprobleme, ich habe einen ganz normalen Stuhlgang...was habe ich noch? Ich esse fleißig, trinke viel Wasser, um die drei Liter pro Tag...

MKZWO: Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Adé:
10 Jahren...

MKZWO: Musikalisch, ideologisch und vielleicht von der Ortschaft her?
Adé:
Von der Ortschaft her sehe ich mich definitiv zwischen meiner Basis in Afrika - das muss nicht unbedingt Nigeria sein, es gibt 53 Länder, von denen ich mir eins aussuchen kann - und Deutschland. Von der Musik her hoffe ich, dass ich in den nächsten 10 Jahren noch mal fünf Alben habe...Wo sehe ich mich noch? Ja...dass ich eine Riesenband habe, ich will eine Big Band haben, mit circa 30 Leuten, damit ich noch besser live arbeiten kann, und tierisch viele Konzerte gebe. Sonst sehe ich mich in 10 Jahren lächelnd zufrieden, jemand der sagt, ja, ich habe schon das gemacht, woran ich geglaubt habe.

MKZWO: Du hast erzählt, dass du studieren wolltest. Was würdest du heute studieren?
Adé:
Es hängt von der Universität ab. Doch was mich immer noch interessiert, ist Jura. Ich finde es sehr interessant und da kann man sich noch mal je nach Fachgebiet spezialisieren. Das Interessante ist auch, dass man dadurch auch hier und dort Menschen helfen kann. Ich glaube Jura - da muss man auch viel lesen und viel auswendig lernen - ist gut, passt.

MKZWO: Ich habe in einer Statistik gelesen, dass Lagos unter den fünf schlechtesten Städten dieser Welt ist...
Adé:
Ja. Lagos ist berühmt berüchtigt, Lagos hat einen sehr schlechten Ruf, glaubt es aber alle nicht! Denn wenn man kleinen Kindern sagt: „Tue das nicht!“, dann tun sie das. Lagos hat einen schlechten Ruf, aber man sollte es gesehen haben. Es ist “The Good, The Bad, The Ugly“, aber Lagos ist für mich die absolute Muse. Wenn man kreativ ist, gibt es nichts Schöneres. Ich liebe Lagos!

MKZWO: Was denkst du über Frauen in der Musik?
Adé:
Unterrepräsentiert. Ich denke, die Frauen sind unterrepräsentiert in dieser Männerdomäne. Mehr davon! Aber es ist gut, zu sehen, dass es Frauen gibt, die mit Integrität, mit Witz, mit Würde, es nach Oben schaffen, ohne sich komplett nackig auszuziehen.

MKZWO: Auf welchen Typ Frau stehst du?
Adé:
Intelligente Frauen, die einfach natürlich sind, so wie sie sind. Also, Aussehen ist sekundär. Ich denke, es kommt auf das an, was man einfach ist. Manche Leute sagen „innere Werte“, aber das ist nicht ausreichend ... dass man sich natürlich hergibt und sich nicht verkrampft.

MKZWO: Bist du Deutschland?
Adé:
Bin ich Deutschland?

MKZWO: Kennst du die Kampagne?
Adé:
Neee, ich bin nicht Deutschland.

MKZWO: Kennst du die Kampagne?
Adé
: Ja, ich kenne das. Ich finde es ein bisschen zu langweilig. Spricht es dich an?

MKZWO: Du interviewst mich jetzt oder wie? (lach)
Adé:
Ja, siehst du, jetzt musst du deine Neutralität ... bin ich Deutschland?

MKZWO: Ja. Bist du?
Adé:
Mein ganzes Dasein ist Deutschland. Die Kampagne ist mehr Deutschland, aber ich bin Europa. Ich bin ein Euro-african, europäischer Afrikaner, das bin ich. Also, ich bin Europäer.

MKZWO: Und die Kampagne spricht dich nicht an...
Adé: Spricht mich persönlich nicht an, aber ich kann den Ansatz verstehen. Ich bin Deutschland ...

Quelle: http://www.mkzwo.de/home/sections.php?op=viewarticle&artid=663



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amica

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New PostErstellt: 24.04.06, 12:58  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

danke Jenny! er is genial...



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Jenny

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New PostErstellt: 10.05.06, 15:42  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

Termine update:

26.5 Museumsmeile Bonn
27.5 Open Air Festival Saarbrücken
28.5 Africa Festival Würzburg Würzburg
10.6 Eichstätt Eichstätt
15.6 Tollhaus Karlsruhe
20.6 Festival Berlin
23.6 Roncalliplatz Köln
24.6 Siegen (Open Air World Cup Party) Siegen
25.6 Castop Rauxel (Open Air World Cup Party) Castrop Rauxel
26.6 Krefeld (Open Air World Cup Party) Krefeld
27.6 Duisburg (Open Air World Cup Party) Duisburg
30.6 Hagen (Open Air World Cup Party) Hagen 20.00 Uhr
30.6 Musik Hochschule Köln 22.00 Uhr
04.7 Bochum (Open Air World Cup Party) Bochum
05.7 Münster (Open Air World Cup Party) Münster
08.7 Wuppertal (Open Air World Cup Party) Wuppertal
09.7 Leverkusen (Open Air World Cup Party) Leverkusen
15.7 Festival Rödermark



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Jenny

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New PostErstellt: 05.06.06, 02:05  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

wenn ihr auf http://www.outhere.de/index.php?goto=r5 geht und links auf die Slide-Show geht, findet ihr auch ein paar Fotos von Bantu darunter.... übrigens wurde bantu von hr. Köhler zu einem Gespräch ins Schloß Bellevue eingeladen....



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Pan.

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New PostErstellt: 09.06.06, 14:37  Betreff:  Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

danke für die info jenny



XP:sorgt euch nicht um euer leben+darum,dass ihr etwas zu essen habt,noch um euren leib und darum,dass ihr etwas zum anzuziehen habt.das leben ist wichtiger als die nahrung und der leib wichtiger als die kleidung... lies weiter lukas 12,22-32
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Jenny

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New PostErstellt: 07.07.06, 19:48  Betreff: Re: Don Abi & Adé Bantu  drucken  weiterempfehlen

"Ich bin für die Underdogs"

Er ist in London geboren, aufgewachsen in Nigeria, zu Hause in Lagos und Köln: der Musiker Adé Bantu. Der 34-Jährige hat die "Brothers Keepers" gegründet, ein Projekt afrodeutscher Hip Hop- und Soul-Musiker gegen Rassismus. Auf Schultouren in Ostdeutschland hat er die Probleme vor Ort kennengelernt. Im Interview mit Jürgen Kleindienst fordert er, besser zuzuhören, sich gegen Vorurteile und Dummheit zur Wehr zu setzen.

Frage: Sie haben einen deutschen Pass. Wie ist Ihr Verhältnis zu Deutschland?


Adé Bantu: Ich bin ein Patriot.


Warum?


Vielleicht, weil ich aufgrund meiner Biografie auch einen Abstand zu Deutschland habe. Wenn ich sehe, wie man sich hier bemüht, die Geschichte nicht unter den Teppich zu kehren, sondern aktiv daran arbeitet, diese nie in Vergessenheit geraten zu lassen, dann bin ich stolz auf dieses Land. Ich bin stolz darauf, wie man sich bemüht, mit den Opfern ins Gespräch zu kommen, einen Ausgleich zu schaffen. Das sind Dinge, die ich bei den Kolonialmächten überhaupt nicht sehe.


Viele Deutsche tun sich schwer mit dem Stolz auf ihr Land. Warum?


Die Linken haben bei diesem Thema genauso versagt wie die Rechten. Die Linken entziehen sich dem, indem sie sagen, man dürfe doch nicht in den nationalen Gedanken verfallen, und die Rechten argumentieren mit stumpfsinnigen Floskeln, die ganz schnell ins Völkische übergehen. So entsteht ein Vakuum. Wenn eine Generation 60 Jahre nach Kriegsende ein anderes Verhältnis zu Deutschland entwickeln möchte, muss man auch Orientierungshilfen geben, sonst werden diese Leute verführbar. Und es ist wichtig, Deutsche mit bi-kulturellem Hintergrund und die Einwanderer an dieser Debatte um die Zukunft zu beteiligen.


Wenn Sie Deutschland so lieben, dann ist ja auch klar, zu wem Sie bei der WM halten ...


Erwischt. Ich bin ein sportlicher Opportunist. Ich habe vier Länder aus Afrika zur Auswahl und suche mir die aus, die gerade spielt. Ich bin für die Underdogs, aber auch froh, dass die deutsche Mannschaft ein bisschen bunter geworden ist, auch wenn es hier noch nicht so weit ist wie beim französischen Team. Das ist die Realität Europas.


Rechnen Sie mit rassistischer Gewalt während der WM?


Es wird leider Gottes Übergriffe geben.


Was macht Sie so sicher?


Weil das jeden Tag in Deutschland passiert. Die Frage ist, inwiefern es von den Medien aufgearbeitet wird. Es wird Pöbeleien geben. Randale, Zwischenfälle. Vielleicht nicht dort, wo die großen Polizeiaufgebote sind, aber in der Provinz. Das nett gemeinte Motto "Zu Gast bei Freunden" wird rechte Einstellungen nicht ändern.


Haben Sie Freunde, die zur WM kommen?


Ja. Denen habe ich in Lagos die Deutschlandkarte gezeigt und gesagt, wo sie zum Beispiel in Berlin nicht alleine S-Bahn fahren können und auch in Begleitung vorsichtig sein müssen.


Wo kommt der Rassismus her?


Fremdenangst ist eine Erscheinung, der man überall in der westlichen Hemisphäre begegnet. Die Gastfreundschaft an sich ist nicht unbedingt eine europäische Erfindung. Der Europäer verteidigt sein Hab und Gut. Das Problem bei Deutschland ist, dass die Menschen sich hier irgendwie nicht über die Geografie im Klaren sind. Deutschland liegt in der Mitte Europas. Das Land müsste beim Thema Einwanderung tonangebend sein.


Wie erleben Sie den alltäglichen Rassismus?


Ein Beispiel: In Halle gehe ich durch den Bahnhof, plötzlich werde ich angepöbelt. Da muss man reagieren als Mensch. Man guckt, wo kommt die Stimme her, und antwortet. Dann brüllt einer "Hey Affe, geh zurück nach Afrika", und Du denkst, was hat das damit zu tun, dass ich hier gerade aus dem Zug ausgestiegen bin. Wenn man wirklich den Tathergang in Potsdam rekonstruieren will, muss man verstehen, dass da jemandem verbal die Menschlichkeit entzogen worden ist. Und wenn Herr Schäuble darauf hinweist, dass auch Blauäugige Opfer von Straftaten werden, dann ist das sachlich richtig, in diesem Zusammenhang aber grob fahrlässig. p>

Sie treten gegen Rechtsextremismus ein?


Ich bewege mich einfach zwischen allen Territorien. Ich gehe überall hin, um mich weiterzubilden. Deshalb mache ich die Schultouren. Es wäre einfach fatal, hier in Köln zu sitzen und zu sagen, alle Ostdeutschen seien Nazis. Totaler Blödsinn. Ich höre zu, will Menschen und Initiativen unterstützen - durch meine Musik und ab und zu auch mit Geld.


Wie sind die Reaktionen in den Schulen?


In den neuen Bundesländern spüre ich viel Resignation. Ich schaue in die Augen von 13-Jährigen und sehe eine komplette Selbstaufgabe. Man hat keine Träume mehr. Dann wird mir ganz mulmig, denn das ist die nächste Generation, die Zukunft. Die Eltern haben kein Ohr für sie, sind selbst damit beschäftigt, in einem System klar zu kommen, für das sie keine Koordinaten haben. Die Lehrer sind auch überfordert, wollen nur ihren Stoff durchziehen. Genauso ratlos ist die Polizei. Doch noch mehr ängstigt mich, dass das nicht thematisiert wird, dass man sich über Einzelfälle erregt, aber die Struktur dahinter nicht wahrhaben will. Wir leben in einem Land, das Millionen in eine Rechtschreibreform investiert, aber nicht in der Lage ist, die wirklichen Probleme mit den richtigen Leuten anzugehen.


2005 ist die letzte CD mit den Brothers Keepers erschienen. Wann kommt die nächste?


Es wird eine Weile dauern. Wir sind zurzeit alle mit unseren Soloprojekten beschäftigt. Im Herbst kommt eine Doku über uns in die Kinos. Es war schon schwierig, die letzte Platte zu platzieren, weil man meinte, das Projekt habe sich überlebt. Jetzt, nach dem Überfall in Potsdam bekomme ich von allen Seiten Anrufe, wir sollen doch bitteschön noch mal eine Single machen. Aber immer nur auf solche Vorfälle zu reagieren, ist mir einfach zu wenig.

Quelle: http://www.dnn-online.de/dnn-heute/63174.html



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