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Mit dem Fahrrad zum Hindukusch

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Frickibär

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Beiträge: 1177
Ort: Mannheim


New PostErstellt: 17.03.06, 06:00  Betreff: Mit dem Fahrrad zum Hindukusch  drucken  weiterempfehlen

Mit dem Fahrrad zum Hindukusch
POP: Samtstimme Katie Melua beglückt den Mannheimer Rosengarten, Soul-Röhre Max Mutzke singt im Vorprogramm

Von unserem Mitarbeiter Steffen Groß


Georgisches Fräuleinwunder, zweite Runde: Nachdem Katie Melua im Herbst 2004 am Deutschen Pophimmel aufgetaucht war, ist die kaukasisch-britische Dame erneut unterwegs und präsentiert ihr Zweitwerk "Piece By Piece". Mit dem Erfolg, dass bei ihrem Konzert in Mannheim im Umkreis des Rosengartens die Parkhäuser knüppelvoll waren und im unbestuhlten Saal der Sauerstoff knapp. Die Melange aus Jazz, Pop, Folk, handwerklich weit überdurchschnittlichen Musikern und der ebenso talentierten wie bezaubernden 21-Jährigen ist derzeit ein Selbstgänger.

Stellte sich nur die Frage, ob und wie Melua mit ihrem gigantischen Erfolg künstlerisch zu Rande kommt. Antwort nach gut anderthalb Stunden Konzert: Sie kommt. Aber sie hat noch reichlich Luft nach oben. Doch der Reihe nach: Zu Anfang erwärmt die gewesene Grand-Prix-Hoffnung Max Mutzke mit seiner ziemlich unfassbaren Soulstimme und Schlagzeugeinlagen das Publikum. Gemeinsam mit Gitarre, Bass und Tasten produzierte er ebenso gediegen wie völlig bar jeder Ecken und Kanten seinen Folk-Pop-Soul-Cocktail. Gut gemacht, aber nicht sonderlich bedeutend, hätte nicht dieser unspektakuläre Typ ein rabenschwarzes Organ. Allein deswegen kein schlechter Anfang.

Dann Katie Melua, im Gepäck die Songs von Album eins und zwei sowie einige Coverversionen. Bei dieser Frau und ihrer Musik gibt es mindestens zwei Möglichkeiten. Der Sound lässt sich bestens zum Wohlfühlen nutzen und ist dann ein prima Soundtrack für entspannte Abende. Oder man guckt genauer hin. Zwingend ist das nicht, aber auf diese Weise schälen sich Stärken und Schwächen weit deutlicher heraus als bei früheren Konzerten.

Meluas Stimme etwa bleibt bemerkenswert. Glockenhell, weniger kieksig als früher, farbenreich und stark genug, um den Saal zweimal zu füllen. Die ganz großen Reibungsflächen bietet sie zwar nicht, aber jede Menge Musikalität. Und Herzblut.

Die Band? Sie könnten etwas weniger ihre Routine raushängen lassen, aber ansonsten wissen die Herren sehr genau, was sie tun. Und sie tun es mit kunsthandwerklicher Raffinesse. Kein Wunder, wenn man sich Kapazitäten wie Henry Spinetti leisten kann, der schon für Eric Clapton trommelte. Oder Jim Watson am Flügel.

Die Songs: Jetzt wird es komplizierter. Die Kompositionen von Melua und (in der Mehrheit) ihrem Entdecker und Förderer Mike Batt sind sehr hübsch und fast immer makellos arrangiert. Gelegentlich schrammt es an der Kitschgrenze: Etwa die Flöte von Frank Gallagher bei "Nine Million Bicycles", die arg an die Instant-Indios in deutschen Fußgängerzonen erinnert.

Aber bei den Texten wird es schnell sehr dünn. Meluas eigene Werke wie das autobiografische "Belfast" sind das Zuhören wert. Aber was bitte möchte uns Mike Batt sagen, wenn er Melua mitteilen lässt, dass es ein Fakt ist, dass in Peking neun Millionen Fahrräder herumstehen. Und dass es genauso ein Fakt ist, dass Katie ihren Liebsten ewig lieben wird. Schön für den Liebsten, schlecht für den Hörer. Und dem gleichen Liebsten auf halbem Aufstieg zum Hindukusch ewige Treue zu schwören, ist angesichts der Realität in Afghanistan ziemlich dämlich gedichtet.

Unterm Strich kommt das Konzert dann richtig in Fahrt, wenn Melua & Co mal nicht auf Nummer sicher gehen, die Handbremse lockern und die allzu kalkulierten Bahnen verlassen. Dann (etwa bei "My Aphrodisiac Is You") groovt es gewaltig. Und so viel Experimentierfreude können sich Katie Melua und ihre Truppe locker leisten, ohne irgendwen zu vergraulen. Das Potenzial dazu ist da. Der Mut auch?

© Mannheimer Morgen - 17.03.2006



Quelle: www.morgenweb.de



"die Mundart is en geile Beat, wie Dynamit so explosiv..." (Christian "Chako" Habekost - "2 Mann und Xavier Naidoo")
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