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Wilde und Deutschland

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Autor Beitrag
Philotas
Neuling


Beiträge: 70
Ort: Stuttgart


New PostErstellt: 10.09.06, 17:30  Betreff: Wilde und Deutschland  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Ich habe eine Frage, die mich schon lange beschäftigt: und zwar wie sich Wilde bezüglich Deutschland und seiner Kultur geäußert hat. Leider fällt mir spontan eine Bemerkung aus "The Critic as Artist" ein: "Besides, I took the Baroness Bernstein down to dinner last night, and, though absolutely charming in every other respect, she insisted on discussing music as if it were actually written in the German language. Now, whatever music sounds like, I am glad to say that it does not sound in the smallest degree like German.", und außerdem die Äußerungen in "The Picture Dorian Gray" ( "I like Wagner's music better than anybody's. It is so loud that one can talk the whole time without other people hearing what one says.") und "Importance of Being Earneast" ("Only relatives, or creditors, ever ring in that Wagnerian manner.") über Richard Wagner. Andere deutsche Künstler bzw. Intellektuelle wie Goethe, Lessing, Winkelmann oder Schopenhauer erwähnt er auch, aber eher beiläufig (in den Werken, die ich bisher gelesen habe). Aber das sind eher Kleinigkeiten und auf das Ganze bezogen nicht besonders gewichtig.

Ich würde mich unglaublich freuen, wenn euch auch dazu etwas einfällt.


Denn der hat viel gewonnen, der das Leben verstehen kann, ohne zu trauern.
(Friedrich Hölderlin)
Destiny does not send us heralds. She is too wise or too cruel for that.
(natürlich Oscar Wilde)


____________________
Hat je ein Dasein als es selbst frei darüber entschieden, und wird es je darüber entscheiden können, ob es ins "Dasein" kommen will oder nicht ? Martin Heidegger


[editiert: 10.09.06, 17:43 von Philotas]
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Lady Peacock

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Beiträge: 455
Ort: Weilerswist


New PostErstellt: 12.09.06, 20:25  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Bei "Earnest" läßt er Cecily feststellen, daß deutsch keine "kleidsame Sprache sei und das sie nach dem Unterricht ganz häßlich aussehen würde."
"Greulich, greuliches Deutsch!"

Gwendolen läßt Oscar anmerken: "Ich hege die ernstesten Zweifel über den Gegenstand. Doch ich gedenke sie zu unterdrücken. Dies ist nicht der Augenblick für deutschen Skeptizismus."

Nun, Oscar war in Bad Homburg zur Kur gewesen und lernte dort die deutschen Weine lieben. Ansonsten läßt er immer wieder durchblicken, daß er nicht so ganz begeistert war. (ich finde grade seinen Spruch dazu nicht) Kein Wunder, man hatte ihn auf Diät gesetzt...



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Philotas
Neuling


Beiträge: 70
Ort: Stuttgart


New PostErstellt: 12.09.06, 23:26  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mir ist noch mal eine Äußerung eingefallen, die ich auch schonmal hier zitiert habe: und zwar lässt Oscar Lord Goring in "An Ideal Husband" zu Lady Chiltern sagen: "It is love, and not German philosophy, that is the true explanation of this world, whatever may be the explanation of the next." Aus meinem (zugegeben fragmentarischen) philosophiegeschichtlichen Verständnis würde ich vermuten, Oscar meint damit die "klassische" deutsche Philosophie, also den sog. "Deutschen Idealismus" (insbesondere Hegels spekulativen, absoluten Idealismus), weil zu dieser Zeit diese Richtung die bekannteste war. Er könnte auch die Richtung Schopenhauer-Nietzsche meinen oder den nachhegelianischen Materialismus. Schopenhauer erwähnt er in "The Decay of Lying"; ober er Nietzsche kannte ist mir nicht bekannt. Von diesen Spekulationen mal abgesehen, finde ich diesen Satz eigentlich sehr bezeichnend für seine eigene Lebenseinstellung, bzw. seiner Einstellung gegen die abstrakte deutsche Philosophie, die versucht, eine monistische Weltanschauung zu konstruieren (sei es nur ein "Weltwille" oder ein "absoluter Geist"); und wenn er mit dem Prädikat "deutsch" eine typisch-deutsche Lebenseinstellung meint, dann ist das sicherlich kein Lob für uns...

Weiß man mehr über den Aufenthalt in Bad Homburg ? Ist bekannt, ob er noch irgendwo anders war ?





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Lady Peacock

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Beiträge: 455
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New PostErstellt: 13.09.06, 19:28  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Oscar und Alfred weilten im Juli 1892 in Bad Homburg. Er soll wohl ebenfalls Kassel besucht haben.

Ich durchforste bereits meine Literatur nach weiteren Anhaltspunkten.



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Mrs. Umney
Stammgast


Beiträge: 401


New PostErstellt: 14.09.06, 16:44  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Ohh, wo war es.. ich weiß es nicht mehr und hab meine ganze Oscar Literatur zu hause. Er zitiert (in Zusammenhang mit seinem Gefängnisaufenthalt) das Lied des Harfners aus Wilhelm Meister ("Wer nie sein Brot mit Tränen aß...") War es in De Profundis? Vielleicht kann/will ja mal jemand nachsehen, was er dazu genau geschrieben hat. Ich glaube, etwas in die Richtung, dass er diesen Satz jetzt versteht.



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"Lüge nie, denn du kannst ja doch nicht behalten, was du alles gesagt hast!"
Konrad Adenauer
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Philotas
Neuling


Beiträge: 70
Ort: Stuttgart


New PostErstellt: 14.09.06, 18:39  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Es steht in De profundis.. Er sagt es im Zusammenhang mit seiner Leidanschauung, die ich sehr schön finde: "Das Leid und alles, was es uns lehrt, ist meine neue Welt. Früher lebte ich aussschließlich dem Vergnügen, Leid Schmerzen jeglicher Art ging ich aus dem Weg. Beide haßte ich. Ich hatte beschlossen, sie soweit wie irgend möglich zu ignorieren, das heißt, sie als Formen des Unvollkommenen abzutun. Sie gehörten nicht in meinen Lebensplan. Sie hatten keinen Platz in meiner Philosophie. Meine Mutter, die das Leben so gut kannte, zitierte mir oft Goethes Verse- die Carlyle ihr in ein Buch geschrieben hatte, das er ihr vor vielen Jahren schenkte- und die er, glaube ich auch übersetzt hat:..." und dann folgt das Meister-Gedicht. Ich glaube zu Goethe hatte er ein ganz gutes Verhältnis. In seinen Essays erwähnt er ihn sehr oft. Aber leider habe ich bisher keine wertende Äußerung von Oscar über Goethe gelesen.





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Mrs. Umney
Stammgast


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New PostErstellt: 16.09.06, 09:11  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Genau DAS hab ich gemeint. Danke.



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Philotas
Neuling


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New PostErstellt: 05.01.07, 17:59  Betreff: Re: Wilde und Deutschland  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mir sind noch ein paar Stellen aufgefallen zum Verhältnis Wilde und Goethe: Was er wohl besonders am ihm geschätzt hat, war seine Persönlichkeit und sein Kunstverständis. So schreibt er z.B. gleich zu Anfang seines Vortrags "Die englische Rennaissance": "Zu den vielen Punkten, in denen wir bei Goethes überragendem ästhetischen Empfinden in Dankesschuld stehen, zählt auch der Umstand, dass der Dichter uns erstmals gelehrt hat, das Wesen der Schönheit so eindeutig wie möglich zu definieren, will sagen, die Schönheit in ihren jeweiligen Manifestationen auch wirklich wahrzunehmen." Gerade auf das scheint Wilde nämlich besonders wertgelegt zu haben: Die Schönheit nicht "abstrakt" philosophisch zu definieren, sondern sie im "konkreten" zu erleben. Die Kunst ist also für ihn wie für Goethe rein empirisch, nur im einzelnen erfahrbar. Deswegen ist er auch der Meinung, dass es so etwas wie ein "Kunsttheorie" nur beschränkt geben sollte. So sagt er z.B. im "Vortrag vor Kunststudenten": "Der Vortrag, den ich die Ehre habe heute Abend vor Ihnen zu halten, soll Ihnen keine abstrakte Definition der Schönheit geben. Denn wir, die in der Kunst arbeiten, können nicht eine Theorie der Schönheit als Ersatz für die Schönheit selbst gelten lassen, und weit davon entfernt, sie in einer verstandesmäßigen Formel isolieren zu wollen, suchen wir vielmehr sie in einer Form zu materialisieren, die durch die Sinne die Seele erfreut. Wir möchten sie schaffen, nicht definieren." Für diese rein "sinnliche" Kunst steht nach Wilde sinnbildlich Goethe.

In diesem Sinn versteht Wilde auch die berüchtigte "Katharsis" des Aristoteles, den er den "größten griechischen Kunstkritiker" nennt. In "The Critic as an Artist" steht: "Diese Reinigung und Vergeistigung der Natur, die er KaJarsiV (Katharsis) nennt, ist, wie Goethe bemerkt, im wesentlichen ästhetisch und nicht moralisch, wie Lessing annahm. Aristoteles befasst sich in erster Linie mit der Wirkung, die das Kunstwerk hervorruft, er geht daran, diese Wirkung zu analysieren, ihren Ursprung zu erforschen, aufzudecken, wie sie entsteht. Als Physiologe und Psychologe weiß er, dass die Gesundheit einer Funktion in ihrer Energie liegt. Die Fähigkeit zu einer Leidenschaft besitzen und sie nicht verwirklichen, heißt sich unvollständig machen, sich begrenzen." Goethe rückt in diesem Sinn natürlich auch noch weiter an seine geliebten Griechen.

In "The Critic as an Artist" habe ich gleich noch eine Stelle entdeckt, die ich gern zitieren will (was ich so gut kann ): "[...]Selbsterziehung ist das wahre Ideal des Menschen. Goethe hat das, erkannt, und was wir Goethe verdanken, ist mehr, als wir irgendeinem Mensehen seit den Tagen der Griechen verdanken. Die Griechen wussten es, und sie haben dem modernen Denken ein Vermächtnis hinterlassen, den Begriff der vita contemplativa sowie die kritische Methode, durch die allein dieses Leben wahrhaft verwirklicht werden kann. Das war es auch, was die Renaissance groß machte und uns den Humanismus gab." Das betrifft nun nicht mehr Goethes Kunstanschauung, vielmehr seine Persönlichkeit. In diesem Sinn ist Goethe eine Art Idealfigur von Wilde's Selbstverwirklichungsgedanken ("Selbsterziehung" ) bzw. seinem Individualismus.

Das sind alle Stellen, die mir spontan einfallen.. Hat jemand noch was gefunden ?

 


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[editiert: 08.01.07, 12:43 von Philotas]
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