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Lady Peacock · Administrator Beiträge: 455 Ort: Weilerswist

Habt Ihr auch am letzten Samstag diese wahnsinnige Verfilmung von „das Gespenst von Canterville“ auf SAT1 geschaut?
Ich habe mich von Anfang bis Ende über diesen Schwachsinn nur aufgeregt. Mein Mann fragte mich laufend, warum ich denn die Sendung auch weiter schauen müsse, wenn ich mich nur aufregen würde – klar, weil ich sonst keine Kritik abliefern könnte.

Ist Euch aufgefallen, dass ein fast 10-jähriger fast perfekt der englischen Sprache mächtig ist? Nicht nur lesen, denn er übersetzte uns die englischen Texte fast fliesend, sondern auch die Unterhaltungen zwischen Gespenst und Jungen wurden in Englisch gehalten – allerdings bekamen wir eine synchronisierte Fassung zu hören, sodass es uns nicht auffiel – oder soll ich davon ausgehen, dass das Gespenst nach so vielen Wirkungsjahren der deutschen Sprache mächtig war?

Auch das Personal – auf eine untugsame Mrs. Umney reduziert, sprachen perfekt deutsch oder war doch die gesamte Familie Brenner so sprachbegabt, dass sich nur englisch unterhalten wurde und die Synchronsprecher für uns abermals tätig werden mussten?

Mal davon abgesehen, dass das Gespenst um einiges zu flippig war und kaum durch Würde auffiel.

Warum wurde es nicht bei einer amerikanischen Familie belassen, warum mussten sie eingedeutscht werden? Warum mussten sämtliche Namen, bist auf Sir Simon und Mrs. Umney, sämtliche Namen ausradiert werden? Wieso ließt man im Vorspann tatsächlich noch „... nach Oscar Wilde“? „An Oscar Wilde weitläufig angelehnt“ hätte ausreichen dürfen!

Wurden die Zuschauer doch mal wieder erfolgreich für dumm verkauft. Die Jüngsten werden für die Zukunft in ihrem Unterbewusstsein behalten, dass es sich um einen Jungen handelte, der das Gespenst zur letzten Ruhe bettet....

Wird Schneewittchen in Zukunft seine Stiefmutter töten, in ihrer WG bei den Zwergen wohnen bleiben und den Prinzen zum Teufel scheren? In einem Jahrhundert, wo Märchen neu geschrieben werden, sollte man sich vielleicht auch auf solche Überraschungen gefasst machen.

Einen positiven Punkt gab es in diesem ganzen Drama aber doch: Martin Kurz (Paul) spielte seine unsägliche Rolle unglaublich und leidenschaftlich gut!

Ich habe noch eine wunderbare Kritik von der Osnabrücker Zeitung zugesendet bekommen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:

Der traurige Kettenrassler
Von Conny Mönster
Das Gespenst von Canterville - Sat.1, Samstag 20.15 Uhr
Oscar Wilde hatte ein Händchen für anrührende Geschichten. In seinem "Das Gespenst von Canterville" von 1887 kehrt er Gut und Böse ins Gegenteil, indem er das zunächst unheimliche Gespenst, den Geist des vor langer Zeit eingemauerten Sir Simon, zu einem bemitleidenswerten Opfer böser Intrigen werden lässt, das sich in einer allzu realitätsbezogenen Welt nicht behaupten kann. Erst als Virginia Otis, die Tochter eines Kaufinteressenten für das heruntergekommene Schloss Canterville, sich für ihn einsetzt, wird der traurige Kettenrassler von seinem Fluch erlöst.
Nun hat sich Sat.1 dieses spätromantischen Sujets angenommen. Aber hier ist von Wildes feinsinnigem Moral-Märchen so gut wie nichts mehr vorhanden. "Tatort"-Kommissar Klaus J. Behrendt übernimmt als Architekt Jochen Brenner die Rolle eines barschen Familienvaters, der sich das Schloss unter den Nagel reißen will. Armin Rohde gibt den windigen Schlossbesitzer, Saskia Vester spielt Brenners von ihm vernachlässigte Ehefrau, die dem Workaholic eigentlich eine Familientherapie aufdrängen will, weil Sohn Paul (Martin Kurz) mit seinen zehn Jahren bereits an diversen Neurosen leidet.
Die Therapie lehnt Brenner natürlich ab; ein Familienurlaub auf Schloss Canterville tut's seiner Ansicht nach auch, zumal er bei der Gelegenheit auch schnell den Wert des alten Landsitzes schätzen kann. Im Folgenden versumpft die Familie in grellem Ostfriesennerz in der klischeehaft verregneten Landschaft, lässt Brenner sich von einem schottischen Stier auf die Hörner nehmen, tanzt der Schlossbesitzer zu Salsa-Rhythmen aus dem Fernseher. Die Rolle des computeranimierten Gespenstes, dessen Optik stark an "Gollum" aus "Herr der Ringe" erinnert, scheint lediglich aus todtrauriger Mimik und verunglückten Grusel-Überfällen zu bestehen.
Ein Lichtblick der Klamotte mit durchweg vorhersehbarer Komik ist Paul alias Martin Kurz, der die Entwicklung des Bücherwurms zu einem tapferen kleinen Kämpfer sympathisch darstellt. Paul und sein neuer Freund Sir Simon führen das Geschehen denn auch zum Happy End. Das Gespenst wird endlich erlöst, Paul ist seine Neurosen los, und das Brenner-Ehepaar findet die Liebe wieder. Familientherapie geglückt, Original aber verhunzt - aus Wildes idealistischer Romanze sind 90 Minuten flacher Klamauk mit rührseligen Einsprengseln geworden.

Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

Ich hab vorher was darüber gelesen und es mir deshalb erst gar nicht angeschaut. Ich wusste, dass ich mich tierisch drüber aufregen würde!!!!
Ich frage mich bei Verfilmungen immer wieder: "Ist das Original eigentlch nicht gut genug" (bei Troja z.B.! ISt die Ilias jetzt nicht mehr spannend genug????? Aber da hieß es ja zum glück nur "Inspiriert von Homer" oder so...)

LG, Mrs. Umney

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"Lüge nie, denn du kannst ja doch nicht behalten, was du alles gesagt hast!"
Konrad Adenauer

Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

Ach ja, hattet ihr die Verfilmung mit dem Typen aus STar Wars (oder wars Star Trek?) gesehen... hab vergessen wie er heißt, Patrick irgendwas.
Die war auch nicht wirklich nahe am Original... Die amerikanischen Gören schrien immer panisch rum, wenn das Gespenst auftauchte.

Und Virginia bandelte nebenbei mit einem netten Landadligen vom Schloss nebenan an.

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Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

ähhhhh, natürlich bandelt sie mit ihm an... sie kriegt ja diesen Herzog zum Schluss.

Ich hatte mich damals nur über das "putzige" Teenie(film)pärchen aufgeregt...

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Lady Peacock · Administrator Beiträge: 455 Ort: Weilerswist

Jo, Du meinst Patrick Steward, den Typen aus Star Trek. Obwohl, ich finde, er hat einen ganz passablen Sir Simon abgegeben. Ansonsten gebe ich Dir vollkommen recht.

Mir ging es mir bei Troja ganz genauso. Ich habe mich bei jeder Szene nur aufgeregt. Ich glaube, ich ließ in so ziemlich jedem Film-Forum meinen Dampf ab. Und der Witz: die Resonanzen waren eher sonderbar. Mann/Frau schaute mehr auf das „gebratene Pitt“ als auf die Story.

Welche Gespenst-Verfilmung mögt ihr denn am Liebsten? Bei mir ist und bleibt die Verfilmung mit Charles Laughton als Gespenst aus dem Jahr 1944 die Nr. 1. Ich suche schon seit ewigen Zeiten den Film auf irgendwas. Nicht zu kriegen.

Mrs. Umney · Gast

Ich hab noch keine anderen Verfilmungen gesehen, auch den alten nicht. Wenn es ihn aber nirgendwo gibt, wo hast du ihn dann mal gesehen??? Kam der mal auf dem TV?? Wenn ja, dann kann man ihn beim Sender kaufen. Kostet allerdings 50€ - das hab ich einmal gemacht.

Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Bin ständig nur am Lesen für die Uni.

LG, Mrs. Umney

Lady Peacock · Administrator Beiträge: 455 Ort: Weilerswist

Hi hi, das macht doch nichts - ich hätte die letzte Zeit uch nicht antwoten können, ich war im Urlaub gewesen...

Das Gespenst? Oh, als der Film im TV kam, war ich so etwa 10 Jahre alt gewesen und weiß der Geier, auf welchem Sender das gewesen war.

Glaub mir, ich kann einige Hebel in Bewegung setzen, wenn es darum geht, etwas von Oscar zu bekommen, aber der Film ist mir bis jetzt echt noch nicht gelungen... trotzdem Danke für Deinen Tipp.

Mrs. Umney · Gast

Bei Amazon.com gibts ihn:

http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/detail/-/6301967550/103-0078400-7498211?v=glance

Lady Peacock · Administrator Beiträge: 455 Ort: Weilerswist

Danke für den Tipp, aber ein Vermögen wollte ich dafür nicht ausgeben

16 Euro sind kein Papenstil für solch einen alten Schinken.

Mrs. Umney · Gast

Ja, das Geld ist es bei mir auch immer. Ich suche seit ewigkeiten die Orignialversion eines Buches, das es nicht mehr gibt - für 70€ ist es zu haben. 16€ find ich allerdings nen ganz passablen Preis.

Lady Peacock · Administrator Beiträge: 455 Ort: Weilerswist

Welches Buch suchst Du denn?

Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

"The Catch-Trap" von Marion Zimmer-Bradley, das ist die Englische Version von "Trapez".

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