Hallo zusammen,
wer weiß etwas über die Verbreitung des Aberglaubens an den Unglückstag Freitag, den 13. im Umfeld von Oscar Wilde? Im deutschsprachigen Raum ist diese Idee erstmals für die 50er Jahre nachweisbar. Der Volkskundler Gunther Hirschfelder konnte als bisher ältesten Beleg einen Artikel von Thilo Koch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13. Dezember 1957 ausmachen. Ergänzend entdeckte Stephan Bachter, Volkskundler auch er, einen sieben Jahre älteren Beleg in einem Zauberbuch, dem „6. und 7. Buch Mosis“, das 1949 mit dem Vermerk „Copyright 1950“ erschien. Mehr dazu unter http://www.gwup.org/skeptiker/archiv/2007/2/media/freitagder13_aberglauben.pdf
Inzwischen gibt es Hinweis auf frühere Nennungen. Etwa eine Stelle in Oscar Wildes „Gespenst von Canterville“:
Demnach heißt es in der deutschen Ausgabe von 1910: Der Geist „beschloss (...) den Gesandten und seine Familie in Schrecken zu versetzen. Er wählte zu seinem Auftreten Freitag, den 13. August (...)."
Ebenso die Webseite des Bergheimer Labbé-Verlags, http://www.labbe.de/lesekorb/index.asp?titelid=932&j=1. Kirsten Großmann übersetzt: „Dazu wählte es Freitag, den 13. August und beschäftigte sich den ganzen Tag damit, seine Kleidervorräte zu prüfen.“
Auch wenn die Stelle als Übersetzung für unsere Suche nach dem ältesten deutschsprachigen Beleg nicht mitzählt, mag ein Blick auf die angelsächsische Tradition und die eventuelle Auswirkungen auf den deutschsprachigen Raum interessant sein.
Meine Kurz-Recherche brachte zunächst eine Überraschung: In meiner deutschsprachigen Ausgabe ist von einem anderen Datum die Rede. “Es wählte für sein Erscheinen Freitag, den 17. August, und verbrachte den größten Teil dieses Tages damit, seine Garderobe zu prüfen ...“ (Wilde, Oscar: Das Gespenst von Canterville, übersetzt von Christine Hoeppener, in: ders.: Märchen und Erzählungen, Sämtliche werke in zehn Bänden, Band 2, Insel Verlag, Frankfurt/Main 1982, S. 189-221, hier S. 199)
Und das englische Original? “He selected Friday, the 17th of August ...” (Wilde, Oscar: The Canterville Ghost. In: ders.: The complete illustrated stories, plays and poems of Oscar Wilde, Chancellor Press 1993, S. 233-255, hier S. 241)
Das wirft gleich zwei Fragen auf:
- Woher kommen die unterschiedlichen Versionen?
- Was verrät die Version mit Freitag, dem 13. über die Verbreitung des Aberglaubens an diesen Unglückstag?
Für Hinweise, Vermutungen etc. bin ich dankbar!
Schöne Feiertage und alles Gute in 2008!
lg, Lady Mondegreen