Oscar Wilde Foren-Übersicht

Trillian · Registrierter Benutzer Beiträge: 10

Hallo!

Bin neu hier und hoffe, dass ich alles richtig mache.

Momentan schreibe ich an einer Hausarbeit zu Oscar Wilde und möchte meine Examensarbeit auch über ihn schreiben.

Dabei interessieren mich vor allem seine kunst- und literaturtheoretischen Essays The Decay of Lying und The Critic as Artist.

Nun bin ich über ein Detail gestolpert, über das ich nichts in meiner Sekundärliteratur gefunden habe. In den Dialogen tauchen immer wieder Zigaretten und das Rauchen auf. Ich habe in einem Seminar auch einmal gehört, dass die Zigaretten irgendetwas zu bedeuten haben, nur leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was es war. Das ist jetzt sicherlich kein weltbewegendes Problem, aber mir ist schon beim ersten Lesen dieses scheinbar sinnlose Erwähnen des Rauchens und der Zigaretten aufgefallen, und ich bin einfach neugierig, was es zu bedeuten hat. Denn dass es etwas zu bedeuten hat, ist für mich sicher, sonst würde es nicht immer wieder auftauchen.

Freue mich auf eure Antworten!

Liebe Grüße,
Trillian

Nénuphar · Registrierter Benutzer Beiträge: 13 Ort: Bayreuth

Es gibt einen netten Aphorismus, von Oscar Wilde himself zum Thema Rauchen bzw. Zigaretten: "Die Zigarette ist ein vollendetes Sinnbild für den vollendeten Genuss. Sie schmeckt köstlich und verschafft einem keinerlei Befriedigung. Was will man mehr?"
Ich würde folglich dem Zigarettenkonsum im Wildeschen Oeuvre keine metaphorische, sondern eher ein Chiffren-hafte Bedeutung zumessen; Ausdruck einer genussvollen Selbstzerstörung, die untersschwellig als Leitmotiv der Charaktere bzw. des Typus "Dandy" fungiert.
Die Zigarette wurde übrigens schon zu Wildes Lebzeiten von einem seiner Anhänger zum Bedeutungsträger erhoben. Der Name des findigen Mannes fällt mir leider nicht, der zu "Dorian Gray" eine Art Lektürehilfe erstellen wollte (ob er es letztendlich erfolgreich tat ist mir nicht bekannt), auf jeden Fall war einer seiner Interpretationshinweise die Frage ob, warum und in welchen Kreisen das Rauchen zur Entstehungszeit des Werkes verbreitet war - ein eher sozialer Zugang mit der warscheinlichen Antwort, dass Rauchen und vor allem das Rauchen teurer Zigaretten (mit Bauchbinde aus Gold wie der aufmerksame Wilde-Leser wohl wissen mag) eine art gesellschaftliche Distinktion vermitteln soll.

In der Hoffnung weitergeholfen zu haben

Symone

P.S. ich kann leider aus dem Stegreif keine Quelle des obigen Zitates ausmachen

Gast · Erstellt: 21.07.05, 21:01 Betreff: Re: Was bedeuten die Zigaretten?

Hallo Symone!

Vielen lieben Dank für deine Erläuterung. Jetzt weiß ich selbst zumindest schon mal etwas mehr.
Die Quelle des Zitates dürfte ja hoffentlich nicht allzu schwer zu ermitteln sein. Werde mich mal hier auf der Seite durchstöbern.

Danke nochmals, es war wirklich eine große Hilfe!

Liebe Grüße,
Trillian

Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

Ja, genussvolle Selbstzerstörung ist sehr schön ausgedrückt!

Ich hätte den Zigaretten einfach etwas Dekadentes beigemessen. aber das wurde ja jetzt weit treffender formuliert.

Liebe Grüße,

Mrs. Umney

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"Lüge nie, denn du kannst ja doch nicht behalten, was du alles gesagt hast!"
Konrad Adenauer

Trillian · Registrierter Benutzer Beiträge: 10

Hallo!

Habe zwischenzeitlich etwas gestöbert und habe das Zitat von Nenuphar leider nirgends gefunden. Sollte irgendjemand zufällig darüber stolpern, wäre es super, wenn ihr die Quelle hier posten könntet.

Liebe Grüße,
Trillian

Nénuphar · Registrierter Benutzer Beiträge: 13 Ort: Bayreuth

zur Zitatquelle:

Das ist eine Übersetzung, die ich in einem Aphorismenbüchlein namens "Oscariana" habe. Trotz profunder Wildekenntnisse muss ichg allerdings eingestehen, dass ich das englischsprachige Original noch nicht bewusst wahrgenommen hab. Vielleicht hat der Übersetzer den Originaltext etwas entstellt - whoever translates mutilates.

Fröhliche Quellensuche!

Philotas · Neuling Beiträge: 70 Ort: Stuttgart

Es ist wahrscheinlich nicht mehr ganz aktuell mit der Zitatquelle, aber ich denke, wenn andere interessiert sind: Sie stammt aus "Picture of Dorian Gray" aus dem 6. Kapitel und heißt im Original:"A cigarette is the perfect type of a perfect pleasure. It is exquisite, and it leaves one unsatisfied." Ich hoffe, ich konnte behilflich sein.
Ich glaube, die "genussvolle Selbstzerstörung" trifft ganz gut zu, aber erst im weiteren Sinn. Im Grunde geht es ja um den Genuss, der nicht befrriedigt, also dem ästhetischen Genuss nicht unähnlich, der ja nach klassischer (kantischer) Definition "interesselos" ist und darum nicht materiell befriedigt, wie es z.B., wenn man hungrig ist und etwas isst. Der Bekannte Wilde-Aphorismus: "All art is quite useless." trifft das eigentlich auch ganz gut. Vielleicht das als kleiner Denkanstoß für alle, die das weiterverfolgen wollen.
Philotas

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Hat je ein Dasein als es selbst frei darüber entschieden, und wird es je darüber entscheiden können, ob es ins "Dasein" kommen will oder nicht ? Martin Heidegger

Trillian · Registrierter Benutzer Beiträge: 10

Hallo!

Vielen Dank für die Quellenangabe. Bin gerade dabei mein Material zu sichten und endlich mit meiner Zulassungsarbeit zu beginnen, da kam mir die Antwort gerade recht!

Liebe Grüße,
Trillian

Philotas · Neuling Beiträge: 70 Ort: Stuttgart

Noch ein Nachtrag zur "Zigarettentheorie"

: In "The Critic as an Artist" steht fast wörtlich die selbe Bermerkung wie die schon zitierte in "The Picture of Dorian Gray". Dort heißt es:

Zitat: Dorian Gray

A cigarette is the perfect type of a perfect pleasure. It is exquisite, and it leaves one unsatisfied.

Und in "The Critic as an Artist" heißt es folgendermaßen:

Zitat: The Critic as an Artist

There is nothing left for me now but the
divine mono'cronoV ‘hdonh' of another cigarette. Cigarettes have at
least the charm of leaving one unsatisfied.

(das griechische "

Philotas · Neuling Beiträge: 70 Ort: Stuttgart

Kann mir mal jemand sagen, warum meine Signatur auf einmal solche Dimensionen angenommen hat ???

Denn der hat viel gewonnen, der das Leben verstehen kann, ohne zu trauern.
(Friedrich Hölderlin)
Destiny does not send us heralds. She is too wise or too cruel for that.
(natürlich Oscar Wilde)

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