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Wer war Nostradamus wirklich?

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Torsten
Gast
New PostErstellt: 26.10.02, 16:22  Betreff: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

DIE THEMERN:

1. Die Suche nach dem Schlüssel
2. Nostradamus - tötete er seine Familie?
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Liebe Leute,

ich weiß nicht, ob die Zeit reif war, Nossi zu lesen, oder ob sie Nossi reifen ließ.

Auf der Suche nach Erkenntnis und Möglichkeiten, objektiv richtig zu handeln, steckte ich Anfang letzten Jahres in einer ziemlichen Sackgasse. Aufgrund eines früheren Wunsches, mal nicht nur etwas über Nossi zu hören, sondern von Nossi zu lesen, bekam ich zum Geburtstag zwei Nossi-Bücher - deutsche Übersetzungen der Vorworte und Centurien und Interprätationen.

Um nicht mit Details zu langweilen: mein Weltbild hat sich seitdem grundlegend geändert und verloren geglaubte Träume kamen zurück. Ich würde mich als zufriedenen Menschen bezeichnen - ständig nach Neuem strebend und doch wissend, nie zum Ende kommen zu können. Vielleicht lag das nur an zwei Worten Nossis ("zukünftige Ursachen"), wahrscheinlich aber auch daran, daß seine sinnvoll erscheinenden und doch auf den ersten Blick keinen Sinn ergebenden Texte zu Wiederinbetriebnahme der zentralen Informationsverarbeitungseinheit zwischen den Ohren führen.

Ich glaube, die Suche nach dem Schlüssel ist wesentlich wichtiger als dieser selbst. Vielleicht ist es nur ein perfektes Rätsel - von dem noch nicht einmal eindeutig beantwortet werden kann, ob es eine Lösung gibt oder ob diese Unsicherheit die Lösung ist.

Viele Grüße

Torsten



Homepage: http://www.celtic-corner.   


[editiert: 07.08.03, 07:25 von Ray Nolan]
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Ray
Gast
New PostErstellt: 26.10.02, 20:16  Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  weiterempfehlen

Hallo, Torsten,

gutes Statement, gute Definition. Gefällt mir, vor allem der letzte Teil. Doch, das hat was. Und es erklärt, warum wir alle niemals ermüdend auf dem Nossitrip sind und nicht mehr runterkommen möchten...

Ray
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Ray
Gast
New PostErstellt: 30.11.02, 13:59  Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  weiterempfehlen

von AntikBill:

Für mich war Nostradamus auf jeden Fall das größte Genie aller Zeiten und ich glaube, daß einige nach meiner Buchausgabe ihre vorgefasste Meinung über ihn sehr stark ändern müssen und er endlich die Anerkennung bekommt, die ihm für seine Texte zusteht.

Zu meinem Buch (od.bessser Büchern):

Als erstes habe ich mich bemüht, alle Texte nach den frühesten (ersten) Ausgaben, so gut es mir möglich war, wortgetreu zu übersetzen. Das heißt, ich habe mir genauso wie Chomarat oder Ruzo, alle Copien von den einzelnen Bibliotheken in Frankreich, Deutschland und Österreich besorgt und sie übersetzt. Dabei bin ich auf einen Zugang zu den Texten gestoßen, den eben bisher noch keiner gefunden hat. Er hat mit euren Rechenaufgaben nichts zu tun und ist im Grunde so einfach, daß ihn bisher jeder Interpret übersehen hat.

Leider kann ich Dir darüber nicht mehr sagen, weil sonst jeder der die Texte auf seinem Computer hat, das Ganze kopieren würde und damit wäre meine Arbeitszeit verschwendet gewesen. Doch ich hoffe, daß ich das Ganze bis zum Frühjahr fertig habe und der Druck endlich über die Bühne gegangen ist. Es ist schon fast deprimierend, wenn ein Verlag sagt "zu philologisch" und ein anderer "zu wissenschaftlich, das muß erst ein Fachmann prüfen".

Wer ist denn eigentlich ein Fachmann für Nostradamus ?

mfg
Antikbill
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Ray
Gast
New PostErstellt: 30.11.02, 14:00  Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  weiterempfehlen

Von Windelwilli:

Hmm... ein "Fachmann" für Nostradamus?

Das ist in erster Linie ein Philosoph, in zweiter ein Arzt. Das ist eher als eine glückliche Feststellung zu betrachten, nicht aber als Vorwurf.

Will man einer Wesenheit auf die Spur kommen, in diesem Falle dem Wesen des Nostradamus, müssen alle Abbilder dieser Wesenheit, also seine Hinterlassenschaft, miteinander harmonieren.

Wer das erstaunliche Kunststück fertigbringt sämtliche Kochrezepte, Tinkturen, Gesundheitsratschläge, also den Anfang im Horapollon und das Ende in den Propheties auf einen „gesunden“ Nenner zu bringen, dieser wird auch dem eigentlichen Wesen des Nostradamus am nächsten kommen. Anders geht das wohl nicht.

Daß sich Nostradamus mit dem Mysterium des Horapollon beschäftigt hat, bekundet er durch sein eigenes Werk, es existiert, und niemand kann es ihm wegnehmen. Ich behaupte ganz einfach folgendes, Horapollo war nicht für uns, sondern für Nostradamus den Einstieg in die Welt willkürlicher Formulierungen und deren genauso willkürlichen Deutungsspielraum, hier ist der verborgene Faden zu seinem Wesen. Anders gesagt ist das der Anfang dessen, was er uns mit seinem Hauptvermächtnis, den Centurien, noch näherzubringen versuchte, ein Spiegel der eigenen und deshalb willkürlichen Deutung. Ich halte es durchaus für möglich, daß Nostradamus, im Grunde Arzt und nicht Prophet, hier den Keim einer Krankheit sah, die auch nur er zu heilen in der besseren Lage ist, zumindest wenn man ihn als „Mahnmal“ erkennt.

Hier liegt auch seine Genialität begraben, er heilt diejenigen Kranken, deren Krankheit er beschrieben hat........ ein tatsächlich selbstregulierender „Mechanismus“. Solange es die Krankeit gibt, nun, genausolange steckt auch die Chance der Heilung in ihr – der Philosoph im Doktor weiß das, und Nostradamus war sich dessen gottlob bewußt. *ggg*
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Ray
Gast
New PostErstellt: 30.11.02, 14:32  Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  weiterempfehlen

Von Thorsten Witthaupt:

Hallo, mal an die Experten:

Nix genaues erfährt man über die erste Ehe und die beiden Kinder von Nostradamus. Man weiss nur, dass sie (vermutlich während einer Pestepedemie) gestorben sein sollen.

Ich das nicht merkwürdig, dass ausgerechnet ein Pestarzt mit eine Wunderpille aus Rosenblättern und Muskat viele, viele Leben gerettet haben soll, aber der eigenen Familie konnte er nicht helfen? Kennt man die Namen der Frau und der Kinder?
Gibt es Dokumente über deren Tod? Wenn nein - warum wurden die Namen nicht überliefert, wo man selbst Opa und Oma von Nossi kennt?

Ray, Du hast mal irgendwann geschrieben, dass Nostradamus ein geldgeiler Typ war und auf die Mitgift seiner Frauen aus war. Könnte es nicht sein, dass er Frau und Kinder z. B. vergiftet hat? Also wenn man den Nostradamus-Film mal gesehen hat, dann scheint der Mann schon ziemlich ohne Skrupel gewesen zu sein. Vielleicht hat seine Biographie alles nur beschönigt?

Oder gehört sowas eher ins neue Verschwörer-Forum *gg*

Jedenfalls starb der Mann steinreich, hat zahlreiche Almanachs mit haarsträubenden Prophezeiungen rausgebracht und ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass er ein regelrechter Geschäftemacher seiner Zeit war. Und das würde bedeuten, dass er die Leute verscheissert hat und wir uns heute noch über den selbst verzapften Mist die Köpfe zerbrechen. (Dann wäre es auch kein Wunder, wenn niemand einen Schlüssel entdeckt, den es vielleicht nie gegeben hat)!

Ich hoffe, ihr steinigt mich nun nicht. Aber das geht mir schon lange durch den Kopf. Zweifel an seiner Person müssen erlaubt sein, auch in einer Nostradamusgemeinde.

Thorsten Witthaupt
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Ray
Gast
New PostErstellt: 30.11.02, 14:35  Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  weiterempfehlen

Von Verena:

Hallo Torsten,

Deine Verdächtigung klingt zwar nicht gerade freundlich, aber warum sollte man nicht auch einmal darüber diskutieren?

Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass nicht jeder Arzt, der schon einmal einen Krebspatienten geheilt hat, deshalb auch gleich seine Frau retten kann, wenn sie z.B. Brustkrebs bekommt? Würdest du diesem Arzt auch gleich vorwerfen, siene Frau ermordet zu haben, wenn sie daran stirbt?

Heute ist ja Antibiotikum sehr wirkungsvoll gegen die Pest (obwohl ich sonst auch andere Heilmittel vorziehe), aber auch wenn Nostradamus eine vielleicht sehr wirkungsvolle Arznei erfunden hat, muss sie ja nicht 100%ig gewirkt haben. Außerdem kannte er vielleicht, als seine Frau erkrankte, das Heilmittel noch nicht.

Und drittens, wenn er es schon kannte, kann ich mir vorstellen, dass man, wenn man lange "neben einer Gefahr lebt", diese nicht mehr als Gefahr erkennt, weil man ja selbst nicht unter den Folgen leidet, und wie im Fall des Nostradamus zusätzlich noch weiß, wie man diese Gefahr bekämpfen kann. Und die Pest war damals wirklich eine sehr schlimme Krankheit.

Ansonsten ist es natürlich möglich, dass er sie wirklich umgebracht hat, aber ich finde, es würde auch nicht so ganz zu ihm passen. Kannst du dir denn wirklich vorstellen, dass jemand, der der ganzen Menschheit helfen will, ihre Zukunft zu bewältigen, gleichzeitig ein Mörder gewesen sein soll?

Verena
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Ray
Gast
New PostErstellt: 30.11.02, 14:37  Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?  drucken  weiterempfehlen

Da haben wir nun die ganze Nossi-Story:

Julius Cäsar Scaliger tauchte von Italien aus 1526 in Frankreich auf und liess sich 1529 in Agen nieder. Damals war er 45 und heiratete eine blutjunge Frau namens Adriète de Lobéjac (die oft fälschlich als erste Frau von Nostradamus zitiert wird). Scaliger lädt den jungen Nostradamus nach Agen ein - zu dieser Zeit die Hochburg einer religiösen Gruppierung, der Katharer (zu deutsch Ketzer!). Der Geheimbund der Katharer besaß damals angeblich das Original der echten Johannes-Offenbarungen in griechischer Sprache. Man darf vermuten, dass beide Männer da kräftig engagiert waren.

Nun lernt Nostradamus eine ebenfalls sehr junge Frau kennen, deren Name aber in keinem seiner Briefe erwähnt wird, nicht von seinen Söhnen und auch nicht von seinem Vertrauten und Sekretär Chavigny. (Der zuweilen als Henriette d'Encausse zitierte Namen ist durch nichts bewiesen). Belegt ist, dass sie sehr hübsch war und blutjung. Dass sie aus einem wohlhabenden Haus stammte, ihm (Nostradamus) zwei Kinder gebar und sie und die Kinder etwa um 1537/39 (zwei unterschiedliche Quellen) starben.

Der Tod löste einen mehr als heftigen Skandal in Agen aus. Nun könnte man annhemen, dass man ihm, der sich als Pestarzt einen Namen gemacht hatte, übel nahm, dass er zwar andere gerettet hatte, seine Familie aber an der Pest starb. Dagegen spricht, dass die Todesursache in den Lebensbeschreibungen deds Sehers immer nur vermutet wird. Ob seine Frau und die Kinder tatsächlich der Pest erlagen, ist nicht dokumentiert. Wohl aber, dass sich seit inzwischen langjähriger Freund danach von Nostradamus abwandte und gemeinsam mit der Familie der Verstorbenen jungen Frau einen Prozess gegen Nostradamus anstrebte. Um was es in diesem Prozess ging, ist nicht dokumentiert. Man weiß nur, dass Nostradamus ihn verlor (sicherlich nicht wegen „unterlassener Hilfeleistung“) und sich die Schar seiner Patienten danach von ihm abwandte – normalerweise in diesen zeiten ein Signal dafür, dass man seinem Arzt nicht mehr traute...

So wurden auch rasch Stimmen laut, Nostradamus „sei mit dem Teufel“ im Bunde, was ihm eine Vorladung für eine Inquisitionsbefragung einbrachte. Flugs nach dieser Aufforderung, so weiß die Chronik von Agen zu berichten, packte Nostradamus sein Bündel auf einen Maulesel und verließ die Stadt.

Seine Flucht vor den Häschern währte etwa vier Jahre und führte ihn unter anderem im Zickzack kurs aus Frankreich heraus und nach Italien. Dort aber, wo das Stammhaus derer von Della Scala (am Garda-See) lag, die Familie Scaligers, war er auch nicht sicher. Er kehrte schließlich über verschlungene Pfade nun nicht mehr als Michel de Notredame sondern als Michel Nostradamus (eine kluge lateinische Nahmensumkehrung, die aus der Not heraus erforderlich gewesen sein könnte) nach Frankreich zurück, wo dann auch schon bald sein erstes Jahrbuch, eine Art prophetischer Kalender für Bauern und Handwerker, erschien.

Tja, nun haben wir etwas mehr Licht ins Dunkel bringen können, aber ein unbarmherziger „Killer Nostradamus“ hätte sicherlich nicht nur „den Prozess verloren“, sondern den hätten sie direkt eingekerkert. Was man hingegen markant beurkundet findet: Er und Scaliger - jeder auf seine Art - müssen regelrechte Kotzbrocken gewesen sein, recht unbeliebt, immer am Streiten, sehr aufbrausend, dominierend und widersprechend. Dass die beiden Männer früher oder später heftigst aneinander rasseln mussten, war daher unausweichlich und wohl auch absehbar.

Scaliger beschimpfte Nostradamus später in öffentlichen Aufrufen „an das französische Volk“ als „nichtsnutzigen Juden“ und Scharlatan der übelsten Sorte. Er starb 74jährig, drei Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Nostradamus-Centurien (1558) . Bereits acht Jahre später folgte Nostgradamus seinem Erzfeind in die Welt des ewigen Schweigens (1566).

Sein Testament legt seine Natur sicherlich deutlicher offen, als all die beschönigenden Biographien, die später von seinem Sekretär und Cäsar geschrieben wurden: Nostradamus war ein pingeliger Erbsenzähler-Typ, autoritär, überdominant und selbst im Angesicht des Todes (das Testament wurde 16 Tage vor seinem Tod verfasst) noch bestrebt, seinem Ableben und dem Begräbnis etwas düster-Geheimnisvolles zu verleihen. Seine entsprechenden Anweisungen, wie und wo bestimmte Kerzen zu stehen haben, wie dick sie sein müssten, und dass sieben Bettler, je sieben Piaster zu bekommen hätten usw. kehren seinen Hang zur Selbstdarstellung eines „Wissenden“ doch sehr heraus.

Er starb als angesehener, gut situierter Millionär (im heutigen Sinne), aber gewiss nicht, als ein gern gesehener und geschätzter Zeitgenosse...

Ray
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