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Ray
New PostErstellt: 30.11.02, 14:37     Betreff: Re: Wer war Nostradamus wirklich?

Da haben wir nun die ganze Nossi-Story:

Julius Cäsar Scaliger tauchte von Italien aus 1526 in Frankreich auf und liess sich 1529 in Agen nieder. Damals war er 45 und heiratete eine blutjunge Frau namens Adriète de Lobéjac (die oft fälschlich als erste Frau von Nostradamus zitiert wird). Scaliger lädt den jungen Nostradamus nach Agen ein - zu dieser Zeit die Hochburg einer religiösen Gruppierung, der Katharer (zu deutsch Ketzer!). Der Geheimbund der Katharer besaß damals angeblich das Original der echten Johannes-Offenbarungen in griechischer Sprache. Man darf vermuten, dass beide Männer da kräftig engagiert waren.

Nun lernt Nostradamus eine ebenfalls sehr junge Frau kennen, deren Name aber in keinem seiner Briefe erwähnt wird, nicht von seinen Söhnen und auch nicht von seinem Vertrauten und Sekretär Chavigny. (Der zuweilen als Henriette d'Encausse zitierte Namen ist durch nichts bewiesen). Belegt ist, dass sie sehr hübsch war und blutjung. Dass sie aus einem wohlhabenden Haus stammte, ihm (Nostradamus) zwei Kinder gebar und sie und die Kinder etwa um 1537/39 (zwei unterschiedliche Quellen) starben.

Der Tod löste einen mehr als heftigen Skandal in Agen aus. Nun könnte man annhemen, dass man ihm, der sich als Pestarzt einen Namen gemacht hatte, übel nahm, dass er zwar andere gerettet hatte, seine Familie aber an der Pest starb. Dagegen spricht, dass die Todesursache in den Lebensbeschreibungen deds Sehers immer nur vermutet wird. Ob seine Frau und die Kinder tatsächlich der Pest erlagen, ist nicht dokumentiert. Wohl aber, dass sich seit inzwischen langjähriger Freund danach von Nostradamus abwandte und gemeinsam mit der Familie der Verstorbenen jungen Frau einen Prozess gegen Nostradamus anstrebte. Um was es in diesem Prozess ging, ist nicht dokumentiert. Man weiß nur, dass Nostradamus ihn verlor (sicherlich nicht wegen „unterlassener Hilfeleistung“) und sich die Schar seiner Patienten danach von ihm abwandte – normalerweise in diesen zeiten ein Signal dafür, dass man seinem Arzt nicht mehr traute...

So wurden auch rasch Stimmen laut, Nostradamus „sei mit dem Teufel“ im Bunde, was ihm eine Vorladung für eine Inquisitionsbefragung einbrachte. Flugs nach dieser Aufforderung, so weiß die Chronik von Agen zu berichten, packte Nostradamus sein Bündel auf einen Maulesel und verließ die Stadt.

Seine Flucht vor den Häschern währte etwa vier Jahre und führte ihn unter anderem im Zickzack kurs aus Frankreich heraus und nach Italien. Dort aber, wo das Stammhaus derer von Della Scala (am Garda-See) lag, die Familie Scaligers, war er auch nicht sicher. Er kehrte schließlich über verschlungene Pfade nun nicht mehr als Michel de Notredame sondern als Michel Nostradamus (eine kluge lateinische Nahmensumkehrung, die aus der Not heraus erforderlich gewesen sein könnte) nach Frankreich zurück, wo dann auch schon bald sein erstes Jahrbuch, eine Art prophetischer Kalender für Bauern und Handwerker, erschien.

Tja, nun haben wir etwas mehr Licht ins Dunkel bringen können, aber ein unbarmherziger „Killer Nostradamus“ hätte sicherlich nicht nur „den Prozess verloren“, sondern den hätten sie direkt eingekerkert. Was man hingegen markant beurkundet findet: Er und Scaliger - jeder auf seine Art - müssen regelrechte Kotzbrocken gewesen sein, recht unbeliebt, immer am Streiten, sehr aufbrausend, dominierend und widersprechend. Dass die beiden Männer früher oder später heftigst aneinander rasseln mussten, war daher unausweichlich und wohl auch absehbar.

Scaliger beschimpfte Nostradamus später in öffentlichen Aufrufen „an das französische Volk“ als „nichtsnutzigen Juden“ und Scharlatan der übelsten Sorte. Er starb 74jährig, drei Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Nostradamus-Centurien (1558) . Bereits acht Jahre später folgte Nostgradamus seinem Erzfeind in die Welt des ewigen Schweigens (1566).

Sein Testament legt seine Natur sicherlich deutlicher offen, als all die beschönigenden Biographien, die später von seinem Sekretär und Cäsar geschrieben wurden: Nostradamus war ein pingeliger Erbsenzähler-Typ, autoritär, überdominant und selbst im Angesicht des Todes (das Testament wurde 16 Tage vor seinem Tod verfasst) noch bestrebt, seinem Ableben und dem Begräbnis etwas düster-Geheimnisvolles zu verleihen. Seine entsprechenden Anweisungen, wie und wo bestimmte Kerzen zu stehen haben, wie dick sie sein müssten, und dass sieben Bettler, je sieben Piaster zu bekommen hätten usw. kehren seinen Hang zur Selbstdarstellung eines „Wissenden“ doch sehr heraus.

Er starb als angesehener, gut situierter Millionär (im heutigen Sinne), aber gewiss nicht, als ein gern gesehener und geschätzter Zeitgenosse...

Ray
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