HexenZauber

 
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Plüschfussel
Wühlmaus


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New PostErstellt: 23.10.05, 16:45     Betreff: GUILLOTINE, ODER DAS FALLBEIL

Canon EOS 500D SLR-Digit...
GUILLOTINE, ODER DAS FALLBEIL

Die Geschichte dieser Tötungsmaschine geht weit in die Vergangenheit zurück. In Irland wurde schon im Jahre 1307 mit einer so genannten Enthauptungsmaschine hingerichtet. Unter König Eduard dem III wurde die mechanische Enthauptung auch in England eingeführt

1791 war es dann in Frankreich soweit. Dr. Joseph Ignace Guillotin trug seinen Gesetzentwurf vor dem Französischen Parlament vor. "Alle Menschen sollen bei einer Hinrichtung gleich behandelt werden, kein Hängen für die Armen, kein Enthaupten für die Reichen und Adligen und vor allem keine Folter und andere Hinrichtungsarten mehr wie etwa Rädern. Es soll nur noch eine Strafe geben. Das Enthaupten!". Am 3. Mai 1791 wurde der Gesetzentwurf von Dr. Joseph Ignace Guillotin offiziell angenommen.

Die Nationalversammlung beauftragte nun den königlichen Leibarzt Dr. Antoine Louis mit der Erstellung eines Gutachtens. Anfang 1792 beauftragte man für den Bau der ersten Guillotine einen Deutschen, Tobias Schmidt, ein enger Freund von Henri Sanson, "dem Monseigneur von Paris".

Durch die Freundschaft mit Sanson kannte er die Problematik. Bei ersten Versuchen mit lebendigen Tieren funktionierte die Maschine einbandfrei. Jedoch bei der Erprobung mit Leichen blieb das Fallbeil bei manchem starken Nacken immer wieder stecken. Auf Anraten von Henri Sanson wurde das Fallbeil nun abgeschrägt und mit einem zusätzlichen Gewicht versehen. Nun funktionierte sie fehlerfrei.

Am 25. April 1792 war es dann soweit. Die Bevölkerung von Paris war schon Stunden vorher auf dem Platz versammelt, da man schon viel von der neuen Enthauptungsmaschine gehört, aber sie noch keiner gesehen hatte.

Der verurteilte Räuber "Nicolas Jaques Pelletier" stieg auf das Schafott. Doch alle Zuschauer, die auf ein blutrünstiges Spektakel gehofft hatten, wurden bitter enttäuscht. Ehe sie sich versahen, war die Exekution schon vollzogen. Diese Schnelligkeit war ja auch einer der Gründe, weshalb die Guillotine entwickelt wurde.

Von nun an war die Guillotine nicht mehr aus Paris wegzudenken.

Nachdem das erste prominente Opfer auf ihr guillotiniert wurde, nämlich der Bürger Louis Capet auch bekannt unter dem Namen "König Ludwig XVI von Frankreich", kam die Guillotine nicht mehr zur Ruhe.
Die roten Messen
Henri Sanson bekam immer mehr Arbeit zu tun. Und fast alle Berühmtheiten der damaligen Zeit hatten eine Verabredung mit ihm, auf dem Schafott.

Louis Antoine de Saint Jus, ein enger Freund von Robespierre erklärte:" Die Friedhöfe können ruhig überfüllt sein, aber nicht die Gefängnisse."

Am 5. April 1794 betritt Georges-Jacques Danton das Schafott. Als er oben seinen Freund Marie Jean Herault de Sechelles umarmen wollte wurde er von Henri Sanson zurückgerissen, mit der Begründung, daß hier nicht der Ort sei für politische Gesten. Worauf Danton erwiderte: "Sie können aber nicht verhindern, daß sich unsere Köpfe im Korb treffen."

Das letzte berühmte Opfer der Französischen Revolution war Robespierre, der Erfinder des Terrors. Als man Robespierre am 27. Juli 1794 verhaftete wurde er durch einen Schuss am Kinn verletzt. Als er am 28. Juli 1794 das Schafott betrat, riss ihm der Henker den Verband vom Kinn und Robespierre schrie vor Schmerzen laut auf, dies war das letzte, was das Volk von ihm hörte. Danach verschwand die Guillotine vom Platz der Revolution und mit ihr auch die Gewalt. Während der Revolution wurden in den 83 Departements von Frankreich ca. 30.000 Menschen mit der Guillotine hingerichtet.

Als Napoleon Bonaparte an die Macht kam brachten seine Armeen die Guillotine in die anderen Länder Europas.

Am 8. November 1803 wurde in Mainz der 24-jährige Räuber Schinderhannes vor Gericht gestellt und wegen Räuberei und Mordes angeklagt. Während des Verfahrens fragte Schinderhannes den Richter, ob er im Falle seiner Verurteilung gerädert würde? Der Richter erklärte, dass diese Hinrichtung in Frankreich nicht mehr vollzogen werde, und dass er im Falle einer Verurteilung keinen anderen Tod bekommen würde, als den durch die Guillotine. Am 20. November 1803 wurden Schinderhannes und 19 seiner Gefolgsleute zum Tode verurteilt. Noch in der selben Nacht wurde vor den Toren der Stadt die Guillotine aufgebaut. Neben dem Schafott standen auch schon die 20 Särge. Am 21. November wurden die Verurteilten mit einem offenen Wagen zum Richtplatz gefahren. Schinderhannes wurde als erster auf das Schafott geführt, Sekunden später war die Hinrichtung vollzogen. 24 Minuten nach der ersten Hinrichtung waren alle 20 Särge gefüllt.

Öffentliche Hinrichtung in Grenoble, Frankreich 1929

Die letzte öffentliche Hinrichtung in Frankreich fand im Jahre 1939 in Versailles statt. Schon am Abend vor der Exekution strömten die Menschen auf den Platz des Geschehens, um einen möglichst guten Platz zu bekommen, selbst Bäume und Laternen dienten als Platz. Die Zeit des Wartens wurde mit Wein und Jahrmarktsgaukelei verkürzt. Dieses Treiben hörte man bis in die Zelle von Weidmann, dem Verurteilten.

Selbst den Verantwortlichen wurde das zuviel, und so wurden spätere Exekutionen auf den jeweiligen Gefängnishof verlegt.
Am Vortag baut der Henker mit seinen Gehilfen seine Guillotine im Gefängnishof auf. Damit die Guillotine lautlos zusammengebaut werden kann, sind die einzelnen Teile mit Leder und Gummi gepolstert. Früher hörte man den Aufbau der Maschine bis weit über das Gefängnis hinaus, welches eine zusätzliche Folter für den Verurteilten bedeutete. Am Morgen der Hinrichtung geht die Exekutionsgruppe, zu der zwei Wärter, zwei Richter, ein Arzt und ein Priester sowie 2 bis 4 Wärter gehören, vor die Zellentür des Verurteilten. Dann geht der nächste Schritt sehr schnell vonstatten: Die Tür wird aufgesperrt, und die Wärter drängen in die Zelle, dort wird der Verurteilte aus dem Schlaf gerissen und sofort gefesselt. Das Überraschungsmoment ist meist auf der Seite der Wärter, da in Frankreich der zum Tode Verurteilte nicht den Termin seiner Exekution erfährt. Auch wird ihm keinerlei Mitteilung darüber gemacht, ob sein Gnadengesuch vom Präsidenten abgelehnt wurde.
Der Gefängnisdirektor betritt nun die Zelle und verkündet dem Verurteilten: "Die Hinrichtung wird nun vollzogen. Das Gnadengesuch ist abgelehnt worden, seien sie tapfer!" Sodann wird der Verurteilte auf den Hof geführt, was meistens eher ein auf den Hof ziehen als gehen war. Dort wird er auf die Schaukel gelegt, sein Hals im sogenannten Halsbrett fixiert und der Henker löst den Mechanismus der Guillotine aus.

Abschließend verkündet der Henker: "Der Gerechtigkeit ist genüge getan."

Hinrichtung in Frankreich, 1902

Wann tritt der TOD ein?

Diese Frage beschäftigte die Menschen schon seit der Einführung der Guillotine. Es fanden zahlreiche Versuche an den Köpfen der Verurteilten statt. Viele davon sofort nach dem Augenblick der Trennung.

Auch 1803 warteten schon die Ärzte unter dem Schafott auf die Köpfe der Verurteilten. Das erste Versuchsobjekt war der abgetrennte Kopf der Räubers Schinderhannes. Versuche mit Empfindungen und dem Bewusstsein verliefen aber ergebnislos. Das Bewusstsein konnte bei keinem der abgetrennten Köpfe mehr registriert werden. Auch weitere "Galvanische Versuche" brachten keinerlei weitere Ergebnisse.
Versuche an der Guillotine
1880 führte Dr. de Ligniéres einen Versuch an einem abgetrennten Kopf durch, der ihm drei Stunden nach der Hinrichtung übergeben wurde. Er pumpte das Blut eines lebendigen Hundes in den abgetrennten Kopf. Bei diesem Versuch soll sich der Kopf errötet haben, und die Lippen und Augen zuckten für zwei Sekunden. Dabei konnte es sich aber nur um Reflexe der Nerven gehandelt haben, denn nach drei Stunden ist das Gehirn eines Menschen mit Sicherheit tot.

Im Jahr 1905 stand Dr. Beaurieux unter der Guillotine, als der Kopf des Verurteilten Languille durch eine Öffnung im Boden des Schafotts direkt auf die durchtrennte Fläche des Nackens fiel. Dr. Beaurieux schrieb in seinem Bericht : "Die Augen und der Mund von Languille bewegten sich noch krampfhaft. Nach ca. sieben Sekunden hörten sie auf. Daraufhin rief ich ihn mit seinem Namen " Languille!". Die Augen öffneten sich wieder, und er schaute mir direkt in die Augen. Es waren keine leblosen Augen, sondern Augen die lebten und genau wussten, was sie taten. Dann schlossen sie sich wieder, und ich rief nochmals seinen Namen. Wieder öffnete er seine Augen und schaute mich an, nach ca. 10 Sekunden schlossen sie sich wieder. Beim dritten Mal kam keinerlei Reaktion mehr. Ich öffnete seine Augenlieder, doch die Augen waren starr und glasig.

Von der Trennung des Kopfes vom Rumpf bis zum zweiten Schließen der Augen vergingen 30 Sekunden.

Nach dem heutigen Stand der Medizin ist davon auszugehen, dass ein Gehirn in einem abgetrennten Kopf nach ca. zwei Minuten abstirbt.
Bis zu diesem Zeitpunkt kann davon ausgegangen werden, dass das Opfer sich seines Zustandes im klaren war.
Die Vorstellung alles um sich zu sehen, seinen Henker, Zuschauer, seinen abgetrennten Leib, alleine diese Vorstellung ist grauenhaft.

Pannen und Zwischenfälle

Immer wieder versuchten Delinquenten ihren Kopf zurückzuziehen, um so dem Fallbeil zu entgehen. Deshalb hatte bei rabiaten Delinquenten meist einer der Henker die Aufgabe, den Kopf des Verurteilten an den Haaren festzuhalten um so seinen Kopf zu justieren.
Vereinzelnd passierte es aber trotzdem, daß dem Delinquenten der Kieferknochen durchtrennt wurde.

Im Jahr 1940 sauste das Fallbeil auf den Hals eines Delinquenten zu. Doch fünf Zentimeter über dem Hals blieb es stecken. Die Guillotine wurde nicht waagerecht ausgerichtet, so daß das Fallmesser in der Leitschiene verkanntete. Der Delinquent musste beruhigt werden, ehe man die Exekution dann ein zweites Mal erfolgreich vollzog.
Die Guillotine im 20.Jahrhundert

Am Morgen des 15. April 1925 beendete die Guillotine das Leben des Massenmörders Fritz Haarmann. Dieser hatte zwischen 1918 und 1924 mindestens 24 junge Männer im Liebesrausch umgebracht. Als er auf dem Brett der Guillotine festgeschnallt war, verabschiedete er sich mit den Worten:
"Auf Wiedersehen!"

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten zwischen 1936 und 1945 fanden mindestens 30.000 Hinrichtungen auf der Guillotine statt. In dieser Zeit war jedes Gefängnis des Reiches mit einer Guillotine ausgestattet. Im Gefängnis von Berlin Plötzensee wurden während dieser Zeit weit über 3.000 Menschen mit der Guillotine hingerichtet, darunter 250 Frauen.

Der Verurteilte bekam am Abend vor seiner Hinrichtung den Bescheid, dass seine Exekution für den folgenden Tag angesetzt wurde. Es wurde ihm das Recht eingeräumt, mit einem Pfarrer zu sprechen. Am Tage X wurde er abgeholt. Man band seine Hände auf den Rücken. So wurde er in einen Raum geführt, wo ein Richter ihm das Urteil noch einmal vorlas und ihm mitteilte, dass alle seine Gnadengesuche abgelehnt worden waren. Die letzten Worte des Richters lauteten: "Das Urteil wird jetzt vollstreckt." Nun ging alles sehr schnell. Der zu Tode Verurteilte wurde gepackt, zumeist in den Nebenraum gebracht, auf das Brett der Guillotine festgeschnallt und sein Kopf mittels eines Holzkeiles fixiert. Daraufhin sauste das Fallbeil zu Boden. Anschließend wurde die Guillotine mit Wasser gereinigt und war so für die nächste Exekution wieder bereit. In einer einzigen Nacht, am 14. September 1943, wurden 186 Menschen in Plötzensee, Berlin, durch das Fallbeil hingerichtet. Dabei wurde für die einzelne Hinrichtung kaum mehr als 10 Sekunden Zeit beansprucht.

In der Bundesrepublik Deutschland fand die letzte Hinrichtung durch das Fallbeil 1949 statt. Am 12. Mai 1949 wurde Berthold Wehmeyer mit der Guillotine hingerichtet. 12 Tage später wurde die Todesstrafe per Grundgesetz in Deutschland abgeschafft.


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die kampffluse rückt näher!
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und die wühlmaus wühlt und wühlt...



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