Vampirmythos
Die Vorlagen für die heute am meisten verbreitete
Form des Vampirs (in Westeuropa!) stammen ursprünglich aus dem
slawischen Volksglauben. Der Vampirglaube hat sich aus dem Karpatenraum
nach Rumänien (Transsilvanien), Bulgarien und Griechenland verbreitet.
In Deutschland ist er seit 1720 belegt. Goethes Ballade Die Braut von
Korinth benutzt ihn literarisch. Aber fast jede Volksgruppe hat eigene
Vorstellungen von Wiedergängern, Untoten und Unsterblichen. So gibt es
in Südamerika die Vorstellung, dass sich die Vampire in Fledermäuse
verwandeln können. Das ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass es in
Südamerika eine Gruppe von Fledermäusen gibt (Vampirfledermäuse), die
sich ausschliesslich von Blut ernähren.
Das heute verbreitete
Vampirbild geht auf die Vampirhysterien des frühen 18. Jahrhunderts in
Europa zurück. Zuerst von Kirche und Obrigkeit gestützt, später von
ihnen unter Verbot gestellt, gruben die Menschen die Toten wieder aus,
um sich von deren Tod zu überzeugen, um sie dann zu köpfen und zu
pfählen. Die Angst vor Nachzehrern und Nachtalben war nie größer als in
dieser Zeit. Die Menschen steckten sich immer wieder mit den
Krankheitserregern der Toten an, vor allem mit der Pest.
In
anderen Glaubensregionen legten die Menschen Gegenstände in die Särge
der Toten, um zu verhindern, dass eben diese Toten wieder aus ihren
Gräbern stiegen. Dies sollte bewerkstelligt werden, indem sie diese in
ihrem Grab mit Gegenständen „beschäftigten“, so z. B. Fischernetze in
den Gräbern. Die Toten sollten jedes Jahr einen Knoten öffnen, und
damit beschäftigt werden.
Die unterschiedlichen Überlieferungen
des Vampirmythos beschreiben verschiedene besondere Merkmale und
Eigenschaften, anhand derer sich ein Vampir identifizieren lässt.
Derartige Kennzeichen sind bis heute aus verschiedensten Quellen
überliefert worden, die recht unterschiedlich detailliert ausfallen.
Man schätzt, dass von den damaligen Mythen heute nur ein Bruchteil
erhalten geblieben ist, welcher aber dennoch die Beschreibung eines
Vampirs bis zu einem gewissen einheitlichen Grad zulässt.
Demnach
sind Vampire untote Geschöpfe in Menschengestalt, die in ihren
Grabstätten hausen und tagsüber in ihrem Sarg schlafen. Sie zeichnen
sich durch ihr bleiches Äußeres aus und ernähren sich ausschließlich
von Blut. Wohl deswegen besäßen Vampire ein abnormes Gebiss, welches
sich vor allem durch seine spitzen Eckzähne, die als Bisswerkzeuge
genutzt werden, auszeichnen solle. In vielen altertümlichen
Darstellungen ist von zwei, seltener von vier Eckzähnen die Rede. Mit
diesen fügen Vampire ihren Opfern, welche vornehmlich menschlich seien,
eine Bisswunde zu, welche sich zumeist in der Halsgegend an der
Schlagader befinde. Anschließend tränken sie vom Blut ihrer Opfer, um
ihren Blutdurst zu stillen. Von Vampiren Gebissene würden selbst zu
Vampiren. In manchen Sagen hingegen werden auch mehrere Arten von
Vampirbissen dokumentiert. In manchen heißt es, der Vampir könne
entscheiden, ob er sein Opfer in einen Vampir oder einen Ghul, eine Art
Zombie verwandele. Wieder andere Quellen besagen, dass ein Vampiropfer
nur dann zum Vampir werden kann, wenn ein (für damalige Begriffe)
unreines Tier, wie etwa eine Katze, über dessen Leichnam oder offenes
Grab gesprungen ist. Eine weitere Variante besagt, dass das Vampiropfer
erst dann zum Vampir wird, wenn es Blut getrunken hat, dass durch die
Adern des Vampirs geflossen ist.
In vielen Legenden können sich
Vampire in Fledermäuse oder (seltener) in Wölfe verwandeln. In diesen
sind sie sind in der Regel nachtaktiv und zeigen sich nicht am Tage.
Kommen Vampire mit Sonnenlicht in Kontakt, zerfallen sie innerhalb
kürzester Zeit zu Staub (was wahrscheinlich eine Erfindung ist, da
dieser Glaube in keiner bekannten Legende ausdrücklich erwähnt wird,
aber seit dem Film Nosferatu, eine Symphonie des Grauens aus den
1920ern als Fakt angenommen wird). Oft heißt es auch, sie besäßen kein
Spiegelbild. Des Weiteren wird berichtet, dass Vampire nicht in der
Lage sind, fließende Gewässer zu überqueren oder allgemein Angst vor
Wasser haben.
Ein wesentliches Merkmal des Vampirs ist seine
Unsterblichkeit, die – kombiniert mit seiner in der Regel
übermenschlichen Körperkraft – einen großen Teil des Schreckens des
Vampirmythos ausmacht. Jedoch existiert eine Reihe von passiven
Schutzmaßnahmen, von denen einige im 18. Jahrhundert durchaus Anwendung
gefunden haben. Am weitesten verbreitet ist die Legende, dass Vampire
sich vor Knoblauch fürchten, ebenso vor jedweden Darstellungen eines
Kruzifix. Ferner heißt es, könne auch geweihtes Wasser Vampiren Schaden
zufügen. Vor allem Letzteres unterstreicht den dämonischen Charakter
eines Vampirs, der oft im direkten Gegensatz zur heiligen Kirche stand.
Direkte Möglichkeiten, einen Vampir zu vernichten, seien das Köpfen und
vor allem das Pfählen (Schlagen eines Holzpflocks mitten durchs Herz).
In manchen Darstellungen (z. B. den Rollenspielen s. u.) führt das
Pfählen allerdings lediglich zu einer Art Totenstarre, die durch das
Hinausziehen des Pflocks wieder beendet werden kann.
Viele
weitere Details über Vampire sind sehr wenig verbreitet, etwa das
zwanghafte Zählen oder die Praktik, dem Vampiropfer Silbermünzen in den
Mund zu stopfen, um seine Verwandlung in einen Untoten zu verhindern.
In vielen Vampirvorstellungen hat der Vampir auch Diener – wie den Guhl.
Darstellende Kunst
Berühmt
wurde der Vampir erst durch seine romantisierte Darstellung in
Literatur und Film. Der Roman Dracula von Bram Stoker (1897), aber auch
die Erzählung Carmilla von Joseph Sheridan LeFanu (1872) und John
Polidoris The Vampyre, 1819, legten hierzu den Grundstein und gaben dem
gefährlichen Monster Sehnsüchte und Seele. Der Name von Stokers Vampir,
Dracula, wurde zum Inbegriff des Urvampirs. Historisches Vorbild für
Stokers Dracula war der rumänische Fürst Vlad III. Drăculea
auch „Vlad Ţepeş“, (Vlad, der Pfähler) genannt. Seit
Friedrich Murnaus Film Nosferatu sind zahlreiche weitere filmische und
literarische Werke zum Themenkomplex Vampir entstanden, u. a. Nosferatu
– Phantom der Nacht, Roman Polanskis Tanz der Vampire, die Spielfilme
Blade, Underworld, Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles
und die TV-Serien Buffy – Im Bann der Dämonen und Angel – Jäger der
Finsternis sowie die Romane von Anne Rice.
Historisch verwandt mit der Thematik des Vampirs ist der Glaube an Werwesen (auch Lykanthropen genannt).
In
den letzten Jahren wurde eine neue Theorie darüber entwickelt, wie sich
damals im Gebiet des heutigen Transsylvaniens der Vampir-Mythos
herausgebildet hat. Diese Theorie geht davon aus, dass zu dieser Zeit
im entsprechenden Gebiet eine Tollwutepidemie ausbrach. Menschen, die
an Tollwut erkrankt sind, zeigen unter Umständen Symptome und
Verhaltensweisen, die teilweise den Eigenarten bzw. Schwächen der
Vampire ähnlich sind, wie z. B.:
* der Drang, andere Menschen zu beißen,
* der Anblick von Wasser wird als unangenehm, geradezu unerträglich empfunden (Hydrophobie),
* eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber strengen Gerüchen (Knoblauch),
* eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber grellem Licht (der Sonne),
* die Fähigkeit, über den Biss andere Menschen mit der „Vampir-Krankheit“ zu infizieren.
Als
weitere real existierende Krankheit, welche zum Vampirglauben geführt
haben könnte, kann evtl. die Porphyrie angesehen werden.
Die
Vorstellung von Vampiren ist jedoch nicht nur im Balkan verbreitet.
Fast weltweit gibt es Mythen über Vampire und Vampirinnen, z. B.:
* Asanbosam (Ghana, Togo, Côte d'Ivoire)
* Aswang (Philippinen)
* Baobhan-Sith (Schottland)
* die Lamien (Griechenland, schon seit der Antike)
* Wrukolakas (ebenfalls Griechenland)
* Chiang-Shih China
„Reale“ Vampyre
„Reale“
Vampyre tauchen dennoch immer wieder in der Geschichte der Welt auf.
Ein Gerücht darüber handelt von dem Buch Noctemeron, welches eine wahre
Aufzeichnung von Vampiren sein soll. Weiterhin sind unter dem Begriff
Real Vampires, Vampyre oder Moderne Vampire eine Gruppe von (meist
Jugendlichen) zusammengefasst, die dem (vermuteten) Lebensstil eines
Vampires huldigen – zumeist in Kleidung, Auftreten, falschen Zähnen,
etc. – allerdings auch mit Extremen wie dem Trinken von Blut. Die Szene
sollte nicht mit dem Satanismus verwechselt werden, obgleich sich auch
Überschneidungen finden. Sehr häufig werden die Anhänger dieser Szene
auch mit den sog. Goths gleichgesetzt, was gelegentlich auch richtig
sein mag, aber nicht die Regel ist.
Der Mythos des Vampirismus
geht natürlich auch auf den Aberglauben zurück, dass das Trinken von
Blut, als Essenz des Lebens, ebenfalls lebenspendend sei. Sehr bekannt
ist in diesem Zusammenhang die als „Blutgräfin“ berüchtigte Erzsébet
Báthory (Elisabeth Bathory) aus ungarischer Adelsfamilie, welche nach
dem Tod ihres Ehemannes im Blut von über sechshundert durch Versprechen
auf ihr Schloss gelockter jungfräulicher Dienstmädchen gebadet haben
soll, um sich jung zu halten. Diese Tätigkeiten wurden jedoch nie
belegt oder bewiesen.
Psychiatrie
Psychiatrisch kann
man einen Menschen, dem Blut als Fetisch zur Steigerung sexueller Lust
verhilft, auch als Vampir bezeichnen (Vampirismus als Paraphilie).
Hypothese zum Ursprung des Mythos
Der
Neurologe Juan Gomez-Alonso stellte die Hypothese auf, dass eine
Infektion durch Tollwut die Vorlage für die Idee eines Vampires sei. So
wie Vampire immer dargestellt werden, bewegen sich auch Tollwutkranke
sehr hölzern, außerdem sind sie sexuell übermäßig aktiv und sogar so
aggressiv, dass sie häufig um sich beißen. Des weiteren werden sie oft
von Muskelkrämpfen befallen, unter denen sie sich auf die Zunge beißen,
so dass ihnen Blut aus dem Mund rinnt. Gomez-Alonso stellte weitere
Parallelen fest, so werden Tollwutopfer unter Einfluss der Viren
außerordentlich licht- und geruchsempfindlich.
Seine Hypothese
wird auch von einer Tollwutepidemie untermauert, die im 16. Jahrhundert
im Balkan zu der Zeit wütete, als die Legende des Vampirismus aufkam.
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Leben in des Mondesschein...
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