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Autor Beitrag
juljabulja
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New PostErstellt: 10.10.12, 18:10     Betreff: Unsure

Die Frau am Tor
Story:
Kap. 1


"So Männer! Auf ins Paradies!"

Die Schlange der Games Con in Akihabara wurde nach langen zwei Stunden Wartezeit in eisiger Winterkälte endlich kleiner und die vier Freunde konnten das riesige Gebäude betreten.
Unter der Kuppel wimmelte es nur von Gamesfreaks, Nerds mit sorgfältig vorbereiteten Autogrammkarten, Cosplayern in den ausgefallensten Kostümen ihrer Helden, den süßen Girls in Kostümen mit allmöglichen kostenlosen Schnick- Schnack, das sie dir versuchten anzudrehen und natürlich ganz viel Elektronik und Spiele, worauf man sich am liebsten sofort gleichzeitig stürzen würde.
An jeder Ecke war ein Spielstand aufgebaut mit Games, die es noch gar nicht auf dem Markt gab. Eine Augenweide für alle Spielsüchtigen und solche die es werden wollten.
So weit das Auge schauen konnte!
Wirklich, das musste einfach das Paradies sein!
Sorata, Takaya, Shiro und Yuki waren zusammen in einer Klasse der Unoki High School und teilten die elektronische Leidenschaft.
Ein halbes Jahr hatten sie auf diese Monster- Ultra- Con gewartet und endlich war es soweit! Sie waren da und ihre Hände zuckten schon wie auf Spielentzug.

Wo sollten sie beginnen?
Shiro rückte seine überdimensional große Brille zurecht und fühlte sich sofort wie zu Hause.
Er war definitiv der typische Nerd- Typ, mit dem Voll-rundum-Paket: seine dicke Hornbrille, zur Seite gekämmtes schwarzes Haar, bleiches Gesicht, nicht zu vergessen eine super schicke Hochwasserhose und ein weißes Hemd, was er in die Hose gestopft hatte, um es möglichs freaky aussehen zu lassen.
Früher machten die Drei sich immer über seine Outfits lustig, doch seitdem er mit seiner heißen europäischen Freundin, die locker mit Megan Fox mithalten konnte, zusammen gekommen ist, hielten sie sich zurück.
Vielleicht standen Mädels mit scharfen Kurven, vollen Lippen und sexy Stimme genau auf solche Nerds wie Shiro!

Takayas Augen funkelten auf, als er den neuen Ego-Shooter "kidou senshi gundam" bemerkte. Doch die Menge an Leuten, die sich davor stapelten, ließ sein Lächeln in null komma nix wieder verschwinden. Doch wer wird schon aufgeben!
"Dort hin, Freunde aller Shooter und Baller Games! "Kidou senshi gundam" wartet schon sehnsüchtig auf uns!"
Zielsicher steuerte der 19- jährige zu dem Stand und seine Kumpels trottelten hinterher wie hypnotsierte Zombies. Für einen Japaner war Takaya ziemlich groß, ihn konnte man nicht so schnell in einer Menge übersehen, sie brauchten sich also nur ihn zu orientieren und sie würden sich nicht verlieren.
Sorata schaute ungeduldig auf seine Uhr.
"Das wird dauern... " seufzte er auf, er war immer so ungeduldig.
"Sei keine Memme! Das ist definitiv der coolste Stand von allen, ist doch klar, dass sich hier viele anstellen!" Takaya klopfte ihn auf die Schulter und grinste.
"Schau dich doch hier einbisschen um, wenn du schon nix zu tun hast. Hier laufen jede Menge sexy Mädels rum! Siehst du die da drüben? "
Sorata blickte zur Seite und schnaubte.
"Ja, besonders die Drei im Neon Genesis Cos!" Er nickte zu den drei Mädels gegenüber und sofort verstummte Takaya, als er drei guternährte Europäerinnen in knatschengen Latexkostümen sah. Ein paar mal musste er blinzeln, um es zu realisieren.
"Wow! Wie haben die sich denn da reingezwengt? Respekt!"
Die vier Freunde lachten und machten Witze über die Mädchen, die nichts ahnend in ihrer Karte schauten und den halben Flur versperrten.
Die Besucher quetschten sich durch den engen Durchgang und schwitzten vor Anstrengung beim krampfhaften Versuch nicht einen Millimeter von den Mädchen mit Ellbogen zu berühren, so als wären sie hochexplosiv.

Takayas Augen blieben plötzlich an einem Mädchen in der Nähe des Eingangs kleben, währen die anderen noch fleißig weiter scherzten und sich vor Lachen fast in die Hose machten.
Das junge Mädchen trug ein Katzenkostüm in schwarz mit weißen Ohren und weißen Pfoten-Handschuhen. Das schulterlange Haar war zu einem Zopf hochgebunden, ihre Augen waren dunkel geschminkt und ihre Lippen leuchteten in einem Feuerrot.
°Sehr sexy...° dachte sich Takaya und beobachtete sie mit verschränkten Armen.

Über die Schulter an ihrer Hüfte hatte sie eine Umhängetasche mit irgendwelchen bunten, kitschigen Prospekten, die sie an die Besucher verteilte und dabei ihnen freundlich in die Richtung eines Cafés zeigte, für das die Prospekte mit Sicherheit warben. Neben ihr waren noch zwei andere solcher Katzen- Mädchen, doch irgendwie hatte dieses eine Mädchen etwas Besonderes an sich.
Takaya musste schmunzeln, als ihr ein paar dieser Prospekte aus den Pfoten flatterten und sie vergeblich versuchte sie vom Boden zu kratzen.
Wie auf Kommando erschien ein freundlicher Gentleman- Gamer und half ihr. Als hätte er ihr Leben gerettet, verbeugte sie sich mindestens 10 mal als Dankeschön und ihr Gegenüber lief rot an.
Dann verschwand er wieder so schnell wie er gekommen war.
"Hey! Schaut mal!"
Takaya schubste Sorata mit dem Ellbogen und alle Drei folgten neugierig seinem Blick.
"Seht ihr das eine Mädchen im Katzenkostüm? Dort drüben, nicht weit vom Eingang!" Er zeigte in die Richtung und die Jungs durchforsteten sofort den ganzen Saal.
"War ja klar!" schnaubte Yuki und gab Takaya einen kleinen Schlag auf den Kopf.
"Immer das gleiche mit dir! Wir sind hier zum Zocken da und nicht zum Mädels anmachen!" Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, fielen ihm Sorata und Shiro ins Wort. Die Beiden waren um einiges mehr an Takayas Beute interessiert.
"Ja... die gibt was her. Süße Frisur, knackiger Hintern und große Oberweite. Nicht schlecht, nicht schlecht!"
Takaya runzelte die Stirn.
"Nein, die meine ich gar nicht."
Die Beiden warfen ihm einen verwunderten Blick zu.
"Nicht die Brünette in der Mitte?"
Sofort schüttelte Takaya den Kopf. "Die ganz links, die Schlanke mit den hochgebundenen schwarzen Haaren und den roten Lippen."

"Waaas?"
Sorata musste wieder lachen, doch Takaya verstand nicht was der Grund dafür war und verlangte eine plausible Erklärung.
"Naja... ich finde sie viel zu dünn, ist ja nur Haut und Knochen- überhaupt keine Oberweite."
"Ja, das stimmt, viel hat sie nicht." überlegte Takaya laut. "Aber vielleicht ist es auch nur, weil das Kostüm drückt oder so... ach was weiß ich! Ich finde sie trotzdem süß."
Sorata musste noch lauter lachen und auch Shiro konnte sein Grinsen nicht mehr unterdrücken.
"Süß? Hast du gerade "süß" gesagt?" Sorata fühlte mit der Hand an Takayas Stirn, ob er nicht vielleicht Fieber hatte.
Dieser schob seine Hand sofort wieder weg und meckerte: "Tut jetzt nicht so, als wäre es was besonderes, dass ich ein Mädchen süß finde! Ich werde mir ihre Nummer holen!"
Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, stürzte er sich schon in die Menge, durch den Gang zu dem Platz, wo die drei Katzen- Mädchen standen.

Das Lachen der beiden Jungs konnte er förmlich im Nacken spüren und fluchte leise vor sich hin.
"Die werden sich noch wundern..." murmelte er finster und folgte schnurstraks seinem Ziel.
Er zupfte sein Shirt zurecht und strich sich die dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
°Sie wird mir auf jeden Fall die Nummer geben, so schüchtern wie sie zu sein scheint, wird sie sich über alle Ohren freuen, von einem Typen wie mir nach ihrer Handynummer angesprochen zu werden.°

Takaya war ganz schön eitel und die beste Bestätigung seiner selbst, bekam er dann, wenn ein ihm ein Mädchen mit funkelnden Augen ihre Nummer gab, wenn sie bei einem Kuss nervös wurde, oder aber ohne Hemmung nach einer Party ein Love Hotel mit ihm ansteuerte.
Eingebildete Mädchen, die die kühle und abweisende Prinzessin spielten, ließ er schnell links liegen. Er hatte keine Lust den Prinzen auf dem weißen Pferd zu spielen, der um seine Prinzessin kämpfen muss.
Wenn nicht sie- dann eben die Nächste.
So war sein Motto und eigentlich hatte es auch bis jetzt immer ganz gut geklappt. Meistens kamen sie dann sogar selbst an, was Takaya sehr amüsant fand.

"Guten Tag! Das Cafe "Neko" ist sofort hinter dem 7. Spielstand, besuchen Sie uns! Wir würden uns freuen!"
Das Mädchen verbeugte sich vor den Gästen, die sofort ihre Nasen in das Prospekt stupsten und weiter gingen.
Endlich konnte Takaya sie ansprechen.
Wie in Trance streckte sie auch ihm einen Prospekt hin und ratterte den gleichen Satz wie zuvor den anderen Gästen runter. Er beobachtete sie, wie sie sich vor ihm verbeugte und lächelte.
°Sie schaut mich ja gar nicht an...°
Doch schließlich bemerkte sie, dass ihr Gegenüber das Prospekt gar nicht an sich genommen hatte, sondern nur dastand und sie mit einem Lächeln anstarrte. Wie in der Bewegung eingefroren, hatte das Katzen- Mädchen ihnen Arm immer noch ausgestreckt und blickte verwundert in Takayas braune Augen.
°Was für ein schönes Gesicht!° dachte sich dieser und war sich nun noch sicherer ihre Nummer haben zu wollen.
Sie schauten sich gegenseitig an und keiner sagte auch nur ein Wort, als Takaya plötzlich doch das Prospekt aus ihrer Hand nahm. Langsam faltete er es auf und schaute kurz rein.
"Arbeitest du in diesem Cafe?" fragte er ohne sie anzusehen.
Das Mädchen erwachte aus der Trance und schüttelte kräftig den Kopf.
Ihre Wangen glühten auf und sie hoffte so sehr, dass sie sich nicht all zu rot färbten.
°Wie peinlich...° biss sie sich auf die Lippen und tat so, als würde sie in der Umhängetasche nach etwas suchen.
"Dann gehe ich da auch nicht hin!" Takaya streckte ihr wieder das Prospekt hin.

"Wie heißt du?" Takaya fühlte, dass sie nervös wurde und musste grinsen.
°Sie ist echt sehr süß, auch mit kleiner Oberweite. Tsss, ist ja nicht so, dass ich nur auf große Oberweiten stehe! Ich bin doch kein pubertierender 16-Jähriger mehr!°
Sie zögerte kurz, bevor sie antwortete.
"Ähm... ich heiße Yuto. Ich meine Yuri!!!" schoss der letzte Satz aus ihrem Mund.
Sie musste wirklich sehr aufgeregt sein, dass sie zuerst einen Jungennamen genannt hatte, dachte sich Takaya und war sich schon ziemlich sicher, dass sie keinen Freund hatte und dass er gleich ohne große Mühe ihre Nummer bekommen würde.
Yuri schaute sich um und war erleichtert, dass ihre Katzen- Kolleginnen in Gespräche vertieft waren und sie nicht beachteten.
"Hör mal Yuri, wann hast du denn heute Feierabend? Sollen wir zusammen was trinken gehen?" Das Mädchen musste den Blick auf den Boden richten und schüttelte wieder den Kopf.
"Nein, ich danke Ihnen sehr, aber ich lehne ab." antwortete sie unerwartet schnell.
Takaya schaute sie verdutzt an. Hatte sie ihn gerade gesiezt? Und hatte sie eben wirklich "nein" gesagt?
"Hast du etwa schon einen Freund?" hackte er nach. Vielleicht war das „nein“ ja aus diesem Grund.
Plötzlich blickte sie ihn direkt in die Augen und Takaya musste zweimal hinsehen.
Ihre Kulleraugen leuchteten in einem hellen Grün, solch eine Augenfarbe hatte er bis jetzt noch nie gesehen. Ein helles Grün, wie es nur heiße, weibliche amerikanische Schauspieler hatten (das war zumindestens ein Vorurteil von Takaya).
"Nein habe ich nicht... aber ich wüsste auch nicht warum Sie das überhaupt interessieren sollte!" Ihre Stimme wurde lauter und der Satz klang in Takayas Ohren wie ein schreckliches Geräusch.
Sollte das etwa eine Abfuhr sein?

°Aber zu mindestens hat sie keinen Freund. Noch einen Versuche wage ich!°
"Warum mich das interessiert?" Er ging einen kleinen Schritt auf sie zu und ihre Augen wurden automatisch größer. Als ob sie sich schützen wollte, nahm sie die Arme vor die Brust und tapste einen kleinen Schritt rückwärts, um der Nähe des Unbekannten auszuweichen.
"Drei mal darfst du raten, warum mich das interessiert. Na, weil du mir gefällst!" Takaya ließ den Blick durch die Halle schweifen, so als hätte er nichts gesagt.
Das Mädchen wurde wieder nervös.
°Weil ich ihm gefalle? Oh nein! Was soll ich denn jetzt tun? Ich Dummkopf hätte direkt sagen sollen, dass ich vergeben bin! Ich bin ja so blöd, jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Das mich auch so ein Typ hier ansprechen muss!
Was will er denn überhaupt von mir? Ich sehe doch total lächerlich aus in diesem hautengem Kostüm!°
Sie musterte sich.
°Die schwarze Farbe und der Kragen versteckt alles sehr gut... Doch trotzdem muss man es doch erkennen..!°
"Na, was ist?" brach Takayas tiefe Stimme das Schweigen.
"Dann gib mir wenigstens deine Nummer, dann können wir uns einander Mal treffen. Ich möchte dich auf jeden Fall wieder sehen!" Seine Stimme klang nun fordernd.
Das Mädchen holte tief Luft und krallte sich in die Prospekte, die sie in der Hand hielt.
"Nein, ich werde Ihnen meine Nummer nicht geben. Außerdem will ich Sie auch nicht wiedersehen! Fragen Sie mich bitte nichts mehr!" Die Worte sprudelten aus ihr raus, wie ein Wasserfall und Takaya konnte seinen Ohren nicht glauben.
Das war eine ziemlich deutliche Abfuhr!
Er warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. °Was bildet sie sich denn überhaupt ein?°
"Nagut..." flüsterte er wütend.
"Wenn du die abweisende Prinzessin spielen willst, bitte! Nur zu! Dann frage ich eben deine Katzen- Freundin direkt neben dir!"
"Machen Sie was Sie wollen!" fauchte das Mädchen zurück und löste in Takaya eine Wutlawine aus.
"Also gut!" fluchte er laut und stellte sich an die Schlange bei dem anderen Mädchen an. Es war die Brünette von der Sorata gesprochen hatte.
Takaya schaute wütend zu seinen Kumpels rüber, die ihn aus der Ferne mit fragenden Gesichtern anstarrten.

°Die Brünette tuts auch... denkt sie sie wär das einzige hübsche Mädchen hier?°
Als er mit dem Mädchen neben Yuri flirtete, versuchte er möglichst laut zu reden, sodass diese eingebildete Katze das auch schön mitbekam. Immer wieder schaute er zu ihr rüber, doch sie schien die Situation total kalt zulassen. Sie plauderte fröhlich mit zwei Cosplay Mädchen und verteilte fleißig weiter die kleinen Prospekte, an alle die vorbei schlenderten.

Demonstrativ ging Takaya an ihr vorbei und zeigte sein Handy in ihre Richtung, als Geste, dass er die Nummer von dem Mädchen neben ihr bekommen hatte.
"Tss!" stolz drehte sie ihm den Rücken zu und erneut hätte Takaya vor Wut platzen können.


Natürlich löcherten die Jungs ihn mit ihren Fragen, als er wieder zurückkam. Und genauso selbstverständlich war es für ihn über das erste Mädchen zu lästern, von wegen man hätte es sich dann doch anders überlegt, als man sie von Nahem gesehen hat und welch hässliche Zähne sie hatte und wie flach sie doch war. Und Bla bla bla.

Komisch nur, sein Blick suchte trotzdem die ganze Zeit dieses Mädchen, als sie warteten und auch als sie zu den anderen Ständen gingen. Warum musste ausgerechnet sie denn eine von den abweisenden, eingebildeten Prinzessinnen sein?
°Verdammt, diese Göre!° reagierte sich Takaya an den Tasten der Play Station 3 seine Wut ab.


Der Tag ging schnell vorbei und es wurde dunkel draußen. Die Besucher machten sich auf den Rückweg und die Hände brannten allen regelrecht von dem vielen Draufhauen auf den Knöfpen und Tasten der Spielkonsolen.
Auch die vier Jungs machten sich langsam in Richtung Ausgang.
Sie plauderten über die coolsten Stände und die verrücktesten Games, die sie heute gezockt hatten. Auch ihre Finger waren wie aus Stein und konnten sich kaum bewegen, die Augen waren von den vielen Bildschirmen und den grellen Farben am tränen. Doch sie waren voll und ganz zufrieden.
Die Games- Con dieses Jahr hatte einfach alle anderen Cos, die sie ab und zu zusammen besuchten, mehr als übertroffen. Zehn Stunden zocken, ballern und schießen- was wollte ein Mann mehr, um glücklich zu sein?
Naja...

Takaya wüsste da aber noch etwas.
Von weitem sah er wieder das Katzenmädchen von heute Morgen in der Nähe vom Ausgang.
Sie stand an eine Säule gelehnt, biss genüsslich in einen Big Mac und redete mit einem jungen Mann im Motorradanzug, der seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte. Sie lachten und er biss etwas von ihrem Burger ab. Als wäre es das normalste der Welt- als wären sie ein Paar.
Aber sie hatte doch gesagt, sie hätte keinen Freund! Oder war es vielleicht ihr Bruder?
Takayas Schritte wurden langsamer.
"Geht schon mal raus. Ich geh noch kurz auf Klo. Wartet einfach draußen auf mich."
schubste er die Freunde vor sich her, die anfingen zu grinsen.
"Auf Klo! Na klaaaaar!" schnaubten sie.
"Und dabei hast du gesagt, sie hätte hässliche Zähne!"

Erwischt! Sie hatten das Mädchen auch bemerkt und wussten instinktiv, dass Takaya nicht die Toilette ansteuerte, sondern in ihre Richtung gehen würde.
"Ach geht doch einfach!" fauchte Takaya und blieb stehen.
"Romeo- oh Romeo! Warum bist du nicht bei mir? - Au!" Sorata flüchtete sofort, als er Takayas wütend blitzenden Blick und seine Faust sah, die ihm gerade eben eine dicke und schmerzhafte Kopfnuss verpasst hatte.

Die Freunde ließen ihn endlich allein und sein Blick wanderte zurück zu Yuri.
Der Typ von eben, mit dem sie sich unterhalten und zusammen gegessen hatte war weg und nun stand sie ganz allein an den großen Plakaten und betrachtete diese nachdenklich.
°Ganz schön schlank, hmm und sexy lange Beine hat sie auch...° musste sich Takaya eingestehen, als er sie von hinten sah.
°Ein wenig zu breite Schultern für solch ein zierliches Mädchen, aber naja...°
Er ging auf sie zu und musste den Passanten, die nach draußen stürmten und laut rumgackerten, ausweichen.
Sie war einen ganzen Kopf kleiner als Takaya, doch immer noch recht groß für eine Japanerin. Ihr pechschwarzes Haar glänzte im Licht der Abendsonne. Die Hände hatte sie am Rücken verschränkt und wippte auf und ab, während sie die Plakate mit Aktionfiguren aus einen neuen Game musterte.
Sie lächelte und Takaya war sofort hin und weg von ihrem Lächeln.
°Sie sieht so süß aus- das kann doch nicht sein, dass sie mir ihre Nummer nicht geben will! Das akzeptiere ich nicht!°

Plötzlich zuckte das Mädchen auf, als sie Takayas Arm um ihre Schulter spürte.
Die hell grünen Augen starrten ihn fragend an, doch Takayas Blick war auf die Plakate vor ihnen gerichtet.
Er schwieg und drückte sie ein klein wenig mehr an sich, als sie versuchte einen Schritt zur Seite zu gehen und sich so aus seiner Umarmung zu befreien.
°Er ist ganz schön stark...° runzelte Yuri die Stirn.
°Ich muss aber trotzdem hier weg.°
Wie zuvor auch legte sie wieder ihre Arme schützend vor die Brust.
°Denkt sie etwa ich würde sie dort anfassen? Na so was! Doch nicht sofort!°
"Warum bist du denn zu mir nicht so nett wie zu dem Typen von vorhin? War das dein Freund?"
Kaum hatte sie sich versehen, schon landete sie komplett in seinen Armen. Sanft drückte er sie an sich und schaute ihr direkt in die Augen.
Yuri Herz hämmerte gegen ihre Brust- gut dass ihre Arme davor waren, so konnte wenigstens ihr Gegenüber nichts davon merken.
Besser gesagt, hoffte sie zu mindestens.
Doch ganz im Gegenteil: Takaya fühlte jeden einzelnen Herzschlag und freute sich mit jeder Sekunde mehr und mehr- er hatte es geschafft sie aus der Fassung zu bringen.
"Na, bekomme ich heute noch eine Antwort?" Das Mädchen schwieg und stand wie angewurzelt da.
Schließlich stemmte sie ihre Hände gegen Takayas Brust und schob ihn von sich weg.
"Lassen Sie mich bitte los..."
Er versuchte sie nicht gegen ihren Willen festzuhalten und gab nach. Vorsichtig tapste sie einen kleinen Schritt nach hinten und holte tief Luft.
"Nein, - das, das war nicht mein Freund, ich habe Ihnen doch gesagt ich- ich habe keinen Freund." stotterte sie und starrte dem Fremden immer noch wie gebannt in die Augen.
"Sehr gut!" grinste Takaya und wollte ihr gerade einen Schritt näher kommen, als sie eine deutlich Geste machte und in abbremste.
"Ich will und brauche auch keinen!" sagte sie laut und streckte den Arm in seine Richtung aus. Takaya hob seine Hände hoch, um zu zeigen, dass er sie nicht anfassen werde.
Eigentlich hätte er nach seinen Prinzipien schon längst aufgeben müssen. So ein stures Mädchen hatte er wirklich noch nie getroffen! Oder war sie vielleicht einfach nur dermaßen schüchtern, dass sie sich einfach nicht traute ihm ihre Nummer zu geben?
Da fiel ihm was ein: bei schüchternen Mädchen muss Kitsch und Romantik her! Damit würde das mit Sicherheit gehen! Drauf wird sie reinfallen!
°Aber was kann ich denn nur kitschiges sagen? Hmmm...°
Takaya überlegte nur einen Bruchteil einer Sekunde lang und schnappte sich dann sofort die kleine Hand des Mädchens.
Sie schreckte auf, doch im nächsten Moment war sie wie verzaubert.
Hoffte zu mindestens Takaya, dass er ihren Gesichtsausdruck richtig deutete.

Er hielt ihre Hand in seiner eigenen und fuhr mit dem Finger eine Linie auf ihrer Handfläche nach.
"Siehst du diese Linie hier? Schau sie dir genau an." Das Mädchen musste schmunzeln.
"Das ist die Lebenslinie. Was genau soll ich denn da sehen?"
"Tsch!"
Sofort wurde sie wieder leise.
"Und jetzt schau meine Hand an." Er drehte seine Hand um, doch ließ ihre nicht los. Das Katzen- Mädchen machte große Augen und fragte sich ernsthaft, was sie dort sehen sollte. Ganz vorsichtig bückte sich Takaya ein klein bisschen zu ihr runter, schreckte aber direkt wieder hoch, als sie ihm einen genervten Blick zuwarf.
"Und? Ich verstehe nicht, was Sie meinen!"
"Also echt, bist du etwa blind?" schnaubte er. "Die sehen gleich aus! Und weißt du, was das heißt?"
Stirnrunzeln und ein lautes Seufzen waren die Antwort von Yuri.
"Wir wären das perfekte Paar! Du und ich."
Takaya war stolz auf diese Idee- kitschiger und romantischer ging es doch gar nicht! Sie muss einfach darauf reinfallen!
Doch was im nächsten Moment kam, zerstörte seine Hochmut auf einen Schlag.
Das Mädchen lachte laut auf.
"So ein Quatsch!!! Die sieht doch bei allen gleich aus!" Ihr Lachen war zwar schön, doch fühlte sich in dem Moment wie tausend scharfe Dolche an, die sich schmerzhaft in die Brust rammten.
"Das stimmt nicht! Schau doch mal ganz genau hin!" befahl er und freute sich innerlich, dass sie erneut den Blick senkte und sich schweigend seiner Hand widmete.
°Was? Wo denn? Was erzählt er denn für einen Quatsch, die Linie sieht- °

Plötzlich froren ihre Gedanken in ihrem Kopf ein und auch ihr Körper verkrampfte sich.
Ihre Wange fing an zu glühen- genau dort, wo dieser Fremde sie gerade eben geküsst hatte!
Langsam hob sie ihr Gesicht und ihr Blick bohrte sich in den Unbekannten vor ihr.
°H- Hatte er- mich wirklich gerade auf- auf die Wange geküsst?°
Takaya erschreckte etwas vor ihrem Gesichtsausdruck.
Es verfinsterte sich schlagartig , sie sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen und gleichzeitig einen Herzinfarkt erlitten.
°Echt gruselig...° dachte er sich.
Keiner der Beiden bewegte sich auch nur einen Zentimeter.
°Das- das... er hat... nein... das...°
Die Gedanken flogen durcheinander in Yuri Kopf und die Hände begannen zu zittern.
°Ich muss etwas unternehmen! Jetzt! Sonst erfährt er es und dann wird es peinlich!°
Takaya beobachtete die seltsamen Gesichtsausdrücke des Mädchens und merkte wie sie sich verkrampfte.
°Also wenn ein Kuss auf die Wange bei ihr so etwas auslöst, was passiert dann beim Sex mit ihr?°
Kaum fing er an sich vorzustellen, wie es wohl mit ihr wäre, als ihn ein lauter Schrei aus der Trance riss.
"Hiiiiiilfeee! Ein Perverser! Schnell! Helfen Sie mir!" Das Mädchen schrie aus allen Kräften und er konnte seinen Ohren einfach nicht glauben.
Die Leute drehten sich nach den Beiden um. °Was sollte das werden?°
"Hör auf! Was machst du? Halt sofort die Klappe!" Ohne zu überlegen versuchte er mit seiner Hand ihren Mund zu zuhalten, doch sie wurde immer lauter und schrie, als würde er sie umbringen wollen.
"Scheiße!"
Takaya wurde wütend, als das Mädchen auch noch zu zappeln anfing, um die Dramatik noch mehr hochzuschrauben. Von Weitem muss es wirklich so aussehen, als ob er ein Perverser wäre.
Plötzlich fühlte er, wie drei Männer ihn weg von dem Mädchen, unsanft nach hinten zogen und auf den Boden schmissen.
Yuri stolperte nach hinten und knallte gegen die Plakatwand. Sie war total außer Atem und starrte Takaya mit ängstlichen Augen an. Dieser lag auf dem Boden und versuchte sich aus den Griffen ihrer vermeintlicher Retter zu befreien.
„Verdammt, haut ab von mir! Die Göre hat alles vorgetäuscht! Diese Schlampe!“
Seine Stimme bebte vor Wut und seine Augen blitzten, als wäre er wirklich bereit jemanden zu töten.
Das Mädchen wartete nicht ab, bis er vom Boden aufstand, sie ergriff sofort die Flucht durch die Menschenmenge, die sich um das Scenario angesammelt hatte.
Takayas Freunde waren auch wieder rein gelaufen, als sie die Schreie hörten.

Sie sagten kein einziges Wort, als sich die Lage endlich wieder beruhigt hatte und sie endlich ungestört gehen konnten. Als sie wieder zusammen aus dem Gebäude gingen, konnten sie nur mit Mühe Takayas Schritttempo bis zu seinem Auto zu halten.


„Puh...“ Das Katzen- Mädchen sank auf dem Boden der kleinen Imbissbude im Gebäude. Als sie die Vier aus dem Fenster weggehen sah, konnte sie sich endlich entspannt zurücklehnen. Sie legte ihr Gesicht in die Hände und merkte, dass sie immer noch zitterte.
„Ich musste es tun...“ flüsterte sie verbittert.
„Ich musste...“




Kap. 2

Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen. Die Vögel zwitscherten um die Wette und die Sonne war sichtlich schon in Sommerlaune.
Obwohl es ein Arbeitstag war, waren die Straßen in Asakusa mehr als voll. Die Leute schlenderten durch die Alleen, kauften Sommerkleidung ein oder genossen einfach nur das schöne Wetter bei einem erfrischend kaltem Grünen Tee- Eis.

Takaya parkte seinen Yamaha ein, während seine Freundin den Helm abschnallte und ihn unter den Arm klemmte. Das Motorrad war Takayas ganzes Stolz, er hatte ein Jahr dafür gespart und sich zu seinem 18. Geburtstag endlich sich selbst geschenkt.
Ayumi, so hieß seine neue Freundin, war natürlich genauso hin und weg von der schnellen Maschine, wie alle anderen Mädels in ihrem Alter.

„Wenn du willst, kannst du kurz mitkommen. Dort gibt es auch Takayaki oder Burger, kannst dir ja was kaufen, wenn du Hunger hast.“
Takaya nahm seinen Helm ab und schlenderte Ayumi zur Imbissbude hinterher.
„Ja, ich schau mal was es da so Feines gibt. Was willst du denn da eigentlich?“
Das Mädchen drehte sich hastig um und warf ihrem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Hast du mir denn gerade nicht zugehört? Ich habe doch gesagt, ich muss meinem Bruder die Versicherungsbescheinigung vorbeibringen! Das habe ich dir doch erzählt!“
Takaya stieß einen Seufzer aus.
„Wenn man den Helm auf hat, hört man nicht allzu viel, meine Süße.“ Sanft gab er ihr einen kleinen Klaps auf den Hintern, damit sie endlich weiterging. Ein hohes Quitschen und ein gackerndes Lachen ertönten und Takaya rollte die Augen.
°Typisch Ayumi…°
„Ich wusste gar nicht, dass du einen Bruder hast. Wir sind jetzt schon seit vier Monaten zusammen und du hast mir das noch nie erzählt… Er ist bestimmt schon etwas älter und lebt in seiner eigenen Wohnung?“
„Nein, nein, er ist 17 und wohnt in einem Wohnheim in der Nähe von seiner Schule. Wunder dich nicht- er ist echt ganz schön- wie soll ich sagen... strange.
Sieht aus wie ein Mädchen, hat lange Haare und so. Total der Freak! Den musst du auch nicht unbedingt jetzt groß kennen lernen. Ich gib das nur schnell ab und dann können wir auch schon wieder fahren.“
Ayumis Worte ließen Takaya völlig kalt. So richtig Lust auf neue Bekanntschaften hatte er auch nicht wirklich…
„Ach da ist er ja…“ seufzte die Freundin und stupste Takaya in die Rippen.
An der Wäscheleine stand eine große und schlanke Person und hängte Handtücher an die Leinen. Die pechschwarzen Haare waren zu einem Dutt hoch gebunden.
Sie trug eine kurze Jeansshorts, Flip Flops und ein breites schwarzes T-Shirt. Vorne hatte sie eine knallgelbe Schürze umgebunden die knapp bis zu den Shorts reichte.

„Yutooo!“ rief Ayumi und plötzlich, wie vom Blitz getroffen, musste Takaya stehenbleiben.
Als Ayumis Bruder sich umdrehte, weil er seinen Namen gehört hatte, wäre Takaya am liebsten wirklich vom Blitz getroffen worden, als das miterleben zu müssen.
Dieser Yuto war kein Anderer als Yuri, das Katzen- Mädchen aus der Games Con von vor fünf Monaten. Genau das Katzen- Mädchen, was er auf die Wange geküsst hatte und das für einen großen Trubel sorgte, um ihn dafür zu bestrafen.
Er war es wirklich! Er war dieses Mädchen im Katzenkostüm!
Die Blicke der Beiden trafen sich. Yutos grüne Augen füllten sich mit blanker Angst und Takayas mit Entsetzten.
°Wie konnte ich nur denken, dass er ein Mädchen ist? Ich bin so bescheuert! Ich habe einer Transe einen Kuss auf die Wange gegeben! Scheiße!!! Bitte erschieß mich jemand!!! Sofort!!!°, verkrampfte sich Takayas Gesicht, als hätte er einen Schlag in den Sonaplexus bekommen.

Ayumi plapperte ihren Bruder mit allem möglichen Informationen zu, die sie von den Eltern übermitteln sollte, doch Yuto war wie ausgeschaltet.
°Das ist doch dieser Typ von damals, der meine Handynummer haben wollte. Ich hatte ihn so blamiert, als ich geschrien hatte er wäre ein Perverser. Oh mein Gott, er wird mich dafür bestimmt umbringen!°
Er biss sich schmerzhaft auf die Lippen und hoffte, dass er sich doch vielleicht irrte und der junge Mann neben seiner Schwester doch ein Anderer war.
Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er es doch war. Sein Gesicht hatte er nicht vergessen, seine braunen Augen, die kleine Narbe über seiner Augenbraue und die glatten schwarzen Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Er musste es einfach sein!
Ayumi brach das Schweigen.
„Takaya, das ist mein kleiner Bruder Yuto.“ Sie zeigte auf ihn und verdrehte wieder die Augen.
„Yuto, das ist mein Freund Takaya.“
Yuto verbeugte sich sofort zur Begrüßung.
„Freut mich…“ sagte er kaum hörbar.
Takaya dagegen blieb still und auch sich zu verbeugen hielt er für überflüssig.
„So! Genug der Höflichkeiten, lass uns fahren, Schatz.“
Ayumi zog ihren Helm an und schlenderte Richtung Parkplatz. Einen letzten schweigenden Blick warf Takaya ihrem Bruder zu und ging dann schließlich hinterher.
Yuto konnte förmlich fühlen, dass der Blick voller Verachtung war.
Erst als sie hinter dem Kiosk einbogen und verschwanden, atmete Yuto laut aus.
Traurig senkte er seinen Blick auf den Boden und betrachtete nachdenklich den kahlen Asphalt.
°Na toll… Jetzt ist er mit meiner Schwester zusammen… Jetzt darf ich noch seltener nach Hause kommen, als ohne hin schon… Ich will auf keinen Fall, dass er mich deswegen anspricht.°



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