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Märchen *lol*

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Autor Beitrag
chiisu
Lucifer

Beiträge: 1393
Ort: Siebte Schale der Hölle


New PostErstellt: 07.09.05, 22:56  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

"Iwan-Zarewitsch und der graue Wolf" war toll, ebenso die geschichte von den 12 monaten!!! ^___^

und es wäre toll, wenn du noch mehr märchen suchen würdest, du findest wirklich immer tolle!!! *knuddel*


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Hitomi
Erzengel

Beiträge: 174
Ort: Salzburg


New PostErstellt: 08.09.05, 08:54  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

*Marron um den Hals fall*
Iwan Zarewitsch und der graue Wolf war früher als ich klein war mein Lieblingsmärchen (hieß aber anders). Hab meine Mutter jede Nacht gefragt ob sies mir vorließt. Such das Märchen jetzt schon seit Jahren habs aber nie finden können. ^^
Das Märchen mit den 12 Monaten hat mir auch sehr gefallen.

Hito



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Marron
Dämon

Beiträge: 905
Ort: Emiraten


New PostErstellt: 08.09.05, 13:04  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

Das wird woll ne Weile dauern! Diese Märchen zu finden ist leicht auf der original Sprache aber nicht auf Deutsch! Damit ihr was zu tun habt lest einfach mal diese gruselgeschichte!!!! Sorry die märchen mkommen später!!!


*alle durch knuffel*Hach für euch tu ich doch alles!!!


Sprachlos
Ich stand mit dem Rücken zur Wand und wusste nicht mehr was geschehen war. Ich hatte das dringende Gefühl endlich aufwachen zu wollen, aber ich war leider schon wach. Es knarrte erneut und das Licht flackerte wie in einer fast kaputten Neonröhre.
Dann war es so weit, er bewegte sich wirklich. Ich träumte nicht. Nein, ich musste träumen, aber es konnte dennoch nicht sein. Ich blickte von eisiger Furcht zum Erstarren gelähmt zur Tür, doch diese war lediglich nur noch einen guten halben Meter hoch. Was war geschehen? Erlebte ich das wirklich? Ich stand bis zu den Knien im Wasser, in meiner eigenen Wohnung im dritten Stock! Ich muss wohl von Gestern auf Heute geisteskrank geworden sein! Die Wände hatten komische Beulen, meine ganze Wohnung sah von innen aus wie ein Golfball, den man betrachtet. Es knarrte erneut, ich träumte also nicht, als ich sah wie er anfing sich auf mich zu zu bewegen. Er verursachte kleine Wellen in meinem Wohnzimmer, das unter Wasser stand. Meine einzige Chance wäre gewesen, Ihn mit einer Motorsäge zu zerlegen. Scheiß IKEA dachte ich plötzlich. Meine Gedanken rasten. Was mache ich jetzt? Von Angst gelähmt hatte ich nur noch eine Möglichkeit. Das Zippo. Es war wetterbeständig und ging auch wenn es feucht war. Ich griff mit meinen nassen glitschigen Fingern in meine rechte Hosentasche und holte es heraus. Im Gegensatz zur Vorstellung, was nun geschehen würde, funktionierte es jedoch tatsächlich. Er kam immer näher, jedoch nicht allzu schnell - wie sollte er auch rennen?
Er riss seinen Schlund auf und ich warf das brennende Zippo hinein, jetzt konnte ich nur noch beten, dass es schnell ginge.
Er flammte auf und brannte lichterloh. Er schrie, mit knarren und knacken.
Das Wasser fing an rasch zu steigen. Ich hatte es geschafft Ihn außer Gefecht zu setzten, doch das Wasser schien immer höher zu steigen.
Ich stürzte zur Tür und riss sie auf, doch sie war viel zu klein, und ich zu groß.
Ich konnte nicht durch meine eigene Tür flüchten. Ich musste hier raus, bevor das Wasser so hoch gestiegen war um mich zu ertränken. Alle Fluchtmöglichkeiten wurden vom zunehmenden Druck des Wassers plötzlich zugepresst. Ich konnte mich nur noch wie in Zeitlupe bewegen. Das Wasser stand mir plötzlich wortwörtlich bis zum Hals. Ich musste auf jeden Fall raus um nicht zu ertrinken, und das innerhalb der nächsten zwei Minuten.
Mein Leben war bisher eigentlich ganz normal verlaufen. Arbeit im Büro einer Zeitung, und ab und zu nach Feierabend mal einen Joint. Sonst nicht viel Aufregendes oder Spezielles. Der Frauenmensch war ich nie wirklich und meine Freunde kannte ich gut genug um zu wissen, dass sie es auch nicht waren.
Szenerien wie diese, welche sich gerade vor mir abspielte, kannte ich nur aus komischen Filmen, doch selbst mal in so etwas zu geraten, hatte ich nie für möglich gehalten.
Es war nun an der Zeit meine letzten Gebete zu sprechen, denn viel anderes blieb mir nicht mehr übrig. Das Wasser hatte kurz nachdem ich den letzten Atemzug genommen hatte die Zimmerdecke erreicht. Mein Leben zog noch einmal im Vorspulmodus an mir vorbei.
Es war endgültig aus.
Als ich zu mir kam war die Dämmerung schon fast vorbei und die Sonne tauchte langsam auf. Wo war ich? Was war passiert? Ich hörte in meinen Ohren nur das Rauschen des Wassers.
Lebte ich? War ich tot?
Als ich langsam zu mir kam, sah ich vorerst nur blinkende Lichter um mich herum biss ich begriff, dass ich auf einer Krankenbahre lag und um mich herum zwei Notärzte erkannte.
Die Lichter waren Feuerwehr und Notarzt. Was war passiert?
Ich wurde mehrmals von einem der Ärzte angesprochen. "Herr Knüller, sie hatten verdammtes Glück. So etwas haben wir noch nie erlebt!"
"Was war geschehen?", stammelte ich benommen hervor.
"Wissen Sie das denn etwa nicht mehr?", fragte der Arzt besorgt.
"Ja, nun sagen sie schon!", warf ich ein.
Dann teilte der Arzt zu meiner Linken mir das Unglaubliche mit: "Herr Knüller, wie soll ich sagen, Sie haben Ihren Schrank mit einem Benzinfeuerzeug angezündet und versucht sich mit einem Löffel in der Badewanne zu verstecken. Wir haben sie nur gefunden, da Ihre Nachbarin Frau Gulb unverzüglich den Brand der Feuerwehr meldete! Ich denke, dass sie uns etwas erklären müssten."


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chiisu
Lucifer

Beiträge: 1393
Ort: Siebte Schale der Hölle


New PostErstellt: 08.09.05, 13:25  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

hmm... ich weiß nicht... irgendwie seltsam, die geschichte. ^^°
vor llem verstehe ich nicht, was es mit dem löffel auf sich hat, mit dem er sich in der badewanne versteckt... naja...

ich hoffe auf mehr märchen! ^____^


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Marron
Dämon

Beiträge: 905
Ort: Emiraten


New PostErstellt: 08.09.05, 18:29  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

Ok die kapier ich auch nicht dfür habe ich sie ja hochgeladen wenn mir mal jemand erklären würde was das auf sich hat!


Hch leute ich sagte doch für euch tu ich doch alles!!! Und durch stundenlangen surfen habe ich doch noch ein paar geschichten gefunden!!!Hier bitte!!!
aber fragt mich nicht die lese ich zum ersten mal!

Jemlja oder auf Hechtes Geheiß

In einem Dorf lebte einmal ein alter Mann, der hatte drei Söhne: Zwei waren klug und fleißig, der dritte aber, er hieß Jemelja, war nicht besonders schlau und ziemlich faul, doch ein netter Kerl. Die zwei ältesten, bereits verheirateten Brüder, waren den ganzen Tag mit dem Haushalt beschäftigt, Jemelja aber lag auf dem russischen Ofen und tat überhaupt nichts. Einmal wollten die zwei Brüder auf den Markt fahren und sprachen zu Jemelja: „Mach ohne uns die ganze Arbeit im Haus, hilf unseren Frauen und du bekommst von uns dafür Geschenke. Wir kaufen dir ein rotes Hemd, eine Mütze und Süßigkeiten.“ „Abgemacht“ –antwortete Jemelja. Am nächsten Morgen wollten die Schwägerinnen Jemelja an die Arbeit schicken: „Hole uns Wasser, Jemelja!“- „Hab’ keine Lust...“ antwortete er vom Ofen herunter. - „Dann kriegst du keine Geschenke.“ – „Will nicht!“ –„Du hast es versprochen !“-„Na, gut!“
Jemelja kletterte vom Ofen herunter, nahm zwei Eimer und eine Axt und ging zum Fluss hinunter. Er schlug ein Loch ins Eis und schöpfte die Eimer voll. Da sah Jemelja im Eisloch einen Hecht. Er griff nach dem Hecht und zog ihn aus dem Wasser: „Das soll eine köstliche Fischsuppe geben!“
Da sprach der Hecht auf einmal mit Menschenstimme: “Jemelja, lass mich wieder ins Wasser, ich werde dir noch von Nutzen sein!“ – „Tu ich nicht! Wieso sollte ich auf die schöne Suppe verzichten?“ - Und wieder flehte der Hecht: “Jemelja, Jemelja, lass mich ins Wasser hinab, ich mache dich glücklich, alle deine Wünsche werden in Erfüllung gehen!“ „Wie kann das sein? Zeige es mir! Wenn du die Wahrheit gesagt hast, lasse ich dich in Frieden.“ Der Hecht antwortete: „Sprich leise:
"Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei´s!"
Und dann nenne deinen Wunsch“. Jemelja sagte:
„Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei´s - die Eimer voll Wasser geht allein nach Haus´.“
Und die Eimer glitten von selber nach Hause! Jemelja legte den Hecht ins Eisloch zurück und ging hinter den Eimern her. Die Eimer gingen ins Haus hinein und stellten sich von selbst an ihren Platz.
Ein paar Tage später sagten die Schwägerinnen zu Jemelja:“ Geh doch bitte Holz hacken.“ Zuerst wollte Jemelja den warmen Ofen nicht verlassen, dann erinnerte er sich an den Hecht , ging auf den Hof und sagte:
“ Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei´s - Axt, geh und hacke Holz, und du, Holz, komm allein ins Haus und leg dich in den Ofen..!“
Gesagt- gemacht. Die Schwägerinnen wunderten sich, Jemelja lachte. Er brauchte nur noch die Zauberworte zu sagen und die Arbeit erledigte sich von selbst.
Nach einer Weile sprachen die Schwägerinnen wieder: “Jemelja, wir haben kein Holz mehr. Fahr’ doch in den Wald und schlage welches“. Er nahm die Axt und einen Strick, ging hinaus auf den Hof und setzte sich in den Schlitten: - "He, Weiber, macht das Tor auf!" Die Schwägerinnen riefen: - "Was? Du setzt dich in den Schlitten, du Narr, und hast noch kein Pferd eingespannt?" Jemelja aber sprach leise vor sich hin:
“ Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei´s – Schlitten, fahr in den Wald!“
Der Schlitten war so schnell gefahren, dass zahlreiche Passanten angefahren und umgestoßen wurden. So kam Jemelja bald im Wald an. Dort befahl er der Axt, ihm Holz zu schlagen, so viel, dass es nur mit Mühe in den Schlitten passste. Dann setzte er sich auf den Schlitten und sprach:
“Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei’s - Schlitten, fahr Heim...“
Der Schlitten sauste nach Hause.
Eines Tages hörte der Zar von Jemelja und schickte einen Boten um Jemelja auf sein Schloss zu bringen. Der Bote befahl Jemelja:“ Zieh dich sofort an, ich bring' dich zum Zaren".„Hab' keine Lust..." Der Mann wurde wütend und gab ihm eine Ohrfeige. Und Jemelja flüsterte:
„Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei´s, Keule, schlag´ ihm mal die Seiten weich!“
Die Keule sprang hervor und fiel über den Boten her. Halb tot lief der unerwartete Gast weg. Der Zar platzte vor Wut, als er davon hörte und schickte den allerhöchsten Würdenträger nach Jemelja aus: “Bringe mir Jemelja den Narren ins Schloss, sonst rollt dein Kopf.“ Der kluge Würdenträger kaufte Süßigkeiten, gab sie Jemelja und sprach: „Ich grüße dich, Jemelja, der Zar sendet dir Geschenke und wartet auf dich. Komm mit!“ „Hab’ keine Lust...“ antwortete er, „zu Hause auf dem Ofen ist es besser .“- „ Aber der Zar hat für dich schöne Kleider gekauft...“ – „Na, gut, , geh´ du voraus, ich komme dir gleich nach“. Jemelja sagte:
„Auf des Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei’s – Los, Ofen, fahre zum Zaren...“
Da krachten die Ecken des Hauses, das Dach wackelte, eine Wand flog heraus – der Ofen ging auf die Straße und schlug den Weg zum Zaren ein... Der Zar schaute gerade zum Fenster hinaus und staunte: - „Was ist denn das für ein Wunder“?
Da antwortete ihm der höchste Würdenträger: “Das ist Jemelja, der kommt auf seinem Ofen zu dir“.
Des Zaren Tochter, Marja-Zarewna, schaute vom Fenster aus zu. Jemelja sah sie im Fenster stehen und sprach leise:
„Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei’s, die Zarentochter soll mich lieben...“
Der Zar redete zu Jemelja: „Viel Klagen muss ich über dich hören, Jemelja! Du hast viele Menschen überfahren“. “Was für ein Unfug, die Leute müssen doch selber acht geben “- antwortete Jemelja und befahl dem Ofen heim zu fahren. Der Ofen kam zurück, und Jemelja schlief sofort ein.
Im Zarenschloss aber gab es Schreie und Tränen. Marja-Zarewna sehnte sich nach Jemelja, bat den Vater, sie ihm zur Frau zu geben. Der Zar war außer sich: die einzige Tochter wird die Frau des Dorftrottels! Er gab den Befehl, Jemelja vom Angesicht der Erde auszulöschen. Marja-Zarewna aber weinte und sagte, sie könne ohne ihren Narren nicht leben. Da befahl der Zar ein großes Fass mit Eisenreifen herbeizuschaffen. In dieses Fass schloss man den schlafenden Jemelja und Marja-Zarewna ein, dann versiegelte man es mit Pech und warf es ins Meer.
Endlich wachte Jemelja auf, sah sich um, und alles war finster und eng. „Wer heult hier?“ - fragte er. -„Ich bin` s, Marja- Zarewna. Ich weine, weil ich Angst um dich habe, meine Liebe.“ Da sprach Jemelja:
„Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei’s – Sturmwinde, werft das Fass ans trockne Land, auf gelben Sand...“
Und so geschah es. Jemelja und Marja-Zarewna kamen aus dem Fass heraus.
„Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei’s, soll hier ein prächtiges Schloss stehen.“
Das Schloss tauchte sofort wie aus dem Nichts auf. Da merkte Jemelja, was für eine Schönheit Marja-Zarewna war und sagte:
„Auf Hechtes Geheiß, nach meinem Willen sei’s, ich will bildhübsch, klug und gut gekleidet sein“
- und er verwandelte sich auf der Stelle, und es ist weder im Märchen zu sagen noch mit der Feder zu schreiben, wie schön und klug er wurde.
Nun schickte Jemelja einen Boten zum Zaren und bat ihn zu Besuch. Der Zar kam und fand ein Schloss stehen, wo vorher keines gewesen war. Seine Tochter und ein bildschöner Bursche begrüßten den Gast. „Wer bist du, Bursche?“ –fragte der Zar. "Kannst du dich noch an Jemelja den Narren erinnern, der auf seinem Ofen zu dir kam? Der bin ich.“ Der Zar lachte und weinte vor Glück und bat Jemelja um Verzeihung. –„Heirate meine Tochter, mein Sohn, und nimm mein Zarenreich als Mitgift!“ Da wurde ein Fest bestellt für alle Welt, Jemelja heiratete Marja-Zarewna und bekam das Zarenreich und er war über lange Jahre ein würdiger und gerechter Zar. Und hier ist auch das Märchen aus.


Und weiter!


Nikita der Gerber


or grauen Jahren erschien in der Nähe der Stadt Kiew ein furchterregender dreiköpfiger Drache. Viele Stadtbewohner verschleppte er in sein Nest, um sie dort aufzufressen. Auch die Zarentochter verschleppte der Drache, doch hat er sie nicht gefressen, sondern in seinem Nest eingesperrt.
Der kleine Hund der Zarentochter war unbemerkt mit ihr mitgelaufen. Jedes mal, wenn der Drache sein Nest verließ, um sein grausames Geschäft zu treiben, schrieb die Zarentochter für ihren Vater und ihre Mutter einen Brief, hängte ihn dem Hund um den Hals und schickte ihn nach Hause. Der Hund überbrachte die Nachricht und kehrte mit der Antwort zurück.
Eines Tages schrieben der Zar und seine Frau: „Finde doch von dem Drachen heraus, wer ihn besiegen kann!“
So begann die Zarentochter den Drachen auszufragen und fand es schließlich heraus: „Es gibt in Kiew“, so sprach der Drache, „einen Gerber namens Nikita, der ist stärker als ich.“
Die Zarentochter schrieb ihren Eltern: „Es gibt in Kiew den Gerber Nikita, der ist stärker als der Drache. Schickt ihn, um mich zu befreien.“
Der Zar fand heraus, wo Nikita wohnte und ging mit seiner Frau zu ihm hin, um ihn zu bitten, seine Tochter zu befreien.
Nikita hielt gerade zwölf Ochsenleder in den Händen, die er gleichzeitig weich knetete. Als Nikita den Zaren sah, bekam er solche Angst, dass seine Hände zu zittern anfingen und er die zwölf Ochsenleder mit einemmal zerriss. Da wurde Nikita verärgert, dass man ihn erschrocken und ihm Schaden zugefügt hatte und wollte nicht helfen, auch wenn das Zarenpaar ihn lange darum gebeten hat.
Da versammelten der Zar und seine Frau fünf Tausend Waisen, deren Eltern vom Drachen umgebracht worden waren und schickten sie los, um Nikita den Gerber zu bitten, das russische Land von dem großen Leid zu befreien. Der Gerber erweichte ob der Kindertränen, weinte selbst und ging schließlich los, um mit dem Drachen zu kämpfen.
Als Nikita zum Nest des Drachen kam, hatte dieser sich schon verschanzt, den Eingang mit schweren Baumstämmen zugeschüttet. „Komm lieber zum Kampf auf freiem Felde heraus, sonst werde ich dein ganzes Nest dem Erdboden gleich machen“, sprach Nikita und begann, die Stämme mit bloßen Händen auseinander zu schleudern. Da begriff der Drache, dass er keine Wahl hatte, als den Kampf im Freien anzunehmen, und kam aus seinem Nest heraus.
Lange schlugen sich die Beiden, doch irgendwann stürzte Nikita den Drachen auf den Boden und wollte ihn töten. Doch da sprach der Drache: „Schlag´ mich nicht tot, Nikita, wir sind die beiden Stärksten auf der Welt. Lass uns die Welt in zwei Hälften aufteilen. Du wirst über die eine Hälfte herrschen und ich über die andere.“
„Gut, “, sprach Nikita, „aber zuerst müssen wir einen Trenngraben ziehen, so dass es zwischen uns später keinen Streit um das Land gibt.“
Nikita baute einen Pflug von fünf Tonnen Gewicht, spannte den Drachen ein und begann, ab der Stadt Kiew einen Graben von fünf Metern Tiefe zu ziehen.
Er zog den Graben von Kiew bis zum Schwarzen Meer. Dort sprach Nikita zum Drachen: „Das Land haben wir aufgeteilt, nun lass uns nun auch das Meer aufteilen, dass zwischen uns kein Streit um das Wasser entstehe!“
So begannen sie das Wasser aufzuteilen: Nikita trieb den Drachen in das Schwarze Meer und ertränkte ihn dort.
Nachdem er sein Werk verrichtet hatte, kehrte Nikita nach Kiew zurück, nahm aber keinen Lohn für seine Arbeit an, sondern begann wieder als Gerber zu arbeiten.
Die Zarentochter kehrte glücklich zu den Eltern zurück.
Man sagt, dass man den Graben, den Nikita zog, bis heute an einigen Orten in der Steppe sehen kann. Die Bauern pflügen das Land um den Graben herum, lassen ihn selbst aber da zum Gedenken an Nikita den Gerber.

Kennt ihr oder?

Das weiße entchen


Ein Fürst heiratete eine Fürstin. Sie war jung und schön und hatte ein gutes Herz. Er wollte immer bei seiner Frau bleiben, sie ansehen, mit ihr plaudern, ihre liebe Stimme hören. Aber man kann nicht das ganze Leben lang Hand in Hand verbringen. Die Zeit war gekommen, der Fürst sollte eine lange Reise antreten. Die Fürstin hatte lange geweint, der Fürst hatte ihr lange gut zugeredet. Und sie versprach ihm, ihr Gemach nicht zu verlassen, bösen Menschen aus dem Weg zu gehen, auf schlechte Rede nicht zu hören. Der Fürst fuhr weg, sie schloss sich in ihrem Zimmer ein und verliess es nicht. Eines Tages kam eine Frau zum Schloss, die einfach und herzlich zu sein schien, in Wirklichkeit aber eine Hexe war, die Böses im Schilde führte.
"Was langweilst du dich hier allein? Willst du dir nicht die weite Welt draußen ansehen, durch den Garten gehen, den Kopf an der Luft erfrischen?"
Die Fürstin war dagegen, doch die Frau redete weiter auf sie ein.
"Es ist doch nichts Schlimmes dabei, einmal durch den Garten zu gehen!",
dachte die Fürstin und ging hinaus. Im Garten war ein Teich mit klarem Wasser.
"Der Tag ist heiß" - sprach die Hexe – "die Sonne brennt, aber das Wasser ist kühl. Wollen wir nicht baden?"
"Nein, nein...", antwortete die Fürstin, "warum eigentlich nicht? ", dachte sie gleich darauf, "Es ist doch nichts Schlimme dabei, einmal ins Wasser zu tauchen!" Sie streifte ihren Sarafan ab und sprang ins Wasser. Als sie eintauchte, gab ihr die Hexe einen Schlag auf den Rücken.
"Schwimm als weißes Entchen dahin!",
sagte die Hexe, verwandelte sich in die Fürstin, zog ihr Kleid an und ging auf ihr Zimmer um auf den Fürsten zu warten. Als dieser zurückgekehrt war, warf sich die Hexe an seine Brust und küsste ihn. Er freute sich und merkte nichts. So blieb das weiße Entchen am Teich und legte dort drei Eier. Aus diesen Eiern kamen drei Menschenkinder zur Welt, zwei waren kerngesund und das dritte war klein und schwach- ein Kümmerling. Das Entchen zog sie groß und die Kinder begannen das Wasser zu verlassen, am Ufer herumzuspringen, auf der Wiese zu spielen.
"Ach, ihr könnt nicht dorthin gehen, Kinder!", sprach die Mutter.
Die Kinder wollten aber nicht hören, gingen immer weiter und weiter und schließlich kamen sie auf den Hof des Fürsten. Die Hexe witterte sofort, wer sie waren und knirschte mit den Zähnen. Aber sie gab ihnen zu essen und zu trinken und bettete sie zur Ruhe. Die zwei älteste Brüder schliefen sofort ein, der Kümmerling aber hatte verstanden, dass die Hexe sie töten wollte und hatte sich versteckt, schlief nicht, hörte alles und sah alles. In der Nacht klopfte die Hexe an die Tür:
"Schlaft ihr, Kinder?"
"Nein", antwortete der Kleine, "wir schlafen nicht, wir wissen, dass wir alle getötet werden sollen."
Die Hexe wartete noch eine Weile und kam dann wieder zur Tür zurück:
"Schlaft ihr, Kinder?"
"Nein", antwortete der Kleine, "wir schlafen nicht, wir wissen, dass wir alle getötet werden sollen."
"Aber warum höre ich immer die selbe Stimme?"
Sie machte vorsichtig die Tür auf und sah: beide Brüder schliefen. Die Hexe hatte die Hand eines Toten mit. Damit legte sie über die beiden Kinder einen Zauber und sie starben. Am Morgen rief die Ente ihre Kinder, aber sie kamen nicht. Das Herz fing ihr an zu schmerzen, sie erhob sich in die Luft und flog zu dem Schloss des Fürsten. Weiß wie ein Tuch, kalt wie heruntergefallenes Laub lagen beide Brüder auf dem Hof. Sie stürzte sich auf sie zu, breitete ihre Flügel aus, umarmte sie und beweinte sie mit der Stimme einer Mutter:
"Ach, meine Kinderchen, meine Täubchen!
Ich hab´ euch in Not großgezogen,
Unter Tränen gestillt,
In der Nacht über euch gewacht,
Satt hab ich mich nie gegessen."
"Hörst du, Frau? Unmöglich - eine Ente spricht mit Menschenstimme?", sprach der Fürst, der die Klage hörte.
"Das bildest du dir nur ein! Lass die Ente vom Hof jagen!", antwortete die Hexe.
Sie jagte die Ente fort, aber diese kehrte immer wieder zu ihren Kinder zurück:
"Ach, meine Kinderchen, meine Täubchen!
Die Hexe hat sie umgebracht,
Die böse Schlange hat euren Vater weggenommen,
mich in ein weißes Entchen verwandelt,
selbst lebt in sie jetzt in Glück mit meinem Gatten."
Der Fürst hörte alles und kam hinausgelaufen. Da flüchtete die weiße Ente in seine Hände. Er hielt sie fest und sprach die Zauberworte:
"Weiße Birke, hinter mich, schönes Mädchen stehe vor mir."
Eine weiße Birke spross plötzlich hinter ihm aus dem Boden und seine junge Fürstin stand vor ihm. Sie riefen sofort eine Elster herbei, hängten ihr zwei Fläschchen um den Hals und befahlen ihr das Wasser des Lebens und das Wasser des Sprechens zu holen. Die Elster flog weg und holte das Wasser. Die Eltern besprengten die Kinder mit dem Wasser des Lebens und sie begannen zu atmen, dann besprengten sie sie mit dem Wasser des Sprechens und die Kinder begannen zu sprechen. Und auch der Kümmerling war wieder da. So hatte der Fürst auf einmal eine ganze Familie und sie lebten in Frieden und Freude. Die Hexe aber wurde zerstückelt und auf weitem Felde verstreut. Vögel kamen geflogen und pickten das Fleisch auf, Winde erhoben sich und verwehten die Knochen und so blieb von ihr keine Spur und kein Zeichen.


so ich werde mal weiter auf dei suche gehen!


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Marron
Dämon

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New PostErstellt: 08.09.05, 18:53  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

http://www.arte-tv.com/de/kunst-musik/Es-war-einmal/718636,CmC=726208.html

Ein Link dort gibts ein Märchen zu hören!


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Marron
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New PostErstellt: 08.09.05, 19:28  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

Ich bin so was von eure Rettung! ich habe doch noch mehr gefunden!!!

Bitte sehr!

Märchen vom Fischer und dem Fischlein
Lebte einst mit der Alten ein Alter
am Ufer des blauen Meeres;
eine Erdhütte war ihre Wohnung,
drin sie dreiunddreißig Jahre hausten.
Mit dem Sacknetz fing Fisch der Alte,
die Alte saß spinnend am Spinnrad.
Einstmals warf er sein Sacknetz ins Meer aus –
doch nur Schlamm zog das Netz ans Ufer;
wieder warf er das Sacknetz ins Meer aus –
doch nur Seegras brachte das Sacknetz;
und zum drittenmal warf er das Netz aus –
sieh, da brachte das Netz ihm ein Fischlein,
ein gar seltenes Fischlein, ein goldnes.
Da flehte das goldene Fischlein
und sprach mit menschlicher Stimme:
»Laß mich, Alter, zurück in die Meeresflut,
will dafür dir ein Lösegeld zahlen:
Wie du's selber bestimmst, will ich's zahlen.«
Staunen faßte den Alten und Schrecken:
Dreiunddreißig Jahr lang fing er Fische
und hörte doch nie einen sprechen.
Er ließ frei das goldene Fischlein,
sprach zu ihm die freundlichen Worte:
»Gott sei mit dir, du goldenes Fischlein!
Deines Lösegelds nimmer bedarf ich;
tauch zurück in die blauende Meerflut
und ergehe dich lustig im Freien!«
Heim zur Alten ging wieder der Alte
und erzählte vom Wunder, dem großen:
»Heute hatt ich ein Fischlein gefangen,
ein gar seltenes Fischlein, ein goldenes;
so wie wir sprach das goldene Fischlein,
bat, nach Hause, ins Meer es zu lassen,
wollte mir ein Lösegeld zahlen,
wie ich selber es sollte bestimmen,
ich mochte kein Lösegeld nehmen,
ließ umsonst in die Meerflut das Fischlein.«
Doch da schalt die Alte den Alten:
»Ach, du Erznarr, du alberner Tölpel!
Warum hast du kein Lösegeld genommen?
Einen Trog hättest du sollen verlangen,
da der unsere längst schon geborsten!«

An das blauende Meer ging der Alte –
sieh, da kräuselte leicht sich die Fläche.
Er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Meine Alte, die schilt mich und zankt mich,
läßt mich Alten daheim nicht in Ruhe:
Sie begehrt einen Trog, einen neuen,
da der unsere längst schon geborsten.«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!
Einen neuen Trog sollt ihr haben.«
Heim zur Alten kehrt der Alte –
sieh, der neue Trog war zur Stelle!
Doch noch ärger schalt ihn die Alte:
»Ach, du Erznarr, du alberner Tölpel!
Warst so dumm, einen Trog zu begehren!
Welchen Nutzen kann bringen ein Trog mir?
Geh zurück, du Narr, zu dem Fischlein,
verneig dich und bitt um ein Häuschen!«

An das blauende Meer ging der Alte
– war das blaue finster geworden –,
er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Ärger schilt nur und zankt mich die Alte,
läßt mich Alten daheim nicht in Ruhe:
Gar ein Haus will die Keiferin haben!«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!
So sei's denn, ein Haus sollt ihr haben!«
Heim zur Erdhütte kehrte der Alte,
aber diese ist spurlos verschwunden.
Vor ihm steht ein Häuschen mit Erkern,
mit getünchtem Schornstein aus Ziegeln,
vorn – ein Tor von behobelten Eichen.
Die Alte sitzt vor dem Fenster:
Was das Zeug hält, schilt sie den Alten:
»Ach, du Erznarr, du alberner Tölpel!
Warst so dumm, nur ein Haus zu begehren!
Geh zurück zu dem Fischlein und sag ihm:
Eine Bäuerin will ich nicht bleiben,
eine Edelfrau will ich nun werden!«
An das blauende Meer ging der Alte
– es wogte und brauste die Fläche –,
er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und Fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Immer ärger treibt's meine Alte,
läßt mich Alten daheim nicht in Ruhe:
Eine Bäuerin will sie nicht bleiben –
eine Edelfrau will sie nun werden!«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!«

Heim zur Alten kehrte der Alte.
Und was sieht er? Ein Herrenhaus!
Auf der Freitreppe steht seine Alte
in kostbarem Zobelfellpelzchen.
Auf dem Scheitel brokatenes Häubchen,
um den Hals ein Geschnüre von Perlen,
an den Fingern goldene Ringe,
an den Füßen rotjuchtene Schuhe.
Vor ihr stehen dienstwillige Diener,
sie schlägt sie, zieht sie am Schopfe.
Der Alte sagt zu der Alten:
»Gott zum Gruße, vielgnädige Herrin!
Sprich, ist nun deine Seele zufrieden?«
Doch voll Zornes fuhr an ihn die Alte
und befahl ihm, als Stallknecht zu dienen.

Eine Woche verstreicht und die zweite,
noch närrischer wurde die Alte.
Wieder schickt sie den Alten zum Fischlein:
»Geh zurück zu dem Fischlein und sag ihm:
Eine Edelfrau will ich nicht bleiben,
will als Zarin uneingeschränkt herrschen!«
Da erschrak der Alte und flehte:
»Aber Weib, hast du Tollkraut gefressen?
Kannst mit Anstand nicht gehen noch sprechen,
wirst dich lächerlich machen im Reiche!«
Da ergrimmte die Alte noch grimmer,
einen Backenstreich gab sie dem Alten.
»Was, du Bauer, du wagst es zu trotzen,
einer Edelfrau zu widersprechen?
Geh zum Meer, ich rat es dir gütlich,
gehst du nicht, so wird man dich zwingen!«

An das blauende Meer ging der Alte
— ganz schwarz war das Meer nun geworden –,
er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Wiederum schlägt Krach meine Alte:
Eine Edelfrau will sie nicht bleiben,
will als Zarin uneingeschränkt herrschen!«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!
Deine Alte soll herrschen als Zarin.«

Heim zur Alten kehrte der Alte.
Sieh – ein Zarenschloß reckt seine Hallen.
In dem Schlosse, da sitzt seine Alte,
thront als Zarin an zarischer Tafel,
Edelleut und Bojaren sind Diener;
überseeischen Wein trinkt die Zarin,
Honigkuchen dazu ißt die Zarin;
die Leibwächterschar steht da im Kreise,
auf den Schultern die Streitäxte tragend.
Als der Alte das sah, da erschrak er,
zu Füßen der Alten warf er sich nieder:
»Gott zum Gruße, du vielgestrenge Zarin!
Sprich, ist nun deine Seele zufrieden?«
Keines Blicks ward gewürdigt der Alte,
von sich zu treiben befahl ihn die Alte.
Alle Edelleut und Bojaren,
ins Genick stießen fort sie den Alten;
an der Tür mit der Axt die Wachen,
hätten bald ihn niedergehauen.
Und das Volk verlachte ihn höhnisch:
»Alter Tölpel, recht ist dir geschehen,
wird in Zukunft als Lehre dir dienen:
Laß den Vorwitz, was nicht deines Amts ist!«

Eine Woche verstreicht und die zweite,
noch närrischer wurde die Alte,
schickt die Höflinge nach ihrem Manne,
endlich fand man den Alten, bringt aufs Schloß ihn.
Spricht die Alte zu ihrem Alten:
»Geh zurück zu dem Fischlein und sag ihm:
Zarin will ich länger nicht bleiben,

will nun werden die Herrscherin des Meeres,
will nun leben im Ozean-Meere,
daß das goldene Fischlein mir diene,
daß es Botendienste mir leiste!«

Keinen Widerspruch wagte der Alte,
sprach kein einziges Wörtchen dagegen.
An das blauende Meer ging er wieder.
Sieh – da brandet tiefschwarz die Fläche,
hochauf bäumen sich zornig die Wogen
und heulen mit hohlem Geheule.
Nach dem goldenen Fisch rief der Alte,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Meine Alte ist vollends des Teufels!
Zarin will sie länger nicht bleiben,
will nun werden die Herrscherin des Meeres,
will nun leben im Ozean-Meere,
daß du selber, Fischlein, ihr dienest,
daß du Botendienste ihr leistest!«
Nicht ein Wort sprach das goldene Fischlein,
mit dem Schwanze nur schlug es das Wasser
und tauchte hinab in die Tiefe.
Lange harrte der Alte auf Antwort,
doch vergebens. Da ging er zur Alten.
Sieh – vor ihm hockt die Erdhütte wieder,
auf der Schwelle sitzt seine Alte,
und vor ihr liegt der Trog, der geborstne.


Und weiter gehts!
hach das ist einfach meine absolute lieblings märchen!!!


Märchen vom Zaren Saltan, von seinem Sohn, dem berühmten, mächtigen Recken Fürst Gwidon Saltanowitsch, und von der wunderschönen Schwanenprinzessin.
Saßen spät drei junge Mädchen,
schnurrend ging ihr Spinnerädchen,
redet eine von den drein:
»Ach, könnt ich doch Zarin sein!
Für die ganze weite Welt
hätt ich selbst ein Fest bestellt!«
Sprach die zweite von den drein:
»Schwester, könnt ich Zarin sein,
aller Welt mit eigner Hand
webt ich feine Leinewand!«
Sprach die Jüngste von den drein:
»Kam ein Zar, um mich zu frein,
schenkt ich ihm auf seinen Thron
einen rechten Heldensohn!«
Kaum der Wunsch gesprochen ward,
als die Türe leise knarrt:
Zu den Mädchen, zu den drein,
tritt der Zar des Landes ein.
Draußen stand er bei dem Reden,
hört' die Wünsche einer jeden,
was die Jüngste grad gesagt,
hat am meisten ihm behagt.
Sagt der Zar: »Gruß dir, der Schönen,
dich will ich zur Zarin nehmen.
Und bis zum September schon
schenk mir einen Heldensohn!
Aber ihr, ihr beiden andern,
macht euch auf, mit uns zu wandern,
bei der Schwester sollt ihr bleiben,
was ihr wünscht, das sollt ihr treiben:
Eine soll als Köchin leben
und die andre Leinwand weben.«

Die drei Mädchen, wie sie waren,
folgten zum Palast dem Zaren.
Gleich am Abend ward die Braut
ihm als Zarin angetraut.
Zar Saltan im Kreis der Gäste
mit der Zarin saß beim Feste;
drauf die Ehrengäste schreiten
und das Hochzeitsbett bereiten,
fein geschnitzt aus Elfenbein;
und man ließ das Paar allein.
Weberin und Köchin einen
sich, ihr Schicksal zu beweinen;
und es einen sich die beiden,
ihre Herrin zu beneiden;
doch das junge Zarenpaar
machte sein Versprechen wahr:
Eh die Hochzeitsnacht vergangen,
war der Heldensohn empfangen.

Zu derselben Zeit gab's Krieg.
Zar Saltan sein Roß bestieg,
bat die Zarin, sich zu wahren
ihm zuliebe vor Gefahren. –
Und indes er ferne weilt,
stark von Kampf zu Kampfe eilt
mit den rauhen Kriegsgenossen,
ist die Kindesfrist verflossen,
und Gott schenkt ihm einen Sohn,
ellenlang geboren schon.
Ihren Sprößling pflegt die Zarin,
wie ihr Junges pflegt die Aarin;
einen Boten, einen raschen,
schickt sie, froh zu überraschen
ihren Zaren. Doch die beiden
Schwestern, die ihr Glück beneiden,
mit der Base Babariche
sinnen sie auf arge Schliche,
fangen ab den ersten Boten,
den die Zarin selbst entboten,
senden einen andern fort
mit der Botschaft Wort für Wort:
»Deine Zarin hat geboren,
doch Gott weiß, was dir erkoren,
's ist kein Sproß für deinen Thron,
keine Tochter und kein Sohn –
's ist nicht Frosch und ist nicht Maus:
sieht fast wie ein Untier aus.«

Wie die Botschaft ihm gekommen
und der Zar den Sinn vernommen,
ward er zornig, und es drohten
seine Worte Tod dem Boten.
Doch das Töten unterblieb,
und der Zar zur Antwort schrieb:
»Schweigt jetzt still von der Geschichte,
bis ich selber seh und richte.«

Mit der Schrift, auf schnellem Roß,
kehrt der Bote heim zum Schloß.
Doch der bösen Schwestern Neid
schuf der Zarin neues Leid:
Mit der Base Babariche
sannen sie auf arge Schliche,
machten erst den Boten trunken,
bis er tief in Schlaf versunken;
nähten in sein Brustgewand
einen Brief von ihrer Hand.
Als der Bote dann erwacht,
ward die Botschaft überbracht:
»Zar Saltan an die Bojaren:
Was geschehn, hab ich erfahren,
drum die Zarin und ihr Kind
sollt ihr beide, wie sie sind,
alsofort ins Meer versenken,
sie im Wasser still ertränken.«
Trauernd folgten die Bojaren
dem gefälschten Brief des Zaren,
drangen, zu der Zarin Schmach,
nächtlich in ihr Schlafgemach,
lasen ihr mit lauter Stimme,
was der Zar in seinem Grimme
anbefohlen. In ein Faß
wurden ohne Unterlaß
Kind und Mutter eingesteckt,
und das Faß ward zugedeckt,
dicht verstopft mit Werg und Teer
und gerollt ins blaue Meer.

Glänzt der Himmel sternenhelle,
rauscht im Meer die dunkle Welle;
Wolken ziehn am Himmel schwer,
und das Faß schwimmt auf dem Meer.
Klagt die Zarin in dem Faß,
jammert ohne Unterlaß;
doch ihr Kind wächst wunderbar,
nicht bloß täglich, stündlich gar.
Und indes die Mutter klagt,
singt das Kind im Faß und sagt:
»Ach, du Welle, Meereswelle,
wie du plätscherst frei und helle,
keinen Zwang noch Fesseln fühlend,
bald das Meergestein umspülend,
bald ans hohe Ufer schlagend,
mastenhohe Schiffe tragend –
oh, erlös uns unsrer Bande,
trag uns hin zum festen Lande!«
Und die Welle hört das Wort,
trägt das Faß zum Ufer fort,
läßt es sanft am Strande nieder,
gleitet dann zum Meere wieder.

Kind und Mutter sind gerettet,
sind auf festem Land gebettet.
Aber wer macht jetzt die zwei
aus der Haft des Fasses frei?
Auf den Füßen steht das Kind,
mit dem Köpfchen preßt es lind
an den Boden ihrer Tonne:
»Mach ein Fenster für die Sonne!«
sprach er, brach den Boden aus
und verließ das enge Haus.

Frei sind Sohn und Mutter beide,
sehn sich um in großer Freude.
Steigt vom Strand ein Hügel auf,
eine Eiche steht darauf.
Denkt der Sohn: Ein Abendbrot
tut uns jetzt vor allem not!
»Doch wo find ich Speise?« spricht er,
einen Zweig vom Baume bricht er,
biegt den Zweig zu einem Bogen,
hat die Schnur schnell abgezogen
seinem Kreuz, mit fester Hand
sie dem Bogen aufgespannt,
kleine Zweiglein dann in Eile
zugespitzt als scharfe Pfeile –
und er sucht am Dünenhügel
an der Bucht nach Seegeflügel.

Kaum jedoch kam er ans Meer,
hört er: Jemand stöhnt gar sehr ...
Sieht: Ein Schwan im Schaume bebt,
über ihm ein Geier schwebt;
und der Schwan schaut bang unsäglich,
windet sich und zittert kläglich,
wild gespreizt hat – welch ein Graun! –
schon der Geier seine Klaun ...
Doch von dem gespannten Bogen
plötzlich kommt ein Pfeil geflogen
in des Geiers Hals – sein Blut
färbt mit Purpur rings die Flut,
und in Todesqual und Grimme
schreit er wie mit Menschenstimme.
Und der Schwan mit Schlagen, Beißen
sucht ihn in die Flut zu reißen,
sicher ihn zu töten. Drauf
tut der Schwan den Schnabel auf,
russisch und mit Menschenton
spricht er zu dem Zarensohn:
»Zarensohn! Mich zu erlösen,
kamst du, von der Macht des Bösen;
kannst du jetzt um meinetwillen
auch nicht deinen Hunger stillen,
ging verloren auch dein Pfeil,
Glück wird dir dafür und Heil!
Keinen Schwan hast du befreit –
eine stolze Königsmaid!
Und der Geier, der als Ziel
deines sichern Schusses fiel,
war ein Zaubrer – reicher Lohn
soll dir werden, Zarensohn!
Deinem Dienst will ich mich weihn,
überall dir nahe sein,
was du wünschest, will ich tun,
doch jetzt geh, dich auszuruhn!«

Sprach's der Schwan und war entflohn.
Und die Zarin und der Sohn
schliefen ein mit leerem Magen.
Aber kaum begann's zu tagen,
war der Sohn bereits erwacht.
Staunend sieht er, über Nacht
auf dem weiten öden Strand
eine große Stadt erstand,
um das weite Häusermeer
laufen weiße Mauern her,
goldne Kuppeln sieht er blitzen,
Klöster, Kirchen, Turmesspitzen.
Weckt der Sohn die Mutter – oh,
wie wird sie des Anblicks froh!
»Komm und laß der Stadt uns nahn«,
ruft er, »Wunder tut mein Schwan.«
Und sie gehn mit schnellen Schritten,
haben kaum das Tor durchschritten,
hören sie von allen Seiten
feierliches Glockenläuten;
mit Gesang auf allen Wegen
wallt das Volk dem Paar entgegen;
durch die festgeschmückten Scharen
goldne Hofkarossen fahren,
und das Volk von nah und fern
ruft hurra dem neuen Herrn!
Und man setzt dem Zarensohne
auf das Haupt die Fürstenkrone,
da die Mutter eingewilligt
und des Volkes Wahl gebilligt,
herrscht im Land der Zarensohn,
und man nennt ihn Fürst Gwidon.

Weht der Wind vom Meere her,
treibt ein Schifflein auf dem Meer,
das, die Segel ausgebreitet,
leicht und schnell die Flut durchgleitet.
Plötzlich ruft das Schiffsvolk laut:
»Welch ein Wunder! Kommt und schaut!
Auf dem alten Inselland
eine neue Stadt erstand.
Stolz gebaut mit Türmen, Zinnen,
goldne Kuppeln blitzen drinnen.«
Ein Kanonenschuß vom Walle
grüßt das Schiff. Zur Fürstenhalte
führt man bald die fremden Gäste
und bewirtet sie aufs beste.
Fürst Gwidon hebt an zu fragen,
welcher Wind sie hergetragen,
was der Reise Zweck und Ziel
und noch andrer Fragen viel.
Sprachen sie: »Mit Pelzwerkwaren
haben wir die Welt durchfahren,
führten Fuchs und Zobel aus,
und jetzt kehren wir nach Haus.
Ostwärts führt uns unsre Bahn,
um beim Inselland Bujan
in das Reich Saltans zu fahren,
des berühmten, mächt'gen Zaren.«
Sprach der Fürst: »Ein guter Stern
führe euch, ihr lieben Herrn,
durch den weiten Ozean
bis zum mächt'gen Zar Saltan;
sollt ihm meinen Gruß bestellen.«
Weiter zogen die Gesellen.
Doch das Herz von Kummer schwer,
ging der Fürst zum blauen Meer.
Siehe – durch die blauen Wogen
kommt der weiße Schwan gezogen.
»Sei gegrüßt, mein Fürst! Warum
wandelst du so trüb und stumm?
Sprich, was ist dir angetan?«
So den Fürsten fragt der Schwan.
Trüb der Fürst dem Schwan entgegnet:
»Ist kein Unglück mir begegnet,
und doch traurig ist mein Sinn,

zu dem Vater zieht mich's hin!«
Drauf der Schwan: »Wünschst du nichts mehr!
Folg dem Schiffe übers Meer,
fliege hin zu deinem Glücke,
nimm Gestalt an einer Mücke!«
Und der Schwan bewegt die Schwingen,
daß die Wellen hochauf springen,
übers Ufer springen sie,
Fürst Gwidon verschlingen sie,
der ins Meer bis übers Ohr kommt
und als Mücke dann hervorkommt.
Und die Mücke schwirrt einher,
fliegt zum Schiffe übers Meer,
sucht in einer Spalte dort
einen sichern Zufluchtsort.

Lustig weht und pfeift der Wind,
und das Schifflein fliegt geschwind,
fliegt vom Inselland Bujan
zu dem Reich des Zarn Saltan.
Und das heißersehnte Land
taucht empor am Himmelsrand.
Schon am Ufer sind die Gäste,
Zar Saltan lädt sie zum Feste,
und es fliegt die Mücke klein
ihnen nach ins Schloß hinein.
Auf dem goldnen Herrscherthrone
sitzt Saltan mit goldner Krone.
Finster seine Augen blitzen.
Weberin und Köchin sitzen
ihm zu Füßen, und als Dritte
Babariche in der Mitte.
Sehen scharf auf sein Gesicht,
hören eifrig, was er spricht,
da der Zar das Wort genommen:
»Liebe Gäste, seid willkommen!
Sagt mir doch, wo kommt ihr her?
Wart ihr lange auf dem Meer?
Und jenseits des Meers, wie war es,
saht ihr dort viel Wunderbares?«
Und der Schiffsherr sprach zum Zaren:
»Haben alle Welt umfahren,
jenseits auch der Meeresflut
ist es schön und lebt sich's gut;
doch das größte Wunder sahn
wir im blauen Ozean!
Ragte aus den Fluten weiland
nackt und kalt ein Felseneiland;
nichts wuchs da als eine Eiche –
jetzt steht eine wunderreiche
große, schöne Stadt am Meer,
Gärten liegen ringsumher;
im Palast, auf goldnem Thron
sitzt der Herrscher, Fürst Gwidon,
der uns auftrug, als wir gingen,
seine Grüße dir zu bringen.«
Staunend sprach der mächt'ge Zar
zu den Schiffern: »Sprecht ihr wahr,
will ich, läßt mich Gott am Leben,
selbst zum Fürsten mich begeben.«
Weberin und Köchin sinnen,
zu verhindern das Beginnen
Zar Saltans; mit Babariche
sinnen sie auf arge Schliche,
eine von dem Schwesternpaar
spöttisch ruft: »Warum nicht gar!
Nachzulaufen solchem Plunder!
Ich weiß ein viel größres Wunder:
Fern am grünen Waldessaum,
unter einem Tannenbaum,
sitzt ein Eichhorn, singt und knackt
Nüsse zu des Liedchens Takt,
Nüsse, gar nicht zu bezahlen:
Ganz von Golde sind die Schalen.
Jeder Kern ist ein Smaragd –
's ist ein Wunder, wie gesagt!

Zar Saltan erstaunte höchlich,
daß ein solches Wunder möglich;
doch die Mücke, zornerpicht,
in das Aug die Muhme sticht,
daß sie sich vor Schmerzen windet
und am rechten Aug erblindet.
Diener, Base, Schwestern sprangen
auf, das kleine Tier zu fangen:
»Warte du, wir wollen dich!«
Doch die Mücke rettet sich
schnell durchs Fenster, fliegt hinaus
übers blaue Meer nach Haus.

Fürst Gwidon geht spähend wieder
an dem Strande auf und nieder.
Siehe! Durch die dunkeln Wogen
kommt der weiße Schwan gezogen.
»Sei gegrüßt, mein Fürst! Warum
wandelst du so trüb und stumm?
Sprich, was ist dir angetan?«
So den Fürsten fragt der Schwan.
Und der Fürst zur Antwort sagt:
»Nur ein Wunsch ist's, der mich plagt,
eines großen Wunders gern
macht ich mich durch dich zum Herrn:
Fern am grünen Waldessaum,
unter einem Tannenbaum,
sitzt ein Eichhorn, singt und knackt
Nüsse zu des Liedchens Takt.
Nüsse, gar nicht zu bezahlen:
Ganz von Golde sind die Schalen,
jeder Kern ist ein Smaragd –
wenn es wahr ist, was man sagt.«
Drauf der Schwan: »Ist es nichts weiter,
was dich plagt, mein Fürst, sei heiter!
Jene Wundermär ist richtig,
doch dein Gram darob ist nichtig,
denn das Wunder kommt von mir,
und in Freuden schenk ich's dir!«
Voll von seinem neuen Glück,
kehrt der Fürst zum Schloß zurück:
Auf des Hofes breitem Raum
steht ein schöner Tannenbaum;
sieht der Fürst das Eichhorn sitzen,
sieht die goldnen Nüsse blitzen,
sieht es vor sich auf zwei Seiten
Gold und Edelsteine breiten,
hört es dabei pfeifen, singen,
und des Eichhorns Lieder klingen
weit im Hofe auf und nieder,
laut vor allem Volke wider.
Hoch erstaunte Fürst Gwidon,
und er rief im Jubelton:
»Dank dir, Schwan, du machst mich reich!«
Und er ließ dem Eichhorn gleich
ein kristallnes Haus bereiten,
stellt davor zu beiden Seiten
Wachen; und ein Schreiber muß
schriftlich zählen jede Nuß,
daß des Eichhorns Ruhm und Ehre
und des Fürsten Schatz sich mehre.

Weht der Wind vom Meere her,
treibt ein Schifflein auf dem Meer,
das, die Segel ausgebreitet,
leicht und schnell die Flut durchgleitet,
zu der steilen Insel schwimmt es,
seinen Lauf zum Hafen nimmt es,
als der Schuß vom Wall erschallt,
macht das Schiff im Hafen halt;
ladet man die Schiffer alle
gastlich ein zur Fürstenhalle.
Als das reiche Mahl geendet,
sich der Fürst zum Schiffsherrn wendet:
Fragt nach Herkunft, Reiseziel,
tut noch andrer Fragen viel.

Und er hört zur Antwort sagen:
»Weit hat uns das Meer verschlagen,
haben alle Welt durchwandelt,
Hengste gar vom Don gehandelt;
jetzt zur Heimkehr ist es Zeit,
unser Weg führt uns noch weit:
Nach dem Inselland Bujan
in das Reich des Zarn Saltan ...«
Sprach der Fürst: »Ein guter Stern
führe euch, ihr lieben Herrn,
durch den weiten Ozean
in das Reich des Zarn Saltan;
seid ihr glücklich heimgefahren,
grüßt von mir den mächt'gen Zaren!«

Schifften sich die Gäste ein.
ging der Fürst zum Meer allein:
Siehe! Durch die blauen Wogen
kommt der weiße Schwan gezogen.
Spricht der Fürst: »Mich zieht mein Sinn
wiederum zur Ferne hin!«
Wieder ließ der Schwan die Wellen
an dem Fürsten hochauf schnellen,
der ins Meer bis übers Ohr kommt
und als Fliege dann hervorkommt.
Auf dem Schiff bot ihm ein Spalt
einen sichern Aufenthalt.

Lustig pfeift und weht der Wind,
und das Schifflein fliegt geschwind
nach dem Inselland Bujan,
nach dem Reich des Zarn Saltan;
und das heißersehnte Land
taucht empor am Himmelsrand.
Schon am Ufer sind die Gäste,
Zar Saltan lädt sie zum Feste.
Und es fliegt die Fliege klein
ihnen nach ins Schloß hinein.

Auf dem goldnen Herrscherthrone
sitzt Saltan mit goldner Krone.
Finster seine Augen blitzen.
Weberin und Köchin sitzen
ihm zu Füßen, und als Dritte
Babariche in der Mitte;
sehen scharf auf sein Gesicht,
merken eifrig, was er spricht,
da der Zar das Wort genommen:
»Liebe Gäste, seid willkommen!
Sagt mir doch, wo kommt ihr her?
Wart ihr lange auf dem Meer?
Und jenseits des Meers, wie war es,
saht ihr dort viel Wunderbares?«
Und der Schiffsherr sprach zum Zaren:
»Haben alle Welt umfahren,
jenseits auch der Meeresflut
ist es schön und lebt sich's gut:
Doch das größte Wunder sahn
wir im blauen Ozean:
Eine Insel steigt dort auf,
eine Stadt dehnt sich darauf,
stolz gebaut mit Türmen, Zinnen,
goldne Kuppeln blitzen drinnen.
Vor dem Schloß auf weitem Raum
steht ein hoher Tannenbaum;
im kristallnen Häuschen drunter
sitzt ein Eichhorn, zahm und munter,
und dies Eichhorn singt und knackt
Nüsse zu des Liedchens Takt,
Nüsse, gar nicht zu bezahlen,
ganz von Golde sind die Schalen,
jeder Kern ist ein Smaragd.
Krieger, Diener halten Wacht.
Ein besondrer Schreiber muß
schriftlich zählen jede Nuß,
die es knackt, und von dem Heere
wird ihm kriegerische Ehre.

Aus den Schalen prägt man Geld
und verteilt es in der Welt.
Mit den bunten Edelsteinen
füllt man Kisten dort und Scheunen.
Hütten gibt's dort nicht zu sehn,
weit und breit Paläste stehn,
in der Burg, auf goldnem Thron
herrscht der mächt'ge Fürst Gwidon,
der uns auftrug, als wir gingen,
seine Grüße dir zu bringen.«
Staunend sprach der mächt'ge Zar
zu den Schiffern: »Sprecht ihr wahr,
will ich, läßt mich Gott am Leben,
selbst zum Fürsten mich begeben.«
Weberin und Köchin sinnen,
zu verhindern das Beginnen
Zar Saltans, mit Barbariche
sinnen sie auf arge Schliche.
Spricht die Weberin zum Zar:
»Nun, was ist da wunderbar,
daß ein Eichhorn Nüsse nagt,
ganz von Gold und von Smaragd!
Ob auch wahr sei, was er spricht,
Wunderbares ist es nicht!
Ich will dir ein Wunder sagen:
Hoch im Meer die Wellen schlagen,
brausen, zischen, stürmen, toben,
wälzen schäumend sich nach oben
auf den nackten, öden Strand,
überschwemmen rings das Land
Plötzlich, flammend wie Gewitter,
springen dreiunddreißig Ritter
aus der Flut, in blankem Stahl,
junge Riesen allzumal,
hochgemut, von stolzer Schöne,
auserwählte Heldensöhne,
ein gewalt'ger Reckenchor,
und es führt sie Tschernomor.
Solch ein Wunder läßt sich hören,
daß es wahr ist, will ich schwören.«
Und die Gäste schweigen still,
da sich niemand zanken will.
Zar Saltan erstaunte höchlich,
daß ein solches Wunder möglich;
doch die Fliege zornerpicht
in das Aug die Muhme sticht,
daß sie sich vor Schmerzen windet
und am linken Aug erblindet.
Diener, Base, Schwester sprangen
auf, das kleine Tier zu fangen:
»Warte nur, wir wollen dich!«
Doch Gwidon im Nu entwich
durch das Fenster, flog hinaus
übers blaue Meer nach Haus.

Und am Meeresstrande wieder
geht er spähend auf und nieder.
Siehe! Durch die dunklen Wogen
kommt der weiße Schwan gezogen:
»Sei gegrüßt, mein Fürst! Warum
wandelst du so trüb und stumm?
Sprich, was ist dir angetan?«
So den Fürsten fragt der Schwan.
Und der Fürst zur Antwort sagt:
»Höre, was mein Herz zernagt:
Eines großen Wunders gern
macht ich mich durch dich zum Herrn!«
»Willst du mir das Wunder sagen?«
»Hoch im Meer die Wellen schlagen,
brausen, zischen, stürmen, toben,
wälzen schäumend sich nach oben
auf den nackten, öden Strand,
überschwemmen rings das Land –
Plötzlich, flammend wie Gewitter,
springen dreiunddreißig Ritter
aus der Flut, in blankem Stahl,
junge Riesen allzumal,
hochgemut, von stolzer Schöne,
auserwählte Heldensöhne,
ein gewalt'ger Reckenchor,
und es führt sie Tschernomor.«
Und der Schwan zur Antwort sagt:
»Das ist alles, was dich plagt?
Jene Wundermär ist richtig,
doch dein Gram darob ist nichtig,
denn die Ritter alle sind
meine Brüder, und geschwind
kommen sie, wenn ich es will.
Geh nur heim und warte still.«

Ging der Fürst getröstet wieder
in sein Schloß. Vom Turme nieder
schaut er: Sieht das Meer sich bäumen,
übers nackte Ufer schäumen;
plötzlich, flammend wie Gewitter,
springen dreiunddreißig Ritter
aus der Flut, in blankem Stahl,
junge Riesen allzumal;
paarweis zieht die stolze Schar.
Glänzend in schneeweißem Haar
schreitet Tschernomor voran,
führt sie zu der Stadt hinan.
Und vom Turm, auf schnellen Füßen,
seine Gäste zu begrüßen,
eilt Gwidon, das Volk ihm nach,
und der Führer also sprach:
»Auf Befehl des Schwans erschienen
sind wir, Fürst, um dir zu dienen,
deine stolze Stadt zu wahren
und zu schützen vor Gefahren.
Jeden Tag um diese Stunde
steigen wir vom Meeresgrunde
künftig auf an dieser Stelle
und umschreiten deine Wälle.
Laß uns nun zurück zum Meer,
denn die Erdenluft ist schwer,
drückt uns hart, sooft wir landen.«
Sprach's, und allesamt verschwanden.

Weht der Wind vom Meere her,
treibt ein Schifflein auf dem Meer,
das, die Segel ausgebreitet,
leicht und schnell die Flut durchgleitet.
Zu der steilen Insel schwimmt es,
seinen Lauf zum Hafen nimmt es.
Als der Schuß vom Wall erschallt,
macht das Schiff im Hafen halt;
ladet man die Schiffer alle
gastlich ein zur Fürstenhalle.
Als das reiche Mahl geendet,
sich der Fürst zum Schiffsherrn wendet:
Fragt nach Herkunft, Reiseziel,
tut noch andrer Fragen viel.
Und er hört zur Antwort sagen:
»Weit hat uns das Meer verschlagen,
haben alle Welt durchwandelt,
Silber, Gold und Stahl verhandelt;
jetzt zur Heimkehr ist es Zeit,
denn uns führt der Weg noch weit:
nach dem Inselland Bujan
in das Reich des Zarn Saltan ...«
Sprach der Fürst: »Ein guter Stern
führe euch, ihr lieben Herrn,
durch den weiten Ozean
zum berühmten Zar Saltan;
seid ihr glücklich heimgefahren,
grüßt von mir den mächt'gen Zaren!«

Schifften sich die Gäste ein.
Ging der Fürst zum Meer allein:
Siehe! Durch die blauen Wogen
kommt der weiße Schwan gezogen.

Spricht der Fürst: »Mich zieht mein Sinn
wiederum zur Ferne hin!«
Wieder ließ der Schwan die Wellen
an dem Fürsten hochauf schnellen,
der ins Meer bis übers Ohr kommt
und als Wespe dann hervorkommt.
Und die Wespe summt und streicht,
hat das Schifflein bald erreicht,
sucht in einer Spalte dort
einen sichern Zufluchtsort.

Lustig pfeift und weht der Wind,
und das Schifflein fliegt geschwind
nach dem Inselland Bujan,
nach dem Reich des Zarn Saltan.
Und das heißersehnte Land
taucht empor am Himmelsrand.
Schon am Ufer sind die Gäste,
Zar Saltan lädt sie zum Feste.
Und es fliegt die Wespe klein
ihnen nach ins Schloß hinein.
Auf dem goldnen Herrscherthrone
sitzt Saltan mit goldner Krone.
Finster seine Augen blitzen.
Weberin und Köchin sitzen
ihm zu Füßen, und als Dritte
Babariche in der Mitte.
Und vieräugig, wie sie waren,
sehn die dreie auf den Zaren,
der alsbald das Wort genommen:
»Liebe Gäste, seid willkommen!
Sagt mir doch, wo kommt ihr her?
Wart ihr lange auf dem Meer?
Und jenseits des Meers, wie war es,
saht ihr dort viel Wunderbares?«

Solche Antwort ward dem Zaren:
»Haben alle Welt umfahren,
jenseits auch der Meeresflut
ist es schön und lebt sich's gut.
Doch das größte Wunder sahn
wir im blauen Ozean:
Eine Insel steigt dort auf,
eine Stadt dehnt sich darauf;
Meereswellen stürmen, toben,
wälzen schäumend sich nach oben
auf den nackten, öden Strand,
überschwemmen rings das Land –
Plötzlich, flammend wie Gewitter,
springen dreiunddreißig Ritter
aus der Flut, in blankem Stahl,
junge Riesen allzumal,
hochgemut, von stolzer Schöne,
auserwählte Heldensöhne,
ein gewalt'ger Reckenchor,
und es führt sie Tschernomor.
Täglich zu bestimmter Stunde
steigen sie vom Meeresgrunde
auf, die stolze Stadt zu wahren
und zu schützen vor Gefahren.
Keine Wächterschar gleicht diesen
auserkornen Heldenriesen.
In der Stadt auf goldnem Thron
herrscht der mächt'ge Fürst Gwidon,
der uns auftrug, als wir gingen,
seine Grüße dir zu bringen.«
Staunend sprach der mächt'ge Zar
zu den Schiffern: »Ist das wahr,
will ich, läßt mich Gott am Leben,
mich zum Fürsten selbst begeben.«
Weberin und Köchin wagen
dieses Mal kein Wort zu sagen.
Mit verschmitztem Angesicht
lächelnd Babariche spricht:
»Ob es falsch ist oder wahr,
doch was ist da wunderbar,
daß in Waffen und in Wehre
Menschen steigen aus dem Meere,
besser als von solchen Helden
will ich dir ein Wunder melden:
Lebt ein Zarentöchterlein
überm Meer, so schön und fein,
daß sie tags das Licht verdunkelt,
nächtens wie die Sonne funkelt,
glänzt ein Mond in ihrem Haar,
auf der Stirn ein Sternklein klar.
Majestätisch ist die Frau,
schreitet stolz, gleich einem Pfau,
und ihr Stimmchen klingt so hell
wie im Wald ein Rieselquell.
Solche Wundermär wie meine
gibt es sonst auf Erden keine!«
Und die Gäste schweigen still,
da sich niemand zanken will.
Zar Saltan erstaunte höchlich,
daß ein solches Wunder möglich.
Fürst Gwidon war ungehalten,
doch es jammert ihn der Alten;
mit Gebrumm und mit Gesumm
fliegt er lang um sie herum,
fliegt ihr mitten auf die Nase,
sticht sie – eine große Blase
schwoll empor –, und alles schrie:
»Fangt die Wespe, tötet sie!
Warte du, wir wollen dich!«
Doch Gwidon im Nu entwich
durch das Fenster, flog hinaus
übers blaue Meer nach Haus.

Und am Meeresstrande wieder
geht er spähend auf und nieder:
Siehe! Durch die dunklen Wogen
kommt der weiße Schwan gezogen:
»Sei gegrüßt, mein Fürst! Warum
wandelst du so trüb und stumm?
Sprich, was ist dir angetan?«
So den Fürsten fragt der Schwan.
Und der Fürst zur Antwort sagt:
»Höre, was mein Herz zernagt:
Alle Menschen frein, ich sehe,
daß nur ich noch ledig gehe ...«
»Wen hast du dir denn erkoren?«
fragt der Schwan. – »Mir kam zu Ohren,
daß ein Zarentöchterlein
lebt, so wunderschön und fein,
daß sie tags das Licht verdunkelt,
nächtens wie die Sonne funkelt,
glänzt ein Mond in ihrem Haar,
auf der Stirn ein Sternlein klar,
majestätisch ist die Frau,
schreitet stolz, gleich einem Pfau,
und ihr Stimmchen tönt so hell
wie im Wald ein Rieselquell.
Aber ist es wahr auch, sage?«
Voller Angst stellt er die Frage.
Sinnend schweigt der weiße Schwan,
und dann hebt er also an :
»Ehestand hat schwere Pflicht,
eine Gattin kann man nicht
von der Hand wie Handschuh streifen
und nach einer andern greifen.
Drum erwäg es erst vernünftig,
daß du nichts bereuest künftig.«
»Möge Gott mein Zeuge sein,
daß es Zeit für mich, zu frein«,
sprach der Fürst. »Schon Rat gepflogen
hab ich, alles wohl erwogen,
und so stark treibt mich mein Sinn
zu der Zarentochter hin:
Sie zu sehn, zu Fuße gerne
ging' ich bis zur weitsten Ferne!«
Seufzt der Schwan tief auf und spricht:
»Weit zu gehen brauchst du nicht,
sieh, dein Schicksal ist dir nah,
bin die Zarentochter ja!«
Sprach's und schwang sich aus den Wogen,
kam zum Uferland geflogen,
ins Gebüsch sank er geschwind
und erschien als Zarenkind.
Glänzt ein Mond in ihrem Haar,
an der Stirn ein Sternlein klar,
majestätisch ist die Frau,
stolz geht sie, gleich wie ein Pfau,
und ihr Stimmchen klingt so hell
wie im Wald ein Rieselquell.
Fürst Gwidon in Wonne schaut
seine königliche Braut,
küßt sie, und mit frohem Sinn
führt er sie zur Mutter hin,
der zu Füßen sinkt der Sohn,
spricht in flehentlichem Ton:
»Mütterchen, der Wunsch mich quälte,
daß ich mir ein Weib erwählte,
diese hab ich nun geminnt
mir zum Weib und dir zum Kind.
Liebend kam sie mir entgegen,
und nichts fehlt uns als dein Segen!«
Und gerührt die Mutter stand,
nahm ein Heil'genbild zur Hand,
ein geweihtes, wunderbares,
hielt es übers Haupt des Paares,
weinte, schluchzte laut vor Freude,
segnete die Kinder beide.
Was in Liebe sich gefunden,
ward in Liebe bald verbunden.
Und sie lebten wohlgemut,
wartend auf die junge Brut.

Weht ein Wind vom Meere her,
treibt ein Schifflein auf dem Meer,
das, die Segel ausgebreitet,
leicht und schnell die Flut durchgleitet,
zu der steilen Insel schwimmt es,
seinen Lauf zum Hafen nimmt es.
Als der Schuß vom Wall erschallt,
macht das Schiff im Hafen halt.
Ladet man die Schiffer alle
gastlich ein zur Fürstenhalle,
Als das reiche Mahl geendet,
sich der Fürst zum Schiffsherrn wendet:
Fragt nach Herkunft, Reiseziel,
stellt noch andrer Fragen viel.
Und er hört zur Antwort sagen:
»Weit hat uns das Meer verschlagen.
Haben alle Welt durchfahren,
handeln mit verbotnen Waren.
Jetzt zur Heimkehr ist es Zeit,
denn uns führt der Weg noch weit:
nach dem Inselland Bujan
in das Reich des Zarn Saltan.«
Sprach der Fürst: »Ein guter Stern
führe euch, ihr lieben Herrn,
durch den weiten Ozean
zum berühmten Zarn Saltan!
Seid ihr glücklich heimgefahren,
grüßt von mir den mächt'gen Zaren,
und erinnert ihn, zu kommen,
wie er oft sich vorgenommen.«
Und das Schifflein zog hinaus.
Doch der Fürst blieb heut zu Haus.

Lustig pfeift und weht der Wind,
und das Schifflein fliegt geschwind
nach dem Inselland Bujan,
nach dem Reich des Zarn Saltan.
Und das heißersehnte Land
taucht empor am Himmelsrand.
Schon am Ufer sind die Gäste,
Zar Saltan lädt sie zum Feste.
Auf dem goldnen Herrscherthrone
sitzt Saltan mit goldner Krone.
Finster seine Augen blitzen.
Weberin und Köchin sitzen
ihm zu Füßen, und als Dritte
Babariche in der Mitte.
Und vieräugig, wie sie waren,
sahn die dreie auf zum Zaren,
der alsbald das Wort genommen:
»Liebe Gäste, seid willkommen!
Sagt mir doch, wo kommt ihr her?
Wart ihr lange auf dem Meer?
Und jenseits des Meers, wie war es,
saht ihr dort viel Wunderbares?«
Solche Antwort ward dem Zaren:
»Haben alle Welt umfahren,
jenseits auch der Meeresflut
Ist es schön und lebt sich's gut;
doch die größten Wunder sahn
wir im blauen Ozean:
Eine Insel steigt dort auf,
eine Stadt dehnt sich darauf,
stolz gebaut mit Türmen, Zinnen,
goldne Kuppeln blitzen drinnen.
Vor dem Schloß auf weitem Raum
steht ein hoher Tannenbaum;
im kristallnen Häuschen drunter
sitzt ein Eichhorn zahm und munter,
und dies Eichhorn singt und knackt
Nüsse zu des Liedchens Takt,
Nüsse, gar nicht zu bezahlen,
ganz von Golde sind die Schalen,
jeder Kern ist ein Smaragd;
treulich wird das Tier bewacht.
Noch von Wundern kann ich sagen:
Hoch im Meer die Wellen schlagen,
brausen, zischen, stürmen, toben,
wälzen schäumend sich nach oben
auf den nackten, öden Strand,
überschwemmen rings das Land –
Plötzlich, flammend wie Gewitter,
springen dreiunddreißig Ritter
aus der Flut, in blankem Stahl,
junge Riesen allzumal,
hochgemut, von stolzer Schöne,
auserwählte Heldensöhne,
ein gewalt'ger Reckenchor,
und es führt sie Tschernornor.
Keine Kriegerschar gleicht diesen
auserkornen Heldenriesen!
Und der Herrscher jener Stadt
solch ein schönes Frauchen hat,
daß sie tags das Licht verdunkelt,
nächtens wie die Sonne funkelt,
glänzt ein Mond in ihrem Haar,
an der Stirn ein Sternlein klar.
In dem goldenen Palaste
lud uns Fürst Gwidon zu Gaste
und befahl uns, als wir gingen,
seine Grüße dir zu bringen,
dich zu mahnen, bald zu kommen,
wie du oft dir vorgenommen.«

Neu erwacht des Zars Gelüsten.
Eilig läßt er Schiffe rüsten.
Weberin und Köchin sinnen,
zu verhindern das Beginnen;
mit der Base Babariche
denken sie an neue Schliche –
doch Saltan will sie nicht hören:
»Wollt ihr mich schon wieder stören?
Bin ich Zar noch, bin ich Kind?
Rüstet euch zur Fahrt geschwind,
heut noch fahr ich.« Und er machte
so die Tür zu, daß es krachte.

Sitzt am Fenster Fürst Gwidon,
blickt in Schweigen lange schon
nieder auf das blaue Meer.
Trübt kein Sturm die Fläche mehr,
und es späht der Fürst und sieht,
fern dort eine Flotte zieht –
durch den blauen Ozean
schwimmt das Schiff des Zarn Saltan.
Fürst Gwidon mit einem Satze
springt in Freuden auf vom Platze,
springt hinunter von den Stufen,
Mutter und Gemahl zu rufen:
»Seht des Vaters Schiff, dort schwimmt es!
Seinen Weg zum Hafen nimmt es!«
Kommt der Stadt die Flotte nah.
Fürst Gwidon durchs Fernrohr sah –
sieht er seinen Vater stehn,
vom Verdeck durchs Fernrohr sehn.
Auch das böse Schwesternpaar
und die Base mit ihm war.
Alle drei in Staunen stehen
und das fremde Land besehen.
Plötzlich von Kanonen dröhnt es,
und von Glockenläuten tönt es,
Fürst Gwidon kommt selbst gegangen,
um den Zaren zu empfangen
samt den Fraun, die ihn begleiten;
feierlichen Zuges schreiten
freudevollen Angesichts
sie zur Stadt – Gwidon sagt nichts.

Nach dem goldenen Palaste
führt er allesamt zu Gaste;
sieh: Vor des Palastes Gitter
stehen dreiunddreißig Ritter,
riesenhaft von Wuchs, verwegen,
auserkorne stolze Degen,
ein gewalt'ger Reckenchor,
und es führt sie Tschernomor.
Kommt der Zar zum Hofesraum,
unterm hohen Tannenbaum
sitzt das Eichhorn, singt und knackt
Nüsse zu des Liedchens Takt.
Goldne Nüsse, drin die Kerne
Edelsteine; nah und ferne
liegen auf dem Hof die Schalen
und von eitel Golde strahlen.
Aber starr die Gäste stehn,
wie sie jetzt die Fürstin sehn!
Glänzt ein Mond in ihrem Haar,
an der Stirn ein Sternlein klar,
stolz geht sie, gleich wie ein Pfau,
führt am Arme eine Frau ...
»Ist es Wahrheit, ist es Wahn!«
ruft in Staunen Zar Saltan,
als er seine Zarin sieht,
die er schluchzend an sich zieht.
Nun erkannt er auch Gwidon,
herzte, küßte seinen Sohn
und das schöne Weib nicht minder.
Fröhlich führten ihn die Kinder
nun zu Tische in den Saal –
hei, gab das ein frohes Mahl!
Doch die bösen Schwestern schlichen
sich hinweg mit Babarichen,
suchten schnell sich zu verstecken,
kaum noch kann man sie entdecken.
Und sie beichten voller Reue
ihre Untat nach der Reihe;
doch der Zar, der wohlgemut,
schickt sie heim mit Hab und Gut.
Der Tag verging, und halb betrunken
ist Saltan ins Bett gesunken .. .
Ich war dort, trank Met und Bier,
naß ward nur der Schnauzbart mir.

So und diese hier glaube ist eien art Schneewittchen!

Märchen von der toten Zarentochter und den sieben Recken
Von der Zarin nahm der Zar
Abschied; lang die Reise war.
Und die Zarin klagte sehr,
harrt des Zaren Wiederkehr,
sitzt am Fenster früh und spät
und hinaus ins Weite späht;
schmerzt vom Sehn ihr das Gesicht,
und der Zar kommt immer nicht!
Bricht der Winter schon herein,
Schnee hüllt Wald und Felder ein.
Schon neun Monde sind dahin,
und in wehmutvollem Sinn
sitzt die Zarin, früh und spät
nach des Gatten Heimkehr späht.
Weihnachtsabend bricht herein,
schenkt ihr Gott ein Töchterlein.
Kaum ward ihr dies Glück beschert,
als ihr Gatte wiederkehrt;
früh am Morgen war er da –
und als ihn die Zarin sah,
außer sich ganz vor Entzücken,
wollte sie ans Herz ihn drücken;
doch zu stark war die Erregung,
ihre freudige Bewegung
schuf der Kranken Weh und Not,
und am Mittag war sie tot.


War der Zar voll Gram und Pein,
und wie könnt es anders sein?
Wie ein Traum entschwand ein Jahr,
da aufs neue freit der Zar.
Und die Frau, die er erkoren,
war zur Zarin wie geboren,
weiß, von stolzem Gliederbau,
eine schöne, kluge Frau;
doch voll Hochmut nebenbei,
auch von Eifersucht nicht frei,
eigenwillig, eigensinnig,
aber wirklich schön und minnig.
Nichts war ihr ins Eheleben
als ein Spiegel mitgegeben,
klein, doch eine seltne Habe,
denn ihm wurde Redegabe.
Sah sie nach dem Spiegel hin,
war die Zarin froh im Sinn,
er war ihr zum Trost und Spiel,
nichts war sonst, was ihr gefiel.
Rief sie: »Lieber Spiegel, sage
treu mir Antwort auf die Frage:
Ziemt mir nicht der Schönheit Preis?
Bin ich nicht so frisch und weiß,
hold und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib mir gleicht auf Erden?«,
gab der Spiegel Antwort gleich:
»Ja, du bist so anmutreich,
hold und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib dir gleicht auf Erden!«
Und mit strahlendem Gesicht
hört sie, was der Spiegel spricht,
läßt der Freude freien Lauf,
zieht die weißen Schultern auf,
hat bald hier, bald da zu lüften,
stemmt die Arme in die Hüften,
dreht und biegt sich, blinzt und nickt,
stolzen Auges um sich blickt.

Doch das Töchterlein des Zaren
wurde größer mit den Jahren,
wuchs zu wunderbarer Blüte;
sanft von Herzen und Gemüte
war sie, blendend von Gesicht,
schönre Jungfrau sah man nicht.
Wie Prinz Jelissej sie schaut,
hält er um sie an als Braut.
Willigt gern der Vater ein,
kommt der Prinz, um sie zu frein.
Man beschenkte sie aufs beste:
Hundertvierzig Prunkpaläste,
sieben Städte, groß und reich,
gab der Zar als Mitgift gleich.

Schon versammeln sich die Gäste
im Palast zum Hochzeitsfeste.
Doch die schöne Zarin kleidet
sich noch an, im Spiegel weidet
sie das stolze Angesicht,
und aufs neu die Zarin spricht:
»Spiegel, lieber Spiegel, sage
treu mir Antwort auf die Frage:
Ziemt mir nicht der Schönheit Preis?
Bin ich nicht so frisch und weiß,
hold und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib mir gleicht auf Erden?«
Und was sagt der Spiegel wieder?
»Schön geformt sind deine Glieder,
frisch und weiß ist dein Gesicht,
doch die Schönste bist du nicht,
denn das schöne Zarenkind,
das der Prinz als Gattin nimmt,
ist so lieblich von Gebärden,
daß kein Weib ihr gleicht auf Erden.«
Wie die Zarin da erbittert
aufspringt und voll Ingrimm zittert!
Tobend ihren Arm bewegt,
zornig nach dem Spiegel schlägt:
Mit den Füßchen auf die Erde
stampft sie, ruft in Zorngebärde:
»Oh, du schlechtes Spiegelglas!
Mir zum Hohne sagst du das;
ich soll ihrer Schönheit weichen?
Wie kann sie sich mir vergleichen!
Warte nur, ich will sie lehren,
sich so stolz herauszukehren!
Zu verwundern ist es nicht,
daß so schneeweiß ihr Gesicht,
sah die Mutter immer nur
aus auf die verschneite Flur;
doch soll darum gleich ihr Kind
schöner sein als ich? Oh, blind
mußt du sein, mir das zu sagen!
Brauchst den Blick nur aufzuschlagen:
Wer, in meines Zaren Reichen,
mag sich mir an Schönheit gleichen?«
Gab der Spiegel Antwort gleich:
»Schön bist du und anmutreich,
doch die Zarentochter ist
schöner, als du selber bist!«
Nie ward ihr so großes Leid.
Voll von Eifersucht und Neid,
warf sie, grimmig von Gebärde,
ihren Spiegel auf die Erde,
rief Tschernawka, ihre Zofe,
durch das Fenster her vom Hofe,
gab Befehl, das Zarenkind
in den tiefsten Wald geschwind
fortzuführen und zu binden,
möge sie den Tod dort finden.

Hätte selbst der Teufel Mut,
einem Weib in ihrer Wut
von Vernunft zu reden? Bald
kam Tschernawka in den Wald
mit dem schönen Zarenkinde,
schickt sich an, daß sie es binde.
Und das Zarenkind erschrickt,
jammernd auf zur Zofe blickt,
fleht mit ausgestreckten Armen
sie um Mitleid und Erbarmen:
»Gott, was ist denn mein Verschulden,
daß ich solches soll erdulden?
Rette mich, laß mich am Leben,
reichen Lohn will ich dir geben
künftig, wenn ich Zarin werde!«
ruft sie flehender Gebärde.
Und die Zofe hört ihr Flehen,
kann, gerührt, nicht widerstehen,
denn sie liebt die schöne Maid,
spricht: »Ich tue dir kein Leid,
mög der Himmel mit dir sein!«
Ließ sie, kam nach Haus allein.
Und die Zarin fragt geschwind:
»Nun, wo ist das schöne Kind?«
Spricht die Zofe: »Dort im Wald
steht sie festgebunden, bald
wird sie dort ihr Leid vergessen,
werden sie die Wölfe fressen.«

Kam die Mär zu aller Ohren,
daß das Zarenkind verloren!
Schmerzgebeugt ob solcher Kunde
ward der Zar. Zur selben Stunde
Jelissej bereitet sich,
betet erst inbrünstiglich,
eilt, von Sehnsucht fortgetrieben,
auszuspähn nach seiner Lieben.

Die Prinzessin kummerschwer
irrt im Walde hin und her;
schon der Tag im Osten graute,
plötzlich sieht sie eine Baute
hochgezäunt. Es kommt ein Hund
auf sie zu, umkriecht sie rund,
schnüffelt, wedelt, bellt und springt;
und die Zarentochter dringt
in den Hofraum mit dem Hunde –
tiefes Schweigen in der Runde.
Und sie faßt sich Mut und leicht
auf die breite Treppe steigt,
macht die Tür auf, und im Schimmer
mustert sie ein großes Zimmer,
rings von Bänken eingehegt
und mit Teppichen belegt.
Heil'genbilder an der Wand,
und ein eichner Tisch befand
sich darunter; um den tiefen
Ofen bunte Fliesen liefen.
Alles zeigte deutlich ihr:
Gute Menschen wohnen hier,
und man wird sie gut empfangen.
Doch, so weit sie auch gegangen
ringsum, niemand ist zu sehn!
Müde von dem vielen Gehn,
zündet sie ein Wachslicht an.
Heizt den großen Ofen dann,
macht im Hause alles rein,
legt sich hin und schlummert ein.

Mittag naht. Vom Hof herauf
schallt ein Lärm; sie wachte auf.
Sieben Recken auf einmal,
stolz, mit Schnurrbart und in Stahl,
treten ein. Der Älteste spricht:
»Seht nur! Täuscht mich mein Gesicht?
Alles glänzt so schmuck und rein,
jemand muß im Hause sein,
der uns alles schön bereitet!«
Und der Recke spähend schreitet
durch das Zimmer: »Tritt hervor!
Schallt mein Rufen an dein Ohr,
wisse, es ist gut gemeint,
tritt hervor, sei unser Freund!
Bist du alt schon von Gebärden,
sollst du unser Oheim werden.
Bist du jung noch auf den Füßen,
laß als Bruder dich begrüßen,
bist du eine alte Frau,
ist dein Haar in Ehren grau,
wollen wir dich Mutter heißen,
dich zu ehren uns befleißen.
Doch bist du ein Jungfräulein,
sollst du unsre Schwester sein!«

Und das Zarenkind in Zittern
naht, verbeugt sich vor den Rittern
und, schamrot von Angesicht,
manches zur Entschuld'gung spricht,
daß am Abend ungebeten
sie zum Hause eingetreten.
Und die Recken allsofort
merkten an der Jungfrau Wort,
daß sie Zarentochter sei,
holten Kuchen, Wein herbei,
luden sie zum Essen ein –
doch sie dankte für den Wein,
und vom Kuchen, den es gab,
brach sie nur ein Stückchen ab.
Gar zu müde war sie, hätte
gern ein Stübchen und ein Bette.
Noch beim hellen Tagesschimmer
führte man sie in ein Zimmer
oben, ließ sie dort allein,
und bald schlummerte sie ein.

Tag auf Tag also entschwand,
und das Zarenkind befand
sich noch immer wohlgemut
in der sieben Recken Hut.
In der Frühe stets von Haus
ziehn die sieben Brüder aus,
streifen auf verschiednen Wegen,
wilde Enten zu erlegen,
Sarazenen aufzujagen
oder Köpfe abzuschlagen
von Tataren und Tscherkessen.
Und das Zarenkind indessen
weilt im Waldeshaus allein,
läßt sich's angelegen sein,
einer Hausfrau gleich zu schalten,
alles ordnend zu erhalten.
Tag auf Tag also vergeht,
froh in Eintracht alles steht.

Doch die Brüder, alle sieben,
sich ins Zarenkind verlieben.
Einstmals, schon beim Frührotschimmer,
treten alle in ihr Zimmer.
Hebt der Ältste an zu reden:
»Holde Maid, du kennst nun jeden
von uns, weißt, daß alle sieben
dich wie eine Schwester lieben;
jeder würde glücklich sein,
dich als Ehgemahl zu frein.
Doch das geht nicht, drum gestehe:
Welchen wünschest du zur Ehe
von uns sieben? Einen wähle,
und auf alle ändern zähle
wie auf Brüder. Ach! Du schweigst,
still das Köpfchen du nur neigst.
Ist dir keiner zu Gefallen,
liebst nicht einen von uns allen?«

»Ach, ihr Brüder, meine Lieben,
schwesterlich euch alle sieben
lieb ich« – so die Jungfrau spricht.
»Doch euch freien kann ich nicht.
Strafe Gott mich, wenn ich lüge,
euch durch falsches Wort betrüge:
Meinem Herzen wert und traut
seid ihr – doch ich bin schon Braut!
Alle seid ihr hochgemut,
weise, edel, stolz und gut.
Alle seid ihr gleich vernünftig,
aber ich gehöre künftig
einem andern. Lieb ich schon
Jelissej, den Königssohn.«

Standen alle Brüder stumm,
kratzten sich am Ohr herum.
»Fragen ist nicht sünd'gen«, spricht
drauf der Ältste, »zürne nicht,
gut gemeint war unser Wort,
schweigen wir davon hinfort!«
Sprach die Jungfrau: »Liebe Herrn,
euch zu zürnen sei mir fern!
Laßt auch mich Verzeihung hoffen,
daß ich meine Minne offen
euch bekannt...« Und alle sieben
Brüder grüßten sie und blieben
freundlich, wie sie immer waren,
mit dem holden Kind des Zaren.

Doch die Zarin hat indessen
nicht das Zarenkind vergessen.
Jeder Tag in ihrem Innern
weckt ein neidisches Erinnern.
Lange Zeit in ihrem Haß
geht sie nicht zum Spiegelglas.
Doch sie kann nicht widerstehen
auf die Dauer, muß es sehen,
macht ein freundliches Gesicht,
spiegelt sich im Glas und spricht:
»Gruß dir, lieber Spiegel! Sage
treu mir Antwort auf die Frage:
Ziemt mir nicht der Schönheit Preis?
Bin ich nicht so frisch und weiß,
hold und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib mir gleicht auf Erden?«
Gab der Spiegel Antwort gleich:
»Schön bist du und anmutreich,
doch wo sich ein Haus erhebt
tief im Eichenwalde, lebt
ohne Ruhm zu dieser Frist
eine, die noch schöner ist;
schönre Jungfrau sah man nie!
Sieben Recken hüten sie!«
Stürzt die Zarin zornesvoll
auf Tschernawka, ruft in Groll:
»Wie hast du mit falschem Sinn
mich betrogen! Und worin!«
Und Tschernawka, voller Schrecken,
eilt, ihr alles zu entdecken.
Drauf die grimme Zarin droht
ihr mit martervollem Tod,
tötet sie nicht selbst geschwind
das verhaßte Zarenkind.

Eines Tags das Zarenkind
sitzt am Fenster spät und spinnt,
dreht das Spinnrad schnurrend, harrt
ihrer Brüder Gegenwart.
Plötzlich bellt's im Hofe laut,
springt sie auf und späht und schaut:
Eine arme Frau treibt dort
mit dem Stock den Hofhund fort.
Ruft das Zarenkind ihr zu:
»Warte nur, gleich schaff ich Ruh,
werde selbst den Hund verjagen,
Speise dir hinuntertragen!«
Und die Alte spricht zu ihr:
»Schöne Jungfrau, Dank sei dir!
Sieh, wie das verwünschte Tier
wütig bellt und schnappt nach mir,
hat mich blutig schon gebissen,
hätte mich beinah zerrissen!«
Und das schöne Zarenkind
eilt mit Brot hinab geschwind,
es der armen Frau zu bringen;
doch der Hund hebt an zu springen,
wie sie nie gesehn – ein Bellen,
Heulen, daß die Ohren gellen,
sucht gewaltsam von der Alten
seine Herrin fernzuhalten –
Kaum naht sich die Alte ihr,
stürzt, gleichwie ein wildes Tier,
auf sie los der Hund in Wut.
Hat gewiß schlecht ausgeruht!
»Fang!« Die Jungfrau wirft das Brot,
und die Alte fängt's mit Not:
»Segne Gott dich für die Gabe,
nimm zum Dank, was ich hier habe!«
Sprach's, und einen Apfel zog
sie hervor, der Apfel flog...
Sucht der Hund ihn zu erwischen,
springt empor und heult dazwischen,
doch das Zarenkind gewandt
fängt den Apfel mit der Hand.
Wie er frisch und mürbe war,
glänzend wie von Golde gar!
Nochmals dankend, rief die Alte:
»Daß der Himmel dich erhalte,
wie du bist, so schön und rein!
Iß den Apfel, denke mein ...«
Also sprach sie, mit der Hand
winkt' sie grüßend und verschwand ...
Und hinauf die Treppenstufen
eilt die Jungfrau. Ungerufen
folgt der Hund ihr, springt und bellt
nach dem Apfel, den sie hält,
kann den Apfel nicht erreichen;
sieht der Hund mit schmerzenreichen
Blicken ihr ins Angesicht,
und sein flehend Auge spricht –
denn der Zunge fehlt das Wort:
Laß den Apfel, wirf ihn fort!
»Nun, was hast du?« fragt sie, schmeichelnd
ihn mit zarten Händen streichelnd.
»Komm, mein Hündchen, lege dich,
ruh dich aus und pflege dich!«
Eilt die Jungfrau in ihr Zimmer,
schließt die Türe leis, wie immer,
setzt ans Fenster sich und harrt
ihrer Brüder Gegenwart.
Doch vom Apfel in der Hand
wird kein Auge abgewandt:
Wie er saftig, rosig, mürbe,
schade, wenn der so verdürbe!
Schmeckt er gut? Sie riecht daran,
führt ihn an die Lippen dann,
beißt ein Stückchen ab und schluckt.
Plötzlich wirr ihr Auge zuckt,
fiebernd zittern alle Glieder,
ihre Arme sinken nieder;
des Bewußtseins ganz beraubt,
stürzt sie hin und lehnt ihr Haupt
an die Bank, die an der Wand
unter Heil'genbildern stand ...

Bald darauf aus blut'gem Strauß
kehrt die Brüderschaft nach Haus.
Bellend kommt auf ihren Wegen
ihnen schon der Hund entgegen;
unter kläglichem Gewimmer
führt er sie hinauf ins Zimmer.
In des Hundes Wimmern, Keuchen
sehen sie ein schlechtes Zeichen –
treten ein und staunend sehen,
was hier Gräßliches geschehen.
Und der Hund laut bellend springt
auf die Frucht, die er verschlingt,
und sich winselnd streckt; es trifft
tötend selber ihn das Gift.
Doch die Brüder, alle sieben,
tiefgebeugten Hauptes blieben
trauernd bei der Schwester stehn.
Schön im Tod noch anzusehn
war sie. Nach inbrünst'gern Beten
leis die Brüder zu ihr treten,
legen ihr ein Grabkleid an,
wollen sie begraben dann,
doch beschließen anders wieder –
denn so frisch sind ihre Glieder
anzusehn und ihre Wangen,
als ob Schlummer sie umfangen.
Und drei Tage so verstrichen,
doch sie war und blieb verblichen.
Nach der Totenfeier barg
man den Leib in einem Sarg
von Kristall. Um Mitternacht
ward die Leiche fortgebracht
ins Gebirg. Die sieben Ritter
zogen um den Sarg ein Gitter,
drin sechs runde Säulen standen:
Fest an diese Säulen banden
sie den Sarg mit Eisenketten,
als ob sie gefürchtet hätten,
daß man sie noch rauben könnte,
ihr die letzte Ruh nicht gönnte.
Eh sie von der Leiche schieden,
sprach der Allste: »Ruh in Frieden!
Schnell, als Opfer böser Leute,
wurdest du des Todes Beute.
Lebst im Himmel jetzt als Engel
ohne Fehl und ohne Mängel.
Deiner Schönheit feine Blüten
suchten wir für den zu hüten,
den du liebend selbst erkoren,
doch er blieb für dich verloren –
keinem hast du dich im Leben,
nur dem Grab ganz hingegeben.«

An dem Tag der Zarin war es,
als ob etwas Wunderbares
vorgefallen; heimlich geht sie
hin zum Spiegel, fragend steht sie:
»Spiegel, lieber Spiegel, sage
treu mir Antwort auf die Frage:
Ziemt mir nicht der Schönheit Preis?
Bin ich nicht so frisch und weiß,
hold und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib mir gleicht auf Erden?«
Gab der Spiegel Antwort gleich:
»Ja, du bist so anmutreich,
schön und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib dir gleicht auf Erden!«

Jelissej in seinem Schmerz
sucht indessen allerwärts
seine Braut, doch ach, vergebens,
denn kein Ende seines Strebens
zeigt sich ihm. Auf seine Fragen
kann ihm niemand Antwort sagen.
Löst sein Schmerz sich auf in Tränen,
und gar viele Menschen wähnen
ihn in Wahnsinn: Wenn er spricht,
lacht ihm einer ins Gesicht,
zeigt den Rücken ihm der andre.
Ob er alle Welt durchwandre,
die Verlorne sieht er nicht!
Endlich auf zum Sonnenlicht
hat er seinen Blick erhoben,
spricht: »Du schöne Sonne oben,
aller Welt mit warmem Schein
leuchtest du jahraus, jahrein,
auf und ab am Himmel ziehst du,
und auf Erden alles siehst du.
Hör mich, helle Sonne, sage
wahr mir Antwort auf die Frage:
Sahst du nicht, die ich erkoren,

meine Braut, die sich verloren?«
Und die helle Sonne spricht:
»Die Verlorne sah ich nicht;
ob sie lebt und wo sie wohnt,
weiß ich nicht. Vielleicht der Mond
kann, mein Nachbar, Kunde geben,
ob sie wirklich noch am Leben.«

Jelissej in schwerem Gram
harrte, bis der Abend kam,
und kaum war der Mond erschienen,
fragt' er ihn mit bangen Mienen:
»Lieber Mond, aus tiefstem Dunkel
hebt sich strahlend dein Gefunkel,
rund und voll ist dein Gesicht,
silbern deiner Augen Licht;
und im strahlenden Gewimmel
schaun die Sterne rings am Himmel
liebend auf dich hin! O sage
wahr mir Antwort auf die Frage:
Sahst du nicht, die ich erkoren,
meine Braut, die sich verloren?«
Und der Mond zur Antwort spricht:
»Die Verlorne sah ich nicht.
Weißt nicht, ob sie nah, ob ferne,
denn ich hüte nur die Sterne;
und auf Erden viel geschieht,
was mein strahlend Aug nicht sieht!«
Jelissej laut weint und klagt.
Und der Mond aufs neue sagt:
»Warte, weiß vielleicht der Wind
von dem schönen Zarenkind;
tröste dich, auf deine Fragen
wird er gern dir Antwort sagen.«

Jelissej auf seinen Wegen
eilt dem Winde schnell entgegen,
ruft ihm zu: »O mächt'ger Wind,
unsichtbaren Laufs geschwind
wandelst du einher auf Erden!
Wolken treibst du gleichwie Herden
vor dir her; bei deinen Stürmen
muß das blaue Meer sich türmen;
fürchtest rings im Räume keinen,
bist nur dienstbar Gott, dem einen.
Sahst du nicht, o mächt'ger Wind,
in der Welt ein Zarenkind,
das ich mir zur Braut erkoren
und in Trauern dann verloren?«
So der Wind zur Antwort sprach:
»Sieh, dort hinter jenem Bach,
murmelnd geht sein Schlangenlauf,
steigen hohe Berge auf.
In den Bergen gähnt ein Schlund;
auf des Schlundes finsterm Grund,
zwischen Säulen hingestellt,
ein Kristallsarg steht; ihn hält
ringsum eine Eisenkette.
Nirgends nah der wüsten Stätte
wohnt ein Mensch – kein Auge schaut
auf das Grabmal deiner Braut.«

Sprach's der Wind und weiter weht,
Jelissej, laut schluchzend, geht
ins Gebirg zur wüsten Stätte,
um in ihrem Todesbette
noch einmal – zum letzten Male! –
seine Braut zu sehn. Vom Tale
in die Berge kommt er bald.
Gähnt vor ihm ein Felsenspalt,
öffnet ihm den Weg zum Schlunde,
wo auf tiefem, finsterm Grunde
der Kristallsarg steht; dort ruht
seine Braut in treuer Hut.
Jelissej tat einen Schlag,
daß der Sarg zerbrochen lag.
Und er steht und staunend schaut
seine totgeglaubte Braut
plötzlich neu erwacht zum Leben
aus dem Sarge sich erheben.
Und sie streckt' sich, schluchzte tief,
rieb die Augen sich und rief:
»Ach, was ich geschlafen habe!«
Dann entstieg sie ihrem Grabe ...
Beide weinten laut vor Glück.
Jelissej führt sie zurück
an das Tageslicht, ins Freie.
Scherzten, herzten sich die zweie,
waren ganzer Wonne voll.
Und mit Blitzesschnelle scholl
das Gerücht in allen Landen,
daß das Zarenkind erstanden!

Weilt im Haus die Zarin müßig,
und des Nichtstuns überdrüssig,
sitzt sie vor dem Spiegel nieder,
scherzt mit ihm und fragt ihn wieder:
»Spiegel, lieber Spiegel, sage
treu mir Antwort auf die Frage:
Ziemt mir nicht der Schönheit Preis?
Bin ich nicht so frisch und weiß,
hold und lieblich von Gebärden,
daß kein Weib mir gleicht auf Erden?«
Und der Spiegel zu ihr spricht:
»Schön bist du von Angesicht,
doch die Zarentochter ist
schöner, als du selber bist.«
Tobend, zornig von Gebärde,
sprang die Zarin auf, zur Erde
schmettert sie das Spiegelglas,
stürzt zur Türe leichenblaß –
plötzlich kommt auf ihren Wegen
ihr das Zarenkind entgegen.
Da versagten ihr die Glieder,
tot vor Schrecken schlug sie nieder.
Hochzeit hielt das junge Paar,
als sie kaum begraben war,
mit der jungen, schönen Braut
wurde Jelissej getraut;
nie, seit Erd und Himmel stehn,
sah man solch ein Fest begehn!
Ich war dort, trank Met und Bier,
naß ward nur der Schnauzbart mir.


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chiisu
Lucifer

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Ort: Siebte Schale der Hölle


New PostErstellt: 08.09.05, 19:30  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

die erste geschichte hattest du schonmal hier on gestellt, aber nikita der gärber und das weiße entchen waren toll!!!! ^____^ *begeistert in die hände klatsch*


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Marron
Dämon

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New PostErstellt: 08.09.05, 19:31  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

Lass dir ruhig Zeit mit weiter lesen!


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Marron
Dämon

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New PostErstellt: 08.09.05, 19:32  Betreff: Re: Märchen *lol*  drucken  weiterempfehlen

Kann ich hier acuh erzählungen von dem autor verröffentlichen dass sind nicht unbedgt märchen!


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