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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 

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Gast
New PostErstellt: 14.02.08, 11:02     Betreff: Re: Australien: Sorry für die geraubte Generation Antwort mit Zitat  

tiptoi® Kindersachbuch: tiptoi® Mein...
* Donnerstag, 14. Februar 2008

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Leben ohne Perspektiven ? Aborigines im australischen Outback.
Bild: rtr/Tim Wimborne
Blick in die dunkle Vergangenheit
Australiens Premierminister Kevin Rudd bittet die Urbevölkerung des Landes um Entschuldigung

Mit einhelliger Zustimmung und grosser Erleichterung haben die australischen Ureinwohner gestern auf die Entschuldigung des Parlaments für die langjährige unwürdige und erniedrigende Behandlung der Aborigines reagiert. Zahlreiche von ihnen verfolgten auch noch in den entlegensten Siedlungen, im sogenannten Outback, vor dem Fernseher gespannt die als historisch gewertete Sitzung des Parlaments. Viele weinten leise.
Katastrophale Assimilationspolitik

Bis zu den 1970er-Jahren wurden gemischtrassigen Familien – aus weissen Einwanderer und Urbewohnern – ihre Kinder von den Behörden weggenommen und auf Missionsstationen oder in Pflegefamilien gebracht, um die Assimilation an die europäisch geprägte Gesellschaft zu forcieren. Dies mit dem Plan, eine deutliche Trennung von Siedlern und Ureinwohnern herbeizuführen, in der Annahme, dass die sehr andere Kultur der «Wilden» mit der Zeit von selbst verschwinden würde, weil sie inkompatibel mit dem westlichen Lebensstil sei.

Diese Assimilationspolitik hat grosses Leid über Zehntausende australische Familien gebracht. Die betroffenen Kinder, deren Zahl auf etwa hunderttausend geschätzt wird und von denen viele ihre Eltern nie mehr sahen, haben als die «gestohlenen Generationen» traurige Berühmtheit erlangt. Erst 1995 kam es im Auftrag der damaligen Labor-Regierung von Paul Keating zur Ausfertigung eines Berichts, in dem Tausende erschütternder Einzelschicksale dokumentiert und 54 Empfehlungen für die Überwindung des Grabens zwischen der Mehrheitsbevölkerung und den Aborigines abgegeben wurden. Doch 1996 wechselte die Regierung, und der liberale Premierminister John Howard war nie dazu bereit, ein offizielles «Sorry» an die Adresse der Urbevölkerung auszusprechen.

Vergangenen November aber kam Labor-Leader Kevin Rudd an die Macht. Er hatte eine offizielle Entschuldigung zu einem Kernanliegen in seinem Wahlkampf gemacht. Rudd löste das Versprechen gestern ein, am ersten regulären Sitzungstag des neuen Parlaments.

Rudd hielt vor den Abgeordneten und Hunderten Aborigines, die auf die Besuchergalerie eingeladen worden waren, eine emotionale und klug aufgebaute Rede. Er erntete stehende Ovationen, sowohl im Haus selbst wie auf öffentlichen Plätzen vor dem Parlament und in anderen Städten, wo das Geschehen auf Grossbildschirmen mitverfolgt wurde.
Frage der Kompensation ist offen

Kevin Rudd bezeichnete die gesellschaftliche Versöhnung als Aufgabe, die über der Parteipolitik stehen müsse, und bot der Opposition die Bildung einer gemeinsam geleiteten Arbeitsgruppe an, die die Lösung der Probleme angehen solle. Zu diesen Problemen gehören die Überwindung eines gewaltigen Unterschieds in der Lebenserwartung von Aborigines und dem Rest der australischen Gesellschaft, die Reduktion der Kindersterblichkeit bei den Ureinwohnern, die im hoch entwickelten Industriestaat Australien auf Drittwelt-Niveau ist, die Verringerung von Wohlfahrts-Abhängigkeit der Urbevölkerung und die Schaffung wirtschaftlicher Perspektiven für die entlegenen Aboriginal-Gemeinden.

Was Rudd ausklammerte, war die heikle Frage der Kompensationen. Für einige der Ureinwohner nahm dies dem Schuldeingeständnis etwas an Glaubwürdigkeit. Andere hingegen bezeichneten das «Sorry» als wichtigen ersten Schritt auf dem Weg zur Aussöhnung, dem andere unweigerlich folgen würden. Die Frage der Kompensation werde man dabei aufs Tapet bringen, auch wenn zurzeit der politische Wille der Bundesregierung dazu nicht vorhanden sei. In einigen Gliedstaaten sind zwar schon Entschädigungsfonds eingerichtet worden, und es liegen Gerichtsurteile über die Berechtigung von Ansprüchen vor. Doch ein nationales Programm würde die Abwicklung vereinfachen. Das wäre ein wichtiges Element, weil viele der Betroffenen in hohem Alter stehen und weder die Zeit noch die Mittel für einen langwierigen Weg durch die Gerichtsinstanzen haben.
Kompromisse vor Entschuldigung

Doch mit der Einschliessung der Kompensationsfrage hätte Rudd weder im eigenen Lager noch bei der Opposition die nötige breite Unterstützung für eine Entschuldigung gefunden. Die Liberalen mussten ohnehin schon eine Kehrtwendung vollziehen, denn unter Howard hatte gegolten, dass das Wort «Sorry» nicht in den Mund genommen werde. Und in der Auslegung der historischen Ereignisse wurde betont, dass die damalige Politik vielleicht in ihren Auswirkungen schlecht, in ihrer Motivation aber ehrenwert gewesen sei: Man habe benachteiligten Kindern zu Schutz und Erziehung verhelfen wollen. Zudem habe sich alles im Rahmen des damals geltenden Rechts abgespielt. Rudolf Hermann, Sydney

Ureinwohner im Teufelskreis
Australien gehört zu den höchst entwickelten Industriestaaten der Welt – Viele Aborigines aber leben wie in einem Drittweltland

Der Bericht, der vor einigen Monaten auf dem Pult des damaligen australischen Premierministers John Howard landete, schlug ein wie eine Bombe. «Kleine Kinder sind uns heilig», lautete die Überschrift, und der Inhalt war erschütternd. Er sprach von weit verbreitetem Kindsmissbrauch, häuslicher Gewalt, aus dem Ruder laufendem Alkohol- und Drogenkonsum und grassierender Verwahrlosung in zahlreichen Siedlungen der Aborigines.

Überraschend war das zwar alles nicht; seit Jahrzehnten gelangen in regelmässigen Abständen erschreckende Informationen über die Zustände in Aborigines-Gemeinden an die Öffentlichkeit. Doch diesmal wurde minutiös deren Ausmass aufgezeigt: Alkohol, der ganze Kommunitäten zersetzt; Kinder, die Opfer von sexueller Belästigung und Zeugen gewalttätiger Auseinandersetzungen in ihrem Dorf, sogar ihrem eigenen Haus werden; Eltern, die es zulassen, dass ihre Kinder von Fremden, aber auch Einheimischen, geködert und missbraucht werden; Kinder, die seit frühester Jugend mit Verhaltensmustern konfrontiert sind, die sie später übernehmen, weil sie nichts anderes kennen, und damit das Feuer des Teufelskreises weiter schüren. 45 Aboriginal-Gemeinden in Australiens Northern Territory waren für den Report untersucht worden, und überall zeigten sich in grösserem oder kleinerem Ausmass die gleichen Probleme.
Die Regierung schaltete sich ein

Für die Bundesregierung war der Fall klar: Das Northern Territory sei ein Notstandsgebiet, und die Reaktion müsse entsprechend ausfallen. Weil die Regierung des Territory dazu bisher nicht ausreichend bereit gewesen sei, werde man in Canberra das Heft in die Hand nehmen. Polizei und Armee würden in die betroffenen Gemeinden entsandt, um Recht und Ordnung zu garantieren. Ein absolutes Verbot von Alkohol und Pornographie würde erlassen, staatliche Wohlfahrtsleistungen würden nur voll ausbezahlt, wenn das Geld für die Bedürfnisse der Familien und nicht für Alkohol oder Drogen ausgegeben werde. Kinder würden obligatorisch ärztlich untersucht, damit Hinweise auf sexuellen Missbrauch erfasst werden könnten, und wenn Grund zur Annahme bestehe, dass sich Eltern nicht um ihre Kinder sorgten, könne ihnen das Sorgerecht entzogen werden. John Howards Reaktion, mitgetragen von der Labor-Opposition, die inzwischen an die Regierung gelangt ist und den Kurs mit wenig Abstrichen weiterverfolgt, war der Versuch einer Flucht nach vorn aus einer Situation, für die es keine einfache Lösung gibt.

Denn die Probleme sind das Produkt einer Politik, die weit ins vergangene Jahrhundert und in ihrer Grundlage auf die europäische Kolonisierung Australiens zurückgeht. Eine Politik, die in den jüngsten 50 Jahren unabhängig davon verfolgt wurde, welche der beiden Grossparteien (Labor oder Liberale) gerade die Macht ausübte. Die lange Zeit praktizierte Zwangsassimilation führte zu kultureller Entwurzelung der Ureinwohner und Heimatlosigkeit in einer fremden Gesellschaft.

Bei der gegenwärtigen Situation der Aborigines spielen Faktoren ineinander, die nicht kurzfristig beseitigt werden können. Das Alkoholproblem hängt eng mit den Lebensbedingungen in Aborigines-Gemeinden zusammen. Die Dörfer sind generell sehr isoliert gelegen, Dutzende bis Hunderte von Kilometern von einer Teerstrasse und erst recht von einer Stadt entfernt. Arbeitsmöglichkeiten gibt es kaum. Familien wohnen in grosser Zahl auf engstem Raum, und öffentliche Infrastruktur ist praktisch inexistent.
«Wie in einem Dampfkochtopf»

«Das ist ein Leben wie in einem Dampfkochtopf», sagte Jan Ferguson vom «Desert-Knowledge»-Forschungszentrum in Alice Springs, das sich auch mit den Lebensbedingungen der Ureinwohner auseinandersetzt. «Jede Gesellschaft, indigen oder nicht, würde früher oder später unter solchen Bedingungen explodieren.» Das Trauma der früheren Assimilationspolitik und die soziale Entwurzelung haben eine ganze Aboriginal-Generation in Hoffnungslosigkeit und Sucht getrieben. Rudolf Hermann

Die australischen Aborigines

Im Gegensatz zu den europäischen Siedlern, die erst vor etwas über 200 Jahren nach Australien kamen, sind die Ureinwohner schon seit rund 50 000 Jahren auf dem fünften Kontinent präsent. Ihre Zahl beläuft sich auf knapp eine halbe Million. Damit bilden sie etwa 2,5 Prozent der Bevölkerung. Im Northern Territory allerdings stellen sie einen Drittel der Population, weshalb ihre Probleme dort stark akzentuiert sind. Ihre Integration und soziale Besserstellung wird durch die Tatsache kompliziert, dass ihre Gesellschaft in eine grosse Anzahl Stämme mit verschiedenen Sprachen aufgefächert ist.

Damit unterscheidet sich ihre Situation stark von jener der Maori, der polynesischen Ureinwohner Neuseelands. Diese sind in ihrem Land weit besser integriert: Sie bilden einen deutlich grösseren Bevölkerungsanteil (ungefähr 13 Prozent) und sprechen eine relativ einheitliche Sprache, die den Status einer offiziellen Landessprache hat. Es gibt Maori TV und auch eine relativ erfolgreiche politische Partei, die die Interessen der neuseeländischen Ureinwohner vertritt – Errungenschaften, von denen die australischen Aborigines grösstenteils nur träumen können. (R.H.)

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