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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 

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Autor Beitrag
Gast
New PostErstellt: 29.11.07, 10:16     Betreff: Re: Jugendamt Worms: Missbrauchsprozesse Antwort mit Zitat  

Gossip Girl - Die komplette fünfte S...
Die Wormser Prozesse: Der leichtsinnige Umgang mit dem Kindesmißbrauch

Sendung vom 10. Juli 1997, Autor: Reinhard Borgmann


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Kinderschänderprozeß in Worms. Vorschnelle Anschuldigungen und das Schicksal der Betroffenen.
Können Sie sich erinnern: 1994? Deutschland war empört: Massenmißbrauch von Kindern in Worms! Als Täter an den Pranger gestellt: Mütter, Väter, eine Großmutter, insgesamt 25 Personen, in Worms schien ein Mißbrauchsnest ausgehoben zu sein. Die Beschuldigten kamen ins Gefängnis, drei Strafprozesse gingen über die Bühne. Der letzte am 18. Juni dieses Jahres. Urteil: Freispruch wegen erwiesener Unschuld. Das Urteil wurde eher beiläufig zur Kenntnis genommen. Kontraste rückt heute den angeblichen Massenmißbrauch von Kindern noch einmal in den Mittelpunkt, weil er einen fatalen Hintergrund hat, den Reinhard Borgmann ausleuchtet.


Marco Müller, 4 Jahre alt, 21 Monate zwangsweise im Heim.
Kevin Müller, 8 Jahre alt, ebenfalls zwangsweise im Heim.
Der Vater: Holger Müller, 31 Jahre alt, 21 Monate in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Kindesmißbrauch.
Die Mutter: Nicole Müller, 31 Jahre alt, 4 Monate in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Beihilfe zum Kindesmißbrauch.
Heute lebt die Familie wieder zusammen, doch der Alptraum der Verhaftung ist noch lebendig:

Nicole Müller:
"Der Kleine hat geschrien, er hat sich an meinem Hals festgeklammert. Die konnten den nicht allein zum Auto heruntertragen, ich mußte ihn also runterbringen. Die Kinder waren total durch den Wind. Es waren sehr viele Leute da. Es war sehr viel Aufregung da. Ich war aufgeregt, ich hab geheult."

Dieser Richter hat Familie Müller wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Beim spektakulären Wormser Kinderschänderschänder-Prozeß wurden insgesamt 25 Beschuldigte verdächtigt, 16 eigene und fremde Kinder jahrelang sexuell mißbraucht zu haben. Alle Angeklagten kamen frei. Richter Lorenz war eindeutig: Den Massenmißbrauch habe es nie gegeben, allenfalls unbestätigte Hinweise auf Einzelfälle. Lorenz entschuldigte sich sogar bei den Angeklagten.

Hart ins Gericht ging er dagegen mit dem Kinderschutzdienst Wildwasser in Worms, der das Verfahren 1993 aufgebracht hatte. Im Fadenkreuz seiner Kritik steht die damalige Mitarbeiterin Ute Plass. Richter Lorenz wirft ihr vor, Aussagen und Verhaltensweisen der Kinder vorn vornherein als Zeichen für sexuellen Mißbrauch interpretiert zu haben.

Daß sie dafür mitverantwortlich sei, daß Menschen unschuldig ins Gefängnis kamen, irritiert Ute Plass nicht. Auch nicht, daß sie wegen der öffentlichen Kritik 1994 Wildwasser verlassen mußte. Sie meint, den Kindern geholfen zu haben:

Ute Plass:
"In Bezug darauf, daß diese Kinder schutzbedürftig waren, und sehr hoch schutzbedürftig kann ich nicht sagen, daß das Fehler waren diesem Schutzbedürfnis entsprochen zu haben. Diese Kinder brauchten Schutz, diese Kinder hatten Not, darauf habe ich reagiert."

Ute Plass konfrontierte die Kinder mit sogenannten anatomisch korrekten Puppen. Sie sollten damit ermutigt werden, den von ihr unterstellten Mißbrauch auszudrücken.

Ute Plass (1994)
"Ich habe sehr oft erfahren, daß besonders Kleinkinder ja nicht erzählen können, was zum Beispiel ein oraler Mißbrauch ist, sondern die Kinder nehmen sich die Puppen und irgendwann im Spiel, ja zum Beispiel bei dieser männlichen Puppe, da wird der männlich Penis in den Mund einer Kinderpuppe eingeführt und das passiert oft sehr kommentarlos. Und es dauert oft auch noch 'ne Weile, bis Kinder auch dann das benennen können. Und ich denk' das ist 'ne wichtige Aufgabe, die wir auch haben, daß wir den Kindern dabei helfen, eine Sprache dafür zu finden, was ihnen da passiert ist."

Aus dem Tagebuch von Ute Plass:
"10.5.93 Erster Kontakt Jenny. Spiel mit den anatomischen Puppen: ... hat großes Interesse, allen Puppen die Zungen herauszunehmen."
Harmlos. Damit gibt sich Frau Plass nicht zufrieden.
"1.6.93 5. Stunde: Jenny zeigt heute sehr deutlich anhand der Puppen, wie Jürgen seinen Schniedel in ihren Po gesteckt hat. Die Mutter hat sie dabei festgehalten. ... "

Die Folge: Am 11.11.93 werden Jürgen, der Stiefvater von Jenny und seine Frau festgenommen, völlig zu Unrecht, so später das Gericht.
Im Prozeß spielten die Aussagen der Kinder, die mit Hilfe von anatomisch korrekten Puppen gewonnen wurden, eine große Rolle. Der vom Gericht bestellte Gutachter Professor Max Steller sieht in einseitigen Interpretationen dieser Puppenspiele eine große Gefahr:

Professor Max Steller, Gerichtsgutachter:
"Ich weiß gar nicht, wie Menschen auf die Idee kommen können, im Spiel immer Tatsächliches, tatsächlich erlebtes interpretieren, sehen zu wollen. Das ist ein Menschenbild von einem Kind, also ob ein Kind eben im Spiel nicht etwas kreatives vornimmt."

Daß kleine Kinder sehr kreativ sein können, zeigt das Beispiel der 5 jährigen Lea, eine Haupbelastungszeugin im Wormser Prozeß. Frau Plass erfindet für sie und die anderen angeblich mißbrauchten Kinder die Geschichte "Königskind und Feuerspuck".
In dem Märchen ist das Königskind mit einem Drachen befreundet und darf mit ihm durch die Lüfte fliegen.

Zitat:
"Plötzlich spürte es Feuerspucks Zunge an seinem Hals. Als die warm, glitschige, rote Zunge über sein ganzes Gesicht rollte, rief es jedoch: Nein ich will nicht."

Der Drache als Täter. Für Frau Plass ist das Märchen ein Gleichnis für sexuellen Mißbrauch.

Ute Plass
"Das Kind kann sehr wohl, daß was an Märcheninhalten da ist, auch ein Stück in seine Realität transportieren. Wir wissen, wie wichtig Märchen für Kinder sind, daß sie ihnen eine Hilfestellung geben, ihr Erlebtes zu verarbeiten und auszudrücken."

Das Märchen hat fatale Folgen: Lea gibt Monate später einem Drachen den Namen ihres Onkels.

Tagebuchauszug:
"18.9.93 Anruf Frau K. Berichtet mir, daß Lea den Bruder der Heike [gemeint ist der Onkel Holger Müller] als Drachen Feuerspuck gemalt hat."

Frau Plass meint daraufhin, daß Holger Müller Lea sexuell mißbraucht habe.
Er wird am 13.12.93 zusammen mit seiner Frau Nicole verhaftet, die Kinder kommen ins Heim.

Thomas K. Scherer, Fachanwalt für Strafrecht
"Zu dem Zeitpunkt, als der Kindesmißbrauch stattgefunden haben soll, war mein Mandant verletzungsbedingt an den Rollstuhl gefesselt über eine gewisse Periode. Anschließend mußte er sich ja auf Krücken bewegen, aber nie hat ein Kind, was ihn belastet hat, auch nur im Entferntesten davon gesprochen, daß da mal ein Mann gewesen wäre, der im Rollstuhl gesessen hätte oder der sich auf Krücken bewegt hat."

Die Strategie von Frau Plass und das Verhalten von Wildwasser Worms lösen beim Mainzer Kinderschutzzentrum helle Empörung aus. Hier befürchtet man, daß dadurch die Hilfe von Kinderschutzzentren insgesamt in Mißkredit gerät:

Wolf Sartorius, Kinderschutzzentrum Mainz:
"Sie können nicht den Menschen helfen wenn sich die Menschen vor ihnen fürchten müssen. Von daher ist genau das Gegenteil passiert, was Aufgabe von Kinderschutz ist. Nämlich frühzeitig Hilfen anzubieten. Und das ist besonders gravierend für die Kinder, die tatsächlich Probleme haben mit Kindesvernachlässigung, mit körperlicher Gewalt, mit sexueller Gewalt."

Aus dieser Kritik zieht Wildwasser in Worms bis heute keine Konsequenzen.
Die Gruppe hat sich zwar von Ute Plass getrennt, das Konzept jedoch bleibt.
Der geistige Vater dieser Methoden: Professor Tilman Fürniss von der Universität Münster. Ein Interview mit Kontraste lehnte er ab.

Fortbildungsveranstaltung mit Professor Fürniss. Er legt Erziehern und Pädagogen seine Lehre der Aufdeckung sexuellen Mißbrauches nahe. Ute Plass war seine Schülerin. In Worms setzte sie seine Theorie in die Praxis um.
Kernstück der "Aufdeckungstheorie" von Professor Fürniss ist die These, daß in Deutschland immer mehr organisierte Sexringe massenhaften Kindesmißbrauch begehen. Da die Kinder mit Drohungen zur Geheimhaltung verpflichtet werden, käme es darauf an, sie zum Sprechen zu bringen und den Mißbrauch aufzudecken.

Zitat:
"Aufdeckungsarbeit richtet sich auf die Feststellung äußerer Fakten. Sie ist Detektiv oder Polizeiarbeit." (Fürniss, aus: Tilman Fürniss, "Kinder und Familien im trauma-organisierten System von Sexringen", Familiendynamik, 18, 1993, S.266)

Ute Plass hat diese Detektivarbeit auf ihre Art umgesetzt. Obwohl sie in einem Fall bereits Verdacht auf sexuellen Mißbrauch hat, täuscht sie der angeblichen Täterin Hilfsbereitschaft vor.

Tagebuchauszug:
"13.9.93 Hausbesuch. Frau U. empfängt mich freundlich. Biete mich im Verlauf des Gespräches als Vertrauens-person an, die mit ihr zusammen den Schutz und das Wohlergehen ihrer Kinder im Blick hat."

Auch Frau U. landet später unschuldig im Gefängnis.
Die von Fürniss inspirierte "Aufdeckerin" war also Hilfspolizistin. Sie arbeitete mit suggestiven Techniken. Ein Beispiel: Die Geschichte vom anderen Kind:

Max Steller, Gerichtsgutachter:
"Da werden den Kindern also in immer wiederholenden Sitzungen Vorgaben gemacht, was andere Kinder erlebt haben. Und nun müssen sie sich vorstellen, nun wird mit dem Kind über diese Geschichte eines anderen Kindes gesprochen, oft dann, und so wird es auch in der Literatur empfohlen, in fiktiver Weise: Was könnte passiert sein. Dann wird übergegangen: Was könnte Dir passiert sein."

Ein Beipiel:
Tagebuchauszug:
"1.6.93 5. Stunde. Erzähle Lea von einem Kind aus dem Kinderschutzdienst, das mir wieder erzählt hat, daß ein Mann von ihr verlangt hat, daß sie ihn an seinem Penis anfassen soll."

8 Tage später beschuldigt Lea ihren Opa der gleichen Tat.

Zu Fürniss Aufdeckungsmethode gehört auch wiederholtes Befragen der Kleinkinder. Fürniss will das " 'Nein' nicht als letzte Antwort nehmen". (Tilman Fürniss: "Verleugnungsarbeit"; In: Ramin, G., Inzest und sexueller Mißbrauch. Beratung und Therapie. Ein Handbuch. Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften, Junfermann Verlag Paderborn, 1993, S. 70)

Max Steller, Gerichtsgutachter
"Da muß man immer wieder klar machen: Wir reden nicht über eine einmalige Aufdeckungsstunde, wir reden nicht über ein einmaliges Gespräch, sondern wir reden jetzt über 60, 90 Kontakte mit dem Kind. Und ich denke, das ist auch etwas, was in den Medien bisher aus dem Mainzer Verfahren noch nicht richtig transportiert worden ist. Diese Kinder haben lange nein oder etwas anderes gesagt. Es ist nicht so, daß diese Kinder eine Beschreibung sexuellen Mißbrauchs von sich aus gegeben hätten."

Für die von der Aufdeckungsarbeit betroffenen Kinder bleiben nach der Rückkehr aus dem Heim schwere Verlustängste.

Nicole Müller
"Es ging also soweit, daß ich nicht einmal zum Mülleimer gehen konnte, zur Mülltonne raus, ohne daß der Kevin irgendwie an mir hinten drangehangen hat. Er hat also immer Angst und hat es auch immer wieder gesagt: Mamma, wenn Du weggehst, vielleicht kommst Du nimmer."

Professor Max Steller, Gerichtsgutachter
"Alles das, was im Augenblick unter dem Firmenschild 'Aufdeckungsarbeit' segelt, gehört abgeschafft. 'Aufdeckung' gehört abgeschafft. Es geht um Aufklärung der Probleme und Schwierigkeiten von Kindern. Und die können durch sexuellen Mißbrauch bedingt sein, können aber auch durch vielerlei andere Faktoren bedingt sein. Wir müssen weg von diesen spezialisierten Beratungs-stellen, die nur eine Perspektive haben. Wir brauchen kompetente Berater, die ein bestimmtes Störungsbild bei einem Kind auch auf verschiedene Ursachen zurückführen können und sollten dabei nicht vergessen, daß eine der Verursachungskomponenten sexueller Mißbrauch sein kann."

Manchmal hat man den Eindruck, daß bei uns Kindesmißbrauch am Fließband stattfindet. Die Statistik spricht dagegen. 1996 ist ein Rückgang zu verzeichnen. 19 erfaßte Fälle auf hunderttausend Einwohner, das ist weiterhin viel zu viel, aber das Wormser Beispiel offenbart, welche Folgen Hysterie haben kann: Noch immer sind 14 von 18 Kindern bei Pflegeeltern oder in Heimen untergebracht, weil nun erst einmal die Familiengerichte zu entscheiden haben. Und das kann dauern.
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_1354693.html
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