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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Immer mehr überforderte Mütter

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Gast
New PostErstellt: 27.01.08, 16:51  Betreff: Immer mehr überforderte Mütter  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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Immer mehr überforderte Mütter

26. Januar 2008 | von Maren Ramünke-Hoefer
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Idyll im Hebammenladen: Dorthe Koebcke-Friedrich kennt leider auch andere Szenen. Klawitter

SCHWERIN - "Manchen Säugling möchte ich einfach unter den Arm und mit nach Hause nehmen", sagt Dorthe Koebcke-Friedrich. Sie ist seit knapp 14 Jahren selbstständige Hebamme in Schwerin. Was sie aber in den vergangenen zwei Jahren in vielen Familien - aber auch mit dem städtischen Jugendamt - erlebt hat, kann selbst eine Frau mit so viel Erfahrung schlecht wegstecken. Im Frühjahr 2007 ließ sie sich zur Familien hebamme ausbilden. Die soll Mutter und Kind in schwieriger Lebenslage über ein ganzes Jahr begleiten. Jedenfalls theoretisch.


In der Praxis sind sich die Beteiligten noch gar nicht über die Finanzierung des viel beschworenen Projektes einig. Und das, obwohl es spätestens nach dem Tod der fünfjährigen Lea-Sophie nötiger ist denn je. "Es ist schlimm, dass erst so ein Fall vielen die Augen dafür geöffnet hat, wie Hilfe funktionieren müsste", sagt Dorthe Koebcke-Friedrich.

Wirklichkeit hinter den Türen sieht oft anders aus "Hätte ich vor ein paar Wochen die Millionen im Lotto gewonnen, dann hätte ich in Schwerin ein Haus für junge Mütter mit ihren Kindern gebaut", sagt Dorthe Koebcke-Friedrich. Damit es überall so gemütlich ist wie bei ihr im Hebammen-Laden in Neu-Zippendorf, wenn gerade ein Mutter-Kind-Kursus läuft. Säuglinge liegen quietschfidel auf Schaffellen, sie lachen, weinen, schlafen, schreien und kuscheln. Junge Mütter massieren, turnen, plaudern über durchwachte Nächte, Blähungen, Vornamen, Kinderarzttermine und sind mächtig stolz auf ihre kleinen Racker. Wer Probleme hat, fragt einfach Dorthe, die hat eigentlich immer eine gute Idee. Genau so wünscht sich die Hebamme das Leben für alle ihre kleinen und großen Kunden. Doch die Wirklichkeit hinter einigen Wohnungstüren sieht oftmals ganz anders aus.

Dorthe Koebcke-Friedrich macht sich seit einiger Zeit zusehends Sorgen. "Ich begleite immer mehr Frauen, die mit 20 Jahren schon ihr drittes Kind haben, oftmals vom dritten Vater. Sie haben keinen Schulabschluss, natürlich keine Ausbildung, wissen eigentlich nicht, wie das Leben wirklich läuft - aber sie sind schon verantwortlich für eine große Familie." Während früher mehrere Generationen in der Großfamilie bei der Erziehung mitgeholfen haben oder später Mutter-Kind-Wohnheime junge Frauen aufgefangen haben, stehen sie heute oftmals allein da. Eine Verantwortung, der viele der jungen Schwerinerinnen einfach noch nicht gewachsen sind, findet Dorthe Koebcke-Friedrich.

Warum trotzdem immer mehr junge Frauen gerade aus schwierigen sozialen Verhältnissen Kinder bekommen, dafür sieht sie mehrere Gründe. Auch diesen: "Durch kleine Kinder kann man sich dank Erziehungsgeld und Unterhaltsvorauszahlung eben auch den Lebensunterhalt verdienen."

Immer wieder kommt sie in Haushalte, in denen es keinen organisierten Tagesablauf gibt. "Manchmal muss ich mich in Wohnungen wirklich über Müllberge kämpfen, um zum Kind zu kommen", sagt sie. Und obwohl es dem Neugeborenen den Umständen entsprechend gut geht, hat Dorthe Koebcke-Friedrich in einigen solcher Fälle das Schweriner Jugendamt kontaktiert - um präventiv tätig zu werden, so wie es auch Politiker immer wieder fordern. Ihre Erfahrungen sind bedrückend: Es gab vergebliche Versuche, jemanden ans Telefon zu bekommen, dann verschiedene Ansprechpartner für verschiedene Stadtgebiete und schließlich kam ganz schnell die Frage: "Ist es denn so dringend, dass wir das Kind aus der Familie holen sollen?" Ein Schritt, den Koebcke-Friedrich gar nicht im Sinn hatte. Sie wollte bloß den Blick auf Probleme lenken. "Manchmal bekam ich vom Jugendamt auch zu hören, dass die betroffene Familie bereits Hilfen bekommt", sagt die Hebamme. "Wann es von ihnen aber den letzten Hausbesuch gegeben hat, daran erinnerte sich keiner mehr."

Am Zusammenspiel der Kräfte hapert es in Schwerin ganz gewaltig, findet Dorthe Koebcke-Friedrich. Die Hebammen, die innerhalb von acht Wochen nach der Geburt 15 von den Krankenkassen finanzierte Hausbesuche machen können, würden vom Jugendamt kaum kontaktiert. Obwohl sie wichtige Einblicke in die konkreten Lebensumstände haben und einen besseren Ruf als das Amt. "Viele Problemfamilien haben mit dem Jugendamt schlechte Erfahrungen gemacht, weil es oft nur kommt, um Kinder aus den Familien zu nehmen. Dieses Klischee muss sich dringend wandeln", sagt Koebcke-Friedrich.

"Frühwarnsystem" scheitert am GeldErst seit dem Tod von Lea-Sophie klappt die Zusammenarbeit besser, meint die erfahrene Hebamme. Im Fall einer 16-jährigen Mutter arbeite man seit Dezember zumindest Hand in Hand. Aber die Möglichkeiten, die ihre Ausbildung zur Familienhebamme bieten soll, nämlich regelmäßige Besuche und Hilfe über ein ganzes Jahr, stoßen schnell an ihre finanziellen Grenzen.

"Die Förderung des Konzeptes ,Frühwarnsysteme’ mit Einbindung der Familienhebammen ist in der vergangenen Woche abschließend durch das Land abgelehnt worden. Das bedeutet, die Stadt sucht jetzt nach einem Weg, es innerhalb der Kommune aus eigener Kraft umzusetzen. Hierbei gibt es Kontakt zu Frau Koebcke-Friedrich, die dabei einbezogen wird", erklärt Stadtsprecher Christian Meyer.

Eine weitere Crux: Obwohl Sozialminister Erwin Sellering (SPD) seit Monaten mit dem Modell Familienhebamme wirbt, steht die Finanzierung noch nicht. "Wir sind in Verhandlungen", sagt Sigrid Ehle, Vorsitzende des Landeshebammenverbandes. "Zurzeit kann nach Paragraf 8 des Jugendhilfegesetzes die Kommune für die Kosten aufkommen. Später läuft es vielleicht auf eine Finanzierung über die Kassen hinaus."

Dorthe Koebcke-Friedrich macht bis dahin einfach weiter wie immer: Sie kümmert sich auch ohne spezielle Aufforderung um Problemfamilien oder versucht, junge Mütter wachzurütteln - und das Jugendamt.
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