Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen

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Gewaltopfer mit vier Wochen
KYFFHÄUSERKREIS. Meldungen über Kindeswohlgefährdungen im Kyffhäuserkreis nahmen auch durch die starke öffentliche Wahrnehmung und Sensibilisierung der Bevölkerung in diesem Bereich stark zu. 53 Mal musste das Jugendamt handeln, zuletzt bei einem vier Wochen alten Baby.

In Wiehe entkam ein Säugling knapp dem Hungertod, weil eine Mitarbeiterin bei der Stadt aufmerksam war, in Oberbösa starb ein Säugling, weil die Eltern offensichtlich zu spät zum Arzt gingen und in Roßleben wurden erst kürzlich Kinder aus einer Familie geholt, weil sie vom Freund der Mutter geschlagen wurden. Das sind nur Fälle, die ans Licht der Öffentlichkeit drangen. Die Dunkelziffer ist viel höher. Auch die, um die sich die Mitarbeiter des Jugendamtes meist in aller Ruhe kümmern. Doch eines steht fest, weil über die Gräueltaten an Kindern öffentlich berichtet wurde, sind die Bürger sensibilisiert, melden schneller Vorfälle und retten damit Kindern vielleicht das Leben.

Wie Landrat Peter Hengstermann (CDU) im Kreistag berichtete, gab es in den ersten acht Monaten dieses Jahres 53 Meldungen zu Kindeswohlgefährdungen, davon waren 30 Prozent anonym. 65 Prozent der Meldungen kamen von Dritten, also von Kindertagesstätten, Schulen oder anderen Einrichtungen. Nur ein Hinweis war ein Selbstmelder und zwei kamen aus dem Verwandtenkreis. In 25 Fällen ging es um Vernachlässigung, zwölf Mal um Kindes-Misshandlungen und sexuellen Missbrauch sowie in 15 Fällen um Verwahrlosung und Vermüllung. Weitere Gründe für Meldungen waren häusliche Gewalt, seelische Gefährdung oder Beziehungskonflikte.

In fast der Hälfte der Meldungen bestätigte sich das Vorliegen einer Kindeswohlgefährdung und wurden entsprechende Maßnahmen vom Jugendamt eingeleitet. Wie Jutta Finke vom Jugendamt des Kreises erklärte, werden in den meisten Fällen die Kinder erst einmal sofort aus der Familie genommen und in Pflegefamilien untergebracht. Dazu gibt es einen Bereitschaftsrufdienst rund um die Uhr. Zudem hat das Amt in den Bereichen Artern und Sondershausen immer geschulte und abgeprüfte Bereitschaftspflegestellen in petto, die innerhalb von Minuten gefährdete Kinder von 0 bis sechs Jahren aufnehmen können. Jutta Finke musste diese Möglichkeit erst kürzlich nutzen, als sie ein vier Wochen altes Baby mit Schädelbasisbruch und zwei Hirnblutungen von den Eltern wegnehmen musste, weil die es misshandelt hatten. "So etwas geht uns immer sehr nahe", sagt die noch aufgewühlte erfahrene Sozialarbeiterin.

Grundsätzlich geht man allen Hinweisen und Meldungen aus der Bevölkerung nach und versucht zu helfen. Das geschieht mit Therapien, Beratungen, Frauenhausaufenthalten, Kuren, Umzug, wenn die häuslichen Verhältnisse zu schlecht sind, oder räumlicher Trennung der Eltern. Erst wenn abgeklärt ist, dass das gravierend Schädliche überwunden ist, dürfen die Kinder wieder heim. Renate RUSCHE

14.10.2008
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