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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Neun Monate Sibirien statt Unterbringung

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Gast
New PostErstellt: 10.01.08, 10:45  Betreff: Neun Monate Sibirien statt Unterbringung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Kreis Gießen


10.01.2008

Auch hinter dem Ural bleibt das Jugendamt des Kreises zuständig

Neun Monate Sibirien statt Unterbringung in geschlossener Einrichtung für 16-Jährigen

KREIS GIESSEN (ae). Der Klimawandel macht auch vor der 5000-Einwohner-Siedlung Sedelnikowo in Sibirien nicht halt: Nur minus 30 Grad Celsius wurden im Dezember erreicht. Das Leben jenseits der Schule besteht für einen 16-Jährigen aus dem Kreis Gießen dort aus dem Herbeischaffen von Holz und Wasser in das einfache russische Holzhaus und in der Zubereitung von Essen. Ein Plumpsklo in den Garten hat er mit seinem Betreuer selbst gebaut. Kein Fernsehen, kein Internet und ein täglicher Schulweg von 2,5 Kilometern durch Eis und Schnee. Noch bis zum Frühjahr soll das so gehen.
Nach Sedelnikowo, 300 Kilometer nördlich der westsibirischen Großstadt Omsk, hat die Jugendhilfe des Landkreises Gießen den jungen Mann im Sommer geschickt. Zuvor hatte alles andere versagt.


Auffälligkeiten und Aggressionen hatten mehrfachen Schulwechsel zur Folge. Aus einer Jugendhilfeeinrichtung, in der der Kreis ihn unterbrachte, flüchtete er. Auch eine psychiatrische Unterbringung war keine Lösung. Jugendamtsleiter Peter Heidt: "Er war nirgends zu halten." Da klingt Sibirien gut in der gegenwärtigen Wahlkampf-Debatte um Erziehungscamps und eine insgesamt härtere Gangart im Umgang mit schwer handhabbaren Jugendlichen, zumal die Verschickung hinter den Ural mit 150 Euro täglich nur ein Drittel der Kosten verursacht, die bei einer Unterbringung in einer geschlossenen heimischen Einrichtung fällig würde. Aber darum geht es nicht.


Kein AbenteuerurlaubHeidt erläutert, dass der Kreis hier das Angebot einer "Einzelbetreuung für Jugendliche, die beziehungslos sind" wahrgenommen hat. Es geht weder in der einen Richtung darum, einem schwierigen Jugendlichen einen Abenteuer-Auslandsaufenthalt zu finanzieren, noch in der anderen Richtung darum, ihn mit Sibirien zu bestrafen, das im kollektiven Gedächtnis der Deutschen mit der Assoziation von lebensbedrohlichen Arbeitslagern verbunden ist. Es geht vielmehr darum, den jungen Kreisbürger in eine Situation zu bringen, in der er gezwungen ist, sich auf seinen Betreuer einzulassen, der mit ihm feste Strukturen im Alltag erarbeitet. Das geht am besten fern der Heimat, wo er niemanden kennt, zu dem er weglaufen könnte, und wo eine Sprachbarriere den Kontakt zur Umwelt erschwert. Im konkreten Fall, wo noch ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) im Spiel ist, scheint die Ausblendung von Ablenkung in jeder Form ohnehin sinnvoll. Jugenddezernent Stefan Becker (FW): "Es war die ultima Ratio, der einzige Weg."


Im Frühjahr wird der 16-Jährige zurück kommen. Mit dem russischen Betreuer, bei dem er jetzt in Sedelnikowo in dem Holzhaus lebt und arbeitet. Dann wird man sehen, ob er mit dem deutschen Alltag zurecht kommt. Dass die bisher gesteckten Ziele erreicht wurden, hat der Kreis im Dezember durch eine Mitarbeiterin vor Ort inspizieren lassen. Auch in Sibirien ist er für den jungen Mann zuständig und überlässt ihn nicht einfach sich selbst. Es ist aber nicht so, dass derartige Dienstreisen des öfteren anfallen. Solche Auslandsaufenthalte als Maßnahmen des Jugendamtes hat es, abgesehen von dem vorliegenden, bisher in den vergangen zehn Jahren in nur einem weiteren Fall gegeben.


FrühwarnsystemInsgesamt, sagt Peter Heidt, kommt die Jugendhilfe mit dem vorhandenen Instrumentarium für den Umgang mit schwierigen Fällen einigermaßen zurecht: "Eine gesellschaftliche Integration können wir leisten, was aber sehr arbeitsintensiv ist." Heidt: "Die Fälle werden immer komplexer, weil die Familien anders sind als früher. Es gibt mehr Alleinerziehende und Patchwork-Familien und eine zunehmende Armut. Die Kollegen sind arg belastet." Anstatt zu "reparieren" möchte die Jugendhilfe lieber mehr im "präventiven Bereich" tun. Das gilt für ein "Frühwarnsystem", um bei den ganz kleinen Kindern keine Risiken von Verwahrlosung und Misshandlung entstehen zu lassen, wie auch für die flächendeckende Einführung der Schulsozialarbeit, die der Kreis gerade in Angriff genommen hat.

http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=3352229&template=d_artikel_import&_adtag=localnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=
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