Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen

Gast

Ex-Mitarbeiter der Stadt verhaftet
Bochum, 20.11.2007, Von Bernd Kiesewetter

Anklage erhoben: 56-Jähriger soll in über 1800 Fällen zwei Pflegekinder missbraucht haben

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Bochumer Jugendamts ist am Montag unter einem äußerst massiven Verdacht verhaftet worden. Der 56-jährige Mann soll zwei Pflegekinder, die in seiner Bochumer Privatwohnung lebten, jahrelang sexuell missbraucht haben, teilweise auch schwer. Das bestätigte Thorsten Wienecke, ein Sprecher des Landgerichts Bochum, gestern auf Anfrage der WAZ.

Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat bereits Anklage gegen den Mann erhoben: Dort werden ihm insgesamt 1800 sexuelle Übergriffe auf eine heute 17-jährige Jugendliche vorgeworfen. Die mutmaßlichen Verbrechen sollen zwischen 1999 und 2005 in seiner damaligen Wohnung in Bochum passiert sein. Auf diese zumindest in Bochum wohl beispiellos hohe Anzahl an mutmaßlichen Übergriffen kam die Staatsanwaltschaft offenbar aufgrund von Hochrechnungen nach Angaben des Mädchens über die Häufigkeit der einzelnen Vorfälle.

In den Jahren 2005 und 2006 soll der Mann sich auch in drei Fällen an einem zweiten Pflegekind, das er in seiner Obhut gehabt hatte, vergangen haben. Die Jugendliche ist heute 15 Jahre alt.

Der Mann ist seit vielen Jahren "aus gesundheitlichen Gründen" Frühpensionär, wie es hieß. Auch 1999, zu Beginn des Anklagezeitraums, war er es schon. Wie die Staatsanwaltschaft aber auf WAZ-Anfrage mitteilte, "könnte es sein, dass das Jugendamt die Kinder dem Angeklagten vermittelt hatte". In der Wohnung des Mannes sollen die Kinder nach richterlichem Beschluss gelebt haben.

Das mutmaßliche Hauptopfer (17) soll heute in einer Wohngruppe leben, obwohl das Sorgerecht bei der Mutter liege. Nähere Umstände wird wohl erst der Strafprozess vor der 3. Strafkammer des Landgerichts ans Licht bringen. Der Prozess soll aber erst im nächsten Jahr beginnen, wie es heißt.

Mittlerweile sitzt der Mann in U-Haft. Der Haftbefehl soll an seiner neuen Adresse im Sauerland vollstreckt worden sein. Die Ermittlungen sollen vom engen Umfeld der mutmaßlichen Opfer angestoßen worden sein.

Der Angeklagte soll alle Vorwürfe zurückweisen. Zeugen zufolge soll er aber einmal gesagt haben, dass die Initiative zu sexuellen Handlungen vom Mädchen ausgegangen sei. Aber selbst das wäre bei unter 14-Jährigen in jedem Fall strafbar.
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/bochum/2007/11/20/news-5953131/detail.html