24.04.2007 20:37
"Manuel kennt nicht einmal alle Buchstaben"
Der 13-jährige Villacher, der jahrelang nicht in die Schule durfte, wurde Donnerstag unter die Obhut des Jugendamtes genommen. Pädagogen wollen ihm jetzt helfen.
Nachdem das Gericht im "Fall Manuel" der Mutter des 13-jährigen das Sorgerecht entzog (die Kleine Zeitung berichtete), reagierte heute das Villacher Jugendamt. Manuel, der bisher bei seiner Großmutter lebte, befindet sich jetzt "unter der Obhut des Jugedamtes", wie der Villacher Magistratsdirektor Hans Meinhard erklärte.
Zustand feststellen. "Wir müssen erst einmal seinen psychischen, medizinischen und kognitiven Zustand feststellen", erklärt Meinhard die ersten Schritte. In der heilpädagogischen Anstalt, in der sich der 13-Jährige jetzt befindet, soll er wieder an einen normalen Tagesablauf gewöhnt werden. Die Villacher Bezirksschulinspektorin Johanna Trodt-Limpl erarbeitet unterdessen gemeinsam mit Sonderschullehrern ein pädagogisches Konzept für den 13-jährigen. "Als er die Schule verließ, kannte er noch nicht einmal alle Buchstaben, davon, dass er daheim weiter gelernt hat kann man wohl nicht ausgehen", sagt die Pädagogin. Jetzt geht es darum die fehlenden sozialen Kontakte zu Gleichaltrigen auszugleichen und ihm langsam wieder in ein Schulsystem einzuführen.
Bei Pflegefamilie betreut. Wie es mit Manuel in Zukunft weitergehen soll, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Vermutlich wird er bei einer Pflegefamilie betreut werden, denn auch der psychische Zustand der Großmutter soll instabil sein. Auch Manuels Bruder Gerald soll jetzt geholfen werden. Seit dem Ende seiner Pflichtschulzeit ging der mittlerweile 22-Jährige keiner Arbeit nach. Gemeinsam mit der Bezirksschulrätin bemüht sich jetzt das AMS um einen Arbeitsplatz oder eine Ausbildungsstätte für den jungen Mann.
Haus versteigert. Das Haus in dem die Familie bis vor Kurzem lebte, soll übrigens in einer Woche versteigert werden. Das Mindestgebot für die 600 Quadratmeter große Liegenschaft in Villach-Landskron beträgt 75.000 Euro.
http://www.kleine.co.at/nachrichten/chronik/416274/index.do
24.04.2007 20:37
Mutter wurde Obsorge entzogen
Mutter schickte 13-jährigen Sohn jahrelang nicht in die Schule. Am Mittwoch wurde im Fall Manuel vom Gericht eine Entscheidung gefällt, jetzt ist das Jugendamt am Zug.
. Der Fall sorgte für Betroffenheit und einen Landesweiten Aufschrei: Der 13-jährige Manuel wurde von seiner Mutter jahrelang vom Schulbesuch abgehalten; das Gericht und das Jugendamt kannten den Fall seit fast zwei Jahren - reagiert wurde allerdings erst jetzt.
Lange gesammelt. "In diesem Fall ist weder einem Amt noch einem Gericht Säumnis vorzuwerfen", verteidigt sich Richter Ingomar Klein, der Mittwoch aus seinem Urlaub zurückkehrte. Die Sammlung der Entscheidungsgrundlagen habe einfach länger gedauert.
Entscheidung geheim. Wie seine Entscheidung über den Obsorgeantrag des Jugendamtes ausschaut, konnte und wollte Klein nicht mitteilen, "aber offensichtlich ist die Mutter schwer psychisch krank". Sollte der Mutter die Obsorge entzogen werden käme als Nächstes der leibliche Vater des Kindes zum Zug, später dann weitere Angehörige, wie etwa die Großmutter.
Weiteres Vorgehen. Dass Manuels Bruder Gerald (22) die Obsorge übernehmen könnte ist wohl ausgeschlossen, er beschäftigte selbst "seit seiner Geburt" die Gerichte. "Unterhalt, Wohlfahrtsmaßnahmen und so weiter, gebracht hat das leider nicht viel", erklärt Klein. Der Villacher Magistratsdirektor Hans Mainhart wollte zum weiteren Vorgehen des Jugendamtes keine Aussage machen: "Wir müssen uns erst die Entscheidung anschauen und werden dann reagieren."
http://www.kleine.co.at/nachrichten/chronik/416274/index.do?seite=2