Im Fall der verhungerten Jessica aus Jenfeld hat das zuständige Jugendamt Wandsbek erneut die Verantwortung für den Tod der Siebenjährigen zurückgewiesen. Man habe von der Existenz des Mädchens nichts gewußt, sagte der zuständige Dezernent im Bezirksamt am Donnerstag auf der ersten Sitzung des Sonderausschusses "Vernachlässigte Kinder". Das Jugendamt sei darauf angewiesen, Informationen zu bekommen. Im Fall Jessica hatte ein Mitarbeiter der regionalen Beratungsstelle der Schulbehörde (Rebus) es versäumt, das Jugendamt zu informieren. Rebus war auf Jessica aufmerksam geworden, weil das Mädchen seiner Schulpflicht nicht nachkam.
Nach den Worten des Jugendamtmitarbeiters existiert ein Handlungskonzept, das unter Umständen auch vorsehe, das Kind aus der Familie zu holen. Bei entsprechenden Hinweisen handelten die Mitarbeiter der Allgemeinen Sozialen Dienste sehr rasch. Es werde eher einem Hinweis nachgegangen, als ihn nicht zu glauben. Der Ausschuß war nach dem Tod von Jessica eingesetzt worden. Das Kind war von seinen Eltern wie eine Gefangene gehalten worden und am 1. März verhungert. Zu Beginn der Sitzung kritisierten Vertreter von SPD und Grünen, daß die zuständigen Behörden nicht rechtzeitig einen Sachstandsbericht vorgelegt hätten. Der Staatsrat der Sozialbehörde, Klaus Meister, kündigte an, daß die Justizbehörde bis zum 30. Juni einen Bericht über vernachlässigte Kinder vorlegen werde.