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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Mutter nach 26 Jahren vor Gericht

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Gast
New PostErstellt: 07.01.08, 23:49  Betreff: Mutter nach 26 Jahren vor Gericht  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Kindsmord



Mutter nach 26 Jahren vor Gericht

·





© Hamburg On Air

Das Opfer: Markus Kern mit kurzer Hose und Ringelsöckchen. Der Junge wurde 1981 im Alter von vier Jahren ermordet. Jetzt gilt seine Mutter als Hauptverdächtige



Von Inken Ramelow

Vor über 26 Jahren wurde der vierjährige Markus Kern ermordet. Nun beginnt der Prozess gegen seine Mutter, die den Jungen erdrosselt haben soll. Jahrelang hatte sie die einzige Zeugin, Markus' Cousine, mit dem Tode bedroht, sollte sie etwas verraten. Im Frühjahr 2007 brach die Frau ihr Schweigen.

Nach mehr als 26 Jahren beginnt am Dienstag in Oldenburg der Prozess wegen des Mordes am damals vierjährigen Markus Kern. Auf der Anklagebank sitzt seine Mutter, Monika K., die den Jungen in einem entlegenen Waldstück im niedersächsischen Oldenburg-Kreyenbrück erdrosselt haben soll. Die Cousine von Markus hatte den Mord am 19. August 1981 zufällig beobachtet und aus Angst um ihr Leben bis zum Frühjahr vergangenen Jahres geschwiegen.

Monika K. soll das zum Tatzeitpunkt neunjährige Mädchen entdeckt und gedroht haben: "Wenn du von dem, was du gesehen hast, etwas erzählst, dann geht's dir wie dem Markus". Eine Drohung die sie in den folgenden Jahren mehrmals wiederholte und die ihre Wirkung nicht verfehlte. Die Cousine von Markus wuchs zu einer psychisch schwer belasteten Frau heran, die heute in psychiatrischer Behandlung ist.
Fataler Irrtum des Gerichtsmediziners

Bei der Untersuchung des Mordes vor 26 Jahren zogen die Ermittler Monika K. zwar als Mörderin in Betracht, doch ein fataler Justizirrtum entlastete die damals 22-jährige Mutter. Der zuständige Gerichtsmediziner legte den Todeszeitpunkt des kleinen Markus auf den Abend fest und wollte an dieser Feststellung auch nicht rütteln. Für den Abend hatte Monika K. jedoch ein unwiderlegbares Alibi: Sie suchte in den Abendstunden gemeinsam mit der Polizei nach dem Jungen und kam somit nicht länger als Täterin in Frage. Neuere medizinische Untersuchungen kamen jedoch zu dem Schluss, dass der Mord bereits am Nachmittag des 19. August geschehen sein müsse.

Dieses Untersuchungsergebnis stimmt nicht nur mit der Aussage der Cousine überein, die sich im Frühjahr in einem Brief an die Polizei wandte, sondern passt zu einer anderen Aussage, die die Ermittler vor 26 Jahren nicht weiter verfolgt hatten. Ein 14-jähriger Junge berichtete einen Tag nach dem Mord, er habe in der Nähe des Tatorts eine Mutter beobachtet, die mit ihrem Kind zum Bahndamm fuhr. Im Waldstück an eben diesem Bahndamm fand das kurze Leben von Markus Kern sein trauriges Ende.


Der Sohn war ihr lästig

Die Staatsanwaltschaft geht heute davon aus, dass Monika K. ihren Erstgeborenen als lästig empfand und deshalb loswerden wollte. Der unehelich geborene Junge habe vermutlich das neue Familienglück der Monika K. mit ihrem neuen Partner und den gemeinsamen Kindern gestört.

Wie Gabriele H., Mutter von Markus' Cousine berichtet, habe ihre Tochter wenige Wochen zuvor sogar einen ersten Mordversuch verhindert. Monika K. soll versucht haben ihren Sohn mit einer Chemikalie zu vergiften, indem sie ihm Fleckenwasser in die Milch schüttete. Die Cousine hatte auch diesen Mordversuch beobachtet und einen Großteil der Milch weggeschüttet. Markus kam dann abends ins Krankenhaus, eine Untersuchung des Vorfalls fand aber nicht statt.


Versuchter Giftmord wird nicht verhandelt

Auch beim erneuten Prozess wird dieser vermeintliche Mordversuch keine Rolle spielen. Das Landgericht Oldenburg lehnte eine Eröffnung des Hauptverfahrens in dieser Sache ab, unter anderem, weil die Richter keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür sahen, dass das Reinigungsmittel in einer tödlichen Dosis verabreicht worden sei. Das Hauptverfahren wird sich ausschließlich auf die Erdrosselung beziehen.

Für den Prozess sind 16 Verhandlungstage festgesetzt, bei denen allein an den ersten sechs Terminen 24 Zeugen vernommen werden. Unter anderem werden vier ehemalige Kriminalbeamte aussagen, die 1981 an den Ermittlungen beteiligt waren. Die wichtigste Zeugin sagt jedoch bereits am zweiten und am dritten Verhandlungstag aus. Markus' Cousine, die nach so vielen Jahren endlich ihr Schweigen brach, wird mit ihrer Aussage nicht nur ihrem damaligen Spielkameraden zu Gerechtigkeit verhelfen, sondern sich selbst von einer schweren Last befreien.


Mutmaßliche Mörderin auf freiem Fuß

Bis heute leidet die Frau unter Todesangst, nimmt die Drohungen ihrer Tante Monika K. sehr ernst. Zumal die mutmaßliche Mörderin von Markus bis zur Verhandlung weiter auf freiem Fuß lebte. Sie wurde zwar im Juli 2007 in ihrer Wohnung im schwäbischen Trossingen festgenommen, kam aber Anfang November wieder aus der Untersuchungshaft. Für Markus' Cousine ein schwerer Rückschlag. Sie hatte sich inzwischen in psychiatrische Behandlung begeben um ihre Schreckenskindheit aufzuarbeiten. Als sie von der Freisetzung Monika K.'s hörte, setzte ihr das, nach Aussage der Mutter Gabriele H., schwer zu. Fortan traute sie sich nicht mehr, die Therapieeinrichtung wenigstens am Wochenende zu verlassen.

Sollte sich in dem lang angelegten Prozess in Oldenburg die Schuld von Monika K. herausstellen, würde nicht nur dem kleinen Markus Gerechtigkeit widerfahren. Seine Cousine könnte endlich ihren langen Leidensweg beenden und nach 26 Jahren ein normales Leben beginnen.







Artikel vom 07. Januar 2008

http://www.stern.de/politik/panorama/:Kindsmord-Mutter-26-Jahren-Gericht/607037.html
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Gast
New PostErstellt: 08.01.08, 11:11  Betreff: Re: Mutter nach 26 Jahren vor Gericht  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mordprozess 26 Jahre nach der Tat
Mehr als 26 Jahre nach dem Tod eines Vierjährigen in Oldenburg hat der Prozess gegen seine in Trossingen (Kreis Tuttlingen) festgenommene Mutter begonnen. Die heute 49-jährige Frau soll ihren Sohn am 19. August 1981 an einem Bahndamm mit einer Strumpfhose erdrosselt haben. Erst Anfang 2007 hatte sich die Cousine des Jungen als Zeugin gemeldet. Das damals neunjährige Mädchen will die Tat beobachtet haben. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte die Mutter ihren unehelichen Sohn loswerden, weil sie ihn als lästig empfand. Die Frau muss sich wegen Mordes verantworten.
Dienstag, 08. Januar 2008, 10:08 Uhr
http://www.bild.t-online.de/BILD/news/telegramm/news-ticker,rendertext=3429962.html?o=RSS
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Gast
New PostErstellt: 08.01.08, 18:51  Betreff: Re: Mutter nach 26 Jahren vor Gericht  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mutter steht 26 Jahre nach Kindstötung vor Gericht

Oldenburg (ddp-nrd). Mehr als 26 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des damals vier Jahre alten Markus muss sich seine Mutter ab heute vor dem Oldenburger Landgericht verantworten. Die 49-jährige soll ihren Sohn damals ermordet haben. Das Kind war im August 1981 tot an einem Bahndamm in Oldenburg gefunden worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Mutter den Jungen mit einer Damenstrumpfhose erdrosselt hat. Das aus einer früheren Beziehung stammende Kind soll ihr lästig geworden sein. Insgesamt sind 16 Verhandlungstage bis zum 14. März angesetzt.

Die Ermittlungen in dem Fall waren wieder aufgenommen worden, nachdem sich die Cousine des Opfers im Juli vergangenen Jahres bei der Polizei gemeldet hatte. Die heute 35-jährige Frau teilte in einem Brief mit, das Verbrechen als Neunjährige miterlebt zu haben. Die Angeklagte soll ihr damals damit gedroht haben, dass ihr das gleiche Schicksal widerfahre, wenn sie jemandem davon erzähle. Kurz darauf wurde Monika K. an ihrem Wohnort im baden-württembergischen Trossingen festgenommen. Inzwischen wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt.

08.01.2008 SR
http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=85815
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Gast
New PostErstellt: 11.01.08, 05:28  Betreff: Re: Mutter nach 26 Jahren vor Gericht  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

10. Januar 2008

* webnews
* Yigg
* folkd
* Mister Wong
* Linkarena
* Del.icio.us



Schrift:
OLDENBURGER MORDPROZESS
"Ich weiß, was ich gesehen habe"

Von Julia Jüttner, Oldenburg

Ein Vierteljahrhundert hat sie geschwiegen, dann ging sie zur Polizei: Daniela A. will beobachtet haben, wie 1981 ihr vierjähriger Cousin ermordet wurde - und beschuldigt dessen Mutter. Heute trafen Zeugin und Angeklagte - Nichte und Tante - vor Gericht aufeinander.


Oldenburg - Monika K., 49, fixiert die Tür, durch die gleich die Frau treten wird, die sie in Haft brachte. Die Frau, die behauptet, Monika K. habe im August 1981 ihren damals vier Jahre alten Sohn mit einer Nylonstrumpfhose erdrosselt, weil er ihr lästig gewesen sei (mehr...). Als Daniela A. den Schwurgerichtssaal im Oldenburger Landgericht betritt, sucht Monika K. fest deren Blick. Doch die maskulin wirkende 36-Jährige marschiert, von ihrer Rechtsanwältin begleitet, schnellen Schrittes zum Zeugenstand, würdigt ihre Tante keines Blickes.

Konzentriert und seelenruhig: Monika K. mit ihrer Verteidigerin im Prozess
DPA

Konzentriert und seelenruhig: Monika K. mit ihrer Verteidigerin im Prozess
Daniela A.s Aussage und ihre Glaubwürdigkeit stehen im Zentrum der Verhandlung. 26 Jahre hat sie mit niemandem offen darüber geredet, was sie als Neunjährige an jenem 19. August 1981 beobachtet haben will. Erst, als sie 2004 wegen Betruges in Untersuchungshaft im Frauengefängnis Chemnitz sitzt, verfasst sie auf Anraten einer Gefängnispsychologin Briefe, in denen sie ihr Leben beschreibt. Angeblich will sie schon damals zwischen den Zeilen den Mordvorwurf erwähnt haben. Doch die Psychologin vermag den Fall nicht mehr zu rekonstruieren: "Ich habe 200 Gefangene zu betreuen, ich kann mich nicht erinnern", sagt die überarbeitet wirkende Justizvollzugsbeamtin immer wieder. Wo die von Daniela A. verfassten 80 Seiten Lebensbeichte sind - Schulterzucken.

Nach ihrem Aufenthalt in der JVA Chemnitz wartet Daniela A. erneut drei Jahre, bis sie sich schließlich im April 2007 an die Polizei wendet und die mittlerweile geschiedene Frau ihres Onkels schwer belastet. Monika K. habe Markus bereits vor dessen Tod misshandelt, die Treppe hinuntergestoßen und ihm ätzendes Reinigungsmittel in die Milch geschüttet, sagte sie heute aus. Dezidierte Nachfragen des Vorsitzenden Richters Harald Leifert und der Verteidigerin Margrete Haimayer beantwortet die weinende Hauptbelastungszeugin im Prozess mit einem trotzigen: "Ich weiß, was ich gesehen habe." Verstrickt sie sich in Widersprüche, flüchtet sie sich in Erinnerungslücken.

Vor ihrer Aussage war dem Gericht ein Film von einem Ortstermin mit der Hauptbelastungszeugin vorgeführt worden. Darin zeigt Daniela A. mithilfe zweier Kriminalbeamter, wo sie in Oldenburg mit ihren Eltern lebte, wo sie mit ihrem jüngeren Cousin spielte - und wie sie ihm und ihrer Tante am 19. August 1981 heimlich folgte. Wie sie den Mord an dem Vierjährigen beobachtete, vor Schreck erstarrte, von der Tante entdeckt und verfolgt wurde. "Ich sah nur noch, wie er mit den Armen zappelte", hört man sie im Gespräch mit den Polizisten mit Tränen erstickter Stimme sagen. Dann sei sie mit ihrem Kinderrad geflüchtet, Monika K. hinterher.

"Wenn du was sagst, wird es dir genauso gehen"

Die Tante habe sie eingeholt, abgedrängt, vom Fahrrad gezerrt, fest am Arm gepackt und ihr gedroht: "Das wird dir sowieso keiner glauben. Und wenn du was sagst, wird es dir genau so ergehen - du weißt jetzt ja, wie das geht." Nach dem Vorfall sei sie nie wieder an den Tatort zurückgekehrt, schluchzt Daniela A.

"Dieses Band belegt, dass Daniela A. allein keine Aussage machen kann", sagt Verteidigerin Haimayer. In der Tat kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Daniela A. von den beiden Beamten in ihrer Schilderung geführt worden war. Doch die schieben in der anschließenden Befragung derartige Unterstellungen beiseite. "Sie war sehr aufgeregt und aufgewühlt", sagte Kriminalkommissarin F.

Es habe Daniela A. Überwindung gekostet, an den Ort des Geschehens zurückzukehren. Sie habe immer wieder betont, dass sie nur das beschreiben könne, was sie erlebt habe und habe sich zu keinen Spekulationen hinreißen lassen. Die Beamten glauben Daniela A., dass sie den Mord an dem kleinen Markus beobachtet hat. Ebenso die Staatsanwaltschaft, die der Angeklagten Mord aus Heimtücke und niederen Beweggründen vorwirft und ihr eine besondere Schwere der Schuld nachweisen will.

Monika K., im hellen Wollpullover, die Lesebrille auf den dunkelblonden dauergewellten Kräusellocken, verfolgt den filmischen Ortstermin konzentriert und seelenruhig, den Kopf auf die rechte Hand gestützt. An jenem 19. August 1981 hatte sie ihren Sohn Markus als vermisst gemeldet. Nach einer großangelegten Suchaktion samt Hubschrauber und Spürhunden wurde der Vierjährige einen Tag später an einem Bahndamm in Oldenburg gefunden - eine Nylonstrumpfhose doppelt um den kleinen Hals geknotet. Markus war ihr Erstgeborener, ein uneheliches Kind - und stand, so die These der Ermittler, einem neuen Leben mit dem Vater ihres zweiten Kindes im Weg.

"Eine eiskalte Frau"

Monika K. habe nie geweint und so getan, "als ginge sie das alles nichts an", sagen Polizeibeamte, die damals nach Markus suchten und der Mutter schließlich die Todesnachricht überbrachten. Schnell rückte Monika K. ins Visier der Ermittler: An ihrer Strickjacke wurden Kletten entdeckt, die auch an der Kinderleiche gefunden wurden, und an der Damenstrumpfhose wurden Faserspuren sichergestellt, die vom Teppich der Familie K. stammten. Doch der damals ermittelte Todeszeitpunkt entlastete sie. Monika K. und ihr Ehemann Dieter hatten ein Alibi. Der Fall wurde eingestellt. 1985 zog das Ehepaar ins Schwäbische. 1995 ließen die K.s sich scheiden, die drei gemeinsamen Kinder bleiben beim Vater.

Nachdem Daniela A. die Polizei informiert hatte, wurde Monika K. im Juli im schwäbischen Trossingen, wo sie seit sieben Jahren mit einem Polizeibeamten zusammenlebt, festgenommen. Wieder sprechen Beamte von einer außergewöhnlichen emotionalen Distanziertheit der Verdächtigen. "Ich habe in meinen 33 Dienstjahren noch keine so eiskalte Frau gesehen", sagte ein Kripobeamter. K. habe sich nicht einmal an den Todestag ihres Sohnes erinnern können. Monika K. selbst beschrieb sich vor Gericht als "warmherzig" und "gute Mutter" und bestreitet jede Schuld am Tod ihres Sohnes.

Aufgrund der damaligen kriminaltechnischen Methoden konnten weder am Tatort noch an der Damenstrumpfhose DNA-Spuren von Monika K. sichergestellt werden. Dazu kommt, dass die Strumpfhose aus der Asservatenkammer verschwunden ist.

Alles hängt nun von der Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin ab. Deren Befragung wird morgen fortgesetzt. Die Verteidigerin der Angeklagten kündigte bereits an: "Morgen geht's ans Eingemachte."
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,527938,00.html
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Gast
New PostErstellt: 12.01.08, 03:39  Betreff: Re: Mutter nach 26 Jahren vor Gericht  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

11. Januar 2008

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Schrift:
WENDE IM PROZESS VON OLDENBURG
Der Fata-Morgana-Mord

Von Julia Jüttner, Oldenburg

Im Oldenburger Mordprozess ist eine Mutter angeklagt, die vor 26 Jahren ihr Kind ermordet haben soll - so argumentierten die Ermittler. Heute die spektakuläre Wende: Der Richter höchstpersönlich entlarvte durch Recherchen die Erinnerungen der Hauptbelastungszeugin als Chimäre.


Oldenburg - Wer einen Mord beobachtet hat, geht zur Polizei. Wer es nicht tut, dessen Leben gerät aus dem Gleichgewicht.

Oder gerät die Erinnerung aus dem Gleichgewicht, wenn es das Leben längst ist?

Angeklagte Monika K. im Prozess: Erleichtertes Lachen
AP

Angeklagte Monika K. im Prozess: Erleichtertes Lachen
Daniela A. glaubt, 26 Jahre lang ein trauriges und zugleich erschütterndes Geheimnis mit sich herum getragen zu haben: Sie will gesehen haben, wie ihre Tante Monika K. am 19. August 1981 ihren vierjährigen Sohn erdrosselte. A.s Aussage brachte die heute 49-jährige Monika K. wegen Verdachts des heimtückischen Mordes vor das Landgericht Oldenburg.

Der Vorsitzende Richter höchstpersönlich, Harald Leifert, lieferte heute den Beweis dafür, dass sich Daniela A. an etwas erinnert, an das sie sich gar nicht erinnern kann - weil sie es nicht erlebt haben kann.

Stundenlang beschrieb die Hauptbelastungszeugin heute, dass sie am 19. August 1981 beobachtet hat, wie Monika K. ihrem eigenen Kind eine Nylonstrumpfhose um den Hals legte und zuzog, bis es sich nicht mehr wehrte.

Immer wieder blieb die 36-Jährige Details schuldig. Richter Leifert musste ihrem Gedächtnis mit Zitaten aus Vernehmungen auf die Sprünge helfen. Daniela A. flüchtete sich in Sätze wie: "Es war an dem Tag einfach alles anders." Was genau anders war - sie konnte es nicht sagen. Nur den Weg zum Tatort beschrieb sie immer wieder in epischer Breite, und wie sie ihrer Tante - der Cousin saß auf dem Gepäckträger des Rades - heimlich folgte. Wie sie mit ihrem roten Kinderrad durch das nahe gelegene Einkaufszentrum fuhr, während Monika K. auf der parallel verlaufenden Straße radelte. Und wie sie nach der angeblichen Tat an der Bushaltestelle von der Tante vom Rad gezerrt und bedroht wurde.

Die Kriminologen schlampten, der Richter ermittelte selbst

Das Problem: Im August 1981 gab es weder das Einkaufszentrum noch eine Bushaltestelle. Dass dies bisher niemandem auffiel, ist bezeichnend für die unfassbare Schlamperei bei den Ermittlungen.

ZUM THEMA AUF SPIEGEL ONLINE

*
Mordprozess: "Ich war eine gute Mutter" (08.01.2008)
*
Oldenburger Mordprozess: "Ich weiß, was ich gesehen habe" (10.01.2008)

Leifert selbst hatte bei der Verkehrs- und Wasser GmbH Oldenburg angefragt, ob die Bushaltestelle wirklich dort war, wo Daniela A. behauptete. Gestern bekam er die Antwort per Fax: Laut Buslinienführung gibt es die Haltestelle erst, seit es das Einkaufszentrum gibt - und das feierte am 10. August 1983 Richtfest. Ein Journalist der "Nordwest Zeitung" legte nach einer Verhandlungspause dem Gericht entsprechende Kopien der damaligen Berichterstattung vor.

Leifert zeigte sich erstaunt, dass die Kommissare, denen sich Daniela A. anvertraut und die während des Prozesses immer wieder deren Glaubwürdigkeit betont hatten, die Plausibilität der Schilderungen und die Angaben zur Buslinie nicht überprüft hatten. Das ist Grundhandwerk jeglicher Ermittlungen.

"Ich bin da durchgefahren" - mit diesen Worten beharrte die Hauptbelastungszeugin auf ihrer Aussage, nachdem sie mit der Neuigkeit konfrontiert wurde. Daniela A. wird wohl bis zum Ende des Prozesses bei ihrem Mordvorwurf bleiben. Plausibler werden ihre Behauptungen dadurch nicht.

Erinnerungen an etwas, das sie gar nicht erlebt hat

Nach eigenen Angaben, aber auch von ärztlicher Seite bestätigt, leidet die dreifache Mutter am Borderline-Syndrom. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft erstellte der Berliner Psychologe Prof. Max Steller nach einer ausführlichen Exploration ein psychologisches Glaubwürdigkeitsgutachten. Zum jetzigen Stand der Verhandlung geht er davon aus, dass Daniela A. ihre Behauptungen nicht bewusst erfunden hat. Vielmehr habe sie irrationale Details entwickelt und ihre Aussage auf einer sogenannten "Scheinerinnerung" aufgebaut.

Typisches Merkmal: Sie glaubt, dass sie sich an etwas erinnert, was sie nicht erlebt hat - und schilderte ihre Visionen, von Weinkrämpfen übermannt, mehr als anschaulich. Sie habe ihre Tante heimlich verfolgt, mit etwas Abstand, entweder auf der anderen Straßenseite oder auf einem parallel verlaufenden Trampelpfad. Ihr kleiner Cousin winkte ihr mit einem roten Feuerwehrauto in der Hand zu. Sie folgte ihnen bis zu einem kleinen Hügel am Bahndamm, kletterte hinterher, versteckte sich hinter Büschen. Das sagt sie zumindest. Dann will sie gesehen haben, wie Monika K. mit dem Rücken zu ihr den kleinen Markus packte. "Erst hat sie ihn geschlagen, ihm dann etwas um die Schulter gelegt", schluchzte die 36-Jährige und blickte weinend nach unten. "Er hat gezappelt. Als das aufhörte, bin ich weggelaufen." Kein Zweifel, dass es Frau K. war? "Kein Zweifel."

Als sie davonrannte, knackten Zweige unter ihren Schuhen, behauptete sie. Sie stürzte sich auf ihr Kinderfahrrad. "Ich hatte Angst, Panik, wollte nur nach Hause." Sie habe sich während der Fahrt mehrere Male umgedreht. "Sie ist mir stur hinterher und rief: 'Du Krücke, bleib stehen!'" Mal holte die Tante auf, mal baute die damals Neunjährige ihren Vorsprung aus - bis zu der erwähnten Bushaltestelle.

Die Hauptzeugin weiß, dass sie eine Therapie braucht

"Ich hätte damals schreien sollen, aber ich stand nur da", schrieb Daniela A. 26 Jahre später im Rahmen der ersten Ermittlungen. "Das Ganze macht mich kaputt. Ich muss mit der Vergangenheit abschließen."

Die Ermittler glaubten ihr prompt, die Staatsanwaltschaft erhob Mordanklage gegen Monika K. - im Juli 2007 nahm man sie fest.

Daniela A., Gefangene ihrer eigenen Psyche, erträumt sich von diesem Prozess einen Befreiungsschlag. Es sieht alles danach aus, dass es genau andersherum kommt. Das Verfahren steht symbolhaft für ihr unstetes, nicht gerade von Glück geprägtes Leben.

Sie habe kurz nach Markus' Tod einen Wohnwagen angezündet in der Hoffnung, dass "jemand merkt, dass ich Hilfe brauche. Aber außer Ärger gab's nichts", sagte sie vor Gericht. Sie bestellte bei Versandhäusern Sachen auf falsche Namen und landete deshalb wegen Betruges im Gefängnis. In der Türkei wollte sie ein neues Leben beginnen und scheiterte auch dort. Keines ihrer drei Kinder lebt bei ihr, das jüngste ist drei Jahre alt. Sie weiß, dass sie eine Therapie braucht.

"Ich habe mein Leben lang darunter gelitten", sagt Daniela A. All die Jahre habe sie sich von ihrer Tante bedroht gefühlt, obwohl diese längst nach Süddeutschland gezogen war. Jene schmallippige Tante, der auch Ermittler den Mord zutrauten und ihr Gefühlskälte unterstellten, hörte man heute in einer kurzen Verhandlungspause erstmals laut und erleichtert lachen.

Eines hat der heutige Prozesstag bewiesen: Es weiß doch nur ein Mensch, wer den kleinen Markus tötete - sein Mörder.

Sonst niemand.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,528162,00.html
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New PostErstellt: 14.01.08, 15:57  Betreff: Re: Mutter nach 26 Jahren vor Gericht  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

«Ich habe meinen Jungen nicht umgebracht»
Mutter wegen Kindstötung vor mehr als 26 Jahren angeklagt

Oldenburg (ddp). Monika K. wirkt zum Prozessauftakt gefasst. Die von Ermittlern im Vorfeld als «eiskalt» beschriebene Angeklagte antwortet leise und sachlich auf die Fragen des Vorsitzenden Richters Harald Leifert. Mehr als 26 Jahre nach dem Tod ihres vierjährigen Sohnes muss sich die Mutter seit Dienstag vor dem Landgericht Oldenburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, Markus aus niederen Beweggründen zuerst geschlagen und dann mit einer Damenstrumpfhose erdrosselt zu haben. Das aus einer früheren Beziehung stammende Kind soll ihr lästig geworden sein.

Cousine meldete sich bei Polizei
Zum Prozessauftakt streitet die Mutter die Tat ab. «Ich weiß nur, dass ich meinen Jungen nicht umgebracht habe», sagt die 49-Jährige. Die Ermittlungen in dem Fall waren wieder aufgenommen worden, nachdem sich die Cousine des Jungen im Juli 2007 bei der Polizei gemeldet hatte. Die 36-Jährige teilte in einem Brief mit, das Verbrechen als Neunjährige miterlebt zu haben. Demnach soll ihr die Angeklagte damals gedroht haben, dass ihr das gleiche Schicksal widerfahre, wenn sie jemandem davon erzähle. Kurz darauf wurde Monika K. im baden-württembergischen Trossingen festgenommen, wo sie seit 21 Jahren lebt.

«Ich bin schon ein warmherziger Mensch», beschreibt sich die Angeklagte vor Gericht. «Ich war eine gute Mutter und nicht eiskalt und unberechenbar.» Markus sei in der neuen Familie mit ihrem Ehemann und seinem Halbbruder Thomas voll integriert gewesen. Sie erinnert sich an viele Einzelheiten vom Tag des Verschwindens am 19. August 1981. Markus sei mit seinem Halbbruder spielen gewesen und nicht wieder aufgetaucht. Sie habe ihn zunächst allein gesucht, dann ihren Mann und die Polizei verständigt.

Reporter informierte vor Polizei über Leichenfund
Gefühlsregungen sind deutlich zu erkennen, wenn sie wenig später mit zitternder Stimme und feuchten Augen darüber berichtet, wie sie damals vom Fund des Leichnams erfuhr. Ein Reporter einer Boulevardzeitung habe angerufen, durch die Polizei sei sie erst zwei Stunden später informiert worden, sagt sie.

Die Polizei sieht sich zugleich dem Vorwurf der Schlamperei ausgesetzt. Denn das Tatwerkzeug ist nicht mehr aufzufinden. Die Strumpfhose, die am Tag nach dem Verschwinden den Jungen mit seinem Leichnam an einem Oldenburger Bahndamm gefunden worden war, ist verschwunden. «Das kann ich mir nicht erklären, das ist schon rätselhaft», sagt ein inzwischen pensionierter Beamter vor Gericht aus, der 1981 mit den Ermittlungen befasst war.

Angespanntes Verhältnis zu Sohn
Die Mutter habe bereits kurz nach der Tat als verdächtig gegolten, fügt der Beamte hinzu. «Wir hatten von einem angespannten Verhältnis zu dem Jungen gehört. Es war denkbar, dass die Mutter ausgerastet sein könnte.» Bei den Ermittlungen habe Monika K. zudem kaum Fragen nach ihrem Sohn gestellt. Ein anderer Polizeibeamter sagte aus: «Ihre Gelassenheit war sehr auffällig.»

Nachweisen ließ sich die Tat damals jedoch nicht. So hatte der Rechtsmediziner einen Todeszeitpunkt festgestellt, der Monika K. entlastete. Nach mehr als 26 Jahren stehen diese Fragen nun erneut auf der Tagesordnung. Bis zum 14. März will die Staatsanwaltschaft insgesamt 25 Zeugen und zwei Sachverständige zu Wort kommen lassen. Mit Spannung wird die Aussage der Cousine des Jungen erwartet. Dabei geht es vor allem um die Glaubwürdigkeit der Frau, die von der Verteidigerin der Angeklagten angezweifelt wird.

13.01.2008 SR
http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=65&id=85898
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