Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen

Gast · Erstellt: 09.07.08, 06:13 Betreff: Betrüger nutzen Eifel-Nonnen schamlos aus

Betrüger nutzen Eifel-Nonnen schamlos aus

Von Margret Vallot 07.07.2008, 17:38

Düren. Haarsträubend ist, was am Montag vor Gericht verhandelt wurde. Eine jetzt 21-jährige Dürenerin und Mutter zweier Kinder ist angeklagt, die Mildtätigkeit und Weltfremdheit eines Nonnenklosters in Dahlem in der Eifel ausgenutzt zu haben.

Mit erfundenen Elendsgeschichten soll sie erreicht haben, dass die Nonnen ihr von Dezember 2004 bis November 2006 genau 165.850 Euro zugesteckt haben.

Die Angeklagte sagt vor Gericht keinen Ton. Und die Ordensschwester, die das Geld mit Erlaubnis ihrer Oberin jeweils in bar aushändigte, ist mit ihren 84 Jahren sehr schwerhörig.

Richter, Anwälte und Staatsanwalt müssen sich 50 Zentimeter neben sie setzen, wenn sie mit ihr reden wollen. Die Juristen vernahmen am Montag auch den Abt vom Kloster Mariawald, doch der machte so weitschweifige Aussagen, dass die Juristen allesamt extrem viel Geduld aufbringen mussten.

Die Angeklagte muss wohl erfahren haben, dass die Nonnen sehr mildtätig sind. Im April 2005 wurde sie in Dahlem vorstellig und erzählte, ihre Mutter sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sie brauche für die Beerdigung 10.000 Euro.

Im Mai hieß es, die Geschwister würden in ein Heim gebracht, um sie zu behalten brauche sie 15.000 Euro. Im Juni brauchte sie 1500 Euro, weil sie sonst von einer Bande gefangen genommen würde. Alles wurde geglaubt und das Geld gezahlt.

Im Juli musste angeblich der Bruder operiert werden, für 2300 Euro. Im August waren die Kinder der Tante vor dem Heim zu retten, für 1000 Euro. Im September musste angeblich der Bruder aus dem Gefängnis freigekauft werden: 11.800 Euro.

Anfang Oktober soll sie den Nonnen 4200 Euro für ein Examen als Kosmetikerin abgeweint haben, und Ende Oktober stand angeblich schon die Meisterprüfung an, die 15000 kostete.

Alles, alles glaubten ihr die Nonnen. Die Schwester sagt auf die vielen Nachfragen des Richters: «Wenn Sie das gehört hätten, Herr Richter, wie sie das gesagt hat, dann hätten Sie das auch geglaubt.»

Dicker Gesamtschaden

Die Nonnen zahlten weiter: 3000 Euro um die Inhaftierung des Bruders zu verhindern. In mehreren Schüben 40.000 Euro an Autobesitzer, deren Wagen der Bruder angeblich demolierte.

17.000 um die Adoption von Kindern der Tante zu ermöglichen. Dieses Geld musste angeblich dem Dürener Jugendamt gezahlt werden. Als die Nonnen es an das Amt überwiesen, kam das Geld natürlich zurück. Sie händigten es deshalb der jungen Frau in bar aus.

«Ich hätte nie geglaubt, dass Leute so lügen können», sagt die Schwester. Die Angeklagte hatte sich bis dato nichts zuschulden kommen lassen. Sie wurde nach Jugendstrafrecht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Bereits verurteilt sind Betrüger, die ebenfalls die Gutherzigkeit der Nonnen ausnutzten. 130.000 Euro ließen sie sich aushändigen. Auf 1,5 Millionen schätzt der Abt den Gesamtschaden.
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