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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Bekenntnis eines deutschen Soldaten

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Gast
New PostErstellt: 16.11.08, 07:17  Betreff: Bekenntnis eines deutschen Soldaten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

BEKENNTNIS EINES DEUTSCHEN SOLDATEN

Regie: Tony Wilson
Kamera: Tony Wilson
Musik: Guy Meredith
Schnitt: Tony Wilson
Großbritannien 2007 / 78:00 / Sprachfassung: en, frz, ru, de / Untertitel: en
Nominierung: Goldener Schlüssel

Alte Familienfotos. Ein paar Bündel Briefe. Der Hinweis auf ein namenloses Grab in Russland. Viel ist es nicht, was Lena von ihrem Großvater blieb. Dietrich Karsten war Pastor. Mitte der 1930er Jahre wird er Mitglied der „Bekennenden Kirche“, einer Oppositionsbewegung evangelischer Christen, die sich der Gleichschaltung ihrer Lehre mit den geistigen Zielen des Nationalsozialismus strikt widersetzt. Die Gestapo drangsaliert und verfolgt Karsten, jagt ihn aus seiner Heimatstadt. Sein privates Glück und seine berufliche Laufbahn stehen auf dem Spiel. Nach Jahren der Unbeugsamkeit schließt sich Dietrich Karsten der Wehrmacht an, ordnet sich ein in Reih und Glied und erhält für seine Tapferkeit im Frankreichfeldzug das Eiserne Kreuz. 1942 fällt er an der Ostfront. NS-Gegner und Mitstreiter, Opfer und Täter in einer Person: Wie wird aus einem unbequemen Geistlichen ein Mustersoldat, der für Hitler entschlossen in den Krieg zieht? 70 Jahre später. Der Versuch, zu verstehen.
http://www.filmladen.de/dokfest/?page_id=3831


05.05.2008

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"Man kann die Kriegsgeneration nicht einfach das Klo runterspülen"
Dietrich Karsten war Student, als Hitler die Macht ergriff, er wurde Pfarrer, ging in den Widerstand und fiel schließlich als begeisterter Soldat an der Ostfront. Seine Enkeltochter Lena versucht jetzt in einem Dokumentarfilm, die Wahrheit zu finden. Wie sich die dritte Generation dem Trauma des Zweiten Weltkriegs nähert

VON JUDITH LUIG

Die Geschichte beginnt mit einem verborgenen Schatz. Einer, der, wie so häufig in Familien, für jeden einen anderen Wert hat. Eine schmerzhafte Erinnerung und ein Schrecken. Ein offenes Geheimnis, das man nicht verschweigt, aber über das man auch nicht so recht reden mag. Mit dem Dokumentarfilm "Bekenntnis eines deutschen Soldaten" hat Lena Karsten jetzt diesen Schatz gehoben, nicht nur für sich selbst oder für ihre Familie, sondern, wenn es nach ihr geht, auch für ihre Generation.
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Ihr Großvater Dietrich Karsten starb als Soldat an der Ostfront mit 30 Jahren. Er hinterließ eine Frau und zwei Söhne, zwei Flaschen teuren Cognacs, die er aus dem besetzten Frankreich mitgebracht hatte, und über dreihundert Briefe, die er in der Zeit zwischen 1932 bis zu seinem Tod 1942 geschrieben hat. Jahrzehntelang bewahrte seine Witwe diese Briefe auf, sie ordnete sie, heftete sie liebevoll ab. Als sie starb, übernahm der jüngere Sohn den Familienschatz. Lesen wollte er die Briefe aber nicht. Zu fremd muss ihm ein Vater gewesen sein, der für Hitler in den Krieg gezogen war. So gab er sie seiner Tochter und die machte einen Film daraus.

In "Bekenntnis eines deutschen Soldaten" verfolgt die 35-jährige Enkelin nun die Geschichte ihres Großvaters. Zusammen mit dem 32-jährigen Historiker Gabriel Fawcett und unter der Regie des 31-jährigen Tony Wilson sucht Lena Karsten die Schauplätze von Dietrich Karstens Leben auf: die Universität Bonn, wo er seine Studentenjahre in den frühen Dreißigerjahren verbrachte und wo er Widerstand gegen die Nazifizierung leistete, seine Pfarrgemeinde in Döbbersen, Mecklenburg-Vorpommern, wohin man den unbequemen Pfarrer abschob, sowie die Orte der West- und Ostfront, an denen Karsten als Soldat der Wehrmacht diente.

Auffallend an dem Film ist, dass Tony Wilson darauf verzichtet, irgendjemand anderen für Karsten sprechen zu lassen. Keiner der Söhne erscheint vor der Kamera, keiner der ehemaligen Kommilitonen, kein überlebender Kamerad von der Front. Die Geschichte der Hauptfigur erzählt diese selbst. Karsten spricht durch die von Kai-Henrik Möller vorgelesenen Briefe, das Herzstück dieses Dokumentarfilms.

Durch diese vermeintliche Stimme erhält der Film eine teilweise fast unheimliche Unmittelbarkeit. "Giftnebel" nennt Karsten im November 1933 da die Verbreitung des nationalsozialistischen Hasses. Er mahnt zum "Geisterunterscheiden", klar sieht er Macht, mit der die faschistische Ideologie verbreitet wird. "Man braucht einen gegebenen Instinkt und viel Zeit, sonst werden wir alle hundertprozentige Nazis", schreibt er. Was das bedeutet, ist ihm früh mit überraschender Deutlichkeit klar. Über seinen abgesetzten jüdischen Professor berichtet der Theologiestudent seinem Vater: "Ich schäme mich ein Arier zu sein, sooft ich da im Hause bin. Und ich bin oft da."

Nach seiner Studentenzeit schließt sich Karsten Martin Niemöllers Bekennender Kirche an, wird von den Deutschen Christen bedrängt und versucht schließlich der Gestapo zu entgehen, indem er sich freiwillig als Soldat meldet.

"Wir wollten Dietrich Karsten die Möglichkeit geben, für sich selber zu sprechen", erklärt Wilson das starke Gewicht, das die Briefe einnehmen und deutet damit auch gleich an, warum er diesen Film machen wollte. Fawcett und Wilson, beide Briten, haben eine für deutsche Ohren sehr überraschende Einstellung zur deutschen Vergangenheit. "Mich faszinieren die Werte, von denen Dietrich Karsten schreibt", erklärt Wilson. "Glaube und Anstand - so was ist mit seiner Welt untergegangen." Doch sollte man Wilsons Beschäftigung mit der Geschichte Karstens nicht als eine Rechtfertigung lesen. In England boomt das Geschäft mit aufgesexten Dokumentarfilmen zum Thema Drittes Reich. "In Stücken wie ,Hitler und sein Hund in Farbe' sieht man große Emotionen, erfährt aber nichts Neues", sagt Wilson. Sein Film ist ein Versuch, es anders zu machen. Ernsthafter. Mit solider Recherche, so vielen Fakten wie möglich und einem klaren Blick.

"Wir haben den Film für die dritte Generation gemacht", erklärt Fawcett. "Deutschland muss endlich von der Illusion befreit werden, dass es besser gewesen wäre, wenn die Kriegsgeneration kollektiv den Märtyrertod gestorben wäre. Ich finde, die Enkelgeneration soll sich selbst mit den Großeltern auseinandersetzen und nicht alles durch ihre Eltern vermittelt bekommen." Der deutsche Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg ist Fawcett oft rätselhaft. "Die 68er haben versucht, die Kriegsgeneration kollektiv als Kriminelle darzustellen. Sie waren massiv unfair."

Nach einer Vorführung habe ihm ein deutscher Zuschauer gesagt, er würde die Zeitgenossen der Dreißiger- und Vierzigerjahre am liebsten in die Toilette kippen. "Aber man kann doch eine Generation nicht einfach das Klo runterspülen."

Über sechzig Jahre nach Kriegsende tut sich die Enkelgeneration immer noch sehr schwer mit dem Sprechen über Vernichtung und Verbrechen der damaligen Zeit. Das hat auch die Produktion von "Bekenntnis eines deutschen Soldaten" zu spüren bekommen. Monatelang suchte Wilson nach einer Stimme, die die Briefe überzeugend lesen konnte. Besonders kompliziert war ein Bericht von der Front, der sich wie ein kriegsverherrlichender moderner Roman liest. "Der Feind ist erkannt. Feuer frei! Das hat getroffen", schreibt Karsten da. Und: "Der Feind springt aus seinem Nest. Es gilt: Ihr oder wir." Dieses ältliche Pathos brachten die deutschen Sprecher nur schwer auf.

Das Herauskramen von Familiengeschichten hat in den letzten Jahren viele beeindruckende Werke hervorgebracht. Doch während Filme wie Malte Ludins "Zwei oder drei Dinge, die ich von ihm weiß" (2004), Claudia von Alemanns "War einst ein wilder Wassermann" (2001) oder Jens Schanzes "Winterkinder" (2003-2005) sich fragen, was das Erbe der Großväter und Väter für sie bedeutete, hält Lena Karsten jegliche eigene Betroffenheit aus dem Film raus. "Bekenntnis eines deutschen Soldaten" ist der Versuch, über die hinterlassenen Briefe möglichst getreu die Geschehnisse und die Gedanken des Großvaters zu rekonstruieren. Gerade weil das an vielen Stellen nicht so recht gelingen mag, ist der Film so interessant geworden.

Je mehr sich Fawcett und Karsten in die Geschichte verstricken, desto schwerer fällt es ihnen, Erklärungen für seine Motive zu finden. Warum kämpft ein Christ freiwillig an der Front? Warum nennt er Hitler einen Bolschewisten und zieht doch für ihn in den Krieg? "Als Kind habe ich mich nie für diesen Großvater interessiert", sagt Lena Karsten. " Als ich 17 Jahre alt war, ist mein Vater mit uns mal zu einem Familiendenkmal gefahren, da habe ich mich geweigert, aus dem Auto auszusteigen." Eine typische Reaktion ihrer Generation. Das Interesse für die deutsche Geschichte ist bei Lena Karsten geweckt worden, seit sie in England lebt.

In England ist Krieg nicht so etwas Unvorstellbares, wie er es für viele in Deutschland ist. "Für eine Großteil der Briten", sagt Lena Karsten, "war und ist es vollkommen klar, dass sie für ihr Land kämpfen, unabhängig davon, wer dieses Land gerade regiert." Die Ideologie steht hier nicht unbedingt im Vordergrund. "Vor allem männliche Briten", sagt Tony Wilson, "können sich leicht mit Dietrich Karsten identifizieren." Das hat er bei Filmvorführungen gemerkt. "Dietrich ist ein junger athletischer Mann voller Enthusiasmus. Er setzte als Soldat so viel Energie ein, wie er es auch im Widerstand gegen die Nazis getan hatte. Das können viele nachvollziehen."

Die beiden Perspektiven, die des gleichaltrigen jungen Mannes und die einer deutsch sozialisierten Enkelin, sorgen für ein Spannungsfeld im Film. Lena kann bis zum Schluss kaum ihren Frieden machen mit dem begeisterten Kämpfer, der aus den Briefen spricht. "Du hast das Söhning und ich die Soldatenzeit", schreibt Karsten seiner Frau einmal tröstend. Den Krieg, auch wenn er das Verbrecherische darin sieht, erklärt er mit obskuren Theorien: "Es will etwas durch diese Geburtswehen in die Welt hinaus, was von Gott in seine Erdenwelt hinein muss."

Neben den Briefen sind die stärksten Szenen die von den Schauplätzen der Ostfront. Hier ist der Krieg noch viel präsenter als in Frankreich. In Ochwat, in der Nähe von Karstens letztem Schlachtfeld, schenkt ein überlebender russischer Soldat Lena Reste von deutscher Munition und einen Löffel eines Wehrmachtssoldatenbestecks. Da es in dem Dorf kein Hotel gibt, bringt man das Filmteam privat unter. Sie treffen Iwan und Onkel Mischa, die als Kinder wohl die Leiche von Dietrich Karsten gefunden haben. Aber jetzt lässt man die Erde ruhen.

Das Grab, das zu suchen man am Anfang aufgebrochen war, wird am Ende nur mehr oder weniger gefunden. Und auch die Frage, die sich Lena am Anfang stellt: Wie kann man Pfarrer und Soldat sein, ist schon längst nicht mehr wichtig. "Als ich an der Stelle stand, wo Dietrich wohl begraben war", sagt Lena, "wurde mir klar, dass ich die Geschichte nie vollständig verstehen werde, dass es aber wichtig ist, sich immer wieder diese Fragen zu stellen. Das ist für mich der beste Schlusspunkt."


INFOS ZUM FILM

"Bekenntnisse eines deutschen Soldaten" (Originaltitel: "Confessions of a German Soldier") läuft auf dem Dokumentarfilm-Festival München im internationalen Wettbewerb. Zu sehen ist er am Montag, 5. Mai, 17 Uhr im Atelier (Sonnenstraße 12) und am Mittwoch, 7. Mai, 19 Uhr im Gasteig Vortragssaal (Rosenheimer Straße 5). Tickets kann man über die Webseite des Festivals kaufen: www.dokfest-muenchen.de Mehr Infos zum Film: www.flotsamfilms.com
http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2008%2F05%2F05%2Fa0090&src=GI&cHash=8178648bb3
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