Gast
|
Erstellt: 14.01.08, 20:20 Betreff: Stalins geraubte Kinder
drucken
Thema drucken weiterempfehlen
|
|
|
Dokumentation Verschwunden in Stalins Reich. [M] Quelle: ZDF ZDF-HistoryRückblick Verschwunden in Stalins Reich Die Odyssee der Verschleppten
Als der Krieg in Deutschland schon zu Ende war, wurden noch Hunderttausende in Stalins Reich abtransportiert - weil die Willkür der Sowjetjustiz es so wollte oder weil sie als Arbeitssklaven für Kriegsschäden büßen sollten. [mehr]
* Tipp Jubiläum: Die 200. Sendung von "history"
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,1020218,00.html
Verschwunden in Stalins Reich Bildquelle ZDF [M]Verschleppt und erschossen: Helmut Peikert, Heinz Baumbach und Heinz Eisfeld Dokumentation Verschwunden in Stalins Reich Die Odyssee der Verschleppten
Ein Film von Peter Hartl und Andrzej Klamt
Als der Krieg in Deutschland schon zu Ende war, wurden noch Hunderttausende in Stalins Reich abtransportiert - weil die Willkür der Sowjetjustiz es so wollte, weil sie als Arbeitssklaven für Kriegsschäden büßen sollten oder weil sie als deutsche Waisenkinder in sowjetische Obhut geraten waren.
* Drucken * Versenden * 13.01.2008
Rückblick: History vom 13.01.2008 Siegfried Jenkner. Quelle: privat privat Siegfried Jenkner
Mit neu erschlossenen Dokumenten, Film- und Fotoaufnahmen bietet ZDF-History den Schicksalen der Betroffenen ein Forum. Keine Kritik an der DDR
Nur weil sie gegen die Regierungspolitik der DDR opponierten, wurden ostdeutsche Schüler und Studenten Anfang der 50er Jahre in sibirische Straflager deportiert - oder in eine Moskauer Todeszelle. Siegfried Jenkner, damals Student der Gesellschaftswissenschaften in Leipzig, protestierte gegen die gelenkten Einheitswahlen im Oktober 1950. Der 19-Jährige wurde verhaftet und in ein sowjetisches Geheimgefängnis nach Dresden gebracht. Wegen "antisowjetischer Agitation" wurde er ohne Anhörung und Anwalt zu zweimal 25 Jahren Haft verurteilt.
Der Oberschüler Ernst Friedrich Wirth hatte 1950 in privater Runde das politische System der DDR kritisiert. Nach wochenlanger Isolationshaft verurteilte ihn ein sowjetisches Militärtribunal in Potsdam zum Tode. Das Moskauer Gefängnis Butyrka. Quelle: ZDF Endstation für Todeskandidaten: Das Moskauer Gefängnis Butyrka
Siegfried Jenkner heute. Quelle: ZDF Siegfried Jenkner heute In Moskau hingerichtet
Jenkner und Wirth wurden wie Tausende Verurteilte in Stalins Reich deportiert - in Arbeitslager nach Sibirien, oder ins Moskauer Gefängnis Butyrka, der Endstation für Todeskandidaten. In ihrer Not schickten die Männer in den Todeszellen Gnadengesuche an den Obersten Sowjet. Ein 25-Jähriger schrieb: "Ich bin bereit, sofort mein gutes, gesundes Auge für einen erblindeten Soldaten der Sowjetunion zu geben". Doch er fand keine Gnade.
Zwischen 1945 und 1955 wurden etwa 3000 Todesurteile gegen deutsche Zivilisten von sowjetischen Militärtribunalen verhängt. "Davon sind bis zu 2000 Todesurteile tatsächlich vollstreckt worden", sagt der Historiker Andreas Hilger. Ernst Friedrich Wirth hatte Glück, er wurde begnadigt - seine mitgefangenen Freunde nicht. Heinz Baumbach, Heinz Eisfeld und Helmut Peikert wurden im Keller der Butyrka erschossen. Workuta. Quelle: ZDF Workuta - ehemals Arbeitslager in der Eiswüste Sibiriens
LINKS Regina und Resi Hahn.
* Weiter mit: Als Arbeitssklaven in Stalins Reich
Im Arbeitslager gestorben
Die Begnadigten erwartete in Arbeitslagern wie Workuta, in der Eiswüste Sibiriens, neue Pein. "Unser Alltag war schuften, hungern, schlafen", erinnert sich Siegfried Jenkner. Das Schlimmste für die Gefangenen aber war die Hoffnungslosigkeit. Seit man sie - oft von der Straße weg - verhaftet hatte, hatten ihre Familien nie wieder etwas von ihnen gehört. Die sowjetischen Behörden verweigerten jede Auskunft. Viele in Workuta Internierte fanden ein elendes Ende im Eis - buchstäblich totgeschwiegen im Osten und vergessen im Westen.
Erst 1955, als Bundeskanzler Adenauer in Moskau die Freilassung der letzten deutschen "Kriegsgefangenen", wie es offiziell hieß, erwirkte, kehrten die Überlebenden heim.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,7147478,00.html
Verschwunden in Stalins Reich Als Arbeitssklaven in Stalins Reich Zur Zwangsarbeit nach Sibirien verschleppt
Bei Kriegsende wurden Zehntausende deutsche Zivilisten als Arbeitssklaven in die Sowjetunion verschleppt - wie die 17-jährige Edith Ernst und die Zwillinge Regina und Resi Hahn aus Niederschlesien.
* Drucken * Versenden * 11.01.2008
Regina Kastelan geb. Hahn. Quelle: ZDF Regina Kastelan geborene Hahn
Der massenhafte Raub von Arbeitssklaven war keine sowjetische Erfindung. Hitler hatte drei Millionen Menschen aus der Sowjetunion zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich holen lassen. Nun beanspruchte die Siegermacht auch für sich Arbeitskräfte als Kriegsbeute.
"Für die sowjetischen Behörden lag es nahe", so der Historiker Andreas Hilger, "Deutsche zur 'Wiedergutmachung', wie es hieß, heranzuziehen. Das war letztlich gesamtalliierter Konsens. Auch Churchill oder Roosevelt sahen keine Gründe, warum man Deutsche nicht zur Zwangsarbeit einsetzen sollte." Edith Ernst. Quelle: privat privat Edith Ernst "Sofort mitkommen zum Verhör!"
Als die Rote Armee das niederschlesische Dorf Seebnitz bei Breslau besetzte, hofften viele Einwohner, mit dem Frieden würde auch die Freiheit wiederkehren Aber noch im letzten Kriegsjahr 1945 wurden tausende Zivilisten zur Zwangsarbeit nach Sibirien verschleppt. "Zwei Russen haben bei uns geklingelt und gesagt: Sofort mitkommen zum Verhör!", erinnert sich Regina Kastelan, geborene Hahn. Sie und ihre Zwillingsschwester Resi wurden zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. "Sie haben uns vorgeworfen, mein Vater und wir hätten Pistolen gehabt. Ich hab gesagt: Ich weiß gar nicht, wie eine Pistole aussieht. Aber es blieb dabei: 15 Jahre."
Andere wurden ohne Begründung inhaftiert, wie die damals 17-jährige Edith Ernst: "Mir hat niemand gesagt, was mit uns geschehen wird, auch nicht, dass ich für irgendetwas bestraft werden sollte. Ich hätte ja nur dafür bestraft werden können, dass ich Deutsche bin." LINKS Ingrid Sinskamp.
* Weiter mit: Der Fall Ingrid Sinskamp
In Massengräbern verscharrt
Die Verschleppten aus Niederschlesien wurden ins Lager Kandalakscha auf der Halbinsel Kola deportiert - hoch im russischen Norden, hinter dem Polarkreis, wo auf Stalins Befehl ein unterirdisches Kraftwerk gebaut wurde. Nach einem Jahr durfte Edith Ernst den ersten Brief an ihre Angehörigen schreiben: "Immer wieder denke ich, musst aushalten, darfst nicht verzweifeln ..."
Regina Hahns Schwester Resi starb an den Folgen von Hunger, Kälte und Zwangsarbeit. Sie wurde in einem der anonymen Massengräber verscharrt. Von den 2000 aus dem niederschlesischen Ort Beuthen verschleppten Zivilisten haben nur 800 das Lager Kandalakscha überlebt.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/2/0,1872,7147490,00.html
Verschwunden in Stalins Reich Der Fall Ingrid Sinskamp Als deutsches Waisenkind nach Russland deportiert
Ingrid Sinskamp kam 1947 nach Kaliningrad. Bis heute sucht sie nach ihrer wahren Identität. Das ZDF hilft bei der Suche und bittet um Hinweise.
* Drucken * Versenden * 11.01.2008
Krista Sinskamp. Quelle: privat privat Ingrids Schwester Krista Sinskamp (Foto aus dem Kaliningrader Waisenhaus)
Nach Kriegsende holte die Sowjetunion auch Landsleute wieder zurück - ehemalige Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Kinder. In einem Rückkehrerheim in Brandenburg an der Havel hatte auch die kleine Kafina Sinikami mit ihrer Schwester Krista Unterschlupf gefunden.
Im August 1947 wurden die Geschwister mit einem der Heimkehrertransporte nach Kaliningrad gebracht, in ein Waisenhaus. Erst Jahre später erfuhr Kafina, dass sie eigentlich Ingrid Sinskamp heißt und eine Deutsche ist.
"Zu Russinnen gemacht"
"Als ich 16 wurde, sollte ich einen Pass bekommen", erzählt sie. "Die Erzieherin rief mich zu sich und erzählte mir, beim Blick in die Akten habe sie festgestellt, dass wir eigentlich Deutsche seien und zu Russinnen gemacht worden seien." Die Erzieherin zeigte Ingrid einen Brief, der möglicherweise von ihren Eltern stammte. Darin wurden zwei Mädchen gesucht, Krista und Ingrid.
Ingrid sträubte sich damals dagegen, nach Deutschland zu fahren. "Ich habe sogar noch gefragt: 'DDR oder BRD? In die BRD wollen wir auf keinen Fall! Dort herrscht doch Sklaverei!' So hatte man es uns beigebracht." Heute bereut sie es, dass sie damals die ausgestreckte Hand nicht ergriffen hat. Die Frage nach ihrer Herkunft lässt Ingrid Sinskamp nicht los. Ingrid und Krista im Waisenhaus. Quelle: privat privat Ingrid (oben, 2. v. l.) und Krista (unten, 1.v. r.) Sinskamp im Kaliningrader Waisenhaus
Ingrid Sinskamp heute. Ingrid Sinskamp heute Nur wenige Spuren ihrer Herkunft
Ihr Foto als Kleinkind, daneben in russischer Handschrift ihr deutscher Name - das sind die einzigen Spuren ihrer Herkunft, die Ingrid Sinskamp finden konnte. An ihren Transport nach Kaliningrad und alles, was davor geschah, erinnert sie sich nicht; damals war sie noch zu klein.
Was geschah damals im Aussiedlerlager 226 in der Stadt Brandenburg? Warum hat man deutsche Kinder von hier in die Sowjetunion verschleppt? Aus Versehen, als Kriegsbeute, aus Übereifer oder falsch verstandener Humanität? Wer hat Hinweise?
Ingrid Sinskamp, die nicht einmal ihr wahres Alter kennt - vermutlich wurde sie 1942 geboren -, leidet bis heute unter ihrer Heimatlosigkeit. "Ich habe nur diesen einen Wunsch", sagt sie, " vor meinem Tod noch einmal nach Deutschland zu fahren, das Land zu sehen und zu ergründen, wo wir herkommen."
Wer Auskunft über die Herkunft oder die Identität von Ingrid Sinskamp und ihrer Schwester Krista geben kann, wird gebeten, sich an das ZDF zu wenden: ZDF-History, Stichwort "Suchkind", 55100 Mainz LINKS Buch: Belogen, betrogen und umerzogen.
* Buch zum Thema
Buch zum Thema
Der Historiker Peter Hartl, Autor des Films "Verschwunden in Stalins Reich", hat über Kinderschicksale wie das von Ingrid Sinskamp ein Buch geschrieben: Belogen, betrogen und umerzogen. Kinderschicksale aus dem 20. Jahrhundert. DTV-Verlag 2007.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/4/0,1872,7147492,00.html
|
|