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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Entschädigung für ehemalige Heimkinder

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Autor Beitrag
Martin MITCHELL
Gast
New PostErstellt: 14.11.16, 23:18  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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Auch dies gehört mit zur Geschichte und Nachgeschichte der diakonischen Einrichtung "Gut an der Linde" (Teilanstallt der "Bergischen Diakonie Aprath" ("BDA")) und den auch dort, in den 1950er und 1960er Jahren (wie sich jetzt erst heraustellt und auch bewiesen werden kann) stattfindenden Medikamentenversuchen und Verabreichungen an minderjährige(n) Schutzbefohlene(n).

Offener Brief der Opfervertreter "Gut an der Linde"

wiedergegeben @
jacobsmeinung.over-blog.com/2016/04/offener-brief-der-heim-opfergruppe-gut-an-der-linde.html


Und siehe auch, seit dem 14.11.2016 @ es-la.facebook.com/VEHeV/posts/756821851084972

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt von den Autoren, sondern ausdrücklich erwünscht von ihnen!

    Zitat:
    .
    Offener Brief der Heim-Opfergruppe "Gut an der Linde"

    Posted on April 14, 2016


    Anschließend: Brief des Bloggers [Helmut Jacob] an die Leitung der Diakonie Aprath unter dem Offenen Brief der Opfervertreter


    Offener Brief der Opfervertreter

    Ehemaligengemeinschaft Fürsorgehölle "Gut an der Linde"
    Ansprechpersonen/Sprecher Reiner Gläser, Siegfried Heinen, Axel Weiner, Brian Neuburg, Michael Schierer

    Offener Brief - mit der dringenden Bitte um Weiterleitung

    An Bergische Diakonie Aprath
    Vorstand Jörg Hohlweger
    Otto-Ohl-Weg 10,
    42489 Wülfrath

    Betrifft: Umgang mit ehemaligen Heimkindern und Schwerbehinderten

    Sehr geehrter Herr Hohlweger,

    wovor haben Sie Angst?

    Mit Schreiben vom 17.03.2016 haben Sie Ihre Entscheidung vom 09.03.2016 zurück genommen, dass die Bergische Diakonie Aprath (BDA) nur noch über Ihren Anwalt mit uns, den ehemaligen Heimkindern aus der Fürsorgehölle Gut an der Linde (1959 bis 1971), kommuniziert. Mit Schreiben vom 09.04.2016 (Anlage) wiederum haben Sie genau diese Entscheidung erneut zurückgenommen und das klärende Gespräch am 19.04.2016, zu dem Sie uns eingeladen haben, abgesagt.

    Das ist der Gipfel der Ignoranz! Ihre Verhaltensweise ist in Deutschland ein Novum. So verächtlich ist noch kein Vorstand mit ehemaligen Heimkindern umgegangen. Bei Ihnen sogar mit Ehemaligen, die, aufgrund der unmenschlichen Erziehungsmethoden in Ihrer Fürsorgehölle zu Schwerbehinderten geworden sind.

    Die Hinhaltetaktik und die Unwahrheiten die Sie über die Fürsorgehölle und uns verbreiteten, sind unerträglich. Seit Ihrer Amtseinführung 2011 drangsalieren Sie uns damit. Das Gebot „Liebe deinen Nächsten“, hat für Sie in Bezug auf uns offensichtlich keine Bedeutung. Unsere Kindheit in der Fürsorgehölle war schon schlimm. Jetzt, Jahrzehnte später, wo einige versuchen ihre Traumatisierungen zu verarbeiten und Licht in das Dunkel ihrer prägenden Kindheit und Jugend in der Fürsorgehölle bringen wollen, bekriegen Sie uns erneut. Sie sind Pfarrer?

    Eingangs ihrer Absage echauffieren Sie sich darüber, dass unser ehemaliger Heimkamerad Reiner Gläser Ihnen eine Zahlungsaufforderung in sechsstelliger Höhe geschickt hat. Sie wissen, dass an der Ruhruniversität Bochum ein neuropsychologisches Gutachten, Link:
    amd.co.at/anti/moitzfeld/Gutachten/G/Gutachten_G.pdf zur Frage der Schädigungsfolgen früherer Heimunterbringung in der BDA für Reiner Gläser erstellt wurde. Der Grad der Schädigung (GDS) = Grad der Behinderung (GDB) ist 70%. Reiner Gläser ist also als schwerbehindert eingestuft worden. Die Contergan Opfer der Firma Grünenthal erhalten bei einem Schädigungsgrad von 70% eine Rente von 5.069 Euro monatlich. Die Opfer aus Ihrer unmenschlich betriebenen Fürsorgehölle erhalten nichts von Ihnen.

    Auch wenn die Schädigungen durch Contergan und die BDA Erziehungsmethoden kaum vergleichbar sind, am Ende bleibt ein Grad der Behinderung, der nicht zu differenzieren ist. Ihre Behauptung in dem Zusammenhang, so war es der Presse zu entnehmen, wir hätten Entschädigungen vom Fonds Heimerziehung erhalten, sind unzutreffend. Die Leistungen des Fonds sind keine Entschädigungen sondern nur kleine Anerkennungsleistungen, zum Großteil für Fernseher, Computer, Möbel etc.. Auch die Leistungen der kirchlichen Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung sind keine Entschädigungen, sondern Anerkennungsleistungen für das Leid aufgrund sexualisierter Gewalt bzw. Missbrauch durch Bedienstete der BDA. Diese Leistungen sind zwar besser als nichts, aber kein Freikauf von der Schuld und Verantwortung der BDA. Die Zeit kann auch Schuld und Verantwortung nicht tilgen!

    Man muss Ihnen die Frage stellen, was Ihnen die körperliche Unversehrtheit Ihrer Schutzbefohlenen oder ehemaligen Schutzbefohlenen Wert ist. Offensichtlich nichts. Mit der Entlassung aus der Fürsorgehölle waren wir abgeschrieben. Die Gehirnwäsche und Einschüchterung hatten zur Folge, dass es Jahrzehnte gedauert hat, bis wir gewagt haben die Misshandlungen öffentlich zu machen und Wiedergutmachung zu fordern. Sie nehmen das zum Anlass für Machtdemonstrationen und bekriegen uns, anstatt vernünftig zu kooperieren.

    Mit der Absage des Gespräches und der erneuten Drohung mit Ihrem Rechtsanwalt haben Sie alle christlichen, diakonischen und moralischen Werte über Bord geworfen. Das Leitmotiv des Gefängnispfarrers Karl Heinersdorf, des Gründers der BDA „niemand und nichts aufgeben“ hat für Sie offensichtlich keinen Wert. Uns, die ehemaligen Heimkinder, haben Sie aufgegeben. Ihr Schreiben mit der Absage haben Sie sogar anmaßend in der „wir“ Form verfasst. Damit haben Sie mitgeteilt, dass nicht nur Sie selber, sondern alle BDA Mitarbeiter uns aufgegeben haben. Sie wollen nur noch über Ihren Anwalt mit uns kommunizieren. Das Recht, so für die gesamte BDA zu sprechen, haben Sie nicht. Sprechen Sie Ihre abstrusen Beschuldigungen und den Kommunikationsabbruch für sich aus, nicht für alle BDA Mitarbeiter. Das sind größtenteils anständige Menschen.

    Dass die Gründe, die Sie für den Kommunikationsabbruch anführen, vorgeschoben sind, ist leicht ersichtlich. Ein Grund soll der Umstand sein, dass wir, fünf ehemalige Heimkinder, mit vier Begleitpersonen kommen wollten. Zwei davon Anwälte, die beiden anderen Wissenschaftler, die sich mit den Folgen der Heimerziehung beschäftigt haben.

    Herr Professor Dr. rer. nat. Burkhard Wiebel von der Ruhruniversität, der bereit war zu kommen und sein Team haben im Rahmen einer Forschungsarbeit, alle Ehemaligen, die zu dem Treffen kommen wollten, aufwendig untersucht und neuropsychologische Gutachten zur Frage der Schädigungsfolgen früherer Heimunterbringung in der BDA erstellt. Der Grad der Schädigung (GDS), also Grad der Behinderung (GDB), aus der unmenschlichen Heimerziehung in der BDA wurde bei allen mit 70% bis 100% festgestellt. Die Gutachten belegen, dass Behauptungen der BDA Vorsitzenden, uns sei kein Schaden erwachsen, unwahr sind. Zudem wurden vom Fonds Heimerziehung der Bundesrepublik Deutschland und der kirchlich- diakonischen Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS), reihenweise Missbrauchs- und Misshandlungsopfer der BDA anerkannt. Ihre in der Presse nachzulesenden Behauptungen, es habe keine systematischen Misshandlungen gegeben, sind ebenfalls unwahr.

    Frau Dr. Silvia Wagner, Pharmazeutin, die bereit war zu kommen und ihr Team beschäftigen sich an der Universität Düsseldorf mit den Schäden durch Medikamentenversuche und Verabreichungen, insbesondere von Psychopharmaka und Neuroleptika an Heimkindern. Nachweislich wurden in der BDA Fürsorgehölle in abartiger Weise Heimkinder mit Psychopillen traktiert. Das war eine Form der vielfältigen Misshandlungen; vermutlich wollen Sie das auch nicht hören.

    Nehmen Sie die Tatsachen endlich zur Kenntnis und hören Sie auf, alles abzustreiten und uns öffentlich als Lügner darzustellen. Die unmenschliche und abartige BDA Heimerziehung hatte zur Folge, dass aus gesunden Kindern Schwerbehinderte wurden. Es besteht kein Zweifel daran, dass auch die Versorgungsämter den Grad der Behinderung erforderlichenfalls bestätigen, wie Professor Wiebel und sein Team ihn festgestellt haben. Professor Wiebel ist auf dem Gebiet eine in Fachkreisen und öffentlichen Institutionen anerkannte Kapazität. Offensichtlich wollen Sie seine Forschungsergebnisse, die belegen, dass in der BDA Schwerbehinderte produziert wurden, nicht hören.

    Sich selber räumen Sie in der Einladung das Recht ein, ihren Rechtsanwalt und ihre Kommunikatonsfachfrau mitzubringen, uns sprechen Sie Vergleichbares ab. Offensichtlich hatten Sie vor, uns in dem Gespräch einzulullen und mit den Missbrauchszahlen abzuspeisen, die Sie uns jetzt genannt haben. Der wahre Grund ist, unserer Meinung, dass diese Absicht, durch die Personen die wir hinzuziehen wollten, Ihnen nicht realisierbar erscheint.

    Tatsache ist, bevor wir als Kinder in die Fürsorgehölle deportiert wurden, waren wir gesund. Das Heim war ausdrücklich ausgerichtet auf gesunde Jungen mit normaler Intelligenz. Nur mit solchen funktionierte das abartige Marktkonzept. Große Gruppen, unausgebildeter Erzieher, Zöglinge als unbezahlte Hilfserzieher, Zwangsarbeit usw.. Behinderte oder Geisteskranke, hätten nicht gepasst. Behinderte oder Geisteskranke erfordern bekanntlich mehr kostenintensive Betreuung und sind bei Zwangsarbeiten schlecht verwertbar.

    Der Zweite Grund ihrer Absage ist, dass ehemalige Heimkinder es doch tatsächlich gewagt haben, Sie um Auskunft gemäß § 34 BDSG, also Auskunft über die bei Ihnen gespeicherten Daten, zu bitten. Einer hat sich sogar, weil Sie die Bitte um Bestätigung des Eingangs ignoriert haben und die Abfrage nicht beantwortet haben, mit einer Beschwerde an den Landesdatenschutzbeauftragten gewandt. Sie schreiben, das stände im Widerspruch zu unserer Mitteilung, dass wir kein Interesse an juristischen Schritten hatten. Diese Verfälschung der Tatsachen ist nicht nachvollziehbar. Datenabfragen gem. § 34 BDSG und Beschwerden sind ein in Deutschland zig-tausendfach praktiziertes Recht und kein juristischer Schritt, zumal weder die Abfragen noch die Beschwerde über Juristen lief. Sie schreiben, dass Sie davon ausgegangen sind uns die Informationen im Rahmen des Gesprächstermins zu geben. Wir sind keine Hellseher, Sie haben uns nicht informiert. Wir mussten davon ausgehen, dass Sie auch diese Auskunft, wie viele andere davor, verweigern. Datenabfragen müssen auch schriftlich beantwortet werden, dazu kommen wir nicht nach Wülfrath. Das als Grund für die Absage und den Kommunikationsabbruch zu nennen, ist auch abwegig. Dass dieses ebenfalls vorgeschoben ist, ist auch leicht erkennbar.

    Ein Schritt in die richtige Richtung war nach monatelangem Abwiegeln Ihre Mitteilung, dass von der Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung bisher 24 als Opfer sexualisierter Gewalt bzw des Missbrauchs durch BDA Mitarbeiter anerkannt wurden. Ihre Einlassung, Sie seien nicht verpflichtet uns die Zahlen zu nennen, sehen wir aber anders. Unseres Erachtens sind Sie nicht nur verpflichtet uns die Zahlen zu nennen, schließlich haben wir ein Recht auf das Wissen um unsere Vergangenheit, sondern auch verpflichtet, diese öffentlich zu machen.

    Wir stehen mit ca. 30 Ehemaligen in Kontakt, die wir auf die Möglichkeit der Anerkennung hingewiesen haben. Von diesen wurden mehr als zwei Drittel als Missbrauchsopfer anerkannt. Hochgerechnet bedeutet das, dass über die Jahre in der Fürsorgehölle Gut an der Linde und dem Nachbarheim mehrere Hundert oder sogar Tausend missbraucht wurden. Es war so, dass fast jeder sexualisierte Gewalt durch BDA Mitarbeiter erfahren hat. Das ist keine Kleinigkeit die Sie verschweigen dürfen. Das was viele Ehemalige über Missbrauch berichtet haben und die Anzahl der anerkannten Opfer belegen, dass die BDA ein Paradies für Kinderschänder war. Aufgrund des Umgangs mit dem Problem ist es heute noch immer so.

    Jeder von uns hat es tagtäglich selber erlebt, oder bei Heimkameraden mitbekommen. Sexualisierte Gewalt und Missbrauch, war genau so Teil des Systems, wie Prügel, Isolierzimmer, Zwangsarbeit, Essenszwang, Erbrochenes essen müssen, eiskalte Duschen wegen Bettnässen, Zwang in urintriefender Bettwäsche zu schlafen, militärische Drillmethoden, Zwangsmedikation, Ausgangssperren usw.

    Gut an der Linde war die Hölle auf Erden. In Publikationen behauptet der BDA Vorstand, dass nur ein Missbrauchsfall bekannt sei. Das ist nachweislich unzutreffend.

    Tatsache ist, dass von den Ehemaligen die wir kennen fast alle vom Fonds Heimerziehung und der kirchlichen- bzw diakonischen Fachstelle als Missbrauchs- oder Misshandlungsopfer anerkannt wurden. Tatsache ist, dass bei vielen eine Schwerbehinderung festgestellt wurde, die aus dem Heimaufenthalt resultiert. Tatsache ist, dass Behauptungen vom BDA Vorstand, es sei kein Schaden feststellbar, unzutreffend sind.

    Unser dringendstes Anliegen, mit Verantwortlichen der BDA darüber zu sprechen, wie man mit der verursachten Schädigung und einem möglichen Schadensausgleich umzugehen gedenkt, ist aufgrund Ihres verantwortungslosen Kommunikationsabbruchs jetzt nicht mehr möglich.

    Wir glauben zwar nicht, dass Sie die Bereitschaft dazu haben, trotzdem ist es Ihnen nochmals anzuraten den Umgang mit uns zu ändern. In der Anlaufstelle des Heimkinderfonds im Landschaftsverband Rheinland, ist man aufgrund der vielen Berichte ehemaliger Heimkinder aus Gut an der Linde und dem Nachbarheim der BDA zu der Überzeugung gekommen, dass die[
    se] Heime die schlimmsten waren. Jetzt, Jahrzehnte später, müssen wir feststellen, dass auch der Umgang der BDA Verantwortlichen, also Ihrer, mit uns Ehemaligen das schlimmste ist, was man sich aus der Richtung der Heimträger vorstellen kann.

    Weil Sie uns neuerdings wieder mit Ihrem Rechtsanwalt drohen, stellen wir vorsichtshalber fest, dass dieses Schreiben zwar nach bestem Wissen und Gewissen erstellt wurde, aber keinen Anspruch auf Richtigkeit in allen Details erhebt – wir sind keine Juristen.

    Wie Sie mit Mitmenschen umgehen, die als Kinder in der BDA die Hölle erlebt haben, ist unglaublich. Nach wie vor missachten Sie die Empfehlungen des Runden Tisches Heimerziehung und helfen uns, bis auf kleine Alibi Aktionen, nicht.
    Wenn Sie uns nicht helfen, müssen wir eben andere um Hilfe bitten.

    So verächtlich wie Sie mit ehemaligen Heimkindern und Behinderten umgehen, macht das sonst kein Verantwortlicher.

    Mit freundlichen Grüßen, für unsere Ehemaligengemeinschaft

    Siegfried Heinen
    Reiner Gläser
    Michael Schierer
    Axel Weiner
    Brian Neuburg

    .

Und siehe auch, diesbezüglich, den Beitrag @ dierkschaefer.wordpress.com/tag/forensik/ (bezüglich einem vorhergehenden Brief vom 06.04.2014 an die "Bergische Diakonie Aprath")

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt von den Autoren, sondern ausdrücklich erwünscht von ihnen!
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Martin MITCHELL
Gast
New PostErstellt: 16.11.16, 03:04  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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INTERVIEW MIT DER FORSCHERIN DOKTORANDIN SILVIA WAGNER, PHARMAZEUTIN (10.11.2016) @ www.fr-online.de/rhein-main/interview--verantwortung-tragen-alle-,1472796,34924616.html

Dieses Interview liegt zwar schon ein paar Tage zurück, ist und bleibt aber weiterhin aktuell.

Silvia Wagner, Verfechterin der Rechte und Interessen ehemaliger Heimkinder, sagt
„Verantwortung tragen alle“ !!


    Zitat:
    .
    Frankfurter Rundschau

    Rhein-Main und Hessen
    Hessische Landespolitik und Berichte aus dem Rhein-Main Gebiet


    10. November 2016

    INTERVIEW


    „Verantwortung tragen alle“

    Von PITT VON BEBENBURG

    Die Krefelderin Sylvia Wagner forscht für ihre Doktorarbeit über Medikamentenversuche an Heimkindern. Mit der FR spricht sie im Interview über die skandalösen Vorgänge, die erst nach Jahrzehnten bekannt werden.

    Frau Wagner, Sie haben die Medikamentenversuche an Heimkindern recherchiert. Jahrzehntelang waren sie nicht bekannt. Warum kommen sie jetzt erst heraus?

    SILVIA WAGNER: Das ist eine gute Frage. Warum das so ausgeblendet wurde, ist schwer zu erklären. Das ist noch zu prüfen.

    Sie sind auf Medikamentenversuche in Hessen und vielen anderen Bundesländern gestoßen. Entlastet es einzelne Träger, wenn sie so verbreitet waren?

    SILVIA WAGNER: Nein. Das ist ja gerade das Schlimme, dass es so normal gewesen ist.

    Wer trägt aus Ihrer Sicht Verantwortung: die Ärzte, die Pharmafirmen, die Heime, die ihrer Schutzpflicht nicht nachgekommen sind, oder die Politik?

    SILVIA WAGNER: Alle tragen Verantwortung. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Die Ärzte vor Ort, die diese Studien durchgeführt haben, tragen einen großen Teil dieser Verantwortung. Aber auch die Behörden.

    Pharmafirmen wie Merck oder Behring haben ihre Archive für Ihre Forschung geöffnet. Gibt es also eine Bereitschaft, sich dieser Verantwortung zu stellen?

    SILVIA WAGNER: Das ist unterschiedlich bei den Pharmafirmen. Es gibt welche, die wirklich kooperativ sind. Dann gibt es welche, die sagen: Wir haben keine Unterlagen mehr. Dann gibt es auch welche, die haben wahrscheinlich noch Dokumente, wollen aber niemanden reinlassen.

    Welche Geste gegenüber den Betroffenen wäre heute noch möglich und nötig?

    SILVIA WAGNER: Auf jeden Fall wäre es nötig, die Verantwortung zu übernehmen und es aufzuarbeiten.

    Das Kinderheim in Treysa hat sich bestürzt geäußert, dass es dort solche Medikamententests in den 50er Jahren gegeben haben soll. Obwohl Sie schon seit einigen Jahren die Geschichte von Misshandlung und Vernachlässigung im Heim aufgearbeitet und mit Betroffenen gesprochen haben, sei das Thema Medikamententest nie aufgetaucht.

    SILVIA WAGNER: Das ist gut möglich. Es kann sein, dass es dazu keine Unterlagen gibt, weil der Arzt die Dokumente mitgenommen hat.

    Dieses Heim sucht Zeugen, um das aufarbeiten zu können.

    SILVIA WAGNER: Das ist der richtige Schritt, weil die ehemaligen Heimkinder berichten können, wie sie Medikamente bekommen haben und welche Untersuchungen gemacht worden sind. Es gab in verschiedenen Heimen unterschiedliche Untersuchungen. Manchmal wurden Blutbilder erstellt oder EEG-Messungen durchgeführt. Wahrscheinlich wurde bei einigen aber auch die Lumbalpunktion gemacht. Das ist ein schmerzhafter Eingriff, wo aus dem Rücken Liquor abgesaugt wird, umgangssprachlich Hirnwasser. Daran kann man sehen, ob das Medikament im Gehirn anlangt und was dort passiert.

    Sie weisen auf Bezüge von der Nazi-Zeit bis in die frühe Bundesrepublik hin. Was haben Sie herausgefunden?

    SILVIA WAGNER: Bei einigen Ärzten ist tatsächlich eine personelle Kontinuität aus der NS-Zeit gegeben. Zum Beispiel bei Hans Heinze, der während der NS-Zeit die Kinderfachabteilung in Brandenburg-Görden aufgebaut hat. Er hat Kinder in den Tod geschickt und Versuche vorgenommen, bei denen Gehirne nach dem Tod seziert wurden. Nach der NS-Zeit konnte dieser Mann Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wunstorf werden. Sein Sohn war an der Uni Gießen tätig und hat ebenfalls Test-Medikamente angefordert. Er ist später auch nach Wunstorf gegangen.

    Das Denken war ungebrochen, dass es geboten sei, Medikamente ohne Rücksicht auf die Menschen zu testen?

    SILVIA WAGNER: Ja. In meiner Arbeit habe ich einige Protokolle aus Sitzungen in den Behringwerken in Marburg zitiert, in denen es um Tests mit Impfstoffen ging. Es wird ganz klar gesagt: Wir müssen das jetzt an Menschen testen.

    Was muss noch geschehen, in der Forschung und der Politik, um die Aufklärung vorwärtszubringen?

    SILVIA WAGNER: Erst mal muss der Wille da sein. Dann braucht es Mittel. Es müssen Forschungsaufträge vergeben werden, und die Behörden müssen sich dafür öffnen. Behörden waren involviert. Auch da müssen die Akten geöffnet werden.

    Interview: Pitt von Bebenburg
    ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
    Pitt von Bebenburg

    Landtags-Korrepondent, Wiesbaden [ www.fr-online.de/wir-ueber-uns/landtags-korrespondent--wiesbaden,4353508,4592032,view,authorProfile.html ]

    .

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Martin MITCHELL
Gast
New PostErstellt: 17.11.16, 08:21  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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Siehe die neue allumfassende Stellungnahme von dem Evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog vom Di. 15.11.2016, um 20:21 Uhr (MEZ/CET) »„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“« @ dierkschaefer.wordpress.com/2016/11/15/das-eben-ist-der-fluch-der-boesen-tat-dass-sie-fortzeugend-immer-boeses-muss-gebaeren/

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!

    Zitat:
    .
    „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

    Muss[1]? Sie tuts.

    Die Vergehen und Verbrechen an den ehemaligen Heimkindern sind in diesem Blog übergenug beschrieben worden. Sie sind auch wissenschaftlich belegt. Schlimm genug.

    Im Sinne des Schillerzitats waren sie der Auftakt zu weiterem Bösen,
    1.
    Verleugnung,
    2.
    Drohung,
    3.
    Vertuschung,
    4.
    Relativierung,

    und mündeten darin, die Opfer von damals über den Runden Tisch zu ziehen zur Schonung der Kassen von Staat (Bundesländer), Kirchen und ausbeuterischen Firmen [d.h., über zwei Jahre hinweg, in Berlin: 2009 und 2010, „über den bundesrepublikanischen»Runden Tisch Heimerziehung« zu ziehen“ - MM].


    Zu diesem zweiten Akt des Bösen gehörte auch die Ausgrenzung der ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien [über acht lange Jahre hinweg: 2009 bis 2016 - MM].

    Das betrügerische Ergebnis des Runden Tisches Heimerziehung wird nun getoppt mit einer Lösung für die Menschen mit Behinderung
    [2], die
    1. lange auf sich warten ließ,
    2. deren Organisierung noch nicht geklärt ist, auch ist
    3. noch nicht klar, in welcher Höhe es zu Zahlungen kommen wird; die
    4. voller Kautelen steckt, um Zahlungen zu verhindern/einzuschränken und die ohnehin schon im Planungsstadium
    5. eine deutliche Benachteiligung der Betroffenen darstellt, gemessen an den ohnehin betrugswürdigen Zahlungen an ehemalige Heimkinder aus den Erziehungsanstalten.

    Muss ich noch den langen Zeitraum nennen seit dem Runden Tisch [Heimerziehung] der „Moderatorin“
    [3] Antje Vollmer? Jedenfalls dürften eine Reihe von Betroffenen in diesem Zeitraum gestorben sein, kostensparend. Auf die Kosten achten die üblichen Verdächtigen und sie haben Erfolg.

    Mich als Pfarrer (i.R.) und Theologen schmerzt, dass wieder einmal die Kirchen mit dabei sind. Dabei ist noch nicht einmal in allen Erziehungseinrichtungen anerkannt, dass sie für die ihnen anvertrauten Kinder nicht nur in Einzelfällen eine „Erziehungshölle“ darstellten.
    [4]

    [Und auchMedikamententests an Schutzbefohlenen “ / „Medikamententests an Zöglingen“ / „Medikamententests an Insassen“ / „Medikamentetests an Psychiatriepatienten“ / „Medikamententests an Behinderten“ / „Medikamententests an Zustimmungsunfähigen“ / werden von einigen noch immer geleugnet . - MM].

    „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

    Muss? Diese hats getan.

    Winkt den aktuellen Tätern die Hoffnung auf den Tod der Opfer? Da täuschen sie sich. Denn wenn über eine böse Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt bestimmt ein alter Esel, der es wieder runterfrisst. Das Internet hilft ihm dabei.
    [5]

    Und die Betroffenen? Viele sind aus der Kirche ausgetreten[6]. Sie wissen warum und erzählen ihre Geschichte ihren Kindern und Kindeskindern, weil sie sich nicht auf das Jüngste Gericht verlassen wollen.[7]

    ––––––––––––––––––––––––

    [ Fußnoten ]


    [1] Schilller, Wallenstein gutenberg.spiegel.de/buch/wallenstein-3306/9

    [2] jacobsmeinung.over-blog.com/2016/11/behinderte-ehemalige-heimkinder-werden-auch-sie-betrogen.html?utm_source=_ob_share&utm_medium=_ob_twitter&utm_campaign=_ob_sharebar

    [3] dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

    [4] hier eine kirchlich Einrichtung. Man lese den aktuellen offenen Brief der Betroffenen: jacobsmeinung.over-blog.com/2016/04/offener-brief-der-heim-opfergruppe-gut-an-der-linde.html

    [5] dierkschaefer.wordpress.com/2010/09/09/wenn-die-ohrenzeugen-der-augenzeugen-verstummt-sind-beginnt-die-geschichtsschreibung/

    [6] Aus dem Staat und den Bundesländern können sie halt nicht austreten, doch sie haben zu schätzen gelernt, was sie diesem Staat wert sind.

    [7] dierkschaefer.files.wordpress.com/2011/07/das-jc3bcngste-gericht2.pdf

    dierkschaefer | 15. November 2016 um 20:21 | Tags: Ehemalige Heimkinder, Behinderten-Einrichtungen, Behindertenheime, Betrug, heimkinder, Heimkinderforschung, Menschen mit Behinderung| Kategorien: Deutschland, Ethik, Föderalismus, Bundesländer, Firmenethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Kinder, Kinderheime, Kinderechte, Kindeswohl, Kirche, kirchen, Kriminalität, Kriminologie , Leben, Moral, Recht, Religion, Soziologie, Staat, Täter, Theologie | URL: wp.me/pulUf-1Vc

    .

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!
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Martin MITCHELL
Gast
New PostErstellt: 21.11.16, 03:25  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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"Ralf Aust"+"Heimkind"+"Franz Sales Haus"
"Heimkinder in Deutschland für Medikamententests missbraucht"
"Bittere Vergangenheit: Heimkinder als „Menschenmaterial“ für medizinische Versuche"

Passauer Neue Presse (19.11.2016) @
www.pnp.de/2299316 oder auch www.pnp.de/nachrichten/heute_in_ihrer_tageszeitung/journal/2299316_Heimkinder-fuer-Medizinversuche-missbraucht.html !!
STERN (19.11.2016) @ www.stern.de/gesundheit/heimkinder-in-deutschland-fuer-medikamententests-missbraucht-7200454.html
FRANCAIS-EXPRESS (19.11.2016) @ de.francais-express.com/nachrichten/panorama/-19987-bittere-vergangenheit-heimkinder-als-menschenmaterial-fur-medizinische-versuche/
MOPO (19.11.2016) @ mobil.mopo.de/news/panorama/schock-studie-als-heimkind-fuer-pillen-tests-missbraucht-25126238
QUELLE: dpa
QUELLE: pnpPassauer Neue Presse
QUELLE: STERN
QUELLE: Berliner Zeitung
QUELLE: MOPO - Hamburger Morgenpost
FOTOS: Ralf Aust (privat); und dpa


    Zitat:
    .
    19.11.2016

    Heimkinder für Medizinversuche missbraucht

    Arzneimittelforscherin deckt weiteres Leiden deutscher Kinder in der Nachkriegszeit auf – Spätfolgen der Nazi-Ideologie

    von Elke Silberer


    Berlin. Schläge, sexueller Missbrauch, seelische Gewalt. Man dachte, alles zu wissen über das Leben und Leiden von Heimkindern in der Nachkriegszeit. Doch nun tut sich ein weiterer Abgrund auf: Medikamentenversuche.

    Ralf Aust erinnert sich noch daran, dass es Probleme in der Schule gab. Mit elf Jahren kam er dann nach Essen ins Heim. Die Eltern durften ihn zwei Stunden im Monat sehen. Über 50 Jahre später schwingen bei dem 63-Jährigen Wut und Verbitterung mit. Er hat viel geweint damals – geweint und gebrüllt, wie viele andere Kinder auch. "Nach dem Mittagessen mussten wir uns hintereinander aufstellen, die Hand aufhalten und bekamen eine Tablette. Die mussten wir schlucken und hinterher den Mund aufmachen und zeigen, dass sie weg ist." Bei Kindern, die sich weigerten, habe die Schwester mit ihrem Finger nachgeholfen, bis in den Rachen. Anschließend war Ruhe. Mit dem Kopf auf verschränkten Armen auf dem Tisch seien sie eingeschlafen. Ob er im Essener Franz-Sales-Haus Versuchsobjekt von Medikamententests war – er weiß es nicht.

    Arzneimittelforscherin Sylvia Wagner hat mit der Veröffentlichung von ersten Ergebnissen ihrer Studie zu Medikamententests am Heimkindern in den 50er und 60er Jahren ungläubiges Entsetzen ausgelöst. Eigentlich hätte man nach der historischen Aufarbeitung von Missbrauch durch den Runden Tisch Heimerziehung 2010 annehmen können, das Schlimmste zu wissen. Wagner hat nach eigenen Angaben Belege für bundesweit rund 50 Versuchsreihen an Heimkindern gefunden. Sie geht davon aus, dass wahrscheinlich Tausende Säuglinge, Kinder und Jugendliche als Versuchsobjekte für bis dahin unerprobte Medikamente herhalten mussten – etwa wie 1960 die 139 Säuglinge, Kinder und Jugendliche im Westberliner Elisabethstift für einen Impfstoff gegen Kinderlähmung. Oder für Tests mit Medikamenten, die den Sexualtrieb hemmten, und mit Psychopharmaka wie dem beruhigenden Decentan.

    Allein mit Decentan hat es laut Wagner Tests in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern gegeben. Für die Wissenschaftlerin ist das alles nur die Spitze des Eisbergs. "Ich stoße auf immer neue Studien für Medikamententests. Denen kann ich gar nicht alle nachgehen." Sie ist erstaunt, wie offen in Fachzeitschriften vor allem über Impfversuche an Heimkindern berichtet wurde.

    Für Pädagogik-Professor Christian Schrapper [Universität Koblenz - Landau] zeigen sich darin Auswirkungen der Nazi-Zeit. In den "Fürsorgeanstalten" der 50er und 60er Jahre habe man den Geist nationalsozialistisch geprägter Vorstellungen über Minderwertigkeit wiedergefunden. Daraus ergebe sich das Verständnis von Heimkindern als "Menschenmaterial, was für medizinische Versuche genutzt werden kann".

    Laut Arzneimittelforscherin Wagner gab es in den 50er und 60er Jahren für die Durchführung von Pharmastudien in Westdeutschland keine rechtsverbindlichen und sanktionierbaren Vorschriften. Bis zur Verabschiedung des Arzneimittelgesetzes 1978 wurden demnach Studien zum Nachweis der Sicherheit von Firmen nur in eigenem Interesse durchgeführt.

    Der Pharmakonzern Merck hatte bei Bekanntwerden von Wagners Studie mitgeteilt, man habe damals unterschiedlichsten Einrichtungen die Testung des Neuroleptikum Decentan ermöglicht. Die Verantwortung liege bei dem Arzt, der das Medikament verabreicht habe. Der Konzern hatte Wagner in sein Archiv gelassen, wo sie die bisher einzigen 28 Nachnamen von Versuchskindern im Essener Franz-Sales-Haus fand. Trotzdem hat das Haus bisher nur einen ausfindig machen können.

    Ralf Aust hat nach seiner Entlassung aus dem Heim ein normales Leben gelebt, sagt er. Mit den Berichten über die Studie holen ihn die Ereignisse von damals wieder ein. "Das soll nie wieder passieren", sagt er. Darum erzählt er in aller Öffentlichkeit von sich.

    dpa

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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 24.11.16, 11:34  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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ERSTENS – NACHRICHTEN (23.11.2016) @ www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Medikamenten-Tests-in-Schleswig-Noch-mehr-Faelle,heimkinder196.html

    Zitat:
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    NRD.de - Nachrichten

    RECHERCHEPOOL SCHLESWIG-HOLSTEIN

    Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr - Lesezeit: ca.6 Min.

    Medikamenten-Tests in Schleswig: Noch mehr Fälle

    von Julia Schumacher, Eike Lüthje, Stefan Eilts


    Im ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig hat es mehr Versuchsreihen mit Psychopharmaka gegeben als bislang bekannt. Das zeigen Recherchen von NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin. Demnach bekamen in verschiedenen Testreihen in den 50er- und 60er-Jahren fast 1.000 Probanden in der jugendpsychiatrischen Abteilung Psychopharmaka verabreicht. Die entsprechenden Wirkstoffe waren für Erwachsene bereits auf dem Markt. Ein Schleswiger Mediziner erprobte die Mittel und ihre möglichen Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen.

    Mehrere Fachaufsätze analysiert

    Die Pharmazeutin Silvia Wagner hatte Mitte Oktober Forschungsergebnisse präsentiert, nach denen es bundesweit Medikamententests mit Heimkindern gegeben hat. Zwei dieser Versuchsreihen aus den Jahren 1966 und 1969 hatten in Schleswig stattgefunden. Reporter von NDR 1 Welle Nord und dem Schleswig-Holstein Magazin haben in verschiedenen Bibliotheken nun etwa 30 weitere Fachaufsätze über den Umgang mit Medikamenten ausfindig gemacht, die allesamt im damaligen Landeskrankenhaus Schleswig verfasst wurden. Bei sechs Aufsätzen finden sich Hinweise darauf, dass in ihnen medizinische Versuchsreihen an Kindern beschrieben werden. In vier davon erkennen Experten einen eindeutigen Versuchsaufbau zur Erprobung von Medikamenten. Diese Aufsätze wurden alle von ein und demselben Mediziner verfasst.

    Hinweise auf weitere Studien

    Der älteste Fund ist aus dem Jahr 1956, die anderen Aufsätze stammen aus den 60er-Jahren. In ihnen beschreibt der Mediziner, welche Mittel er wie vielen Kindern gegeben hat, welche Erfolge er beobachten konnte und welche Nebenwirkungen auftraten. Die unterschiedlichen Medikamente sind in der folgenden Blätterbox zusammengefasst:

    Megaphen

    Ein Aufsatz von 1956 drehte sich um das Neuroleptikum Megaphen mit dem Wirkstoff Chlorpromazin, das an 23 "anstaltsgebundenen Sonderschulkindern" beiderlei Geschlechts getestet wurde. Ziel der Versuchsreihe war es, eine Möglichkeit zu finden, weniger "zappelige" Schulkinder in den Klassen zu haben. Der Wirkstoff wirkt sedierend.

    Melleretten

    1962 ging es um die Erfahrungen mit dem Psychosedativum Melleretten mit dem Wirkstoff Thioridazin. Melleretten-Tropfen und -Saft wurden bei insgesamt 120 Patienten systematisch angewendet: "Das Krankengut umfasste hauptsächlich verhaltensgestörte, schwachsinnige Kinder."

    Aolept

    1966 beschrieb der Mediziner Erfahrungen mit dem Neuroleptikum Aolept. Beteiligt waren 141 Kinder und Jugendliche. Unter Nebenwirkungen heißt es im Aufsatz: "Daß es in 3 Fällen während der Aolept-Medikation zu einem Krampfanfall kam, kann ein Zufall sein." Außerdem zeigten zehn Probanden "Muskelverkrampfungen an den Augen, des Rückens und der mimischen Muskulatur."

    Megaphen und andere

    In einem weiteren Aufsatz werden Erfahrungen mit zwei Präparaten geschildert. Zum Beispiel "wurden 60 Kinder mit Megaphen bzw. Pactal und Serpasil beschickt." Der Mediziner beschreibt Nebenwirkungen wie Störungen im Bewegungsablauf, Tremor, Ataxie, sowie Schwitzen, Schwindel, Frösteln und niedrigen Blutdruck.

    Knapp 1.000 nicht einwilligungsfähige Probanden

    Zählt man die genannten Probanden aus allen nun bekannten Studien zusammen, kommt man auf insgesamt 967. Der Hamburger Medizinethiker Philipp Osten kritisiert vor allem die Studie rund um das Neuroleptikum Aolept mit 141 Probanden: "Das ist ein klassischer, groß angelegter Arzneimittelversuch mit einem bereits am Markt etablierten Stoff, um die Indikation bei einzelnen Krankheitsbildern auszuloten." Für Osten ist das Vorgehen in Schleswig ein Beleg für grundlegende strukturelle Probleme in der damaligen Zeit. Was heute undenkbar ist, sei damals regelmäßig geschehen.

    Die Kieler Medizinethikerin Alena Buyx betrachtet das Vorgehen in Schleswig als ethisch unzulässig: "Kinder sind nicht einwilligungsfähig und in diesem Fall scheint es so zu sein, dass es auch keine stellvertretende Einwilligung gegeben hat." Auch zur damaligen Zeit durfte keine Forschung an nicht einwilligungsfähigen Personen betrieben werden, erklärt Buyx. Diese Frage danach, ob ein Patient einwilligen kann oder eben nicht, ist für die Medizinethikerin die alles entscheidende: "Ich glaube, das waren keine Frankenstein-Forscher, die da zu Tage getreten sind, aber sie haben ethische Prinzipien verletzt, weil sie nicht nach einer Einwilligung gefragt haben."


    15 Tabletten, zwei bis drei Spritzen und Säfte

    Auch Margret Elise Horst kann sich nicht erinnern, ob sie in ihrer Zeit im Landeskrankenhaus Schleswig jemand nach ihrer Einwilligung für Medikamentengaben gefragt hätte. "Gesprochen hat der Arzt nicht mit mir. Er gab vor allem Anweisungen." Und diese Anweisungen waren: 15 Tabletten, zwei Spritzen und zweimal Säfte am Tag, seltener Spritzen in den Arm - so erinnert sie sich.

    Im Alter von 15 Jahren verbrachte Margret Elise Horst fünf Monate in Schleswig auf dem Hesterberg. Sie selbst sagt, sie sei gesund gewesen, "vielleicht sogar zu gesund." Sie beschreibt sich als energiegeladene Jugendliche, die neugierig auf die Welt war. Diese Energie habe sie bald nicht mehr gespürt, denn die Tabletten, Spritzen und Säfte hätten sie so benommen gemacht, dass sie nicht mehr habe aufstehen können: "Und meine Zunge war so geschwollen, dass ich nicht mehr sprechen konnte." Jahrzehntelang habe sie nicht verstanden, was damals passiert sei, fühlte sich als Opfer von Sadisten, so Horst: "Erst als ich das Wort Medikamentenversuche gehört habe, schien mir einiges klar zu werden."


    Wissenschaftliche Aufarbeitung: Erste Ergebnisse Ende 2018

    Ob sie tatsächlich Teil der Versuchsreihen war, lässt sich bislang nicht belegen. Laut Auskunft der Landesregierung liegen keine Unterlagen aus der damaligen Zeit vor, aus denen hervorgeht, ob und welche Patienten Teil von Versuchsreihen waren. Sozialministerin Kristin Alheit hatte im Oktober eine wissenschaftliche Aufarbeitung zugesagt. In der Folge hatte es aber Kritik am tatsächlichen Aufarbeitungs-Willen gegeben.

    Das Sozialministerium verweist auf eine wissenschaftliche Studie, die bundesweit in Auftrag gegeben wurde und Missstände in psychiatrischen und Behinderten-Einrichtungen aufarbeiten soll. Eine solche Studie mache nur bundesweit Sinn, da die betroffenen Pharmafirmen bundes- und weltweit tätig seien, so ein Sprecher. Für die Arbeit der Wissenschaftler sind drei Jahre veranschlagt, erste Ergebnisse sollen Ende 2018 vorliegen.


    Verbindung zwischen Pharmabranche und Mediziner?

    Welche Rolle Pharmakonzerne genau bei den Versuchsreihen in Schleswig gespielt haben, ist unklar. Allerdings deuten gleich mehrere Stellen in den Fachaufsätzen darauf hin, dass es Verbindungen zwischen dem Mediziner, der die Versuchsreihen durchführte, und einzelnen Unternehmen gab. So schreibt der Schleswiger Arzt in einem seiner Aufsätze: "Aufrichtig möchte ich den Bayer-Werken und den Ciba-Werken für die großzügige Überlassung von Versuchsmengen danken." An anderer Stelle heißt es, die Industrie habe ihm Präparate zur Erprobung an die Hand gegeben.

    Von Bayer heißt es dazu, es gebe intern keine Unterlagen. Vom Ciba-Nachfolger Novartis gab es keine Stellungnahme. Auch das Unternehmen Merck hatte Medikamente für eine Versuchsreihe zur Verfügung gestellt. Von dort hieß es: Merck habe in den 60er-Jahren entsprechende Studien in Auftrag gegeben, dabei aber nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Zum konkreten Beispiel Schleswig äußerte sich das Unternehmen nicht.

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ZWEITENS – INTERVIEW (23.11.2016) @ www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Das-war-ethisch-unzulaessige-Forschung,heimkinder206.html

DRITTENS – KOMMENTAR (23.11.2016) @ www.ndr.de/nachrichten/Echte-Aufarbeitung-sieht-anders-aus,heimkinder204.html

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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 25.11.16, 03:32  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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KOMMENTAR (23.11.2016) @ www.ndr.de/nachrichten/Echte-Aufarbeitung-sieht-anders-aus,heimkinder204.html

    Zitat:
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    NRD.de - Nachrichten

    [ ein Foto des Redakteurs Stafan Eilts ]

    NDR Redakteur Stefan Eilts meint, dass echte Aufklärung anders aussieht.

    KOMMENTAR

    Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.


    Echte Aufarbeitung sieht anders aus

    von Stefan Eilts [ siehe sein Profil @ www.ndr.de/wellenord/wir_ueber_uns/eilts150.html ]

    Es klang so gut: Eine umfassende Aufarbeitung sollte es geben. Das war die klare Ansage aus dem [Schleswig-Holsteinischen Landes]Haus von Sozialministerin Kristin Alheit. Auch eine Entschädigung für Opfer stellte das Ministerium in Aussicht. NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin hatten Anfang Oktober über Medikamenten-Versuchsreihen an Kindern und Jugendlichen in der Jugendpsychiatrie im ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig berichtet.

    Sechs Wochen später zeichnet sich ab, dass sich die historische und finanzielle Aufarbeitung hinziehen dürfte.
    Das Ministerium rühmt sich [nun] damit, gemeinsam mit den anderen Ländern und dem Bund einen Fonds beschlossen zu haben. Aus diesem Fonds sollen [nun] auch mögliche Opfer der bundesweiten Versuchsreihen Gelder beantragen dürfen: Es winken einmalig bis zu 9.000 Euro und möglicherweise zusätzlich ein paar tausend Euro Rentenersatzleistungen. Insgesamt können pro Betroffenem maximal 14.000 Euro zusammenkommen.

    Wer bekommt wirklich Geld?

    Das hört sich positiv an, hat aber einen gewaltigen Haken: Ehemalige Heimkinder, die schon aus einem anderen Fonds Gelder erhalten haben, sollen nun nichts mehr bekommen. Im Klartext: Wer bereits eine Entschädigung erhalten hat, weil er in einem staatlichen Heim zum Beispiel sexuell missbraucht wurde, der darf für das mit medizinischen Versuchsreihen verbundene Leid keine weiteren Gelder mehr erwarten. Diese Einschränkung dürfte einen Großteil der Opfer betreffen.

    Auch die historische und wissenschaftliche Aufarbeitung habe man gemeinsam mit dem Bund auf den Weg gebracht, heißt es aus dem Ministerium. Eine wissenschaftliche Studie soll in Auftrag gegeben werden. Die Wissenschaftler sollen das weite Feld sämtlichen Unrechts erforschen, das es in psychiatrischen und Behinderten-Einrichtungen in BRD und DDR gegeben hat. Die bundesweiten Medikamentenversuche werden nur ein Teil dieser Arbeit sein, die konkreten Geschehnisse in Schleswig wiederum davon nur einen Bruchteil ausmachen. Mit ersten Ergebnissen ist erst in zwei Jahren zu rechnen. Für die mutmaßlich Betroffenen, die endlich Klarheit darüber haben wollen, was mit ihnen geschehen ist, ist das eine quälend lange Zeit.


    Aufarbeitung wird sich jahrelang hinziehen

    Es gebe kaum Unterlagen zur damaligen Zeit, erklären Alheit und ihre Staatssekretärin Langner. Und ja, vielleicht existieren wirklich kaum noch Patientenakten. Aber es gibt unzählige Hinweise darauf, dass es neben den ursprünglich bekannt gewordenen Versuchsreihen weitere ähnliche Fälle gegeben hat. Was genau damals konkret geschah und wie dies rechtlich zu bewerten ist, ist heute schwer zu beurteilen. Aber die Ministerin hätte nur einen Beamten für einen halben Tag in die entsprechenden öffentlich zugänglichen Bibliotheken schicken müssen und hätte zumindest schnell relevante Unterlagen auf dem Tisch gehabt. Es wäre auch ein Zeichen an die ehemaligen Heimkinder gewesen, dass ihre Schilderungen ernst genommen werden. Stattdessen bleibt der Eindruck zurück, dass die Landesregierung [Schleswig-Holstein] dem Thema keine große Priorität zuspricht.

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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 27.11.16, 02:56  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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JETZIGE BEKANNTGEBUNG UND AUFRUF AN BETROFFENE VON BETHEL SELBST

BETHEL --- v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

QUELLE: www.bethel.de/medikamentenversuche-in-bethel.html

    Zitat:
    .
    [ kein Datum angegeben ]
    [ ungefährer Zeitraum der Veröffentlichung: Mitte November 2016 ]


    Medikamentenversuche in Bethel

    [ Mit einem Foto in dem verschiedene Medikamente abgebildet sind ]

    Kontaktstelle und wissenschaftliche Untersuchung

    Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen wollen jetzt nachforschen, ob und wie an Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung neue Medikamente getestet wurden. Es geht um den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre und die Frage, ob im Falle von Tests das Einverständnis der Betroffenen oder ihrer Angehörigen dafür vorlag. Jüngst hat eine Forschungsarbeit beim Pharmakonzern Merck Hinweise auf Medikamentenversuche in verschiedenen Heimen der Psychiatrie und Behindertenhilfe hervorgebracht.

    Für Fragen von eventuell Betroffenen oder Angehörigen von Betroffenen steht in Bethel die „Kontaktstelle Medikamentenversuche“ zur Verfügung. Interessierte können sich an Sylke Albes-Reichel oder Ulrich Kachel wenden unter der Telefonnummer 0521/ 144-3232 zu den üblichen Bürozeiten oder über Mail:
    sylke.albes-reichel[at]bethel.de oder ulrich.kachel[at]bethel.de .

    In den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel werden jetzt die Medikamentenvergabe und Medikamententests bei Heimkindern sowie die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie durch eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung geklärt. Dies kündigte Bethels stellvertretender Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Günther Wienberg im Gesundheitsausschuss des Landtages NRW an. In Bethel sei im fraglichen Zeitraum die große Mehrzahl der betreuten Kinder und Jugendlichen an Epilepsie erkrankt gewesen, so Prof. Wienberg Anfang November. Bis zum Beginn der 1950er Jahre habe es nur wenige Möglichkeiten der medikamentösen Therapie der Epilepsie gegeben. In den 1950er und 1960er Jahren wurden aber große Behandlungsfortschritte durch neue Medikamente erzielt. Insofern sei es wahrscheinlich, so Günther Wienberg, dass auch in Bethel neue Medikamente in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie erprobt wurden. Aus Hinweisen der Firma Merck geht hervor, dass 38 junge Patienten in Bethel neue Medikamente bekommen haben sollen; Namenslisten gibt es dafür nicht.

    Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung durch Medizinhistoriker und Mediziner sind nach ersten Schätzungen wahrscheinlich mehrere tausend Patientenakten, denn die Akten aus der damaligen Zeit sind weitestgehend in Bethel erhalten. Nach einer Vorstudie noch in diesem Jahr wird die eigentliche Studie 2017 beginnen und voraussichtlich mindestens zwei Jahre dauern.

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Das Gleiche, in genau demselben Wortlaut, hier mit Datumsangabe „11.11.2016“, ist auch hier zu finden:

QUELLE: www.bethel.de/presse/presse-detail/artikel/medikamentenversuche-in-bethel.html ( Ohne das Foto in dem verschiedene Medikamente abgebildet sind )

Ja, es sind tatsächlich zwei verschiedene Bethel-Seiten, aber die eine Seite mit Foto und ohne Datum, und die andere ohne Foto aber mit Datum.

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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 27.11.16, 21:09  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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Ich habe diesen Text
Ich habe diese Text-Passagen
bisher mit keiner Suchmaschine im Internet finden können;

nicht mit
GOOGLE;
nicht mit
YAHOO;
nicht mit
BING; und
nicht mit
NINEMSN

Boardnutzerin »xyz1« war ja so freundlich und informierte alle Nutzerinnen und Nutzer des HEIMKINDER-FORUM.DE – und auch alle anderen, die da sonst noch hier mitlesen – erstmalig am Fr. 25.11.2016, um 08:59 Uhr im Thread »Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND«, in dem gesagten Forum @ heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/18400-Medikamententests-an-Heimkindern-in-WESTDEUTSCHLAND/?postID=531118#post531118 bezüglich dem Inhalt des überregionalen Teils einer Zeitung und einer Bekanntgebung, die sie darin gelesen habe, und hat diese Bekanntgebung seither sogar auch noch einmal wiederholt; der Name dieser Zeitung, von der sie zitiert, wurde aber leider keinerzeit von ihr genannt.


    Zitat:
    .
    Hier ein paar Auszüge aus dem Artikel:

    Versuchskinder in Heimen

    Die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat Vertreter betroffener Einrichtungen und der Aufsichtsbehörden für heute
    [Fr. 25.11.2016] zu einem Runden Tisch geladen, um den Medikamenten-Vorwürfen nachzugehen.

    Aus Hinweisen der Firma Merck geht hervor, dass 38 junge Patienten in Bethel neue Medikamente bekommen haben sollen. Namenslisten gibt es dafür nicht. Aus Unterlagen der Firma Merck geht hervor, dass Heimkindern Psychopharmaka oder Sexualtrieb-Hemmer verabreicht wurden. Der Konzern sieht die verordnenden Ärzte in der Verantwortung.

    Kontaktnummer für Betroffene: von Bodelschwinghsche Stiftungen, Telefon: 0521-144-3232; Franz Sales Haus
    [, Telefon]: 0201-2769202

    .

Kann natürlich aber auch sein, dass sich diese Bekanntgebung nur in einer Druckausgabe einer Zeitung irgendwo befand.

Wann das möglicherweise war, weiß ich nicht.

Wo das möglicherweise war, weiß ich auch nicht.

Wer es jedoch weiß, und nicht dazu verpflichtet ist es geheim zu halten, könnte uns allen ja mal auch diesbezüglich Bescheid geben:
Name der Zeitung, bitte, und natürlich auch das Datum und die Uhrzeit dieser offiziellen Bekanntgebung, bitte.

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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 28.11.16, 04:46  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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epd - Evangelischer Pressedienst LANDESDIENST WEST

QUELLE: www.epd.de/landesdienst/landesdienst-west/schwerpunktartikel/gesundheitsausschuss-befasst-sich-mit-pharmaversuc und auch QUELLE: www.epd.de/landesdienst/landesdienst-west/schwerpunktartikel/gesundheitsausschuss-befasst-sich-mit-pharmavers-0

epd - Schwerpunkt Artikel - LENImporter - 24.11.2016 - 16:04 Uhr


    Zitat:
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    Gesundheitsausschuss befasst sich mit Pharmaversuchen an Kindern

    Düsseldorf (epd). Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat am Mittwoch im Skandal um Medikamentenversuche an Heimkindern in den 1950er bis 1970er Jahren eingeräumt, dass die Aufklärung "sicher nicht einfach" werde. Im Gesundheitsausschuss des Landtags in Düsseldorf sagte die Ministerin, "wir stehen am Anfang eines Prozesses. Viele Fragestellungen sind möglicherweise nie zu klären".

    Steffens kündigte für [Freitag] den 25. November [2016] ein Treffen aller in der damaligen Zeit betroffenen Einrichtungen sowie der Aufsichtsbehörden und Ministerien in der NRW-Landeshauptstadt an. Es mache Sinn, das Thema Medikamentenversuche gemeinsam anzugehen, um ein Gesamtbild für Nordrhein-Westfalen zu erhalten. Alleine der Landschaftsverband Rheinland (LVR) habe bereits zwei Studien zu dem Thema machen lassen und eine dritte in Auftrag gegeben, sagte die Ministerin. Aktuell gebe es keine neuen Hinweise auf weitere Medikamententests der Pharma-Industrie.

    Bei den bislang bekannten fünf Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen handelt es sich um das Kinderheim Neu-Düsselthal in Düsseldorf, das Kinderheim Franz Sales Haus in Essen, die v. Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld-Bethel, ein namentlich nicht benanntes Heim vermutlich in Düsseldorf sowie die Rheinische Landesklinik für Jugendpsychiatrie in Viersen-Süchteln. Das Land will nach den Worten der Gesundheitsministerin prüfen, ob es noch andere Einrichtungen gibt, in denen solche Medikamentenversuche unternommen wurden.

    Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel kündigten im Gesundheitsausschuss eine Studie zur Aufklärung der Medikamentenversuche an, die Anfang 2017 starten soll und mindestens zwei Jahre dauern werde. "Wir nehmen den Hinweis, dass es auch in Bethel Medikamentenversuche gegeben hat, sehr ernst", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Günther Wienberg. Auch wenn es in den späten 1950er Jahren noch kein staatlich geregeltes Zulassungsverfahren für Medikamente gegeben habe und Medikamentenversuche weithin ungeordnet erfolgt seien, wären "Versuche ohne rechtskräftige Einwilligung schon damals Grundrechtsverstöße" gewesen, sagte er.

    Die Bethel-Klinik Mara sei auch ein Ort der Epilepsieforschung gewesen, sagte Wienberg. Offenbar seien auch dort neue Medikamente in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie erprobt worden. Nach bisherigen Erkenntnissen sei Anfang der 1960er Jahre in 38 Fällen das Präparat Encephabol verabreicht worden, ein Medikament, das heute bei Demenz verordnet werde. Insgesamt geht Wienberg in dem fraglichen Zeitraum von mehreren tausend Betroffenen aus: die Zahl der Betten im Bereich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung habe damals bei insgesamt 467 gelegen.

    Die Namen der betroffenen Kinder sind nach Wienbergs Angaben nicht bekannt. Einzelne Betroffene hätten sich nun allerdings in Bethel gemeldet. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel würden nun die Akten in den betreffenden 20 Jahren untersuchen. Eine erste Stichprobe von 80 dieser Akten soll bis zum Jahresende vorliegen. Es gehe darum festzustellen, welche Medikamente eingesetzt wurden, ob es Versuche gegeben hat, ob Einwilligungen der Erziehungsberechtigten vorlagen, welche Auswirkungen die Medikamentenvergabe hatte und ob es eine Zusammenarbeit zwischen Anstalt und Pharma-Industrie gab. Besonders die mögliche Zusammenarbeit zwischen der Pharmaindustrie und den Ärzten "ist für uns ein Dunkelfeld", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 30.11.16, 06:59  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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Ich glaube, über eine weitgehende Nachfrage in den social medien, jetzt den „Großen Bericht“ / das „Thema des Tages“ in dem „überregionalen Teil“ einer ganz bestimmten Tageszeitung aufgespürt zu haben:

Wer sich Zugang verschaffen kann, sollte, meines Erachtens, unbedingt folgenden diesbezüglichen sehr langen und detaillierten Artikel in der FAZ lesen und studieren.


Lesezeit ca. 15 Minuten


    Zitat:
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    Frankfurter Allgemeine Zeitung, SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2016, NR. 271 - SEITE 3 - Politik

    [ der Artikel füllt die gesamte „SEITE 3“ dieser Ausgabe dieser Tageszeitung ]

    Autor: Reiner Burger


    Die Tabletten-Kinder

    Medikamente wurden noch bis in die siebziger Jahre an Heimkindern und „milieugeschädigten“ Jugendlichen getestet. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.
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QUELLE: plus.faz.net/evr-editions/2016-11-19/40608/292698.html (gebürenpflichtig!)
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Martin MITCHELL
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New PostErstellt: 02.12.16, 07:10  Betreff:  Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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re Christliche Gemeinde Evangelische Brüdergemeinde Korntal - Diakonie der Brüdergemeinde Korntal (im Verbund dem Diakonische Werke der Evangelischen Kirche in Deutschland) im Rampenlicht

Es handelt sich hier um
das Kinderheim Flattichhaus in Korntal in Baden-Württemberg.

QUELLE: LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG (28.11.2016) @ www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-ludwigsburg_artikel,-%E2%80%9ETaeglich-ein-Becherle-mit-Smarties%E2%80%9C-_arid,396038.html


    Zitat:
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    LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG

    Ludwigsburg, 28. November 2016


    MISSBRAUCHSSKANDAL

    „Täglich ein Becherle mit Smarties“

    Neue, schwere Vorwürfe gegen die Heimerziehung in Korntal: Im Flattichhaus, dem kleineren der beiden Heime der Evangelischen Brüdergemeinde, sollen Mädchen jahrelang mit Psychopharmaka sediert worden sein. Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, geriete neben der pietistischen Gemeinschaft auch das Kreis-Jugendamt in Erklärungsnot.

    „Wir alle haben zum Essen jeden Tag unser Becherele mit Smarties bekommen“, erinnert sich
    Frau A. Der Grund: Die Kinder ihrer Gruppe sollten ruhig gestellt werden. Diese Praxis soll in den 1960er und 1970er Jahren im Flattichhaus gang und gäbe gewesen sein – auch wenn die Psychopharmaka nicht in allen Gruppen am Esstisch verabreicht, sondern Mädchen dazu Tag für Tag der Reihe nach einbestellt worden sein sollen. Frau A. war später für einige Zeit drogenabhängig, was sie auf die Medikation in Korntal zurückführt. Nichts sei einer Sucht förderlicher als Arzneimittelmissbrauch in der Kindheit.

    Mehrere Frauen berichteten am Samstag bei einem Treffen des Netzwerks Betroffenenforum über ihre „Erziehung“ mithilfe von Psychopharmaka. Verordnet hätten die Medikamente zwei Ärztinnen – darunter eine Psychiaterin –, die vom Jugendamt nicht nur in Korntal, sondern auch andernorts mit der Behandlung von Heimkindern beauftragt gewesen seien. Ob die beiden Ärztinnen den Mädchen die fraglichen Medikamente auf Wunsch der Heimleitung oder aus eigenen Stücken verschrieben haben, ist offen. Aus dem größeren der beiden Korntaler Kinderheime, dem Hofmannhaus, sind aber keine vergleichbaren Fälle bekannt. Hier waren andere Ärzte tätig als die von den Betroffenen beschuldigten Medizinerinnen. Im Flattichhaus stechen fünf Fälle heraus:


    Frau B. berichtet, sie habe im Flattichhaus über längere Zeit Bellergal erhalten. Dabei handelt es sich um ein Barbiturat, das in Deutschland 2007 vom Markt genommen wurde. Verabreicht wurde die Arznei Frau B. wegen morgendlicher Schwindelgefühle – ein Symptom, das bei Kindern und Jugendlichen in Wachstumsphasen nicht unüblich ist. Die offenbar gewünschte Sedierung trat im Fall von Frau B. übrigens nicht ein: Sie habe sich „high“ gefühlt – und sei „wie ein Engelchen durch die Luft geschwebt“. Tatsächlich gehörte Bellergal zu den Schlafmitteln, die bei Kindern und Senioren nicht nur beruhigend, sondern auch stimulierend wirken können. Schon 1978 geriet ein evangelisches Kinderheim in Hannover wegen der Verabreichung von Bellergal an Heimkinder in die Schlagzeilen.

    Frau A. und Frau C. über die Langzeitbehandlung mit Truxal, Atosil und Haldol. Alle drei Medikamente sind sogenannte Neuroleptika, die zur Sedierung und teils auch zur Behandlung schwerer psychotischer Störungen verabreicht werden. Atosil und Truxal gelten als „niederpotent“ (schwach wirkend) und werden vor allem zur Beruhigung gegeben, dagegen wurde das hochpotente Haldol schon kurz nach seiner Markteinführung in den frühen 1960er Jahren als Mittel der Wahl bei Schizophrenie und Halluzinationen angesehen.

    Frau D. erhielt jahrelang Ergenyl. Auch dabei handelt es sich um ein Neuroleptikum, das zur Behandlung von Epilepsie sowie in den manischen Phasen im Falle der bipolaren (manisch-depressiven) Störung verordnet wird. In diesen Jahren habe die behandelnde Ärztin ihre Hirnströme regelmäßig durch Elektroenzephalogramme (EEG) überwacht. Irgendwelche Anfälle hat Frau D., die das Medikament von sich aus absetzte, als sie aus Korntal wegzog, zeitlebens nicht gehabt. Als sie ihrem Frauenarzt anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft von ihrer jahrelangen Ergenyl-Einnahme berichtete, war dieser entsetzt – das Medikament kann während der Schwangerschaft zu Missbildungen des Fötus‘ führen. Ein von dem Mediziner sofort verordnetes, neues EEG ergab laut Frau D. keinerlei Hinweise darauf, dass sie je an Epilepsie gelitten hätte.

    Frau E. erhielt jahrelang ein Herzmittel, das sie noch beschreiben, an dessen Namen sie sich jedoch nicht mehr erinnern kann. Herzkrank ist
    Frau E. bis heute niemals gewesen. „Warum verschreiben Ärzte Kindern ein Herzmittel, die gar keine Probleme mit dem Herz haben“, fragt sie. Es ließe sich ebenso fragen, weshalb eine Ärztin bei einem Mädchen, das keine Epileptikerin ist, regelmäßig die Wirkung eines Epilepsie-Mittels per EEG überprüft.

    Antworten auf diese und andere Fragen werden die Betroffenen möglicherweise nie erhalten – selbst der Nachweis einer bewussten Fehlmedikation mit dem Ziel ihrer Sedierung dürfte ihnen schwer fallen. Denn es existieren zumindest im Fall der genannten fünf Betroffenen keine Patientenakten mehr. Wohl aber tauchen zumindest in der Vormundschaftsakte von
    Frau C. regelmäßig nennenswerte Arzt- und Arzneikosten auf. Bezahlen musste die das Jugendamt des Landkreises, dessen Vertrauen die beiden beschuldigten Ärztinnen genossen haben sollen.

    STEFFEN PROSS

    .

Alle farbigen Hervorhebungen in diesem Bericht hinzugefügt von MM

Opfervertreter Detlef Zander hat seither folgenden kurzen Leserbrief dazu geschrieben:

    Zitat:
    .
    Detlev Zander

    JEDER BETROFFENE HAT DAS RECHT MIT RESPEKT UND WERTSCHÄTZUNG BEHANDELT ZU WERDEN!

    Wer Missbrauch überlebt hat, gehört zu den mutigsten und stärksten Menschen in unserer Gesellschaft, ausgestattet mit Sensibilität, Mitgefühl und einem hohen Maße an Kreativität.
    Diese Menschen sind über sich selbst hinausgewachsen und haben Unvorstellbares geleistet - nur viele von Ihnen wissen das gar nicht!


    www.heimopfer-korntal.de

    Plattling/Korntal, den 29.11.2016
    Detlev Zander

    .

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Martin MITCHELL
Gast
New PostErstellt: 02.12.16, 07:20  Betreff:  Re: Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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    Zitat: Martin MITCHELL
    .
    Ich glaube, über eine weitgehende Nachfrage in den social medien, jetzt den „Großen Bericht“ / das „Thema des Tages“ in dem „überregionalen Teil“ einer ganz bestimmten Tageszeitung aufgespürt zu haben:

    Wer sich Zugang verschaffen kann, sollte, meines Erachtens, unbedingt folgenden diesbezüglichen sehr langen und detaillierten Artikel in der FAZ lesen und studieren.


    Lesezeit ca. 15 Minuten


      Zitat:
      .
      Frankfurter Allgemeine Zeitung, SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2016, NR. 271 - SEITE 3 - Politik

      [ der Artikel füllt die gesamte „SEITE 3“ dieser Ausgabe dieser Tageszeitung ]

      Autor: Reiner Burger


      Die Tabletten-Kinder

      Medikamente wurden noch bis in die siebziger Jahre an Heimkindern und „milieugeschädigten“ Jugendlichen getestet. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.
      .

    QUELLE: plus.faz.net/evr-editions/2016-11-19/40608/292698.html (gebürenpflichtig!)
    .

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Siehe die neue Stellungnahme von dem Evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog vom Mi. 30.11.2016, um 20:08 Uhr (MEZ/CET) »Heimkinder als Verfügungsmasse« @ dierkschaefer.wordpress.com/2016/11/15/das-eben-ist-der-fluch-der-boesen-tat-dass-sie-fortzeugend-immer-boeses-muss-gebaeren/ aufgrund des langen Artikels kürzlich erschienenen in der FAZ.

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!

    Zitat:
    .
    Mi. 30.11.2016 um 20:08 Uhr

    Heimkinder als Verfügungsmasse

    Als Versuchskaninchen wurden sie auch benutzt. Seit Sylvia Wagner über Arzneimittel­studien an Heimkindern publiziert hat[1] , purzeln die Meldungen geradezu aus dem Medien. Immer mehr Heime und Fälle werden genannt, auch aus dem Ausland[2] . Die FAZ veröffentlichte am 19. November [2016] einen ganzseitigen Artikel über „Tablettenkinder“ an recht prominenter Stelle[3] .

    Die Heimereignisse sind also noch vielfältiger, als sie bisher dargestellt wurden. Doch überraschend kommt das nicht. Es ist nur ein weiteres unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte.

    Ich sehe bisher fünf Phasen.

    Die erste Phase ist durch das Stichwort „Schläge im Namen des Herrn“ (SPIEGEL-Redakteur Wensierski) zu umreißen. Es ging um die Vorkommnisse in den Heimen, die man aufgrund der damaligen pädagogischen Kenntnisse – vorsichtig formuliert – als hinderlich für den weiteren Werdegang vieler ehemaliger Heimkinder bezeichnen kann. Die Heimkinder nennen die alltäglichen Demütigungen, Gewalttätigkeiten, Zwangsarbeit und Bildungsverweigerung „Verbrechen“. Die folgenden Phasen resultieren aus dieser ersten.

    Als diese Vorkommnisse nicht mehr geleugnet werden konnten, kam die zweite Phase: der Runde Tisch Heimkinder, „moderiert“ von Frau Vollmer. Hier saßen wenige ehemalige Heimkinder einer Phalanx von kompetenten Interessenvertretern von Staat und Kirchen gegenüber – und sie wurden gezielt betrogen.
    [4] Die Medien schreiben bis heute von Entschädigungen, obwohl die bescheidenen Geldzuwendungen erklärtermaßen keine sein sollen, denn dann gäbe es einen Rechtsanspruch. Das durfte nicht sein, ebensowenig wie man bereit war, die Zwangsarbeit als solche zu deklarieren und zu vergüten. Auch heute noch renommierte Firmen blieben verschont. Bleibende Körperverletzungen blieben unberücksichtigt wie grundsätzlich auch die Kinder aus Behindertenheimen und Kinderpsychiatrien.

    Die dritte Phase begann mit dem Bekanntwerden des umfangreichen sexuellen Missbrauchs in den Erziehungseinrichtungen und mündete in den separaten Runden Tisch Missbrauch. Missbrauch war am ersten Runden Tisch bereits zur Sprache gekommen, war jedoch kein eigenes Thema, wie auch die Medikamentierung der ehemaligen Heimkinder. Viele berichteten, wenn auch nicht von Versuchen, so doch von Medikamenten zur Ruhigstellung mit psychotropen Substanzen. Das hat nicht weiter interessiert.

    Nun beginnt die vierte Phase mit der Aufdeckung umfangreicher medizinischer Versuche an ehemaligen Heimkindern. Medikamente waren nicht das einzige. Ich erinnere mich an die Schilderung eines ehemaligen Heimkindes, der wegen Bettnässen in der Universitätsklinik Tübingen mit Elektroschocks am Penis behandelt wurde bis zur Verschmorung des Gewebes.

    Eine fünfte Phase wird gerade eingeleitet mit der Errichtung einer Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ für die ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien.

    Das Schicksal der Kinder in den Heimen hat die Forschung beflügelt, wie auch jetzt aktuell in der Medikamentensache. Die Heimkinder sehen nach meiner Kenntnis dabei hauptsächlich, dass für die Forschung Geld bereitgestellt wird (wie auch für die Verwaltung ihrer Anträge), aber kein Geld für halbwegs angemessene Entschädigungen. Ein Großteil der ehemaligen Heimkinder lebt in äußerst bescheidenen Verhältnissen, allein schon bedingt durch heimverursachte Bildungsmängel.

    Ich teile die Skepsis der ehemaligen Heimkinder, dass auch für die neu bekannt werdenden Fälle wieder nur „Almosen“ übrig bleiben werden, – auf Antrag und unter retraumatisierenden Bedingungen. Unsere Medien werden wieder von Entschädigungen sprechen. Sie sollten besser recherchieren.

    Bewertung: Schutzbefohlene können zu den verschiedensten Zwecken „verzweckt“, also missbraucht werden, die Geschichte der Heimkinder belegt das. Es wäre auch nach den Insassen der Seniorenheime zu fragen, nach den Strafgefangenen, auch nach Kranken in den Krankenhäusern, – es gäbe wohl noch manche andere. Ich will bei den Kindern bleiben.

    Neuere Vorkommnisse
    [5] zeigen, dass trotz einer Besserung der Verhältnisse wohl auf breiter Basis in den totalen Institutionen es ohne Rücksicht auf die Rechtslage[6] immer wieder zu Übergriffen kommt, die nicht tolerierbar sind. Vertrauen mag gut sein, Kontrolle ist besser. Wir brauchen für die verschiedenen Gruppen Schutzbefohlener Ombudsleute, die nach ihrer Überprüfung der Plausibilität von Vorwürfen bevollmächtigt sind, die Fälle in den Einrichtungen zu untersuchen (Befragungen, Akteneinsicht, Schiedsbefugnis, Beschwerdemacht bis hin zur Anklagebefugnis). Viele Schutzbefohlene haben noch ihre Familien oder Freunde, die für sie die Ombudsperson anrufen können, wenn sie nicht selber mehr dazu in der Lage sind.

    Doch ich fürchte, dass unsere Politiker eher um ihre Wiederwahl besorgt sind und auf Lobbyisten hören, denn auf die Sorgen und Beschwerden „kleiner Leute“.

    ––––––––––––––––––––––––

    Fußnoten


    [1] duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-42079/04_Wagner_Heime.pdf

    [2] www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-ludwigsburg_artikel,-%E2%80%9ETaeglich-ein-Becherle-mit-Smarties%E2%80%9C-_arid,396038.html

    www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/ndr-mehr-medikamenten-tests-mit-heimkindern-als-bislang-bekannt-id15429721.html

    www.tagesanzeiger.ch/zuerich/gemeinden/Schlimme-Befuerchtung-Pharmatests-an-Heimkindern/story/31169665

    www.shz.de/regionales/newsticker-nord/ndr-mehr-psychopharmaka-tests-mit-heimkindern-als-bekannt-id15429266.html

    www.aerztezeitung.de/panorama/article/924075/medikamententests-heimkindern-betroffener-erzaehlt.html

    www.cbgnetwork.org/6964.html

    Pharmaindustrie: grausame Medikamentenversuche unter dem Motto „Kinder sind unsere goldene Zukunft“

    www.radio-utopie.de/2016/11/27/erprobungen-mit-aolept-und-megaphen-heimkinder-mussten-bayer-arzneien-testen/

    [3] Von Reiner Burger, FAZ Sonnabend, 19. 11. 2016, S. 3. Leider kann ich aus ©-Gründen meinen Scan hier nicht einstellen.

    [4] dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

    [5] dierkschaefer.wordpress.com/2016/07/12/friesenhof-skandal-neue-kinder-und-jugendhilfeverordnung-ab-ende-juli/

    dierkschaefer.wordpress.com/2015/09/12/gewerbeschutz-von-traegern-der-jugendhilfe-im-gesetz-besser-geschuetzt-als-das-kindeswohl/

    [6] Auch die Rechtslage ist dank der Lobby-Arbeit der Sozialkonzene nicht im Sinne von Schutzbefohlenen gleich welcher Art. dierkschaefer.wordpress.com/2015/06/24/die-zahnlosigkeit-der-gesetze-zum-recht-von-schutzbefohlen/

    dierkschaefer | 30. November 2016 um 20:08 | Tags: Behinderten-Einrichtungen, conspiracy theories, Datenschutz, heimkinder, Heimkinder-Forschung, Internet, Kinderarbeit, kinderheim, Kinderrechte, Kinderschutz, Kindesmissbrauch, Medien, Medikamententests, Ombudsmann, Photos, profitorientierte Sozialkonzerne, Religion, schutzbefohlene, Sozialkonzerne, Sozialpolitik | Kategorien: BRD, Deutschland, Ethik, Firmenethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Journalismus, Justiz, Kinder, Kinderheime, Kinderrechte, Kindeswohl, Kriminalität, Kriminologie, Leben, Medien, Menschenrechte, Moral, News, Recht, Soziologie, Staat, Täter, Wirtschaft | URL: wp.me/pulUf-1Wk

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