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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 

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Autor Beitrag
Martin MITCHELL
New PostErstellt: 06.08.18, 11:49     Betreff:  Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal entblößt Antwort mit Zitat  

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Weiterführend zum unmittelbar vorhergehenden Beitrag hier in diesem Thread !

In einer ergänzenden Stellungnahme @ zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/images/Presse/Korntal_Stellungnahme_zur_Stellungnahme.pdf hat Zartbitter e.V. einige Aspekte der Argumentation von Ursula Enders nochmals differenziert begründet :

    Zitat:
    .
    ZARTBITTER e.V.
    Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen ----- Sachsenring 2-4, 50677 Köln

    Köln, den 17.07.2018

    Rückmeldung zur Kritik von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger an der Stellungnahme von Ursula Enders zum „Aufklärungsbericht“ über Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal

    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger haben schriftlich zur Kritik von Ursula Enders an dem von ihnen unter dem Titel „Uns wurde die Würde genommen“ verfassten „Aufklärungsbericht“ zur Gewalt in den Heimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal in den 1950er bis 1980er Jahren Stellung bezogen. Zentrale Aussage ihrer Ausführungen ist, dass sie Ursula Enders die Qualifikation für eine fachliche Stellungnahme zu ihrer wissenschaftlichen Untersuchung abzusprechen versuchen. Sie unterstellen Ursula Enders eine „selbsternannte Fachlichkeit“. Auf die diesbezüglichen Ausführungen soll nicht weiter eingegangen, sondern lediglich exemplarisch auf einzelne wenige Publikationen von Ursula Enders, veröffentlicht in den letzten 30 Jahren, verwiesen werden. Möge sich jeder, den es interessiert, ein eigenes Urteil über die Expertise von Ursula Enders bzgl. der Thematiken „Missbrauch und Jugendhilfe“, „Missbrauch in Institutionen“ sowie „Missbrauch im Kontext von Einrichtungen in Trägerschaft ev. Kirchengemeinden“ machen.

    Enders, Ursula (1987). Sexueller Kindesmissbrauch und Jugendhilfe. Expertise im Auftrage des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 1987.

    Enders, Ursula (2002). Ritualisierter Kindesmissbrauch. In . Bange, D./Körner, W. (2002). Handwörterbuch Sexueller Missbrauch. Göttingen: Hogrefe.

    Enders, Ursula (2002). Das geplante Verbrechen. Sexuelle Ausbeutung durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Institutionen. Köln: Zartbitter Verlag.

    Enders, Ursula (2007). Was tun bei sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen. In. IzKK-Nachrichten. Sexualisierte Gewalt durch Professionelle in Institutionen. München: Deutsches Jugendinstitut (DJI) S. 29-33

    Enders, Ursula/Eberhardt, Bernd (2007). Schutz von Jugendlichen in der Jugendsozialarbeit vor Grenzverletzungen durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Expertise im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes. Gefördert vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.

    Enders, Ursula (2010). Sexueller Missbrauch in Institutionen. Zur Strategie der Täter, zur Verantwortung der Institutionen und den Reaktionen der Kirche. In. Goertz, St./Ulonska, H. (Hg.). Sexuelle Gewalt: Fragen an Kirche und Theologie. Berlin: LIT-Verlag.

    Enders, Ursula (Hg.) (2012). Grenzen achten. Schutz vor sexuellem Missbrauch in Institutionen. Ein Handbuch für die Praxis. Köln: Kiepenheuer & Witsch.

    Bange, Dirk/Enders, Ursula/Ladenburger, Petra/Lörsch, Martina (2014). Schlussbericht der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Gebiet der ehemaligen Nordelbischen EvangelischLutherischen Kirche, heute Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland. Hamburg/Köln/Bonn 03.10.2014


    kirchegegensexualisiertegewalt.nordkirche.de/fileadmin/user_upload/baukaesten/Baukasten_Kirche_geg%20en_sexualisierte_Gewalt/Dokumente/Untersuchungsbericht.pdf

    Bange, Dirk/ Enders, Ursula/Heinz, Katrin (2015). Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in der evangelischen Kirche. In. Nervenheilkunde 7/2015

    Enders, Ursula (2015). Umgang mit Vermutung und Verdacht bei sexuellem Kindesmissbrauch (Kap. 15; S. 155- 164). In: Fegert, J.M., Hoffmann, U., König, E., Niehues, J., Liebhardt, H. (Hg.). Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Ein Handbuch zur Prävention und Intervention für Fachkräfte im medizinischen, psychotherapeutischen und pädagogischen Bereich. Heidelberg: Springer.

    Enders, Ursula (2015). Sexueller Missbrauch in Institutionen – Umgang mit Missbrauchsfällen und institutionelle Traumabewältigung (Kap. 31; S. 307-321). In. Fegert, J.M., Hoffmann, U., König, E., Niehues, J., Liebhardt, H. (Hrsg. Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Ein Handbuch zur Prävention und Intervention für Fachkräfte im medizinischen, psychotherapeutischen und pädagogischen Bereich. Heidelberg: Springer.

    Enders, Ursula/Schlingmann, Thomas (2018). Nachhaltige Aufarbeitung aktueller Fälle sexuellen Missbrauchs (Kapitel 27). In. Fegert, J.M., Kölch, M., König, E., Harsch, D., Witte, S., Hoffmann, U. (Hrsg.) (2018). Schutz vor sexueller Gewalt und Übergriffen in Institutionen. Für die Leitungspraxis in Gesundheitswesen, Jugendhilfe und Schule. Berlin: Springer.


    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger haben den Schlussbericht zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Gebiet der ehemaligen Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, heute Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, in der Veröffentlichung zu ihrer Untersuchung nicht erwähnt. Der juristische Teil der Aufarbeitung der untersuchten Missbrauchsfälle wurde von Petra Ladenburger und Martina Lörsch, der sozialwissenschaftliche Teil von Ursula Enders und Dr. Dirk Bange erstellt (Bange et. al. 2014). Der Bericht fand in Fachkreisen große Beachtung. Auf dem öffentlichen Hearing der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs unter dem Titel „Kirchen und ihre Verantwortung zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ (27.06.2018) wurde dieser Untersuchungsbericht als positives Beispiel der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in Institutionen in ev. Trägerschaft benannt.

    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger geben als Begründung ihrer Nichtbeachtung des Untersuchungsberichtes von Bange/Enders/Ladenburger/Lörsch an, sie hätten in den Literaturverweisen nur solche einbezogen, die für sie interessant und erkenntnisfördernd gewesen seien. Zudem führen sie aus, dass bei der ehemaligen Nordelbischen Landeskirche – soweit sie wüssten – wohl „aufgrund von Unzulänglichkeiten ein zweiter Bericht angefertigt werden“ müsse. Diese Angabe könnte aufgrund der Art der Formulierung den Eindruck erwecken, als wäre ein zweiter juristischer bzw. sozialwissenschaftlicher Bericht zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Gebiet der heute Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland vonnöten. Dies ist jedoch nicht der Fall, sondern die norddeutsche Landeskirche hat vielmehr einen zweiten ergänzenden Bericht zur Evaluation ihres Verfahrens der „Unterstützungsleistungen für Betroffene von sexuellem Missbrauch in Anerkennung ihres Leides und in Verantwortung für die Verfehlungen der Institution“ bei der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in Auftrag gegeben. Dieser wurde unter Leitung von Priv.-Doz. med. Ingo Schäfer, MPH, erstellt und im August 2017 vorgelegt. Bedauerlicherweise haben Hafeneger und Baums-Stammberger ganz offensichtlich auch diesen – im Netz zum Download stehenden Bericht
    1 – in ihrer Untersuchung nicht berücksichtigt. In Kenntnis der wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wären sicherlich die kritischen Anmerkungen von Ursula Enders u.a. zur Praxis der Vergabe von finanziellen Anerkennungszahlungen leicht nachvollziehbar gewesen. Die Hamburger Evaluierungsergebnisse sind zweifelsfrei für die Berücksichtigung der Interessen der Betroffenen bei der Weiterentwicklung der Aufarbeitungspraxis in der ev. Brüdergemeinde Korntal sehr wertvoll.

    Auf zahlreiche inhaltliche Details der Stellungnahme von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. BaumsStammberger soll hier verzichtet werden. Allerdings werden im Folgenden exemplarisch einzelne Punkte richtig gestellt:
    • Ursula Enders ist Leiterin von Zartbitter, eine überregional anerkannte und mit öffentlichen Geldern geförderte Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. In dieser Funktion – und nicht als Privatperson – hat die Beraterin Korntaler Betroffene z.B. bei einigen Terminen begleitet. Sie hatte keinerlei private Kontakte zu Betroffenen – wie in der Stellungnahme von Hafeneger/Baums-Stammberger gemutmaßt.

    Leider wurde im Rahmen des Aufarbeitungsprozesses der fachliche Mindeststandard der professionellen Beratung und Begleitung von Betroffenen durch unabhängige Fachberatungsstellen nicht abgesichert (zum Beispiel: vor, während und nach Interviews).2

    • Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger können gewiss sein, dass Ursula Enders die von ihnen angebotenen Hinweise auf Grundlagenliteratur zu Forschungsmethoden und zu Fachtermini nicht benötigt. Sie hat in ihrer Stellungnahme allerdings den fachlichen Anspruch an „Aufklärungsberichte“ formuliert, dass grundlegende Fachbegriffe wie zum Beispiel „Schwarze Pädagogik“ erläutert werden, damit auch fachliche Laien unter den Betroffenen – für die letztendlich ein solcher Bericht geschrieben wird – Erkenntnisse und Bewertungen leichter nachvollziehen können.

    • Keinesfalls soll in Abrede gestellt werden, dass die ev. Brüdergemeinde Korntal eine engagierte und ernsthafte Diskussion über ein institutionelles Schutzkonzept führen mag. Allerdings ist die Erarbeitung eines solchen ein langfristiger Prozess – vom ersten Brainstorming bis hin zum ausgearbeiteten Konzept ist es in einer Institution mit unterschiedlichen Arbeitsfeldern oftmals ein mehrjähriger Prozess. Erstaunlich ist allerdings, dass Prof. Dr. Hafeneger eine vorgelegte erste Checkliste bereits als „nachhaltiges Präventions- und Schutzkonzept“ bewertet. Ebenso stellt sich die Frage, ob und inwieweit der unabhängige Wissenschaftler an der Erstellung beteiligt war.

    • In der Stellungnahme wird angegeben, es habe im Rahmen der Interviews durch Dr. BaumsStammberger nur einen Gesprächsabbruch gegeben. Das Gespräch sei an einem anderen Tag nicht in Stuttgart, sondern auf Bitten des Betroffenen nahe dessen Wohnort fortgeführt worden. Ganz offensichtlich handelt es sich hier um ein anderes Interview. Mit der Betroffenen, die Ursula Enders über den Abbruch berichtete, wurde – so deren Angabe – kein zweiter Interviewtermin vereinbart. Zudem wohnt diese in Stuttgart.
    Die Betroffene berichtete, es sei ohnehin schwierig gewesen, mit Dr. Baums-Stammberger über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen. Die Juristin habe zum Beispiel auf ihre Angabe, dass sie regelmäßig in dem Kinderheim der ev. Brüdergemeinde Korntal körperliche Gewalt erlitten habe, mit dem Hinweis relativiert, dass auch eine Schulkameradin der Juristin im Elternhaus geschlagen worden sei; das sei damals so üblich gewesen.


    Aus der Kritik von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger wird ersichtlich, dass Ursula Enders den Titel „Doppelter Verrat“ in ihrer Stellungnahme zum „Aufklärungsbericht“ zur Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal hätte ausführlicher begründen sollen. Das soll deshalb an dieser Stelle nachgeholt werden.

    Der „Aufklärungsbericht“ belegt, dass in den 60er und 70er Jahren von Leitungskräften der ev. Brüdergemeinde Korntal das Kindeswohl „verraten“ wurde: In den drei Kinderheimen der ev. Brüdergemeinschaft Korntal erlitten viele Kinder und Jugendliche körperliche und psychische Gewalt – u.a. von Leitungskräften. Auch verübten Mitarbeiter*innen sexualisierte Gewalt – z.B. in Form von sadistischen Bestrafungsritualen und in Form von oralen, analen und vaginalen Vergewaltigungen. Der „Aufklärungsbericht“ weist nach, dass sowohl die Leitung des Kinderheimes Hofmannshaus als auch dem geistlichen Leiter der ev. Brüdergemeinde Korntal sexueller Missbrauch von Kindern z.B. durch den Hausmeister der Kinderheime persönlich bekannt war. Dennoch behielt der Hausmeister seinen Arbeitsplatz, durfte nach einer Unterbrechung sogar wieder auf dem Heimgelände wohnen und hatte so vielfältige Gelegenheiten, eine große Anzahl an Kindern zu missbrauchen.

    • Wiederholt wurden Betroffene von „Aufklärer*innen“ durch eine Missachtung der gebotenen professionellen Distanz in pseudoprivate Beziehungen verstrickt.

    Eine Wissenschaftlerin informierte Betroffene zum Beispiel über ihre persönlichen Einkommensverhältnisse, Konflikte mit ihrem Ehemann, mailte Betroffenen Selfies von sich und ihrem Mann, schickte Grüße aus dem Urlaub …
    Die Betroffenen fühlten sich zunächst geschmeichelt, umgarnt. Zu einem späteren Zeitpunkt sei ihnen deutlich geworden – so die Angabe mehrerer Betroffener –, dass die Wissenschaftlerin zugleich den Schutz und die Interessen der Betroffenen missachtet habe (z.B. habe sie nicht dafür Sorge getragen, dass fachlich qualifizierte Beratungsangebote für Betroffene trotz Zusage der Kostenübernahme durch die Brüdergemeinde zur Verfügung gestellt wurden).


    • Mehrere Betroffene berichten, dass sie die Umgangsweise durch einzelne Fachkräfte des Aufarbeitungsprozesses als ihnen gegenüber respektlos und demütigend erlebt haben.
    o Eine Wissenschaftlerin demütigte einen Betroffenen zum Beispiel – so die Aussage von mehreren Augenzeug*innen - mit verletzenden Spitznamen: “Überraschungsei“, „Krawallbürste“, „Knalltüte“.

    o Mehrere Betroffene kritisieren Umgangsweisen der Mediatorin der Auftraggebergruppe, die ihrer Meinung nach Folgeproblematiken von Betroffenen nicht genügend berücksichtigt habe. So habe zum Beispiel ein Treffen der Auftraggebergruppe in einem aus Sicht der Betroffenen viel zu engen Raum stattgefunden. Zwei Betroffene seien in Panik geraten und hätten deshalb den Raum verlassen wollen. Daraufhin hätte die Moderatorin die beiden Betroffenen sehr massiv gemaßregelt und erklärt, dass müssten sie jetzt aushalten. Diese hätten sich aufgrund der Massivität der Vorhaltungen ohnmächtig gefühlt und nicht mehr getraut, den Raum zu verlassen.

    Einer der beiden Betroffenen musste sich in Folge der Belastungen des Aufarbeitungsprozesses über einen längeren Zeitraum in stationäre Behandlung begeben. Der zweite und eine weitere Betroffene gaben von sich aus die weitere Mitarbeit in der Auftraggebergruppe auf.

    • Sowohl auf der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des „Aufklärungsberichtes“ von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger als auch in der Stellungnahme der beiden „Aufklärer*innen“ zur Kritik von Ursula Enders wird der Eindruck vermittelt, dass der Aufarbeitungsprozess von einer Auftraggebergruppe begleitet worden sei, in der die Betroffenen die Mehrheit gehabt hätten. Allerdings wurde es versäumt, darzustellen, dass diese Mehrheit zwar zu Beginn der Auftraggebergruppe bestand, jedoch nicht mehr im späteren Verlauf.
    Drei Betroffene nahmen aufgrund der für sie von ihnen selbst als extrem belastend beschriebenen Umgangsweisen in der Auftraggebergruppe an dieser nicht mehr Teil. Zwei weiteren wurde – so ihre Angaben – die weitere Mitarbeit in der Auftraggebergruppe von den Moderator*innen untersagt.

    Die fehlende Transparenz über die veränderten Machtverhältnisse innerhalb der Auftraggebergruppe gegenüber der Öffentlichkeit erlebten mehrere Betroffene nach eigenen Angaben als erneuten „Verrat“: Das Bemühen um den Ruf der Institution bzw. der Fachkräfte des Aufarbeitungsprozesses habe im Vordergrund gestanden, das Wohl von Betroffenen sei missachtet, „verraten“ worden.

    • Es ist richtig, dass Ursula Enders sowohl Prof. Dr. Hafeneger als auch Dr. Baums-Stammberger ein positives Feedback zum Verlauf der Anhörung von Detlev Zander als auch zur Gesprächsatmosphäre bei einem weiteren Treffen gab. Während und nach der Anhörung hatten beide „Aufklärer*innen“ wiederholt ihre Wertschätzung für Detlev Zander ausgedrückt und in Kenntnis der Akten als auch der mit anderen Betroffenen zuvor geführten Interviews zahlreiche seiner Detailangaben bestätigt. Dr. Baums-Stammberger betonte zum Beispiel, dass für sie das Interview mit Herrn Zander der Durchbruch der Aufklärungsarbeit gewesen sei. Prof. Dr. Hafeneger hob wiederholt hervor, wie präzise Detailangaben von Herrn Zander seien, die der Erziehungswissenschaftler aufgrund seiner Aktenkenntnis bestätigen konnte.
    Durch ihre Rückmeldungen vermittelten Hafeneger und Baums-Stammberger Detlev Zander den Eindruck, dass ihm endlich geglaubt würde. Der Betroffene erlebte es als sehr erleichternd, dass seine Erinnerungen bestätigt wurden. Dementsprechend gab Ursula Enders den beiden „Aufklärer*innen“ zunächst das Feedback, sie hätten bezogen auf Detlev Zander einen guten Job gemacht. Allerdings übte sie – in persönlichen Gesprächen und in einer ausführlichen Mail an Dr. Baums-Stammberger – zugleich eine differenzierte Kritik zu unterschiedlichen Aspekten des Aufarbeitungsprozesses. Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger geben an, ihnen lägen umfangreiche Mails von Ursula Enders vor, in denen diese ihren – z. T. mit Lobeshymnen verbundenen – Respekt über die Arbeit der Aufklärer zum Ausdruck bringe. Nicht nur, dass Ursula Enders nur vereinzelt Mailkontakte mit den „Aufklärer*innen“ hatte, ganz offensichtlich haben diese auch die sehr klar formulierte schriftliche als auch mündliche Kritik von Ursula Enders am Aufklärungsprozess ausgeblendet.

    • Sowohl Prof. Dr. Hafeneger als auch Dr. Baums-Stammberger informierten Herrn Zander auf Nachfrage vor Zeugen darüber, dass niemand vor der Pressekonferenz am 07.07.2018 den Bericht zur Einsicht bekäme – somit auch nicht Herr Zander. Beide „Aufklärer*innen“ bestätigten dies unabhängig voneinander nochmals schriftlich per Mail.
    Detlev Zander ging folglich davon aus, dass alle Anwesenden auf der Pressekonferenz uninformiert seien. Knapp zwei Wochen vor der Pressekonferenz erfuhr Herr Zander über die Presse, dass die Brüdergemeinde kund tue, dass sie vor der Pressekonferenz den „Aufklärungsbericht“ zur Einsicht bekomme. Trotz dieser Irritation vertraute Herr Zander weiterhin den beiden „Aufklärer*innen“, um später feststellen zu müssen, dass die diesbezüglichen schriftlichen Angaben von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger nicht korrekt waren. Dr. Baums-Stammberger hatte zum Beispiel in Anwesenheit von Ursula Enders dargestellt, dass sie den Druck des „Aufklärungsberichtes“ in Auftrag gegeben und sichergestellt habe, dass dieser erst am Vormittag der Pressekonferenz angeliefert würde. Auf der Pressekonferenz wurde dann jedoch deutlich, dass Herr Zander der einzige Redner war, der den Bericht nicht kannte und folglich keine faire Chance hatte, sich auf die Pressekonferenz inhaltlich vorzubereiten.

    • Sonderbar war zudem, dass insbesondere Prof. Dr. Hafeneger vor der Pressekonferenz auf Herrn Zander in der Hinsicht intensiv einzuwirken versuchte, dieser solle im Sinne seines eigenen Verarbeitungsprozesses den Bericht als persönlichen Erfolg darstellen. Das Anliegen sei, dass „sie alle eine gute Pressekonferenz“ hätten. In diesem Zusammenhang betonte Prof. Dr. Hafeneger u.a., ein solcher positiver Verarbeitungsschritt für Herrn Zander sei ihm ein persönliches Anliegen, da er selber nicht nur Erziehungswissenschaftler, sondern auch Psychologe sei. In dem Glauben, der Bericht würde seine Aussagen über erlebte (sexualisierte) Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal bestätigen, gab Herr Zander auf der Pressekonferenz eine positive Stellungnahme zur Vorlage des Berichtes. Diese Stellungnahme entsprach weitgehend den Empfehlungen Prof. Dr. Hafenegers. Detlev Zander wurde erst durch die Empörung einer Journalistin aufmerksam, die in dem Bericht pseudoanonymisierte Zitate
    3 als Aussagen von Herrn Zander erkannt hatte und sich im Anschluss an die Pressekonferenz darüber beschwerte, der Betroffene würde in dem Bericht quasi als „unglaubwürdig/Lügner“ dargestellt. Die Lektüre des Berichtes im Anschluss an die Pressekonferenz löste bei Herrn Zander das Gefühl aus, von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger zutiefst getäuscht und somit – vergleichbar mit den Erfahrungen in der Kindheit – erneut verraten worden zu sein. Dem Betroffenen drängte sich die Frage auf, ob Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger ihn etwa instrumentalisiert haben könnten, um für sich selbst „eine positive Pressekonferenz“ zu erleben – ohne kritische Rückmeldungen, die Herr Zander sicherlich gegeben hätte, wenn er vor der Pressekonferenz den „Aufklärungsbericht“ gekannt hätte.

    • Die Lektüre der bizarren Argumentation bzgl. der angeblich fehlenden Plausibilität seiner wesentlichen Angaben über Missbrauchserfahrungen zum Beispiel durch den Pfarrer und einem großzügigen Spender der ev. Brüdergemeinde Korntal
    4 war für Herrn Zander ein extrem schockierendes Erlebnis. Dabei setzte der Betroffene sich immer wieder mit quälenden Selbstzweifeln auseinander: Wieso war er Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger nicht mit gesundem Misstrauen begegnet und hatte ihnen vertraut? Zurück blieb insbesondere die Frage, welche Verhaltensweisen der beiden „Aufklärer*innen“ die Wahrnehmung des Betroffenen vernebelt hatten. Auch war es für Zander nicht nachvollziehbar, wie die beiden „Aufklärer*innen“ ihr Verhalten vor sich selbst verantworten konnten. Während Detlev Zander Absatz für Absatz des 400-Seiten „Aufklärungsberichtes“ durcharbeitete – ein Horrortrip –, erhielt er eine erste Antwort auf seine Fragen in Form einer Mail von Dr. Baums-Stammberger. Darin kündigte die Aufklärerin „locker-flockig“ an, dass sie Detlev Zander doch einen Glücksbringer aus ihrem Urlaub in Afrika mitbringen wolle und erkundigte sich, wie dieser aussehen solle. Detlev Zander reagierte auf die Mail mit Fassungslosigkeit: Diese für ihn unvorstellbare Ignoranz des durch die Veröffentlichung der bizarren Überprüfung der Plausibilität seiner Aussagen ausgelösten Leids erlebte er als erneuten Verrat. Eine Informationsveranstaltung für Betroffene unmittelbar nach Veröffentlichung eines „Aufklärungs-/Aufarbeitungsberichtes“ gehört zum fachlichen Mindeststandard in Aufarbeitungsprozessen. Leider wurde auch dieser sowohl von der Brüdergemeinde, den Moderator*innen der Auftraggebergruppe und den „Aufklärer*innen“ missachtet. Die Betroffenen wurden allerdings schriftlich von Dr. Baums-Stammberger darüber informiert, dass der „Aufklärungsbericht“ zum Download im Netz stehe. Leider müssten sie sich noch gedulden, ehe sie dessen schriftliche Fassung einige Wochen später – erst nach dem Urlaub der Aufklärerin – von ihr erhalten könnten. Dies verwundert umso mehr, als die ev. Brüdergemeinde Korntal eine Projektassistentin hat, die sicherlich die Versandarbeiten hätte erledigen können. Für ein Treffen mit Gelegenheit zum Austausch über den „Aufklärungsbericht“ lud Dr. BaumsStammberger nicht zu einem zeitnahen Termin, sondern erst zum 30. September 2018 – fast drei Monate nach der Pressekonferenz – ein. Detlev Zander, der den Missbrauchsskandal in Korntal öffentlich gemacht hat, erhielt bis heute – fünf Wochen nach der Veröffentlichung des „Aufklärungsberichtes“ – noch keine Einladung zu diesem Treffen.

    –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


    1 www.nordkirche.de/fileadmin/user_upload/Synodenportal/Dokumente_2017/synode-201709-anlage-zuTOP_2.2-abschlussbericht-evaluation-unterstuetzungsleistungsverfahren.pdf

    2 Die Nordkirche hat zu diesem Zwecke zum Beispiel ein Lotsenprogramm entwickelt, dass im Rahmen der Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf evaluiert wurde.

    3 Herr Zander wurde inzwischen von zig Personen auf die ihm im Rahmen der Pseudoanonymisierung zugeteilte Kennziffer angesprochen. Es waren somit die Verfasser*innen des Aufklärungsberichtes, die ihn de facto öffentlich outeten – und nicht – wie von Hafeneger und Baums-Stammberger fälschlicherweise dargestellt – Ursula Enders.

    4 siehe Enders (2018). Doppelter Verrat. www.zartbitter.de
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