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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Angst wird immer da sein

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Autor Beitrag
Gast
New PostErstellt: 25.06.10, 21:40  Betreff: Angst wird immer da sein  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

«Angst wird immer da sein»
VON MARTINA SPRINGER, 24.06.10, 20:48h, aktualisiert 24.06.10, 21:03h
«Lilly»
Nach langer Abhängigkeit kann Lilly ihren Alltag wieder selbst bestimmen. (FOTO: THOMAS MEINICKE)
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HALLE/MZ. Von einer jungen Frau soll hier berichtet werden, die 28 Jahre alt ist. Lilly wird sie in diesem Text genannt. Das ist nicht ihr wahrer Name, den möchte sie keinesfalls in der Zeitung lesen. Aber sie ist bereit, ihre Geschichte zu erzählen. Es ist eine Geschichte von tiefen Abstürzen und mühsamem Aufrichten, von Mutlosigkeit und Hoffnung, von Misserfolgen und ersten Siegen. Es ist die Geschichte von Lilly - einer Frau, die jahrelang drogenabhängig war.

Wie hat alles angefangen? Die gebürtige Naumburgerin, die jetzt in Halle lebt, weiß es genau: "Es war 2002. Da ist mein acht Wochen alter Sohn gestorben. Plötzlicher Kindstod." Sie kann mit der Situation nicht umgehen, überhaupt nicht. Ihr damaliger Ehemann ist keine Hilfe, er trinkt viel, schlägt seine Frau. Lilly trennt sich - der Schmerz um das verlorene Kind, die Leere in ihrem Leben bleiben.

Bald lernt sie einen neuen Mann kennen. Er ist drogensüchtig, was sie zunächst nicht weiß. "Ich habe einfach gehofft, er könnte mir helfen." Er bietet ihr Drogen an: "Probier mal, dann geht's dir besser." Lilly greift zu - es geht ihr besser. "Ich habe mich so leicht gefühlt, so gut. Ich musste an nichts mehr denken." LSD nimmt sie, Crystal, aus Pillenresten hergestelltes Pep, Ecstasy. Ihr Freund und dessen Freunde beschaffen den Stoff. Lillys alte Freunde wenden sich ab, es stört sie kaum. "Ich habe gedacht: Der Drogenkreis ist viel besser."

Unbeschwert - so nennt Lilly ihr damaliges Leben. Obwohl sie weiß: So war es nicht. Nach der 8. Klasse die Schule verlassen, Ausbildungen nach kurzer Zeit abgebrochen, es bleibt nur ein 400 Euro-Job als Reinigungskraft. "Irgendwie hat's gereicht, und auf Drogen denkt man sowieso nicht nach." Und die Drogen werden stärker. Lilly greift zu Heroin. Erst schnüffelt sie, dann raucht sie, dann spritzt sie. "Die erste Spritze ist der geilste Kick", sagt sie - und setzt hinzu: "Und dann bleibst du hängen."

Zwei Jahre lang stiehlt sie wie ein Rabe, bewahrt sich dennoch einen Rest Anstand. "Nie habe ich meine Mutter beklaut, nie einer alten Frau die Handtasche weggenommen." Sie begeht Ladendiebstähle, immer wieder. "Alles, was ich dort kriegen konnte, habe ich zu Geld gemacht." Einmal ist sie erwischt worden - sie macht weiter wie bisher. Sie merkt, dass die Sucht stärker wird, übermächtig. "Zuletzt habe ich fünf Gramm Heroin und zwei Gramm Koks gebraucht. Jeden Tag." Dieser Bedarf lässt sich mit Ladendiebstahl nicht finanzieren. Sie geht anschaffen, wie sie es nennt. Eine Freundin weiß, wo Freier hinkommen. Lilly stellt sich dazu. "Ich war neu, ich war dünn, ich hatte Chancen."

Doch der Körper macht irgendwann nicht mehr mit. Lilly spritzt sich zweimal eine Überdosis, fällt um, zuckt am ganzen Körper. Noch bei der Erinnerung daran krümmt sie sich: "Du wachst auf und erkennst niemanden mehr." Sie ist nun ganz unten im Drogensumpf - und sie weiß das. "Ich habe gemerkt: Es geht nicht mehr weiter." Sie findet die Kraft, sich an eine Drogenberatung zu wenden.

Die erste Entgiftung zieht sie durch, "doch drei Tage danach war ich wieder auf Drogen". Einer zweiten Entgiftung schließt sich eine Langzeit-Therapie an, die sechs Monate dauern soll. Nach drei Monaten fliegt sie aus der Einrichtung, weil sie sich nicht an die Regeln hält. Das Jugendamt entscheidet, dass Lillys zu diesem Zeitpunkt neun Jahre alte Tochter nicht mehr bei ihr bleiben darf. Für das Kind ist das gut, für die Mutter - zunächst - nicht. "Ich habe gedacht: Wenn mein Kind weg ist, warum soll ich dann noch eine Therapie machen?" Doch wieder findet die junge Frau die Kraft, einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen. "Ich habe aus eigenem Antrieb eine Substitution angefangen."

Ein Jahr lang nimmt sie täglich in einer Arztpraxis einen Drogenersatzstoff. Sie ist pünktlich, sie ist gewissenhaft. Danach darf sie sich die Wochenration auf einmal abholen. Und sie braucht weniger als am Anfang der Substitution. Lilly merkt, dass sie ihren Alltag wieder selbst bestimmen kann. Heute sagt sie stolz: "Seit dem 22. September 2008 bin ich clean."

Lilly hat inzwischen den Führerschein gemacht. Sie kämpft darum, dass ihre Tochter eines Tages wieder bei ihr leben darf. Geld verdient sie nach wie vor als Prostituierte. "Ich würde aber gern eine Ausbildung machen. Vielleicht Kinderpflegerin oder Altenpflegerin werden." Sie hat einen neuen Freund und eine eigene Wohnung. Alles ist gut? "Nein", sagt sie mit Nachdruck, "natürlich habe ich Angst, in die Sucht zurück zu fallen. Und diese Angst wird immer da sein." Woran sie sich festhält, wenn es ihr schlecht geht? "Ich weiß, wo ich mich dann hinwenden kann."

Hilfe erhalten Drogenabhängige unter anderem bei der Jugend- und Drogenberatungsstelle Drobs, Moritzzwinger 17, Telefon 0345 / 5 17 04 01, und bei der Suchtberatungsstelle der Awo, Trakehnerstraße 20, Telefon 0345 / 8 05 70 66.
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1277388484122
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