Steinmarken

 
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Ziridor
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New PostErstellt: 13.07.16, 18:26     Betreff: Re: Aufmarsch...

Die Königin der Wolle
 Die erste Frage wäre ja bei einer strategischen Planung die Frage nach dem Ziel: Was soll erreicht werden?

Dann kommen die Unterschritte:
- Was habe ich, um mein Ziel zu erreichen?
- Was fehlt (noch)? Bekomme ich es rechtzeitig?
- Welche Anführer binde ich ein?
- Wer ist mein Gegner? Was will er erreichen?
- Welche Mittel hat mein Gegner?
- Wo droht bereits eine Konfrontation? Wo kann ich mich ihm entziehen und Truppen freisetzen?
- Wann ist der Gegner mit seinem Ziel bei mir?
- Wie negiere ich das Ziel meines Gegners mit den Mitteln, die ich habe?

Dazu:

Aus der Lageorientierung geht hervor, dass den Marken rund 160 „Mann“ zur Verfügung stehen. Art und Qualität der Ausrüstung sowie der Drill-Zustand der Truppen wäre zu überprüfen.

Eigentlich.

Ist aber wiederum egal, weil: Die Truppen sind schlicht zu wenig, um in einem Verband zu kämpfen, der groß genug wäre, eine militärische Entscheidung (= offene Feldschlacht) herbeizuführen. Vielmehr sind es Gruppen von Spezialisten, die örtliche Spezialaufträge übernehmen könnten, von denen nicht mal alle der Hauptkampfführung dienen, sondern Unterstützungscharakter haben.

Jede dieser Gruppen für sich wäre aber einem militärischen Verband, in dem mehrere gedrillte Truppengattungen koordiniert zusammen agieren, hoffnungslos unterlegen. Insofern stehen große Kampfhandlungen nicht zur Diskussion.

Sollte es aber dennoch gewünscht sein: Um an Schlagkraft zu gewinnen, müssen die Truppen gemischt werden. Bogenschützen sind mobil und tödlich, können aber allein kein Gelände halten, geschweige denn feindliches einnehmen. Außerdem müssen sie mit Munition versorgt werden, um kämpfen zu können. Infanterie ist stärker, aber weniger mobil und anfällig gegen Plänkler und alles, was auf Pferden sitzt oder schnelle Manöver vollführen kann. Ansonsten gilt das bewährte Prinzip Schere – Stein – Papier.

Und diese gemischten Verbände müssen dann üben. Üben, üben, üben. Ab sofort und oft. Der Gegner tut das im Vorfeld nämlich vermutlich auch. Oder er hat so viele Truppen, dass er es sich leisten kann, auf seine zahlenmäßige Überlegenheit zu bauen. In jedem Fall ist bei etwa gleichem Kräfteverhältnis eine eingeübte Truppe immer schlagkräftiger und moralisch stabiler als ein ungeübter Haufen. Man muss einen Gegner ja nicht töten. Es reicht zunächst, wenn man ihn verjagt und ihm den Willen nimmt, wiederzukommen. So etwas erreicht man schon durch Furcht und Demoralisierung, bevor es überhaupt zum Kampf gekommen ist. Wenn man dazu selbst noch untot, Meistermagier oder beides sein sollte und der Gegner sterblich und ängstlich, hat man natürlich bessere Karten. Und das 24 Stunden lang ohne Ermüdung. Nur so ein Gedanke...

Da knapp 200 Mann für dauerhafte Angriffstaktiken zu wenig sind (man geht von 30% Verlusten pro Angriff gegen befestigte Stellungen aus), liegt es nahe, sich verteidigend einzugraben und das Gelände und andere Vorteile nutzbar zu machen. Dadurch wird der Gegner zum Angreifer, und der muss sich dann abnutzen und aufreiben; vorausgesetzt man begeht keinen militärischen Unfug, wie das Öffnen von Burgtoren oder Ausfälle gegen befestigte Stellungen. Das wird dann nichts mehr...

Problem dabei ist, man wird selbst immobil und muss darauf hoffen, den Gegner in die eigenen Stellungen zu locken. Aufmarschwege versperren, Pässe sprengen, Flüsse umleiten. So was eben...
Funktioniert das nicht, sitzt man entweder untätig rum oder man muss die ausgebauten Stellungen wieder verlassen und sich anderweitig durch schwere Arbeit wieder eingraben. Beides ist auf Dauer nicht gut für die Truppenmoral.

Hat man es nun mit dem Gegner zu tun, ist rechtzeitige Aufklärung zwingend nötig. Damit ist nicht gemeint, dass zwei Waldläufer 20 Meter weit in den Wald gehen, sondern Kontakt zum Gegner muss über Stunden und Tage aufgebaut und gehalten werden, um auch zu sehen, wie er reagiert, wenn er herausgefordert wird. Idealerweise verlangsamt man ihn auch ein wenig, was den eigenen Truppen mehr Zeit verschafft. Das erfordert wiederum Geduld und es wird auch Verluste geben, keine Frage. Aber einen Gegner, über den man nichts bis wenig weiß, so einfach angreifen zu lassen und dann zu hoffen, durch Improvisation eine Entscheidung herbeizuführen, ist naiv und endet meist katastrophal.

Kommt es zum Kampf gilt: 160 Mann sind zu wenig, um eine gute taktische Reserve zu bilden. Man sagt, rund ein Viertel bis ein Drittel an Kampfkraft wird als Reserve zurückgehalten, um im Scharmützel flexibel und handlungsfähig zu bleiben. Löcher stopfen, Flanken schützen und dergleichen.
Das heißt, ohne Reserve büßt man in großen Teilen die Fähigkeit ein, im Kampf auf Bewegungen und Gefechtsverläufe des Gegners reagieren zu können. Wer also erschlagen wird, kann im laufenden Gefecht nicht mehr ersetzt werden. Seine Lücke bleibt unbesetzt. Das macht die Gefahr einer schnellen Abnutzung und eines feindlichen Durchbruchs umso größer.

Gelände bietet hier zwar taktische Vorteile, aber ein angreifender Gegner kann 30 Hansel im unübersichtlichen Gelände locker und schnell umgehen. Damit ist nicht gemeint, dass der Gegner 100 Meter weiter vorbeizieht, sondern außerhalb des eigenen Manöverradius. Also z.B. einen Tagesmarsch oder zumindest mehrere Wegstunden. Damit zwingt er dann die besagten 30 Hansel, entweder kampflos vor Ort zu bleiben oder ihre Stellung zu verlassen und zwecks Angriff aus der Defensive zu kommen. Beides ist ungünstig, da man sich so dem Willen des Gegners beugt, bevor der Kampf begonnen hat.

Wie aber schränke ich den Gegner ein?
Zahlenmäßige Überlegenheit des Gegners kann man nur an Engstellen gut aushebeln. Wenn wirklich Gefechte nötig sind, müssen sie an solchen neuralgischen Stellen geführt werden, und der Ort muss mit Fallen und anderen Nettigkeiten gespickt sein. Wenn der Gegner dumm genug ist, lässt er sich sogar drauf ein. Außerdem sind erhöhte Positionen zu bevorzugen, weil sie Verteidigern mehr Sicht und Schussfeld bieten und dem Gegner mehr Anstrengung abverlangen, die Stellung zu knacken. Eine solche Stellung schanzt man weiter aus, d.h. man richtet Palisaden her, legt Stolper- und Brandfallen usw.
Überhaupt ist ein bewusst gelegtes Feuer inmitten angreifender Truppen ein stark demoralisierendes Instrument. Magisches oder Wild-Feuer kommt dort am besten zur Geltung. Oder ätzende Rauchschwaden durch entzündetes Pech. Es gibt da schon Möglichkeiten...

Insgesamt ist die Ausgangslage für die Marken aber schwierig. Die Truppen sind nur locker geführt, haben keine Erfahrung, im Verband zu kämpfen (außer im eigenen halt) und sie stehen in Bezug auf Meldewege weit auseinander. Über die „Bedrohung“ lässt sich natürlich nur spekulieren, aber wenn sie ihren Ruf wert ist, erscheint eine militärische Begegnung als gefährliche Herausforderung.

Die Truppen müssten zusammengezogen, unter eine einzige militärisch erfahrene Führung gestellt und dann im Verband zusammen ausgebildet werden. Sie müssen dann durch ein schnelles Meldewesen (-> Pferde, Falken, Raben) mit wichtigen Dörfern, Türmen, Beobachtungsposten, Versorgungspunkten und Spähern im Feld verbunden werden, damit sie schnell verlegen und den Gegner stellen können, am besten zu eigenen günstigen Bedingungen.

Und es wäre illusorisch anzunehmen, ein Gegner, der sein Geld wert ist, würde dies nicht vorausahnen und keine Gegenmaßnahmen einleiten: Spionage, Brandschatzung, Einschüchterung, Bestechung, Auftragsmord. Die Palette ist da vielseitig und generell recht gemein.

Kommt man nach all dem bei den militärischen Planungen und der Bewertung der eigenen Lage nun zu dem Entschluss, dass ein nachhaltiger Sieg bzw. das Erreichen des eigenen Ziels derzeitig nicht realistisch ist, bleibt das Söldnersprichwort „Run away – Fight another day!“ Auch Guerillakriege haben etwas für sich, besonders, wenn man die eigene Bevölkerung und zahlungskräftiges Ausland auf seiner Seite hat, das befürchtet, irgendwann vor den selben Problemen zu stehen. Auch das ist eine valide Strategie.

So oder so ähnlich könnte "Jemand" mit Sigismund die Lage besprechen.
Und nein, Ziridor war nicht immer nur Händler... ;-)




[editiert: 14.07.16, 18:18 von Ziridor]
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