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Kundschaften im Westen
Mein Rudel und ich waren in dem Gebiet nordwestlich der Fährinsel Kundschaften und wir konnten einiges über die Guntai in Erfahrung bringen. Das wichtigste zuerst: Die Guntai scheinen sich zu sammeln. Sie haben uns aus unserer Kundschafterposition vertrieben und das Tal nördlich der Hügel war plötzlich voller Nebel, so dass nichts mehr zu erkennen war. Wir sehen dies als eindeutiges Zeichen, dass ein Angriff in Kürze erfolgen wird.
Nun zu den Details. Unser Streifzug führte uns von einem Kundschafterlager aus gen Norden, entlag einer Hügelkette, die das hügelige Gebiet westlich der Fährinsel abgrenzt vom flachen, zum Hochmeer abfallenden Marschland. Unser Entfernung zum Hochmeer betrug in etwas 20 Meilen. Das Land war fast die ganze Zeit von dichtem Nebel verhangen, so dass wir nicht viel ausmachen konnten. Nach über zwei Wochen Beobachtung war uns aber das Wetter hold und wir konnten kaum eine Meile nördlich von unserer Position ein Lager von etwa zwei Duzend gerüsteten Kriegern ausmachen. Wir konnten eine Art Waffenübung ausmachen, die jedoch so wild war, dass es auch ein großer Streit hätte sein können – wir gehen daher von Söldnern oder Barbaren aus. Kaum dass wir das Lager bemerkt hatten trat eine Delegation von drei Guntai auf das Lager zu und besprach etwas mit dem Anführer. Daraufhin wurde das Lager innerhalb einer Stunde aufgelöst und die Krieger verschwanden im Nebel. Viel mehr konnten wir nicht in Erfahrung bringen, denn wir wurden von zwei Guntai vollkommen überrascht. Wir entdeckten sie plötzlich kaum 200 Schritt entfernt von uns, und sie schienen es auf ein Entdecken angelegt zu haben. Einer der beiden war schwer gerüstet und so stark, dass er eine Zweihandwaffe als Einhandschwert benutzte. Der zweite trug nur Leder, war aber dafür mit einer Armbrust bewaffnet. Da wir von den Turma vor ähnlichen Fallen gewarnt worden waren, traten wir darauf hin den Rückzug an. Des weiteren ist von unserem Streifzug zu erwähnen, dass das Land wie verzaubert schien – bei genauem Hinsehen schienen sich ständig Teile des Landes zu verändern und zu verschieben. Ob uns unsere Augen einen Streich spielten, oder ob hier tatsächlich Zauberei am Werk war vermag ich nicht zu sagen. Mir sträubten sich jedenfalls die Nackenhaare. Noch zu erwähnen ist, dass wir nordwestlich unserer Position zeitweilig eine Art Verdunkelung des Nebels wahrgenommen haben – vielleicht dichter Rauch, der von brennenden Feldern oder Städten herrührt. In dieser Richtung lag Tormlan von den Turma, aber wir haben bei unserer Rückkehr nichts von einer Niederlage in dieser Richtung gehört.
Von den Turma ist zu berichten, dass sie ihre drei westlichen Städte an eine Art Kult verloren haben – den Kult von Skrûût. Die Städte waren wohl wegen des Krieges dünn besetzt, und die Wachen wurden von innen wie von aussen angegriffen. Anführer der Angreifer war wohl ein großer Krieger in Rüstung und mit Helm. Es ist anzunehmen, dass er mit Tyrasha im Bunde ist. Aus den Städten konnten nur wenige fliehen, und sie berichteten, dass alle, die sich Skrûût nicht unterwerfen wollten ihm geopfert wurden. Prinz Marbod war über diese Nachricht entsetzt. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass es unter den Turma weitere Skrûût-Anhänger gibt. Prinz Arminion hat in einem Anfall von Kampfesrausch nach der Nachricht über die Gefangennahme und das Entkommen Prinz‘ Marbods und den Tod seines Vaters einen gewagten Angriff auf die Okrras unternommen. Die Verluste auf beiden Seiten müssen hoch gewesen sein, aber die Okrras mussten sich hinter den Gormafon zurückziehen.
Das Land westlich des Gormafon – das ehemalige Gebiet der Dyvli – ist verheert. Es wurde von großen Bränden berichtet, und das Land soll unbewohnbar geworden sein. Von den verbleibenden Dyvli konnte sich keiner mehr retten. Zu den Rhona und Kirunar ist jeder Kontakt abgebrochen.
Was mir an der gegenwärtigen Situation merkwürdig vorkommt ist – während wir unsere Pläne schmieden, macht sich der Feind bereits für einen Angriff bereit, dessen Ziel er noch gar nicht kennen sollte. Er muss also einen Plan verfolgen, der uns noch nicht bekannt ist. Er hat die Orks und Okrra aufgehetzt, um die Turma zu schwächen – dadurch gewinnt er freien Zugang zur Fährinsel, die meiner Meinung nach bei einem gezielten Angriff nicht gehalten werden kann. Abgesehen von einer völligen Unterwerfung der Steinmarken kann ich mir nur zwei mögliche Ziele vorstellen: Er mag Interesse an dem Gebiet um das Atol de Vie gewonnen haben, oder aber es interessieren ihn die Ruinen in der Nähe der Südstation. Wir sollten diese Ziele im Auge behalten. Außerdem sollten wir uns bewusst machen, dass sich die Guntai lautlos, bei Tag und bei Nacht und ohne jeden Verlust an Ausdauer bewegen können. Ich bin mir auch sicher, dass wir dichten Nebel zu befürchten haben, sollte es zum Kampf kommen. Vielleicht gelingt es uns, dagegen etwas zu unternehmen, denn es könnte sein, dass die Guntai von diesem Nebel nicht eingeschränkt werden.
Viele Grüße Kjartan
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Barundar / Kjartan |
09.10.16, 08:02 |
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