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No new posts Gedanken einer Geodin
Bevor es beim Lesen dieses Intime-Textes zu spontaner Schnappatmung kommt, im "Off" ist alles besprochen und von der Orga abgesegnet. ;-)

Und stört euch bitte nicht am Avatar. Hier geht´s um Tindra & die Zwerge.

Gedanken einer Geodin

Während und nachdem die Expeditionsgruppe im Sumpfgebiet der Turma, Rhona, Dyvli und wie sie alle heißen, auf der Jagd nach der verwunschenen Stadt, ihrem Mondtempel und der von Linnfeyn geforderten Glyphe sind, schreiten die Bemühungen, Ost- und Westteil der Zwergenbinge zusammen zu führen, weiter voran. Doch die Arbeiten im alten Teil des Bergwerks sind auch nicht ganz ungefährlich und fordern selbst den erfahrenen zwergischen Tunnelgräbern und Bergarbeitern volle Konzentration und Sorgfalt ab, wenn sie Steinschlag und Erdrutsch vermeiden wollen. Daher geht es nur langsam voran.

Nach geraumer Zeit stößt der Trupp dann auf eine dichte und vor allem harte Schicht Lavagestein. Nun wird es noch schwieriger und härter, nennenswert weiter zu kommen. Doch fördern die beharrlichen Pickenschläge von den Gräbern und Tindras Novizen schließlich doch die Spitze eines merkwürdig glatten und unmöglich natürlich gewachsenen Kristalls zu Tage.

Erste Untersuchungen ergeben: Er ist etwas Geschliffenes, Gebautes. Eine Art Schild oder Hülle um etwas herum. Er ist an einem Gesteinsgebilde angebracht bzw. mit Haken befestigt, welches scheinbar nicht immer Stein war. Es ist zu rein, irgendwie ursprünglich, ja fast elementar und von der Flussrichtung sehr seltsam angeordnet. Als ob der Stein Adern und Muskelgewebe gehabt hätte. Dadurch ergibt sich die Theorie, dass das bläulich kristallene Durchschimmernde tatsächlich ein Schild oder ein Panzerteil sein könnte. Darunter ist etwas, was offenbar versteinert wurde - so die Einschätzung der Geoden. Mit Gewissheit kann man das jedoch nicht sagen, solang das Gebilde nicht größtenteils freigelegt ist.

Um nichts zu beschädigen wird zunächst weiträumig eine Höhle gegraben, die in der Mitte das Konstrukt hat. Aus altem Kartenmaterial weiß man, das irgendwo dahinter auch das alte Heiligtum der Geoden gelegen haben muss. Ein Ort, an dem - gemäß der Legende - die Kräfte der Erze und Kristalle gebündelt wurden...

All das beschäftigte Tindra zutiefst. Jetzt war sie nicht nur Trägerin der Erdglyphe, sondern ihr Volk auch noch verantwortlich für eine Art Artefakt, an das bisher noch niemand recht geglaubt hatte, von dem man derzeit nicht einmal wusste, was es darstellte, über dessen Nutzen, Verbleib und Einsatz man in Zukunft vielleicht genauso streiten würde, wie über den Sinn und Zweck der Glyphen.

Bisher hatte sie sich um die eigene wenig Gedanken gemacht. Vielleicht weil sie seit jeher der Erde zugetan war, als Geodin mit oder ohne Bindung auf die Kräfte der ehernen Grundfeste zugreifen konnte. Natürlich waren Linderung von Pein(igung) und Angst sowie eine starke Faust keine zu verachtenden Eigenschaften – im Gegenteil! Doch enthielten die Bindungszeilen auch eine klare Warnung bezüglich des Genusses dieser Kräfte...

Zudem lehrte die Geschichte des ehemaligen Mentors der Zwerge, Ninentiyeyu, dass wenn einmal aktiv damit begonnen, die Glyphenkräfte für die eigenen Geschicke und Ziele einzusetzen, es mitunter eben nicht ohne weiteres möglich war, einen Rückzieher zu machen oder sich anders zu besinnen.
Seine Bedenken, Untreue, Pflichtverletzung, Feigheit oder wie immer man es nennen wollte, hatten damals, in der Schlacht um das Atoll, unzählige Zwergenpersönlichkeiten und andere Verbündete - einschließlich später seiner selbst - das Leben gekostet.

Selbst da Rückzug oder Kapitulation auch heute noch kaum die bevorzugten zwergischen Strategien sind, und wohl auch niemandem in den Steinmarken ernsthaft daran gelegen sein konnte, Tyrasha und ihre Guntai fortan einfach so gewähren zu lassen, blieb im Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel doch irgendwo ein Stück weit Besonnenheit geboten.

Nichtdestotrotz war es Tindra ein Freudentag, als sie durch Magister Griffelstolz in kurzen Abständen gleich viermal mit den anderen Glyphenträgern in den Sternenkreis gerufen wurde. Nach einer sicherlich kräftezehrenden Sumpfexkursion und hernach gesprochenen Abschiedsworten, die vom Hören und Sagen selbst bis zu ihr in die Tiefen der Alten Mine durchgedrungen waren, ein echter Lichtblick.

Wenn sich auch Wege, Motive und Herangehensweisen unterscheiden mochten: Die Bereitschaft, sich mit vorhandenen Gegenständen, Mitteln und Gegebenheiten auseinander zu setzen – um den Widrigkeiten und Bedrohungen zu trotzen, sich vielleicht sogar unter ihrer Zuhilfenahme einen Vorteil gegenüber dem Feind und zum Wohle des Landes zu erarbeiten – war anscheinend ungebrochen.

Und was die stetig zunehmenden Gefechte zwischen den Stämmen, Orken und Okkra im Westen anging, musste sie wohl einfach auf die Erfahrung und Schlagkraft von Kriegern wie Doglin Sturmfels, Prinz Arminion & Prinz Marbod oder den Mannen von Wehrmeister Sigismund, nebst den Klingen des Söldnerherrs Frostnarbe vertrauen.

Blieb die Frage, was sie selbst nun tun oder zu dem Ganzen noch beitragen konnte – und wie dies mit ihren Pflichten und Verpflichtungen als Erzgeodin in Einklang zu bringen war. Sicher war sie so etwas wie das geistige Oberhaupt der Zwerge, unterstand aber dennoch dem Wort und der Weisung von König Gûingol dem III.

Und mehr und mehr überkam sie das Gefühl, dass Aufgaben wie die Ausbildung von Novizen, das Aufarbeiten der Chroniken oder die Arbeiten in der alten Mine sicher nützlich und erforderlich waren, aber ihre Kräfte doch teils an den falschen Stellen beanspruchten und banden.

Es stimmte wohl, dass Details schlecht aus der Ferne zu schauen waren. Doch wenn sich Umstände, Gegebenheiten und Hoffnungen nach und nach zu einem unliebsamen, unübersichtlichen Geröllberg auftürmten, war es wohl an der Zeit den eigenen Standpunkt zu verlagern, um – wie Barundar es einst so treffend formulierte – wieder über den Gipfel und weiter sehen zu können. Und vielleicht würde der Blick aus der Ferne sogar ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven eröffnen...

Nach dem gewaltsamen Tod Durrons hatte Tindra keinen Moment gezögert, sein schwieriges Erbe anzutreten, die Erdglyphe zu binden und die Weihe zur Erzgeodin anzunehmen. Sie hatte sich - gemäß dem Wunsche ihres Königs – stets um ein gutes Verhältnis zwischen Zwergen und Menschen bemüht. Inwieweit das Früchte getragen hatte, müssten andere beurteilen oder die Zukunft zeigen.

Allzu viel Zeit war ihr, ob ihrer eigenen Aufgaben und nach zwergischen Maßstäben, nicht mit Elekander und seines Gleichen vergönnt gewesen. Auch auf andere Dinge, wie beispielsweise Vergeltung für den Tod Durrons und die eigene Entführung durch die ihr so verhassten Okkra,
oder weiter reichende Reisen jeglicher Art, hatte sie im Zuge ihrer Verpflichtungen als Erzgeodin verzichten müssen.

Doch beging sie ihre Entscheidungen und Handlungen führgewöhnlich nicht aus reinem Pflichtbewusstsein, sondern vor allem aus Überzeugung. Und so reifte ihr Entschluss, trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - der bewegten Zeiten, neue Wege zu beschreiten.

Tindra hatte diesen Schritt gut überlegt und vorbereitet. Gern wäre sie mit dem Segen ihres Königs gegangen, doch sie konnte sich seiner Zustimmung keineswegs sicher sein. So würde sie diesmal nicht um Rat oder Erlaubnis bitten, sondern diese Entscheidung und Verantwortung alleine tragen.

Dabei war ihr klar, dass die Zwerge – und vielleicht auch manch anderer – es durchaus als Verrat am eigenen Volk sehen mochten und ihr eine Rückkehr zu Clan und Heimat damit auf immer verwehrt bliebe; Nicht nur da sie ihr Amt auf so schändliche Weise niederlegte, sondern auch weil sie es wagte ihre Schritte - über den Ulaath wie den einstigen Beschluss des Sippenrates und sämtliche Abstammungslinien hinweg – gen stauchische Lande zu richten. Und doch musste sie diesmal ihrem Herzen folgen...

Ruhig und innerlich gefasst beendete sie den letzten von einer Reihe von Briefen. Danach zog sich Tindra den massiven Blauquarzring, den sie bei ihrer Weihe zur Erzgeodin erhalten hatte, vom Finger und schob ihn vorsichtig über die zuletzt gesiegelte Schriftrolle. Ring und Schrieb würden fein säuberlich bei den Zwergen des Ulgûin verbleiben.

Die anderen Briefe steckte sie ein, sie würden später noch ihre Bestimmung finden. Angesichts der Glyphe zögerte sie jedoch einen Moment, nahm sie dann aber auch zu den wenigen Habseligkeiten, die sie auf ihrer Reise begleiten würden. Mochte sie Titel und Privilegien auch bereits abgelegt haben, ein gewisses Verantwortungsgefühl war ihr geblieben.

Denn wenn Gûingol etwas dazu veranlassen konnte, auch weiterhin mit den Menschen nebst deren Verbündeten zusammen zu arbeiten, dann gewiss nicht die Präsenz seiner Erzgeodin, einer gebundenen Glyphe, eines wie auch immer gearteten Artefaktes und womöglich noch des sagenumwobenen alten Heiligtumes, an dem die Kräfte von Edelsteinen und Erzen einst gebündelt wurden, unter (s)einer Hand vereint...

Und Vorenthalten durfte man ihnen den Fund des historischen Reliktes auch nicht länger, denn wenn es wirklich etwas war, was hilfreich sein konnte gegen Tyrasha und die Ihren zu bestehen, wäre dies ja, als würde der eigene tragende Stützbalken komplett untergraben.

Nein, da war es vielleicht nicht unbedingt einfacher, aber deutlich besser für Tindra zu gehen. Außerdem war sie ja nicht ganz aus der Welt - Verbündete gewiss gewitzt genug, sie bei Bedarf zu kontaktieren. Und ob man es ihr nun glauben mochte oder nicht, sie hatte nach wie vor das Beste für sich und die Steinmarken im Sinn!

Und in diesem Gedanken und festen Vorsatz verließ sie wenig später unerkannt
das heimatliche Hochland.





Tjanveig 23.08.16, 22:16
 
 
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