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Hellseherin Tedora - Schweiz · Erstellt: 21.11.05, 17:19 Betreff: Gibt es sogenanntes Selbstsucht?

Of verwenden wir den Begriff Selbstsucht aber, was verstehen wir wirklich darunter?

Ich freue mich über euere Stellungnahmen.

Tedora

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ginalina · Ehemaliges Mitglied

hallo tedora,

ich hab mal gestöbert und unter "wikipedia" folgendes gefunden:

Der Egoismus (griechisch εγωισμός, egoismós, von εγώ, egó - ich) bezeichnet:

In der Philosophie verschiedene Arten des auf sich selbst bezogenen Denkens; generell wird das Wort jedoch in einem ethischen Kontext gebraucht. Man unterscheidet dort den psychologischen Egoismus, die These, dass es kein menschliches Handeln gebe, das nicht eigennützig sei, vom ethischen Egoismus, der Ansicht, dass es entweder uneingeschränkt oder zumindest in bestimmter Hinsicht moralisch wünschenswert sei, dass Menschen eigennützig handeln.
In der Psychologie einen Wesenszug des übersteigerten individualistischen Charakters, der in Einheit mit Eigenschaften betonter Ichhaftigkeit und Selbstbezogenheit gekennzeichnet ist und durch gesteigerte Eigennützigkeit und Ausrichtung auf den persönlichen Vorteil.
Der Egoismus stellt den Gegenpol zum Altruismus dar. Er wird häufig in Bedeutung der materiellen Eigennützigkeit verstanden, bezeichnet aber im Prinzip jegliches Streben nach persönlichen Vorteilen mit zugleich unangemessener Benachteiligung anderer und die Ausnutzung gemeinschaftlicher Interessen zugunsten persönlicher Vorteile, z.B. im Karrierismus. Egoismus ist mit verschiedenen affinen Eigenschaften wie Rücksichtslosigkeit oder Gleichgültigkeit verbunden und wird allgemein als abstoßende Charaktereigenschaft verstanden. Der reziproke Altruismus beschreibt, vereinfacht ausgedrückt, die Wandlung egoistischer Verhaltensweisen in altruistische Handlungen.

Rationaler Egoismus ist eine Philosophie nach der das Leben eines Individuums nicht als Mittel zum Zweck anderer Menschen sondern als Selbstzweck erkannt wird, mit der eigenen Glücklichkeit als höchstem moralischem Zweck. Ein rationaler Egoist opfert weder sich selbst für andere noch andere für sich selbst auf. Ein Egoist ist ein Mensch, der seine eigenen Interessen verfolgt. Die weit verbreitete Ansicht, dass es im Interesse eines Menschen ist über Leichen zu gehen um seine Ziele zu erreichen (sprich andere Menschen für sich selbst zu opfern) ist mit Rationalität nicht vereinbar. Egoisten können aus guten Gründen anderen Menschen helfen aber erkennen keinen moralischen Anspruch anderer auf das eigene Leben an.

Unter Egoismus versteht man auch die Übersteigerung des natürlichen Selbsterhaltungstriebes.

ich für meinen teil würde auch sagen dass die selbstsucht das gegenteil von der nächstenliebe ist und ich empfinde menschen, die sehr selbstsüchtig sind als solche, die nur "an sich" denken, nur sich sehen, nur ihr empfinden als wichtig sehen, das was "sie" tun wichtig ist ohne darüber nachzudenken, was der/die andere(n) empfinden oder wahrnehmen.

gruß
ginalina

Glücksbringer · Ehemaliges Mitglied

Wo fängt denn Selbstsucht an und hört Selbstliebe auf?
Muss man nicht ein gesundes Mittelmass zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe haben?
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst...
sagt doch aus, daß man sich erst selbst lieben muss und achten und dann den/die anderen im gleichen Maße.
In unserem heutigen Sprachgebrauch haftet aber ziemlich viel negatives an dem Begriff Selbstliebe oder Selbstsucht.
Es wird doch meistens von Frauen erwartet, daß sie ihre eigenen Bedürfnisse hintenan stellen und opferbereit sind bis zur Selbstaufgabe. Das ist meiner Meinung nach das andere Extrem.
Liebe Grüße
Andrea

ginalina · Ehemaliges Mitglied

in dem bezug muss ich andrea recht geben, von frauen wird das oft erwartet, ist aber auch anerzogen. unsere mütter, in meinem fall ist das so, haben oft gesagt "sei nicht so selbstsüchtig, denk nicht immer nur an dich"´, aber was heißt das? selbstaufopferung bis zum schluss, unterwürfigkeit etc. ein gewisses maß ist sicherlich wichtig, auch um sich weiterzuentwickeln. es ist aber auch ein eine schlechte bewertung, wie wir damit erzogen wurden.

ginalina

edelweiss. · Ehemaliges Mitglied

selbst-sucht ist für mich in erster linie selbst-liebe. und nur wer sich selbst liebt ist in der lage auch andere zu lieben.

der weg zu sich selbst führt über selbst-liebe.

was geschieht in einem menschen, der zu dir sagt: sei nicht so selbstsüchtig. er möchte deine aufmerksamkeit, bittet dich indirekt darum, deine liebe ihm zu widmen. und weshalb sollen wir das nicht gewähren, nur weil dieser mensch keine treffenderen worte für seine bitte gefunden hat ? selbstsucht kommt als vorwurf rüber, irgendwann in der sprachlichen entwicklung hat sich wohl dieser negativ-aspekt eingeschlichen. doch hinter diesem vorwurf versteckt sich das flehen nach zuneigung und zuwendung.

herzliche grüsse
edelweiss

entscheidungen sind die trügerischen momente der ruhe zwischen den leiden

PIETRO · Forum- Guru Beiträge: 330 Ort: Bad Pyrmont

Hallo liebe Forumsleser.

Ich greife mal kurz ein altes Thema von Nov. 2005 auf
und bitte das damalige zu lesen.

Selbst- Sucht, Spielsucht, Sexsucht, Egoismus, Karrierismus, Narzissmus, Egozentrik.

Die Recherche von „Ginalina“ passt doch zur Weltwirtschaftskrise.

Bis später. L G: Pietro

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hesika · Stammuser Beiträge: 63 Ort: Brandenburg

Selbst-Sucht hat mit Selbst-Liebe gar nichts gemeinsam.

Selbst-Sucht sucht, nämlich sich selbst, die Liebe zu sich selbst. Da diese Liebe nicht gefunden werden kann (auf die Gründe dazu möchte ich hier nicht eingehen, das wird viel zu lang), wird Ersatz-Befriedigung ge-sucht: Übertriebener Wunsch, an-erkannt und beachtet zu werden gehört genau so zu diesem Bild wie das "über Leichen gehen", oder andere diffamieren, schlecht machen, um das Bild des eigenen Ich (von außen) aufpolieren zu können, da die Liebe zum Selbst fehlt und dadurch die An-erkennung ständig im Außen gesucht wird. Auch die Eifer-Sucht hat etwas mit der Selbst-Sucht zu tun, denn der andere Part(ner) wird diffamiert, abqualifiziert, ebenso gehört jede andere Sucht, ob Nikotin-, Fress-, Spiel-, Alkohol-, andere Drogen-, Fernseh- oder sonstige Sucht dazu, siehe oben... Bei allen diesen Süchten (die eigentlich Suchen sind) ist die Angst vor dem eigenen Selbst der Ausgangspunkt: Es wird ständig versucht, dem eigenen Selbst zu entfliehen, denn das eigene Selbst kann mangels der Fähigkeit zur (Selbst-)Liebe nicht er-tragen werden, darum die ständige Flucht. Jede Aggression nach außen und innen, die jede Sucht begleitet, hat damit zu tun. Die Krux: Vor sich selbst kann kein Mensch weglaufen...

Selbst-Liebe ist die Fähigkeit, das eigene Selbst an-zu-erkennen, zu lieben, und zwar bedingungslos, ohne jeden Zweifel, ohne alles mäkeln. Das bedeutet NICHT sich vollkommen zu fühlen, aber das eigene Selbst an-zu-erkennen. Erst dadurch ist Wandlung und Veränderung möglich, erst dadurch kann die Selbst-Sucht überwunden werden.

Wie das Orakel von Delphi mahnt: "Erkenne Dich selbst" oder das deutsche Sprichwort so treffend formuliert: "Selbst-Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung."

Erst wenn ich mich selbst liebe, also erkenne, das ist hier schon gesagt worden, kann ich andere lieben. Viel schärfer: Nur in dem Maße, wie ich mich selbst liebe, bin ich fähig andere zu lieben. Wie innen so außen.

Alles ist in steter Veränderung, nur dadurch ist Entwicklung möglich.

PIETRO · Forum- Guru Beiträge: 330 Ort: Bad Pyrmont

Hallo Hesika

Sehr schöner Beitrag und Erkenntnis wobei wir wieder die moderne Form des Narzissmus beschreiben. Süchtige suchen, dass was ihnen Innen fehlte im Außen. Im Außen, das können Alkohol oder Drogen sein. Viele rauchen und trinken nicht und deshalb stellt sich die Suchtfrage gar nicht. Sie erkennen leider ihre Spielsucht, Kaufsucht, sucht nach Anerkennung und Beachtung nicht.

Ein ganz großes Problem ist es für mich, wenn ich einer Frau Komplimente mache, ihr meine Gefühle gestehe und sie glaubt mir nicht. D.h. sie kann mir nicht glauben weil sie sich anders selber negativ sieht.

@Bei allen diesen Süchten (die eigentlich Suchen sind) ist die Angst vor dem eigenen Selbst der Ausgangspunkt: Es wird ständig versucht, dem eigenen Selbst zu entfliehen, denn das eigene Selbst kann mangels der Fähigkeit zur (Selbst-)Liebe nicht er-tragen werden,

Genau Hesika.

Ein Mensch mit viel Eigenliebe braucht nicht mit aller Gewalt im Außen die Fremdbestätigung zu suchen. Diese Suche treibt ihn auch ständig in Rampenlicht, z.B. Discos. dieses Verhalten lässt jede normale Beziehung scheitern. (Liebes und Beziehungsunfähig)

Verstehst Du jetzt meine Aussage zu der Ess-Sucht „Ich hab es Dicke“.
Vielleicht wird durch deine Aussage auch meine These klar wenn ich behaupte:
Jeder Über –Gewichtiger hat eine lavierte De-Pression.
Das bedeutet eine verpuppte, versteckte Aggression und Frustration.

Der Titel heißt:
Gibt es sogenannte Selbstsucht?
Die Suche nach sich selbst.

Dabei muss ich an den Witz denken wo ein Betrunkener vor der Haustür unter der Laterne seinen Schlüssel sucht. Ein Polizist kommt und will ihm suche helfen. Nach einer Weile fragt der Polizist, ob er sicher ist das er den Schlüssel unter der Laterne verloren hat.
Nein antwortet der Besoffene, verloren habe ich ihn dahinten:
Aha, und warum suchen wir hier?
Weil hier mehr Licht ist.

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hesika · Stammuser Beiträge: 63 Ort: Brandenburg

Hallo Pietro,

Danke für das Kompliment. Es ist schön, dass Du meine Ansicht teilst.

Zitat:

Dabei muss ich an den Witz denken wo ein Betrunkener vor der Haustür unter der Laterne seinen Schlüssel sucht. Ein Poliziest kommt und will ihm suche helfen. Nach einer Weile fragt der Polizist, ob er sicher ist das er den Schlüssel unter der Laterne verloren hat.
Nein antwortet der Besoffene, verloren habe ich ihn dahinten:
Aha, und warum suchen wir hie?
Weil hier mehr Licht ist.

Ja, und mancher stellt sich ins Rampenlicht und kann nicht mehr raus, "weil es da ja so dunkel ist", mancher frißt sich kaputt, "weil er ja sonst Frust hat", der Beispiele gibt es viele.

Leider kann man alle diese vielen Menschen nicht zwingen, sich auf die Suche nach dem Selbst zu machen, damit sie erfahren, sie können draußen nichts finden, was sie nicht im Innern haben.

Wer diese Erkenntnis allerdings gewonnen hat - dass dies der einzige Weg zur Heil(werd)ung ist - der findet in Dir, Tedora und ähnlichen Menschen Wegbegleiter.

Es beruhigt mich, das zu wissen.

Alles ist in steter Veränderung, nur dadurch ist Entwicklung möglich.

PIETRO · Forum- Guru Beiträge: 330 Ort: Bad Pyrmont

Hallo HESIKA,

wieder mal super ergänzt und eine Vorlage für neue Gedanken.

Zitat:

Ja, und mancher stellt sich ins Rampenlicht und kann nicht mehr raus, "weil es da ja so dunkel ist", mancher frißt sich kaputt,
"weil er ja sonst Frust hat", der Beispiele gibt es viele.

JA, gut erkannt, die Suchenden wollen dem Schmerz dem unangenehmen Gefühl aus dem Weg gehen und laufen dabei im Kreis.
Um aus dem Kreis raus zukommen muss man durch eine brennende Dornenhecke. Das tut weh, aber auf der anderen Seite ist die Freiheit.

Wer diese Erkenntnis allerdings gewonnen hat - dass dies der einzige Weg zur Heil(werd)ung ist - der findet hier Wegbegleiter.

LG. pietro mercuri

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