Spirituelle Lebens- Businessberatung, Zukunftsdeutung mit Weltbürgerin Tedora in der Schweiz
Folgen Sie Tedora's Blog- aktuelle Voraussagen, Kommentare
Diskrete Hilfe für Psychologen, Mediatoren & Hellseher
AKTUELL: Massensterben, Bevölkerungsreduktion weltweit

Europa's Nummer 2 Hellseherin seit 2004 - SCHWEIZ
Auf dem Weg zu einem von Israel protegierten Groß-Kurdistan- Abdullah Öcalan
Der Dritte Weltkrieg?
Rolf Vohs: Komponist -Autist/ Asperger Syndrom- Cinematic Soundtracks- Film Score
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender
Tedora- kritische Esoterik Freunde- Spiritualität
Gemischte aktuelle Voraussagen- Prognosen-Prophezeiungen
Schamanen und Krankheit als schamanistisches Zeichen?
Wie werden Staaten Handlungsunfähig gemacht?
 Tedora bei Yasni
 
Ein Tag zu zweit allein

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Bernard Bonvivant
Stammuser


Beiträge: 166


New PostErstellt: 22.12.09, 10:23  Betreff: Ein Tag zu zweit allein  drucken  weiterempfehlen

Ein Tag zu zweit allein




Zuweilen gibt es Träume, die gehen in Erfüllung. Einem Blitzschlag gleich schlägt das Glück mitten in das Herz hinein, es funkt und sprüht und auf einmal ist das Leben nicht mehr so, wie es bis zu diesem Augenblick war.

Seit dem Tod meiner Frau habe ich mich verkrochen. Das Leben war nie einfach für uns gewesen, irgendwo drückte uns immer eine Last. Einmal waren es die Finanzen, dann wieder unsere beiden Kinder. Das Leben der meisten Paare mit Nachwuchs, Haus und Hund dürfte wohl in vielen Punkten ähnlich verlaufen. Das es läuft wie am Schnürchen und immer eitel Sonnenschein herrscht, glaube ich nicht.

Es gibt nicht umsonst den Spruch: Unter jedem Dach ein Ach!

Irgendwann sind die Kinder groß, um endlich auf zwei eigenen Füssen zu laufen. Einige unserer Bekannten haben diesen Weg nicht gepackt, sie haben sich getrennt.
Wir hingegen glaubten endlich unsere Freiheit zu haben. Ich hatte es endlich geschafft als Autor meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Meine Frau hatte Erfolg als Malerin und sie schien glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben.
Der Schein trug, nach einer ärztlichen Untersuchung stand fest, sie hatte Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium. Es bestand keine Chance mehr auf Gesundung.

An einem regnerischen Frühlingstag schloss sie die Augen für immer.
Die Beisetzung der Urne nahm ich eigentlich nicht wirklich wahr, es war für mich nicht fassbar.
In den nächsten Tagen und Wochen kapselte ich mich immer mehr vom Leben vor meiner Tür ab. Einige Monate später lebte ich wie ein Eremit und zwei Jahre nach ihrem Tod war ich selbst ein lebender Toter.
Es gab keinen Ausweg mehr aus dieser Isolation, die ich scheinbar um mich geschaffen hatte. In dieser Zeit arbeitete ich sozusagen Tag und Nacht. Ich schrieb in meiner Besessenheit zwei Bestseller und bekam es selber nicht einmal mit. Ich lehnte jegliche Öffentlichkeit ab, Interviews gab ich grundsätzlich keine mehr.
Wäre meine Tochter nicht gewesen, die mich mit Lebensmittel und Getränken versorgte, ich wäre wahrscheinlich an meinem Computer sitzend verstorben.

Claudia, hingegen sprach ständig auf mich ein. Ich solle doch endlich die Vergangenheit begraben.
Begraben? Wie begräbt man einen Menschen, der ständig noch anwesend ist?
Ja, meine Frau war ständig anwesend, im Atelier standen halbfertige Bilder herum und an unseren Wänden hingen überall ihre Werke, die noch nicht verkauft waren.
Jedes Bild hatte eine Geschichte und ich kannte sie. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre so ein Mensch, der eine Mülltonne holt und alles einfach entsorgt.
Kann ein Künstler einfach so Kunst entsorgen?
Ich, nicht!
So schleppte ich mich durch unser Haus und mit jedem neuen Tag wurden meine Schritte schwerer.
Irgendwann, ich weiß beim besten Willen nicht wann es genau war, beschloss ich mich nicht mehr von meinem Bett zu erheben. Ich aß nicht mehr und ich trank nicht mehr.
Tja und dann platzte Claudia wohl endgültig der Kragen, sie fragte mich nicht. Sie besorgte mir einen Platz in einer Privatklinik.

Dreimal darf geraten werden, welcher Typ Klinik dies war.
Genau! Eine vornehme und ebenso teuere Unterbringung für Durchgeknallte mit entsprechendem Vermögen.
Ich war schneller wieder auf den Beinen, als meine liebe Verwandtschaft glaubte. Meine Entlassung führte ich in einem Gespräch mit dem Chefarzt schnell herbei.
Meine Frau und ich hatten, noch kurz vor dem Ausbruch ihrer Krankheit einen Teil unseres Geldes, übrigens legal, in der Schweiz angelegt. Wir hatten nicht nur ein Bankkonto, sondern auch ein kleines Haus in den Bergen erworben.
Aus einem unerklärlichen Grund hatten wir diese Tatsache zu unserem persönlichen Geheimnis gemacht.

Ich packte zu Hause meine Koffer und reichte meiner verduzten Tochter zum Abschied die Hand.
„Pass auf das Haus auf, ich mache jetzt erst einmal einen langen Urlaub."
„Urlaub? Du, machst Urlaub!"
„Claudia, mache dir wegen mir keine Sorgen, ich finde mich schon zurecht."
„Papa, du bist doch unfähig allein zu sein. Du kommst in der Welt nicht mehr klar."

Ich hörte ihr nicht mehr zu und warf meine Sachen in den Kofferraum meines Mercedes und fuhr los in die Schweiz.
Jeder Kilometer Autobahn machte mich ein Stück freier, ich bekam wieder richtig Luft und fühlte mich so wohl wie schon lange nicht mehr in meinem Leben.
Ich hatte nicht einmal mehr Gewissensbisse, weder wegen meiner Tochter noch wegen meiner verstorbenen Frau.
Ich denke im nachhinein, auf dieser Fahrt habe ich sie endgültig begraben und losgelassen.
Jawohl, losgelassen, ich war es, der sie versuchte immer noch festzuhalten.
Abschied nehmen will gelernt sein und dazu gehört vor allem die Bereitschaft schnell loslassen zu können. Gestern ist nun einmal vorbei, es zählt das Heute und was die Zukunft bringt.
In der Schweiz hatte ich in den nächsten Wochen viel zu tun. Das Haus war leer.
Eigentlich normal, in ein Haus gehörten nun einmal Möbel. Ein Haus in den Bergen zu möblieren, bedeutet weite Wege fahren.
Das störte mich keineswegs, verbrachte ich die Zeit doch aus meiner Sicht sehr sinnvoll.
Ich machte mein Haus wohnlich und ich füllte die Vorratskammern. Das könnte durchaus mit dem Leben eines Eichhörnchens verglichen werden, welches beizeiten seinen Wintervorrat anlegt.
Wollte ich in den Bergen überwintern?

Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es war sogar möglich ich würde ganz in den Bergen bleiben.
Im Grunde war ich ein Eroberer, ein verwegener Abenteurer.
Das ich auch ein Greenhorn war, bekam ich wenige Tage später auf höchst unangenehme Weise zu spüren. Trotzdem hatte ich mehr Glück als Verstand.
In den Bergen war nun einmal nicht immer Sonnenschein, jeder wusste so etwas, nur ich in meinem Leichtsinn nicht.
Am Samstagmorgen schien noch die Sonne und ich war mit dem Wagen in das Tal gefahren um mich mit einigen frischen Lebensmitteln für das bevorstehende Wochenende einzudecken. Beim Bäcker kaufte ich Brot und einen Streuselkuchen, beim Metzger ein paar Steaks.

Auf dem Parkplatz spürte ich die ersten Regentropfen im Nacken. Natürlich habe ich mir dabei wenig gedacht.
Die Strasse hinauf zum Berg endete irgendwann und dann ging es auf einem besseren Feldweg weiter. Linkerhand lag die Hangseite hinab ins Tal und rechts führte es nach oben.
Ein Graben verlief entlang des Weges, er sollte wohl das Regenwasser auffangen.
Der Regen hatte deutlich zugelegt und die Scheibenwischer packten es kaum mehr das Wasser beiseite zu schieben.
Für die Bergwelt war mein Mercedes nicht geschaffen, ich würde hier einen Allradantrieb benötigen.
Während ich bereits die Anschaffung überlegte, regelte sich die Entscheidung von selbst. Mein schöner, alter Benz landete im Graben.
Ich hatte eine Kurve zu schnell angefahren und dann war der Wagen einfach ausgebrochen und mit dem Hinterteil im Graben gelandet.
Glücklicherweise stand der Wagen auf der rechten Seite im Graben und war nicht nach links ausgebrochen, Richtung talwärts.
Im strömenden Regen stand ich hinter meinem Wagen, um mir die Situation anzuschauen. Ohne fremde Hilfe war hier nichts mehr zu machen.

Verärgert stellte ich fest, nicht einmal einen Regenschirm hatte ich im Fahrzeug.
Oben am Berg sah ich ein Haus und dort gab es sicher ein Telefon und Hilfe. Telefon?
Ja, ich hatte ein Handy, leider mit einem leeren Akku und somit der Gebrauch, als Kommunikationsmittel, nicht mehr möglich.

Ich quälte mich den Berg hinauf. Mehrfach kam ich dank meiner Ledersohlen zu Fall.
Eine Unterscheidung zum Schwein war wahrscheinlich nur noch durch den aufrechten Gang möglich.
Total verdreckt stand ich vor der Eingangstür des Holzhauses und klopfte an.
Was wohl der Mensch denken musste der mir die Tür öffnet? Es war eine Frau und damit wurde mir meine Situation nur noch peinlicher.
Es verwunderte nicht sehr, sie konnte ein Lachen bei meinem Anblick nicht vermeiden.
Ich hingegen verzieh ihr schlagartig. Ihre Augen strahlten, ihre Gesichtszüge waren die einer reifen Frau. Überhaupt gefiel mir diese Frau auf den ersten Blick.
Natürlich lebte sie nicht allein, sie war sicher verheiratet. Welche Gedankengänge einem manchmal so einfach einfallen. Unmöglich, dachte ich in diesem Moment.
Mein Aussehen war mir schon peinlich genug. Dieser Anblick eines verdreckten und total durchnässten Mannes musste wahrlich nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen.
Sie hingegen betrachtete mich ungeniert.

„Wollen Sie hier Wurzeln schlagen unter der Türschwelle?"
„Nein! Ich meine nur."
„Jetzt kommen sie erst einmal in die gute Stube, dann werden wir schon weitersehen."
Ich zog meine Schuhe aus und folgte ihr auf Strümpfen, während sie gleich einem Engel voranschwebte.
Mag sein, ich betrachtete zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine Frau mit den Augen eines Mannes.
Für sie war ich wohl eher ein dämlicher Tourist.
In ihrer guten Stube brannte der Kaminofen.
„Wieso haben sie schon den Ofen an?"
„Warum nicht? Die Nächte können um diese Jahreszeit bereits kalt werden."
Dazu fiel mir ein sehr intelligenter Satz ein.
„Ich habe noch gar nicht mit Brennholz vorgesorgt."
„Haben Sie eine Hütte hier oben in den Bergen?"
„Ja! Nicht weit von der Ihrigen. Ich habe dieses Haus jetzt zum ersten Mal entdeckt."
„Wollen Sie nicht endlich ihre Sachen ausziehen?"
„Meine Sachen!"
„Sie holen sich eine Lungenentzündung in den nassen Kleidern. Also, runter damit."
„Ich kann mich doch nicht ausziehen! Meinen Sie, etwa ganz, also wirklich alles?"
„Ja, was denken Sie sich eigentlich. Natürlich alles! Ich werde ihnen frische Sachen geben von meinem verstorbenen Vater."
Sie handelte vollkommen richtig, ich wusste auch, so konnte ich nicht herumlaufen.
Ich war gerade damit beschäftigt mich meiner Kleidung zu entledigen, da flog durch die Tür trockene Kleidung herein.
Nackt wie Gott mich erschaffen hatte, stand ich vor dem Kachelofen und mir wurde warm.
Die Kleidung gefiel mir hingegen weniger. Die Unterwäsche war etwas zu eng, die Strümpfe ellenlang. Die Gemeinheit aber war, eine zu kurzgeratene Oberbekleidung.
Die Hemdärmel waren zu kurz, die Knöpfe mussten geöffnet bleiben, damit das Hemd überhaupt anzuziehen war. Die Katastrophe war die Hose, der Ausdruck Hochwasser, war an der Stelle eine niedliche Umschreibung der Tatsachen. Der liebe Gott hatte wohl ein Einsehen mit mir, wenigstens der Gürtel war groß genug um die Hose bequem, zugegeben den Reißverschluss des Hosenschlitzes halb offen, oben zu halten.
Wie sah ich wohl aus, leider gab es keinen Spiegel in dem Raum, ich wäre sicher vor Scham durch die Holzdielen versunken.
Dieses sah die Frau ganz anders. Sie lächelte mich, unter dem Türrahmen stehend, freundlich und zuvorkommend an.
Ich spürte richtig wie sich eine gewisse Röte auf mein Gesicht legte.
Viel schwerer wog für mich die Erkenntnis, ich fühlte mich von dieser Frau magisch angezogen.

Wie konnte so etwas sein? Was passierte mit mir?
„Sie sehen jetzt aus wie ein lustiges Männlein."
Ich nickte, selber wissend, wie komisch ich aussah.
„Ich kann nach Hause gehen und mich umziehen."
Sie hob den Zeigefinger zum Tadel an.
„Oh nein! Sie bleiben schön hier. Es gießt in Strömen und es wird wohl auch nicht besser werden an diesem heutigen Samstag. Wir werden wohl das Beste aus unserer Situation machen müssen."
Ich schluckte, ein Tag zu zweit allein, wie würden diese Stunden wohl verlaufen.
„Ich habe in meinem Wagen Brot, Streuselkuchen und Steaks. Im Kofferraum muss noch eine Kiste Rotwein liegen. Ich könnte... ."

„Sie können gar nichts, sie bleiben hier. Ich stelle fest, ein Steak ist verlockend, ich habe hier oben noch nie ein Steak gegessen. Ich kann mit Kuhmilch und Käse aufwarten. Gut!
Ich gehe an den Wagen und bringe die Sachen hoch."
Ich schaute sie verlegen an.
„Sie werden auch noch naß!"
„Im Gegensatz zu ihnen bin ich ein Kind der Berge. Hier droben gibt es kein schlechtes Wetter, allenfalls schlechte Kleidung und Menschen die hier nicht her gehören. So einer wie Sie!"
„Danke für die Blumen."
„Das meine ich mit vollem Ernst! Sie latschen hier rum wie in der Großstadt. Kein passendes Schuhwerk und keine passende Kleidung. Nicht einmal einen Regenschirm hat der Herr von Welt dabei. Ich will auch nicht wissen mit welchem untauglichen Fahrzeug sie unterwegs sind, wahrscheinlich haben sie auch noch abgefahrene Reifen."
Sie stellte sich vor mich hin und streckte die Hand aus.
„Die Autoschlüssel, bitte."
Autoschlüssel? Wo hatte ich meine Schlüssel hingelegt? Ach ja, in der nassen Jackentasche. Ich zeigte auf die Kleider. In der rechten Außentasche meiner Jacke. Die Frau ging zur Jacke zog den Schlüsselbund hervor, drehte sich um und verließ den Raum und das Haus.

Ich wurde das Gefühl nicht los, diese Frau sollte vielleicht mein Schicksal sein. Die Wende hin zu einem neuen Leben.
Obschon, in meinem Gehirn mehrten sich im Moment die Fragen.
Ich ging zum Fenster und blickte der Person nach. Sie war auf jeden Fall für dieses Wetter gekleidet, keine Frage.
Keine Sekunde ließ ich sie aus den Augen, sah ihr zu, wie sie sich mit dem Proviant aus meinem Wagen geschickt den Berg hinauf bewegte. Im Gegensatz zu meinem Aufstieg als Großstadtdepp, machte sie ihre Sache mit Stil.
Ich war von ihr angetan und sie erschien mir vor meinem innerlichen Auge als gute Fee, als Prinzessin aus einem wunderschönen Traumland.
Träumen am helllichten Tag?

Mein Ausflug in das Land der Träume endete jäh. Eine zarte Frauenhand berührte meine Stirn und rief mich zurück auf den Dielenboden.
Ich sah in ihre Augen und am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen, ihr einen Kuss gegeben.
Stattdessen pure Ernüchterung.
„Sie haben auf meine Worte nicht reagiert, ich musste fühlen ob sie Fieber haben."
Aus ihrem Gesicht empfing mich bei diesen Worten, das schönste Strahlen auf Erden und ich hob bereits ab zu einem neuen Flug auf Wolke sieben.
„Sie sollten hier unten bleiben, sonst stoßen sie sich noch den Kopf an. Sind sie ein Träumer?"
„Nein, ich bin ein Autor."
„Wie heißen Sie?"
„Sie werden mich sicher nicht kennen. Ich heiße Wolfgang Bellinghausen."
„Mein Gott, sie sind der Bellinghausen, der die Geschichte von seiner todkranken Frau geschrieben hat?"
„Woher wissen sie von meiner Frau?"
„Ja leben sie den hinter dem Mond, das ist doch ein Bestseller. Das Buch wird doch gerade verfilmt."
„Das Buch muss ich wohl in einem anderen Leben geschrieben habe. Ich versuche gerade meinen Lebensweg neu auszurichten."
„Sie sollen angeblich ein komischer Kauz sein, schreiben zumindest die Zeitungen."
„Haben Sie auch einen Namen?"
„Lenken Sie, immer vom Thema ab. Ich bin die Heidelinde
Wachsneer, die Tochter vom alten Herbert Wachsneer. Der Herr habe ihn selig."
„Darf ich sie Heidelinde nennen?"
„Sie dürfen mich Heidi rufen, wenn ich sie im Gegenzug Wolfgang nennen darf."
„Selbstverständlich, ich bin froh wieder meinen Vornamen zu hören."
„Das hört sich aus deinem Mund merkwürdig an. Deine Frau ist doch gestorben und nicht du."
„Heidi, ich war ein lebender Toter, gefangen in einem Meer der Vergangenheit. Erschlagen von jedem Tritt und Augenblick in meinem Haus, ständig und überall, von der Gegenwart meiner toten Frau. Ich war nicht fähig loszulassen."
Heidi sah mich erstaunt an.

„Glaubst du wirklich, du bist frei? Frei, für eine neue Beziehung."
„Ja! Ich bin endlich frei, mein Leben gehört wieder mir."
„Wie steht es mit dir, Heidi?"
„Mit mir? Ich lebe schon lange in der Einsamkeit. Meine Mutter ist früh gestorben, für ein Mädel in den Bergen, gibt es nichts schlechteres. Du musst von einem Tag auf den anderen, erwachsen werden. Diese Bürde drückt ganz schön, du wirst als vollwertige Kraft angesehen, obwohl du noch ein Kind bist. Mein Vater hat mich machen lassen. Nachdem Tod der Mutter war ihm sowieso alles egal. Ich war die treibende Kraft, sonst wäre unser Hof unten im Tal und das hier droben, längst unter dem Hammer gelandet."
„Wenn du unten einen Hof hast, warum lebst du hier oben?"
„Ich habe alles verkauft im Tal, ich habe richtig viel Geld dafür bekommen. Ich habe keine Geldsorgen und genieße endlich das Leben so gut es geht."
„Wie steht es mit den Männern?"

„Ah geh! Männer! Weißt du, wie sie mitgekriegt haben, dass ich eine vermögende Frau bin, haben sie mir die Tür eingerannt. Die jungen wie die alten Deppen, als wenn ich zu blöde wäre, zu wissen was sie wirklich von mir wollten. Ich hätte schon gern eine Beziehung, nur der Mann müsste mich auch wirklich wollen und nicht das Geld."
Ich saß am Küchentisch und hörte ihr zu, alle ihre Worte waren für mich wie ein Segen.
Wir aßen zusammen am Tisch und tranken von dem guten Rotwein.

Ich war immer der Meinung vertrauen wächst nur langsam, an jenem Samstag war ich mir da nicht mehr so sicher.
Jede Minute und jeder Blick führte uns einander näher. Zum ersten Mal hatte ich wieder das Gefühl einen Menschen getroffen zu haben, mit dem ich eins sein könnte.
In meinen Gedanken, in meiner Liebe und sogar in der Umarmung.
Am späten Nachmittag waren wir wohl beide soweit, wir küssten uns ungeniert. Ich spürte in mir das große Glück und diese unbeschreibliche schöne Leichtigkeit der Verliebtheit.
Ich begann also doch wieder den Weg in ein normales Leben zu finden.
Zu später Stunde saßen wir am Kachelofen und scherzten miteinander. Unsere Hände berührten sich rein zufällig und wir ließen gegenseitig erste Liebkosungen zu. Streichelten uns gegenseitig, rochen die Haut des Anderen und inhalierten den Duft wie ein edles Parfüm.
Viel später spielte ich mit ihren langen Haaren und wir küssten uns stürmisch und innig.
Wir spürten nicht wie die Zeit verging, für uns war sie einfach stehen geblieben. Wir bewegten uns irgendwo zwischen Nacht und Tag.

Im ersten zarten Lichtschein des kommenden Sonntagmorgens stand Heidi am Fenster und blickte hinab in das ferne Tal. Leise sagte sie verträumt.
„Ein Tag zu zweit allein."
Das war als hätte sie mich wachgeküsst. In meinen Gedanken formten sich die Worte zu Sätzen, um gleich wieder eingestampft zu werden.
Wie sollte ich meine Liebe gestehen, den Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft?
Vielleicht ergriff sie, wie das Wild, die Flucht.
Heidi hauchte hingegen die Worte erneut in den heranbrechenden Tag hinein.
„Ein Tag zu zweit allein."
Ich vergaß alle meine Bedenken und Ängste und stand auf.
Meine Beine trugen mich zu ihr an das Fenster und ich nahm sie zärtlich in den Arm. Unsere Lippen trafen sich zu einem endlos langen Kuss.
Dann erst fand ich die passenden Worte.
„Mein Schatz, wenn du willst: Ein Tag zu zweit allein. Das kannst du von mir immer haben."
Sie legte ihren Finger auf meine Lippen.
„Mache nicht alles kaputt, du Stadtmensch. Wetten du hast mich am Nachmittag schon wieder vergessen."
„Nein! Ich bleibe hier bei dir und zwar für immer. Wir lassen es langsam angehen, ich wohne in meiner Hütte und wir sehen uns jeden Tag."
Auf Heidis Gesicht lag ein zartes Lachen, fast amüsiert meinte sie zu diesem Vorschlag.
„So habe ich mir das nicht gedacht. Wenn ich einen Mann abkriege, dann richtig oder gar nicht. Halbe Sachen sind verlorene Sachen. Am Ende will ich noch bemerken: Ein Tag zu zweit allein, sieht für mich eben nach Zweisamkeit aus. Allein war ich lange genug in meinem Leben."

Was sollte ich darauf entgegen, sie sprach doch eigentlich die selbe Sprache wie ich.
Wir haben keine halben Sachen gemacht, bei uns hat es so richtig gefunkt und geglüht. Wir haben uns verwandelt in verliebte Teenager, trotz oder gerade wegen unseres Alters.
Ich lebe endlich wieder. Jeden Tag den ich an der Seite dieser Frau erwache, wird mir bewusst welch großes Geschenk die Liebe eines Menschen ist. Es ist schön zu zweit allein zu sein, jeden Tag auf ein Neues.



© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany,
Autor des Romans: "Das Chaos"
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Design © trevorj
Tedora - Hellseherin -Hellsehen- Schweiz- St. Gallen
Türkce ezoterik blog
Tedoras Bloggismus

Webliga-Webkatalog

PageRank Verifizierung www.carookee.com/forum/Tedoras-Esoterik-Freunde