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Am Ufer

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Autor Beitrag
Bernard Bonvivant
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New PostErstellt: 17.07.10, 17:44  Betreff: Am Ufer  drucken  weiterempfehlen

Am Ufer


Am Ufer des Flusses steht ein Mann, er füttert die Wasservögel.
Eine Frau sitzt auf einer Bank, neben sich einen Kinderwagen
und schaut dem Mann zu. Das Baby im Kinderwagen schläft.
Die Frau steht auf und geht zu dem Mann.
„Entschuldigung, mein Herr, ich sehe Sie fast jeden Tag. Arbeiten Sie etwa nicht?“
Der Mann, Mitte vierzig, dreht den Kopf zu ihr und meint.
„Frage ich Sie, was Sie hier machen tagein, tagaus? Ich füttere die Wasservögel und wissen Sie warum? Ich habe im Grunde kein zu Hause mehr und auch keine Arbeit! Nur ich mache mir daraus nicht mehr viel, nach über vierhundert Bewerbungen, da weiß man, wo man in dieser Gesellschaft noch seinen Platz hat.“
Die Frau ist leicht betroffen.
„Das tut mir aber leid für Sie, im Grunde habe ich es schon erwartet. Wissen Sie, ich stehe auch alleine in dieser Welt. Der Vater meines Kindes hat sich auf und davon gemacht.“
Der Mann grinst. „Sehen Sie, so hat eben jeder sein Päckchen zu tragen. Was sollen wir uns also weiterhin gegenseitig beklagen. Ich nehme an, Sie gehören auch zu den Hartz IV Empfängern.“ Die Frau lächelt. „In diesen Zeiten, sind wir wohl bald in der Überzahl. Wer hat heutzutage noch einen sicheren Arbeitsplatz?“ Der Mann winkt ab.
„Die Beamten allemal, die haben immer einen sicheren Arbeits-platz. Nun, was soll es, ändern können wir das sowieso nicht.“
Er faltet seine Brottüte zusammen und kommt auf den Gehweg zurück.
Er steckt seine Hände in seine Manteltaschen,
ob schon er hat gewiss nichts zu verbergen. Er fühlt sich einfach sicherer, wenn er weiß, wo seine Hände sich befinden.
Die Frau schaut ihn offen an und ihr Gesicht strahlt.
Vielleicht hat sie auch niemanden mit dem sie reden kann, sicher sie scheint noch jung an Jahren. Schätzungsweise um die dreißig,
nur bei Frauen, da weiß man so was ja nie so genau.
Eine Schönheit ist sie auch, nur es ist besser er schafft sich jetzt des Weges, anstatt sich noch auf lange Gespräche einzulassen,
schließlich es wird für ihn auch langsam Zeit, zu gehen.
Zeit! Wieso?
Hat nicht gerade er mehr Zeit zur Verfügung, als er eigentlich braucht?
Er verabschiedet sich von der Frau und geht davon, ohne auch nur einen Blick nach hinten zu werfen.
Aus, vorbei, davon und aus dem Sinn.
Der Abstand zwischen ihnen wird größer und er hofft es gelänge ihm, davon zu laufen. Vor wem oder was will er eigentlich jetzt davon rennen? Ist es nicht eher so, er bildet sich was ein und überhaupt, es gibt keinen Grund der Panik zu verfallen.
An einem Seitenweg bleibt er endlich stehen, blickt zurück.
Gott sei Dank, sie ist ihm nicht gefolgt. Jetzt kann er beruhigt
seine Wohnung aufsuchen. Er ist endlich wieder allein!
Die Post türmt sich zu Berge und auch ansonsten sieht es mehr, durcheinander denn aufgeräumt aus in seiner Stube.
An diesem Tag, da trifft er eine Entscheidung.
Die alten Zöpfe schneidet er ab, er schafft Ordnung in seinem Leben, nicht um jemandem zu imponieren, nein, nur für sich allein. Endlich wieder wohlfühlen, wissen, wer er ist und warum er überhaupt auf dieser Welt ist. Am späten Abend, endlich ist seine Wohnung wieder die Behausung eines Menschen, da fragt er sich so ganz nebenbei.
Welchen Sinn kann es noch haben, seine Lieblingsstelle am Fluss aufzusuchen, jetzt, wo er dort mit Überraschungen rechnen muss?
Auf seiner Couch sitzend grübelt er so vor sich hin,
bis ihn der Schlaf von dieser nicht leichten Frage erlöst.
Am nächsten Morgen, da steht er vor dem Spiegel und sorgt sich um seine Figur und überhaupt, so ganz ohne Rasur, so geht es nicht weiter. Er rasiert sich und kleidet sich bewusst an. So gestärkt im Selbstvertrauen sucht er den Platz am Ufer des Flusses auf.
Sehr wohl sind da die Enten und die Schwäne, doch jene junge Frau ist leider nicht zu sehen. Er füttert die Tiere und denkt bei sich,
wird wohl noch kommen die junge Frau, irgendwie ist er sich da auch sehr sicher. Die Stunden vergehen, der Tag welkt dahin, die Frau wart nicht gesehen.
Ist er jetzt enttäuscht?
Auf keinen Fall geschieht ihm Recht, schau er sich doch einmal genauer an! Welche Frau soll an so einem schon Gefallen finden, obendrein noch ohne Arbeit und eine manierliche Zukunft.
Hat er sich je für seine Zukunft interessiert? Nein!
Warum also sollen es dann die Anderen dürfen?
Es geht keinen etwas an!
Rechenschaft ist er nur sich selber Schuld. Im Grunde, er hat gewusst, dass es so kommt. Nur den Weg, er wird ihn gehen, endlich wieder ein Mensch sein unter Menschen.
Warum auch nicht?
Am späten Nachmittag geht er nach Hause, ohne jegliche
Gräuel, er hat abgeschlossen und verstanden. Sein Herz ist jetzt
verschlossen, kein Platz ist mehr für Enttäuschungen vorhanden.
Er bleibt für sich alleine.
Und es wird wohl auch nicht mehr werden in diesem einen Leben. Was soll es? Geht es nicht Millionen von Menschen so? Genau! Er ist einer unter Vielen!
Diese Erkenntnis hebt doch gleich auch wieder seine Laune.
Am nächsten Tag und auch die nächste Woche, das gleiche Spiel,
er geht an das Ufer des Flusses und mit jeder Stunde wird ihm klarer.
So langsam aber sicher naht der Herbst und dann, ist auch schon bald der Winter da, Weihnachten naht, aber danach,
da kommt auch wieder ein neues Jahr.
Vielleicht hat er da mehr Glück? Vielleicht regnet es in dem Jahr dann vom Himmel die Sterne.
Unsinn! Absoluter Schwachsinn, so etwas gibt es doch nur im Märchen.
Er seufzt und blickt in das trübe Wasser des Flusses, sieht sein Fell davonschwimmen, obschon er es gar nicht zu Markte tragen wollte.
Jetzt aber, da scheint es davon zu rauschen, nimmt immer mehr an Fahrt auf in dem reißenden Fluss, um am Ende, ihn zurückzulassen.
Ganz allein, fürchterlich allein.
Schweren Schrittes geht er nun nach Hause, im Wissen, jetzt ist
auch die Jugend dahin und das Gesicht, im Wasser, es gleicht
einem alten Mann.
Ach, mein Leben, wann bist du mir abhanden
Gekommen? Meine Liebe auf welchen Pfaden wandelst du?
Könnte ich nicht auch ein Stück von dem Kuchen bekommen?
Nein! Du, nicht! Du bist und bleibst, was Du bist, Hartz Vier, nicht mehr und nicht weniger. Ja, vielleicht sogar nur ein Nichts!
Er hält sich die Ohren ganz fest zu.
Nein! Solches mag er nicht mehr hören, zumindest fühlt er längst schon anders. Und wie?
Die Antwort bleibt er schuldig, wie soll er sich auch ausdrücken,
wo er doch selber nicht genau weiß, wo der Schuh drückt.
Die Tage am Fluss sind nun nicht mehr so schön, keine junge Frau kommt mehr vorbei.
Und auch keine Abwechslung in Sicht. Traurig steht er da,
irgendwie hat er doch noch immer gehofft. Du alter Narr!
Am Abend in der Post, ist frohe Kunde, endlich er bekommt
einen ein Euro Job. Zugegeben, es ist nicht viel, doch für ihn,
da ist es die Welt. Endlich keine Tage mehr am Fluss,
endlich kann er sich in die Arbeit stürzen und die Frau vergessen.
Halt! Die beschäftigt ihn noch immer?
Wieso? Warum? Weshalb? Keine Ahnung!
Achselzucken und die Hände abwehrend heben. Kann ihm doch keiner in dieser Situation vergeben.
Im nächsten Monat ist er dann bei denen von der Diakonie.
Er darf Möbel aus Wohnungen holen und in ihr Lager schleppen, dort sollen sie aufbereitet werden und verkauft an arme Leute.
Die Arbeit ist körperlich schwer und manches Mobiliar, das mieft. Was beschwerst du dich?
Sei froh, du hast Arbeit, du bist endlich wieder unter Menschen, ein Teil der Gesellschaft. Nun ja, einer Gesellschaftsebene vielleicht, mehr auch nicht.
An einem Tag, da steht er in der Kleiderbörse und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da ist doch eine Frau, ganz Dame,
kauft sich so manche edle Markenware für einen Apfel und ein Ei.
Wie geht dies an, so denkt er dann. Die Kollegin meint nur knapp,
er solle hinter die Fassade schauen lernen, sich nicht ständig blenden lassen, von diesem wohl kaum vorhandenen Reichtum. Glaubt er wirklich Leute mit viel Geld, kaufen abgetragene Waren? Niemals!
Das versteht er auch nicht, entweder ist es maßloser Geiz,
vielleicht aber doch auch nur mehr Schein als sein.
Wer kann es schon sagen in diesen merkwürdigen Tagen.
Die Zeit rinnt dahin, so als wäre sie gefangen in einer Sanduhr,
Tage werden zu Wochen und die wieder zu Monaten.
Auf einmal wird ihm bewusst, seine Zeit ist auch schon bald vorüber, dann wird er wieder warten müssen auf einen neuen Job.
Das neue Jahr, es ist kaum zu glauben, es bleibt genauso beschissen,
wie das alte, vergangene Jahr.
Wie gerne würde er Koffer packen und einfach davonfliegen oder nur so fahren. Irgendwohin und nirgendwohin, Hauptsache raus aus dieser Stadt und dieser Enge und den Zwängen.
Leider, geht es nicht, zu wenig Geld und überhaupt, ein Hartz Vierer, der kann nicht machen wie er will!
Seine Hoffnung auf das Neue und vielleicht endlich bessere Jahr, die zerstäubt, verfliegt, noch ehe sie zu Keimen hat gewagt.
Hat er wirklich geglaubt, in seinem Leben werde sich etwas ändern?
Naiv, nicht wahr?
Hat nicht jeder ein Recht auf seine eigenen Hoffnungen, Träume auch wenn sie nur zu Schäumen werden, oder gar platzen wie die Seifenblasen. Ist es nicht auch ein Stück von Wahrheit, wenn auch aus einer anderen Welt. Nun ja, jedem wie es gefällt, nur bitte nicht später klagen, weinen oder ob der Last auf seinen Schultern zusammenbrechen.
Immer weiter, fort, fort.
Da heißt es Laufen, flink, artig und geschwind.
Die behaupten ein Leben sei kurz, die sind wahrlich noch nie ein Leben lang gelaufen, sei es im Hamsterrad oder eben im großen Auslauf. Wer läuft, der merkt, wie lang ein Leben sein kann und sieht die Vielen, am Rande, die stehen bleiben, weil ihnen die Luft ausgeht.
Ihm nicht! Er macht weiter, irgendwie und irgendwann, da muss auch er einmal bei den Siegern sein.
Wann? Morgen! Übermorgen! Auf jeden Fall in der Zukunft.
Er weiß es. Einfach so? Ja, einfach so!
Irgendwie ist es immer noch ein Fünkchen, wenn es auch kein Funke ist, der den Motor zum Laufen bringt, die Pumpe in Arbeit hält, so säuft er eben doch noch nicht ab, dümpelt dahin und daher, einem Ruderboot gleich, am Hafen liegend.
Keine große Fahrt direkt in Sicht, wohl aber die salzige Seeluft riechend, ächzend nach neuen Abenteuern.
Nur wo bitte sollen die her kommen, beim Tragen alter Möbel?
Wer weiß? Vielleicht, nur sicher ist es nicht!
Die letzten Tage seiner Arbeit bei dieser Diakonie, verweilt er im
Innendienst, Möbel für den Verkauf herrichten.
Kein leichter Job, oft kaum zu ertragen.
So manchen Dreck muss er beseitigen und denkt sich:
Was sind Menschen doch nur für Schweine!
Keine Panik! Nicht Alle dafür eben Viele! Und überhaupt,
warum hat er nicht einen richtigen Arbeitsplatz?
Überqualifiziert! Geht so was?
In den Augen derer, die meinen zu entscheiden, über Sein oder eben nicht, da gibt es so ein ungeschriebenes Gesetz: überqualifiziert!
Er würde bestimmt auch andere Arbeit annehmen.
Zu alt! Wie bitte?
Ist es wirklich so? Ab einem gewissen Reifegrad bist Du zu alt!
Wie kann und darf solches sein?
Frage bloß nicht, eine Antwort kriegst du so einfach nicht!
Schlicht gesagt, der Arbeitsmarkt hat seine eigenen Regeln,
die sind nun einmal fließend und somit kaum zu kriegen.
Viel Spaß auf dieser schönen Welt, ohne Arbeit, ohne Geld und nicht zu verschweigen, der Freunde gibt es auch nicht mehr so viele.
Ist logisch und klar, ohne Geld, bist du nur dritte Wahl.

Am Ufer des Flusses steht ein Mann, er füttert die Wasservögel.
Verdammt, da wird ihm bewusst, der Kreislauf beginnt von Neuem, geändert hat sich für ihn dabei wie immer eigentlich Nichts. Wirklich?
Jetzt hat er wieder viel Zeit, jeden Tag und doch es scheint sich nichts zu ändern. Es stellt sich da die bange Frage:
War es Unvermögen seinerseits? Ist er nur zur falschen Zeit geboren? Hätte er mehr aufpassen sollen, bei der Wahl seiner Eltern?
Er schüttelt nur den Kopf.
Was für ein Blödsinn, welche Möglichkeiten waren ihm gegeben,
bei diesem ach so blöden Spiel. Eigentlich er will nicht mehr!
Warum auch? Was hat es ihm schon groß gebracht?
Gelebt, dahin gewelkt, die Liebe nicht empfangen und auch ansonsten eher der Kälte ausgesetzt. Der Nestwärme allzu früh entzogen und dem kargen Leben vor die Füße geworfen.
Das ist doch einfach zu lösen, er braucht doch nur in diesen Fluss zu springen, zu ersaufen. Wer würde schon wegen einem wie ihm ein Meer der Tränen vergießen, geschweige den an einem Grab die Blumen mit Wasser benetzen oder gar trauern.
Die Antwort zu finden ist leicht: niemand!
Den Weg zu gehen, dafür fehlt ihm wieder einmal der Mut!
Oder ist es gar nur die Dummheit?
Er sieht hinaus auf den Fluss und seine Augen sind eigentlich leer,
keine Tränen mehr und auch keine Freude mehr im Herzen.
Hat es soweit kommen müssen? Hat er nun keine Ziele mehr im Leben? Aus, vorbei, Schluss!
Eine Frau sitzt auf einer Bank, neben sich einen Kinderwagen und schaut dem Mann zu. Das Baby im Kinderwagen schläft.
Die Frau steht auf und geht zu dem Mann.
„Sie machen mir jetzt aber keine Dummheit hier?“
Erschrocken dreht er sich um, es ist wie vor einiger Zeit.
Da steht sie vor ihm, ist er nun in der Lage sich ihr zu erklären.
„Wo waren Sie eigentlich die ganze Zeit? Ich habe Sie überall gesucht,
in dieser Stadt, doch zwischen den grauen Häusern, da fand ich von Ihnen keine Spur.“
Er schaut sie an, ihre Augen ,ihre Lippen, sie hat ein noch schöneres Gesicht. Er fragt. „Und haben sie ihren Mann
wieder gefunden?“ Sie lächelt ihn an. „Nun, der Erzeuger ist immer noch auf der Flucht, der Mann, der scheint aber schon sehr nahe zu sein. Ich will damit sagen, er scheint schon gefunden zu sein. Nur zappeln tut er noch wie ein Fisch an der Angel. Verstehen Sie ihn?“
Er schüttelt verneinend den Kopf.
„Nein, solch einen Trottel, kann ich auch nicht verstehen. Eine Frau, wie sie zu missachten, der Kerl gehört wahrlich bestraft. So dämlich kann doch keiner sein!“
Sie lächelt wissend. „Doch, doch, glauben Sie mir das geht. Es gibt Menschen die haben eine besonders lange Leitung.“
Er lächelt verlegen. „Ja, von der Sorte kenne ich auch welche.“
Sie grinst und freut sich sehr, jetzt gilt es nur die Situation richtig einzuschätzen und den Fang in trockene Tücher legen.
Er wird sich schon noch ihr zu verstehen geben, es dauert halt,
bei ihm auf jeden Fall.
Er ist sich nicht sicher, wie soll es nun weitergehen? Kann er doch nicht mit der Tür ins Haus fallen, am besten er vertagt, auf ein anderes Mal.
„Ich müsste gehen, die Zeit Sie verstehen?“
Die Frau lächelt wissend.
„Nicht ohne ein Versprechen und es ist zu halten.“
Er schaut sie mit offenem Mund an.
„Und was soll ich nun versprechen?“
„Ganz einfach, Morgen gleiche Stelle, gleiche Welle und keine Ausrede mehr. Ich habe auch noch eine Menge Fragen.“
Er seufzt tief und schwer.
„Gut, Morgen hier an dieser Stelle. Ich werde da sein, versprochen.“
Er reicht ihr zum Abschied die Hand und sagt.
„Tschüß bis Morgen.“
Seine Schritte fliegen dahin und er sucht schon wieder das Heil in der Flucht. Wie blöd ist er eigentlich?
Abrupt bleibt er stehen, schaut sich um, will ihr noch einmal Winken.
Nur, da steht niemand mehr. Das muss wohl eine Halluzination gewesen sein, anders kann er sich dies nicht mehr erklären. In seinen eigenen vier Wänden, sitzt er auf der Couch und fragt sich: Was ist da eigentlich passiert?
Was hat sie ihm eigentlich sagen wollen?
Er schaut vor sich hin, stiert die Tapeten auf und ab,
nur auch da steht die Antwort keineswegs geschrieben.
Tief in seinem Inneren, da spürt er ein so komisches Gefühl,
überhaupt die Frau will ihm nicht aus dem Sinn.
Ist es nicht so, da sprießt ein junges Pflänzchen, will beachtet werdet,
umsorgt und gepflegt?
Er fährt sich an seine Stirn und schreit. „Du alter Narr! Du dämliches Kamel! Du bist unter allen Ochsen dieser Erde, ungeprüft der Größte!“
Was ist nun zu tun? Klar! Morgen wird es Zeit, die Dinge endlich einmal richtig zu regeln, zu sagen, was zu sagen ist und nicht zu schweigen.
Doch meist kommt es anders, als gedacht.
Hat er doch glatt einen Termin bei der Agentur für Arbeit vergessen.
Wie peinlich!
So rennt er auf den Bus und von der Bushaltestelle zu eben jener besagten Agentur.
Lässt wie immer viel Gerede über sich ergehen, ohne einen nennenswerten Erfolg zu haben, schaut am Ende auf die Uhr.
Ist es wirklich schon so spät?
Sein Herz, das bebt, sein Atem, der keucht und doch, an der Stelle, am Ufer des Flusses, da ist niemand mehr der auf ihn wartet. Enttäuscht lässt er sich auf die Bank fallen, seine Schuld, alles seine Schuld.
Und jetzt?
Nun kann er frohlocken und sagen, er habe verloren, er sei nie und nimmer ihr ausgewählter gewesen. Die hat die Schnauze voll mein Freund! Da hast du einmal in deinem Leben,
an der wichtigen Stelle, zu lange gepennt!
So fragt er sich: Sind dies jetzt Schutzmechanismen. Oh nein, mein Freund! Das ist jawohl zu einfach gedacht, mag schon sein, von deiner Sorte gibt es noch mehr. Nur es gilt zu bedenken, es gibt auch Männer die sind nicht so blöd, sondern eher verwegen und draufgängerisch sind und denen gehört jetzt die Beute, die du nicht in der Lage warst einzufangen. Du törichter Esel!
Er sitzt auf der Bank die Hände gefaltet und sagt zu sich selbst.
„Ein Glück, so gibt es bestimmt einen Anderen, der glücklich wird und ich habe dabei auch noch geholfen. Das ist auch eine Form von Trost.“
Auf dem langen Weg zu seiner Wohnung wird ihm noch eines ganz deutlich vor Augen gehalten:
Die war zu jung für dich! Das wäre nie gutgegangen! Glaube mir, die Welt ist voll, von solchen Unglücken, sei dankbar, dir ist es nicht passiert.
Da bist du eine löbliche Ausnahme.
In seiner Wohnung erdrücken ihn an diesem Abend förmlich die Wände. Er geht zu seinem Schrank, zieht eine dicke Decke hervor und seinen alten Rucksack. Eigentlich weiß er nicht so genau, was er tut. Nur irgendwie muss er sich beschäftigen.
Er packt so mancherlei hinein, in diesen Sack, neben den Sorgen und Nöten auch natürlich Proviant und zu guter Letzt, eine Thermoskanne Kaffee. In seiner kleinen Diele, zieht er sich seine
Oberbekleidung an und da es nieselt nimmt er auch noch einen Schirm mit. Wo will er den eigentlich hin so mitten in der Nacht?
Das wüsste er schließlich auch gerne, marschiert einfach drauf los. Im Leben gibt es halt solche eingetretenen Trampelpfade, zuweilen ist man froh darüber, aber meistens nerven sie nur, bei der Suche nach dem Neuen. So zieht es ihn durch die Nacht, ob es nun glaubhaft ist oder nicht, er landet natürlich wieder an seiner alten Stelle. Er setzt sich auf die Bank, es nieselt schon ein wenig mehr, den Rucksack neben sich, die Decke über die Beine geschlungen und den Regenschirm als letzte Trutzburg über sich.
Er schaut hinüber zum Fluss und sagt ganz leise.
„Du hast mich nicht ersaufen lassen, dann lass mich wenigstens auf dieser Bank entschlafen, vom Leben zum Tode, das wäre doch nur fair. Am Morgen in der Frühe finden sie mich und keinen wundert es mehr.“
Gedanken kannst du viele haben, wie ein Meer, Wünsche kannst du hauchen in den Sternenhimmel, einen ganzen Haufen.
Nur eins mein Lieber, so schnell stirbt es sich nicht!
Wir werden es ja am Morgen sehen.
In den frühen Stunden, langsam weicht die Nacht dem Tag,
er aber sitzt da, einem Häufchen Elend nah. Alles was in dieser Nacht geschehen, ist einfach und banal, eine Erkältung wird ihn packen, Husten und Heiserkeit, vielleicht gar noch ein leichtes glühendes Fieber. Das wird er von dieser Nacht haben, nicht viel schönes aber auch nicht mehr. Die Nase tropft bereits und auch der Kaffee ist längst nicht mehr heiß. Es nieselt immer noch und nicht nur die Wolken hängen tief, nein, auch eine dicke Nebelsuppe hat sich breitgemacht. Um es ehrlich zu sagen, bei diesem Wetter schicken sie nicht einmal eine Sau vor die Tür.
In seinem Körper machen sich die Auswirkungen dieser unbequemen Nacht breit, auch das Atmen fällt ihm schwer.
Wen dies Mal gut geht, du alter Narr!
Was hast du dir bloß dabei gedacht? Nichts!
Ich denke einfach zu wenig wird ihm bewusstbewusst.
Endlich mit dem hereinbrechenden Tageslicht setzt nun auch der Nieselregen aus, davon aber kriegt er nur noch wenig mit,
die Augen fallen ihm zu. In der Ferne hört er das Klappern von Frauenschuhen und da ist er sich sicher, einen Kinderwagen.
Ja, ein Kinderwagen ist auch dabei. Natürlich!
Er hat es doch gehört, laut und deutlich.
Eine Feder umstreicht seine Wangen, leicht und zart, sie duftet,
er fühlt sich rundum wohl. Er öffnet zaghaft die Augen.
Was steht da direkt vor ihm und lächelt ihn an. Ein Kinderwagen, da sitzt ein Baby, schaut ihn mit großen Augen an und gluckst vor sich hin. Ein Baby?
Moment! Da stimmt etwas nicht. „Wird langsam Zeit, ich dachte schon ich müsste den Notarzt rufen.“
Er ist viel zu weit weg, um zu erschrecken oder gar die Flucht anzutreten. „Was machst du bloß für Sachen? Das wird sich
jetzt wohl endgültig ändern. In Zukunft werde ich da ein Wörtchen mitreden. Was hast du eigentlich dieses Mal für eine Ausrede parat?“
Er dreht den Kopf zur Seite und schaut sie an.
„ Wie heißt du eigentlich?“
Sie lacht. „Ich habe nicht mehr erwartet, diese Frage in meinem Leben zu hören? Zumindest von dir! Ich heiße Anette. Und du?“ „Stefan, Stefan heiße ich.“
Das Reden fällt ihm deutlich spürbar schwer, er hüstelt dabei. Sie lächelt ihn an.
„Und was war nun gestern?“
„Ich habe das Arbeitsamt vergessen und so bin ich zu spät hier gewesen, du warst schon fort.“
Anette nimmt seine Hand, sie ist kalt und immer noch leicht feucht vom Nieselregen.
„Na, dann haben wir ja was gemeinsam. Klein Lisa musste nämlich zur Vorsorgeuntersuchung und die habe ich auch vergessen. Ich denke wir sind jetzt quitt und reif für die
Zweisamkeit oder sollte ich nicht sagen, Familie mit Kind.“
Er lächelt still vor sich hin und meint.
„Dann hat der Fluss mir am Ende doch noch Glück gebracht.“ Anette straft mit dem Zeigefinger und meint.
„So nicht!“
Er versteht und meint. „Uns Glück gebracht.“
Sie fällt ihm um den Hals und sie geben sich einen langen Kuss. Klein Lisa sitzt derweil im Kinderwagen und klatscht in die kleinen Händchen. Ob, das wohl Beifall sein soll?
Auf jeden Fall hat der Fluss zusammengeführt, was nun zusammengehört.



© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany,
Autor des Romans: "Das Chaos"
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