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IQ Doping oder Ich habe Hirn perfekt!

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Bernard Bonvivant
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Beiträge: 166


New PostErstellt: 31.10.09, 09:59  Betreff: IQ Doping oder Ich habe Hirn perfekt!  drucken  weiterempfehlen

Ich hatte schon länger ein wenig verwundert meinen alten Kumpel beobachtet. Natürlich ist es bewundernswert ein Unternehmen erfolgreich aus dem Boden zu stampfen. Er arbeitete sieben Tage die Woche und wenn es ganz eng wurde rund um die Uhr. Er hatte alle Termine im Kopf und war ein richtiges Powerpferd.

Manche Zeitgenossen neideten ihm das Auto, das Haus und vor allem die Frau. Ich hingegen war etwas blass um die Nase, weil ich auch gerne so rangeklotzt hätte wie er. Alle meine Versuche auch so ein Übermensch zu werden, scheiterten kläglich, irgendwann streikte einfach mein Körper.

Bei mir war folglich die Luft raus und ich sagte auch. „Jetzt reicht es mir! Schluss und Aus! Jetzt mache ich langsam und ich gönne mir meine Pausen.“

Mein Bekannter grinste dann und meinte ironisch. „Na, hast du keine Power mehr? Für mich ist das Beste gerade gut genug und so ein gemütliches Leben wie du es führst, dass käme für mich nie in Frage. Ich bin immer gut drauf! Ich bin immer hellwach! Ich bin immer wahnsinnig fit!“

Diese Aussagen machten mich misstrauisch, nicht nur weil ich ein Steinbock bin, sondern weil es eine solche Perfektion im menschlichen Leben von Natur aus eher selten gibt. Meine Überlegungen liefen auf die Richtung hinaus, dass hier irgendwelche Drogen vielleicht im Spiel waren. So sehr ich mich auch bemühte dahinter zu kommen, ich fand keine Hinweise auf Drogenmissbrauch. Die Geschichte blieb mir vorerst ein Rätsel. Ich wartete eigentlich auf den großen Knall.

Der kam eher zufällig an einem Freitagnachmittag zustande. Wir saßen gemeinsam in einem Cafe. Ich hatte einen doppelten Espresso und ein stilles Wasser bestellt, während er einem Milchkaffee den Vorzug gab. Plötzlich sagte mein Bekannter: „Glaubst du, ich bin durch geknallt? Ich meine so richtig neben der Spur?“

Betroffen sah ich ihn an. In der Tat war mir seine Wesensveränderung in der letzten Zeit aufgefallen.
„Nun, ich würde sagen du bist nicht mehr der Alte.“
Mein Bekannter nickte und meinte er würde mir jetzt die Wahrheit erzählen.
Was dann in den nächsten drei Stunden folgte, war selbst für meine manchen starken Tobak gewohnten Ohren fast zu viel.

Mein Bekannter hatte irgendwann vor Jahren einen Psychologen beim Fußballspiel getroffen. Sie hatten sich im Laufe der Zeit angenähert und der gute Mensch war auf die glorreiche Idee gekommen ihm eines Tages ein Geheimnis zu verraten:

Wie kann man seine eigene Hirnleistung verstärken? Wie wird man absolut leistungsfähig? Wie wird man ein Powermann voller Tatendrang?

Natürlich fuhr mein Bekannter auf solche Informationen voll ab. Er nahm ohne zu zögern die Chance wahr sein Hirn zu dopen.

Das ging auch über eine gewisse Zeit gut, dann machten sich bei ihm die Nebenwirkungen der Medizin immer stärker bemerkbar. Außerdem wurde auch das Umfeld, insbesondere seine Familie, alarmiert von seinem Verhalten.

Er war zu einem arroganten, selbstgefälligen, hochnäsigen und von Größenwahn geprägten Monster mutiert.

Was mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, seine Frau hatte ihn ein paar Tage zuvor mit den beiden Kindern verlassen.

Am Ende unseres Gespräches sagte er für alle Anwesenden laut hörbar, er gehe freiwillig in der nächsten Woche in eine stationäre Entziehung.

Seine persönliche Tragödie hat dies aber nicht verhindern können.

Seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen. Sein Haus ist weg und seine Firma wurde ebenfalls verkauft. Heute leidet er, an den Folgen seiner so erfolgreichen Zeit. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein psychisches Wrack.

Die Idee Hirndoping sei eine ganz tolle Sache und für den Rest des Lebens die absolute Erfolgswelle, vor solcher leichtfertigen Ansicht kann eigentlich nur gewarnt werden.

Oft ist es klüger sich mit weniger zufrieden zu geben und auf lange Sicht zu denken, als für vermeintliche kurzfristige Höhenflüge unkalkulierbare Risiken einzugehen.



© Bernard Bonvivant, Schriftsteller
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